Lehrreflexion als hochschuldidaktische Methode
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1 Lehrreflexion als hochschuldidaktische Methode Ausbildungsplenum Pädagogische Hochschule Luzern, 7. Januar 2015 Balthasar Eugster Widersprüche der Hochschullehre I «Eines der größesten Probleme der Erziehung ist, wie man die Unterwerfung unter den gesetzlichen Zwang mit der Fähigkeit, sich seiner Freiheit zu bedienen, vereinigen könne. Denn Zwang ist nötig! Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?...» Kant, Über Pädagogik (1803), A32 Seite 2
2 Widersprüche der Hochschullehre I Lernnormierung Bildungsziele Lernprozesse Lernunterstützung Bildungsprozesse Seite 3 Widersprüche der Hochschullehre II Ursache Kausalität Wirkung X Kausalgesetze Technologiedefizit des s (Luhmann & Schorr 1982) Seite 4
3 Widersprüche der Hochschullehre II Irgendeine Wirkung erzielen wir immer. Aber wir können nicht sicher sein, welche Wirkung das ist. Wirkungskonzepte Seite 5 Widersprüche der Hochschullehre III trivial nichttrivial Input... Output Input... Output Programm Programm Selbst Lehrpersonen können nicht anders, als de wie Trivialmaschinen zu behandeln, obwohl sie wissen, dass de keine Trivialmaschinen sind. Professionswiderspruch (Luhmann 1986/1994) Seite 6
4 Widersprüche der Hochschullehre IV An Hochschulen wird Wissen weitergegeben und zugleich neu generiert. Wissenschaftliches Wissen will kanonisiert und zugleich verworfen werden. Dieses Spannungsverhältnis müssen Studierende und Dozierende auszuhalten lernen. Seite 7 Lehrreflexion Wissenschaftliches und sind möglich nicht trotz, sondern wegen dieser Widersprüche. Lehrreflexion ist der bewusste Umgang mit den Widersprüchen. Lehrreflexion ist nicht Qualitätssicherung. Funktionieren der Organisation, das Kausalität unterstellen muss Seite 8
5 Lehrreflexion Wirkungskonzepte zum Thema machen Wissensaufbau Wissen Wissenskritik Seite 9 Wissensaufbau Wissen Wissenskritik Was tun die Beteiligten? Wie wird Wissen thematisiert? Wie nehmen Studierende das Geschehen wahr? Wie viel Unwägbarkeit lasse ich zu? Wie gehe ich mit Unerwartetem um? Wie gehen Studierenden mit Überraschungen um? Seite 10
6 LN P 2 4 D S 2 S S S 3 S S S 4 Selbstbeobachtung Peer-Feedback Aussen-Feedback Studentisches Feedback HD 3 R 5 Datenanalyse Seite 11 Formen des studentischen Feedbacks Classroom Assessment Techniques Spontane Rückmeldungen Rückfragen im Unterricht Stimmungsbarometer LV-Beurteilung Gesamt-Uni nicht-sprachliche Signale Pausengespräch Blitzlicht Persönlicher Fragebogen nicht formalisiert stark formalisiert Seite 12
7 Leitfragen für den Einsatz Müssen Informationen generiert werden? Oder liegen sie bereits vor? Wie wird wissenschaftliches Wissen zum Thema? Wie wird Interpretation/Diskussion didaktisch in Lerntätigkeiten integriert? Welches ist die Rolle der Studierenden? Wie sichern Dozierende und Studierende die Erkenntnisse (Konsolidierung)? Seite 13 Beispiel I: Studentische Beobachtung Situation: Seminarsitzung mit Diskussion nach studentischem Referat Form: Zwei Studierende erhalten Beobachtungsauftrag geben Rückmeldung zu Diskussion Wissenskritik: BeobachterInnen weisen darauf hin, dass phasenweise aneinander vorbeigeredet wurde (Belege). Gründe werden gemeinsam analysiert Konsolidierung: Studierende halten Ergebnis in Lerntagebuch fest. Seite 14
8 Beispiel II: Muddiest Point (CAT) Situation: Einsatz von CAT (Muddiest Point) nach anspruchsvoller Seminarsitzung Form: Studierende werden gefragt, was für sie der schwierigste Aspekt der Sitzung war. Auswertung bis zur nächsten Sitzung Wissenskritik: Schwierige Aspekte werden nicht noch einmal erklärt, es wird ergründet, weshalb in kognitiver Hinsicht Schwierigkeiten auftraten Konsolidierung: Studierende notieren neben Erklärung auch wissens- bzw. kognitionstheoretische Zusammenhänge Seite 15 Beispiel III: Rückmeldung aus Hospitation Situation: Didaktikexpertin hat Lehrveranstaltung besucht und mit dem Dozenten analysiert. Form: Dozent thematisiert einen ausgewählten Aspekt in der nächsten Sitzung. Verunsicherung nach Abweichen von Lehrbuchvorgehen Wissenskritik: Studierende beschreiben ihre Versunsicherung, Dozent erläutert seine Überlegungen. Konsolidierung: Dozent und Studierende vereinbaren, bei ähnlichen Situationen Time-Out einzulegen Seite 16
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