ZUM EFFEKT VON TEMPO, TONHÖHE UND SPRECHERFORMANT AUF SYMPATHIEBEWERTUNGEN: EIN RESYNTHESEEXPERIMENT
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- Petra Straub
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1 ZUM EFFEKT VON TEMPO, TONHÖHE UND SPRECHERFORMANT AUF SYMPATHIEBEWERTUNGEN: EIN RESYNTHESEEXPERIMENT Christoph Karnop, Benjamin Weiss Quality and Usability Lab, TU Berlin Abstract: Auf der Grundlage einer Literaturrecherche wurden Hypothesen darüber aufgestellt, welche Auswirkungen die Veränderung der stimmlichen Parameter Sprechtempo, Tonhöhe und Sprecherformant auf die Sympathiewahrnehmung der Stimme haben könnten. Das Sprechtempo wurde daraufhin in 7 Stufen variiert. Die Grundfrequenz wurde um +/- 2 Halbtöne verändert. Für den Sprecherformanten wurde aus der Literatur ein Energiemaximum um 3500 Hz beim 4. Formanten ausfindig gemacht, welches um +/- 8 db verändert wurde. Für die Manipulation wurden vier männliche Sprecher, die den gleichen Satz einsprachen, aus der PhonDat 1 Datenbank ausgewählt. Somit wurden aus den 4 Aufnahmen 40 weitere Stimuli synthetisiert. Zusammen mit den Originalstimuli wurden in einem Hörversuch die Auswirkungen der Veränderungen auf die wahrgenommene Sympathie von 30 Testpersonen überprüft. Die statistische Analyse wurde mittels Varianzanalyse mit dem Linear-Mixed-Effect Model vollzogen. Dabei zeigte sich ein gegenteiliges Bild zu den vorher aufgestellten Hypothesen. Stimmen, die um zwei Halbtöne erhöht wurden, wurden signifikant sympathischer wahrgenommen, als bei der negativen Veränderung. Die Manipulation des Sprecherformanten hatte keine signifikanten Auswirkungen zur Folge. Die Tempoabstufungen wurden in einer Art M -Funktion bewertet, mit besten Bewertungen für die äußeren Stufen bei +/- 15 % Veränderung, und schlechtesten Bewertungen für schwache Veränderungen von +/- 5 %. 1 Einleitung Im Rahmen der Bachelorarbeit [1] wurden Veränderungen akustischer Parameter der Stimme auf die wahrgenommene Sympathie untersucht. Damit wurden ältere Studien zu Auswirkungen von Manipulationen auf das Wohlwollen (Benevolenz) und die Kompetenz, dem 2-Faktoren Modell, sowie Ergebnisse aus korrelativen Zusammenhängen zwischen akustischen Parametern und Sympathie überprüft. 1.1 Manipulation akustischer Parameter Manipulation der Sprechrate, sowie der Grundfrequenz als Korrelat für die Tonhöhe von Stimmen, stellen wohl die beiden am häufigsten betrachteten akustischen Parameter dar. Solche Manipulationen werden beispielsweise auf ihren Effekt auf die wahrgenommene Kompetenz und Benevolenz untersucht. Bei Resyntheseexperimenten zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Sprechrate und Kompetenz, während der Zusammenhang mit Benevolenz einem Idealpunkmodell entspricht [2,3]. Wenn die Grundfrequenz der Stimme erhöht wird, hat dies negative Auswirkungen sowohl auf Kompetenz, als auch auf Benevolenz. In diesem Rahmen wurde auch eine Faktoranalyse von Fragebogendaten durchgeführt. Dabei lädt das Item Sympathie auf beiden Faktoren Kompetenz und Benevolenz. Dazu wurden 15 antonyme Attributpaare bewertet. Somit sollten auch Effekte von Sprechrate und Grundfrequenz auf die Sympathiewahrnehmung zu erwarten sein. Ein entscheidender Kontextfaktor liegt jedoch darin, in welcher Situation die Sprache verwendet wird. Je nach Situation ist der Einfluss der Kompetenz oder der Benevolenz größer auf die Sympathie [4].
2 1.2 Akustische Korrelate guten Stimmklangs Nawka und Kollegen [5] haben den sogenannten Sprecherformanten (SPF) mittels einer Langzeitspektralanalyse untersucht. In Analogie zum Sängerformanten (SF) konnte für männliche Sprecher eine Vokal-unabhängige starke Energieausprägung im Bereich des 4. Formanten in der Frequenzgruppe von 3150 Hz bis 3700 Hz ausfindig gemacht werden. Untersucht wurden drei Gruppen von männlichen Sprechern mit jeweils fünf Schauspielern, normalen gesunden, sowie heiseren Sprechern. Alle sollten in normaler Lautstärke, in gehobener Lautstärke und mit hoher Lautstärke sprechen, so wie es auch in einer Bühnensituation vorkommt. Spektrale Analysen wurden von sieben Vokalen (Monophthonge und Diphthonge) mittels Fast-Fourier-Transformation (FFT) durchgeführt und in Frequenzgruppen auf einer Bark-Skala ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen bereits bei normaler Sprechweise signifikante Unterschiede im Bereich des SPF mit einer Mittenfrequenz von 3400 Hz für die drei Gruppen. Die eigentlichen Energiemaxima der sieben Vokale in dieser Region zeigen jedoch keinen signifikanten Unterschied auf. Die Gruppe der professionellen Sprecher wies die höchsten Werte auf, gefolgt von den normalen Sprechern (vgl. Abbildung 1). Für normale Sprechstimme wird die Stärke dieses Sprecherformanten wird als Ergebnis des Anregungssignales in der Glottis und der Resonatoreigenschaften des Sprechtraktes, und demnach als Eigenschaft guten männlichen Stimmklangs, interpretiert [5,6]. Eine Manipulation der spektralen Energie in diesem Frequenzbereich sollte folglich eine Auswirkung auf die Hörerbewertungen haben. Aus der Praxis ist bekannt, dass der Frequenzbereich des Sprecherformanten durchaus für Audioproduktionen im Rahmen der Nachbearbeitung mit angehoben wird. 1 Abbildung 1 Vergleich der normalisierten Intensitäten für drei Sprechergruppen (aus [5]). In einer Fortführung der in [5,6] genannten Arbeiten wurde neben der Betrachtung der Intensität des Sprecherformanten auch die Mittenfrequenzen des dritten und vierten Vokalformanten (f 3 und f 4 ) analysiert [7]. Nach der Bewertung von 36 männlichen Schauspielern und 35 männlichen Lehrern bezüglich der Klangqualität, wurden 24 Stimmen für eine genauere Untersuchung ausgewählt. Dafür wurden die 14 besten Stimmen in die Kategorie BNQ (better-than-normal male voices) bzw. die 10 schlechtesten in die Kategorie WNQ (worse-than-normal male voices) eingeteilt. Untersucht wurden die spektralen Eigenschaften durch LTAS (long-term-average-spectrum) und mittels eines Abstandswertes zwischen den Maxima der f 1 -Region und der f 4 -Region miteinander verglichen. Bei der spektografischen Analyse wurden die Mittenfrequenzen der ersten vier Formanten und, falls vorhanden, auch von f 5 analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die trainierten Stimmen der Schauspieler eine größere Energie in der Spektralregion des SPF aufweisen, signifikant aber 1 Aussage von Dr. Nebert im Workshop Das Technische der Audioproduktion, Tagung "Stimme - Medien - Sprechkunst" der Philipps-Universität Marburg, 2015.
3 nur für eine laute Aussprache. Die Existenz des SPF im LTAS konnte auch in der Gruppe der WNQ nachgewiesen werden. Neu sind die Erkenntnisse, dass bessere Klangqualität aus einer Kombination von starker spektraler Auspregung des SPF und einer tieferen Mittenfrequenz von f 4 in Richtung f 3 entsteht. Statt professionelle Stimmen mit normalen oder sogar kranken Stimmen zu vergleichen, wurden in [8] nur normale Stimmen (hier von Studenten) ausgewählt, um diese bezüglich ihrer wahrgenommenen Klangqualität bewerten zu lassen. Begleitend dazu wird die Stimme mittels LTAS beobachtet. Neben Betrachtungen des L eq (äquivalenter Schalldruckpegel) werden die Frequenzbereiche zwischen 1-3 khz und 3-4 khz besonders untersucht. Bezüglich des für diese Arbeit wichtigen Frequenzbandes um den 4. Formanten zeigte sich, dass sich die bestbewerteten Stimmen kaum von den normalen Stimmen unterscheiden, jedoch beide Gruppen eine deutlich größere Ausprägung der Frequenzspitze haben. Leino (2009) resümiert, dass die starke Ausprägung der Spitze nicht nur aus einer besonders lauten Stimme resultiert, sondern einen resonatorischen Ursprung hat [8]. In einer Fortführung dieser Arbeit wurde versucht, durch gezieltes Training einen positiven Effekt auf die Ausprägung des SPF zu erzielen, und die Bewertungen vor und nach dem Training zu vergleichen [9]. Die Untersuchungen ergaben, dass nach dem Training bei gleichem L eq der SPF deutlich stärker ausgeprägt war als zuvor, was einen Amplitudenunabhängigen Anstieg der Energie in diesem Frequenzbereich bedeutet. Besonders war der Effekt bei einer etwas lauteren Sprechweise zu bemerken. Dennoch war er ebenso bei leiserem Sprechen vertreten. 1.3 Sympathiebewertung prosodischer Parameter In [10] werden Sympathiebewertungen gleichgeschlechtlicher Hörer für männliche und weibliche Sprecher auf der Basis eines vorgelesenen Satzes untersucht. Mittels Spearmans Rangkorrelation wurden unter anderem die Parameter durchschnittliche Grundfrequenz (f 0 ), Varianz von f 0, Sprechtempo und spektrale Ausprägung des SPF untersucht. Bezüglich der hier relevanten Parameter wurden folgende Korrelationen festgestellt: Zwischen mittlerer f 0 und Sympathie besteht bei Männern ein negativer Zusammenhang (tiefere Grundfrequenz mit besserer Sympathiebewertung), jedoch konnte er nicht im signifikanten Maße nachgewiesen werden. Die SPF-Ausprägung erlangte Signifikanz und zeigt eine positive Korrelation. Der für diese Arbeit wichtige Zusammenhang zwischen Sprechtempo und Sympathie konnte für Männer nicht nachgewiesen werden, jedoch in signifikantem Maße bei Frauen. Letzteres Ergebnis zeigt wieder die Problematik auf, dass Sympathie, Kompetenz und Wohlwollen nicht Einwand frei in Verbindung zu setzen sind. 1.4 Hypothesen Aus der vorhandenen Literatur wurden folgende Hypothesen abgeleitet: 1) Eine tiefere Grundfrequenz führt zu einer besseren Sympathiebewertung. 2) Ein höheres Sprechtempo führt zu einer höheren Sympathiebewertung. 3) Eine stärkere spektrale Ausprägung um 3500 Hz im Bereich des Sprecherformanten führt zu einer höheren Sympathiebewertung. 2 Methode 2.1 Hörstimuli Die verwendeten Aufnahmen stammen aus der PhonDat 1 Datenbank und wurden auch auf ihre Synthetisierbarkeit hin ausgewählt, da Manipulationen bei manchen Aufnahmen schneller zu hörbaren Fehlern führen können. Außerdem wurde darauf geachtet, dass die Sprecher möglichst keinen Dialekt oder Sprachfehler aufweisen, um die Aufmerksamkeit
4 nicht auf ein solches Merkmal zu lenken. Für die vier Sprecher wurden zwei eher sympathische und zwei eher unsympathische ausgewählt. Es wurde der Satz ausgewählt: Alle Redner auf der Bürgerversammlung bezeichnen die seit heute gültige Zollerhöhung, als unkluge und unnötige Abgabe. Er hat je nach Sprecher eine normale Dauer von 7 bis 9 Sekunden und gehört somit gezielt zu den längsten Einzelsätzen der Datenbank, um trotz ähnlicher Stimuli einen nachhaltigen Eindruck für die Bewertungen zu erzeugen. Da bisherigen Ergebnisse zum Sprecherformanten auf männliche Sprecher beschränkt sind, wurden auch hier männliche Sprecher ausgewählt. Die Manipulation des Sprechtempos wurde in PRAAT vorgenommen, genauso wie auch die Manipulation der Grundfrequenz. Hierbei kam der TD-PSOLA Algorithmus zur Anwendung. Die Grundfrequenz wurde um +/- 2 Halbtöne (Hat) manipuliert. Das Sprechtempo wurde in den sieben Stufen +/- 15 %, +/- 10 %, +/- 5 % sowie dem Original repräsentiert. Es wurde darauf geachtet, dass die Stimmen natürlich klangen und möglichst keine Artefakte auftraten. Die Manipulation des Spektrums erfolgte in der DAW Ableton Live 8 mit dem Plug-In FabFilter Pro-Q 2. Dafür wurde ein FIR Bell-Filter bei 3500 Hz mit einem Q von 2 und einer Flankensteilheit von 24 db/oktave verwendet. Die Manipulation erfolgte in positive und negative Richtung nach Gehör um 8 db. Um einem Amplitudenanstieg entgegenzuwirken, wurde eine automatische Pegelanpassung eingestellt. Die Abbildung 2 zeigt die Oberfläche der Anwendung und eine bespielhafte Manipulation. Abbildung 2 Beispiel für die Manipulation der spektralen Eigenschaften. 2.2 Durchführung Befragt wurden 30 Testpersonen, darunter 15 Männer und 15 Frauen, mit einem Durchschnittsalter von insgesamt 24,37 Jahren (Frauen mit 24,13 Jahren und Männer mit 24,6 Jahren). Die Testsituation begann mit einer schriftlichen Instruktion, der ein kurzes Training in dem Programm LisTEn [11] mit 8 zufällig ausgewählten Stimuli folgte. Dabei fielen auf jeden Sprecher zwei Stimuli. Die Wiedergabe der Stimuli erfolgte randomisiert und über Kopfhörer (Sennheiser HD 25 C II). Die Probanden wurden meistens einzeln, jedoch teilweise auch zu zweit im selben Raum befragt. Umgebungsgeräusche waren dabei zu vernachlässigen, was auch in Nachgesprächen bestätigt wurde. Ein Durchgang dauerte etwa 25 Minuten. Auf der 7-stufigen Bewertungsskala repräsentierte 1 das positive, 7 das negative Ende.
5 2.3 Statistik Die statistische Auswertung wurde in dem Programm R umgesetzt. Angewendete Methoden waren die Varianzanalyse durch das Linear-Mixed-Effect Model [12], sowie der nachfolgende Tukey-Posthoc-Test. Die verwendete Funktion in R war lme aus dem Paket nlme mit der Methode anova. Fixed-Effects sind die Sprecher, Hörergeschlecht und die drei Manipulationen, Random-Effects sind Hörer. Es werden nur Haupteffekte ausgewertet. 3 Ergebnisse Die Auswahl zweier eher sympathischer und zweier eher unsympathischer Sprecher war erfolgreich (Abbildung 3, links). Das Altersgefüge zeugt von einer sehr homogenen Probandengruppe. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt werden (Tabelle 1) und die Bewertungen waren ausreichend konsistent (Intra-Class-Correlation(2,k) =.93). Für die Korrektur des -Fehlers wird gemäß der Anzahl der zu untersuchenden Hypothesen das globale = 0.05 durch n = 4 geteilt und ergibt somit ein lokales von Für die Manipulationen wurden die Varianzhomogenität und Normalverteilung der Residuen bzw. der zufälligen Variable überprüft und konnten in jedem Fall angenommen werden. Die anschließende Varianzanalyse mit einem Linear-Mixed-Effects model weist einen signifikanten Effekt der f 0 -Manipulation und der Sprechrate nach, jedoch nicht der Manipulation der spektralen Energie (Tabelle 1). Im anschließenden Tukey-Posthoc-Test wurden die einzelnen Stufen mit einander verglichen (Tabelle 2). numdf dendf F-value p-value (Intercept) <.0001 Sprecher <.0001 Geschlecht Sprechrate <.0001 Grundfrequenz <.0001 Sprecherformant Tabelle 1 Ergebnisse der Varianzanalyse mit gemischten Effekten für die Grundfrequenz. Estimate z value Pr(> z ) == < == < == Tabelle 2 Tukey-Posthoc-Test für die Grundfrequenzmanipulation (signifikanter Unterschied zwischen den Stufen -2 Hat und 2 Hat und 0 Hat und -2 Hat). Das Ergebnis weist einen eindeutigen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Manipulationsstufen nach, wobei die Erhöhung entgegen den Erwartungen als sympathischer wahrgenommen wurde. Ebenso ist ein Unterschied zwischen der nicht manipulierten Version und -2 HT zu sehen. Der Boxplot in Abbildung 3, rechts, zeigt das Ergebnis anschaulich. Das Linear-Mixed-Effects-Model zeigt auch einen signifikanten Unterschied für die Sprechratenveränderung an (Tabelle 1). Der anschließende Tukey-Posthoc-Test zeigt die einzelnen Stufen, die sich signifikant von einander unterscheiden (Tabelle 3).
6 Abbildung 3 Boxplot der Sprecherunterschiede (links); der Grundfrequenzmanipulation (rechts, sprechernormalisierte Bewertungen). Estimate z value Pr(> z ) == == < == == < == == == < == < == < == == == < == == < == < == < == < == == < == < == Tabelle 3 Ergebnisse des Tukey-Posthoc-Tests zeigen einige signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Stufen. Der Boxplot in Abbildung 4 offenbart eine Art M -Funktion für die Sprechratenmanipulation. Da die vier Sprecher bereits Tempounterschiede aufweisen, wurde auch überprüft, ob eine Temponormalisierung das Ergebnis verändert. Dazu wurden die Manipulationsstufen neu vergeben und teilweise ausgeschlossen, da im Original Sprecher brfn langsamer und lind sowie m17a schneller sprechen. Dies führt jedoch nicht zu einer grundsätzlichen Veränderung der Ergebnisse (Abbildung 5). Es ist lediglich eine Verminderung des Effektes für niedrigere Raten zu erkennen.
7 Abbildung 4 Boxplot der Sprechratenmanipulation zeigt eine M -Funktion (sprechernormalisierte Bewertungen). Abbildung 5 Boxplot der Sprechratenmanipulation (sprechernormalisierte Bewertungen, temponormalisierte Darstellung). Die Varianzanalyse für die spektralen Veränderungen zeigt keine durch die Manipulation hervorgerufenen signifikanten Veränderungen an. 4 Diskussion und Fazit Trotz zahlreicher Studien zum Sprechformaten konnte der erwartete Effekt einer erhöhten Energie im Bereich um 3.4 khz nicht nachgewiesen werden. Stattdessen zeigten sich zwei überraschende Effekte, ein negativer Einfluss der Absenkung der Grundfrequenz und ein negativer Einfluss einer leichten Erhöhung und Verringerung der Sprechrate. Aufgrund der lediglich vier verschiedenen Sprecher lassen sich diese Ergebnisse zwar nicht generalisieren, zeigen aber eine deutliche Diskrepanz mit bestehenden Ergebnissen. Das Resultat für die Grundfrequenz ließe sich kontext- bzw. kulturabhängig interpretieren, da bereits ein ähnliches Ergebnis, nämlich eine positive Korrelation zwischen Grundfrequenz und Sympathieurteil für deutsche Teilnehmer als Gegensatz zu amerikanische Englischsprecher festgestellt wurde [13]. Dazu bedarf es jedoch weiterer Daten für mehr Sprecher. Auch der negative Einfluss einer Veränderung der Sprechrate in beide Richtungen bei positiven originalen und auch extremen Raten könnte ein Hinweis auf mehrere wirkende Stereotype bzw. Kontexte sein, also zweier Attributionsprozesse mit positivem Fazit für die
8 Sympathiebewertung. Dafür muss jedoch ein Einfluss möglicher leichter Artefakte durch die Manipulation des Sprechtempos ausgeschlossen werden. Eine Wiederholung mit mehr Sprechern als Ausgangsmaterial, dafür weniger Varianten für das Sprechtempo, sollte zwingend den Interpretationskontext für die verschiedenen Stimuli erfassen: Entweder über zwei explizite Varianten in der Aufgabenstellung (bspw. sachliches vs. geselliges Rahmenszenario) oder durch individuelle Beschreibungen der extrem beurteilten Stimuli durch die Teilnehmer. Weitere sinnvolle methodische Veränderungen betreffen die Einführung von Füllstimuli, um von den Manipulationen abzulenken und um neben der durch Manipulation induzierten auch natürliche Variation durch Sprecherauswahl auszuwerten, da insbesondere bei den stärkeren Veränderungen die Natürlichkeit leiden kann. Da für den Sprecherformanten bereits artikulatorisch-akustische Erklärungsmuster bestehen, wäre eine eigene Untersuchung mittels artikulatorischer Synthese wünschenswert. Literatur [1] KARNOP, C.: Auswirkungen der Manipulation akustischer Parameter auf die Sympathiewahrnehmung der Stimme. Berlin: TU Berlin, [2] BROWN, B.L., STRONG, W.J., RENCHER A.C.: Fifty four voices from two: The effects of simultaneous manipulations of rate, mean fundamental frequency, and variance of fundamental frequency on ratings of personality from speech. Journal of the Acoustical Society of America 55(2), 1974, S [3] BROWN, B.L., STRONG, W.J., RENCHER A.C.: Acoustic determinants of perceptions of personality. Linguistics 13(166), 1975, S [4] NESLER, M.S., STORR, D.M., TEDESCHI, J.T.: The interpersonal judgment scale: A measure of liking or respect? The Journal of Social Psychology 133(2), 1993, S [5] NAWKA, T., ANDERS, L. C., CEBULLA, M., ZURAKOWSKI, D.: The Speaker s Formant in Male Voices. Journal of Voice Vol. 11(4), 1997, S [6] LEINO, T.: Long-Term Average Spectrum Study on Speaking Voice Quality in Male Actors. In: Proceedings of the Stockholm Music Acoustics Conference, [7] BELE, I.V.: The Speaker s Formant. Journal of Voice Vol. 20(4), 2006, S [8] LEINO, T.: Long-Term Average Spectrum in Screening of Voice Quality in Speech: Untrained Male University Students. Journal of Voice Vol. 23(6), 2009, S [9] LEINO, T., LAUKKANEN, A., RADOLF, V.: Formation of the Actor s/speaker s Formant: A Study Applying Spectrum Analysis and Computer Modeling. Journal of Voice Vol. 25(2), 2011, S [10] WEISS, B.: Akustische Korrelate von Sympathieurteilen bei Hörern gleichen Geschlechts. In: 26th Konferenz Elektronische Sprachsignalverarbeitung, Studientexte zur Sprachkommunikation 78, Dresden: TUD-Press, 2015, S [11] SCHÄFER, S., GEISER, M.B.C., VARY, P.: A listening test environment for subjective assessment of speech and audio signal processing algorithms. In: Elektronische Sprachsignalverarbeitung, Studientexte zur Sprachkommunikation, Dresden: TUD-Press 2011, S [12] PINHEIRO, J.C., BATES, D.M.: Mixed-Effects Models in S and S-Plus. New York: Springer Verlag, [13] SCHERER, K.: Personality markers in speech. In: SCHERER, K., GILES, H. (Eds.), Social markers in speech. Cambridge University Press, 1979, S
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