HÖH ENZOLLERISCHE HEIMAT

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1 HÖH ENZOLLERISCHE HEIMAT M 3828 F Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein 39. Jahrgang Nr. 1 / März 1989 Ehemalige Windmühle von Inneringen. Es ist nur wenig bekannt, daß es mangels Wasserkraft auf der Albhöhe Windmühlen gab. Die Inneringer Windmühle war noch bis zur Jahrhundertwende 'n Betrieb. Foto Nachlaß Waldenspul. OTTO H. BECKER Der Nachlaß Albert Waldenspul Eine Fundgrube für die Landeskunde und die Denkmalpflege 1) Vorbemerkung Unter den im Staatsarchiv Sigmaringen und seinen Deposita verwahrten Nachlässen nimmt der Nachlaß Albert Waldenspul nach Inhalt und Umfang eine Sonderstellung ein. Während in den nachgelassenen Papieren von Privatpersönlichkeiten Briefe, Handakten, Zeugnisse, Ernennungsurkunden und Ordensdiplome den Schwerpunkt der Überlieferung zu bilden pflegen, besteht der Nachlaß Waldenspul vornehmlich aus Dokumentationsmaterial, das aus der Tätigkeit des Nachlaßgebers als Geistlicher und begeisterter Kunsthistoriker und Heimatforscher erwachsen ist, nämlich aus theologischen Abhandlungen, Manuskripten von Vorträgen, Studien zur Kunst- und Landesgeschichte und vor allem aus Fotos. Dieser Befund mag es rechtfertigen, sich hier einmal näher mit dem Naßlaß Waldenspul zu beschäftigen. Zum besseren Verständnis des Nachlaßinhalts soll zuvor kurz die Vita und das kunsthistorische und landeskundliche Schaffen des Nachlaßgebers beschrieben und gewürdigt werden. 2) Leben und Werk Albert Waldenspuls Albert Waldenspul wurde am 25. April 1885 in Wald geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und nach zweijähriger Vorbereitung durch den Heimatpfarrer trat er als Zögling des Fidelishauses in das Sigmaringer Gymnasium ein und legte dort 1906 die Reifeprüfung ab. Danach studierte er an

2 der Universität Freiburg i.br. Theologie und nebenbei auch Kunstgeschichte. Nach dem Empfang der Priesterweihe am 6. Juli 1910 in St. Peter im Schwarzwald war er zunächst zwei Jahre lang als Vikar in Hechingen tätig. Sein weiterer beruflicher Lebensweg führte ihn 1912 nach Veringendorf, wo er zunächst noch als Vikar, ab 1914 als Pfarrverweser wirkte. Als Pfarrer wurde Waldenspul 1920 nach Gruol und 1936 nach Imnau berufen. Von 1943 bis zu seiner Pensionierung 1961 wirkte Waldenspul als Pfarrer in Melchingen. Dort lebte er auch bis zu seinem Tod am 22. Februar Die Gemeinde Melchingen verlieh ihrem langjährigen und hoch verdienten Seelsorger anläßlich seines Goldenen Priesterjubiläums 1960 das Ehrenbürgerrecht. Pfarrer Waldenspul war es auch noch vergönnt, kurz nach seinem 90. Geburtstagdas Eiserne Priesterjubiläum begehenzu dürfen. Neben seinen seelsorgerischen Aufgaben, die er nie vernachlässigte, widmete sich Pfarrer Waldenspul zeitlebens mit Passion der Erforschung der Geschichte und der Kunstgeschichte seiner hohenzollerischen Heimat. Bereits als Vikar in Veringendorf trat er dem Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, aus dem 1934 der Verein für Geschichte, Kultur- und Landeskunde Hohenzollerns in Sigmaringen und 1965 schließlich der Hohenzollerische Geschichtsverein hervorging, als Mitglied bei. Die Erstlingsfrucht seiner heimatkundlichen Forschungen war die Herausgabe des Seelbuchs des Klosters Wald von 1505, das in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 52 (1918/19) veröffentlicht wurde wurde Waldenspul in den wissenschaftlichen Ausschuß des Vereins für Geschichte, Kultur- und Landeskunde Hohenzollerns in Sigmaringen berufen. Anläßlich seiner 50jährigen Mitgliedschaft ernannte der Geschichtsverein Pfarrer Albert Waldenspul zum Ehrenmitglied. Von zentraler Bedeutung für das wissenschaftliche Schaffen Waldenspuls war seine Mitarbeit im Institut von Prof. Weise in Tübingen, die er gleichfalls während seiner Vikarszeit in Veringendorf aufnahm. Prof. Weise hatte sich vor allem die Erforschung der gotischen Plastik in Schwaben zum Ziel gesetzt. Albert Waldenspul begann, mit seiner Plattenkamera die Zeugnisse der gotischen Plastik im Laucherttal und dann in den benachbarten Orten auf der Alb festzuhalten. Aus dieser Dokumentations- und Forschertätigkeit sind die Anfänge zu seiner umfangreichen Fotosammlung, die unten noch näher beschrieben und charakterisiert werden soll, und die Monographie»Die gotische Holzplastik des Laucherttales in Hohenzollern«, die als Heft 2 der Forschungen zur Kunstgeschichte Schwabens und des Oberrheins, Tübingen 1923, publiziert wurde, erwachsen. Den Erstlingswerken sind in den folgenden Jahrzehnten eine Fülle von Beiträgen in Sammelwerken, wissenschaftlichen Zeitschriften und Zeitungen gefolgt, über 70 an der Zahl. Als wohl wichtigste Arbeiten darunter sollen hier genannt werden: die kunstgeschichtlichen Beschreibungen der Orte des ehemaligen Oberamts Haigerloch in den von W. Genzmer herausgegebenen»kunstdenkmäler Hohenzollerns, Bd. 1: Kreis Hechingen«, Hechingen 1939, und seine Aufsätze in der Festschrift»200 Jahre Pfarrkirche St. Stephan in Melchingen «, [Melchingen] Noch als 88jähriger veröffentlichte Albert Waldenspul in der Hohenz. Heimat 23 (1973) den Aufsatz»Kunde von der Burren-Burg bei Wald (Hohenzollern)«. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst kam schließlich auch den einzelnen Kirchenbaumaßnahmen zugute, die Albert Waldenspul als Geistlicher zu übernehmen hatte, so den Neubau der Veringendorfer Filialkirche in Hochberg, die Renovierung der Pfarrkirche und der Friedhofskapelle in Gruol und schließlich auch die gelungene Restaurierung der spätbarocken Pfarrkirche zu Melchingen. Populär wurde Pfarrer Waldenspul jedoch vor allem durch seine zahlreichen Lichtbildervorträge über Themen zur Geschichte und Hohenzollerns, in welchen er es mit volkstümlichen Worten verstand, den Zuhörern die Schönheit der heimischen Kunst und der Geschichte näherzubringen. Die Tätigkeit Waldenspuls als Seelsorger, Kunsthistoriker und Heimatforscher fand allgemein Anerkennung. Persönlichen Ehrungen und beruflichen Erfolgen stand er jedoch stets distanziert gegenüber. Er wollte vielmehr ein einfacher Landpfarrer sein und bleiben. So lehnte er das Angebot von Prof. Weise, bei ihm zu promovieren, ebenso ab wie die angebotene Anstellung als geistlicher Studienrat im höheren Schuldienst und die Berufung zum Fürstl. Fürstenbergischen Hofkaplan in Heiligenberg. 3) Übernahme und Erschließung der Nachlaßteile a) Die Zeitungsausschnittesammlung Auf Ansuchen des damaligen Staatsarchivdirektors Dr. Gregor Richter überließ Pfarrer Waldenspul 1975 dem Staatsarchiv Sigmaringen seine Zeitungsausschnittesammlung zur Verwahrung. Die Ablieferung, die als Bestand N (Nachlässe) 53 gelagert wurde, bestand aus 60 Heften mit eingeklebten Zeitungsausschnitten aus den Jahren 1913 bis 1975 und vier Heften Register, jeweils eines für die vier von dem Nachlaßgeber gebildeten Betreffserien»Beiträge zur heimatlichen Kunstgeschichte und Kunstfragen«,»Nachrichten betr. Personen in oder aus Hohenzollern und Umgebung«und»Beiträge von Pfarrer Waldenspul zur Geschichte von Hohenzollern und Umgebung«. Die Akzession umfaßte 0,60 lfd. m Schriftgut. Bei der anschließenden Inventarisierung behielt der Bearbeiter, Amtsrat J. Adam, die Ordnung des Nachlaßgebers bei und numerierte die Hefte mit fortlaufenden arabischen Zahlen durch, wobei die sogen. Register den jeweils zugehörigen Heften vorangestellt wurden. Um den Zugriff zu den einzelnen Beiträgen rasch zu erleichtern, erstellte der Bearbeiter einen differenzierten Orts-, Personen- und Sachindex. b) Die Fotosammlung und sonstige persönliche Papiere Waldenspuls Die weiteren Bemühungen des Staatsarchivs Sigmaringen, Pfarrer Waldenspul zur Abgabe von weiteren Teilen seines Nachlasses zu bewegen, blieben erfolglos. In seinem Testament vom 26. September 1978 ordnete er jedoch an:»meine Fotoplatten, die Fotos sowie die Lichtbilder aus meinen kunstgeschichtlichen Arbeiten soll der Hohenzollerische Geschichtsverein für sein Archiv erhalten.«im Mai 1979 wurden die besagten Unterlagen und weitere Materialien aus dem Nachlaß Waldenspuls, wie sich später herausstellte, von einem Beauftragten des Staatsarchivs Sigmaringen in Melchingen abgeholt und dem Archiv des Hohenzollerischen Geschichtsvereins einverleibt, das satzungsgemäß im Depositum Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv des Staatsarchivs verwahrt wird. Durch dieses Verfahren wurde der Nachlaß Waldenspul zerrissen und zwei verschiedenen Eigentümern zugewiesen, ein Mißstand, der durch die gemeinsame Verwaltung der beiden Archive freilich abgemildert wird. Für die Lagerung dieser Akzession wurden insgesamt ca. 1,40 lfd. m Regalmeter benötigt, wobei die einzelnen Holzkästen und Pappkartons mit den Fotos und Fotoplatten in den Gefachen gestapelt werden konnten. Bei der 1983 von dem Verf. und seinen Mitarbeitern in 2

3 Fnedhof von Inneringen ca Im Vordergrund die große Hüle, die später als Löschwasserteich und zeitweilig als Schwimmbad verwendet wurde. Foto Nachlaß Waldenspul. Angriff genommenen Inventarisierung dieser Archivalienabgabe wurden zunächst drei Nachlaßteile gebildet: I. Diapositive, II. Persönliche Papiere und sonstiges Sammlungsgut und III. Fotos. Die vorgefundene Ordnung und der Erschließungsgrad des I. Teils der Akzession erwiesen sich als geradezu vorbildlich. Pfarrer Waldenspul hatte die insgesamt ca Dias (schwarz-weiß) wohl zum Zwecke seiner zahlreichen Lichtbildervorträge thematisch in 44 mit fortlaufenden römischen Zahlen und mit Betreffen versehenen Holzkästen bzw. Pappkartons verwahrt. Den Kästen lagen jeweils Verzeichnisse der darin befindlichen Dias bei. Eine Neuordnung war somit unnötig. Bei der Abfassung des Repertoriums, das Frau G. Huber übernahm, genügte es, die Nummern und die Sachbetreffe der einzelnen Kästen zu übernehmen und die Dias durchzunumerieren. Abschließend wurde ein Ortsindex erstellt. Nach einem vom Verf. erarbeiteten Ordnungsschema mit den Gruppen»Verzeichnisse«,»Vortragsmanuskripte, Ausarbeitungen und Exzerpte«,»Geistliche Betrachtungen«,»Druckwerke«und»Alben«verzeichnete 1986 Frau U. Neuendorff den II. Teil dieser Archivalienablieferung. Sie enthält insgesamt 42 Einheiten und umfaßt 0,40 lfd. m Dokumentationsgut. Die Teil III der Akzession zugewiesenen Fotos sind allesamt auf Pappe aufgezogen und wurden von Pfarrer Waldenspul in eigens dafür hergestellten Pappkartons verwahrt. Bei der Inventarisierung, die ebenfalls Frau U. Neuendorff übernahm, wurden die einzelnen Kartons mit römischen Zahlen versehen und die darin befindlichen Fotos jeweils mit lfd. arabischen Zahlen durchnumeriert. Bei der Verzeichnung wurden in der Regel auch die informativen Dorsualvermerke Waldenspuls übernommen. Fotos, die vom Nachlaßgeber nicht erläutert worden sind, wurden anhand von W. Genzmer, Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, 2 Bde., Hechingen-Stuttgart , und J. Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Stuttgart 1943, zu identifizieren gesucht. In Zweifelsfällen wurden die erschlossenen Abbildungen mit Fragezeichen versehen. Nach der Verzeichnung und Reinschrift der Titelaufnahmen erstellte die Bearbeiterin einen Ortsindex. Da ein erheblicher Teil der Fotos Abbildungen von Heiligenfiguren darstellt, wurde außerdem ein Index Sanctorum erarbeitet. - Dieser Teilbestand umfaßt ca. 0,73 lfd. m und enthält 539 Fotos. 4) Bewertung des Nachlasses Waldenspul Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß der Nachlaß Waldenspul eine Quelle par excellence für die Kunst- und Landesgeschichte Hohenzollerns und darüber hinaus darstellt. Dieser Befund darf auch für die als Bestand N 53 des Staatsarchivs Sigmaringen verwahrte Zeitungsausschnittesammlung gelten. Die Dokumentation läßt nicht nur Rück- Pfarrer Johann Adam Kraus 85 Jahre Am 18. März 1989 beging Herr Pfarrer Johann Adam Kraus, Erzbischöflicher Archivar i. R., in geistiger und körperlicher Frische seinen 85. Geburtstag. Der Hohenzollerische Geschichtsverein und die»hohenzollerische Heimat«überbrachten dem Jubilar ihre Glückwünsche. Die»Hohenzollerische Heimat«möchte sich an dieser Stelle herzlich bedanken für die vielen hundert Beiträge und die großen materiellen Zuwendungen. In der nächsten Nummer werden wir eine ausführliche Würdigung der Person und des Lebenswerkes von Herrn Pfarrer Kraus bringen. 3

4 schlüsse auf die Persönlichkeit, die Interessen und die Arbeitsweise des verdienten Heimatforschers Albert Waldenspul zu, sondern bietet auch eine Fülle von bibliographischen Nachweisen zur Landesgeschichte Hohenzollerns und der angrenzenden württembergischen Gebiete, die man selbst in der ausgezeichneten Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte (= Zeitschrift für Hohenz. Geschichte 11/12, 1974/1975) von W. Bernhardt und R. Seigel vergeblich sucht. Die Sammlung gewährt überdies den raschen Zugriff auf Literatur, die andernfalls in einer Vielzahl von Zeitungen mühsam zusammengesucht werden müßte. Die positive Beurteilung muß in noch größerem Maße für den II. Teil des im Archiv des Hohenzollerischen Geschichtsvereins verwahrten Nachlaßteil gelten. Diese Dokumentation enthält neben Büchern, Abschriften wissenschaftlicher Aufsätze und Manuskripte Waldenspuls zu Vorträgen u.a. über Themen zur Geschichte und Kunstgeschichte Hohenzollerns, Italiens, Roms und über deutsche und niederländische Maler aus den Jahren 1928 bis 1948, Ausarbeitungen Waldenspuls über die Geschichte der Pfarrei Owingen und der Orte Veringendorf, Hochberg und Wald, die als Unikate von unschätzbarem Wert sind. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die in diesem Teil des Nachlasses verwahrten geistlichen Betrachtungen mit Ausführungen Waldenspuls über verschiedene theologische Themen aus den Jahren 1912 bis 1948, Gedanken über Zusprüche im Beichtstuhl aus den Jahren 1942 bis 1948, eine Sammlung verschiedener Gebete sowie ein Verkündbuch der Kirchengemeinde Melchingen von 1977 bis Februar 1979, in denen der Theologe und Pfarrer Waldenspul Gestalt annimmt. Auch die als III. Teil des Nachlasses formierte Fotosammlung stellt mit den insgesamt 539 Reproduktionen eine Sammlung von außerordentlichem Dokumentationswert dar. Sie enthält vor allem Fotos von Prof. Weise, Tübingen, Pfarrer Waldenspul, Pfarrer Pfeffer, Lautlingen, Maler Steinle, Sigmaringen, und P. Weber. Den Schwerpunkt dieser Dokumentation bilden Ablichtungen von sakralen Plastiken, Sakralbauten, Innenansichten von Kirchen, Kapellen und Synagogen in Hohenzollern und Württemberg. Daneben werden auch Ansichten von Profanbauten, Brunnen, Wappen und Straßenansichten geboten. Die Entstehung der meisten Aufnahmen datiert aus den Jahren von 1919 bis Die jüngsten Fotos, die 1961 von Rektor Otto Werner, Hechingen, aufgenommen wurden, sind Melchingen gewidmet. Als wichtigster Bestandteil des Nachlasses ist jedoch die 1120 Lichtbilder umfassende Diapositivsammlung (Teil I) anzusehen. Die Dokumentation, die den kunsthistorischen Forschungen und der regen Vortragstätigkeit Pfarrer Waldenspuls erwachsen ist, dürfte - es fehlen im Nachlaß genaue Angaben - zum überwiegenden Teil zwischen 1912, dem Beginn seiner Mitarbeit am Institut von Prof. Weise, und 1940 entstanden sein. Sie enthält vornehmlich Abbildungen zur Kunstgeschichte Hohenzollerns und der angrenzenden württembergischen Gebiete, aber auch Italiens und des vorderen Orients. Obgleich Ablichtungen von Objekten der sakralen Kunst wie Klöster, Kirchen, Kapellen, Heiligenfiguren, Altäre, liturgische Geräte dabei überwiegen, hat der Fotograf Waldenspul die profane Kunst und das Alltägliche keineswegs vernachlässigt. Die Sammlung weist eine ganze Reihe von Stadt- und Dorfansichten, Abbildungen von Profanbauten wie Burgen, Schlössern, Rathäusern, Bürger- und Bauernhäusern sowie idyllischen Plätzen und Winkeln, aber auch Landschaftsaufnahmen auf. Ein Kasten enthält Blumenaufnahmen von Pfarrer Waldenspul. Den in den Teilen I und II verwahrten Bilddokumenten muß im Hinblick auf die Qualität und auch die Quantität der Lichtbilder ein außerordentlich hoher Dokumentationswert zugesprochen werden. Die Sammlung vermag auf eine Fülle von kunsthistorischen und heimatkundlichen Fragen Antwort zu geben; eine Vielzahl der Fotos ist auch für Illustrationszwecke geeignet. Schon die rasche Durchsicht der Sammlung macht deutlich, welche Veränderungen in jüngster Vergangenheit die Landschaft, die Städte und Gemeinden erfahren haben, und welche Verluste an Kulturgütern durch Unverständnis, Nachlässigkeit, Bau- und Sanierungswut in den vergangenen Jahrzehnten eingetreten sind. Als Beispiel für letzteres mag im Rahmen des Beitrags das Lichtbild von der inzwischen vom Erdboden verschwundenen Windmühle in Inneringen und vom Portal des Großbayer-Hauses in Haigerloch stehen, das heute einen völlig veränderten Türsturz aufweist. Die Lichtbildersammlung Albert Waldenspuls darf somit zurecht als eine Fundgrube für die Landeskunde und die Denkmalpflege gelten. Um dem Verfall und einem möglichen Verlust der Fotoplatten im Teil I der Sammlung vorzubeugen, wurden wenigstens die Lichtbilder mit Motiven aus dem Bereich von Baden- Württemberg in den Jahren von 1984 bis 1987 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart sicherungsverfilmt und gleichzeitig für das Staatsarchiv Sigmaringen Abzüge (Positive) hergestellt. Diese Fotos, 831 an der Zahl, wurden in der Zwischenzeit in insgesamt acht großformatige Alben eingeklebt, signiert und beschriftet und damit der Benutzung zugänglich gemacht. Durch dieses Verfahren wurde überdies die Anfertigung von Reproduktionen erleichtert. Die Sicherungsverfilmung von Teilen der Fotosammlung Waldenspuls (Teil III) ist geplant. 5) Schlußbemerkung Der im Staatsarchiv bzw. im Archiv des Hohenzollerischen Geschichtsvereins verwahrte Nachlaß stellt trotz seines imponierenden Umfangs und Inhalts nur ein Torso dessen dar, was Pfarrer Waldenspul an Papieren und sonstigem Sammlungsgut hinterlassen hat. Besonders schmerzlich muß empfunden werden, daß in dem vorliegenden Nachlaß Briefe und auch Tagebuchaufzeichnungen fehlen. Möglicherweise befinden sich solche Dokumente noch im Besitz von Verwandten und Freunden des Nachlaßgebers, die hiermit aufgefordert werden, diese selbst oder doch wenigstens Kopien davon dem Nachlaß Albert Waldenspul zum Nutzen der Kunst- und Landesgeschichte Hohenzollerns zuzuführen. Archivrepertorien: Nachlaß Waldenspul (Zeitungsausschnitte), bearb. von J.Adam, Masch., Sigmaringen 1978 Nachlaß Albert Waldenspul, Teil I: Diapositive, bearb. von G. Huber, Masch., Sigmaringen 1983 Dgl., Teil II: Persönliche Papiere und sonstiges Sammlungsgut, bearb. von U. Neuendorff, Masch., Sigmaringen 1986 Dgl., Teil III: Fotosammlung, bearb. von U. Neuendorff, Masch., 1986 Literaturnachweise: E.Hösch, Pfarrer Albert Waldenspul zum 90. Geburtstag, in: Hohenz. Heimat 25 (1975), S.29. Den., Zum Tod von H. H. Pfarrer Albert Waldenspul, in: Hohenz. Heimat 29 (1978), S. 13. E.Keller, Waldenspul, Albert [Nachruf], in: Freiburger Diözesanarchiv 102 (1982), S.215f. Abbildungsnachweise: Vorlagen: Friedhof Inneringen, StAS Dep. 39 NL Waldenspul III K. I, Nr. 39 Windmühle Inneringen, ebda. Nr. 40 4

5 WILFRIED SCHÖNTAG Der Wald Weithart und die Weithartgenossenschaft Um 1520 stritten sich die Abtei Salem und die Untertanen in Magenbuch mit den übrigen Weithart-Anstößern, den Städten Pfullendorf und Mengen und einigen Dörfern, darüber, ob die Magenbucher berechtigt seien, ihre Schweine zur Mästung in den Weithart zu treiben. Die Pfullendorfer hatten 1521 die im Wald befindlichen Schweine der Magenbucher kurzerhand gepfändet, worauf hin zwei Gerichtsverhandlungen darüber stattfanden. Warum so ein Aufwand wegen ein paar Schweinen? Ein anderes Beispiel. In diesen Jahrzehnten schwelte ein Streit zwischen den Grafen von Sigmaringen und den Truchsessen von Waldburg als Inhaber der Herrschaft Scheer über das große Waidwerk im Sigmaringer Forst. Hierbei ging es vor allem um die Jagd auf Großwild, auf Bären und Wildschweine. Die Sigmaringer Grafen konnten durchsetzen, daß ihnen die Jagd auf Bären und Schweine im»huserhart«, wie der Weithart damals auch genannt wurde, allein vorbehalten blieb und 1443 waren hierüber Gerichtsurteile ergangen. Der Streit brach immer wieder auf und wurde 1601 vor dem Reichskammergericht endgültig beigelegt. Noch 1702 ist von der Bärenhatz in diesem Forst die Rede. Was ist das für ein Wald, in dem Schweine und Vieh auf die Weide getrieben werden, und in dem gleichzeitig Bären und Wölfe hausen? Wir kennen den Wald heute nur noch als Fläche für die Holzproduktion, in dem auch noch Wild lebt. In den letzten Jahren ist der Erholungsaspekt hinzugekommen. In den vergangenen Jahrhunderten hatte der Wald jedoch eine weiter gespannte Funktion. Er war für die Bewohner einer Gegend von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Daher wollen wir uns am Beispiel des Waldes Weithart mit den rechtlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten eines Waldes befassen. Die zwei eingangs geschilderten Ereignisse aus der Geschichte des Weithart stehen für zwei Sphären. Der Wald als bäuerliche Nutzfläche und der Wald als Forst, d.h. als Hoheitsgebiet und Rechtsbezirk. Der Weitbart als Teil des Sigmaringer Forstes Im Mittelalter gab es eine Rangfolge von Hoheitsrechten. Genannt seien die hohe Gerichtsbarkeit, das Steuerrecht, das Recht, Reisige und Söldner auszuheben, das Recht, Burgen und Befestigungen erbauen zu dürfen, das Recht, Münzen zu prägen, und nicht zuletzt das Forstrecht. Wer seit dem Spätmittelalter alle die Rechte, die vom Reich verliehen wurden, in seiner Hand vereinigte, der war ein Landesherr, der in einem abgegrenzten Territorium herrschte. Für die Herrschaftsbildung hatten die Forstrechte eine große Bedeutung, da sie sich immer auf mehr oder weniger genau umschriebene Gebiete bezogen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, daß sich in früheren Jahrhunderten die Verteilung von Wald und Feld schnell und weiträumig verändern konnte. Ein Forst erfaßte daher Waldflächen, aber auch die dazwischenliegenden Feldfluren und Dörfer. Ein Forst war ein abgegrenzter Bezirk, in dem der Inhaber bei Strafe gebieten und verbieten konnte. Diese Befugnis bezog sich auf die Holznutzung, die Jagd, aber auch auf die Sicherheit der Personen, die sich in einem Forst aufhielten. Der Inhaber übte das Geleitrecht aus. Seine Reisigen begleiteten die durchreisenden Personen bis zur Landesgrenze und waren für deren Sicherheit verantwortlich. In unserem Falle hieß dies, daß die Leute der Grafen von Sigmaringen die Reisenden in Pfullendorf in Empfang nahmen und diese durch den Weithart nach Norden geleiteten. Das Geleitrecht war also ein wesentliches Kennzeichen für einen Forst. Weiterhin übten die Grafen von Sigmaringen den Wildbann aus. Sie entschieden, wer die Jagd auf Großwild ausüben dürfe und wer zur Niederjagd auf Hasen, Rebhühner usw. zugelassen würde. Die Jagd auf das Großwild behielt sich der Graf wie überall selbst vor. Die hohe Jagd insgesamt war ja ein Zeichen für hohen Rang der sie ausübenden Person. Der Inhaber eines Forstes übte zumeist auch die hohe Gerichtsbarkeit aus. Vergehen über einer gewissen Schadenshöhe oder Vergehen, bei denen Blut geflossen war, unterlagen dem Hochgericht. Kleinere Vergehen strafte der Niedergerichtsherr. Die Forstherrschaft nahm also Ordnungsfunktionen und hoheitliche Rechte wahr. Daher ist es nicht verwunderlich, daß in unserem Raum die Forste bei der Bildung von Territorien eine besondere Rolle spielten. Als K. Friedrich III. im Jahr 1460 die Herrschaft Sigmaringen zu einer Grafschaft erhob, legte er für den Umfang der neuen Grafschaft die alten Forstgrenzen zugrunde, innerhalb derer die Herren ja schon seit langer Zeit gewisse Hoheitsrechte ausgeübt hatten. Die vielen Streitigkeiten mit den Nachbarn rührten daher, daß die Grafen lange Zeit benötigten, diesen Raum mit realer Herrschaft auszufüllen und ältere Rechte der Nachbarn zurückzudrängen. Der große Wald Weithart bildete im Süden des Sigmaringer Forstes eine geschlossene Fläche, dessen Hoheitsrechte nie angefochten wurden. Interessant ist, daß die Grafschaftsgrenzen im äußersten Süden direkt vor den Toren der Reichsstadt Pfullendorf verliefen. Pfullendorf hatte als Reichsstadt ein eigenes Territorium, das aber sehr klein war und im wesentlichen aus dem Gebiet innerhalb der Stadtmauern bestand. Daher war die Stadt bestrebt, diese Grenze nach Norden hin zu verschieben, um Ausdehnungsmöglichkeiten zu erhalten. Über 100 Jahre wurde daher über die Grenze zur Grafschaft Sigmaringen gestritten. Andererseits gehörte die Stadt Pfullendorf zu den Weithartanstößern, d.h. zu dem Personenkreis, der im Sigmaringer Forst Holzrechte und Trieb und Trattberechtigungen besaß. Hier zeigen sich Rechtsüberschneidungen, wie wir sie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit immer wieder finden. Die Rechte als Anstößer deuten auf alte Beziehungen von Pfullendorf zum Sigmaringer Forst, die nicht durch die Erhebung zur Stadt und die daraufhin einsetzende rechtliche und hoheitliche Sonderentwicklung beseitigt worden sind. In Erinnerung ist auch zu rufen, daß in dem der Zisterzienserabtei Salem unterstehenden Amt Ostrach, das sich östlich des Weithart erstreckte, zunächst die Herren, dann Grafen von Sigmaringen die hohe Obrigkeit ausübten. Im Jahr 1611 verpfändeten die Grafen von Sigmaringen der Abtei Salem die hohe, forstliche und geleitliche Obrigkeit bzw. endgültig 1715 ging die Grafengewalt im Amt Ostrach ganz an die Abtei über. Sigmaringen verfügte hier über keinerlei Rechte mehr. Auch hier werden wir sehen, daß die salemischen Dörfer, die an den Weithart anstießen, zu den Nutzungsberechtigten gehörten. Die Grafen von Sigmaringen verwalteten den Weithart von Sigmaringen aus. Hier saß der Jägermeister. Im Schloß in Sigmaringen waren auch der Büchsenmeister und die Jäger zuhause. In Habstal saß ein Forstknecht, zeitweilig auch im Schloß Krauchenwies. 5

6 Die Weithartgenossenschaft Von der hohen Obrigkeit, dem Geleit und den Jagdrechten ist die niedere Gerichtsbarkeit und noch mehr das Eigentum und die Nutzung abzusetzen und zu unterscheiden. Beim Weithart nahmen die Anstößer diese Rechte wahr. Als sich die Nutzungsberechtigten 1522 über die Aufnahme von Magenbuch in ihren Kreis einigten, waren die Grafen von Sigmaringen in keiner Weise beteiligt. Ja, ein Sigmaringer Beamter schrieb sogar auf eine übersandte Abschrift des Rezesses:»Dieser Vertrag geht Sigmaringen nichts an...«die Anstößer des Weithart regelten ihre Angelegenheiten allein, da sie auch die Eigentümer des Waldes waren. Ohne daß der Zeitpunkt der Erwerbung festzustellen ist, läßt sich dieser Zustand ab dem 16.Jahrhundert belegen und 1591 traten die Anstößer als Eigentümer des Waldes und als Niedergerichtsherren auf, die auch die Nutzung genossenschaftlich regelten. Sie nannten sich»des Waldts Weitharts Aigenthumbs-, Grundt- und gemeine Nider Oberkeits Herren«. Sie hatten in einer Waldordnung festgelegt, in welcher Form die Beholzung und das Holzfällen, aber auch die Aufforstung zu geschehen habe und wie die Waldweide, d.h. Wunn, Waid, Trieb und Tratt, zu regeln sei. Jede beteiligte Gemeinde stellte zwei Holzschauer, die den Holzeinschlag beaufsichtigen sollten. Seit der Mitte bzw. Ende des 16.Jahrhunderts werden folgende Anstößer des Weitharts genannt: Der Abt von Salem als Territorialherr über die Dörfer Levertsweiler, Magenbuch und Lausheim sowie die Vertreter dieser Dörfer; die Stadt Pfullendorf für sich und für die pfullendorfischen Untertanen in Mottschieß; die Stadt Mengen für sich und für das Wilhelmitenkloster in Mengen; die Grafen von Sigmaringen für ihre Untertanen im Dorf Krauchenwies, für das Schloß in Krauchenwies, für Schwäbiishausen, Rulfingen, Rosna, Hausen am Andelsbach und den sigmaringischen Anteil von Mottschieß, und zuletzt das Kloster Habstal. Schwäbiishausen gehörte später zur Grafschaft Heiligenberg, die Grundherrschaft in Mottschieß ging vollständig an die Stadt Pfullendorf über. Eine übermäßige Nutzung des Waldes schädigte den Wald so stark, daß man ihn schließlich aufteilte. Dahinter stand wohl die Hoffnung, daß ein Eigentümer für seinen Wald eine stärkere Verantwortung entwickelte als eine Genossenschaft. Als 1740 die Aufteilung vorgenommen wurde, fehlten in der Liste der neuen Eigentümer das Wilhelmitenkloster in Mengen und die Gemeinde Magenbuch. Das Ausscheiden des Klosters hing möglicherweise mit der Umwandlung in ein Benediktinersubpriorat bzw. dem Verkauf an Kl. Petershausen zusammen. Bei Magenbuch ist die Sache eindeutig hatte es nur die Weiderechte erhalten, nicht aber die Holzrechte. Es war also kein vollwertiger Genosse. Da es bei der Aufteilung vor allem um die Holzrechte ging, wurde es zunächst nicht berücksichtigt. Erst später trat die Abtei Salem dem Ort Magenbuch einen Holzteil ab. Bemerkenswert bei der Aufteilung ist, daß damals die jeweiligen Herrschaften starken Anteil nahmen. Auch in den Holzund Waldordnungen, die 1740 erlassen wurden, erhielten der Sigmaringer Förster und die Holzknechte eine stärkere Aufsichtsfunktion zugewiesen. Neben das genossenschaftliche Element trat das herrschaftliche. Der Wald Weithart wurde zwar in einzelne Besitzanteile aufgelöst, er behielt aber eine geschlossene Gemarkung. Die abgegrenzten Waldteile wurden also nicht, wie sonst üblich, den Gemarkungen der neuen Eigentümer zugeschlagen. So blieb der Wald Weithart bis in den Anfang unseres Jahrhunderts eine in sich geschlossene, keiner Gemeinde zugehörende Gemarkung. Der Wald Weithart stellt aus rechtshistorischer Sicht ein sehr interessantes Gebilde dar. Die nutzenden Parteien schlossen sich im 16. Jahrhundert zu einer Genossenschaft zusammen, die die Rechte aus dem Grundeigentum und der niederen Gerichtsbarkeit gemeinsam wahrnahmen. Die Ursprünge und die Gründe für diese Sonderentwicklung sind bisher nicht untersucht worden. Sicher kann jedoch gesagt werden, daß die Geschichte, eine Jungfrau Wild aus Riedlingen habe den Wald an die Weithart-Genossen geschenkt, eine späte Sage ist, um den Besitz der Genossen zu begründen. Man wußte damals nichts mehr über den Ursprung der Genossenschaft. Vielleicht ist der Bezug auf Riedlingen ein Hinweis darauf, daß der Wald ursprünglich den Grafen von Veringen gehört hatte. Diese hatten Ende des 13. Jahrhunderts ihren Besitz südlich der Donau an das Haus Habsburg abgetreten. Und im 16. bis 18. Jahrhundert machte das Haus Habsburg als Inhaber der Vorderösterreichischen Lande ja Ansprüche und Rechte in diesem Raum geltend. Die Waldnutzung durch die Weithartgenossenschaft 1740 heißt es, daß den Genossen der Wald mit»aller Nutzbarkeit an Wohn (Wunn), Weyd, Trieb und Tratt, Beholzung und Äckerich etc.«zustehe. Im Gegensatz zum heutigen bäuerlichen Wirtschaften war bis um 1800 der Wald ein notwendiger Bestandteil der bäuerlichen Arbeits- und Nutzungssphäre. Die Alltagskultur war damals vollständig vom Holz abhängig, der Wald war für das Leben und Überleben unentbehrlich. Für den Hausbau, für Zäune, für Werkzeug und Geräte wurde Holz benötigt. Holz war weitgehend der einzige Brennstoff. Der Wald hatte ein anderes Erscheinungsbild als der heutige, der fast allein der Holzproduktion dient. Der Mischwald mit einem hohen Anteil von Laubbäumen war mit Weideplätzen durchsetzt, auf die das Vieh getrieben wurde. Das Laub wurde im Herbst gesammelt und als Laubheu im Winter an das Vieh verfüttert. Die Eicheln und Bucheckern dienten den Schweinen im Herbst als Mast. Die Linden und Obstbäume im Wald stellen eine gute Bienenweide dar. Zu erinnern ist, daß der Honig damals der gängige Süßstoff war. Für die Bauern bot der Wald ergänzende Nahrung. Hier holten sie Obst, Beeren, Pilze und Kräuter. Die gemeine Weide und der Allmendewald hatten für die bäuerliche Wirtschaft also einen hohen Stellenwert. Eine größere Tierhaltung war ohne diese Flächen nicht möglich. Der Wald war auch eine unentbehrliche Nutzungsreserve, die man vor Übergriffen Fremder wie vor Überbeanspruchung und Übernutzung schützen mußte. Man kann sich vorstellen, daß solch breitgefächerte Anforderungen an einen Wald zu großen Schädigungen führen konnten. Und daß dies so ist, zeigt die Nutzungsgeschichte des Weithart. Es ist typisch, daß 1522 der Streit um den Schweinetrieb der Magenbucher Bauern beurkundet wurde. Ende des 15. Jahrhunderts ist ein Bevölkerungswachstum und ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Wälder wurden gerodet und damit wurde die Weide, die Futterbasis für die Tierhaltung, knapp. Auf diesem Hintergrund entstanden in vielen Territorien herrschaftliche wie dörfliche Ordnungen, die die Waldnutzung regelten und den Viehauftrieb in die Wälder beschränkten. Insofern entspricht die Nutzungsgeschichte des Weithart der allgemeinen Entwicklung in Süddeutschland. Der Weithart war für die Anstößer ein Teil der Allmende, ein Wald, der gemeinschaftlich genutzt wurde. Es war eine ganz normale Sache, daß die Anlieger, damals Anstößer genannt, Weiderechte für das Vieh und die Schweine besaßen. 6

7 Als um 1520 die Gemeinde Magenbuch neue Weidegründe suchte, hatte es wahrscheinlich wieder einmal Wiesen unter den Pflug genommen. Was lag näher, als das Vieh nun in den großen Wald zu treiben? Der Protest der übrigen Nutzungsberechtigten erfolgte sofort. Dies ist ein Zeichen dafür, daß die Waldweide intensiv genutzt wurde, wenn nicht sogar schon über die Gebühr beweidet wurde. Die Abtei Salem setzte sich jedoch für die Untertanen ein und erreichte, daß die Magenbucher zumindest ein Weiderecht erhielten. Die Bewohner durften künftig 22 Schweine in den Wald treiben und gemäß der Waldordnung am Äckerricht, d.h. der Mast mit Bucheckern und Eicheln, teilnehmen. Darüber hinaus wurde ihnen erlaubt, ihr gesamtes gehörntes Vieh und die Pferde im Wald zu weiden. Wurden sie in diesem Bereich mit den anderen Anstößern gleichgestellt, so wurde ihnen jedoch verboten, Holz zu schlagen, sei es zum Brennen, Zaunherstellung, oder gar für Bauzwecke. Magenbuch wurde von der Holznutzung vollständig ausgeschlossen. Wir sehen hier, wie sich eine neue Partei in den alten Kreis der Nutzungsberechtigten drängt und schließlich neues Recht geschaffen wurde. Das Beholzungsrecht konnten die Neulinge jedoch bis 1740 nicht mehr erlangen. Damals schon gab es für den Weithart eine Waldordnung und es gab Höchstgrenzen für den Viehauftrieb. Man wußte damals schon, daß das Gleichgewicht im Wald nur aufrechterhalten werden konnte, wenn die Nutzungsarten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander standen. Wurde zuviel Vieh aufgetrieben, zerstörte dies den Jungwald und verhinderte ein Nachwachsen des Baumbestandes. Andererseits war die Viehzucht wichtig für die Fleischproduktion wie auch für die Düngerproduktion. Gab es nicht genug Dung, ließ die Fruchtbarkeit auf den Feldern nach, die sowieso gegenüber heute recht niedrig war. Die Kornernte betrug etwa das Drei- bis Fünffache des Gesäten. Der Viehtrieb im Dorf war geregelt. Ein Hirte sammelte das Vieh im Ort und trieb es auf die Weide. Abends mußte er es wieder ins Dorf oder in die Dorfnähe zurücktreiben. Hier gab es besondere Nachtweiden, die Schutz gegen wilde Tiere wie Bären und Wölfen boten. Die Schweine galten als Hauptlieferant für Fleisch. Sie wurden mit Hausabfällen ernährt und auf die Weide getrieben. Nach der herbstlichen Mast mit Bucheckern und Eicheln im Wald wurden die Schweine zumeist geschlachtet. Auch der Schweinetrieb belastete den Wald. Der Boden wurde aufgewühlt, das Jungholz geschädigt. Um eine reiche Eichelmast zu erhalten, schlugen die Hirten die Früchte mit Stangen von den Bäumen und richteten dabei teilweise großen Schaden an. Dies ist also die eine Seite des Waldes. Jedes Dorf hatte neben der Feldflur und den Wiesen auch Waldanteile, die in die bäuerliche Nutzung eng eingebunden waren. Am Rande ist hier zu erwähnen, daß die Aufteilung einer Ortsgemarkung in den Etter des Dorfes, die Ackerflur für die Dreifelderwirtschaft und die Allmende vor allem als Weidefläche eine hochmittelalterliche Erscheinungsform ist. Früher ging man davon aus, daß die Allmende eine germanische Einrichtung aus der Zeit der Landnahme sei. Vor allem die Agrar- und Siedlungsforscher haben dies widerlegt. Das, was wir heute als Dorf bezeichnen, entstand nach der Auflösung der Villikationsverfassung im 12. und 13. Jahrhundert. Damit haben wir auch einen annähernden Zeitpunkt, wann die Nutzungsgemeinschaft im Weithart entstanden sein könnte. Die andere Seite der Waldnutzung ist der Holzeinschlag. Wir hatten schon gesehen, daß die Weithart-Genossen im 16. Jahrhundert auch die Verfügung über den Holzeinschlag erlangt hatten. In anderen Landschaften war dies damals ein herrschaftliches Recht. Die Obrigkeit teilte den Untertanen das Bau- und Brennholz zu. In den Beschwerdeartikeln der oberschwäbischen Bauern aus dem Jahr 1525 klagten diese z.b. darüber, daß sich die Herrschaften das Beholzungsrecht vorbehalten hätten. Da hatten es die Weithartanstößer besser bestimmten sie, daß der Kreis der Holzberechtigten nicht erweitert werde. Sie legten den Wirtschaftsplan für die Holznutzung gemeinsam fest, sie bestimmten die Termine für den gemeinschaftlichen Holzeinschlag und sie legten auch den Umfang des Einschlags fest. Seit Ende des 16. Jahrhunderts galt als Richtzahl für den Brennholzeinschlag, daß für jede Feuerstelle, d.h. für jeden Haushalt, der Genossen, zwei Klafter Holz jährlich zu schlagen seien. Ein Klafter war ein Holzstapel, der etwa 2,10 m hoch, 2,10 m lang und 1,30 m tief war. Hierzu kam die Nutzholzentnahme für Hausbau, Zäune und die Handwerker. Der Holzeinschlag richtete sich nicht nach der Leistungsfähigkeit des Waldes, sondern nach einer von außen herangetragenen Meßzahl. Dies führte zu großen Waldschäden, vor allem als die Bevölkerung und damit die Zahl der Haushalte wuchsen. Seit Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Holzeinschlag immer stärker reglementiert, ein Zeichen dafür, daß man nicht mehr aus dem Vollen wirtschaften konnte wurde bestimmt, daß Reiser und Stöcke, die etwa einen Finger dick waren, in das Klafter gehörten und nicht etwa zum Reisigbündel. Es gab nicht mehr genügend starke Bäume, daher mußte auch das Astholz vollständig aufgemacht werden. Ausdrücklich wurde vermerkt, daß das Jungholz und Eichen nicht mehr gefällt werden dürften. Was um 1593 noch zurückhaltend ausgesprochen wurde, wurde 1601 drastisch geschildert. Die Weithartgenossen wie die umliegenden Herrschaften hätten mit einem intensiven Holzeinschlag den Weithart zugrunde gerichtet. Die Holzordnung wurde erneuert. An dem Grundübel, dem Brennholzbezug von 2 Klaftern, wurde jedoch nichts geändert. Die Klagen über den schlechten Zustand des Waldes hören nun nicht mehr auf. Bei einer 1699 vorgenommenen Begehung stellten die Genossen fest, daß der hohe Wildbestand wie auch der Viehtrieb den Wald stark geschädigt hätten. Die schönsten jungen Bäume würden abgehauen, um Holz für Zäune zu erhalten. Die Gerber würden die für Bauholz geeigneten Eichen und Tannen fällen, die Rinde abschälen, das Holz aber liegen lassen. Selbst die Weithartgenossen fällten dünne Bäume, machten Latten daraus und verkauften diese an Fremde. In der neugefaßten Holzordnung wurde bestimmt, daß für ein Jahr überhaupt kein Holz gefällt werden dürfe. Allein das vom Sturm umgeworfene Holz durfte aufgemacht werden. Bauholz wies die Gemeindeobrigkeit zu, Holzverkauf an Fremde wurde vollständig verboten, ebenso das Roden von Waldflächen. Als es schließlich um 1740 kaum noch starke Stämme im Wald gab, dafür jedoch um so mehr Kahlschläge und wüste Plätze, die nicht mehr aufgeforstet worden waren, befürchteten die Genossen den gänzlichen Abgang des Waldes. Nachdem man 1736 die Zustimmung des Hauses Habsburg als Oberlehnsherren und des Grafen von Sigmaringen als Forstherren zu einer Aufteilung des Waldes eingeholt hatte, ging man 1740 an die Separierung. Der beabsichtigte Schutz galt allein dem Baumbestand. Der Weidgang, d.h. der Viehauftrieb, wurde wie bisher beibehalten. Der Holzboden wurde dagegen aufgeteilt, so daß jeder neue Eigentümer darüber frei verfügen konnte. Die Zahl der Rauchfänge wurde als Schlüssel für die Aufteilung zugrunde gelegt. Für die 1107 Rauchfänge standen 2374 Jauchert Wald zur Verfügung, von denen schon 73 J. an öden Plätzen und 18 J. für die Landstraßen abgezogen worden waren. Zusammen mit dem Aufteilungsprozeß wurde wiederum eine Holzordnung erlassen, die unter anderem vorsah, für die Aufforstung stärker als bisher zu sorgen, die den einzelnen Baum stärker schützte, und die das Roden völlig untersagte. Aber auch diese Bestimmungen konnten den Wald kaum retten. Bis 1827, als der Viehtrieb abgelöst 7

8 wurde, wuchs kaum Holz nach, so daß damals kein geschlossener Wald mehr vorhanden war. In aller Kürze wurde den Wechselwirkungen zwischen Waldentwicklung und wirtschaftlicher Nutzung nachgegangen, die tiefgreifende Folgen für den Wald gehabt haben. Was wir heute als»waldsterben«bezeichnen, die Furcht vor dem Abgang des Waldes wegen veränderter Umweltbedingungen, hat es früher in anderer Form also auch schon gegeben. Die Eingriffe der Menschen in die Naturlandschaft haben auch in früheren Zeiten tiefgreifende Veränderungen und Folgelasten mit sich gebracht. HERBERT BURKARTH Die Laichinger Hungerchronik 1985 erschien ein sehr schönes und reich bebildertes Buch»Die Hungerjahre 1816/17 auf der Alb und an der Donau«, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Heimatmuseen im Alb-Donaukreis. Neben vielen kleineren Beiträgen aus verschiedenen Orten ist hier die»laichinger Hungerchronik«im Wortlaut abgedruckt. Auch im Katalog der Napoleon-Ausstellung wird die Chronik erwähnt. Liest man die Beiträge in Tageszeitungen usw., die zum gleichen Thema erschienen, so wird zwar gelegentlich von örtlichen Begebenheiten berichtet, die Schilderung der allgemeinen Verhältnisse stammt aber meistens wieder aus der Laichinger Chronik. Die genannte Chronik wurde erstmals 1916 von dem Lehrer und späteren Rektor C. A. Schnerring in den»blättern des Schwäbischen Albvereins«veröffentlicht. Im gleichen Jahr erschien sie auch in den Württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde und wurde damit fast zu einer amtlichen Verlautbarung. Die Laichinger Hungerchronik eine Fälschung Der Münsinger Stadtarchivar Günter Randecker hat das Verdienst, die Laichinger Hungerchronik als Fälschung erkannt zu haben. Randecker beschäftigte sich mit der Geschichte der Buttenhauser Juden. Dabei fiel ihm auf, daß das, was er in zeitgenössischen Akten fand, mit den Schilderungen der Chronik keinerlei Ähnlichkeit hat. Nach der Chronik hatten die Buttenhauser Juden den ganzen Getreidehandel auf der Alb als Monopol und waren durch ihre Preistreiberei mitschuldig an der Hungersnot von 1816/17. Randecker konnte nachweisen, daß die Juden von Buttenhausen arme Leute waren, die allenfalls einen Hausierhandel betrieben. Es gab in Buttenhausen nicht einen Getreidehändler. Randecker hält die ganze Chronik für eine Fälschung von Schnerring. Er hat seine Erkenntnisse in einer Dokumentation niedergelegt:»die Hungerjahre 1816/17auf der Münsinger Alb«, die bei der Stadt Münsingen zu bekommen ist. Im ersten Teil findet man eine große Zahl bisher unveröffentlichter Berichte über die Hungerjahre 1816/17 auf der Münsinger Alb. Sehr interessant sind auch die Ausführungen über die Auswanderungen, welche durch die Teuerung ausgelöst wurden. Die meisten Auswanderer aus der Münsinger Gegend zogen in den Südkaukasus, um dem Heiligen Land nahe zu sein. Es spielten dabei religiöse Vorstellungen der»stundenleute«über den 1836 drohenden Weltuntergang eine Rolle. Im zweiten Teil seiner Dokumentation setzt sich Randecker mit der»laichinger Hungerchronik«auseinander. Nachdem er das Original der»vergilbten Blätter«in Händen hat, bleibt von der Chronik nicht mehr viel übrig. Auch der Versuch einer»schadensbegrenzung«, wie er von dem Volkskundler Dr. Hans Medick unternommen wurde, dürfte vergeblich sein: Die Laichinger Chronik ist eine Fälschung von Schnerring. Man fragt sich, wie kommt jemand dazu, so etwas zu machen? Schnerring gibt die Antwort selbst:»zu meinem geschichtlichen Dorfroman >Du suchest das Land heim<... gab diese Handschrift (die er angeblich gefunden hatte) den belebenden Anstoß. Dies insofern, als sie zu weitergreifenden geschichtlichen Forschungen über das Teuerungs- und Hungerjahr 1816/17 Veranlassung gab... Und nach und nach entstand dann das ganze Zeitbild jener grausamen Tage vor meinem geistigen Sehen, die zur Niederschrift förmlich zwang.«schnerring schildert den Ablauf falsch; er hatte sich so in jene Zeit hineingelebt, daß er die Chronik schrieb, die sich jeder Heimatforscher wünscht: Ein Zeitgenosse schreibt seine persönlichen Erlebnisse nieder und schildert alles, was man über die fragliche Zeit wissen möchte. Schnerring hat diese Chronik erfunden und sie so gut geschrieben, daß sie für über 70 Jahre lang als erste Geschichtsquelle für die Hungerjahre angesehen wurde. Die meisten Berichte über die Hungersnot von 1816/17 sind ziemlich dürr. Es wird über das schlechte Wetter berichtet, von der verspäteten und schlechten Ernte, von Armenspeisungen und vor allem vom glücklichen Erntedank von Hier lang nun der Bericht eines Zeitgenossen vor und selbstverständlich gab man seiner Schilderung den Vorzug vor anderen, teilweise unsicheren Quellen. Viele solcher Berichte sind aus der Erinnerung geschrieben. So wird z.b. öfters das große Viehsterben von 1823/24 ins Jahr 1816/17 verlegt. Das Vieh sei am schlechten Futter zugrunde gegangen; in Wirklichkeit handelte es sich um eine Infektionskrankheit (»Lungenseuche«). Obwohl sich Schnerring ganz in die Zeit hineingelebt hatte, passierten ihm zahlreiche Schnitzer. Vor allem mußte er, um seinen Bericht interessant zu gestalten, ständig dramatisieren. Er läßt die Hungersnot schon im Frühjahr 1816 beginnen:»im Märzen hat es angefangen, da haben meine Kinder zum erstenmal nach Brot geschrieen...«. Im März 1816 ahnte noch niemand, daß ein Hungerjahr begonnen hatte. Im Januar und Februar 1816 sei es so heiß gewesen, wie im Sommer, und im März habe es Gewitter gehabt, wie sonst um Jakobi (25. Juli). Kennt man die Ursache des Klimasturzes, so ist klar, daß dies frei erfunden ist: Wenn es im Sommer Eis hat, so muß es wohl im Winter heiß sein?»es sterben viele Leute... Alte und Kinder nimmt es ganz arg.«1939 schreibt Schnerring in einem Zeitungsartikel:»Täglich läuten die Totenglocken, oft liegen vier und fünf und sechs Tote im Flecken.«Diese Sterblichkeit hätte nicht nur in den Kirchenbüchern ihren Niederschlag gefunden, sondern wäre wohl auch von der»offiziellen Geschichtsschreibung«notiert worden. Schnerring behauptet, dies stehe in der Laichinger Chronik, in Wirklichkeit zitiert er sich selber falsch.»am 2. Aprillen sind die Bäume verknallt vor lauter Kälte.«Dies liest sich schön, ist aber physikalisch gar nicht möglich. Sonst wäre jede Tiefkühltruhe lebensgefährlich.»ich hab heute einen Scheffel Korn vor 24 fl 16 Kr. gekauft und muß bereits einen Monat lang drum schaffen.«so konnte kein Laichinger im Jahr 1816 denken. War der Chronist Taglöhner, so 8

9 verdiente er keine 24 fl im Monat. Wer hatte in Laichingen ein festes Monatsgehalt? Allenfalls der Pfarrer und der Lehrer. Beides war der Chronist wohl nicht; wer war er? Nur der Rektor Schnerring konnte so denken. Deutlichste Folge der Mißernte war die Teuerung, wie jedem zeitgenössischen Bericht zu entnehmen ist. Zur Steigerung der Dramatik benötigte der Fälscher die Wucherer, die Kornjuden. Da sein Horizont nicht weiter reichte, ernannte er die Juden von Buttenhausen dazu. Es ist das bleibende Verdienst von Randecker, die Laichinger Chronik als Fälschung erkannt zu haben. Es scheint aber zu einseitig, anzunehmen, Schnerring habe die Chronik nur verfaßt, um antisemitische Parolen zu verbreiten. Sie gar als»flammenden Aufruf«zur Judenvernichtung zu bezeichnen, geht zu weit. Wahrscheinlicher ist, daß Schnerring durch die Hungersnot im 1. Weltkrieg angeregt wurde, sich mit einer historischen Hungerzeit zu befassen. Es stimmt auch nicht, daß Schnerring den Wucher der Juden als Ursache der Hungersnot bezeichnete. Er behauptet lediglich (fälschlich), die Juden hätten sich an der Not bereichert. Auch dürfte der Ausdruck»Jahrhundertfälschung«für das Schnerring'sche Elaborat etwas zu hoch gegriffen sein. Ps. In Heft der»blätter des Schwäbischen Albvereins«bringt Randecker einen Aufsatz: Die»handschriftlichen Aufzeichnungen eines Aelblers über die Teuerungs- und Hungerjahre 1816/17«- eine Jahrhundertfälschung. Er zeigt mehrere Faksimile-Beispiele, welche den Charakter der Fälschung deutlich erkennen lassen. Der Meister von Meßkirch hieß Jerg Ziegler Der»Meister von Meßkirch«ist eine der faszinierendsten Gestalten in der südwestdeutschen Kunstgeschichte. Schon im vorigen Jahrhundert war ein Maler der Renaissance aufgefallen, dessen überragendes Können sich deutlich von der Kunst seiner schwäbischen Zeitgenossen unterschied. Offensichtlich war er von der Dürer'schen Schule beeinflußt. Er arbeitete für die Grafen von Zimmern, die Grafen von Zollern und auch für Kirchen und Klöster. Irgendwo mußte ja sein Name in einer Urkunde auftauchen, aber nirgends fand man ihn. Mit allen möglichen bekannten Künstlern wurde er identifiziert, aber nichts stimmte. Pater Ansgar fand den Namen veröffentlichte P. Ansgar Pöllmann von Kloster Beuron eine Entdeckung, die das Problem zu lösen schien. Er behauptete, daß der Meister von Meßkirch seine Werke signiert habe und Jerg Ziegler heiße. Auf einer Benediktustafel in Stuttgart hatte er auch die Jahreszahl 1524 gefunden. Seine Angaben bewies er durch Fotografien. Doch die Fachleute, welche seine Angaben überprüfen wollten, fanden nichts. Dabei hatte er beschrieben, wie seine Aufnahmen zustande gekommen waren: Mit violettem Licht von Bogenlampen (ÜV-Licht). Diese Technik wurde damals in Beuron schon angewendet, um Palimpsesten (abgeschabte und wieder beschriebene Pergamentblätter) lesbar zu machen. Trotzdem erklärte man Pöllmanns Signaturen für Phantasiegebilde. Es wurde sogar behauptet, er habe an seinen Fotoplatten retuschiert. Falsche Meister von Meßkirch Der Karlsruher Kunsthistoriker Hans Rott bot schließlich einen neuen Namen an, den Baiinger Maler Joseph Weiß. Er schrieb, die Spukgestalt des Jerg Ziegler könne nun endgültig aus der Kunstgeschichte verschwinden. Ganz verschwand sie jedoch nicht, denn 1940 zeigt Josef Hecht aus Konstanz, daß Pöllmanns Signaturen auf mindestens drei Bildern nachweisbar sind. Außerdem hatte Johann Adam Kraus entdeckt, daß es 1548 und 1561 in Hechingen einen Hofmaler namens Jerg bzw. Jerg Ziegler gab. Seltsamerweise wurde die Arbeit von Hecht nirgends zur Kenntnis genommen tauchte ein neuer Name auf. Christian Altgraf Salm wies auf die Möglichkeit hin, daß Peter Strüb aus Veringenstadt der Meister von Meßkirch sein könnte. In seinem Buch über die Malerfamilie Strüb bekräftigte Hans Dieter Ingenhoff 1962 die Peter Strüb-Hypothese. Die Meister-von-Meßkirch-Frage schien erneut endgültig gelöst. Allerdings gab es auch erhebliche Bedenken. Alfons Kasper warnte vor dieser völlig unhaltbaren Theorie und Johann Adam Kraus zeigte, daß Peter Strüb schon aus biographischen Gründen nicht der Meister von Signatur der Benediktustafel in der Staatsgalerie Stuttgart: 1524 jerg z. (nach Pöllmann) Meßkirch sein konnte. Er war in der fraglichen Zeit körperlich schon so behindert, daß er nicht einmal gehen konnte. Trotzdem stürmte man begeistert in diese Sackgasse. Am»Strübhaus«in Veringenstadt kann man selbiges heute noch nachlesen. Pfarrer Kohler aus Veringenstadt glaubte sogar, das Strübhaus auf dem Meßkircher Dreikönigsbild zu erkennen, und forderte die Stadt Meßkirch auf, dem Peter Strüb ein Denkmal zu errichten. Zum Glück waren die Meßkircher vorsichtig. Aber auch in Museen wird Peter Strüb noch als Meister von Meßkirch angeboten. Jerg Ziegler heißt er. Unter diesem Titel erschien am 4. Januar 1989 in der»stuttgarter Zeitung«ein Aufsatz von Wolfgang Urban, u.a. Kunstbeauftragter der Diözese Rottenburg. Urban ist mit 9

10 detektivischer Kleinarbeit vorgegangen und hat erneut die Angaben von Pöllmann und Hecht überprüft. Urban zitierte Goethe, das schwerste sei, zu erkennen, was vor den Augen liege. Nicht nur, daß er Pöllmanns Angaben bestätigen kohnte, er fand auch auf anderen Bildern, die dem Meister t?0\ * Signatur einer verschollenen Drei-Königs-Tafel aus Hechingen (nach Hecht). Selbstporträt des Jörg Ziegler auf dem Talheimer Altar (Württ. Landesmuseum Stuttgart) von Meßkirch zugeschrieben werden, die gleichen Signaturen. Bemerkenswert ist der Thalheimer Altar im Landesmuseum Stuttgart, der erst spät dem Meister von Meßkirch zugeschrieben wurde (Ingenhoff u.a.). Hier fand Urban auf einem Stein die Signatur»jerg«. Der mittlere der Hl. Drei Könige blickt den Beschauer an; an den äußeren Enden seines Mützenbandes findet man die Zeichen I und 3 für JZ. Kein Zweifel, hier hat sich Jerg Ziegler selbst dargestellt. Wir wissen nun nicht nur, wer der Meister von Meßkirch war, wir wissen auch, wie er aussah. Alle Probleme sind noch nicht gelöst. Bisher wurde angenommen, daß der Meister von Meßkirch nach 1540 gestorben sei, weil sein Werk plötzlich abbreche. Dabei wurde nie bedacht, daß nach 1535 in Württemberg und vielen Städten und Herrschaften die Reformation eingeführt wurde. Ein Bildersturm brach los, in dem unzählige Bilder und Plastiken vernichtet wurden. Nach Urban hat Ziegler z. B. 440 Pflanzenaquarelle für den Tübinger Professor Leonhart Fuchs geschaffen. Hecht glaubte, daß Ziegler Hofmaler in Hechingen war. Es scheint also durchaus eine zweite Schaffensperiode des Meisters von Meßkirch gegeben zu haben. Zitat Urban:»Schwierigkeiten bereitet es noch, das Leben Jörg Zieglers genealogisch zu erfassen. Aber daß er der Meister von Meßkirch ist, läßt sich durch die Fülle von Belegen nachweisen.«b. WOLFGANG HERMANN Das Wasserschloß der Herren von Neuneck - die Wiederherstellung seines äußeren Bildes und seine künftige Aufgabe Im Juni 1984 hatte der Verfasser an dieser Stelle gefragt:»rettet Sulz sein Wasserschloß?«Heute, etwa zum Erscheinen dieser Nummer der»hohenzollerischen Heimat«, darf man sagen, daß die Renovation des Schloßäußeren abgeschlossen ist. Noch im Februar 1985 war es allen Betrachtern nicht klar, ob die Renovierung der Innenräume im laufenden Jahrzehnt möglich würde, da keine Geldgeber in Sicht waren. Mit der Errichtung eines Museums, das von den Kreisen Rottweil und Freudenstadt getragen wird, könnte dem Schloß jetzt eine neue Bedeutung zugewiesen werden. Die Außenrenovierung wurde in der Hauptsache vom Land mit ca. 2,2 Mio DM finanziell getragen. Bezüglich der Wiederherstellung der Innenräume war man sich noch 1984 im Gemeinderat von Sulz weder im klaren darüber, woher die Stadt die Geldmittel nehmen sollte; auch wußten die Räte nicht, welchem Nutzungskonzept man zuneigen sollte. Erst dann, als das regionale Bauernmuseum von Horb nach Glatt verlegt wurde, gab es auch neue Hoffnung für das Hauptgebäude. Was im Sommer 1983 noch in der Planung war, oder gar sehr in Frage stand 1, ist jetzt verwirklicht. Die Erneuerungsarbeiten erforderten ihre Zeit;»unter Volldampf«wurde kaum gearbeitet. Zwischen 1984 und 1987 geschah dies: An der Südseite wurde die frühere Balustrade wiedererrichtet und die vermauerten Türen geöffnet, welche vom ehemaligen Rittersaal auf diese hinausführten. Die Balustrade ist über dem Gewölbe der Schloßkapelle errichtet. An derselben Front wurde der Putz erneuert, am Südwestturm eine Wappennische, ein Schießschlitz und Bemalungen um dieselben freigelegt und renoviert. Die Westfassade brachte wenig Probleme, da es bei diesen Arbeiten nur um die Wiederherstellung des Putzes ging. 10

11 Wasserschloß Glatt, Zustand Juli Foto P.T.Müller Innerhalb dieser genannten Jahre wurde der nördliche Torturm gesichert und der senkrecht verlaufende Riß im Mauerwerk beseitigt. Sein Dach wurde gerichtet, sein Verputz erneuert und in weißer Farbe gehalten. Die Ausbauchungen der steinernen Brücke über den Graben wurden aufgefangen. Ebenso machte man den Wehrgang zur inneren Hofseite hin als Fachwerkkonstruktion wieder sichtbar und deckte sein Dach frisch ein. Vier neu aufgerichtete Schornsteine mit gekröpftem Abschluß unterhalb der Kaminhauben erheben sich nun über dem Westflügel 2. Im September 1988 machte man im Innenhof diese Entdekkungen: Es hatte zwei Nischen in der Wehrmauer gegeben, die sich hinter den zugehörigen Schießschlitzen befanden. Zwischen ihnen ist der Trogbrunnen des Innenhofes in die Wand des Wehrbaues eingefügt. Die Nischen waren zugemauert. Ihr Platz wurde am neu aufgebrachten Verputz angedeutet. Rechts vom Brunnen, in der zugemauerten Nische, fand sich ein mächtiger Baustein, etwa 0,90 x 0,35 m stark. In ihn ist die Jahreszahl 1547 eingehauen und der Stein trägt noch Spuren einer Abbildung des kaiserlichen Kammerherrenschlüssels. Die Vermutung darf geäußert werden, daß der Fundort des Bausteins, der einem Eckstein gleicht, nicht der ursprüngliche Verwendungsort gewesen ist. Überraschender war die Aufdeckung einer zugemauerten großen Nische über dem Portal der Kapelle. Diese war hinter der Stelle, an der man heute das große Wappen jener Eigentümer des Schlosses vorfindet, die den Herren von Neuneck folgten: Die beiden größeren Mittelwappen, Landsee und Trassberg, sind von 8 kleineren Wappen umgeben: Schilling von Cannstadt, von Rollin, Kayser, Herbst von Herbstburg, 11

12 von Furtenbach, Papus von Trassberg, Freiherr von Landsee und Reinhold von BabenwoP. Leider läßt sich heute ohne Aktenkenntnis nicht sagen, zu welchen Demonstrationszwecken diese Nische seinerzeit eingefügt worden war. Wappen wiesen den Eigentümer Im Dezember 1984 wurde von einer Wappentafel berichtet' 1, die in der Mauer des Südostturmes gefunden wurde. Diese zeigte das Wappen derer von Hohenrechberg und bezog sich auf Magdalena von Rechberg (zweites bis letztes Drittel des 16.Jahrhunderts). Der Verfasser stellte damals die Frage, warum die Tafel ohne das neuneckische Wappen gemalt war. Die Antwort gab eine aufgefundene Nische der gleichen Größe im Südwestturm. Leider fand man sie leer. Von Seiten des Architekten, Herrn Anton Beuter, wurde angenommen, daß sich an dieser Stelle das neuneckische Wappen befunden hatte. Dieses hat auf rotem Grund einen goldenen Querbalken in der Schildmitte und darüber einen Stern in Silber 5. Eine der zahlreichen Wappenvorlagen wurde dazu verwendet, um eine Nachbildung in dieser Nische anzubringen. Es muß bemerkt werden, daß die Malereien, auf dem Putz befindlich und die Tafel umgebend, in keiner Weise auf die analogen Malereien am Südostturm abgestimmt sind. Man darf jedoch annehmen, daß zuerst die Tafeln für Hans Heinrich von Neuneck ( , fl578) und seine Frau Magdalena von Rechberg (+1614) geschaffen wurden und dann, in unterschiedlich später Zeit oder durch verschiedene Meister, die Secco-Bilder angebracht worden sind. Am nördlicherseits gelegenen Torturm wurde an seiner Frontseite eine Nische von ungefähr 150 X 100 cm Abmessung aufgefunden. Auch sie war leer. Angebracht war eine Tafel zwischen einem darüberliegenden Fenster und dem später hinzugefügten steinernen Wappenrelief des Fürstenhauses von Hohenzollern-Sigmaringen. Was die Tafel als Bildwerk trug, wissen wir nicht. Vielleicht stammte sie aus der Zeit vor dem Kloster Muri (ab 1706) und trug ein Heiligenbildnis oder auch adelige Wappen. Im Zuge der Renovierung wurde eine neue Wappentafel geschaffen, welche die Reihe der Schloßeigentümer repräsentieren soll. Es handelt sich um sechs Wappen: zwei Orts- und vier herrschaftliche Wappen. Sie sind nach diesem Schema angebracht: Adelswappen Hohenz.-Sigmaringen Adels wappen 6 Neuneck aus Ortswappen Glatt Adelswappen Landsee Ortswappen Sulz Herrschaftswappen Kloster Muri Wappen dienten u. a. als Hauszeichen. Es ist möglich, daß Franz von Landsee nach der Übernahme der Herrschaft Glatt (1680) die Wappentafeln am Südost- und Südwestturm entfernen bzw. zumauern ließ. Dieser hatte im Anschluß an ein Verfahren vor dem Lehengericht die Herrschaft Glatt zugesprochen erhalten. Das Geschlecht der Familie von Neuneck war in ihrem Mannesstamm 1671 erloschen. In diesem Sinne ist denkbar, daß der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen um 1806 eine eventuell vorhandene Wappentafel aus dem Torturm herausnehmen ließ, um mit dem eigenen steinernen Wappenrelief - zwei Hunde halten den Wappenschild - sein Eigentumsrecht zu dokumentieren. Bildhafte Humoresken und vielfältiges Rankenwerk Die wesentlichste Zeit der Jahre 1987/88 galt der Wiedersichtbarmachung früherer Wandbemalungen. Sie stammen nach Aussage der Restauratoren aus der Zeit der Renaissance. Zwei stilistisch völlig verschiedene Ausschmückungen, die Fensterdekoration am Turm, Wasserschloß Glatt. Foto W. Hermann sog. Weiß- und Rotmalerei, befinden sich an den Außenwänden. Die weiße und zugleich jüngere stammt vom Ende des 17.Jahrhunderts. Allein sie war am obersten Stockwerk auffindbar, an den beiden unteren Geschossen jedoch beide Arten der Bemalung. Die weiße Bemalung sei ungefähr 80 Jahre nach der roten Bemalung aufgetragen worden 7. Diese Weißmalerei besteht aus bandartigen Ornamenten, die die Fenster umrahmen. In diesem Beitrag soll die Rotbemalung der Nordtürme im Vordergrund stehen. Das teils humoristische, teils skurrile Bildprogramm 8 am nordöstlichen Rundturm umgibt acht Fenster. Diese sind in zwei Ebenen angeordnet; um je vier Fenster im Unter- und 1. Obergeschoß. Anmerkungen 1 Wolf gang Hermann, Rettet Sulz sein Wasserschloß, HH 1984, S. 20, S Unter»kröpfen«versteht man in der Baukunst: ein Gesims oder ein Gebälk um ein vorstehendes Architekturglied (Wandpfeiler, Wandsäule, Pilaster usw.) herumführen. - Meyers Enzyklop. Lexikon, Band 14, S Kunstdenkmäler Hohenzollerns, 1896, S.82 4 Wolfgang Hermann, Das Wasserschloß Glatt, HH 1984, S.56 5 Kinder von Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch Bd. 3, S Das Wappen der Herren von Neuneck erhielt auf der Wappentafel des Torturms einen Stern in goldener Farbe; die neue Wappentafel in der Nische des runden Südwestturms zeigt ebenfalls einen goldenen Stern. 7 Bericht in der Südwestpresse: Fantasiefiguren unter Putz, vom , Redaktion Sulzer Chronik. 8 Dieses Bildprogramm wie die übrigen Wandmalereien an der Ostfassade, wurde nicht wie im Dezember 1984 vom Verfasser angegeben, der wissenschaftlichen Untersuchung zugeführt. Schluß folgt! 12

13 WALTER KEMPE Unterweilerund seine Kapelle 1. Der Ort Unterweiler ist ein kleiner Ort, der zwischen Ostrach und Königseggwald am Seebach liegt. Mit Laubbach und Oberweiler gehört er seit der Kreisreform 1973/74 zur Gesamt- Gemeinde Ostrach. Die 29 Teilorte bzw. Wohnbezirke Ostrachs stammen aus verschiedenen Territorien und Verwaltungsbezirken. Die einen waren badisch, die anderen hohenzollerisch oder württembergisch. Wenn man sich die letzten 800 Jahre der wechselhaften Geschichte vor Augen führt, gehörten sie schon einmal früher, nämlich in der Zeit der Herrschaft des Klosters Salem, größtenteils zusammen und hatten gleiche Nöte und Sorgen. Oft vergessen wir bei dem Geschehen der Gegenwart, daß wir selbst mit der Kette vergangener Generationen verbunden sind. Trotz allem Wandel der Zeiten, waren unsere Vorfahren in ihrem Fühlen, Denken und Handeln uns ähnlich und standen genauso in einer Wechselbeziehung zu unserer Landschaft. Manches läßt sich nur bei Kenntnis des Vergangenen erklären. Dies zeigt sich auch bei der Betrachtung des Schicksals Unterweilers, so wie Urkunden und Akten es uns erzählen. 2. Die Kapelle Mitten im Ort steht eine kleine Kapelle, wie auch in Wangen oder Jettkofen. Sie wurde jetzt zum Anlaß, sich näher mit den geschichtlichen Zusammenhängen zu befassen. Bei den Gesprächen über Renovierungsarbeiten wurde festgestellt, daß weder das Alter, noch der Anlaß ihrer Errichtung, noch die Besitzverhältnisse genauer bekannt sind. Klar war bis jetzt, daß sie auf einem Gemeindegrundstück steht und die Gesamt-Gemeinde Ostrach verpflichtet ist, sie baulich zu unterhalten. Unsicherheiten bestehen, welchem Patron sie zuzuordnen ist. Zum Bewußtsein kam wieder, daß die 87 Einwohner kirchlich heute noch zu den drei verschiedenen kath. Pfarreien Hoßkirch, Königseggwald, Ostrach und den zwei Diözesen Freiburg und Rottenburg gehören. Die Antwort auf die Frage nach dem»warum«sollen die folgenden Ausführungen, soweit möglich, geben. I. ZUR GESCHICHTE DES ORTES Auf der Suche nach den urkundlichen Spuren des Ortes Unterweiler gab es zunächst eine Schwierigkeit, die mit dem Namen zusammenhängt. 1. Der Name Unterweiler Der heute noch für die Siedlungsform von mehreren Höfen verwendete Begriff Weiler, wurde zu einem Ortsnamen, der nicht nur bei uns vorkommt, sondern auch in anderen Gegenden. Das Wort stammt aus der Merowingerzeit. Es wurde erst im 7. Jahrhundert zur Ortsnamenbildung herangezogen 1. In den alten Urkunden ist die Schreibweise unterschiedlich, teils deutsch, teils lateinisch, z.b. Wiler, villare. Zusammengesetzte Formen des Namens, wie Tagebrehtswilaer = Davidschweiler = Tafertsweiler (z.b. 1246) 2 oder Burcwiler = Burgweiler (z.b. Mai 1279) 3 waren schon früh zu festen Begriffen geworden. Sie erleichtern die Lagebestimmung und die Zuordnung von in Urkunden genannten Sachverhalten. Es sind jedoch manchmal auch hier noch neben dem Namen weitere Kriterien erforderlich, um eine sichere Identifizierung vornehmen zu können. Auch die Nennung von Ober- und Unterweiler in Verbindung mit anderen Nachbarorten hilft oft weiter. In den Anfängen wurde Unterweiler auch als Nidrenwillare (Niederweiler) bezeichnet, das jedoch von dem jüngeren Ort Niederweiler bei Wilhelmsdorf zu unterscheiden ist. Eindeutiger wird ferner die Zuordnung bei Erläuterungen wie Weiler bei Hoßkirch (Wiler prope Huskilch, 1278) 4. Bei Zeugen oder Vertragspartnern einer Beurkundung wurde oft der Wohn- und Geburtsort zugefügt. Hier finden wir z. B. Friedrich, Schmied (fabro) von Weiler, der sowohl in Zusammenhang mit Unterweiler , als auch 1279 mit Burgweiler genannt wurde 6, Heinrich von Weiler und Mantz von Weiler Eine sichere Zuordnung ist bei Personennamen in dieser Zeit schwierig. Zumindest dürfte der Schmied Burgweiler zugehörig sein. 2. Die verschiedenartigen Besitzverhältnisse Die Vielschichtigkeit der Besitz- und Rechtsverhältnisse der früheren Jahrhunderte erschwert uns heute oft das Verständnis für und den Überblick über die verschiedenen Besitzübertragungen, die in den Dokumenten festgelegt sind. Da erscheint beispielsweise der Grundherr als Eigentümer des Grund und Bodens. Er konnte in der Rechtsform der Leihe (Lehen) oder Pacht seine Höfe an andere Personen geben. Sie hatten dann nur ein Nutzungsrecht und ein stark eingeschränktes Verfügungsrecht über Hof und Land. Die Rechte, Steuern und andere Abgaben einzuziehen (z.b. Bede, Zehntrecht) und andere Verwaltungsbefugnisse in einem bestimmten Bezirk, konnten wieder von dem Grundherren oder einem Dritten wahrgenommen werden. Die hohe Gerichtsbarkeit, d.h. die Entscheidung über Leben und Tod, war dem Landesherren vorbehalten. Er war oft mit dem Grundherren identisch. Die niedere Gerichtsbarkeit, das Dorfgericht, konnte wieder in anderen Händen liegen. Das Patronatsrecht über eine Pfarrei, mit dem Vorschlagsrecht bei Einsetzung von Geistlichen, wurde oft gesondert ausgeübt. Es war auch mit der Verpflichtung zur baulichen Unterhaltung der Kirche verbunden. 3. Die Weifen und das Kloster Weingarten als Besitzer Unterweilers Die Geschichte Unterweilers ist mit der des einflußreichen Geschlechts der Weifen und des Klosters Weingarten verknüpft. Stammschloß und Burg der Weifen lagen nach Vanotti auf dem Martinsberg bei Altdorf. Sie selbst nannten sich Grafen von Altdorf. Nachdem Herzog Weif III. sein Schloß und seine Burg im Jahre 1055 dem Kloster Altomünster zur Umwandlung in ein Kloster überlassen hatte, verließen die Grafen den Flecken Altdorf und zogen in die alte Veitsburg bei Ravensburg. Diesem Umstand verdankte die Stadt Ravensburg ihren Ursprung, die Vergrößerung und nachmalige Bedeutung. 13

14 Das Benediktinerkloster auf dem Martinsberg erhielt dann seinen Namen von den Weingärten, welche den Hügel schmückten»das Kloster in den Weingärten bei Altdorf«. Später nahm auch der Flecken Altdorf den Namen»Weingarten«mit an. Während Kloster Weingarten aus dem Erbe Herzog WelfsIII. mit 22 Bauerngütern in der Umgebung bedacht wurde, soll um 1090 sein Neffe Weif IV. dem Kloster weitere Ländereien aus dem Familienbesitz geschenkt haben. Bei diesen Übertragungen blieb es nicht. Von allen Seiten erhielt Weingarten um diese Zeit Mehrungen an größeren und kleineren Stiftungen und Gütern. Der nächste Weifenherzog, WelfV., überließ aus dem verbliebenen Vermögen kurz vor seinem Tode, am 11. Juni 1190, dem Kloster u. a. noch die Dörfer Hoßkirch, Bergatreute und Weiler 8. Der Besitz im Dorf Hoßkirch, das Kirchenpatronat und seine Liegenschaften in Weiler bei (prope) Hoßkirch, werden mit anderen Orten in einer späteren Papst-Urkunde in Zusammenhang mit dem Schutz und den Rechten des Klosters Weingarten aufgeführt 9. Die dortige Kirche (Pfarrei) selbst, soll schon von den Stiftern dem Kloster bzw. der Abtei Weingarten übergeben worden sein 10. So dürfte»weiler bei Hoßkirch«mit dem 1198 genannten Ober- und Unterweiler 11 identisch sein, das jetzt zur Gesamt-Gemeinde Ostrach gehört. In Unterweiler hat heute noch die Gemeinde Hoßkirch Grundbesitz. 4. Kloster Salems Besitz in Unterweiler Nicht nur Kloster Weingarten hatte Besitz in Weiler, sondern auch das Zisterzienserkloster Salem hören wir aus Rom, daß Papst Innocenz III. den Domkustos von Konstanz und den Propst von Marchtal beauftragte, gegen jene Kirchenstrafen zu verhängen, die u.a. die Besitzungen Salems - hier Obren- und Nidrenwillare (Unterweiler) genannt - geschädigt hatten 12. Im Jahr 1250 bestätigte dann Papst Innocenz IV. das Grundeigentum, die Rechte und die Privilegien des Klosters Salem. Hierbei erfahren wir, wo in unserer Nachbarschaft salemische Besitzungen lagen, u.a. in Ertingen, Bachhaupten, Eschendorf, Tafertsweiler, Ober- und Unterweiler Jahre danach hat Salem einen Teil der Güter in Unterweiler gegen Liegenschaften in Spöck eingetauscht. Sie gehörten dem uns aus Ostrach bekannten Konrad von Gundelfingen. Er war auch damals Herr in Burgweiler und hatte diese Güter Albert von Eberhardsweiler und Frau zum Lehen gegeben. Als Zeugen waren u.a. dabei: Heinrich von Ochsenbach und Friedrich, der Schmied von Weiler Wie Unterweiler mit den Herren von Königsegg in Verbindung kam Die getrennte Vergabe von Rechten ohne Wechsel der Grundherrschaft, wird uns 1286 vor Augen geführt. In dem Jahre übertrug (verpfändete) König Rudolf von Habsburg die Vogtei-Rechte (Schirmherrschaft) der Orte Hoßkirch und Ober- und Unterweiler an seinen Getreuen, Ulrich von Königsegg. Kloster Weingarten war und blieb Grundherr 15. Ulrich von Königsegg übte damit die Gerichtsbarkeit aus und konnte hierüber Einfluß auf die Bewohner der Orte nehmen. Rund 240 Jahre später, 1527, erhielten die Herren von Königsegg Hoßkirch nebst Ober- und Unterweiler von Kloster Weingarten als pfandschaftlichen Besitz, dann mit Ausnahme des Patronats- und Zehntrechtes - als Eigentum 16. Um diese Zeit bildete die Herrschaft Königsegg das Amt»Wald«und ernannte einen Oberamtmann mit Sitz in Unterweiler. Zwischen 1554 und 1565 war Oberamtmann Sebastian Bosch tätig. Er siegelte auch Urkunden, die Salem betrafen Bosch wohnte vermutlich auf dem Hof mit der ehemaligen 14

15 Haus-Nummer3. Der Familienname Bosch war noch 1811 und später in Unterweiler vertreten 18. Das sogenannte Hochgericht - mit der Entscheidung über Leben und Tod - war für verschiedene Teile der Herrschaft Königsegg, u. a. für einige Felder von Ober- und Unterweiler, noch in Händen des Reichstruchsessen von Friedberg- Scheer. Er verzichtete dann 1746, nach längerem Streit, zu Gunsten von Königsegg-Aulendorf 19. Wie uns im Urbar der Pfarrei Ostrach aus dem Jahre 1593 berichtet wird, war Unterweiler selbst dem Nieder- und Hochgericht der Herren von Königsegg-Aulendorf unterstellt 20. Auf der beigefügten Karte von 1703 sind die Grenzen des»hohen Obrigkeits-Bezirks«eingezeichnet. Der Kommentar auf der rechten Seite des Bildes beschreibt die Grenzen des Bezirks im Jahre Die großen politischen Veränderungen in unserer Gegend nach 1806 Revolutionen und Kriege gingen der napoleonischen»flurbereinigung«zwischen 1803 und 1806 voraus. Sie brachte bei uns einschneidende politische Veränderungen. Mit der Auflösung der Klöster, wie Salem und Weingarten und der Aufteilung ihres Besitzes, sowie der Abtretung großer Teile Vorderösterreichs, kamen neue Herren. Das salemische Oberamt Ostrach wurde zunächst Besitz des Fürsten von Thum und Taxis. Es wurde dann der Landeshoheit des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen unterstellt. Saulgau, Hoßkirch, Königseggwald, Laubbach, Ober- und Unterweiler und Jettkofen wurden dagegen dem Königreich Württemberg zugeschlagen. Nach Beendigung der Umorganisation lautete die amtliche Bezeichnung für Unterweiler: Donaukreis (Ulm), Königliches Oberamtsgericht Saulgau, Königliches Bezirksamt Aulendorf, Gemeinde Laupbach, Parzelle Unterweiler zählte man in Unterweiler 14 Höfe, die folgende Familien bewirtschafteten: Sauter, Neil, Irmler, Gebhardt, Kohler. Scholter, Schmid, Bumüller, Bosch, Nassal, Lang, Gruber, Sedelmayer, Haller. Die ersten 5 Höfe gehörten»seit mehr als 500 Jahren«zur Pfarrei Ostrach 22. Nach der alten Beschreibung der Pfarrei Ostrach von 1593, lebten hier um 1590: Hans Nefenburg, Hans Bosch, Balthus Binder, Peter Knäbler und Martin Stokher. Zwei Höfe waren damals Soldgüter 23 (siehe auch Anlagen 1 und 2) Anmerkungen 1 Bach, Adolf: Deutsche Namenskunde, Deutsche Ortsnamen 2, S. 361, CDS, Bd. I, S CDS, Bd. II, S Wü UB VIII, S CDS, Bd. I, S CDS, Bd. II, S CDS, Bd. III, S Vanotti, J. N.: Beiträge zur Geschichte der Orden in der Diözese Rottenburg, FDA18, S. 292 ff. 9 Wie Anm Memminger: Beschreibung des Oberamtes Saulgau, Cotta, Stuttgart und Tübingen. 1829, S CDS, Bd. I, S Wie Anm CDS, Bd. I, S. 290/ Wie Anm Wü UB IX, S Wie Anm StA Sigmaringen, Dep.30, Kloster Salem, OA Ostrach, Urkunden, Repert. Schwarzmaier, Ho 158, Kloster Salem, Herrschaft Ostrach, Urkunden, Repert. Herberhold 18 Kath. Pfarrarchiv Ostrach, Zehntablösung (Hohenzollerische Lande), Beschreibung der kath. Filialen Jettkofen, Laubbach und Unterweiler, welche zu Ostrach eingepfarrt sind und im Königreich Württemberg liegen, samt einer Beilage vom StA Sigmaringen, Dep.30, Urkunden-Repertorium über das Friedberg-Scheersche Archiv, 1786, Bd. 1, S. 280, Nr Kath. Pfarrarchiv, Urbar des Pfarrers Georg Weiß von Gemeindearchiv Ostrach, Abt. Laubbach»Concept des Güterund Servitutenbuchs«, Laubbach-Unterweiler, angelegt 1840/ Wie Anm Wie Anm. 20. Schluß folgt! Buchbesprechung Karl Werner Steim: Die Synagoge in Haigerloch. Haigerloch 1988 Schon mehrfach hat Karl Werner Steim von der Geschichte und dem Alltag der Juden in Haigerloch berichtet, hat Eindrücke und Ansichten vom»haag«, dem erst Ende des 18.Jahrhunderts entstandenen Dorfghetto, geliefert. Deutlich getrennt von der christlichen Haigerlocher Bürgerschaft und um die Synagoge als augenfälligem Mittelpunkt zentriert, behielt das Judenviertel im»haag«, auch nachdem aus nur geduldeten, auf fürstliche Privilegien angewiesenen»schutzjuden«endlich spät im 19. Jahrhundert gleichberechtigte Staatsbürger geworden waren, seinen eigenen, durch jüdische Kultur und Tradition geprägten Charakter. Gerade deshalb wurde auch der»haag«in der Nacht zum 10. November 1938, der sogenannten»reichskristallnach«, zum Ziel eines aus Sulz herangeschafften SA-Trupps, der hier, wie es auch gleichzeitig überall in Deutschland geschah, durch seinen unbehinderten Vandalismus deutlich machte, daß die Nationalsozialisten in Zukunft ihre bislang, aus außen- und innenpolitischen Rücksichten diktierte, relative Zurückhaltung aufgeben würden und den nächsten Schritt von der sozialen Diskriminierung der Juden hin zu ihrer physischen Vernichtung zu tun entschlossen waren. Karl Werner Steim rekonstruierte für Haigerloch die Ereignisse in dieser Nacht. Von der schon damals für die meisten erkennbar allzu fadenscheinigen propagandistischen Darstellung von dem spontanen»sühneakt des deutschen Volkes«für die Ermordung eines Botschaftsangehörigen in Paris durch einen polnischen Juden findet sich auch in Haigerloch keine Spur. Der Pogrom in Haigerloch, bei dem die Fensterscheiben der Häuser im»haag«zu Bruch gingen, die Einrichtung der Synagoge verwüstet und der Rabbinatsverweser mißhandelt wurden, war eine organisierte Aktion, die 15

16 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, 7480 Sigmaringen M 3828 F Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt. deutlich - trotz des»räuberzivils«der Gewalttäter - den Stempel der SA trug. Es wundert daher nicht, daß der vom jüdischen Kaufmann Reutlinger herbeigerufene Haigerlocher Gendarm sich schnell und ohne einzugreifen wieder davonmachte. Der sofort informierte Landrat glaubte, anscheinend in völliger Fehleinschätzung der Vorgänge, den Staatsanwalt informieren zu müssen. Freilich legten sich bald erste Irritationen der lokalen Verwaltung und Polizei - auch der Regierungspräsident war über die geplanten Aktionen nicht informiert -, wie man mit den tumultarischen Vorgängen umzugehen hatte, nachdem sie von der Gestapo mit der Verhaftung von fünfzehn Haigerlocherjuden beauftragt wurden, die man sofort ins KZ Dachau weiterleitete. Auch in Haigerloch wird deutlich, daß die vermeintliche Spontaneität der Ausschreitungen kalkuliert war und man in Berlin keineswegs daran dachte, sich das Gesetz des Handelns von der Straße diktieren zu lassen. Nicht nur, daß sofort alle sichtbaren Spuren der Verwüstung beseitigt werden sollten; jetzt durfte und mußte die Polizei verstärkt zur Verhinderung weiterer Aktionen eingesetzt werden. Und wirklich verhinderte die Gendarmerie in Haigerloch eine nachträgliche Brandstiftung an der in der Pogromnacht zwar im Innern verwüsteten, jedoch nicht niedergebrannten Synagoge. Für viele Haigerlocher Juden war seit dem 10. November klar, daß in dieser Nacht mehr zu Bruch gegangen war als nur die Fensterscheiben im»haag«. Viele, die bislang noch gezögert hatten, entschlossen sich jetzt zur Ausreise. Die Zurückbleibenden wurden 1941/42 deportiert und ermordet. Mit der Zerstörung des religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunktes der Juden, der Synagoge, wurde auch in Haigerloch deutlich gemacht, daß es für die Levis, Behrs und Ulimanns das einst von Fürst Karl Friedrich zugestandene Heimatrecht im»haag«nicht mehr gab. In dem Gebäude, das am 30. Mai 1783 feierlich als Synagoge eingeweiht wurde, ist bis heute nicht mehr gebetet worden. Klaus Peter Burkarth Register 1988 Allerlei Bei- oder Nebennamen S. 47 Hechingen: Sebastiansbruderschaft S. 18 Archiv des Füsilierregiments S. 63 Heimatglocken S. 46 Beuron: Augustinerchorherrenstift S. 57 Hirtenbrief und NS-Polizei S. 14 Bilder: Johanna von Berselle S. 33 Hungerjahre 1816/1817 S. 54 Hechingen: Hl. Sebastian S. 17 Hungerjahre 1816/1817in Gammertingen S. 55 Orchester des Gymnasiums Hedingen S. 1 Kaufhold, Monsignore: Zum 80. Geburtstag S. 35 Buchbesprechungen: Kettenacker: Tischlesrücker S. 2 Das Große Buch der Schw. Alb S. 64 Kraus, Johann Adam: 60. Priesterjubiläum S. 15 Felsen, Burgen, Rittersleut S. 48 Meister von Meßkirch: Frauenportrait S. 34 Museen u. Galerien zw. Neckar u. Bodensee S. 16 Meister von Meßkirch: Portrait Eitelfriedrichs S. 61 Oberschwaben S. 32 Medaille Christof Friedrichs Graf zu Zollern S. 23 Romanik in Baden-Württemberg S. 15 v. Neuneck, Reinhard S. 9,24,64 Vorgesch. Höhensiedlungen S. 15 Pommern: Fürstl. Hohenz. Besitzungen S. 49 Burladingen: Käpfle S. 53 Ringingen: s'hairles Luschtgaata S. 31 Dettensee, fürstlicher Kameralhof S. 44 Sigmaringen: Depotfund der Bronzezeit S. 6 Grynaeus, Simon: Münzbildnis S. 37 Sigmaringer Turnerbund 1848 S. 41 Haigerlocher Ehrenbürger im 19. Jahrhundert S. 28 Trochtelfinger Heidegg-Burg S. 13,32 Haigerloch: Judenpogrom 1938 S. 38 Verbote und Strafen in der»guten alten Zeit«S. 56 Hechingen: Fasnachtstanz in St. Luzen S. 19 Wiedendrehen S. 32 Hechingen: Der Schultheis und seine Frau, die Hexe S. 34 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT hrsggbn. vom Hohenz. Geschichtsverein. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in Hohenzollern und der angrenzenden Landesteile mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: 8.00 DM jährlich. Konto der»hohenzollerischen Heimat«: Hohenz. Landesbank Sigmaringen (BLZ ). Druck: M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co., 7480 Sigmaringen, Karlstraße 10. Die Autoren dieser Nummer: Dr. Otto H. Becker Hedingerstraße 17, 7480 Sigmaringen Dr. Herbert Burkarth Eichertstraße 6, 7487 Gammertingen Klaus Peter Burkarth Reutlinger Straße 7, 7487 Gammertingen Wolfgang Hermann Fischingerstraße 55, 7247 Sulz Walter Kempe, Apotheker Silcherstraße 11, 7965 Ostrach Dr. Wilfried Schöntag, Staatsarchivdirektor Karlstraße 3, 7480 Sigmaringen Schriftleitung: Dr. med. Herbert Burkarth, 7487 Gammertingen Telefon 07574/4211 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiter zu empfehlen. 16

17 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT M 3828 F Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein 39. Jahrgang Nr. 2 / Juni 1989 Pfarrer Johann Adam Kraus, Erzbischöflicher Archivar i.r., Nestor der Hohenzollerischen Geschichtsschreibung, am 18. März 1989, seinem 85. Geburtstag, in Freiburg (Foto: H. Burkarth) EBERHARD GÖNNER Johann Adam Kraus 85 Jahre alt Wer sich mit hohenzollerischer Geschichte befaßt, stößt in der Literatur auf Schritt und Tritt auf Veröffentlichungen von Pfarrer Johann Adam Kraus. Im Register der Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte (1974/75) hat kein anderer Autor eine längere Nummernliste aufzuweisen. Für die Jahre nach 1972 findet diese Liste eine Fortsetzung in den Bänden der Landesbibliographie Baden-Württemberg. Der Jubilar selbst hat für die Zeit von 1924 bis Artikel gezählt.

18 In seinem Gesamtwerk nehmen die ortsgeschichtlichen Abhandlungen, Miszellen, Mitteilungen und Hinweise den größten Raum ein. Es gibt wohl nur wenige Orte in Hohenzollern, zu deren Geschichte J.A. Kraus nichts beigetragen hat. Uber die Ortsgeschichte kam er zur Burgen- und Adelsgeschichte, zur Familien- und Namensgeschichte, zu rechtsgeschichtlichen Fragen und zur Volkskunde. Die zeitliche Spanne seiner Forschungen reicht von der Römerzeit bis ins 20. Jahrhundert. Hinter der Lebensleistung von J.A. Kraus stecken ein schon früh erwachtes elementares historisches Interesse, eine große Neugier nach vergangenen Zuständen, Ereignissen und Personen und - nicht zuletzt - eine tiefe Heimatliebe. Die ersten heimatgeschichtlichen Forschungen des am 18. März 1904 in Ringingen/Hohenzollern Geborenen beginnen noch während seiner Gymnasial- und Konviktszeit in Sigmaringen. Kurz nach seiner Reifeprüfung im Jahre 1923 edierte er als Theologiestudent in den»mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern«(1924) die Ringinger Gemeindeordnung vom Jahre 1530, das sogenannte»fleckenbüchle«. Inzwischen war er dem hohenzollerischen Geschichtsverein beigetreten, in dem er zu einem besonders eifrigen Mitglied wurde. Die Forschungsgegenstände hängen bei Johann Adam Kraus zu einem großen Teil mit seiner Biographie zusammen. Seinem Heimatort, dessen Herrschaftsträgern, Kirchengeschichte, Familien, Häusern, Flurnamen, galten im Laufe der Jahrzehnte unzählige kleinere und größere Aufsätze, darunter die umfassende Darstellung in den Hohenzollerischen Jahresheften Auch mit der Geschichte der benachbarten Orte Melchingen, Salmendingen, Stetten u. H., Hörschwag und Trochtelfingen hat er sich wiederholt befaßt. Nachdem er im Jahre 1928 zum Priester geweiht und zunächst in drei badischen Pfarreien als Vikar eingesetzt worden war, nutzte er seine Vikarszeit in Burladingen von 1931 bis 1936 zu heimatgeschichtlichen Forschungen über Orte und den Adel im Fehla- und im Killertal. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch gut, wie bei ihm schon als Kind die Veröffentlichungen von J.A. Kraus über die Burgen in diesen beiden Tälern sein historisches Interesse weckten. Nach der Versetzung in die Pfarrei Bingen (1936) und dann als Pfarrverweser (1937) bzw. Pfarrer ( ) in Dietershofen weitete der junge Geistliche sein Forschungsfeld auf die südlicheren Gemeinden Hohenzollerns aus. Die Nähe zu Sigmaringen ermöglichte ihm die Benutzung der hohenzollerischen Archive und damit den Zugang zu den wichtigsten Quellen der hohenzollerischen Geschichte. Seit 1942 im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg tätig, wurde Pfarrer Kraus 1943 zum Militärdienst als Sanitäter eingezogen und geriet 1944 in amerikanische Gefangenschaft. Im Jahre 1946 konnte er seinen Dienst in Freiburg wieder aufnehmen und verblieb dort als Registrator und als Erzbischöflicher Archivar bis zu seiner Zurruhesetzung am 1. Januar Diese zwanzig Jahre waren seine Hauptschaffenszeit als Heimatforscher. Nach wie vor stand die hohenzollerische Geschichte bei ihm im Vordergrund, wobei ihn die Beschäftigung mit den Beständen des erzbischöflichen Archivs in verstärktem Maße zu kirchengeschichtlichen Arbeiten führte. Die Ergebnisse seines Forschens veröffentlichte er vorzugsweise in der seit 1951 bestehenden, von ihm auch finanziell unterstützten Hohenzollerischen Heimat, in den Hohenzollerischen Jahresheften bzw. der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, im Freiburger Diözesan- Archiv, in Tageszeitungen und in Heimatblättern. Sein südbadischer Wohnsitz und die ihm dort zur Verfügung stehenden Quellen ließen ihn die heimatgeschichtlichen Aktivitäten auch auf Südbaden ausdehnen. Gerne befaßte er sich mit ungelösten Fragen und regte die Forschung immer wieder mit neuen Lösungsvorschlägen an. Als Beispiele sollen hier nur seine Beiträge zur Frühgeschichte der Grafen von Gammertingen und der Grafen von Sigmaringen, zur Geschichte der Herrschaft Straßberg, zur Freien Pirsch, zur Lage der Burg Stauffenberg bei Hechingen und zur Identifizierung des Meisters von Meßkirch erwähnt werden. Mit seinem immensen Detailwissen konnte er manche Irrtümer der bisherigen Forschung beseitigen und in Rezensionen landesgeschichtlicher Publikationen Korrekturen und Ergänzungen anbringen. Er wich dem wissenschaftlichen Disput nicht aus und führte dabei mitunter eine spitze Feder. Ein besonderes Verdienst von J. A. Kraus für die hohenzollerische Geschichtsforschung liegt in den unzähligen Hinweisen auf Quellen und in seinen Quellenveröffentlichungen, für die nur die bedeutendste genannt sein soll: die»urkunden des Dominikanerinnenklosters Stetten im Gnadental bei Hechingen, «( ). Für die Erforschung der Stammgrafschaft Zollern ist dieses Regestenwerk zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel geworden. Nicht vergessen werden soll auch die große Zahl von heraldischen und siegelkundlichen Beiträgen, mit denen J.A. Kraus die Frühzeit von Adelsgeschlechtern und von Städten mit Erfolg aufhellte. Obwohl ihm ein Augenleiden, das seine vorzeitige Pensionierung zur Folge hatte, bei seinen Forschungen Beschränkungen auferlegte, war J.A. Kraus auch nach 1966 unermüdlich für die Geschichte unserer Heimat tätig, stets kritisch beobachtend, kenntnisreich kommentierend und im übrigen ungemein produktiv. Dabei übernimmt er immer noch priesterliche Aufgaben und wirkt in der Altenbetreuung mit. Sein runder Geburtstag ist ein willkommener Anlaß, ihm aus Hohenzollern und vor allem vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, dessen Ehrenmitglied er seit dem Jahre 1968 ist, einen herzlichen Dank für sein in 65 Jahren geschaffenes Werk zu senden mit den besten Wünschen für sein Wohlergehen. JOHANN ADAM KRAUS Zur Geschichte eines Hofes in Ringingen (Hs. Nr. 98/99)»Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit!«Nachdem im Jahre 1938 unser Mitbürger J. Viesel im Gäßle anstelle seiner bisherigen Scheuer eine neue, geräumigere erstellt hat, der auch bald ein neues Wohnhaus (»Ghäusget«) folgt, reizt es uns, einen Blick auf die früheren Besitzer und Verhältnisse dieses Grundstücks zu werfen. Es handelt sich nämlich um eines der ältesten Häuser des Dorfes, um einen Lehenhof der Herrschaft, bei denen gewöhnlich, wie hier, Wohnhaus und Scheuer getrennt voneinander, und zwar nach Möglichkeit im rechten Winkel zueinander standen, der Giebel des Wohnhauses gegen den Weg. Diese Anordnung ist für dieses Haus durch den Ortsplan von 1728 bezeugt, die ältesten Nachrichten reichen aber noch rund 200 Jahre weiter zurück. Das Wohnhaus ist einstöckig, enthält neben Stube, Kammer, Küche, Hausgang noch Stall und Futterscheuerle, unter dem Dach einige Kammern und zuoberst die Bühne mit der weiter auf Seite 20 18

19 ifa a r r 3.? afts, e««t>, te. 11. tfril «I - ion»«sri id) prangt We Su im îkrtetimu»lod, idfrldft nett räumt [» ft - lu Dodj fdjon jrmotfit im uflorgenaiwti Der lag tit rotlirf) liditim tra rj Unb odt SBrit fit méâtf auf fftn Oftermp-^en jitfy In mfl fiofcn mir t* v" * I XuftrfMpi It lad» 6m»nge! umenftor: ftittlw&e OtttSt» - *i t tcubtg t 6ä»0(1 Un) d)hv fltitv m a b«n Drang De* Ofteirorgtrt ^Hfenttang. Bolji bcm, ber fh -tim - «tili» Stmt m«ft H** ubi» ftrnum hm ihm btr ft.nj yrjr bringt. Unb r ~t (eine 60. tn nimmt. nie er M) bcr Œottr* Dir Ofttrworgei» < HfeiiHüng! «fii r8flti»tot ' jta (m fiontil. Mft* Ootldft M. CM) ftnn em traut*» <fc tftfeatif Dm oci)m In r ia uni pin fty <n-* (of «1» Bhmwn, ufdj t r tin Der d>*»lt mir ins J)«j fewcm! Unb «Q«wit iiei. not unb few Sir im *bet nor 9 1 btr J^crrn. Iw B»> en Bi hi, Tal unb lying 64«Hi cr )ti 2«tkng; Un» üben H too it fi tu ßedjt nwntxnwu bi rime tin. Unb matyig t igt oui iieitem Œijor n Sieb jam reis be* Aerrn «npor Cal! roawtt r,, w M ^wi jtii I m 9n jti [Mu mrabeii. Ma»m ttfcw Ht al «tud. ttmol Ri -t ff.,< ovri'-idjt nmfet»-*»««) ont trfc,:en, l. «or 5th Ingen auftei ter fmarrftafte nodj»irr Papel«n beimnorn Sa: n fit nrxrut»erben jtnt 1.tfj mon nid)i. feber»*"* un 5 rt t!» mare fie î Dr erftt < bit Unftrti ieben!._ t" btr tott- mt*er,1 innen«ift befonbi uebanbeit..)lcr (ef nur Su- ftefct on ber rgeft^c V «K^ dot &en rn (t» nirt n ( r.) enufeten 6; ifce, fid?»on ïxr Sd)li<#ie aat c^«n Surlabingen uni) J)tw ïfti iureb b»s Îiefîntûl ^eraufjiefyi QTi R 1,,JB ill«gtn oorbti SalmeiÄHigtn»u führt. ift ber fbeg tetf* melt ting,, n Dit. it J l'.«.t eutn", ft K> auf ben log. ilk «ttg" Dtr T 9 -»>» Worten, ber <md> lwi rot«i«jtftr er ft beute.1 Çrroctbânbtn V btr *i~he a imittel 1er etn»îfra leffer* (ftofrton) «n^e- I r0 ' >0 wirb t 8. Ifti im 1466 tin«in it men? 3ati ti otrtin er. Dod> fdjim wirbt biefe " ju ber 9 jirt itt) 1, b«te.bei to n 1 leren } tu.n grofttr Sot 1 1V tnuîm* I «S«4e rti St. [ m ent M «Kefir gtlefen werbt«. Unttr bem.nrluft be» ffieii. nxtoiom^nu b 1. tr Kufflär " fdnuttt bes "iistur.jtitnwitr oott onflanr muri bit SaptOt 1SSI auf îlbtmxjj «th ift. Son ben btiben C' Jtfltm bângt Li 13 ihttftt tjmtc in Shn^turm, «onbeie, mxt> Wjoi Ijrt alt auf ufbav. ff» r'rb Vri^tet, ktln fei eftemi 1 Bforrfht^t 1 ftn Sor tr britttn '«pto«,.61. Sarooen' mifftn mir raft lid) Kadj bei nf^n 1 im fjudtnm^ie* sont Safer» a mu It auf be gefèanbtn 1 ben, tl m 0 beute fid) î si îrttrfri j ergebt )er alte 3atm. ber, wt» Dorf 1 ifd lief I rt t.. 3m 3 rt 1M1 bei» r 1 t%r:.vine tritt«jtape&e.rtb ebt< mal *t aft be«drtti batt«aber feinen tut«r; nunm ir ift fie «b tn * sie fditin i(fo ben 6türm«bes b rtijjli Jfi.jen rneg ) m Cpf ' gefw st ftin. iti ti ai Œrfag befür trf6eint fp4ier am H» i g» ' irfts nad Saimenbingen bie J t&^erto) lt". Uber «udj fie nwrtt 1884 k rtbr^en: bie»iefe tr! t nod> btn iamen ba' n. jit oiertt ftapeik!>.. ben tf Bern jarb jutn on. S ft ti»m nbwo am B< ^mifefeen ftentetv ind> 8et< rrmdiefm. benbort tfrtw fk^ aber ènt i. at) imoert? Ic. Iii, At". Seibt? ime».,^cincn a( b bas* ttn in vtidi<>rti. fytutt tutet mir 110(9 Mt tfi) rfc ft If auf bas.»aligt jjeiüg,. La» cor tna^i 100 v ren in bei lu dr jeit in F Ummer frnt. 6(1 ten t man nod ben Çlunwmtn.bei Seilers jts^pelt" Die n m IIIMUmiMI Ansicht, das Kreuz am Burladinger Weg bezeichne den Standort des alten Kirchleins, ist unrichtig. Nach einem gleichzeitiger Kärtchen stand es vielmehr im Eck vom Bäbeloch hart ai der alten Staig, wo sich die auffällige Vertiefung befindet. Heute besteht nur noch die eine Kapelle, die der Mutter Gottes geweiht ist. Ihre Erhaltung ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, daß 1841 der Friedhof von der Kirche dorthin verlegt wurde. Wenn man bedenkt, daß in früheren Zeiten die soziale Lage der Bevölkerung keineswegs»rosig«war, muß man sich geradezu wundern, wie die Mittel zu so vielen kirchlichen Gebäuden auch an anderen Orten aufgebracht wurden. Damals lebte eben in den Herzen der meisten tiefe Religiosität, die sich ganz von selbst offenbarte in der Bereitschaft zu den größten Opfern für den hl. Glauben. Seit 65 Jahren schreibt Johann Adam Kraus hohenzollerische Geschichtc. 19

20 Fortsetzung von Seite 18 Fruchtschütte. Die Stube hat noch altertümliches ganz dunkles Holzgetäfer an Wänden und Decke, einen alten Eckschrank und an der Wand neben dem (neuen) Ofen künstlerische Plättchen mit bunten Pflanzenornamenten aus dem Jahre 1788 mit den Anfangsbuchstaben des Hafners W. L. Das Wohnhaus trug als letztes dahier noch zu Menschengedenken ein Strohdach (1867 übrigens noch die meisten Häuser!), allerdings über den Ziegeln, das eines Sonntagnachmittags fein säuberlich in des Nachbars Garten hinabgerutscht war. Als älteste Besitzerin des damals noch werdenbergischen Lehenhofes, der mit andern Gütern von den Schwelhererben um 1488 erworben worden war, nennt die Geschichte eine Willa Sutorin (Sauter) ums Jahr Die fürstenbergische Güterbechreibung vom J führt als Besitzer an: Valentin Mayer. Der Hof war der Herrschaft eigen: aber des Inhabers Erbgut. Dazu gehörten: Haus, Scheuer und Garten beieinander zwischen Wißengäßlin (wohl nach einem früheren Anlieger Weiß, der 1392 vorkommt und vielleicht gerade unseren Hof hatte als Lehen von Heinrich von Killer, genannt Affenschmalz. Er hieß Hainz Weiß) und Hieronymus Mayer (heute Dieter Andreas), stoßt hinten an Ludwig Rächlins Garten (heute Bachbauern K. Hipp). Der jetzige Garten hinter der Scheuer ist nur ein Teil des damaligen. Denn der sog. Kipfengarten hinter dem Wohnhaus gehörte bis ins 18. Jahrhundert ebenfalls dazu. Ferner gehörten zum Hof an Äckern: Esch Tiefental: 2 Jauchert an der Heerstraß, 2 J. im Wasserruns, 3 J. unter Hellischloch, l'a J. am Eisenlocher Weg, IV2 J. ebenda; Esch Houck: IV2 J. auf der Houck bei Unser Lieben Frauen Kapell, 1 J. daselbst, 2 J. am Salmendinger Weg, 1 J. im Lützenwinkel, 4 J. am Hechinger Weg, 2 J. auf Gallenbühl. Esch Breimischmadt: 3 J. unter der Herrschaft Braite an Kernenwies, 4 J. im Grund, 2 J. an der Staingen (Galggruob), 1 J. unterm Briel, 1 J. am Talwieser Weg, 2 J. auf Altegert, 2 J. unter Bühl. Wiesen: 1 Wiesplätzle jetzt Hanfgarten in Untern Wiesen, 1 Mannsmahd in Talwies am Weg zu beiden Seiten, 2 Mm. daselbst, 4 Mm. am Hechinger Weg, 3 Mm. beim Eichle, 3 Mm. in der Viehwaid, 1 Mm. vor Louchen. Endlich gehörte dazu ein Wald in Seehalde, zwischen beiden herrschaftlichen Hölzern, stoßt oben und unten an die Gemeinde. Dieser Wald von 10% Jauchert 71 Ruten oder 502,09 Ar ist heute in 8 Teile zerlegt. Das unterste Wäldle grenzt an die Gemeinde Killer, das oberste an Killer Bürger, welche die erwähnten fürstenbergischen Wälder käuflich erworben haben. Spätere Besitzer des genannten Lehenwaldes sind von unten angefangen: Christian Kraus, Karl Dieter Wtw., Karl Schmid, Josef Faigles Kinder, der Hirschwirt, Klemens Kraus jung, Andreas Dieter, Johann Dorn bzw. Otmar Bailers Erben. Der Lehenhof hatte jährlich abzugeben (bis zur Ablösung um ): Für Heufeldzehnten 3 Schilling 4 Heller (später 1 Schilling zu 2 Kreuzer gerechnet), Vesen 6 Scheffel, Haber 3 Scheffel (je Reutlinger Maß), Vogthaber 4 Viertel (Tübinger), 1 Henne, 1 Viertel Eier (=120 Stück, oder dafür im Jahre 1666 ganze 24 Kreuzer!!). Endlich mußte der Inhaber der Herrschaft 2 Tage Dung führen und 1 Tag mähen oder für beides 9 Schilling Heller zahlen, endlich den Zehnten der Früchte usw. abgeben und zum Kloster Stetten b. Hech. 20 Kreuzer gilten. Auf Valentin Mayer folgten als Besitzer: um 1555 Hans Kuderer, dann Andreas Quintle, 1578 sein Schwiegersohn Michael Werner, 1607 Hans Ott, um Kaspar Kipf der eine Frau Anna Werner hatte (Vgl. Kipfengarten!), etwa Michel Ott und Hans Jerg Rhein, 1714 Kaspar Hipp und 1720 Josef und Martin Hipp und Michael Rueß jung. Deren Nachfolger waren in weitergehender Zersplitterung Johann Bayler jung zu 3 Achtel, Kaspar Hipp der jüngere zu 3 Achtel (er behielt das Gartenstück hinter dem Wohnhaus), und Bartholomä Dorn zu 1 Viertel. Der Bayler besaß die Gebäude u. 108 Ruten vom Garten, die restlichen 70 Ruten hatte ein Peter Kraus im Bach im Besitz. Diese Teile erlangte später Schultheiß Benedikt Emele 1836 bis 43, löste die Lehenverbindlichkeit gegen die Herrschaft ab und erstellte in der Scheuer noch eine Wohnung. Das andere Gartenstück (Kipfen) hatte kurz zuvor Schultheiß Baltas Hipp des Johann ( ) abgelöst, das noch in Händen seiner direkten Nachkommen ist. Von Benedikt Emele erwarb der Urgroßvater des heutigen Inhabers das Haus für seinen Sohn Isidor Viesel, der dann auch die Scheuerwohnung von Benedikt Feßler an sich brachte, die seitdem (etwa 1880) leerstand und jetzt abgerissen ist. Die Grundstücke des Hofes sind längst zerstückelt. Vom Wald hatte noch Johann Bayler jung 4J. 41 Ruten, Kapsar Hipp ebensoviel und Bartie Dorn 2Vz J. 112 Ruten. Später findet man Matheiß Beck im Besitz der beiden ersten Teile, später Augustin Mayer und Senes Kraus in dem der Hälfte des einen, von je 1 Jauchert IOV2 Ruten, die seitdem eigen gemacht sind. Heute sind es die Wäldle von Andreas Dieter und Klemens Kraus des jungen Erben. Während in den letzten 200 Jahren die Güter immer im Erbgang weiterliefen, wechseln vorher die Familien in auffallender Weise, was sich auch bei anderen Höfen feststellen läßt. Der Grund hierfür ist nicht bekannt. Man sollte doch erwarten, daß bei Unteilbarkeit des ganzen Hofes eine Familie auch jahrhundertelang Besitzer bliebe! Die Teilbarkeit setzt bei uns nach dem 30jährigen Kriege, eingeleitet durch ein par Vergantungen, beinahe planmäßig ein! Erschienen in der»lauchert-zeitung«am JOHANN ADAM KRAUS Das Ende der Schwelher von Straßberg Peter Schwelher von Straßberg, erwähnt 1465 bis 1513, war der letzte Vertreter seines Geschlechtes. Über ihn und seine Familie, die sich ursprünglich»von Wielandstein«(bei Oberlenningen) nannte und im 15. Jahrhundert in Ringingen, auf Holnstein ob Stetten und in Straßberg saß, wurde schon 1938 ausführlich gehandelt 1. Zwar war bekannt, daß Peter nach seiner Verheiratung und nach dem Tod seiner Frau um 1503 noch Priester geworden war, aber von Kindern wußte man nichts. Dann wurde 2 überraschend bekannt, Peter habe auch einen Sohn Hans gehabt, der am 31. Dezember 1497 durch Österreich mit einem Hof zu Dettingen bei Kirchheim, den vorher Peter hatte, belehnt worden ist. Somit konnte auch wohl kein Zweifel bestehen, daß jener Hans Sweller (mit dem Schwelherischen Siegel, dem sechsmal quergeteilten Schild) Peters Sohn war, der am 10. Juli (nicht 6. 7.) 1500 die Urfehde des Hans Zech von Laufen a.d. Eyach siegelte 3. Wir wissen aus einer Urkunde Kaiser Maximilians, daß Peter jedoch am 3. Mai 1504 keine Kinder (mehr) hatte 4. Hans muß somit früh gestorben sein. Auffälligerweise hat Peter schon 1497 veran- 20

21 laßt, daß das Lehen Straßberg nicht etwa dieser Sohn, sondern der Oheim Melchior von Thierberg von der Äbtissin zu Buchau bekam. War der junge Hans krank, oder mit seinem Vater zerfallen? In der Jahrtagsstiftung Peters vom Jahre ist von ihm bezeichnenderweise nicht ausdrücklich die Rede, wohl aber von Peters Vorfahren, der Frau, den Geschwistern und deren Nachkommen. Wenn ich seinerzeit 6 Peters Gemahlin Margaretha von Neuneck angezweifelt habe, so kann dieser Zweifel nicht aufrecht gehalten werden, denn es gab damals zwei Frauen dieses Namens! Peters Gemahlin Margaretha v. Neuneck war tatsächlich die Tochter Melchiors von Neuneck zu Glatt, während die andere Margaretha v.n., Tochter des Oswald von Neuneck, den Thomas von Wehingen ehelichte und schon 1477 tot war 7. Die genauen Lebensdaten der Gattin Peters kennen wir bis dato freilich nicht. Anmerkungen 1 Hohenz. JHeft 1938, S ; Nachträge erschienen ebd. 1960, S , und 1964, S Vgl. Straßberg, ebd. 1959, 17f. 2 Hohenz. Heimat 1961, 8. 3 Stauffenberg-Archiv im Staatsarchiv Sigmaringen. 4 Hohenz. JHeft 1938, Ebd. S Ebd Hodler, OA Haigerloch 1928, 179; K.v. Knobloch, Oberbad. Geschl. Buch 111,231. JOHANN ADAM KRAUS Mae Hoemet (1925) 1. O Eatle, mei Ringinga, wia bischt Du schee / Ka(n)s oiba a Derfle so wi Di no gee(n)? / Grad zwischat em Nähbearg und Hälschla verschlupft / Daß Luft it ond s'weatter schlimm a dr rum rupft! 2. An Heisr u. Schuira, an Gääta und Ställ / Vom Lai u. vom Schmittaroi bis a seall Quäll: Am Saumärkt, da Bach na ond d'raoße deet numm / gaod Gässle ond Weagle toils grad u. toils gromm. 3. Do wuuslets vo Leide mit Wäga und Vieh / se denglet u. mischter u. fahret: Hott! Hi! Ond zwischet da Henna u. Spatza im Saus / Hui, springet dia Kindr um Gääta und Haus. 4. Se schupfet im Hefle, teand fanga im Hae, weand Wägele fahra dur Gumpa ond Sae. Wia bhupfet dia Trendl und glepfet dia Schua: Hoi singet! ond schlahet da Takt frao drzua! 5. Narr, aist i dr Ernat: A n Amoisahauf / mit ällem seim Duranand könnt nemme auf! Do lauft ällts und springt ällts ond naoftet im Schaffa vom eltesta Miaterle bis zum Rotzaffa! 6. Se mähat, se warbet, se shlahet noch um, ma schechlet u. bindet u. reachet drum rumm. Ma leed noch ond spannat, feert hoe im Karree / daß lället die Leit samt der Mene, o je! 7. Dees Weatter isch laonisch, jaichts wiast dur anand / loot bhäb Zeit zum eassa: ma schluckt nu im Stand. Ma schaffet grad wie wenn diatäg ginge aus! Doch fraet ma se! Vool wearet Haebaarn u. Haus! 8. Und sust uf em Acker, an Roena, im Wald / ist iberal Leaba bei Jung ond bei Alt. Drum singat ao G'stora, dr Fink schreit: Witt, witt! Ond d Spatza dia lärmet vom Nägelebritt. 9. Am Sonnteg duat alles sei Weateghäß ra / ond gloedet se festlich vo oba bis na. / Wia leitet dia Glocka:»bimbim«und»bimbaum!«Dia Kirchatir schluckt dia vill Beatter jo kaum! 10. Noom Weihwasser prediget s'hairle ganz nett / ond nochear wuut gsonga ond beattet um 'd'wett.»o Hearget gib Säaga! Was wär's aone Di!? Schitz Fealder ond Wiisa, schitz aos samt deam Vieh!«11.»Verzeih aosre Sinda, ob graoß oder klei(n). Lass aos wenn mr stearbet in Himmel doch nei! Du bist jo dr Vattr, mo älles regiert, ond mir Deine Kender, schao oft hao mrs gspirt!«12. Ist Kinderlaer rum und d'veasper voll aus, gaod oene uf d'fealder oder sust mo na naus. De andre en Wald ond in d'nochberschaft, in d'kappl, uf d'greber schier massahaft. 13. Mr ghairet doch zeema, d'arm Saela und miar / Se sind it vergeassa as wia a n arms Tiar. Si kriaget s'weihwasser ond»herr gib ana Ruah!«(Guck, 2035) d'engel im Himmel, dia singat drzua! Wortdeutung: schupfa = Kinderspiel: Werfen von Roßnägeln in ein auf- den Boden gezeichnetes Quadrat; bhupfa = hüpfen; Trendl = Kreisel, Tanzknopf; narr: wahrlich; naofta: eiligst arbeiten; warba = gemähtes Gras zerstreuen; Mene = Gespann, Zugvieh; jaicha = jagen; gloeda = kleiden; noohear = nachher; Kinderlaer = Christenu. Kinderlehre; sust = sonst; mo na = wohin; loss = höre. HERBERT RADLE Heimatgeschichtliche Bemerkungen zum Kloster Heiligkreuztal 1. Beziehungen zu Sigmaringen, Hornstein und Veringen Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal stand in der Vergangenheit in vielfältiger Beziehung zum heutigen Kreisgebiet Sigmaringen. Vom Ende des H.Jahrhunderts an waren die Grafen von Werdenberg als Inhaber der Herrschaft Sigmaringen Vögte über Heiligkreuztal, und nach deren Aussterben 1534 kam die Vogtei an die Grafen von Hohenzollern, denen sie bis zur Säkularisation unterstand 1. Neben den Gründern des Klosters, den Grafen von Grüningen-Landau, gehörten vor allem auch die Ritter von Hornstein und Bittelschieß (nahe Sigmaringen) schon früh zu den Förderern des Klosters. Im 14. Jahrhundert finden wir allein 17 Hornsteinerinnen als Klosterfrauen in Heiligkreuztal, unter ihnen drei Äbtissinnen 2. Um diese Zeit (1370) wird vier Klosterschwestern aus Oberstetten der»lagenzehenden (= Nutzzins) in dem Banne ze Sigmaringen, den man nennt Brenzhofer«bestätigt 3. Ein Jahrzehnt später, 1381, tritt 21

22 Elisabeth Strueb aus Veringen in das Kloster ein: ohne Zweifel eine Angehörige der bekannten Strueb-Familie, welche im 15. und 16. Jahrhundert in Veringen mehrere begabte Bildhauer bzw. Maler hervorgebracht hat. Der»Leibdingbrief«der genannten Elisabeth Strueb wird am 13.Januar 1381 auf»güter zu Grüningen (bei Riedlingen), Enslingen und Veringen«ausgestellt 4. Die von G.Pape 5 angeführte Mechthild von»yeringen«, Äbtissin von Heiligkreuztal, muß zweifellos als Mechthild von»veringen«gelesen werden; die achte Äbtissin, Regierungszeit , war also eine Gräfin von Veringen. 2. Veronika von Rietheim und der Meister von Meßkirch Unter allen Äbtissinnen von Heiligkreuztal war die bedeutendste ohne Zweifel Veronika von Rietheim, geboren 1472 als Tochter des Reichsritters Ulrich von Rietheim. Sie regierte von und hat sich in der schwierigen Zeit von Reformation und Bauernkrieg als energische Regentin und treue Anhängerin des alten Glaubens bewährt. Sie ist aber vor allem als Bauherrin und in diesem Zusammenhang auch als Auftraggeberin des Meisters von Meßkirch in die Geschichte des Klosters eingegangen: ihre Bautätigkeit war bestimmend für das heutige Aussehen Heiligkreuztals. Nachdem bereits ihre Vorgängerin, Anna von Gremiich d.j. ( ), die beiden Seitenschiffe der Kirche hatte einwölben lassen, wurde von der Rietheimerin im Zuge ihrer Baumaßnahmen auch das Mittelschiff eingewölbt, ebenso der Kreuzgang, der Kapitelsaal und die Refektorien 6. Der neue malerische Schmuck an Wänden und Gewölben aber wurde, wie schon angedeutet, dem Meister von Meßkirch übertragen. Dieser schuf in den Jahren zusammen mit seinen Schülern die Fresken in der Kirche und im Kreuzgang. Christian Altgraf zu Salm hat die Fresken in seiner Arbeit»Die Wand- und Gewölbemalereien des Meisters von Meßkirch in Heiligkreuztal«(1956) ausführlich beschrieben und gewürdigt. Ob der Meister von Meßkirch freilich auch die Entwürfe für die sechs monumentalen Glasfenster geliefert hat, die sich seit 1870 in Stuttgart befinden und deren eines hier abgebildet ist (Abb. 1), bleibt umstritten 7. Die Frage soll uns nicht weiter beschäftigen, da wir uns lediglich noch mit dem auf der Abbildung sichtbaren Wappen Veronikas beschäftigen wollen. 3. Die Veringer Hirschstangen im Wappen der Veronika von Rietheim Die abgebildete Scheibe zeigt in einem Architekturrahmen einen Engel als Wappenhalter, der das Wappen der Äbtissin präsentiert. Das Wappen - es nimmt die gesamte untere Hälfte des Bildes ein - weist in einem gevierteilten Schild die Esel der Rietheimer und die Hirschstangen der Veringer auf. Die Rietheimer Esel 8 weisen als Wappentiere zurück auf die Wappenscheibe der Veronika von Rietheim, Heiligkreuztal, 1532, Hüttenglas, Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot, H. 81 cm, B. 4} cm. Stuttgart, Württ. Landesmuseum, Inv. Nr d. Inschrift: Fronnicka Äbbtdisin zu hailig Creiczdall. Geborn von Ryetthain südlich von Heidenheim in der Gemarkung Herbrechtingen gelegene Eselsburg, die Stammburg der Rietheimer 9. Wie aber kommen die Veringer Hirschstangen in das Wappen Veronikas? Die Antwort lautet: über ihre Mutter Veronika, Gräfin von Landau 10. Denn das Haus Landau, das durch zwei Heiratsverbindungen ein Zweig der Grafen von Veringen war, führte die Hirschstangen der Veringer im Wappen". Anmerkungen 1 Vgl. Ursmar Engelmann, Heiligkreuztal, Beuroner Kunstverlag , S Vgl. Engelmann, S. 15. Alfons Bacher, Heiligkreuztal, Geschichte und Gegenwart, Heiligkreuztal 1982, S Pape, bei Bacher, S Pape, bei Bacher, S Pape, bei Bacher, S. 80, Nr Vgl. Engelmann, S. 36; Kummer, bei Bacher, S. 85 f. 7 Vgl. L. Balet, Schwäbische Glasmalerei, Kataloge der kgl. Altertümersammlung in Stuttgart, Bd. 2, Stuttgart/Leipzig 1912, S. 33 f., der die Frage bejaht. Anders Chr. Salm, Der Meister von Meßkirch, Diss. Freiburg 1950, S. 169f. 8 Die Rietheimer Esel sind auch zu sehen auf dem Wappen Anna Marias von Rietheim auf dem Aufsatz des Epitaphs ihres Mannes, des Ritters Albrecht von Speth (f 1608), in der Pfarrkirche Neufra. 9 Rietheimer begegnen - außer in Riedheim/Donaumoos - auch in Überkingen, Stotzingen, Rammingen, Stetten, Bissingen im Lone- tal, Remshart, Rettenbach, Angelberg sowie als Pfandschaftsinhaber in Günzburg und Reisenburg. Vgl. Karl Bosl, Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 7, Bayern, Stuttgart 1961, S Zwei Brüder der Mutter Veronikas, Jakob und Hans von Landau, traten als wichtige Stützen des habsburgisch-österreichischen Reiches in Schwaben unter Maximilian und KarlV. hervor. Vgl. Engelmann, S. 43 f. 11 Vgl. H. Burkarth, Geschichte der Herrschaft Gammertingen, S. 47. Uber die Grafen von Grüningen-Landau kam das Veringer Wappen übrigens an die Grafen von Württemberg. Die drei Hirschstangen bildeten bis 1952 das württembergische Staatswappen. Zur Stammtafel der Württemberger vgl. auch K. Bosl, Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, München , S Anzumerken bleibt noch, daß Veronika von Rietheim auch den schönen Marienbrunnen von 1548 in Auftrag gab, der heute - in freilich erbarmungswürdigem denkmalpflegerischem Zustand - im Schloßhof zu Grüningen steht. 22

23 JOHANN ADAM KRAUS 12 Empfinger Urkunden Als Ergänzung zur Ortsgeschichte F. X. Hodlers in»oberamt Haigerloch«(1928) seien aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe (Konstanz 5,653) einige Urkunden mitgeteilt: 1) Friihmeßstiftung 1327Mai 25, Reichenau: Abt Diethelm von Reichenau, OSB, tut kund: Der Priester Conrad genannt Hildpolt von Haigerloch und die Untertanen in Empfingen, das zu unserem Kloster gehört, haben zu ihrem und ihrer Vorfahren Seelenheil und zur Mehrung des Gottesdienstes mit Zustimmung des Konstanzer Bischofs Rudolf (gb. Graf v. Montfort) für ihre Pfarrkirche Empfingen eine Stiftung gemacht, wo Johannes, der Sohn des Johannes Truchseß von Diessenhofen, Kirchrektor ist. Sie dotierten den Altar der heiligen Nikolaus und Katharina mit vier Mark Silber. Der Inhaber dieses Altars soll jährliche Einkünfte erhalten: 7 Pfund Heller und 10 Malter Roggen in Horber Meß. Der Abt darf jeweils einen geeigneten Kaplan einsetzen, der sich eidlich zur Residenz verflichtet, den Altar besorgt, täglich die Frühmesse hält, außer er sei verhindert. Er muß gewissenhaft sein Amt verwalten und darf kein Opfergeld annehmen. Siegler: Der Aussteller, der Bischof und der Kirchrektor Johannes Truchseß von Diessenhofen. (Nur das letzte Siegel ist erhalten: Kessel mit Halbrundhenkel im Schild. Diessenhofen liegt im schweizerischen Thurgau.) 2) 1432 Dez. 26: Freiherr Walther von Geroldseck zu Sulz urkundet; von Abt Friedrich von Reichenau durch seinen Vetter Heinrich von Geroldseck zu Sulz zu Mannlehen empfangen zu haben: Kirche und Kirchensatz (Patronatsrecht) zu Empfingen, den Kelnhof daselbst, alle Zehnten, Leute und Güter, die dahin gehören. Siegler: dieser Vetter, da Walther kein Siegel da hat. 3) 1455 Aug. 28: Freiherr Heinrich von Geroldseck zu Sulz beurkundet den Empfang des Mannlehens Empfingen von Abt Johannes von Reichenau (wie oben). 4) 1457 Apr. 26: ebenso der Freiherr Hans von Geroldseck, wie das Lehen seine Vorfahren hatten. Im Siegel: ein Querbalken. 5) 1465 Nov. 8: derselbe nochmals von Abt Johannes. 6) 1489 März 9: Freiherr Erhard von Gundelfingen urkundet für seinen Herrn, den Grafen Eberhard von Wirtemberg d. älteren, daß dieser von Abt Johannes von Reichenau Empfingen als Mannlehen erhalten habe (wie 1432). Er hat dem Abt gehuldigt, den Eid geschworen, ihm treu und verbunden zu sein und alles nach Lehensrecht zu tun. Siegler: der Aussteller (dorniger Schrägbalken). 7) 1489 Apr. 2: Herr Gangolf von Geroldseck bestätigt, von Abt Johannes v. R. das Lehen Empfingen erhalten zu haben, wie es sein Vetter Johannes hatte. (Wieso ist bald Geroldseck, bald Wirtemberg Leheninhaber?) 8) 1497 März 9: Freiherr Erhard von Gundelfingen bestätigt, von Abt Martin von Reichenau für seinen Herrn, den Grafen Eberhard v. Wirtemberg, den Lehenempfang von Empfingen: Kirche und Kirchensatz, Kelnhof und Zehnten. 9) 1536 Sept. 12: Graf Joachim von Hohenzollern hat auf Zehnten, Kirchensatz, Umgeld und die Scheuer zu Empfingen von Abt Markus von Reichenau looofl. Hauptgut (bei 50 fl. Zins) aufgenommen. Sein Anwalt und Sekretär ist Baptist Hönnedl. Siegler: der Aussteller und Burkart von Danketschwyler. (Dieser führt eine große Lilie im Schild.) 10) 1538 Nov. 5: Graf Jos Nikiaus von Hohenzollern schreibt an Abt Markus von Reichenau als Lehensherrn: Mein verstorbener Vater Gr. Joachim von Zollern hat den Zehnten zu Empfingen samt Kirchensatz und neugebauter Scheuer und allen Rechten als Reichenauer Lehen empfangen gehabt und jetzt auf mich vererbt. Da das Lehen künftig dem Grafen Christoph von Nellenburg, Herrn zu Tengen, zusteht, so sende ich es anmit auf mit der Bitte, es diesem Grafen zu leihen (Wildmannssiegel auf Oblate). 11) 1554 Aug. 18: Graf Carl von Hohenzollern will dem Bischof von Konstanz, der zugleich Abt von Reichenau ist, nur das Handgelübde geben, aber nicht beim Lehenempfang Empfingen schwören. 12) 1560: Aug. 11: derselbe Graf beauftragt die Obervögte Bastian Schlegel und Christoph Wendler von Bregrat für ihn das Lehen Empfingen zu empfangen. HERBERT RÄDLE Ein Porträt des Botanikers Leonhard Fuchs von der Hand Jörg Zieglers Der Kunsthistoriker Werner Fleischhauer hat in seinem Buch»Die Renaissance im Herzogtum Württemberg«, Stuttgart 1971, auf ein mit IZ signiertes Porträt des Tübinger Medizinprofessors und»vaters der Botanik«Leonhard Fuchs 1 im Ulmer Stadtmuseum (Abb. 1) aufmerksam gemacht und das kleinformatige 1569 datierte Aquarell dem damals in Rottenburg tätigen Jörg Ziegler zugewiesen; freilich mit dem Zusatz:»Die Identifizierung Jörg Zieglers mit dem Meister von Meßkirch hat sich als unhaltbar erwiesen«(s. 181). Gerade diese»identifizierung«wird indessen neuerdings wieder versucht - und mit keinen schlechten Argumenten (von Wolfgang Urban in der Stuttgarter Zeitung vom , S. 25). Mag auch in dieser umstrittenen Frage das letzte Wort noch immer nicht gesprochen sein, auf jeden Fall hat Urban die Aufmerksamkeit wieder auf Jörg Ziegler gelenkt. Und so scheint es im Sinne eines Weitergangs der Forschung nicht unangebracht, erneut auf das bereits von Fleischhauer erwähnte Porträt hinzuweisen, da es, wie mir nochmals vom Ulmer Stadtmuseum bestätigt wurde, eindeutig die Signatur IZ trägt. Das Porträtbild stellt gleichzeitig eine Verbindung zwischen dem Rottenburger Maler und einem Professor der Universität Tübingen sicher. 23

24 Porträt des Arztes und Botanikers Leonhard Fuchs (1501 bis 1566). Mit 12 (= Jörg Ziegler) monogrammiert, auf dem Foto nicht sichtbar datiert. Ulm, Stadtarchiv Nr Aquarell (Öl?) auf Pergament. 33 x 22,6 cm Das Bild zeigt einen phantasievollen Architekturrahmen und in dessen Zentrum ein Medaillon mit dem Bild des Professors auf blauem Grund. Den Rahmen zieren Hermen, Putten und Rollwerk und, was eher ungewöhnlich ist, naturgetreu wiedergegebene Kürbisranken. Der Rand des Medaillons trägt als Umschrift den Namen des Abgebildeten und sein Alter im Todesjahr. Darüber erscheint das Wappen Fuchsens in Gold und Blau mit je einem Fuchs im Feld bzw. als Helmzier. Der Porträtierte ist mit grauem Vollbart, Barett und pelzverziertem Mantel wiedergegeben und trägt in spitzen Fingern eine rote Blume (Rose). Vor ihm zwei Bücher. Darunter, von zwei springenden Füchsen flankiert, ein freies Feld für eine Inschrift. Wer war Leonhard Fuchs f Der Abgebildete, Leonhard Fuchs, geboren 1501 in Wemding bei Donauwörth, wird, wie schon angedeutet, zu den Vätern der wissenschaftlichen Botanik gezählt. Sein Hauptwerk, ein botanisch-medizinisches Handbuch, das zunächst für den Arzt und Apotheker gedacht war, erschien unter dem Titel»Historia stirpium«1542 bei Michael Isengrin in Basel auf lateinisch und ein Jahr später, 1543, ohne die zahlreichen wörtlichen Zitate aus antiken Autoren, auch auf deutsch als»new Kreüterbuch«mit über 500 Abbildungen. Alle Pflanzen sind mit ihren griechischen Namen alphabetisch aneinandergereiht, da Fuchs sich stark an das Werk des griechischrömischen Pharmakologen Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) angelehnt hat. Die wissenschaftliche Karriere von Fuchs hatte 1526 mit einer Professur in Ingolstadt begonnen, wo er sein Lehramt aber bereits 1528 aus Glaubensgründen aufgeben mußte. Eine Stellung als Leibarzt beim Markgrafen Georg von Brandenburg in Ansbach bot dem überzeugten Lutheraner mehr Sicherheit. Als sich freilich die Pläne zur Errichtung einer protestantischen Universität in Ansbach zerschlugen, folgte er 1533 einem erneuten Ruf nach Ingolstadt. Nicht viel später wurde er endlich von Simon Grynaeus, der 1534/35 im 24

25 Auftrag Herzog Ulrichs die Universität Tübingen reformierte und mit einem neuen Lehrkörper ausstattete, auf den Lehrstuhl für Medizin nach Tübingen berufen 2. Von 1535 bis zu seinem Tod im Jahre 1566 hat Fuchs in Tübingen gelehrt und siebenmal das Amt des Rektors bekleidet. Sein dortiges Wirken als Lehrer und Forscher stand ganz im Zeichen des Humanismus. Als Anhänger der altgriechischen Medizin war er bestrebt, die Lehren Galens und des Hippokrates zu verbreiten und arabische Lehrmeinungen anzufechten. Unser Bild, das ihn mit einer Blume in der Hand zeigt, weist ihn als Verfasser seiner botanischen Arbeiten aus, die in Buchform vor ihm liegen. Leonhard Fuchs starb 1566 in Tübingen, wo - im Botanischen Institut - noch heute 23 Druckstöcke der ursprünglich über 500 Holzschnitte seines Kräuterbuches liegen 3. Anmerkungen ' Ihm zu Ehren hat der französische Botaniker Plumier 1696 die»fuchsie«benannt, die er auf den westindischen Inseln entdeckt und von dort nach Europa gebracht hatte. 2 Vgl. den Brief von Grynaeus an Blarer (Traugott Schieß, Blarerbriefwechsel, Bd.l, Nr. 596, S. 702) vom Juni 1535, in dem Grynaeus die wissenschaftliche und menschliche Qualifikation von Fuchs würdigt und auch das ausgehandelte Professorengehalt von 160 Gulden jährlich mitteilt. Fuchs trat am 14. August 1535 in den Rat der Universität ein. 3 Über letztere: K.Dobat, Tübinger Kräuterbuchtafeln des Leonhard Fuchs, Begleitheft, Tübingen Uber Fuchs allgemein: E. Stübler, Leonhard Fuchs, Leben und Werk. In: Münchener Beiträge zur Geschichte und Literatur der Naturwissenschaften und Medizin 13/14, 1928, S JOHANN ADAM KRAUS Jungingen, ehemals bischöflicher Besitz Eine bisher unbeachtete Urkunde aus dem Besitz des früheren Johanniterordens ist im Stande, das Dunkel der älteren Geschichte des Dorfes und der Burg Jungingen im Killertal zum Teil aufzuhellen. Das schön erhaltene lateinische Schriftstück liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter B 352 als Pergamenturkunde Nr Es ist datiert vom 15. November 1278, entstand also vor fast 700 Jahren. Die Übersetzung lautet:»rudolf, durch Gottes Erbarmung Bischof von Konstanz, entbietet allen Lesern dieses Schreibens Segen im Herrn. Damit das Geschehene nicht aus dem Gedächtnis der Menschen schwindet, sei es vorsorglich schriftlich für die Zukunft festgehalten. Kund sei allen, daß Ritter Eberhard von Jungingen den Johanniter-Ordensherren, dem Komtur und den Hospitalbrüdern des hl. Johannes von Jerusalem und ihrem (Ordcns-)//d«se in Jungental seine Besitztümer geschenkt hat: Nämlich die Hälfte des Dorfes Jungingen und den völligen Bereich der Burg Jungingen (medietatem ville J. et municipium integraliter castri Jungingen), die im Volke»BurchstaU heißt, und zwar mit allem Zubehör an Vogteien, Wiesen, Weiden, Wäldern, Hainen, Wassern, Wasserläufen, Mühlen, Wegen, Unwegsamen, Bännen und Rechten, die im Volke»Ban und Getwinck«(Bann und Zwing) heißen. Diese Besitzungen hat der genannte Eberhard von Jungingen von uns und unserer bischöflichen Kirche Konstanz als Lehen besessen und nun rein um Gottes Willen abgetreten. Und wir haben, nachdem Eberhard darauf in unsere Hand verzichtete, das Obereigentum daran den erwähnten Ordensbrüdern übertragen, deren Eifer für das Heil der Gläubigen uns bekannt ist. Dazu kam auch die Zustimmung unseres (Dom-)Kapitels. Zum Zeugnis hierfür übergeben wir den Johannitern diese Urkunde, besiegelt mit unserem und dem Kapitelssiegel. Wir der Propst und Dekan und das ganze Kapitel der Konstanzer Kirche stimmen dieser Schenkung zu und siegeln mit. - Geschehen in der Burg Balbe (Balm bei Lottstetten- Waldshut) im Jahre des Herrn MCCLXXVIII, XII Kalendas Decembris (15. November), indictione VII. im Beisein des Abts von Berwangen, des Abts und Propstes von St. Agnes in Schaffhausen, des Propstes der Kirche Werd (Insel bei Stein a. Rhein), ferner des Grafen Heinrich von Veringen des älteren, des Edlen Lütold von Regensberg des älteren, Eberhards von Henkrat, N. von Ulingen und N. von Buchsee, die alle Ritter sind, auch anderer mehr. Vorstehendes wurde rechtskräftig durch Zustimmung des Konstanzer (Dom-)Kapitels am 19. November des genannten Jahres.«Während man von dem ursprünglich wohl hochadeligen Geschlecht der Herren von Jungingen durch Friedr. Eisele 1 seit dem Jahre 1075 aus einer später überarbeiteten aber sonst unverdächtigen Urkunde des Klosters Hirsau Kunde hat, in der Altrich (= Walterich) von Jungingen als Zeuge genannt ist, wissen wir von dem viel älteren Dorfe Jungingen erst seit dem Jahre 1300, wo der Johanniterorden Burg und Dorf Jungingen mit zugehörigen Gütern an den Grafen Eberhard von Wirtemberg vertauschte 2. Mit vertauscht wurden auch alle Ordensgüter von Hechingen an das Killertal aufwärts und ganz oben im Tal an der Scheer und Alb, wie sie bisher zur Burg Jungingen gehört hatten. Nur das Hospiz Jungental behielt sich der Orden vor. Dieses Johanniterhaus mit Kirche stand ehemals westlich von Starzein auf halber Anhöhe, wo man noch heute eine»kirchstaig«kennt. Der Ort dürfte von Jungingen aus und wohl auf Veranlassung des dortigen Adels benannt worden sein, denn gelegentlich findet man ihn auch verkürzt als»von Jungen«aufgeführt. Jungental wird in einer leider verlorenen Urkunde 1256 erstmals erwähnt, war 1406 mit einem Prior besetzt 3 und wurde vom Orden an das gräfliche Haus Zollern-Hechingen verkauft 4. Der in der bischöflichen Urkunde genannte Stifter Eberhard von Jungingen ist vielleicht der jüngere Ritter dieses Namens, den Eisele a.a.o. Seite 117 erwähnt. Die Familie starb im Mannestamme am 16.Januar 1501 mit Ulrich v.j. aus 5. Vermutlich hatten die Junginger der Sitte der Zeit gemäß ihre Besitzungen zum Teil (zu einem früheren Zeitpunkt) dem Bischof aus Devotion oder Schutzbedürfnis übertragen und als Lehen zurückerhalten gehabt. Da die Burg Jungingen hier»burchstall«heißt, darf man annehmen, sie sei zu dieser Zeit unbewohnbar gewesen; im Jahre 1300 ist jedoch ausdrücklich von»burg«die Rede! Municipium bedeutet nach Cu Cange»eine Burg oder Stadt, die mit Mauern umgeben ist«. Es sind zwar Zwing und Bann aufgeführt, aber merkwürdigerweise (oder nur irrtümlich?) keine Äcker! Wo die Herren von Jungingen, nunmehr niederadeligen Standes, zu dieser Zeit wohnten, scheint nicht überliefert zu sein. Um 1316 erwarben sie die Burg Schiltau an der Lauchert, bauten in der Nähe eine neue Burg, die in der Folge mit den Namen Jungnau die alte Siedlung überflügelte 6. Reste der alten Schiltau-Burg sind noch auf einem Felsen zu erkennen, vom mächtigen Burgfried der Junginger durch eine Dorfstraße getrennt. Man möchte annehmen, daß mit Gründung des Johanniterhauses Jungental einige benachbarte kleine Burgen ihre Bedeutung 25

26 verloren, so der Burgstall auf Schnait, ein zweiter zu Hausen- Starzeln, sowie die Höhenburg Bernstein (Bärenstein) auf dem Hausener Kapf gegen das Tiefental 7. Württemberg hatte Jungingen bis 1473 inne und an verschiedene Adelige verliehen 8. Angeführt sei noch, daß der zuständige Bischof II. aus dem Geschlecht der Grafen von Habsburg-Laufenburg stammte, der von 1274 bis 1293 im Amte war. Die Burgstelle Hohenjungingen südlich des Dorfes unterm Himberg hat Oberlehrer Michael Lorch von Killer mit einigen Helfern ausgegraben und in der»hohenzollerischen Heimat«9 darüber berichtet. Von der Jungentaler Kapelle, die 1759 ins Dorf Starzein versetzt wurde, ist m. W. nur noch ein Glöcklein vorhanden, auf dem die Namen der Evangelisten stehen (ohne Johannes, für den der Platz mangelt!). Eine Altarplatte kam nach F.Staudacher im 18. Jh. nach Salmendingen, und 13Jauchert»Höfleäcker«der Gemarkung Ringingen gingen um 1810 käuflich auf die Pächter über. Anmerkungen 1 Eisele in Mi«. Hohenz. 62, 1931, S. 1 ff.; Zum Wappen: HzJHeft 1960, 142 f. 2 WUB 11, 367; Mi«. Hohenz. 62,7. 3 Affenschmalzer Jahrtag: Hohenz. JHeft 1954, Zollerheimat 1941, mit vielen Einzelheiten. 5 Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins 1916, 196: Totenschild. 6 Hohenz. Heimat 1969 Anhang S.7. 7 Hohenz. Heimat 1969 Anhang S.5 und 1970, Hohenz. Heimat 1967, Hohenz. Heimat 1953, 55: 1954, 39; 1965, 4. JOHANN ADAM KRAUS Zwiefalter Einkünfte aus Jungnau Vom 2. bis 8. November 1667 hat der Pfleger des Klosters Zwiefalten zu Bingen namens Christoph Fischer im Auftrag des Abtes Christoph Rassler die Einkünfte des Klosters im Jungnauer Bann neu beschrieben. Die vorige Erneuerung scheint im Jahre 1550 vorgenommen gewesen zu sein. Die Erlaubnis der weltlichen Obrigkeit, des landgräflich fürstenbergischen Obervogtes zu Jungnau, Christoph Gumppert, war dazu eingeholt worden. Gleich eingangs ist bestimmt:»beim Untergehen (Feldvermessen) oder sonst sollen die Grundstücke mit dem Jungnauischen Lehens- oder Holzseil gemessen werden«, dessen Größe nicht ersichtlich ist 1. Die Grundstücke sind samt den Angrenzem nach Jauchert bzw. Mannsmahd und Zinsern einzeln aufgeführt, lediglich die Wälder sind merkwürdigerweise nicht vermessen gewesen. Die Güter zu Inneringen wurden damals nicht renoviert. Das Kloster Zwiefalten hatte kurz vor 1138 laut Bertholds Chronik 2 vom Grafen Heinrich d. alt. von Berg, der sich in der Todesstunde in die Schar der Mönche aufnehmen ließ, sechs Mansus oder Bauerngüter in Oppintal geschenkt erhalten. Letzter Rest dieses Dörfleins war der um mitten zwischen Jungnau und Hornstein (Luftlinie) abgegangene Hof Hoppental (nicht Mochental bei Kirchen-Ehingen, wie die württembergischen Forscher bis in neueste Zeit meinten!). Auch in dessen Nähe, in Ankilkofen und Isinkofen 3, erhielten die Benediktinermönche damals Güter, nämlich der gleichnamige Sohn des Grafen, der ebenfalls zum Schluß seines Lebens Mönch wurde, schenkte zu Ankilhofen sechs Mansus. Zu beiden Dörfern gehörten damals noch weitere fünf Mansus, die Abgaben in bestimmter Höhe entrichteten. Rapoto, der andere Sohn des ersterwähnten Grafen, schenkte u. a. in Isinkofen eine Mühle. Der Name Ankilkofen ist nun im Laufe der Jahrhunderte bis 1667 zu Enkelkhofen und Isinkofen zu Ensikhofen abgeschliffen worden. Die Mühle an letzterem Ort klingt nur noch in der»mühlhalde«an. Alle drei Orte gingen wie Empfingen und Frauensberg sowie ein Sindelfingen*, das in unserer Beschreibung als Endelfingen erscheint, in Jungnau auf, der Nachfolgerin von Schiltau, wo die Herren von Jungingen um 1316 eine zweite Burg gebaut hatten. Ob zusammen mit den Gütern, wie es sonst üblich war, auch die Bebauer ans Kloster geschenkt wurden, ist nicht angemerkt. Auf alle Fälle hat das Kloster Zwiefalten die Grundstücke nicht selbst bewirtschaftet, sondern sie alle später (wie die ersten 5 Mansen) gegen Zins an die Leute zu Lehen ausgegeben. Im Jahre 1667 waren es lauter Erblehen, sie vererbten sich also auf die ehelichen Kinder. Der Verkauf an andere Bauern hing von der Genehmigung des Abtes ab, wie es ausdrücklich in der Einleitung heißt. Es sind, mit einer Ausnahme, keine ganzen Bauernhöfe mehr, sondern bereits an Größe und Güte sehr verschiedene Teile geworden, zehn an der Zahl. 1. Ein bereits in zwei Teile geteilter Hof war teils in Hand des Schultheißen Hans Flad von Jungnau, teils des Martin und Andreas Gramman, Gebrüder (zuvor Joseph Gramman). Sie hatten jährlich 38 Schilling (ß) oder einen Gulden und 16 Kreuzer an das Kloster und an das Amt Jungnau 8 Viertel»Gatterhaber«zu geben von insgesamt 45'/2 Jauchert Acker, 6-Vi Mannsmahd Wiesen und zwei nicht gemessenen Hölzern oder Wäldern. Die anfangs ziemlich bedeutende Zinssumme von 38 ß war also bis 1667 nur noch 1 fl. 14 kr wert und sank bis zur Aufhebung des Klosters 1803 noch mehr. Unter den Feldern dieses Hofes ragt ein Acker mit 8 Jauchert im Oberen Höllweg hervor, im Unteren Höllweg sogar einer mit 21 Jauchert. Die Jauchert wird etwa 45 Ar groß gewesen sein. Sonst finden sich meist nur Grundstücke von Vi bis 4 Jauchert bzw. Mannsmahd. 2. Hans Kläck-Flad und Jakob Trunks Erben (vorher Jakob Tanner und Hans Kläck) gaben jährlich 2fl. aus 5 Vi J 'Acker und 6 3 /4 Mm Wiesen. 3. Die Herrschaft Fürstenberg und Kaspar Ostertag (zuvor Eva Stierin 4a und Georg Sprißler) zinsten aus ihrem Lehen 32 ß (jetzt 1 fl. 4 kr), nämlich aus 9 J Acker und 7% Mm Wiesen. 4. Die Herrschaft Fürstenberg und Kaspar Ostertag (zuvor Eva Stierin) zahlten jährlich 8ß (oder 16 kr) aus 3J auf Hoppental (an ULB Frauen Stock-Holz von Bingen und an Gotteshausgütern von Zwiefalten gelegen) und aus Vi Mm Wiesen im Prüel. 5. Hans Müller, Hans Bamberger und Abraham Trunken Erben (zuvor Ludwig Wolf und Hans Krammer7 gaben nach Zwiefalten jährlich 32 ß (bzw. jetzt 1 fl. 4 kr) aus I4V2J Acker und hvi Mm Wiesen und aus dem Holz Schweinsfeld. 6. Hans Müller, Hans Bamberger und Abraham Trunken Erben (zuvor Ludwig Wolf und Hans Grammer!) gaben aus 1 Lehen 35 ß 4 hl (oder 1 fl. 10 kr und 4 hl) aus 24'/ 2 J Acker, 7?A Mm Wiesen und 1 Wald am vorgenannten Holz. 7. Martin Gramman und Hans Schluedin Wirt (zuvor Joseph Gramman) gaben aus ihrem Lehen 14 ß (oder 28 kr), nämlich aus I5V2J Acker und VA Mm. 26

27 8. Joseph Herbst (zuvor sein Vater Hans) zinste nach Zwiefalten 35 ß 4 hl (oder 1 fl. 10 kr 4 hl) aus 18 J Acker und 7 l A Mm Wiesen. 9. Jakob Herbst (zuvor sein Vater Hans) zinste aus einem anderen Lehen 14 ß oder 28 kr, nämlich aus I6V4J Acker und PA Mm Wiesen. 10. Hans Flad, Andreas Gramman, Hieronymus Gramman, Jakob Trunken Erben und Hans Miller wegen denen von Kaiseringen zinsen jährlich (zuvor Stephan Gramman und Hans Pfaff) 1 Pfunde Heller (oder 40 kr), nämlich aus 19V2J Acker und VA Mm Wiesen. Summa summarum sind es 171 'A Jauchert Acker, 42 3 /t Mannsmahd Wiesen und einige nicht gemessene Wälder.»Die von Kaiseringen haben ihren gebührenden Teil nicht angezeigt.«an Familien kommen vor: Bamberger, Hans; Blum, Georg; Danner (Tanner), Jakob und Stoffel selig; Flad, Hans, Schultheiß; Flad, Georg selig; Gramman (oder Kramer!) Andreas, Jakobs Sohn; Gramman, Joseph selig; Gramman, Andreas und Martin, Gebrüder; Gramman, Stephan selig; Gramman, Hieronymus; Grammer, Hans selig; Grom, Georg, nach 1667; Gutknecht, Jakob; Herbst, Hans selig; Herbst, Jakob und Hans; Kläck, Hans = Kläck-Flad, Hans; Krammer, Hans selig (= Grammer!); Krämer, Matheus; Maurer, Hans; Müller (Miller), Hans des Bartlins Sohn; Miller, Klemens, nach 1667; Oschwald, Jakob; Ostertag, Kaspar; Pfaff, Hans des Klausen Sohn; Reiser, Jakob; Schluedin, Hans der Wirt; Schluedin, Hansjerg, nach 1667; Schluedin, Martin; Schnaittenberger, Christian; Schnitzer, Georg; Sick, Georg der Schmied; Speidel, Hans; Sprißler, Georg und Christoph; Stier, Eva selig; Trunk, Abraham selig und Jakob selig; Volk, Christoph; Wolf Ludwig selig. Aus Bingen sind genannt: Fischer, Christoph; Kappeler, Michael; Rhein, Jakob. Aus Hornstein: Gasser, Friedrich, und Sonntag, Jakob. Aus Veringendorf: Fauller, Hans; Hauspach, Hans; Ruoff, Jakob; Schuler, Hans. Flurnamen (die Esche sind nicht angegeben) von Ackern: Uf dem Wuest ob dem Höllwang, stoßt an Haselbrunnen und Hassis Acker; Im oberen Höllwang, Unterer Höllwang, 21J unterm Höllwang stoßen aufs Herrschaftsholz, ober auf des Inhabers Holz, das dem Gotteshaus Zwiefalten gehört. Zu Enkelkhofen am Kesseltäle; in der Baindhalde (Bindhalde); in der Mettina (Mettin, Mettna). Am Egelsperg und Kesseltäle; Wiesacker im Ried, stoßt beiderseits an des Gotteshauses Holz; im Oeschbrunnen am Herrschaftswald; Wiesacker zu Enkelkhofen; im Seefeld; zu Ensikhofen, stoßt an die Laudiert. 3 J auf Hoppental (so neunmal), stoßen auf den Junker von Hornstein und den Binger Wald. Einhalb J daselbst zwischen dem Heiligen von Jungnau und dem Münchholz; im Lengenfeld (Lingenfeld). Uf Ensikhofer Staig; an der Mühlhalde und den Landgarb-Ackern; in Appengruob; im Tiefental; uf Hoppental an UFr. Stockholz von Bingen und an den Gotteshausgütern von Zwiefalten; zu Eschbrunnen; zu Eschbrunnen, stoßen an Laizer Hart und das Herrschaftsholz; zu Enkelkhofen, genannt Seeacker, stoßen an Baindter Halde; auf der Höhe; an der Halde ob der Mättin; gegen dem Engelsperg; am Hertensteiner 5 Ried, stoßt oben an die Zwiefalter Abtsgüter, unten an Martin Grammans Klostergüter; im Seefeld, stoßen auf die Straß; zu Enkelkhofen auf der Höhe; unter dem Weisen Weg; zu Enkelkhofen am Weisen Weg; im Seefeld, stoßen oben an Egelsperger Staig, unten an die Straß gegen Grunstaig; uf Hoppental im Zwerchwinkeltäle am Weg; 1J stoßt an die Mühlhalde; an Unser Frauen Holz von Bingen; unterhalb an Wuest; im Haubenzeil an den Reutäckern; auf Mühlhalden am Weg; am Zwerchwinkel; am Seefeld am Grunstaigweg, stoßt unten an den Trieb; vor Tiefentäle; auf Leinladt am Wiescker, stoßt unten auf die Lettenäcker; am Kapf am Trieble, stoßt unten ans Bannentäle; im Gäßle, stoßt oben auf die Fuchshalde; im Endelfinger (Sindelfinger 4 ) Täle, stoßt unten auf die Gasse; im Seefeld, stoßt unten uf die Mühlwiesen; im Höllwanger Tal am Hohen Stich, ist ein Anwander; Unter dem Kalchstich an der Straß, stoßen oben uf den Wyenbrunnen, unten an den Kalchstich; 1J vor der Pfingsthüttin, stoßt unten auf den Weyen Brunnen; uf Hoppental an gnäd. Herrschaft Aecker; überm Haw; bei der Linden, stoßt auf U. Frauen Stockholz von Bingen und auf das Gotteshaus von Zwiefalten Anwander; unter dem Wuest, stoßt unten uf Ensikhofer Staig; auf der Clammen, stoßt an gnäd. Herrschaft Holz; auf Roßfeld im Münzental, stoßt oben auf die von Hornstein; auf der Mihlhalde, stoßt hinaus aufs Tiefentäle, vorn gegen dem Weg an die Mihlhalde; im Seefeld, stoßt unten auf den Trieb gegen die Brandhalde; auf Binger Weg; auf der langen Mühlhalde; 2V4J auf Hoppental, stoßt auf die vordere Mühlhalde; oben im Zwerchwinkel, stoßt auf den Hornsteiner Weg; ueber dem Haw; im Langenfeld, stoßt oben auf Haubenzeil. Wiesen: Im Hertensteiner 5 Ried zwischen Lauchert und Holderwies; die Stadtwies; im Ried an Sigmaringer Gassen; in der Mettna; im Tal hinaus zwischen Lauchert und dem Gotteshausholz von Zwiefalten; die Talwiesen stoßen an die von Hitzkofen; im Seetal unter der Steinenbruck zwischen der Gasse und den Gottshausgütern; an der Schönen zwischen Lauchert und Zimmerhalden; in der Ziegelwiese an der Lauchert; in Hertenstein 5 am Wasser, stoßt oben und unten aufs Sigmaringer Holz; im Priel zwischen Lauchert und Saun; in Langwiesen, stoßt oben auf des Fleckens Espan, unten auf die Acker; in der Schönen zwischen Lauchert und Altwasser; zu Ensikhofen mit der Herdte, zwischen der Gasse und Hans Schluedin, stoßt an die Lauchert; unter dem Kackelstein 6 am Felsen und Lauchert; in Fählen (bzw. Fehlen) 7 an der Zimmerhalde und Lauchert. Zu Hörtenstein 5 stoßt an die Gstadwies und hinauf auf den Anwander; in Gemeinen Wiesen zwischen Lauchert und Gasse, streckt aufs Fleckenwiesle; ebenda im Tiefentaler Weg; auf dem Priel, stoßt oben auf des Fleckens und des Gotteshauses Espan, unten aufs Katzentürle; an der Ziegelwies und Beindhalde; auf dem Prüel an Wädelins Gäßlin; im Tiefental an der Lauchert; die Theuberoder Scheueries Wies zwischen des Fleckens Espan und Georg Sick, stoßt unten an des Wädelins Gäßlin; die Seewiese an der Gasse, anderseits Veringendorfer Wiesen; die Spitzwies am Wiesacker; auf dem Leinladt an der Kaplaneiwies von Veringendorf; auf dem Priel, stoßt oben auf den gemeinen Espan, hinten aufs Katzentürle, ist eine Wechselwies. Wälder: Ein Stockholz, genannt Schweinsfeld, stoßt heraus gegen Enkelkhofen; Holz unter dem Weisen Weg zwischen den Sigmaringern und an Schweinshalden hinein; ein Holz im Höllwang. Anmerkungen Jungnauer Erneuerung: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H236, Nr. 81; Kopie im Staatsarchiv Sigmaringen. 2 E. König und K. O. Müller, Die Zwiefalter Chroniken, 1941, lateinisch und deutsch, S Schon Arsenius Sulger 1698 und der wackere Chr. F. Stälin 1847 haben Oppintal irrig mit Mochental bei Ehingen gleichgesetzt. 3 Die Burg Insinkofen, von der noch einige Mauertrümmer 2,1 km südlich von Jungnau nahe des linken Lauchertufers zu sehen sind, wird wohl schon 1138 verlassen gewesen sein (Hohenz. Heimat 1969, Anhang S. 6). 4 Zu Sindelfingen: Mitt. Hohenz. 60, S. 62; Zu den verschwundenen Orten bei Jungnau vgl. Hohenz. Heimat 1965, S a Frau bzw. Witwe eines älteren Kaspar Ostertag. Von 1613 an wurden ihnen 6 Kinder geboren. 5 Die Burg Hertenstein der Herren von Hornstein-Hertenstein auf Sigmaringer Gebiet, dort wo das Laucherttal sich verengt. Die Burg war schon 1449 Ruine. 6 Ob Kachelstein oberhalb Veringendorf? 7 Ob die Fehla bei Hettingen-Neufra gemeint war? 27

28 HANS-DIETER LEHMANN Zur älteren Vorgeschichte von Kloster Beuron an der Donau Über die Gründungsgeschichte des Klosters Beuron wurden in jüngster Zeit widersprüchliche Ansichten vorgetragen. Anläßlich des 250jährigen Jubiläums der Beuroner Abteikirche hat sich Schöntag (1988, 1989) mit den dort dargestellten Gründungs-Traditionen und ihrem historischen Hintergrund befaßt. Er sieht in Beuron ausschließlich eine Gründung der kirchlichen Reform des 11. Jahrhunderts und lehnt mit Herberhold (1955) die in gefälschter Urkunde behauptete karolingische Vorläufer-Gründung ab. Gezielte Manipulationen und dilettantische Fälschungen sollen zur Durchsetzung unbeweisbarer Rechtsansprüche systematisch die Tradition eines Alt-Beuron -»Pussen-Buron oder Montburon«- aufgebaut haben: darnach soll der Schwager Karls des Großen, der schwäbische Graf Gerold, anno 777 auf dem Kirchberg bei Fridingen, auf den Jurafelsen hoch über dem Donaudurchbruch ein Martinskloster gestiftet haben. Anno 1077 soll es in einer Neugründung, dem heutigen Beuron, aufgegangen sein. Name und Patrozinium sollen dabei in das Donautal übertragen worden sein. In der Abteikirche sind beide Gründungen dargestellt. Die Überhöhung der Vorgänge in diesen Bildern unterstreicht das Streben der Abtei im 18. Jahrhundert nach territorialer und rechtlicher Unabhängigkeit. In ihm sieht Schöntag den Antrieb für das Kloster, sich eine frei erfundene Vergangenheit zuzulegen. Der ein Alt-Beuron ablehnenden Meinung Schöntags stehen Hinweise entgegen, die diese Traditionen mindestens bis ins 16.Jahrhundert zurück belegen. Stierle (1987) führt neben dem allein erhaltenen Deckblatt eines Liber fundationum die Auflistung der Pröpste Beurons an, die der Beuroner Chorherr und Egisheimer Pfarrherr Pirzschelin in einem Urbar niedergelegt hat. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts müßten daneben noch die uns nur auszugsweise erhaltenen Annales Beuronenses existiert haben. Auch in der Zimmer'schen Chronik wird bereits in dieser Zeit über den Gründer von Beuron spekuliert. Die im 18. Jahrhundert im Bild dargestellten Traditionen können somit nicht frei erfunden sein oder als späte Erfindungen abgetan werden, nur weil sie heute nicht mehr urkundlich belegbar sind. Angesichts der Verluste im Beuroner Archiv erscheinen die dortigen späteren Fälschungsversuche verständlich: für anno 1571 ist auf dem oben erwähnten Deckblatt der Gründungsbeschreibung deren Raub durch die als Klostervögte fungierenden Herren von Enzberg bezeugt. Aus der Zeit des Niedergangs Beurons kennt die Zimmer'sche Chronik einen dort tätigen emsigen Leimsieder, der auch in den Zimmer'schen Urkundenbeständen Schaden angerichtet hat. Im folgenden soll versucht werden, für die umstrittene Beuroner Gründungs-Tradition auf einen wahren Kern zu schließen aus Quellen, die nicht von Beuroner Urkunden abhängen. Dabei wird von drei Tatsachen ausgegangen: 1. vom Namen Beuron und seiner Bedeutung, 2. vom Martins-Patrozinium der sagenhaften Urgründung, 3. von der merkwürdigen Lage Alt-Beurons. 7.um Namen Beuron Anläßlich der 1000-Jahr-Feier der Abtei Ottobeuren hat sich Dertsch (1964) mit den Ortsnamen auf -beuren auseinandergesetzt. Nach gängiger Auffassung (Walter 1948) gehören sie in die erste mittelalterliche Ausbauphase. Diese lag im 11. Jahrhundert, zur Zeit der Gründung des Reformklosters Beuron, abgeschlossen lange Zeit zurück. Der Name Beuron muß für eine Neugründung somit von anderer Stelle in dieser Zeit übertragen worden sein; für eine Gründung des 11. Jahrhunderts ist er zu altertümlich. Er wird anno 861 urkundlich zusammen mit Fridingen und Buchheim genannt. Aus der Schreibung»in Purron«glaubte Walter (1948) auf das 7. oder 8. Jahrhundert für die Entstehung der Beuren-Namen schließen zu können. Dertsch hat für die -beuren-orte in Ost-Schwaben eine Funktion als kirchliche Zentren betont. Auffällig häufig ist der Ortsname im Raum zwischen Flandern und Österreich mit klösterlichen Niederlassungen verbunden. Aus der gleichen althochdeutschen Wurzel»bur«in ihrer Bedeutung eines einräumigen kleinen Gebäudes leiten sich die Ortsnamen»Betbur«am Ober- und Niederrhein her. Als Namensdeutung für»beuren«und das altertümliche»beuron«gibt Walter (1948) an:»bei den Schafhäusern«. Hierauf wird unten zurückzukommen sein. (Fortsetzung in Nr. 3 / 1989) WOLFGANG HERMANN Das Wasserschloß der Herren von Neuneck (Fortsetzungaus Nr. 1 /1989) 1. Allgemeines Sämtliche acht Fenster sind paarweise von aufgemalten Säulen eingefaßt. Diese besitzen unterschiedlich ausgeführte Kapitäle. Die Säulen, die den Eindruck von Rundsäulen machen, ruhen auf Gesimsen. Über den Fensterwölbungen sehen wir Guirlanden, die durch Darstellungen aus der Pflanzen- und Tierwelt ergänzt sind. Eine gleichartige Bereicherung finden wir unterhalb der aufgemalten Gesimse im 1. Obergeschoß. Die Säulenschäfte haben zwar alle runde Wülste, insgesamt betrachtet weisen sie jedoch eine Verschiedenheit in ihrer Gestaltung aus. Im Untergeschoß wurden drei horizontale Schießschlitze während der Erbauungszeit des Schlosses bzw. im Zeitalter der Musketen eingefügt. Diese drei sind gleichfalls bildnerisch umrahmt. Die beiden äußeren - jede in einen urwaldhaften Kopf eingearbeitet; zum Maul wurde der Schießschlitz - befinden sich oberhalb der äußersten Fenster. Der mittlere Schießschlitz ist nur von einem aufgemalten Steinwerk umgeben. Auf der darüberliegenden»steinbank«sitzen Arabesken 9 auf, welche zwei Traubendolden umfangen. 28

29 2. Besonderheiten der einzelnen Fensterummalungen a) Uber dem Sturz: Auf den Säulenkapitälen sehen wir aufrechtsitzende Hasen, die mit ihren Vorderpfoten die Löffel hochhalten. Unter ihnen schauen Hofnarrengesichter auf uns herab. In der Mitte des Sturzbogens erblickt man eine gefüllte Obstschale mit Äpfeln, Birnen und eventuell Bananen. Unter dem Sims: Eine Laubguirlande mit einer herabhängenden Hopfenblüte. b) Über dem Sturz: Auf den Säulenkapitälen erheben sich bauchige Vasen, die den Leib von Vögeln, ausgestattet mit Adlerflügeln, bilden. Sie tragen Perlenketten um den Hals, die auf den Leib herunterhängen. Ihre Augen sind einander zugewandt. Im langen gebogenen Schnabel trägt der rechte»vogel«ein dreiblättriges Kleeblatt, der andere eine nicht erkennbare Pflanze. Unter den Vögeln, im Kapitell verborgen, sind Köpfe erkennbar, die statt Ohren Flügel besitzen. Im Schaitelbogen des Fenstersturzes erblickt man eine Eule, wobei man an Hieronymus Bosch erinnert wird 10. Unter dem Sims: Rechts und links außen sehen wir zwei Rinderköpfe, die einander nicht anblicken. Aus ihren Mäulern lassen sie zwei Bänder zur Mitte hin flattern. c) Über dem Sturz: Auf den Säulen stehen zwei Erdgloben, und der Äquator ist bei beiden durch einen umlaufenden Wulst erkennbar. Darunter finden wir»vermenschlichte«schweinsköpfe. In der Mitte des Bogens sehen wir Blätter in arabesker Form. Unter dem Sims: Drei geflügelte Pferde kommen auf den Betrachter zu. Der mittlere Pferdekopf gehört zu dem»hinteren«tier, wobei es uns die Stirn zuwendet. Die beiden anderen sind vorn zur Linken und Rechten und sehen sich in die Augen. d) Über dem Sturz: Über den Säulen erheben sich Amphoren mit langen schlanken Hälsen. Sie sind mit Obst gefüllt. Die Kapitäle unter ihnen sind einfach gehalten: es sind lanzettförmige Blätter. In der Mitte des Bogens sind Blätter wie beim vorigen Fenster angebracht. Unter dem Sims: Wald- oder Spitzmäuse mit großen Augen sitzen in gerankten Ästen. Diese reichen in die Mitte hinein und lassen eine geöffnete»blumenzwiebel«herunterhängen. e) Über dem Sturz: Vom Betrachter her links außen gesehen und nahe der Ostfassade, blickt ein eberartiges Untier, mit der Schießscharte als Maul, auf den Betrachter herab. Die Hauer des Tieres ragen nach oben. Über der Säule an dieser Fensterseite war für eine zusätzliche Darstellung wegen der Gestaltung um den Schießschlitz herum kein Platz mehr. Dafür richtet sich auf der Säule gegenüber eine Meerkatze auf, die ihren Schweif hochstellt und ihre Zunge weit heraushängen läßt. In der Mitte des Sturzbogens streben von zwei Seiten»Schnabeltiere«einer Blüte zu. Unter den oberen Säulenschaftringen sehen wir Menschengesichter mit weit geöffneten Mündern. Hinter ihren Wangen stoßen die Haare zur Seite hin weg. f) Über dem Sturz: Auf dem rechten Säulenkapitell erhebt sich ein aufrecht sitzender Hase, der in einem Buch liest. Über dem linken Kapitell befindet sich die Ummalung des Schießschlitzes. Auf dem Sturzbogen sind Blätter und Stengel im Stil eines Kerzenleuchters zusammengefaßt. g) Über dem Sturz: Es ist das Fenster, das am tiefsten von allen in den Rundturm eingepaßt ist. Auf den korinthischen Kapitalen stehen Katzen, die die Schalmeien blasen. Auf dem Schaitel des Sturzbogens steht eine Vase, übergefüllt mit Blättern und Gras. Zwei Geißböcke springen von beiden Seiten auf diese zu. Das Gesims, welches unter diesem Fenster aufgemalt ist, ist auch das aufwendigste mit zahlreichen, nach unten kürzer werdenden Bänken. h) Über dem Sturz: Auf den oberen Säulenzonen sitzen zwei aufeinander zugewandte Enten, die von Blattwerk umgeben sind. Beide gehören einzig zur realistisch dargestellten Tierwelt. In der Mitte schaut der»waldmensch«hervor, der Blätter statt Haaren besitzt; keine Ohren, aber dafür geschwungene kurze Hörner sehen läßt. Diese Bilderreihung ist am Nordostturm zu sehen, von den übrigen Rundtürmen birgt nur der Nordwestturm gleichartige Darstellungen. Diese befanden sich bei der Entdeckung in einem schlechten Zustand, so daß von einer Sichtbarmachung weitgehend Abstand genommen wurde. Nur bei zwei Fenstern waren die Malereien in solcher Qualität, daß sie sichtbar gemacht wurden. Sie befinden sich analog zu jenen am Südostturm auf gleicher Geschoßhöhe. Die gesamte Fensterordnung ist allerdings nach oben bis unter die Traufe des Rundturms verschoben. r. J V» Waldmensch«Wasserschloß Glatt. Foto W. Hermann. Auf der steinernen Brücke 11 Der Blick geht nach oben. Betrachten wir die Vorderfront des mittelalterlich gebliebenen Torturms. Über dem steinernen Wappenrelief - Hunde halten wie schon erwähnt den viergeteilten runden Wappenschild - befindet sich ein weiterer waagerechter Schießschlitz. Darüber sehen wir die oben beschriebene Wappennische. Zuoberst erblicken wir eine vergitterte Fensteröffnung. Dem horizontal dreifach gegliederten Mauerwerk entspricht eine Bemalung in drei Stufen. 1. Untere Partie Der Schießschlitz ist farblich»ummauert«. Blatt- und Blütenranken in Intarsienmanier 12 heben sich weiß vom rötlichen Farbton ab. Am unteren»steinfries«hängt eine fledermausartige Gestalt. Sie besitzt zehn Krallen, die von den gezackten Flügeln ausgehen. Das menschenähnliche Gesicht mit weit geöffneten Augen läßt seine Zunge weit heraushängen. 2. Mittlere Partie Zwei Rundsäulen begrenzen die hölzerne Wappentafel. Beide Säulen sind mehrfach durch Ringe gegliedert. Ihre Mittelteile werden von spitzen Blättern begrenzt, die von den Ringen aufsteigen bzw. abfallen. 3. Obere Partie Auch die Fensteröffnung ist von zwei Säulen umgeben, und Schaftringe gliedern diese in drei Zonen. Bemerkenswert ist jedoch die vom Betrachter aus rechts zu sehende Säule, die als eine einfache aufsteigt und als Doppelsäule endigt. Ein vier- 29

30 bändiges Gesims schließt Fenster und Säulen ab. Über dem Sturz sehen wir ein aufgezäumtes Rößlein, das über ein Phantasiegesträuch hinwegspringt. Kommen wir nun zur Westfront des Torturms. Zwei Schießschlitze, im Abstand von mehreren Metern übereinander, sind mit einem Mauerwerk wie auf der Frontseite ummalt. Darüber und darunter ist ein Rankenwerk, ähnlich dem am Nordostturm, angebracht. Der untere Schießschlitz diente dem Schützen, der im Durchgang auf Posten stand. An der Ostfront dieses Turmes haben wir zwei Schießschlitze wie gegenüber, und zwar in derselben Höhe mit diesen. Die oberen von ihnen entsprechen in ihrer Höhenanordnung dem Schlitz in der Eingangsfront unterhalb der neueingefügten hölzernen Wappentafel. An der Ostseite ist der untere Schießschlitz farblich umrahmt, jedoch ohne jegliches Beiwerk, jener darüber mit den bekannten Ranken der Frontpartie: weiß auf dem rötlich gehaltenen»mauerwerk«, rot darunter auf dem weißen Putz. Auf der Oberkante der Einfassung haben wir wieder Arabesken, und in der Mitte der Ranken zeigt sich ein Jünglingswesen; halb knieend, halb sitzend, den Kopf in die rechte Hand gestützt. In der 3. Zone befindet sich eine Fensteröffnung in der gleichen Höhe wie an der Nordseite. Die Öffnung an der Ostseite beträgt aber nur die halbe Breite des Fensters in der Eingangsfront. Ein Sandsteinquader verringerte die Öffnung; die Malerei ist aber um die volle Breite ausgeführt. Umgebende Rundsäulen sind aufgetragen. Sie ruhen auf einem gebankten Sims und tragen auch einen solchen. Oben, in der Mitte des Sims, sehen wir den Kopf einer jungen Person. Lange Haare fallen zu beiden Seiten herab. Rechts und links auf dem Gesims ruhen zwei Zierformen; Hobelspänen ähnlich sind die Schmuckformen ausgeführt - und wie diese haben auch sie eingerollte Enden. Eine Überraschung brachte die Untersuchung des Tordurchganges nach irgendwelchen Bildresten. Das Kreuzgratgewölbe des Durchgangs war durch eine Rotbemalung hervorgehoben und ein Blütenwerk ersetzte den Schlußstein. Wichtig für die Geschichte des Schlosses und seiner Nutzung war die Entdeckung der aufgemalten Jahreszahl Und unter derselben fand sich, ca. 1 m lang, der kaiserliche Kammerherrenschlüssel. Er ist in schwarzer Farbe auf den weißen Grund aufgetragen, von links unten zu dem Schlüsselbart ansteigend. Schlüssel und Jahreszahl finden sich im Giebelfeld der rechten Wand. Im Hinblick auf die Baugeschichte des Schlosses und die Biographie Reinharts von Neuneck fällt es noch schwer, die Jahresangaben 1513 und 1547 zu verbinden. Was baulich in beiden Jahren geschah, kann nicht bestimmt gesagt werden. Die Jahreszahl 1513, die sich mit dem Wappen von Neuneck über dem Torbogen befindet, könnte sich sowohl mit Umbauten am Schloß selbst oder nur mit Umgestaltungen am mittelalterlichen Torturm in Verbindung bringen lassen. Das Jahr 1513 ist vielleicht auch das Jahr, in dem Reinhart den Dienst als Marschalk des Pfalzgrafen Friedrich beendete 13. Im Jahr 1547 war Reinhart vielleicht für immer in Glatt ansässig, denn für das folgende Jahr war er für das Ritterviertel am Neckar und Schwarzwald eingeschriebenes Mitglied H. Schlußüberlegungen: Wir fragen bei jeder Handlung nach dem Grund, hier können wir fragen,»wozu diese Bildwerke an den Mauern des Wasserschlosses?«Wollte der Schloßherr die Besucher aufmuntern oder ihnen gar seine Launen vorführen, bevor diese über die Brücke in den inneren Schloßhof einzogen? Der Verfasser sieht sich nicht für kompetent an, über die Beschreibung der Bilder hinaus eine Deutung zu geben. Als Laie kann man die Symbole und Gestalten betrachten, weggehen und sagen: Welch ein Unsinn! Wenn die Bilder uns heute fremd sind, so waren sie den früheren Menschen vielleicht näher. Besaßen sie den Schlüssel, um zu begreifen, welche Interpretation der Welt hier gegeben wurde? Oder gehen die Bildwerke lediglich auf die persönliche Haltung und Weltsicht des Schloßherrn zurück, die Zeit im Narrenspiegel zu sehen? Die Fachleute mögen die Gelegenheit ergreifen, um aus ihrem Wissen heraus dem heutigen Betrachter»Lesehilfen«zu geben. Ernste Besucher könnten sich die Frage vorlegen, ob sich nicht doch hinter allen Bildern Wahrheiten verbergen, die unsere modernen Anschauungen in Zweifel ziehen. 9 Arabeske: (ital.) Ornament aus Blatt- und Rankenwerk, das plastisch aufgefaßt und in seiner Bewegung pflanzlichen Vorbildern nachgeformt ist.-karl Busch und Hans Reuther, Welcher Stil ist das, Stuttgart 1964, S Heinrich Goertz, Bosch, Rowohlt Bildmonographien Nr. 237, Hamburg Dort findet sich noch eine ausführlich zitierte Literatur. 11 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Brücke über den Graben noch als Zugbrücke ausgeführt. Dies ersieht man aus dem»anschlag zu den Verkaufsverhandlungen mit dem Kloster Muri«vom 22. Febr DS-Glatt, 151, Nr Intarsia, ursprüngl. in Holz eingelegte Arbeit. Vorzugsweise in der ital. Frührenaissance, vor allem im Chorgestühl in der Certosa bei Pavia oder Sta. Maria Novella in Florenz. Intarsienmalerei galt dann als Ersatz für die mühevolle Einlegearbeit. - Brockhaus Konversationslexikon Bd. 9, Leipzig 1894, S. 641 und Tafel davor. 13 Joh. Ottmar, Die Burg Neuneck und ihr Adel, Göppingen 1974, S Dieter Hellstern, Der Ritterkanton Neckar-Schwarzwald , Tübingen 1971, S.210 WALTER KEMPE Unterweiler und seine Kapelle (Fortsetzung aus Nr. 1 /1989) II. KIRCHENBEHÖRDEN UND PFARREIEN Der politischen Veränderung nach 1806 folgte dann eine neue kirchliche Gliederung. Zuständig wurde nach einer Übergangszeit für die Orte des Königreichs Württemberg das Bistum Rottenburg bzw. der königliche katholische Kirchenrat in Stuttgart. Das hohenzollerische Ostrach gehörte bekanntlich seit 1811 zum Kapitel Sigmaringen der katholischen Kirche, das dann 1827 dem aus Baden und Hohenzollern gebildeten Erzbistum Freiburg unterstand. Diese Neuorganisation brachte eine Kontroverse über Unterweiler mit sich, die einige Jahrzehnte dauerte. Wenn wir Professor Memmingers Beschreibung des Oberamts Saulgau aus dem Jahre 1829 aufschlagen, so finden wir unter Unterweiler:»katholischer Weiler... Filial von Wald (Königseggwald), Hoßkirch und Ostrach, deren Pfarrer sich auch in die Zehnten teilen...«10. Der katholische Kirchenrat in Stuttgart wollte nun nach 1811 den Zehntanteil der hohenzollerischen Pfarrei für Unterweiler ablösen und die Höfe den württembergischen Pfarreien Hoßkirch oder Königseggwald zuschlagen. Dies mißlang, da die Pfarrei Ostrach nachweisen konnte, daß schon 1224 bzw. 30

31 1324 dieses Zehntrecht als Teil der Pfarrpfründe vom Kloster Salem zugewiesen worden war. Die Ausstattung war noch rechtsbeständig, zumal sie das Kloster Salem 1491 dem Pfarrer Georg Moriz und 1593 dem Pfarrer Georg Weiß bestätigt hatte. Ähnliche Argumente galten für das andere württembergische Filial Laubbach 24a+b. Im Handbuch der Erzdiözese Freiburg erschienen dann auch 1863 Unterweiler, Laubbach und Jettkofen weiterhin als Filialen der Pfarrei Ostrach 24. III. DIE KAPELLE VON UNTERWEILER In diesem Handbuch sind als Kapellen der Pfarrfilialen von Ostrach aufgeführt: St. Nikolai zu Laubbach St. Wendelin zu Kalkreute St. Michael zu Wangen St. Catharina zu Jettkofen früher: Unserer Lieben Frau, heute: St. Wolfgang Die Kapelle von Unterweiler fehlt. Auch in den Pfarrbeschreibungen von Hoßkirch und Königseggwald des Diözesanarchivs Rottenburg aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Kapelle nicht genannt. Lediglich im Realkatalog des Bistums Rottenburg von 1905 ist unter Hoßkirch von einer Kapelle»bei Unterweiler«die Rede, mit dem Vermerk»bloß zur Privatandacht«25. Im neuen Gemeindearchiv Ostrach und im Pfarrarchiv Ostrach, das wir z. Zt. neu ordnen, fanden sich in Urkundenbüchern, Akten und Beschreibungen: 1. unter Unterweiler aus dem Jahre 1840:»Eine Kapelle mit Plattendach und einem blechbedeckten Glockengestell. Ohne standesherrliche Bauleistung (Unterhaltsverpflichtung), Mauerstock und Eisenwerk. Brandkatasterwert 200 Gulden. Inhaber: Ortsgemeinde Im Kirchenbuch der Ostracher Filialorte Jettkofen, Laubbach und Unterweiler liegt ein Fragment mit der Titelseite Weiler, 1808, 5 Bauern(höfe), 1 Capelle des Heiligen Johannes von Nepomuk - keine eigene Schule - zählt 32 Seelen 27. Hiermit steht fest, daß im Jahre 1808 das Patrozinium des hl. Johannes von Nepomuk galt. Das Bild des Patrons hängt in der Kapelle neben dem Altar. In der amtlichen Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden des Landes Baden-Württemberg von 1978 ist unter Unterweiler vermerkt: Hochbarock-Kapelle zu den 14 Nothelfern (17./18. Jahrhundert). Ein weiteres Bild in der Kapelle stellt die 14 Nothelfer mit Gebetsanrufung dar und ist mit der Jahreszahl 1804 versehen. Ob 1804 das Patrozinium der 14 Nothelfer galt, ist noch offen. Die Jahreszahl 1803 trägt ein Bild des hl. Andreas mit Christkind. Das 4. Bild, Kreuzabnahme, unter Halbfiguren der hll. Andreas und Katharina, trägt die Inschrift: Katharina Duellin Müllerin aus Yeckofen, 1816 Die Müllersfamilie Duelli-Köberle Es ist anzunehmen, daß die Müllers-Familie in Jettkofen etwas mit der Stiftung der Kapelle zu tun hatte, zumal der hl. Johannes von Nepomuk auch als Patron der Müller gilt. Wann die Kapelle erbaut wurde, konnte noch nicht ermittelt werden. Es muß jedoch vor 1803 gewesen sein. Wie wir gesehen haben, bestanden zumindest pfarrmäßige Verbindungen zwischen Jettkofen und Unterweiler. Im Familienregister des vorgenannten Kirchenbuches konnte dann unter Jettkofen Näheres über Katharina Duelli gefunden werden (die Endsilbe»in«beim Familiennamen wurde damals für weibliche Familienmitglieder verwendet). Sie heiratete 1773 in Jettkofen den dortigen Müller Bonifatius Andreas Köberle, der 1806 starb. Ihr Sohn Karl, geb. 1781, dürfte die Nachfolge als Müller angetreten haben. Er heiratete Ein Jahr später, 1816, wurde das 1. Kind, Franz Joseph, geboren. Es starb nach neun Monaten 28. Die Geburt des vermutlich kranken Enkels könnte mit der Jahreszahl und dem Namen der (Witwe) Katharina Duellin auf dem Bild zusammenhängen. Pfarrer Joseph Anton von Mader (von in Ostrach) erneuerte laut Pfarrchronik von Ostrach 1819 die Familienregister 29. Er erstellte im Jahre 1835 auch einen Stammbaum der Familie Duelli, wie er damals bei Stiftern von Jahrtagen üblich war. Es war der Stammbaum der Abkömmlinge des Amtmanns Franz Ignat Duelli mit seiner zweiten Frau Barbara, geb. Braun. Die Ehe wurde am geschlossen. Katharina war das dritte Kind dieser Verbindung 30. Es stellte sich heraus, daß die Familie Braun, vermutlich gleichen Stammes, schon 1623 sowohl in Jettkofen als auch in Unterweiler (Königseggsche Herrschaft) wohnte: Georg, Christian, Maria, Waldtpurga und Barbara Braun verkauften am 6. Mai 1623 gemeinsam ein halbes Haus in Ostrach 31. Dies gehörte wahrscheinlich rund 60 Jahre zuvor, am 22. September 1564, dem Christa Broun (Braun) und lag neben der unteren Schmiede, unterhalb der Kaplanei 32. Wie zu erwarten, hat es damals verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Einwohnern von Jettkofen und Unterweiler gegeben. Eine Reihe von Fragen über Unterweiler konnten geklärt werden. Das genaue Alter und der Anlaß der Errichtung der Kapelle wird jedoch nur noch zu ermitteln sein, wenn es gelingt, diesbezügliche Urkunden oder sonstige alte Schriftstücke, eventuell in privater Hand, zu finden. Zum Schluß soll noch darauf hingewiesen werden, daß die Holzbildwerke 1. Johannes Evangelist (2. Hälfte des 15. Jhs.) 2. hl. Bischof (15./16. Jh.) 3. Auferstehungschristus (1. Drittel des 16. Jhs.) 4. hl. Rochus (spätes 17. Jh.) 33 wahrscheinlich, wie damals öfters üblich, aus älteren, neu hergerichteten Kirchen der Umgebung übernommen wurden und keinen Anhaltspunkt für das Alter der Kapelle geben. 24 Kath. Pfarramt Ostrach, Realschematismus der Erzdiözese Freiburg, Freiburg 1863, S. 523, Pfarrei Ostrach. 24a Kath. Pfarrarchiv Ostrach, Zehntablösung der Pfarrei Ostrach b StA Sigmaringen, Ho 199, Pk79, OA Sigmaringen, Acta betr. Pfarrei Ostrach 1856 und Ho207, ; 1854; 109 II Persönliches Schreiben vom vom Diözesanarchiv Rottenburg. 26 Gemeindearchiv Ostrach, Abt. Laubbach-Unterweiler, Brandversicherungskataster, 1815 und 1840, Königl. Bezirksamt Aulendorf, Unterweiler, Nr Kath. Pfarrarchiv Ostrach, Familienregister. 28 Wie Anm Kath. Pfarrarchiv Ostrach, Beiträge zu der Pfarrchronik von Ostrach. 30 Dto., besondere Familiensachen. 31 Wie Anm. 17, Ho 158, 1623, 6. Mai. 32 Wie Anm. 17, Ho 158, 1564, 22. Sept. 33 v. Matthey, Die Kunstdenkmäler des Kreises Saulgau, Deutsche Verlagsanstalt, 1938, S

32 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, 7480 Sigmaringen M 3828 F Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt. Ein großer Bildhauer Z.um Tode von Josef Henselmann Einer der angesehensten Künstler unserer Zeit, der Bildhauer Josef Henselmann, ist am 19. Januar 1987 im gesegneten Alter von 88 Jahren von uns gegangen. Sein Name und sein Werk gehören mit in den großen religiösen Aufbruch, den die Kunst trotz aller Verweltlichung in diesem unserem Jahrhundert erfahren hat. Es ist eine Bewegung, die sich auch in unserer Zeit fortsetzt, Aufnahme bei den Jüngeren findet. Henselmann arbeitete gegenständlich und vor allem in Holz. Er war Schwabe (aus Laiz bei Sigmaringen), seine Eltern waren Bauern und Müller, die ihren Bub aber aufs Gymnasium schickten, offenbar, damit er einmal Theologie studiere. Doch zuerst mußte er als junger Soldat in den Ersten Weltkrieg. Zurückgekehrt, ging er nicht ins Priesterseminar, sondern nach München an die Kunstakademie, um Bildhauer zu werden. Es waren jene unruhigen zwanziger Jahre, als alt und neu heftig miteinander stritten. Der ruhig bedächtige Henselmann gehörte wohl eher zu den Konservativen, natürlich öffnete er sich auch dem expressionistischen Zug der Zeit. Schon früh wurde der Hochbegabte ausgezeichnet: 1925 mit dem Preußischen Staatspreis, 1930 mit dem Villa-Romana- Preis und im Alter von 38 Jahren war er schon Professor (an der Staatsschule für angewandte Kunst in München). An der Kunstakademie lehrte er dann von 1945 bis 1968, lange Jahre als deren Präsident. Die bedeutendsten Werke von Henselmann sind in Kirchen zu finden, am berühmtesten sind die monumentalen Hochaltäre in den Domen von Passau und Augsburg und das Triumphkreuz im Münchener Liebfrauen-Dom. Diese und viele Arbeiten in anderen Städten sind ohne Zweifel bedeutende Beiträge zur modernen christlichen Großplastik, wobei Henselmann zeigt, daß es durchaus möglich ist, in unbedingter moderner Formensprache, einen überzeugenden sakralen Ausdruck zu schaffen. Vor allem die harmonische Einfügung in die alten - wenn auch modernisierten - Sakralräume der Gotik und des Barock sind und bleiben bemerkenswert. Doris Schmidt schrieb in ihrem Nachruf in der»süddeutschen Zeitung«:»Henselmanns bedeutendste Arbeiten sind aus der Geschichte der Nachkriegszeit nicht fortzudenken.«(erschienen in Christ in der Gegenwart Nr ) Mitgeteilt von Frau Hedwig Maurer, Lörrach Leserbriefe Hunger jähre 1816/17 Frau Margarete Stein aus Ringingen schreibt uns: In einer Rosenkranzbibel, gedruckt im Jahr 1715, ist ein handschriftlicher Eintrag enthalten von einem Zimmergesellen aus dem Jahr Dieser Eintrag lautet wie folgt:»anno 1817habe ich in Mösskirch gearbeitet. Mein Lohn war 34 Kreuzer davon hab ich müssen leben und ein Viertel Kernen hat 6 Gulden gekost und 1 Pfd. Brot 20 Kreuzer und ein Pfund Schmaltz 52 Kreuzer. Da ist grosse Noth gewest im ganzen Land. Nun habe ich nicht mehr können leben. Nach diesem bin ich nach Mengen, dort war es noch viel ärger. Dort hat das Viertel Kernen 11 Gulden und 45 Kreuzer kost und ein Viertel Gersten 8 Gulden und bey der Zeit sind viel Leut gestorben wegen dem grossen Hunger. Bitte Gott inständig, dass er uns nicht gar verlasse. Von dieser Zeit kann man noch sagen in vielen Jahren wann wir nicht mehr leben. Dieses habe ich geschrieben Johann Georg Heinzelmann, Zimmergesell Ich habe es wohl auch erfahren, man hat sich müssen an den Brinnesslen (Brennesseln) und anderen Kräuter ernähren.«bildnis des Eitelfriedrich III. Zum Beitrag Herbert Rädles über das Bildnis des Eitelfriedrich III. von Zollern (HH 38 S. 61 f.) ist anzumerken, daß die Identifizierung des sogen. Meisters von Meßkirch mit Peter Strüb d. J., wie sie Chr. Altgraf Salm und Dr. Ingenhoff vertreten, keineswegs einwandfrei erwiesen ist. Rädle scheint auch die Abhandlung von Dr. Josef Hecht über dieses Bildnis im Hohenz. Jahresheft 7 (1940) nicht zu kennen. S. 69 weist Hecht auf Hermann Voß hin, der das Sigmaringer Bild auf die Vorlage im Vatikan zurückführt (1910!). Hecht und Feuerstein stimmen dieser Möglichkeit zu J.S.B. (Josef Schülzle, Burladingen) HOHENZOLLERISCHE HEIMAT hrsggbn. vom Hohenz. Geschichtsverein. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in Hohenzollern und der angrenzenden Landesteile mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: 8.00 DM jährlich. Konto der»hohenzollerischen Heimat«: Hohenz. Landesbank Sigmaringen (BLZ ). Druck: M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co., 7480 Sigmaringen, Karlstraße 10. Die Autoren dieser Nummer: Prof. Dr. Eberhard Gönner Tailfinger Straße Stuttgart 80 Wolfgang Hermann Fischinger Straße Sulz Walter Kempe, Apotheker Silcherstraße Ostrach Pfr. Johann Adam Kraus Badstraße Freiburg-Littenweiler Dr. Hans Dieter Lehmann In der Ganswies Bisingen Dr. Herbert Rädle Veit-Jung-Straße 13 a 8430 Neumarkt Schriftleitung: Dr. med. Herbert Burkarth, 7487 Gammertingen Telefon 07574/4211 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiter zu empfehlen. 32

33 HÖH ENZOLLERISCHE HEIMÄT M 3828 F Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein 39. Jahrgang Nr. 3 / September 1989 rrfattl Schloß Bergh nach seinem Wiederaufbau 1942 Über den niederländischen Besitz des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen und die Linie Hohenzollern-Sigmaringen-Bergh berichtet Dr. Otto H. Becker in diesem Heft.

34 OTTO H. BECKER Der ehemalige Besitz des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen in den Niederlanden Ein historischer Rückblick unter Berücksichtigung der Partnerschaft zwischen Boxmeer und Sigmaringen 1) Vorbemerkung Die unmittelbar wohl bedeutendste Auswirkung der französischen Revolution auf die deutsche Geschichte war die territoriale Umgestaltung Deutschlands und die daraus resultierende Auflösung des Alten Reiches im Zeitalter Napoleons. Wie Fritz Kallenberg herausgearbeitet hat, gelang es den Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern- Sigmaringen vor allem dank der Rückendeckung des stammverwandten preußischen Königshauses und der guten Beziehungen der Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern- Sigmaringen ( ) zum Hof Napoleons der damals drohenden Mediatisierung 1806 durch ihre Aufnahme als souveräne Fürsten in den Rheinbund zu entgehen. Grundvoraussetzung für die Rangerhöhung der hohenzollernschen Fürsten war ihre Einbeziehung in das Entschädigungsgeschäft der Säkularisation 1802/3, wozu der Verlust ihrer Feudalrechte in den Niederlanden die rechtliche Grundlage bot. So erhielt Fürst Hermann von Hohenzollern- Hechingen ( ) im Reichsdeputationshauptschluß 1803 für seine verlorenen Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und in den Herrschaften Mouffrin und Baillonville die dem Stift Kreuzlingen gehörige Herrschaft Hirschlatt in Oberschwaben und das landsässige Kloster Stetten. Durch das Reichsgesetz wurde dem Hechinger Fürsten außerdem das Recht eingeräumt, die in seinem Territorium gelegenen Klöster Rangendingen und St. Luzen sowie das Hechinger Kollegiatstift einzuziehen. Noch günstiger fiel die Entschädigung des Fürsten Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen ( ) aus. Dieser erhielt im Reichsdeputationshauptschluß für seine verlorenen Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer, Dixmuiden, Bergh, Gendringen, Etten, Wisch, Pannerden und Millingen die dem Kloster Muri in der Schweiz zugehörige Herrschaft Glatt, das Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen, das Augustinerchorherrenstift Beuron und das Benediktinerinnenkloster Holzen bei Dillingen in Bayerisch Schwaben. Die niederländische Erbschaft begründete wie Fritz Kallenberg einmal wohl zurecht feststellte, den späteren Reichtum der bis dahin keineswegs wohlhabenden Sigmaringer Linie. Der Bedeutung der niederländischen Besitzungen für das Haus Hohenzollern-Sigmaringen und damit auch für die Landesgeschichte Hohenzollerns eingedenk, soll im folgenden deren Erwerb kurz beleuchtet und danach ihre geschichtliche Entwicklung im Rahmen des Fürstl. Gesamtbesitzes bis zum endgültigen Verkauf im Jahre 1912 dargestellt und abschließend auf die bestehenden Beziehungen zwischen Boxmeer in Holland mit Sigmaringen eingegangen werden. 2) Die niederländische Erbschaft des Hauses Hohenzollern- Sigmaringen Der Erwerb der Besitzungen in den Niederlanden war das Ergebnis einer geglückten dynastischen Heiratspolitik heiratete Fürst Maximilian I. von Hohenzollern-Sigmaringen ( ) die Gräfin Maria Clara von Bergh ( ), deren Bruder, Graf Oswald III. von Bergh, 1712 als letzter Sproß seines Geschlechts starb. Der Graf hatte in seinem Testament die Fürstin Maria Clara zu seiner Universalerbin mit der Auflage eingesetzt, daß sie ihre Rechte an ihren zweitgeborenen Enkel, den Grafen Franz Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen ( ), abtreten und dieser den Namen und das Wappen des gräflichen Hauses Bergh als»graf zum Bergh und Hohenzollern«annehmen und in den Niederlanden residieren sollte. Graf Franz Wilhelm zog nach Bergh und begründete die Nebenlinie Hohenzollern-Sigmaringen-Bergh. Seine älteste Tochter, die Gräfin Johanna von Hohenzollern-Bergh ( ), wurde 1749 mit ihrem Vetter, dem damaligen Erbprinzen Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen ( ) verheiratet. Die jüngere Tochter Maria Theresia war Stiftsdame in Remiremont (Vogesen); sie starb am in Sigmaringen. Die Nachfolge des Grafen Franz Wilhelm in Bergh trat 1737 dessen Sohn, Graf Johann Baptist von Hohenzollern-Bergh (geb. 1728), an, der als»der tolle Graf«noch heute im Gedächtnis vieler Niederländer lebendig ist. Durch seine unglückliche Ehe mit der Gräfin Maria Benonia von Lodron endgültig aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht, zeichnete er sich eigentlich nur durch Untaten aus. So erstach er offensichtlich grundlos 1748 den Kaufmann Ansay in Boxmeer auf offener Straße. Seiner Gefangennahme durch den Rat von Brabant entzog er sich durch Flucht. Sein Vorhaben, 34

35 in preußischen Militärdiensten unterzutauchen, lehnte König Friedrich II. rundweg ab. Er lebte anschließend, von seiner Gemahlin getrennt, vornehmlich in seiner Herrschaft Boxmeer an der Maas. Dort schoß er 1757seinen Diener, den Husar Friedrich, mit dem er wegen der Politik in Streit geraten war, nieder. Er ergriff sofort die Flucht und nachdem sein Gesuch an das Kapuzinerkloster Rheinberg, ihm Asyl zu gewähren, abgelehnt wurde, ließ er sich vom Husarenkorps des französischen Partisanenobersten Fischer anwerben. Auch mit diesem Korps verübte der»tolle Graf«viele Gewalttätigkeiten. Schließlich wurde Graf Johann Baptist 1758 durch österreichische Truppen im Franziskanerkloster in Elten, wo er Unterschlupf gefunden hatte, verhaftet und auf die Feste Hohentwiel gebracht. Da sein Schwager, Fürst Karl Friedrich, auch dieses Gefängnis als zu unsicher wähnte, wurde der Graf schließlich nach Haigerloch übergeführt, wo er nach 20jähriger Haft als letzter männlicher Abkömmling des Hauses Hohenzollern-Bergh 1781 an einem Herzschlag starb. Die Grafschaft Bergh mit Zubehörungen fiel an seine älteste Schwester, die nunmehrige Fürstin Johanna von Hohenzollern-Sigmaringen. Nach dem Tod der Fürstin 1787 gelangte diese an ihren Sohn, den Fürsten Anton Aloys ( ), und damit an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Den Mittelpunkt des ererbten Komplexes bildete die alte Grafschaft Bergh mit dem Hauptort 's Heerenberg und den dazugehörigen Herrschaften Wisch, Gendringen und Etten mit den Orten Pannerden, Millingen, Bylandt und Ogten in der Provinz Geldern am Niederrhein. Ferner gehörten dazu der Besitz der Freiherrlichkeit Boxmeer an der Maas und Herrschaft Dixmuiden in Flandern. Der Erbfall setzte das Haus Hohenzollern-Sigmaringen nach über 200 Jahren wieder in die Lage, bedeutendere Ankäufe zu tätigen. Es waren dies 1786 der Kauf der Herrschaft Bittelschieß bei Krauchenwies und 1789 der Erwerb der Herrschaft Hornstein mit dem halben Dorf Bingen. 3) Der Besitz in den Wirren der französischen Revolution und in der Zeit Napoleons Die niederländischen Besitzungen, die übrigens niemals mit dem Fideikommiß des Fürstl. Hauses verbunden wurden, bereiteten Fürst Anton Aloys in der Folgezeit viele Sorgen und Probleme. So wurde der Komplex Grafschaft Bergh mit Zubehörungen infolge der Expansion des revolutionären Frankreichs auf dem linken Rheinufer beschlagnahmt und die mit den Gütern verbundenen Hoheitsrechte verstaatlicht. Der Diplomatie des Fürsten ist es dann aber nach größten Anstrengungen gelungen, 1801 von der Batavischen Republik, wie die Niederlande nunmehr genannt wurden, für fl den größten Teil seines Besitzes in der Provinz Geldern aus der Beschlagnahme auszulösen und 1802 darüber hinaus, worauf eingangs schon hingewiesen wurde, für den Verlust der Feudalrechte in den Niederlanden mit Säkularisationsgut im Umkreis der gefürsteten Grafschaft entschädigt zu werden. Demgegenüber gelang es Fürst Anton Aloys nicht, die Beschlagnahme der Freiherrlichkeit Boxmeer rückgängig zu machen. Er überließ schließlich 1804 die Herrschaft mit dem Millinger Weerd kaufweise der Batavischen Republik. Im gleichen Jahr trat der Fürst die Herrschaft Dixmuiden an Frankreich ab. Die Güter zu Pannerden hatte der Fürst bereits 1801 für fl an den Rentmeister van Nispen und an den Generaladministrator van Hoevel verkauft. Diese Entwicklung beschrieb der Geheime Rat von Huber in einem Bericht aus dem Jahre 1819 mit den folgenden Worten:»Die Domainen des gräflichen Hauses Bergh, als selbe an das Fürstliche Haus Hohenzollern Sigmaringen gelanget, sind von bedeutendem Umfange, vielleicht der schönste und größte Güterbesitz in Holland gewesen. Die Stürme der Staatsumwälzung, beträchtliche in diesen Zeiten, und noch früher vorgenom[m]enen Veräußerungen haben dieses schäzbare Eigenthum wohl über einen 3 t[en] Theil verringert.«4) Die Organisation der Fürstl. Verwaltung in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Der bedeutende Besitz des Fürstl. Hauses Hohenzollern- Sigmaringen setzte sich aus einzelnen herrschaftlichen Gebäuden, aus ganzen Hofgütern, aus einzelnen Wiesen, Ackerfeldern, Weiden und Wäldern, aus Wind- und Roßmühlen, aus Groß-, Klein- und Blutzehnten, Jagden, Fischereien, Brückengefällen sowie aus einzelnen unablösigen Geldzinsen zusammen. Der Besitz war freies Eigen des jeweiligen regierenden Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Sein Wert wurde 1835 bei der Ermittlung der Erbschaftssteuer nach dem Ableben des Fürsten Anton Aloys 1831 mit fl angegeben. Die Bewirtschaftung der Güter erfolgte nach einem damals in Holland üblichen Pachtsystem. In der Regel wurden die Güter und Gefälle im Aufstreich für die Dauer von 6 Jahren verpachtet, worüber jeweils notariell beglaubigte Pachtverträge angefertigt wurden. Den Einnahmen standen freilich beträchtliche Ausgaben gegenüber, die sich vornehmlich aus jährlichen staatlichen Steuern, Kapitalzinsen, Ausgaben für Besoldungen und Pensionen, Kosten für die Unterhaltung der herrschaftlichen Gebäude, Mühlen, Brüche und Grabenöffnungen zusammensetzten. Dennoch erwirtschaften die Fürstl. Rentämter in Holland, wie wir aus den Jahresrechnungen entnehmen können, stets schwarze Zahlen. Im Rechnungsjahr 1823 beispielsweise betrug deren Überschuß insgesamt 37357fl 29 kr. Auf Wunsch des damaligen Erbprinzen Karl von Hohenzollern-Sigmaringen ( ) wurden ihm 1830 anstelle der Einkünfte des Fürstl. Rentamts Wald die der Fürstl. Besitzungen in Holland als Apanage zugewiesen. Die Verwaltungsorganisation der ehemaligen Grafschaft Bergh wurde von Fürst Anton Aloys übernommen und bis 1824 im wesentlichen beibehalten. An der Spitze der Verwaltung stand ein mit außerordentlichen Vollmachten ausgestatteter Generaladministrator, ein Amt, das seit den Tagen des Grafen Johann Baptist von Hohenzollern-Bergh in der Familie van Hoevel vererbt wurde. Dem Generaladministrator unterstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts fünf Rentämter nämlich das sogen. Landrentamt 's Heerenberg und die Rentämter Millingen, Wisch, Gendringen und Etten (vereinigt) und Ogten. Ihre Zahl war 1819 auf die folgenden drei zusammengeschrumpft: das Landrentamt 's Heerenberg (vereinigt mit dem Rentamt Millingen), das Rentamt Gendringen und Etten (vereinigt mit dem Rentamt Wisch) und das Rentamt Ogten. Es wurden jedoch auch weiterhin fünf Rentamtsrechnungen geführt. Ferner unterstanden dem Generaladministrator vier Förster, die in Montferland, Bredenbroek, Varsseveld und Silleveld saßen, der Burggraf, der für das herrschaftliche Bauwesen, darunter vor allem für das Schloß Bergh, zuständig war, und die übrigen Subalternbediensteten. Eine klare Abgrenzung der Geschäftsbereiche gab es bei den Verwaltungsbehörden des Fürstl. Hauses in den Niederlanden nicht. Der Generaladministrator konnte alles an sich ziehen und, von der weit entfernten Fürstl. Regierung in Sigmaringen kaum kontrolliert, nach seinem Gutdünken entscheiden. Alle Beamten und Bediensteten, auch die Rentmeister, waren den Weisungen des Generaladministrators untergeordnet. Die Kritik der Fürstl. Verwaltung an der nachgeordneten Verwaltung in den Niederlanden entzündete sich vor allem an 35

36 der umständlichen und schleppenden Rechnungsführung der Rentämter. Der Geheime Rat von Huber, der 1819 die Fürstl. Besitzungen in Holland inspizierte, machte in seinem ausführlichen Reisebericht vor allem die autokratische Stellung des Generaladministrators van Hoevel für die aufgetretenen Mißstände verantwortlich wurde schließlich eine Kommission unter der Leitung des nunmehrigen Regierungspräsidenten von Huber gebildet, die die Verhältnisse in den Niederlanden analysieren und Vorschläge für eine Reorganisation der Fürstl. Verwaltung dort erarbeiten sollte. Nach ihren Ermittlungen in Holland berichtete die Kommission unterm der Geheimen Konferenz u. a. folgendes:»der Erfolg dieser bis ins kleinste Detail gehenden Untersuchung hat uns die Überzeugung gegeben, daß nur dan[n] eine geregelte Kontrolle herzustellen sey, wen[n] das Ganze in einer einzigen Verwaltung vereiniget, dabei aber die Administration von der Comptabilität auf das schärfste geschieden werde. Von dieser Grundlage ausgehend haben wir den Plan der ganzen Organisation entworfen mit dem Localbeamten, welcher uns dafür geeignet schien, besprochen und in Folge dieser Beratschlagung die Organisation in den beiliegenden Instruktionen für die Administration, den Rentmeister und die untergeordneten Bediensteten bearbeitet.«die Vorschläge der Kommission wurden von der Geheimen Konferenz, der obersten Landesbehörde im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, im Oktober 1824 gebilligt. Das Gremium ernannte den bisherigen Rentmeister von Wisch, Ludwig Carl Jacob van Nispen, zum Administrator. Die noch bestehenden drei Rentämter wurden mit Wirkung zum 1. Januar 1825 in dem neu errichteten Fürstl. Rentamt s'heerenberg vereinigt und Wilhelm van Ditzhuizen zum Rentmeister bestellt. Durch die gleichzeitig erlassenen Instruktionen wurden die Geschäftsbereiche des Administrators und des Rentmeisters völlig voneinander getrennt und beide, Rentmeister wie Administrator, unmittelbar der Fürstl. Landesregierung in Sigmaringen unterstellt. Dem Administrator oblag fortan die Aufgabe, für den Erhalt der herrschaftlichen Domänen, Forste und Gebäude Sorge zu tragen. Ihm unterstellt waren die Förster und der Burggraf. Die Fürstl. Landesregierung behielt sich jedoch ausdrücklich das Recht vor, in Fällen von Abstiftungen von Verpachtungen sowie bei Bauungen und Reparaturen selbst zu entscheiden. Der Administrator war ferner dazu verpflichtet, die Pächter anzuleiten und für die Bezahlung der Pachtzinse Sorge zu tragen. Das Rentamt war fortan für die Verrechnung aller herrschaftlichen Einkünfte zuständig und hatte die Jahresrechnungen zu führen. Die Reorganisation der Fürstl. Verwaltung in den Niederlanden verfehlte ihre Wirkung nicht. Doch auch in der Folgezeit erwies sich die Kontrolle dieser weit entfernten und außerhalb des Deutschen Bundes tätigen Verwaltung für die Sigmaringer Regierungskollegien als schwierig. Vor allem aber die jährlichen Steuern und nicht zuletzt die Erbschaftssteuern, die für den Komplex an das Königreich der Niederlande abzuführen waren, ließen in der Sigmaringer Zentrale immer wieder Pläne heranreifen, den niederländischen Gesamtbesitz zu veräußern. Tatsächlich ist es jedoch nur zum Verkauf einzelner Realitäten gekommen, die einzeln aufzuzählen, den Rahmen der Studie sprengen würde. 5) Der Besitz von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Verkauf im Jahre 1912 Die Fürstl. Verwaltung in den Niederlanden unterstand von 1817 bis 1832 unmittelbar der Fürstl. Landesregierung in Sigmaringen, die ihrerseits der Geheimen Konferenz als oberster Landesbehörde zugeordnet war. Noch vor der Verkündigung der Verfassung für das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen 1833 begann Fürst Karl damit, die Verwaltung des Fürstl. Fideikommißvermögens und den Allodialbesitz aus der allgemeinen Landesverwaltung herauszulösen und bestellte zu diesem Zweck 1832 die Fürstl. Hofkammer als eigene Mittelbehörde für die Verwaltung der Fürstl. Domänen und Forsten. Auch die Fürstl. Administration und das Rentamt 's Heerenberg in Holland waren seitdem dieser Mittelbehörde unterstellt. Diese Verwaltungsstruktur erfuhr infolge der Resignation des Fürsten Karl 1848 eine nachhaltige Veränderung. Der Fürst trat zwar die Regierung des Fürstentums und den Fürstl. Hausfideikommiß an seinen Sohn, den nunmehrigen regierenden Fürsten Karl Anton ( ) ab, behielt sich aber neben einigen Objekten wie z.b. das Landhaus Krauchenwies die von ihm zwischen 1839 und 1842 erworbenen Güter in Böhmen und den niederländischen Allodialbesitz als persönliches Eigentum vor. Der abgetretene Fürst schuf als oberste Verwaltungsbehörde für seine Hofhaltung und für seine Domänen und Forsten die sogen. Allodialverwaltung Sr. Durchlaucht des Fürsten Karl von Hohenzollern mit Sitz in Milletitz in Böhmen. Für den Bereich der Domänen und Forsten schuf der Fürst als Mittelbehörde die Fürstl. Hohenzollernsche Domänendirektion mit Sitz im böhmischen Bistritz und unterstellte dieser die einzelnen Lokalverwaltungen in Böhmen und Holland. Diese Verwaltungsorganisation war freilich nur von kurzer Dauer. Nach dem Ableben des Fürsten Karl 1853 fielen auch dessen Eigengüter an Fürst Karl Anton von Hohenzollern- Sigmaringen, der diese dann alsbald wieder der Fürstl. Hofkammer unterstellte, wobei der Allodialbesitz in Holland aus der Direktion in Böhmen wieder herausgelöst wurde. Auch unter Fürst Karl Anton blieb das alte Problem der Kontrolle der niederländischen Verwaltung weiterbestehen. Da nach niederländischem Recht auch eine Einverleibung dieses Allodialbesitzes in den Fürstl. Verwaltung, die nach dem Anschluß der hohenzollernschen Fürstentümer an Preußen 1850 das Staatsgebiet des Königsreichs ohnehin für den Erwerb von Grund und Boden favorisierte, die mit Steuern belasteten holländischen Güter zu veräußern. Als diese Pläne nicht zu dem erwünschten Ergebnis führten, entschloß sich die Fürstl. Verwaltung dazu, ihre niederländische Verwaltung zu straffen. Mit Wirkung zum 1. Januar 1864 wurde die bisherige Verwaltungsstelle des Administrators mit der des Rentamts 's Heerenberg vereinigt und der Fürstl. Finanzrat Freiherr von Godin zum Administrator ernannt. Zur besseren Rechnungsführung wurde außerdem die Stelle eines Kassiers geschaffen. Dieser Behörde blieb die Forstverwaltung unterstellt, die damals nur noch aus den Revierverwaltungen Wisch und Montferland bestand. Die Fürstl. Verwaltung in Sigmaringen hielt indes an ihren Verkaufsplänen fest konnten schließlich die Fürstl. Güter in den Gemeinden Aalten, Borghees und im Amt Doetinchem sowie die Waldungen des Reviers Wisch verkauft werden. Seitdem bestand die Fürstl. Forstverwaltung in Holland nur noch aus der Revierverwaltung Montferland. Die weiteren Veräußerungen einzelner Realitäten bewirkten den weiteren Abbau der Fürstl. Verwaltung in den Niederlanden. Nach Übertragung der Funktion des Administrators auf den Rentmeister Steinberger 1876 firmierte die Fürstl. Verwaltung in Holland nur noch als Fürstl. Hohenz. Rentamt 's Heerenberg, der die Forstverwaltung resp. Revierverwaltung Montferland zugeordnet blieb schließlich wurden das Rentamt und die Revierverwaltung in Personalunion dem Forstbeamten Laurentius Meyer übertragen; er führte die Amtsbezeichnung Rentmeister und Forstverwalter. 36

37 Nach dem Handbuch der Hofkammer-Verwaltung wies der Fürstl. Allodialbesitz in Holland 1898 die folgenden Flächen auf: Grundfläche der Gebäude und Hofräume Gärten Äcker Wiesen Waldungen Weiden, Ödungen u.wege 3,4564 ha 6,9603 ha 204,1501 ha 4,5775 ha 1,343,7242 ha 85,8612 ha 1,648,7297 ha Fürst Wilhelm ( ), seit 1905 Chef des Hauses Hohenzollern, trieb die Veräußerung des holländischen Allodialbesitzes konsequent weiter. So konnten in den Jahren von 1905 bis 1906 der gesamte Fürstl. Besitz auf der Gemarkung Didam verkauft werden. Nach diesen und weiteren Veräußerungen umfaßte der Fürstl. Besitz 1911 in Holland noch die folgenden Flächen: Grundfläche der Gebäude und Hofräume Gärten Äcker Wiesen Waldungen Weiden, Ödungen u.wege 2,8367 ha 3,2129 ha 62,5901 ha 4,5775 ha 1,149,3461 ha 31,2390 ha 1,253,8023 ha Im Hinblick auf den projektierten Ausverkauf der Fürstl. Besitzungen in den Niederlanden wurde nach dem Tod des Fürstl. Domänenrats Meyer am 23. Januar 1911 das Rentamt 's Heerenberg nur noch als Provisorium weitergeführt und die forstliche Verwaltung dem Förster Leo Le Mire und die Kassenverwaltung dem Buchhalter Jan Thuis übertragen. Nach langwierigen Verhandlungen mit holländischen und deutschen Kauflustigen konnte der noch verbliebene Besitz mit dem Schloß Bergh mit Kaufvertrag vom 1. November 1912 für M an den niederländischen Textilfabrikanten Dr. Jan Herman van Heek verkauft werden. Dem Förster Le Mire war schon früher zum 31. Dezember 1912 gekündigt worden. Der Buchhalter Thuis schloß die Jahresrechnung des Fürstl. Rentamts 's Heerenberg für das Rechnungsjahr 1912 im April 1913 ab. Mit dem Verkauf gingen übrigens auch das Archiv des Hauses Bergh und das Schriftgut der Fürstl. Hohenz. Behörden in den Niederlanden an den Erwerber über. Ins Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv sind wenige Unterlagen aus Holland gelangt. Ein Teil davon wurde dem Bestand Auswärtige Besitzungen einverleibt, wovon aber 1930 einige Archivalien an das Archiv im Schloß Bergh ausgefolgt wurden. Außerdem konnten in Sigmaringen die kleinen Bestände Fürstl. Forstverwaltung Montferland und Fürstl. Administration 's Heerenberg gebildet werden. Der größte Bestand holländischer Provenienz wurde aus den Jahresrechnungen des Fürstl. Rentamts 's Heerenberg von 1825 bis 1912 formiert; diese Unterlagen waren der Fürstl. Hofkammer zur Revision vorgelegt worden. Für Forschungen über das Haus Bergh und den Fürstl. Besitz des Hauses Hohenzollern- Sigmaringen sind im Fürstl. Archiv deshalb in erster Linie die einschlägigen Unterlagen der Bestände Hausarchiv Hohenzollern-Sigmaringen und Fürstl. Hohenz. Hofkammer Sigmaringen heranzuziehen. Der Käufer Dr. van Heek, der 1957 verstarb, ließ das 1939 niedergebrannte Schloß Bergh im Zustand des 16. Jahrhunderts wieder aufbauen wandelte er das Schloß mit dem dazugehörigen Grundbesitz von 1700 ha in eine Stiftung um, die das einzigartige Kulturdenkmal der Nachwelt erhalten soll. 6) Die Partnerschaft zwischen Boxmeer und Sigmaringen Früher einmal bestandene herrschaftliche Zugehörigkeiten bleiben der Nachwelt oft erstaunlich lange im Gedächtnis. Besonders die Taten und auch Untaten einzelner Dynasten werden häufig von Generation zu Generation weitergegeben. So sind auch heute noch die Gewalttätigkeiten des»tollen Grafen«Johann Baptist von Hohenzollern-Sigmaringen- Bergh den Bürgern von Boxmeer gegenwärtig. In Boxmeer entstand denn auch Ende der 60er Jahre der Wunsch, die abgerissenen Beziehungen zum Fürstenhaus Hohenzollern und zu ihrem Stammsitz Sigmaringen wiederherzustellen. Gleichsam als Botschafter von Boxmeer besuchte das Boxmeer Vocaal Ensemble 1969 auf einer Konzertreise die Stadt Sigmaringen. Bei dem Besuch des berühmten Chores unter der Leitung seines Dirigenten Theo Lamée wurden auch erste freundschaftliche Bande zum Sigmaringer Gesangverein Frohsinn geknüpft, die dann bei einem Gegenbesuch 1971 in Boxmeer vertieft werden konnten. In der Zwischenzeit sind Konzerte des Gesangvereins Frohsinn in Boxmeer und des Boxmeer Vocaal Ensembles in Sigmaringen fast schon eine feste Einrichtung geworden. Im Sog dieser freundschaftlichen Beziehungen der beiden Chöre nahmen alsbald auch andere Vereine beider Städte Beziehungen untereinander auf. So kamen nach Sigmaringen die Handballer von Sambeck, die Kapellen von Beugen und Sambeck sowie die Freiwillige Feuerwehr Boxmeer. Auf Gegenbesuchen in Boxmeer weilten die Handballer, die Stadtkapelle und die Freiwillige Feuerwehr von Sigmaringen. Franz Prinz von Hohenzollern wurde als Vertreter des Fürstl. Hauses Hohenzollern in die Heiligblutgilde Boxmeer aufgenommen. Die Stadt Boxmeer war jedoch von Anfang an bestrebt, die aufkeimenden Beziehungen auf kommunale Ebene anzuheben. Bereits 1971 wurde den mit dem Gesangverein Frohsinn nach Holland mitgereisten Stadträten eine offizielle Partnerschaft zwischen beiden Städten vorgeschlagen. Die Partnerschaft, für die sich in Sigmaringen vor allem der verstorbene Stadtrat Hermann Döring eingesetzt hat, wurde in den folgenden Jahren durch eine Reihe von Besuchen und Gegenbesuchen der Bürgermeister Hillenaar und Kuhn mit ihren Stadträten besiegelt. Sie hat vor allem dank des Engagements der Vereine beider Städte, vor allem aber des Boxmeer Vocaal Ensembles und des Gesangvereins Frohsinn unter seinem Leiter Herbert Birmele ihre Bewährungsprobe auch ohne den Abschluß einer offiziellen Städtepartnerschaft bestanden. Quellennachweis StA Sigmaringen Depositum 39 (Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv): Auswärtige Besitzungen 75,2; 79,9; 75,11; 75,12; 140,1 Auswärtige Besitzungen NZ 75,2; 75,3 NVA ; ; ; ; ; ; ; ; ; F. H. Rentamt 's Heerenberg, Rechnungsband Nr. 54 Kanzleiakten des Bürgermeisteramts Sigmaringen Mündliche Auskünfte von Herrn Birmele, Vorsitzender des Gesangvereins Frohsinn, Sigmaringen Abbildungsnachweis Schloß Bergh nach seinem Wiederaufbau 1942, StA Sigmaringen Dep. 39 Sa E g 35. Foto: Hauptstaatsarchiv Stuttgart Orientierungskarte der F.H. Besitzungen in den Niederlanden vom 18. bis 19. Jh. innerhalb der heutigen Staatsgrenzen, angefertigt von H. Liebhaber. 37

38 Literaturnachweis Handbuch der Fürstl. Hohenz. Hofkammer-Verwaltung 1898, Stuttgart 1898 Dass, für 1911, Stuttgart 1911 Fritz Kallenberg: Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des Alten Reiches. Ein Beitrag zur politischen und sozialen Formation des deutschen Südwestens, Masch. Diss. Tübingen 1962 Ders.: Die Fürstentümer Hohenzollern im Zeitalter der französischen Revolution und Napoleons, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 111 (1963), S. 357^172 Paul-René Zander ter Maat: Bergh, ein holländischer Sitz der schwäbischen Hohenzollern, in: Archiv für Sippenforschung 35 (1969), S HERBERT RÄDLE Ein Bildnis des Grafen Christoph von Nellenburg J. A. Kraus hat in der letzten Nummer dieser Zeitschrift zwölf Urkunden aus Empfingen veröffentlicht, darunter eine, in welcher Graf Jos Nikiaus (II.) von Hohenzollern nach dem Tod seines Vaters Joachim von Zollern 1538 an den Abt Markus von Reichenau, seinen Lehnsherrn, schreibt, daß er»den Zehnten zu Empfingen samt Kirchsatz und neugebauter Scheuer und allen Rechten«aufsende mit der Bitte, alles an den Grafen Christoph von Nellenburg, Herrn zu Tengen 1, zu leihen, dem es zustehe (HH 1989, S.23). Es ist nicht meine Absicht und steht auch nicht in mt iner Kompetenz, auf die hier angesprochenen und heimatgeschichtlich durchaus interessanten Rechtsverhältnisse näher einzugehen. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß in der Staatlichen Münzsammlung München ein eindrucksvolles Bildnis dieses Nellenburgers zu sehen ist, ein in Holz geschnitztes Medaillon von ca. 10 cm Durchmesser, von der Hand Friedrich Hagenauers 2. Es zeigt den schwergewichtigen Grafen, bekleidet mit Mantel und federgeschmücktem Barett. Wie man aus der Zimmernschen Chronik weiß, war Christoph von Nellenburg - nicht zuletzt wegen seiner derben Scherze - eine volkstümliche Erscheinung in Schwaben und am Hofe Kaiser Karls V. Er starb Anmerkungen 1 Tengen, erstmals erwähnt 1112, war Stadt seit dem 13. Jh. Erhalten ist ein Torturm und der Turm der»hinterburg«. Vgl. den alten Spruch aus der Heimatkunde: Engen, Tengen, Blumenfeld sind die kleinsten Städte der Welt. 2 Friedrich Hagenauer, einer der bekanntesten deutschen Medailleure des 16. Jh., war gebürtiger Straßburger und lebte in Augsburg, 1532 bis 1535 am Oberrhein. Damals dürfte das beschriebene Medaillon entstanden sein zog Hagenauer nach Köln, wo er 1546 starb (vgl. auch HH 1988, S. 23, wo eine Medaille Christoph Friedrichs von Zollern von Friedrich Hagenauer aus dem Jahr 1528 abgebildet ist). 3 Anzumerken ist noch, daß ein Nellenburger es war, der 1407/8 das Testament des letzten Veringers, Graf Wölfle, anfocht, da er selbst Christoph Graf von Nellenburg. Holzmedaillon von Friedr. Hagenauer, um 1535, Durchmesser 95 mm. München, Staatl. Münzsammlung. aufgrund eines Erbvertrages Anspruch auf die Herrschaft Gammertingen-Hettingen erheben zu können glaubte. Der Streit wurde entgegen dem Willen des Abtes von Reichenau, des Eigentümers der Stadt Gammertingen, 1408 in Stuttgart zugunsten Heinrichs von Rechberg entschieden, den Wölfle testamentarisch als Alleinerben eingesetzt hatte. Der Nellenburger erhielt aber eine Entschädigung von 500 Gulden. Vgl. H. Burkarth, Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen, Sigmaringen 1983, S. 50 f. HERBERT RÄDLE und GERT FRÜHINSFELD Die Zollernsche Hauschronik, wohl ein Werk von Jörg Ziegler Die Hauschronik der Grafen von Zollern ist, ebenso wie die etwa gleichzeitige Zimmernchronik, ein Kind der humanistischen Geschichtswissenschaft. Initiator der Chronik war Karl I. von Zollern ( ), der dem Basler Humanisten Johannes Herold als Vorarbeit dazu den Auftrag erteilt hatte, einen Stammbaum der Zollern anzufertigen 1. Wie andere schwäbische Adelschroniken des 16. Jh. schildert auch die Zollernsche Hauschronik die Geschichte des Hauses von den Anfängen bis zur Gegenwart, d.h. von dem sagenhaften Stammvater Tassilo bis zu KarlL, der bekanntlich zum Begründer der Sigmaringer Zollernlinie wurde. Die Zollernsche Hauschronik»bringt durch Aufzählung auch von Ehe- 38

39 Verbindungen, Ämtern, Würden und Taten der Stammväter den Status des Hauses zum Ausdruck und dokumentiert somit das Selbstverständnis des Zollerngeschlechts, sein Gesamtbild von Vergangenheit und Gegenwart, gleichgültig wieviel davon auf Sage oder Legende beruhte!«2 Die Urschrift der Zollernchronik (46 Blätter, 33,5 x 26,5 cm, Pergament) wird in der Sigmaringer Hofbibliothek aufbewahrt. Sie enthält - neben einer Einleitung auf den ersten vier Blättern - auf jedem der folgenden Blätter jeweils auf der Vorderseite das Bild eines Zollerngrafen sowie einen Text von etwa zehn Zeilen über dessen Leben und Taten; auf der Rückseite sind in Medaillons jeweils die Kinder des vorne Abgebildeten dargestellt. Da die Federzeichnungen nicht signiert sind, ist man hinsichtlich ihrer Urheberschaft auf Vermutungen angewiesen. Es spricht jedoch alles dafür, daß der in den 60er und 70er Jahren in Rottenburg ansässige Jörg Ziegler Urheber der um 1570 entstandenen Prachthandschrift war. Jörg Ziegler ist archivalisch 1547/48 in Hechingen als»jörg Hofmaler«mit»12 Gulden Jahressold«3 und 1561 als»maler Georg Ziegler von Rottenburg, tätig im Hechinger Schloß«4 nachgewiesen. Für seine Urheberschaft an der Zollernchronik sprechen Beobachtungen, die sich vor allem auf einen Vergleich der im Ulmer Stadtarchiv aufbewahrten, mit IZ signierten Miniatur des Botanikers Leonhard Fuchs (abgebildet in Hohenz. Heimat Nr. 2/1989 S. 24) mit den Zeichnungen der Hauschronik (etwa Abb. A) stützen. Überzeugende Ähnlichkeiten zwischen dem Fuchs-Porträt und den Porträts der Hauschronik Das Fuchs-Porträt einerseits und die Porträts der Zollerngrafen andererseits weisen folgende Gemeinsamkeiten auf: In beiden Fällen ist der Abgebildete in einen mit Wappen gezierten Architekturrahmen gesetzt. Unterhalb des Dargestellten ist jeweils eine von Renaissanceornamenten geschmückte Schriftkartusche beigefügt (bei Fuchs ist das Feld freigeblieben). In beiden Fällen wird ferner der Architekturrahmen im unteren Bereich von jeweils zwei Tieren flankiert. Über diese Übereinstimmungen im Aufbau hinaus weisen auch einzelne Details auffallende Ähnlichkeiten auf: Die Gorgonenfratze auf dem Brustpanzer Eitelfriedrichs I. (Abb. A) z.b. kehrt sozusagen»wörtlich«oberhalb bzw. - wenn auch weniger deutlich - seitlich der Kartusche des Fuchs-Bildes wieder; auch die die Kartuschen zierenden Rollwerkvoluten weisen eine ähnliche Gestaltung auf. Deutliche Übereinstimmungen sind aber auch an den Porträts selber zu beobachten (obwohl es sich um verschiedene Personen handelt): Hände mit langen, kräftigen Fingern; sehr ähnliche Physiognomie (Augen, Bärte, selbst die Nasen - zwischen denen noch am ehesten Unterschiede bestehen). Daneben muß auch auf große Ähnlichkeiten bei der Gestaltung der Wappen hingewiesen werden. Wenn wir nämlich das Fuchs-Wappen etwa mit dem Wappen rechts oben auf dem Bild Eitelfriedrichs I. (Abb. A, Wappen seiner Frau Martha zu Habsburg) vergleichen, stellen wir Übereinstimmungen fest in bestimmten Details, z. B. in der Haltung der hochaufgerichteten Wappentiere der Helmzier und in den sehr ähnlich gestalteten, leicht von seitwärts gesehenen Wappenhelmen mit durchbrochenem Visier. Zudem ist die sehr ähnliche Gestaltung der»wappendecke«aus stilisierten Akanthusblättern hervorzuheben, prachtvoll plastisch wiedergegeben durch Hell-Dunkel- bzw. Farbkontrast der Vorder- bzw. Rückseiten; die Blätter laufen unten in im gleichen Farbkontrast sich schlängelnden Bändern aus. Wenn auch eingewendet werden kann, daß Ähnlichkeiten in der Gestaltung von Heraldik und Architekturelementen (einschließlich der Sockel-, Kartuschen- und Rollwerkmotive, Graf Eitelfriedrich I. von Zollern. Hauschronik der Grafen von Zollern. Wahrscheinlich Rottenburg um 1570 bis Fol. 18r. 33,5 x 26,5 cm. Federzeichnung, nicht signiert. Wahrscheinlich von Jörg Ziegler. selbst der Tierhaltungen) teilweise auch durch die stark normierten Traditionen in diesen Bereichen erklärbar sind und allein nicht zur Gleichsetzung von Bildautoren hinreichen, so sprechen sie jedenfalls nicht dagegen. Vor allem aber folgende Beobachtungen im rein darstellungstechnischen Bereich scheinen die Annahme einunderselben Hand für beide Bilder schon fast zwingend nahezulegen: Zum einen stellt man große Gemeinsamkeiten bei der Schattenbehandlung fest: Betontes Durchbrechen der von der Architektur bestimmten Symmetrien durch breite und kräftige, nach rechts fallende Schattenränder. Dabei treten auch ähnliche Schattenfehler auf (Abb. HH. S. 24: Ovalinnenkante oben rechts; Abb. A: Schwertschatten links statt rechts vom Schwert, doppelter Lanzenschatten auf Rückseite und auf Fliesenboden; es sind also jeweils zweierlei Lichtrichtungen im Widerstreit). Leicht zu übersehen, aber besonders bemerkenswert: Jeweils an der (vom Betrachter aus) linken Kante der Kopfbedeckung ist ein Schatten gegeben, der der sonst vorherrschenden Lichtrichtung widerspricht, aber offenbar zur räumlichen Trennung vom Hintergrund bewußt so gewählt worden ist. Zum anderen weisen beide Bilder ähnliche perspektivische Darstellungsmittel, aber auch -fehler auf: Innerhalb des Rahmenmotivs (Bogen bzw. Oval), in das die Figur jeweils gestellt ist, wurde mit linearperspektivischen Mitteln eine kühne Tiefenwirkung angestrebt: (Abb. 1: zu einem Fluchtpunkt nach rechts außen laufende Buchkanten; Abb. 2: zur Mitte fluchtende Fliesenfugen am Boden). In beiden Fällen ist aber außerhalb der genannten eingerahmten»räume«eine andere Perspektive gewählt (Abb, HH. S. 24: Fluchtpunkt[e] der Architektur in der Mittelachse; Abb. A: Fluchtpunkt der Fliesenfugen nicht maßgeblich für Säulenplinthe und -abacus, d. h. die rechtwinkligen Platten an Fuß und Kopf der Säulen.) 39

40 Schließlich besteht in beiden Darstellungen ein Widerspruch zwischen der durch die linearperspektivischen Mittel erreichten sogartigen Tiefe und der durch die Schattenränder nah herangeholten Rückwand (Abb. A: So nah kann der Schwertschatten nicht sein, wenn die Fliesenreihen - es sind nur drei - sich so stark verkürzen! Abb. HH.S.24: Die Rückwand wirkt durch den Schatten so nah, daß, gemessen am Buch, die Figur papierdünn erscheint). Auch diese Unvereinbarkeit zwischen Licht/Schatten- und Raumdarstellung ist bei beiden Abbildungen die gleiche. Die angeführten Beobachtungen dürften, in Kombination mit den archivalischen Nachrichten (vgl. Anm. 3 und 4) über die Beschäftigung Jörg Zieglers (des Jüngeren?) im Dienste der Zollern, ausreichen, um die Zollernchronik mit hoher Sicherheit dem Rottenburger Maler Jörg Ziegler zuzuweisen. 5 Anmerkungen 1 Vgl. Rudolf Seigel, Zur Geschichtsschreibung beim schwäbischen Adel zur Zeit des Humanismus. In: Ztschr. f. württ. Landesgeschichte 40, 1981, S. 112 f. 2 Seigel, S. 104 f. 3 Er stand im Dienst von Jos NiklasII. von Zollern. Urkundlich belegt im Fürstl. Archiv Sigmaringen, Signatur: Hechingen, Rubrik 128, Nr. 41a. Zitiert nach Josef Hecht, Der wahre Meister von Meßkirch, in: Hohenz. Jahreshefte 7, 1940, S »im Schloß alhier... insonderhait auch das Wappen über dem Schloßtor einzufassen und anderes auszubessern.«fürstl. Archiv Sigmaringen, Signatur: Hechingen, Rubr. 128, Nr. 45. Zitiert nach Hecht, S Vgl. auch Anton von Euw / Joachim M. Plotzek, Die Handschriften der Sammlung Ludwig, Bd. 3, Köln 1982, S , denen wichtige Anregungen zu verdanken sind. BRUNO REISER Nicht weit von Württemberg und Baden... Zollernlied vor 140 Jahren in Tübingen entstanden / Ein Hechinger der Verfasser Hechingen. Das Hohenzollern-Lied»Nicht weit von Württemberg und Baden...«ist in Württemberg, in Tübingen geschrieben worden, und zwar vor 140 Jahren. Es verdankt seine Entstehung einem militärischen Tagesbefehl»Treue ohne Wanken«, der den Hechinger Hermann Vitallowitz so angesprochen hatte, daß er ihn in Verbindung mit seiner zollerischen Heimat zu bringen versuchte. So entstanden die beiden ersten Strophen, denen im Verlauf der Jahre 18 weitere folgen sollten. Indessen war der Autor längst vergessen und auch vom Komponisten wußte man bald nichts mehr. Vergessen wurden auch die meisten Strophen; gesungen wurden immer nur die beiden ersten, höchstens aber drei oder vier. Und die beiden ersten hießen in ihrer Urfassung:»Nicht weit von Württemberg und Baden und von der wunderschönen Schweiz, da liegt ein Berg so hoch erhaben, den man den Hohenzollern heißt. Er schaut herab so stolz und schön auf alle, die Vorübergehn. - Auf Hohenzollerns steilem Felsen, wo unverzagt die Eintracht ruht. - Von diesem Berg da geht die Sage, die sich ins ferne Land erstreckt und mancher Vater hat die Klage, die sich auf seinen Sohn erstreckt: man nimmt ihn fort ins ferne Land, sein Liebchen glaubt, er sei verbannt. - Auf Hohenzollerns steilem Felsen, wo unverzagt die Eintracht ruht«. Soweit die beiden ersten Strophen. Wie oft wurden sie gesungen und gehört; eigentlich bei allen lokalbezogenen zollerischen Festen und Gegebenheiten und bei geselligen Zusammenkünften mannigfacher Art, auch beim Hechinger Irma West-, Kinder- und Heimatfest. Gewiß, den Jüngeren und Jungen bedeutet es nicht mehr soviel. Aber wenn sie»in der Fremde«sind und wenn sich dort einige aus dem Ländle zusammenfinden, dann überkommt viele auch heute noch - obwohl es kein Hohenzollern mehr gibt - ein starkes Heimatbewußtsein und sie stimmen mit Enthusiasmus das Zollern- Lied an. Lange Jahre wußte man vom Zollern-Lied nicht, woher es kam, wer es verfaßte und wer es vertonte. Man wußte nur, daß es zum erstenmal öffentlich um das Jahr 1870 herum in Tübinger Studentenkneipen gesungen wurde. So auch in der»sonne«, dem Versammlungslokal der»janitscharia«. In der»sonne«verkehrten aber auch die Hechinger Rekruten, wenn sie auf ihrer langen Fußreise von der Garnisonstadt Saarlouis in Tübingen letzte Rast einlegten. Ihnen gefiel das Lied natürlich besonders gut, war es doch Balsam gegen ihr Heimweh, das in der fremden Kaserne besonders groß war. So wurde das Zollern-Lied bald auch in der Saarlouiser Kaserne gesungen und war eine geistige Brücke zur Heimat. Und dann kam das Unerwartete: das Zollern-Lied wurde bald auch von»eingefleischten«württembergern gesungen, besonders von jenen nahe der Grenze, über die die Zollerburg ja auch in ihre Heimat heruntergrüßte. Niemand forschte nach dem Quell. Allen, die das Lied sangen, genügte es, daß es da war, daß man mit ihm umgehen konnte, wie mit seinem Eigentum. Und so kam es dann zu vielen mundgerechten Veränderungen von Text und Melodie, so daß aus der Urfassung schließlich»das Volkslied«wurde. Die Nachforschung, die Professor Nägele in den neunziger Jahren anstellte, wer Texter und Komponist des Zollernliedes sei, verliefen negativ. Fünfzig Jahre später vertrat der Hechinger Bürgermeister Mayer die Auffassung, Konstantin Killmaier aus Hechingen sei der Verfasser. Aber diese Meinung ließ sich bei eingehender Nachforschung ebenso wenig halten wie jene, die in einem Tübinger Metzgereimeister namens Späth den Autor des Liedes sehen wollte. Und so wäre man dem wirklichen Verfasser mit großer Wahrscheinlichkeit nie auf die Spur gekommen, wenn sich dieser 1908 nicht selber gemeldet hätte: Hermann Vitallowitz. Dieser Hermann Vitallowitz wurde 1825 in Hechingen geboren und wurde Postbeamter. Seine Freizeit widmete er der Musik und er eignete sich durch umfassendes Studium ein beachtliches Fachwissen an. Mit Vorliebe sang er Volkslieder, aber auch Balladen; ja er übernahm sogar Oratorien-Rollen bei Konzerten in Tübingen und Hechingen. In Tübingen gehörte er bald aktiv der damals blühenden»janitscharia«an. Im August 1849 kamen preußische Truppen nach Hechingen, das zusammen mit ganz Hohenzollern - im Ergebnis der 48er 40

41 Revolution - dem preußischen Staat einverleibt wurde. Und in diesen Tagen wurde beim Militär ein Tagesbefehl mit den Worten»Treue ohne Wanken«ausgegeben. Dieser Befehl drang über die Mauern der Kasernen und wurde auch in der Öffentlichkeit, besonders aber in den Tübinger Studenten- Kneipen diskutiert und Vitallowitz fühlte sich dabei so stark angesprochen, daß er die»treue ohne Wanken«in einem Liede, und zwar in Verbindung mit seiner Heimat, besingen wollte. So entstanden die ersten beiden Strophen des Hohenzollern-Liedes. Bald darauf schrieb Vitallowitz zwei weitere Strophen, in denen er auch die neue Heerespflicht würdigte. Und im Verlauf der Jahre kamen - man weiß nicht von wem - immer neue Strophen dazu, bis es 20 waren. Aber wie gesagt, gesungen wurden immer nur zwei, höchstens drei bis vier. (Schwarzwälder Bote ) HANS-DIETER LEHMANN Zur älteren Vorgeschichte von Kloster Beuron an der Donau (Schluß) Xu den Patrozinien der Beuroner Kirchen im Tal und auf dem Berg Anno 1077 bestätigt Urban II. den päpstlichen Schutz über ein von dem Adligen Peregrin gegründetes und dem heiligen Petrus übertragenes Stift. Es war eine Gründung auf eigenem, bislang unbesiedeltem Jagdgrund im Donautal. Die Kirche dort ist der Jungfrau Maria geweiht und trägt den Namen St. Martin. Diese merkwürdige Angabe wird mit einer Trennung von Stifts- und Pfarrkirche zu begründen versucht. Ohne Angabe eines Patroziniums wurde bereits im 9. Jahrhundert in St. Galler Urkunde eine Kirche in»beuron«erwähnt. Schöntag nimmt an, daß das Martins-Patrozinium von einer auf der Höhe südlich der Donau abgegangenen Siedlung in das Tal übertragen worden ist. Nahe dem heutigen Steighof vermutet er diese Wüstung samt einstiger Pfarrkirche. Wegen der in diesem Raum nach Süden abfallenden Gesteinsschichtung, d.h. aus hydro-geologischen Gründen, liegen die älteren dörflichen Siedlungen in beträchtlichem Abstand vom südlichen Rand des Donautales. Flurnamen wie»altstadtäcker oder -fels«beweisen in dieser wasserarmen und somit siedlungsfeindlichen Umgebung kein früheres Pfarrdorf. Erst recht kann dies nicht aus einer Beschreibung von Pfarr- und Zehntrechten abgeleitet werden, die wohl nach der Gründung der hochmittelalterlichen Burg Wildenstein und ihrer Abgrenzung vom benachbarten Leibertingen datiert. Den Vermutungen Schöntags gegenüber steht die Beuroner Tradition vom Bergkloster über dem nördlichen Donautalrand, Alt-Beuron auf dem Kirchberg bei Fridingen. In eine karolingerzeitliche Gründung, wie sie in Beuron behauptet wurde, würde das Martins-Patrozinium durchaus passen. Eine Begründung für die für ein Kloster ungewöhnliche Platzwahl auf dem ebenfalls siedlungsfeindlichen Kirchberg bleibt uns die Überlieferung allerdings schuldig. Gibt es hier eine Erklärungsmöglichkeit? Zur Platzwahl für ein Bergkloster Pussen-Buron oder Montburon Der Kirchberg hoch über dem Donaudurchbruch ist für eine klösterliche Niederlassung tatsächlich ein ungewöhnlicher Ort. Der Platz wäre allenfalls akzeptabel für eine Eremitage, wie sie hier in jüngerer Zeit noch bestanden hat. Wassermangel und fehlende Anbindungen der Örtlichkeit an den Verkehr machen eine klösterliche Gemeinschaft hier schwer verständlich. Wenn hier dennoch ein Bergkloster bestanden haben sollte, müssen für seine Gründung an diesem Platz besondere Voraussetzungen bestanden haben. Diese Voraussetzung bietet gerade die überlieferte Lage Alt- Beurons: nicht durch ihre Weltabgeschiedenheit, sondern durch die hier erfüllbare Aufgabe als christliche Kontrollstation in karolingischer Zeit. Das»Kloster«auf dem Kirchberg war eine Missionszelle, gegründet einzig und allein mit der Funktion, in diesem Raum das Verbot heidnischer Umtriebe durchzusetzen und zu kontrollieren. Diese Behauptung läßt sich durch Parallelen in spätkarolingischer Zeit belegen (Matthes 1982, Lehmann 1988). Als Beispiel dafür sei die älteste Klostergründung in Alt-Sachsen angeführt: Hethis, die Vorläufergründung für Corvey. Hethis wurde - wie auch für Alt-Beuron behauptet - von Angehörigen des karolingischen Herrscherhauses gegründet. Die Fehlgründung im Waldgebirge des Sollings wurde nach wenigen Jahren unter Mitwirkung Ludwigs des Frommen in das Wesertal verlegt, neben die Ortschaft Höxter, in eine siedlungsgünstige Lage. In seinem Nachruf auf den Gründer von Hethis und Corvey schreibt der Corveyer Mönch Radpert:»...hat er die Kultstätte zunichte gemacht und zu Schafställen für die Herde Christi geweiht. Darauf errichtete er, nachdem der heidnische Hain bis auf die Wurzeln beseitigt war, für die Mönche weitab von diesem Ort von Grund auf und in vollkommener Weise die geheiligten Klostergebäude«(zitiert nach Matthes 1982). Die hier gebrauchte und durchaus übliche Redewendung von den»schafställen für die Herde Christi«, zusammen gesehen mit der von Walter (1948) gegebenen Namensdeutung für -beuren und den Ortsnamen»Betbur«, gibt vielleicht den Hintergrund ab für die zahlreichen klösterlichen Niederlassungen mit Namen wie Benedikt-, Michael-, Jacobs-, Otto-, Blau- und Klosterbeuren, Gottsbüren, Monequeberre und anderen. An anderen Stellen in Alamannien wird die für Hethis belegte und für Alt-Beuron anzunehmende Funktion in karolingischer Zeit ebenfalls wahrscheinlich. Beispiele dafür sind Mariazell bei Hechingen, die Zelle im Besitz Fulrads in Herbrechtingen auf der Ostalb oder Zellen im Schwarzwald, etwa Zell im Wiesental unter dem Zeller Blauen, und Marzeil am weiter westlich gelegenen Blauen. Diesen frühen kirchlichen Institutionen in Südwestdeutschland ist gemeinsam, daß sie bei sogenannten»kapf-systemen«liegen. Dies sind kleinräumige Einrichtungen altalamannischer heidnischer Kultverbände. Mehrere Dutzend solcher Systeme von Warten mit wahrscheinlich kalendarisch bestimmten Lagebeziehungen untereinander ließen sich bislang zwischen dem mittleren Neckar und dem Hochrhein aus Flurnamen erschließen. Im alamannischen Kerngebiet ist der Leitname dafür»kapf«, d.h. Warte. Er ist mit bestimmten anderen Flurnamen vergesellschaftet und in den Randgebieten Alamanniens oft durch»hölle«oder»schanze«ersetzt. Früh- und vorgeschichtliche Wallanlagen, aber auch Feldkirchen, stehen damit in einem Zusammenhang, der sich in den erwähnten regelhaften Lagebeziehungen erkennen läßt. 41

42 Für die heidnischen Alamannen belegt Agathias von Myrina (Hist. 1.6) einen Naturdienst noch im späten Ö.Jahrhundert (vgl. Gottlieb 1969). Wenn der byzantinische Geschichtsschreiber von Flußläufen und Schluchten gehört hat, die neben Bäumen und Höhen in der Religion der Alamannen eine Rolle gespielt haben sollen, dann ist hier an die Gegebenheiten im Donaudurchbruch bei Beuron zu denken. Wenn es im 8. Jahrhundert - trotz des von Agathias gerühmten guten Beispiels der christlichen Franken - in Alamannien noch Heiden gab, die ihren alten Gepflogenheiten noch nachgingen, dann war der Kirchberg über dem Donautal zu ihrer Überwachung bestens geeignet: er liegt genau über dem Zentrum»Schänzle«, ein kleines Kapf-System im Donaudurchbruch, gegenüber von Wirtenbühl und Heidenkapf, als dem Mittelpunkt eines großen, beide Talseiten überspannenden Systems. Auch wenn eine solche Kontrollfunktion ursprünglich eine Klostergründung gerechtfertigt haben mag, blühende Gemeinschaften konnten in diesen extremen Lagen nicht daraus entstehen. Aus der Fehlgründung Hethis erwuchs nach der Verlegung ins Wesertal das mächtige Corvey in der Gunst Ludwigs des Frommen und späteren Kaisers. Das wenige Jahrzehnte ältere Alt-Beuron dagegen verkümmerte auf seinem Berg. Zu einer Zeit, in welcher sich der ursprüngliche Anlaß zur Gründung längst erledigt hatte, lag es deshalb nahe, seine Insassen wie den Namen und das Kirchenpatrozinium ebenfalls auf eine lebensfähige Neugründung im Tal zu übertragen. Diese Neugründung der Kirchenreform verfolgte andere Ziele. Mit dem Rauhen Stein, dem Hornfels und dem Käpfle samt seinen undatierten Scherben und Wällen (Biel 1987) gibt es auch nahe dem jüngeren Beuron donauabwärts Anzeichen für das ältere alamannische Heidentum; für die Gründung des 11. Jahrhunderts dürften sie schon lange nicht mehr von Belang gewesen sein. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich in Schriftquellen noch erhärtende Belege für die ältere Geschichte Beurons auffinden lassen werden. Wegen der für Beuron mageren Quellenlage ist allen sonstigen Hinweisen nachzugehen. Die Parallelen hier zu anderen Örtlichkeiten machen es aber zumindest wahrscheinlich, daß in den angezweifelten Beuroner Traditionen ein echter Kern steckt. Alt-Beuron dürfte aber allenfalls als eine karolingische Missionszelle, nicht aber als die dem 18. Jahrhundert zum Wunschtraum gewordene Reichsabtei auf dem Kirchberg gelegen haben. Literatur Biel (1987): /. Biel, Vorgeschichtliche Höhensiedlungen in Südwürttemberg-Hohenzollern, Stuttgart 1987, S.224 Dertsch (1964): R. Dertsch, Ottobeuren und die Ortsnamen auf -beuren, in: Ottobeuren , Beiträge zur Geschichte der Abtei, Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Bd. 73 (1962), Augsburg 1964, S Gottlieb (1969): G. Gottlieb, Die Nachrichten des Agathias aus Myrina über das Christentum der Franken und Alamannen, Jahrb. Rom.-German. Zentralmus. Mainz 16 (1969), S Herberhold (1955): F. Herberbold, Die auf den Namen Karls des Großen gefälschte Urkunde für Beuron, in: Festschrift A.Hofmeister zum 70. Geb., Halle 1955, S Lehmann (1988): H.-D. Lebmann, Wo lag Hethis - im Solling oder im Osning? Northeiner Heimatblätter 53 (1988), S Matthes (1982): W. Matthes, Corvey und die Externsteine - Schicksal eines vorchristlichen Heiligtums in karolingischer Zeit, Stuttgart 1982 Schöntag (1988): W. Schöntag, 250 Jahre Abteikirche Beuron. Geschichte, geistliches Leben, Kunst. Beuron 1988 Ders.: Die Augustinerchorherrenabtei Beuron, Beilage zum Staatsanzeiger Baden-Württemberg 1989, S Stierle (1987): L. Stierle, Bartholomäus Pirzschelin, der umstrittene Augustiner-Chorherr von Beuron und Pfarrherr in Egisheim, Zschr. für Hohenz. Geschichte 23 (1987), Sigmaringen 1989, S Walter (1948): M. Walter, Der Name Beuron, Schwäbisches Tagblatt (Hechingen) 1948, Nr. 12 und 16 (13. und 27. Febr. 1948), s. Hohenz. Heimatbibl. Hechingen, Nr HANS-DIETER LEHMANN Wikinger am Vierwaldstätter See und auf der Schwäbischen Alb? Vor wenigen Jahren hat Schneider 1 in einer verdienstvollen Zusammenstellung der Literatur den Wahrheitsgehalt der schweizerischen und der schwäbischen Stammestradition überprüft. Die in dem»herkommen der Schwyzer und Oberhasler«, in der nordschwäbischen Herkunftssage und im Anno-Lied erhaltenen Reste konnte er durch wahrscheinlich hier zugehörige Zeugnisse aus dem Voralbland und aus der Baar erweitern. Alles Wesentliche enthält seine Zusammenfassung: 1. Die auf eine Herkunft aus Skandinavien hinweisende und unsoweit mit den Abstammungstraditionen der Goten und Langobarden übereinstimmende Herkunftssage ist nicht nur in dem»herkommen der Schwyzer und Oberhasler«, der nordschwäbischen Origo gentis Sweworum und dem Anno- Lied erhalten geblieben, sondern höchstwahrscheinlich auch in einer Reihe von örtlichen Überlieferungen Südwestdeutschlands. 2. Für die Glaubwürdigkeit der swebischen Herkunftssage spricht, daß die genannten Überlieferungen verschiedene historische Einzelheiten enthalten, so etwa, daß die Alamannen ein nach Art einer Wanderlawine entstandener Stamm sind (Herkommen, Annolied) oder daß die Vorfahren berittene Krieger, also die Oberschicht des Volkes gewesen sein sollen (Origo, örtliche Überlieferung Betzingens und des Steinlachtals). 4. Auch die Verwandtschaft des alamannischen und des altnordischen Rechts, namentlich aber die Übereinstimmung vieler nur im alamannischen Gebiet vorkommenden Wörter mit dem Wortgut der nordischen Sprachen ist ein Beweis dafür, daß die Vorfahren der Alamannen einst in Skandinavien gewohnt haben. Punkt 3 bei Schneider ist zu streichen. Er setzt die skandinavische Einwanderung in die frühe Eisenzeit. Die Stammesüberlieferungen berichten aber eine viel spätere Zuwanderung aus»schweden«: die Vorgänge sind wie die Abwanderung der Langobarden an das Ende der Völkerwanderung zu datieren. Die alten Sitze der Semnonen werden im Ö.Jahrhundert geräumt 2 - unter dem Einfluß früher Wikinger, die die Elbe aufwärts vordrangen. Dieser Schluß ist eine Parallele zu neueren Erkenntnissen über die Stammesbildung der Sachsen. Hauck 3 hat aus der 42

43 Übereinstimmung der sächsischen Stammestradition bei Widukind von Corvey und Rudolf von Fulda mit Funden heidnisch-nordischer Brakteaten an der Wesermündung gezeigt, daß sich von hier aus der neue Stamm erobernd in das Landesinnere ausgebreitet hat. Unter der Führung der im Land Hadeln gelandeten frühen Normannen nahmen an diesem Vorstoß sogar sächsische Rückwanderer aus Britannien teil. Unverkennbar sind Parallelen aus späterer Zeit an den Küsten Westeuropas wie in den Flußsystemen Osteuropas. Es ist sicher, daß frühe Wikinger nicht nur in die Weser sondern auch in das Stromgebiet der Elbe eindrangen. Hier stoßen sie die letzte Wanderwelle der Elbgermanen an, die der Langobarden und die der Schwaben. Sie werden für die wanderwilligen Stammesteile zur treibenden Kraft, zur neuen Führungsschicht. Von ihnen wird nordisch-heidnisches Kulturgut nach dem Süden getragen 4, sie bringen Runen nach dem Süden mit wie das Wortgut, für das Maurer 5 Parallelen zwischen Alamannien und Skandinavien festgestellt hat. Die»nordische Phase«der Alamannen«ist nach Christlein 6 allerdings nur kurz, etwa zwei Generationen. Ihr geistiger Inhalt wird im Süden ohne rechtes Verständnis rezipiert. Die Origo bezeugt die Landung der Skandinavier im dänischen Schleswig, bei Haithabu als der Verkehrszentrale des Nordens. Wenn der Weg zur Elbe entlang der Westküste genommen wurde und hier schon die Wanderlawine zu wachsen begonnen hat, erklärt dies zwanglos, daß später - nach dem»herkommen«- in der Schweiz»Schweden und Friesen«gemeinsam hängen geblieben sein sollen. Mit Sachsen und Schwaben gemeinsam hatten die Franken das Thüringerreich zerschlagen. Aus der Beute erhielten die Sachsen den Norden bis zum Harz. Die besitzend-konservative Oberschicht der Schwaben - die Reiter der Origo - findet neue zusagende Wohnsitze im Nordschwabengau zwischen Elbe, Harz und Unstrut. Der Großteil des Volkes aber bricht unter neuer, skandinavischer Führung in den Süden auf - ins gelobte Land Italien. Die gewählte Route - über Südwestdeutschland und über die Alpen - mußte zu Konflikten mit den Franken führen. Das»Herkommen«berichtet davon. Die Langobarden - schon im oberen Leinetal beim Vorstoß nach Süden abgewehrt - hatten deshalb den freigewordenen Weg elbaufwärts gewählt, um die Alpen im Osten zu umgehen. Mit ihnen zogen sächsische Kontingente, die zuvor im Nordschwabengau ansässig gewesen waren. Den Franken dürfte - über die Probleme des Durchmarsches hinaus - das Wanderziel der Schwaben durchaus ins politische Konzept gepaßt haben. Italien war in ostgotischer Hand. In fränkischem Auftrag, mit unklarem Ziel, mehr auf eigene Interessen aus, operierten dort wenig später die Alamannen unter Butilin und Leuthari. Da der erste Landnahmeversuch der Schwaben in Italien von den Ostgoten noch abgewehrt werden konnte, ist es verständlich, daß man bei Stammesverwandten hängen blieb - bei den sich in den burgundischen Bereich in der Nordschweiz ausdehnenden Alamannen. Auch dies dürfte die Franken kaum gestört haben. Aber auch nördlich vom Hochrhein machten sich nach der Origo die Schwaben breit: sie besetzten die Lande der»wilhari«, die Baar, die Westalb und das Land am oberen Neckar. Sie beenden hier die Selbstisolation 6 der»frühen Alamannen«. Dies kann nur im Einverständnis mit den Franken geschehen sein. Die»frühen Alamannen«in diesem Gebiet waren mit den Sueben nicht stammverwandt. Die Abgrenzung von den unterworfenen Wilhari, den Gallovari der Veroneser Völkertafel 7 wird hier aus den Berichten von»schwedischen«berittenen erkennbar. Genau in diesen Räumen, im Albvorland, auf der Westalb und in der Baar läßt sich bis zur späten Christianisierung hier ein in der Unterschicht zäh behauptetes autochthones Heidentum fassen 8. Das Christentum, dessen Symbole schon auf einigen Funden der»nordischen Phase«als magische Abwehrzeichen auftauchen, wird hier über die neue Oberschicht eingeführt. Aus der Parallele zur sächsischen Stammesbildung lassen sich somit noch offene Fragen der schwäbischen und schweizerischen Tradition erklären. Diese sind geschichtliche Überlieferung der späten Landnahme und stehen in Einklang mit bekannten historischen Abläufen. Literatur 1 W. Schneider, Arbeiten zur frühalamannischen Geschichte, Heft III/IV, Tübingen 1976, S. 1 ff. 2 B. Krüger, Zum germanischen Siedlungswesen im Spree-Havel- Gebiet, EAZ Ethnogr.-Archäol. Z.28 (1987), S.249ff. 3 K. Hauck, Goldbrakteaten aus Sievern - spätantike Amulettbilder der»dania Saxonica«und die Sachsen-Origo bei Widukind von Corvey, München 1970 Ders., Das Wissen Widukinds von Corvey von der Neubildung des sächsischen Stammes im 6. Jahrhundert, Ostwestfälisch-weserländische Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde, Münster/ W K. Hauck, Alemannische Denkmäler der vorchristlichen Adelskultur, Z. für Württ. Landesgeschichte 16 (1957), S. lff. 5 F. Maurer, Nordgermanen und Alemannen, Bern/München R. Christlein, Die Alamannen, Stuttgart 1979, S Notitia Dignitatum et Latercula Provinciarum, O.Seeck ed., Nachdruck Frankfurt/M. 1962, S H.-D. Lehmann, O. Bogenschütz, Von den Kapfen der Alamannen, in Vorbereitung JÜRGEN SCHMIDT Der Wald Weithart aus forstwissenschaftlicher Sicht, gestern und heute (i. Teil) Wer von Pfullendorf auf der gut ausgebauten Landesstraße Nr. 268 nach Mengen fährt, kommt kurz hinter Mottschieß in einen Wald, der erst kurz vor Mengen endet. Dieses große Waldgebiet, das man in Längsrichtung durchquert, heißt Weithart. Der aufmerksame Autofahrer bemerkt, daß ein Großteil der Straße durch den Weithart von alten Eichen gesäumt wird. Die erste Eiche, auf die er trifft, trägt eine kleine weiße Tafel mit der Aufschrift»Stadt Pfullendorf, Distrikt VII/2 Weithart«. Der Weithart ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete und der größte zusammenhängende Gemeindewaldkomplex im Forstbezirk Pfullendorf. Insgesamt umfaßt er 816 ha Wald (ohne den Mengener Distrikt»Innerer Weithart«). Die Orte, die Besitzanteil am Weithart haben, liegen ringsum. Es sind dies: Pfullendorf, Schwäbiishausen, Hausen a.a., Krauchenwies, Rulfingen, Mengen, Rosna, Habsthal, Levertsweiler, Lausheim/Magenbuch, Mottschieß. 43

44 Die naturräumlichen Geologie, Böden Daten des Waldes Weithart Der Weithart gehört landschaftlich dem Wuchsgebiet»Südwestdeutsches Alpenvorland«an. Innerhalb dieser Großlandschaft trennt man zwischen der Jungmoräne und der Altmoräne. Der gesamte Weithart liegt im Bereich der Altmoräne, d.h. das Ausgangsmaterial zur Bodenbildung entstammt der Rißeiszeit, in der große Gletscherströme unser Gebiet überzogen und am Grund sehr viel Erdmaterial mitführten. Nach dem Rückzug des Eises entwickelten sich die Böden, die heute schon bis zu Jahre alt sind. Die Böden der Jungmoräne dagegen sind wesentlich jünger. Sie entstammen der Würmeiszeit und sind ca Jahre alt. Die Grenze läuft etwa durch Pfullendorf. Innerhalb dieser Jahre ist die Bodenentwicklung weit fortgeschritten. Die feinen, tonigen Bodenbestandteile haben sich vielfach nach unten verlagert und zu wasserstauenden Schichten zusammengetan. Das bedeutet, daß im Weithart großflächig Stauwasserböden vorhanden sind. Auf sogenannten Standortskarten wird für alle Waldungen, die durch Bohrungen im Abstand von 50 x 50 m ermittelte Bodenbeschaffenheit ausgewiesen. Diese Karte zeigt dem Forstmann, welche Bedingungen der Baum im Boden vorfindet. Auffallend bei der Standortskarte für den Weithart sind die vielen Wellensignaturen. Diese bedeuten: Wasserstau. Tatsächlich überwiegen im Weithart vernässende, lehmigtonige Böden, in denen die Fichte sehr flach wurzelt und deshalb stark sturmgefährdet ist. Lage, Klima Der Weithart liegt zwischen 620 und 640 m ü.d.m. und zeigt ausschließlich ebene Lagen. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 7,1 C (Station Mengen) und im Durchschnitt der letzten 80 Jahre fielen 750 mm Niederschlag. Das ist relativ wenig. Hier macht sich der Regenschatten der Schwäbischen Alb deutlich bemerkbar. Insgesamt handelt es sich um ein kontinental getöntes Klima mit hoher Neigung zu Früh- und Spätfrösten. Verschiedene Veränderungen in den Besitzverhältnissen, sowie der Wald/Feldverteilung seit 1740 (soweit bisher ermittelt) Wir beginnen unsere Betrachtung im Jahre Der seither gemeinschaftlich benutzte Weithart wurde am 30. Mai 1740 auf die 2 Städte und die 10 Anliegergemeinden nach der Anzahl der Haushaltungen aufgeteilt. Verantwortlich für ihre Gemeinden zeichneten hierbei die Fürstenhäuser Hohenzollern-Sigmaringen und Fürstenberg, sowie das Reichstift Salem und das Kloster Habsthal. Die Waldbesitzverteilung des Vertrages von 1740 wurde in einer Karte aufgezeichnet. Der Wald war damals insgesamt 2374 Jauchert groß, was etwa 875 ha (1 Jauchert = 0,37ha) entspricht. Was geschah seither f Oberes Stückle (Krauchenwies) Bereits 1743 hatten die beiden Städte Pfullendorf und Mengen je 15 Jauchert (5,6 ha) an die Gemeinde Krauchenwies abgeben müssen. Krauchenwies hatte nachträglich einen größeren Waldan teil reklamiert und Recht bekommen. Hierauf kommen wir gelegentlich zurück. Während Mengen einen Streifen längs der Nordwestgrenze an Krauchenwies abtrat, blieb Pfullendorf nichts anderes übrig, als ein Waldstück inselartig aus dem Pfullendorfer Weithartanteil herauszulösen und an Krauchenwies abzugeben. So entstand der Krauchenwieser Gemeindewalddistrikt IX»Oberes Stückle«als Exklave weitab vom Hauptkomplex des Krauchenwieser Waldes zwischen dem Mottschießer und dem Pfullendorfer Weithart gelegen. Kompromißplätze Auf der Karte von 1740 sind waldlose Flächen ausgespart, die über den ganzen Weithart verstreut sind. Das waren die sogenannten»öden Plätze«, die für eine Baumbestockung nicht tauglich erschienen. Diese»Öden Plätze«im Umfang von 74 Jauchert und 15 Ruten (27 ha) wurden bei der Abteilung des Waldes im Jahre 1740 gesondert ausgewiesen und nicht aufgeteilt. Sie mußten zur gemeinsamen Weidebenutzung offen bleiben. Was mehrere hundert Jahre im gesamten Weithart stattgefunden hatte, - die gemeinsame Weidebenutzung -, war nun auf diese»öden Plätze«oder auch»kompromißplätze«beschränkt. Auf der Standortskarte erkennt man sie als nasse, sumpfige Lagen, auf denen die Nadelbäume Probleme aller Art haben und hatten. Auch die Namen der Kompromißplätze deuten auf ständigen starken Wassereinfluß hin, z.b. Schwarzes Moos, Im Herzenmösle, Im Altweiherteich. Nach Aufhebung der Waldweide zwischen 1820 und 1840 (Mengen 1827) wurden die Kompromißplätze zwecklos. Sie sind 1845 größtenteils an die Gemeinden verkauft, zum Teil versteigert, danach zum überwiegenden Teil aufgeforstet worden. Heute noch erkennt man sie an den schlechteren Bodenvegetationstypen. Auf einer Karte über die Markung Weithart von 1881 sind mit Ausnahme des Schwarzen Mooses alle Kompromißplätze aufgeforstet. Das Schwarze Moos war mit rund 25 Jauchert (ca. 10 Hektar) der größte Kompromißplatz. Er ist der einzige heute noch erhaltene. Die»unfruchtbare, sumpfige Öde«wurde 1845 an die Gemeinde Levertsweiler billig verkauft. Im gleichen Jahr erfolgte eine Begradigung und die Festlegung der Grenzen gegen den Wald. Hierbei entstand die heutige rechteckige Form. Später wurde das Moor entwässert und kultiviert. Bereits 1870 bezahlte man 300 Gulden für einen Morgen des Grundstücks. Heute ist das Schwarze Moos in 52 Flurstücke eingeteilt, die 22 verschiedenen, meist Levertsweiler Bürgern gehören. Die Vorstellungen der Eigentümer über die künftige Bodennutzung ihres Anteils sind sehr unterschiedlich. Einige wollen ihren Anteil aufforsten, andere weiter Landwirtschaft betreiben. Ein gemeinsamer sinnvoller Weg wird in nächster Zeit gefunden werden müssen. Es wäre schade, wenn das Schwarze Moos, als letzter Zeuge der ehemaligen gemeinsamen Weithartbenutzung, völlig verschwände. Der»Öde Platz gegen Krauchenwies«, einst 16 Jauchert 48 Ruten (= ca. 6 ha) groß, wurde an Krauchenwies, Rulfingen und das Haus Hohenzollern-Sigmaringen verteilt. Die Gemeinde Krauchenwies benutzte den Platz lange Zeit als Fäkaliengrube und als Kadaverplatz. In den ehemaligen Tongruben wurden u. a. Pferdekadaver vergraben. Im Volksmund hieß er»roßhimmel«. Der öde Platz»Im Herzenmösle«war schon immer ein sehr feuchtes Gebiet. Vor einigen Jahren gestaltete hier die Gemeinde Krauchenwies eine landschaftlich reizvolle Wasserfläche. An allen aufgeforsteten Kompromißplätzen finden sich alte Eichen. Diese Baumart war wegen der Eicheln für Futterzwecke bei der Weidenutzung wichtig. Wald/Feldvertei- Sonstige Veränderungen im Besitz und der lung im Weithart Besitzveränderungen im Zuge der Säkularisation 1803 bestimmte der Reichsdeputationshauptschluß zu Regensburg:»Alle Güter der Stifte, Abteien und Klöster werden zur freien Verfügung den entsprechenden Landesherren überlassen.«44

45 Für die Besitzverteilung im Weithart bedeutete das: a. Der Weithartanteil des Klosters Salem (22,2 ha) ging an das Fürstenhaus Thum und Taxis über. b. Der Weithartanteil des Klosters Habsthal (20,3 ha) ging an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen über. In der Folgezeit wurde dieser ehemalige Habsthaler Anteil ausgestockt, an Privathand verkauft und landwirtschaftlich genutzt. Heute sind bereits wieder Aufforstungen im Gange. Tausch Levertsweiler - Pfullendorf Noch vor 1881 hatten Levertsweiler und Pfullendorf einen Flächentausch vorgenommen. Levertsweiler gab seinen ehemals ganz im Süden des Weitharts gelegenen Anteil an Pfullendorf und erhielt dafür einen ortsnäheren Anteil des Pfullendorfer Weitharts. Ausstockung im Westteil des Pfullendorfer Weitharts Zwischen 1849 und 1858 wurden ca. 21ha des Pfullendorfer Weitharts ausgestockt und verkauft. Besitzübergang an Spital Pfullendorf 1906 ging die Abteilung VII/9 des Pfullendorfer Weitharts im Wege eines Tausches an das Spital Pfullendorf über. Bundeswehrgelände Mottschieß 1961 kaufte der Bund den Distrikt VII/5 des Pfullendorfer Weitharts mit 34,1 ha und rodete ihn. Gemeindereform Die bisher letzte größere Veränderung in den Besitzverhältnissen brachte die Gemeindereform der 70er Jahre. Durch die Eingemeindungen wurden die Weithartanteile von a. Mottschieß, Schwäbiishausen und Pfullendorf b. Hausen und Krauchenwies c. Rulfingen, Rosna und Mengen d. Lausheim und Levertsweiler innerhalb des jeweiligen Gesamtgemeindewaldes vereinigt. Durch die Eingemeindungen und die Vergrößerung der Gemeindewaldungen hat der jeweilige Waldanteil im Weithart an Bedeutung verloren. Von dem heute rund 900 ha großen Stadtwald Pfullendorf liegt 'A der Fläche im Weithart. Der Weithart stellt Vi des heutigen Krauchenwieser Waldes. Für den Gemeindewald Ostrach erscheint der heutige Weithart-Anteil von 11% gar unbedeutend. Vor der Gemeindereform hatte der Wald im Weithart für die Gemeinden einen wesentlich höheren Stellenwert. So hatten Schwäbiishausen, Mottschieß und Levertsweiler ausschließlich im Weithart Waldbesitz. Zieht man für die letzten 140 Jahre eine Waldflächenbilanz, so stehen 76 ha Rodungen (Straßenbau, Bundeswehrgelände, Ausstockung im Westteil des Pfullendorfer Weitharts, Ausstockung des ehemaligen Habsthaler Anteils) Aufforstungen im Umfang von 16 ha (einstige»ode Plätze«) gegenüber. Insgesamt gingen also 60 ha verloren - pro Jahr nahezu Vi Hektar. Die Entwicklung der Waldbewirtschaftung und des Waldzustandes unter dem Einfluß des Menschen. Der Zustand jedes Waldes hängt im wesentlichen von 2 Komponenten ab: a. von den natürlichen Gegebenheiten, wie z.b. Klima und Boden und den Veränderungen b. vom Einfluß des Menschen Südlicher Weithart bei Mottschieß Wie sah der Wald Weithart aus, bevor der Mensch nahm? Einfluß Aus der Siedlungsgeschichte ist bekannt, daß der Wald bis etwa ins 8./12. Jahrhundert unberührt blieb. Die frühe Siedlungsperiode durch die Alemannen erfolgte zwischen n. Ch. von der Alb her entlang der Wasserläufe (vor allem Donau und Bodensee). Ortsnamenendungen mit -ingen und -heim zeugen von dieser ersten Siedlungsperiode. Trägt man die -ingen und -heim-orte auf einer Karte ein, erkennt man eine Grenzlinie Oberteuringen, Untersiggingen, Denkingen, Göggingen. Die großen Waldgebiete Wagenhart, Magenbuch und Weithart blieben dagegen lange unberührt. Mit großer Wahrscheinlichkeit war damals ein großer Urwaldblock vorhanden, der erst zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert im Zuge der von Donau und Bodensee einsetzenden Besiedlung»aufgehackt«wurde. Aber auch die verbliebenen geschlossenen Waldungen machen noch einen gewaltigen Eindruck. Wie setzte sich der damalige Urwald zusammen f Die Antwort gibt uns die sogenannte Pollenanalyse. Alle Blütenpflanzen, zu denen auch unsere Waldbäume gehören, besitzen Blütenstaub, den sogenannten Pollen. Findet man ein Pollenkorn, kann man mikroskopisch bestimmen, welcher Pflanzenart es entstammt. In Mooren wird Blütenstaub konserviert. Andererseits weiß man, wie schnell ein Moor wächst. Untersucht man also die Moorsubstanz in bestimmter Tiefe auf Pollen, läßt sich rekonstruieren, wie sich der Wald damals zusammensetzte. Mitten im Weithart liegt das sogenannte Hirschsoppenmoor. Dort wurde 1948 von Hauff eine Pollenanalyse durchgeführt. 45

46 Danach setzte sich der Urwald vor Einflußnahme durch den Menschen wie folgt zusammen: Fichte 5% Buche 13% Tanne 3% Eiche 9% Kiefer 23% sonstige Laubbäume 47% Sa. Nadelbäume 31% Sa. Laubbäume 69% (+ Erle, Esche, Weide, Birke etc.) Die Entwicklung der Baumartenanteile bis heute zeigt eine rasante Zunahme des Fichtenanteils, vor allem auf Kosten der Laubbäume. Wie konnte das geschehen? Die Betrachtung der Waldwirtschaft von 1200 bis heute soll die Antwort darauf geben. Die Waldwirtschaft zwischen 1200 und 1740 Wie bereits erwähnt, wurde der Weithart zwischen 1200 und 1740, also über 500 Jahre lang, gemeinsam benutzt. Jeder bediente sich nach seinem Gutdünken. Waldweide, Streunutzung, Gras- und Moosnutzung, Harzgewinnung, Köhlerei, Rindengewinnung, waren die wichtigsten sogenannten Nebennutzungen, auf die später noch näher eingegangen wird. Die damalige Hauptnutzung war die Brennholznutzung, untergeordnet die Bauholznutzung. Der Brennholzbedarf der Städte Mengen und Pfullendorf war sehr groß und so griff man von Anfang an die Bestände der Rotbuche, aber auch die der Esche, Birke und Hainbuche an. Wir können davon ausgehen, daß die im Urwald mit 13% beteiligte Rotbuche nach Jahren weitgehend verschwunden war. Zur Zeit der Aufteilung im Jahre 1740 wurde sie nicht mehr erwähnt. Nach Holzeinschlägen im Weithart blieben meist große baumlose Platten übrig. Die natürlich aufschlagenden Laubbäume hatten bei der damaligen intensiven Waldweide keine Chance. Andererseits war es nicht üblich, wieder aufzuforsten. Heute ist dies gesetzlich vorgeschrieben. Hier fand die Fichte die besten Voraussetzungen. Als Lichtbaumart mit weittragendem Samen, drang sie von den Moorrändern her auf die holzlosen Platten vor. Offensichtlich konnte sie auch der Weidebetrieb nicht aufhalten. Daß die Fichte bereits im 16. Jahrhundert stark in den Weithart eingedrungen war, geht aus Rechnungen für das Harzen des Spitals Pfullendorf von 1597/98 hervor. Die Eiche wurde als wertvoller Mastbaum für die Waldweide frühzeitig geschont. Bereits 1521 existierte eine Eichelordnung für den Weithart. Während des 30jährigen Krieges muß man besonders schlimm im Weithart gehaust haben, so daß sich die Kiefer, die überall da wächst, wo sonst nichts mehr gedeiht, weiter ausbreiten konnte. Einige Waldbezeichnungen zeugen noch von der einst vorherrschenden Kieferdominanz, (z. B. Fohrenstock bei Rosna). (Fortsetzung in Heft 4) OTTO WERNER»Hochzeit Conto«(1830) für Johannes Gfrörer, Bürger von Hechingen Im Wonnemonat Mai des Jahres 1830 heiratete der Hechinger Bürger Johannes Gfrörer die Hechinger Bürgerstochter Theresia Stotz. Aus dem Besitz Ludwig Eglers ist uns von dieser Hochzeit eine Rechnung des Wirts»Zum goldenen Adler«erhalten geblieben. Die Tavernwirtschaft»Zum goldenen Adler«lag am Marktplatz (und brannte am 17. September 1901 ab). Der Wirt Joseph Schmid war übrigens auch Goldund Silberarbeiter. Das Blatt ist überschrieben:»hochzeit Conto vor (=für) Johannes Gfrörer, was verzört worden ist«'. Die Brautleute mußten vor der Trauung in der Pfarrkirche St. Jakobus in Hechingen»verkündigt«werden; dies geschah am Palmsonntag (4.4.) 2, am Ostermontag (12.4.) und am Weißen Sonntag (18. 4.) 3. Schon vor dem Hochzeitstag waren etliche Personen auf die Rechnung des Bräutigams gesetzt worden.»beym Hochzeit Einschreiben«schickte der Wirt»Zum goldenen Adler«1 Maas 4 Sechs-Batzen-Wein 5 in den Pfarrhof. Sehr nüchtern und trocken scheint es dort nicht zugegangen zu sein. Warum auch? Heiraten ist zwar eine ernste, aber keine triste Angelegenheit. Am 2. Mai (Sonntag) ließ der Bräutigam wieder VA Maas Wein gleicher Qualität und für 3 Kreuzer Brot anschreiben. Am 7. Mai (Freitag) wurden von den beiden Gespielinnen der Braut 1 Schoppen 6 Wein getrunken und für 1 Kreuzer Brot verzehrt. Einige Tage vor der Hochzeit erfolgte die Einladung der Gäste durch die beiden von Haus zu Haus gehenden Brautjungfern; dabei haben sie sich einen Trunk genehmigt. Am Sonntag, dem 9. Mai - zwei Tage vor der Hochzeit -, wurden 4 Maas und 1 Schoppen Sechs-Batzen- Wein und Brot für 9 Kreuzer angeschrieben. Das müssen wohl die trinkfesteren Gesellen des Bräutigams gewesen sein, die mit dem Hochzeiter Abschied vom Junggesellendasein feierten. Dies ging alles auf die Rechnung des Bräutigams, und noch vor dem Hochzeitstag stand er mit 3 Gulden und 1 Kreuzer beim Wirt Joseph Schmid in der Kreide. Aus dem»ehebuch «der Pfarrei St. Jakobus Hechingen geht hervor, daß der Bräutigam als ehrbarer Jungmann, die Braut als ehrbare Jungfrau in die Ehe gingen. Die Hochzeit war am Dienstag, dem 11. Mai 1830.»Ehrliche«jungfräuliche Hochzeiten wurden an Sonntagen, Montagen oder Dienstagen abgehalten, andere zur Unterscheidung am Mittwoch 7 (J. Cramer schreibt, daß seit 1692 an Sonn- und Feiertagen nicht mehr geheiratet werden durfte) 8. Eine standesamtliche Trauung gab es damals noch nicht. Die Regierung richtete aber insofern ein wachsames Auge auf die ehelichen Verbindungen, als der Ehekonsens des Landesherrn erst nach Vollendung des 24. Lebensjahres und nur dann erteilt wurde, wenn die Brautleute ein Vermögen von 700 Gulden mit in die Ehe brachten. Sie sollten den Gemeinden (der Armenfürsorge) nicht zur Last fallen. Der Priester, der den beiden das Ja-Wort abnahm, war Kooperator Joseph Reiner. Als Trauzeugen bestätigten das Versprechen Joseph und Friedrich Blumenstetter. Schon J.Cramer teilte mit, daß»bürgerliche Hochzeiten«9 und sonstige die Bürgerschaft berührende Lustbarkeiten im Rathaus abgehalten wurden wurde dies abgeschafft, außer der Wirt, der die Hochzeit ausrichtete, zahlte eine festgesetzte Taxe 10 ; im Jahre 1830 war diese auf 6 Gulden 30 Kreuzer festgesetzt, wovon der Hochzeiter die Hälfte zahlen mußte. Von Cramer erfahren wir auch, es sei bestimmt worden, daß»bei den Mählern mehr Gäst nit, dann was an zweien, oder auf's mehrist an dreien Tischen sitzen mögen«11, teilnehmen durften. Beim Hochzeitsmahl saßen der Hochzeiter mit den Männern 46

47 und die Hochzeiterin mit den Frauen an getrennten Tischen. Am Tisch des Bräutigams nahmen fünf Personen das Mahl ein: der Hochzeiter, zwei Gesellen, die namentlich nicht genannt sind, ein Herr Wannenmacher und ein Herr Zoll. Sie verzehrten je für 24 Kreuzer Speisen, was 2 Gulden ausmachte. Am Tisch der Braut speisten vier Personen: die Braut, zwei Gespielinnen, die wir namentlich zwar auch nicht, doch ihrer Zurückhaltung wegen bei der Einladung zur Hochzeit kennen, und die Mutter der Braut. Ihr Verzehr machte zusammen 1 Gulden 36 Kreuzer aus. Ludwig Egler hat in der»chronik der Stadt Hechingen«aufgezeichnet, daß das Hochzeitsessen mit einer Fleischsuppe und Weißbrotschnitten (zuweilen auch mit Butterknöpfle) seinen Anfang nahm, worauf ein Voressen aus Kutteln, Kalbsfüßen und Ochsenmaul folgte. Der erste Hauptgang war Ochsenfleisch mit Meerrettich (aha: Hechinger Tafelspitz), der zweite Speck und Kraut mit Blut- und Leberwurst (eine Schlachtplatte) und der dritte Kalbsbraten mit Salat 12. Nachdem eine genügende Grundlage geschaffen war, konnte dem Wein zugesprochen werden. Am Tisch des Hochzeiters wurden 15 Maas und 1 Schoppen Sechs-Batzen-Wein und 3 Schoppen Acht-Batzen-Wein 13 für zusammen 6 Gulden 30 Kreuzer getrunken, womit feststeht, daß das Getränk der Männer dreimal so teuer war wie das Essen. Die Frauen waren zurückhaltender; sie tranken nur 4 Maas Sechs-Batzen-Wein im Wert von 1 Gulden 36 Kreuzer, womit ihr Essen und Trinken im Gleichgewicht war, was die Kosten betraf. Für 26 Kreuzer wurde Brot zum Wein gegessen. Es waren sechs Musikanten bestellt. Sie spielten mit Geigen, Bassettchen 14, Waldhorn und Klarinette auf 15. Jeder Musikant bekam für 24 Kreuzer ein Essen und für 4 Kreuzer Brot. Für die Musikanten gab es 1 Maas Tischwein zum Essen. Dies machte zusammen 3 Gulden 12 Kreuzer. Doch damit nicht genug: Jeder Musikant erhielt anschließend noch 1 Maas Sechs-Batzen-Wein und für 4 Kreuzer Brot, was zusammen 2 Gulden 48 Kreuzer ausmachte. Der Hochzeiter spendierte den Musikanten über das übliche Maß hinaus noch 1 Maas Sechs-Batzen-Wein und Brot für 4 Kreuzer, was ihn zusätzlich 28 Kreuzer kostete. Auch der Torhüter wurde mit 1 Maas Sechs-Batzen-Wein und für 4 Kreuzer Brot bedacht, was ebenfalls 28 Kreuzer ausmachte. Die Unkosten für den Torhüter rührten von dem alten Brauch her, daß Hochzeitsgesellschaften aus der unteren oder oberen Vorstadt bei ihrem Gang zur Kirche das Stadttor verschlossen vorfanden. Der Torwärter ließ die Gesellschaft erst dann durch, wenn er vom Hochzeiter zum üblichen Maas Wein mit Brot eingeladen wurde. Ziehen wir einen Schlußstrich: Alles in allem kostete dem Hochzeiter Johannes Gfrörer Verzehr und Getränk 25 Gulden 20 Kreuzer, wovon»wegen dem Musikant Steinhauser 28 Kreuzer«- aus welchen Gründen auch immer - abgezogen wurden. Den Empfang von 24 Gulden 52 Kreuzern bestätigte der Wirt Joseph Schmid am 16. Mai Anmerkungen 1 Lagerort: HHBH, G114X. 2 Alle Zeitberechnungen nach Hermann Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung. Hannover Siehe»Ehebuch «der Pfarrei St. Jakobus Hechingen. 4 1 Hechinger Schenkmaß entspricht 1, Sechs-Batzen-Wein, von dem 1 Maas 6 Batzen (= 24 Kreuzer) kostete. 1 Batzen war 4 Kreuzer wert. 6 1 Schoppen war rund 0, Vgl. J. Gramer, Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher Volkszustände Stuttgart 1873, S Ebd. 9 Bürgerliche Hochzeiten = Hochzeiten von Bürgern bzw. Söhnen und Töchtern von Bürgern. 10 Wie Anm.7, S Ebd., S Hechingen 1887, S Acht-Batzen-Wein war von besserer Qualität; ein Maas davon kostete 32 Kreuzer, also mehr als einen halben Gulden. 14 Bassettchen = Violoncello. 15 Wie Anm. 12. Hingewiesen sei noch auf den Beitrag von Karl Widmaier, Eine Bürgerhochzeit in Althechingen in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts. In: Schwäbisches Heimatbuch für Hohenzollern. Hrsg. Eugen Flad. Berlin 1926, S KARL WERNER STEIM Kulturelle Vereine im Oberamt Hechingen 1858 Hohenzollern war gerade acht Jahre preußisch, da verlangte die Königliche Regierung in Sigmaringen am 11. Juni 1858 (I Nr. 3917) vom Oberamt in Hechingen einen Bericht über»die wissenschaftlichen und künstlerischen Zwecken dienenden Gesellschaften und Vereine«. Mit Datum vom 5. Juli 1 teilte der Oberamtsverweser statistische Angaben über zwölf Vereine mit, den Landwirtschaftlichen Bezirksverein Hechingen, einen Lokalverein für Gewerbe und Landwirtschaft in Hechingen und in Owingen, den Musikverein Hechingen sowie die acht Gesangvereine von Hechingen, Burladingen, Grosselfingen, Hausen, Killer, Owingen, Rangendingen und Stetten bei Hechingen. Diese Angaben sind heute noch von großem Interesse, vor allem bezüglich des Alters der Vereinigungen, ihrer Vorsitzenden, der Mitgliederzahlen, der Statuten usw. Ältester Verein war der auf das Jahr 1836 zurückgehende Musikverein Hechingen. In seiner Einleitung mußte der Oberamtmann mitteilen,»daß im diesseitigen Bezirke Gesellschaften und Vereine, welche direkt wissenschaftlichen oder künstlerischen Zwecken dienen, nicht bestehen; dagegen dürften der hiesige Landwirtschaftliche Verein, die bestehenden Localvereine für Landwirtschaft und Gewerbe, sowie die in einzelnen Orten bestehenden Gesang-Vereine als solche Vereine angesehen werden, welche indirekt wenigstens jene Zwecke anstreben.«ein einzelnen werden die Vereine wie folgt beschrieben:»1. Der hiesige Landwirtschaftliche Bezirksverein. Derselbe wurde am 18. September 1853 gegründet; Vorsteher ist der unterzeichnete Oberamtsverweser. Der Verein zählt zur Zeit 354 Mitglieder und sind die für sämmtliche Hohenzollerischen landwirtschaftlichen Vereine bestehenden Normalstatuten in Nr. 34 des Amtsblattes pro 1853 (Seite 223) abgedruckt. 2. Der Hechinger Localverein für Gewerbe und Landwirtschaft, constituiert und oberamtlich genehmigt am 26. November Vorsteher ist Kreisgerichtsrath Werner, hier. Der engere Vorstand besteht aus 3 Mitgliedern, nämlich: Kreisgerichtsrath Werner, Stadtschulheiß Ruff und Kaufmann Henne, hier. Ferner bsteht noch ein Ausschuß von 47

48 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, 7480 Sigmaringen M 3828 F Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt. 7Mitgliedern. Die Statuten sind in Nr. 143 des Hohenzollerischen Wochenblatts de 1857 abgedruckt. Mit diesem Verein, welcher 110 Mitglieder zählt, ist zugleich ein Sparverein verbunden, zu welchem pro Monat 60 kr Beiträge von den einzelnen Mitgliedern eingezahlt werden. 3. Der Localverein für Landwirthschaft und Gewerbe in Owingen, der am 1.Januar 1857 ins Leben getreten ist. Vorsteher ist Vogt Johann Stifel in Owingen; der Verein zählt 36 Mitglieder und hat keine besondere geschriebene Statuten. 4. Der Musik-Verein in Hechingen 1, gegründet im Jahre 1836 unter dem Protectorate Sr. Hoheit des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen. Vereinsdirector ist Stadtschultheiß Ruff, hier, und Musikdirector Provisor Lehmann. Die Zahl der aktiven Mitglieder beläuft sich auf 54 und der passiven Mitglieder auf 173. Ein Exemplar der Statuten ist Königlicher Regierung mit Bericht vom 12. September 1853 in Vorlage gebracht worden. 5. Der Gesangverein in Hechingen 3. Derselbe ist im Jahre 1851 gegründet worden und zählt zur Zeit 20 active Mitglieder. Vorsteher ist der Vorsänger Lichtenstein 4 hier. Der Verein ist oberamtlich genehmigt und sind dessen Statuten der Königlichen Regierung mit Bericht vom 12. September 1853 in Vorlage gebracht worden. 6. Der Gesangverein in Burladingen, entstanden im Herbst Vorsteher sind Joseph Mauz, Schreiner, Lehrer Joseph Winter und Provisor Karl Winter in Burladingen. Der Verein zählt 22 Mitglieder. 7. Der Gesangverein in Grosselfingen, gegründet im Jahre Vorsteher ist Lehrer Johann Nepomuk Lorch in Grosselfingen. Der Verein zählt 20 Mitglieder, besitzt keine Statuten und hat die Genehmigung nicht eingeholt. 8. Der Gesangverein in Hausen. Dieser Verein wurde vor ca. 10 Jahren ins Leben gerufen, zählt zur Zeit 20 Mitglieder und hat eine besondere Bestätigung nicht eingeholt. Vorsteher ist Lehrer Steimer. 9. Der Gesangverein in Killer, welcher erst im letzten Frühjahre entstanden ist, bereits 17 Mitglieder zählt, eine Bestätigung aber bis jetzt nicht nachgesucht hat. Lehrer Kästle in Killer ist Vorsteher dieses Vereins. 10. Der Gesangverein in Owingen, gegründet im Jahre Vorsteher dieses Vereins ist Provisor Adolph Beck in Owingen, er zählt 18 Mitglieder, besitzt aber weder Statuten noch eine obrigkeitliche Genehmigung. 11. Der Gesangverein in Rangendingen, der im Jahre 1843 entstanden, 20 Mitglieder zählt, eine Genehmigung jedoch nicht eingeholt hat. Vorsteher dieses Vereins ist Lehrer Gallus Strobel in Rangendingen. 12. Der Gesangverein in Stetten b/h. Dieser Verein ist im Jahre 1843 entstanden, zählt 20 Mitglieder, besitzt Statuten vom Jahre 1843, welche jedoch nicht bestätigt sind. Vorsteher ist Joseph Klotz, Musikus in Stetten b. Hechingen.«Anmerkungen: 1 Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 13 Nr Gegründet als»singverein«von Hofmusikus und Vizekapellmeister Georg Wichtl, 1843 schlossen sich»singverein«und die Blechmusik»Metall-Harmonie«zusammen und führten nun den Namen»Musikverein«. 3 Der heutige Sängerbund führt sich auf den 1836 gegründeten»singverein«zurück. - S. Festschrift»150 Jahre Sängerbund Hechingen «. 4 Sigmund Lichtenstein war u.a. bis zu seinem Tod 40 Jahre (jüdischer) Vorsänger und Vorbeter in der Synagoge und dirigierte zehn Jahre den von ihm gegründeten Synagogenchor wie auch den aus Christen und Juden zusammengesetzten Sängerbund; er starb S.Manuel Werner: Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, 21 (1985), S Trochtelfinger Geschichtsund Heimatverein gegründet Am 24. Februar 1989 gründeten Heimatfreunde in Trochtelfingen den Trochtelfinger Geschichts- und Heimatverein. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hans Schoser gewählt, Schriftführer wurde Heinz Schmid. Der Verein stellt sich die Aufgabe, Freunde der Geschichte und Heimatkunde der Stadt Trochtelfingen zusammenzuschließen, um die Geschichte und Heimatkunde der Stadt Trochtelfingen/Hohenzollern, der ehemaligen Grafschaft Werdenberg-Heiligenberg-Trochtelfingen, des ehemaligen fürstenbergischen Oberamtes Trochtelfingen, des ehemaligen hohenzollerischen Oberamtes Trochtelfingen und des ehemaligen Landkapitels Trochtelfingen zu erforschen, zu fördern und zu verbreiten. Wir wünschen dem Verein Wachsen, Blühen und Gedeihen und hoffen, noch viel von ihm zu hören. HOHENZOLLERISCHE HEIMAT hrsggbn. vom Hohenz. Geschichtsverein. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in Hohenzollern und der angrenzenden Landesteile mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: 8.00 DM jährlich. Konto der»hohenzollerischen Heimat«: Hohenz. Landesbank Sigmaringen (BLZ ). Druck: M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co., 7480 Sigmaringen, Karlstraße 10. Die Autoren dieser Nummer: Dr. Otto H. Becker Hedinger Straße Sigmaringen Dr. Hans-Dieter Lehmann In der Ganswies Zimmern-Bisingen Jürgen Schmidt, Oberforstrat Uberlinger Straße Pfullendorf Karl Werner Steim Wegscheiderstraße Riedlingen Otto Werner, Rektor Friedrich-List-Straße Hechingen Dr. Herbert Rädle Veit-Jung-Straße 13 a 8430 Neumarkt Schriftleitung: Dr. med. Herbert Burkarth, 7487 Gammertingen Telefon 07574/4211 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiter zu empfehlen. 48

49 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT M 3828 F Herausgegeben vom HohenzoIIerischen Geschichtsverein ISSN Jahrgang Nr. 4 / Dezember 1989 Haigerlocher Judenfriedhof November 1989 (Foto K.W. Steim) KARL WERNER STEIM Der Haigerlocher Judenfriedhof im Dritten Reich Im Weildorfer Stadtwald, nahe dem Gruoler Weinberg und dem Weg zum Kloster Kirchberg, wurde wohl im 16. Jahrhundert ein Friedhof für die jüdische Gemeinde Haigerloch angelegt. Es muß um die Mitte jenes Jahrhunderts gewesen sein, denn seit 1546 werden regelmäßig Juden in Haigerloch genannt, und von 1567 stammte nach einer Feststellung vom Jahre der damals älteste Grabstein im Weildorfer Wald. Und 1587 kommt der Friedhof selbst in den Akten 3 vor. Dieser Friedhof bestand als solcher runde 250 Jahre lang, dann erhielten die Juden vom Sigmaringer Fürsten im Jahre 1802 die Erlaubnis, unterhalb ihrer Siedlung»Haag«einen neuen Begräbnisplatz anzulegen 4. Der Fürst verkaufte den Platz für 500 Gulden. Als Begründung hatten die Juden vor allem die weite Entfernung nach Weildorf angegeben. Und damit beginnt die Geschichte dieses neuen Friedhofs, um den es hier im wesentlichen geht. Baumaßnabmen im Jahrhundert Nach einem ersten Anlauf im Jahre 1880 machten sich die Juden um 1900 wieder an die Erweiterung ihres zu klein gewordenen Friedhofs 5. Als sich 1908 der Haigerlocher Oberamtmann erkundigte, wie weit die Erweiterung des israelitischen Friedhofs gediehen sei, erhielt er vom Bürgermeister die Auskunft, das Israelitische Vorsteheramt habe

50 seinen Auftrag auf Genehmigung der Friedhofs-Erweiterung zurückgezogen hat die israelitische Gemeinde den Straßengraben beim Eingang in ihren Friedhof mit Zementröhren überbrückt und im oberen Teil Platten über den Graben gelegt. Wegen dieser Platten kam es bei Regen zu einem ungenügenden Wasserablauf, weshalb die Stadt anordnete, die Platten zu entfernen und durch Zementröhren zu ersetzen. Das Israelitische Vorsteheramt sagte die Ausführung der Arbeiten zu 7. Im Jahre 1911 schrieb das Vorsteheramt»Grab-, Maurer- und Erdbewegungsarbeiten für den Umbau des Friedhofes«im Betrage von zusammen 2400 Mark öffentlich aus 8. Städtischer Friedhof für die Juden? Am 12. April 1929 befaßte sich das Gemeindekollegium in Haigerloch mit einem Gesuch der israelitischen Kultusgemeinde um Bewilligung einer Beihilfe zur Friedhofsinstandsetzung 9. Bürgermeister Leopold Bausinger erläuterte die Rechtslage, wonach der Friedhof der politischen Gemeinde auch für die Israeliten zur Verfügung stehe. In der Beratung kam dann zum Ausdruck, daß man erst die Kosten wissen wolle, ehe man über eine Beihilfe entscheide. Die beiden jündischen Gemeinderäte Hohenemser und Ullmann konnten auf Anhieb keine Kosten nennen, so daß man die israelitische Gemeinde aufforderte,»die Kosten im einzelnen nachzuweisen, zu denen die Beihilfe erbeten wird«. Es bestand also wohl im Gemeinderat keine Neigung, dem Vorschlag des Bürgermeisters nachzukommen, künftig auch die Juden auf dem städtischen Friedhof zu beerdigen. Vielleicht hatten sich auch die jüdischen Gemeinderäte dagegen ausgesprochen; aus dem Gemeinderatsprotokoll geht das leider nicht hervor. Am 31. Mai befaßte sich das Kollegium erneut mit dem Antrag der israelitischen Kultusgemeinde 10. Nach längerer Beratung wurde einstimmig beschlossen,»der israelitischen Gemeinde zu den Unterhaltungskosten des israelitischen Friedhofes eine Beihilfe von 100 RM zu bewilligen«. Man stellte sogar einen weiteren Zuschuß in Aussicht:»wobei es der Kultusgemeinde unbenommen sein solle, im dringenden Bedarfsfalle wegen etwaiger Erhöhung dieses Betrages später heranzutreten«. Ein Jahr später beantragte die israelitische Kultusgemeinde wieder eine Beihilfe zur Friedhofinstandsetzung, wobei die Kosten auf 50 bis 75 RM geschätzt waren. Es wurde am 5. September 1930»für den nachgesuchten Zweck eine einmalige Beihilfe von 50 RM«bewilligt 11. Im Jahre 1932 befaßte sich die Israelitische Gemeinde mit der Erweiterung des Friedhofes und wollte das benachbarte ehemalige Burkhartsche Grundstück dazu benützen 12. Gemeinderat und Gemeindevertretung stimmten am 16. Juli 1932 mit der Auflage zu,»daß die Ausgestaltung der neuen Friedhofanlage nach ästhetischen, den Grundsätzen moderner Friedhofskunst entsprechenden Gesichtspunkten erfolgt«. Im selben Jahr genehmigten die Bürgerkollegien ein Gesuch der Israelitischen Gemeinde,»die baufällige dem Haagweg zugelegene Mauer des israelitischen Friedhofes mit Rücksicht auf die Wurzeln der unmittelbar innerhalb der Mauer stehenden Bäume dergestalt erneuern zu dürfen, daß die Mauer hinausgeschoben wird und mit etwa 30 cm ihrer Breite auf Gemeindeeigentum zu stehen kommt«. Eine Gebühr für den Platz wurde nicht erhoben 13. Das sollte die letzte Baumaßnahme am jüdischen Friedhof werden. Der Friedhof im Dritten Reich Am 14. Dezember 1942 teilte die Jüdische Kultusvereinigung Württemberg e.v. (Zweigstelle Württemberg der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) in Stuttgart der Stadtverwaltung Haigerloch mit:»der in dortiger Gemarkung liegende, infolge Eingliederung der dortigen Religionsgemeinde Grab des Rabbiners Maier Hilb (Rabbiner von 1836 bis 1880) (Foto K.W.Steim). in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, in deren Eigentum übergegangene jüdische Friedhof soll auf Weisung der Aufsichtsbehörde zum Verkauf gebracht werden. Wir bieten daher hiermit der Stadt Haigerloch den vorbezeichneten Friedhof zum Kauf an. Als Kaufpreis soll der angemessene Verkehrswert bezahlt werden...«14 Die Stadt wurde um ein Angebot gebeten. Haigerlochs Bürgermeister Rein zeigte sich am Erwerb der drei Parzellen (Nr. 232 mit 23,08 Ar Friedhof, Nr. 230 mit 1,85 Ar Weg und Nr. 225 mit 17,02 Ar Abhang) zwar interessiert, schrieb aber, das Gelände sei»ödland an einem stark abfallenden Hang, das für eine Bebauung oder landwirtschaftliche Nutzung nicht gebraucht werden kann. Der angemessene Preis für derartiges Gelände ist RM 8.- pro ar oder für die Gesamtfläche 41,95 x 8 - RM: 335,60«. Inzwischen lag der Jüdischen Kultusvereinigung in Stuttgart ein Angebot einer Haigerlocher Bürgerin für die Parzelle 225 (Wiese) vor. Sie fragte daher bei der Stadt an, ob sie etwas gegen den Verkauf habe oder ob sie alle drei Parzellen kaufen wolle. Bürgermeister Rein antwortete, für die Parzelle 225 hätten sich noch weitere Liebhaber gemeldet, er halte es deshalb für besser, diese Parzelle an die Gemeinde zu verkaufen, die sie dann weiter veräußern könne. Die Kultusvereinigung, der für Parzelle 225 ein Angebot über 350 bis 400 RM vorlag, wollte gern an Privat verkaufen, zumal der Preis höher lag als der, den die Stadt für alle drei Parzellen geboten hatte. Bürgermeister Rein wehrte sich gegen den Verkauf einer einzelnen Parzelle an Private,»weil von der Gemeinde beabsichtigt ist, das Gesamtareal für gemeinnützige Zwecke zum angemessenen Verkehrswert zu erwerben«. In einem weiteren Schreiben bemerkte Bürgermeister Rein weiter,»daß bei der Preisfestsetzung der angemessene Verkehrswert dann durch den Bürgermeister als Vorstand des Schätzungsamtes festgestellt und vorgeschlagen wird. Bei der Preisermittlung ist es und insbesondere in heutiger Zeit belanglos, ob bereits 50

51 Angebote mit abweichenden Preisen vorliegen. Maßgebend ist in erster Linie die Schätzung des Schätzungsamtes«15. Die Jüdische Kultusvereinigung ging nun auf das Angebot der Stadt ein und legte den Vertrag dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin zur Genehmigung vor. Im Februar 1943 kam die Genehmigung. Zur Fertigung des Kaufvertrags kam der jüdische Konsulent Dr. Ernst Israel Moos aus Ulm nach Haigerloch. Es blieb bei dem vom Bürgermeister vorgeschlagenen Kaufpreis von 335,60 RM. Der Kaufvertrag wurde am 16. März 1943 vor dem Amtsgericht Haigerloch abgeschlossen. Der Hechinger Landrat Schraermeyer genehmigte am 13. Mai 1943 den Vertrag. Der Kaufpreis wurde am 27. Mai 1943 an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (Berlin) überwiesen 16. In seinem Schreiben vom 29. April 1943 an den Landrat in Hechingen gab Bürgermeister Rein bekannt, was er mit dem Friedhofsgelände machen wollte:»die Grundstücke werden zur Schaffung einer besseren Zufahrt zum Stadtteil Haag benötigt. Die heutige steile Auffahrt mit unübersichtlicher Einmündung in die Landstraße I. Ordnung Haigerloch - Balingen kann auf die Dauer nicht belassen werden. Zur gegebenen Zeit soll daher ein neuer Zufahrtsweg mit Serpentine in normaler Steigung über die gekauften Grundstücke gelegt werden. In entgegengesetzter Richtung ist die Anlage einer neuen Straße zum Haag durch die ehemalige Kreisgarage, dem Zöhrlaut'schen Mühlkanal und Eisweiher unmöglich«17. Am 1. November in Haigerloch gab es inzwischen keine Juden mehr - wandte sich das»reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands«an das Staatsarchiv Sigmaringen und teilte mit, man sei dabei,»die Grabinschriften der Judenfriedhöfe im deutschen Reichsgebiet aufnehmen zu lassen. Diese Grabinschriften bilden für die Zeit vor Einführung der Personenstandsregister und der teilweise schon früher angelegten Personenlisten die einzige Quelle für die genealogische Erforschung des Judentums und seiner Verbreitung im deutschen Volkskörper. Die Sicherstellung dieses Quellenmaterials geschieht am zweckmäßigsten in der Weise, daß die Inschriften fotografisch aufgenommen werden. Die Aufnahme muß so ausgeführt werden, daß später eine hebraistisch geschulte Fachkraft den Inhalt der Inschrift aus ihr entziffern und in ein dafür geschaffenes Formblatt übertragen kann. Eine Kartei dieser Formblätter soll dann also gleichsam die für die Juden nicht vorhandenen Kirchenbücher ersetzen. Diese Bestandsaufnahme muß jetzt durchgeführt werden, da der Weiterbestand der Judenfriedhöfe fraglich ist, der Erhaltungszustand der Grabmäler aber immer schlechter wird. Es ist jedoch nicht zweckmäßig, diese Arbeit ohne wissenschaftliche Anleitung an Ort und Stelle vornehmen zu lassen. Die Kriegsverhältnisse machen es uns unmöglich, solche Anweisungen jeweils selbst zu geben. Außerdem erachten wir es als dem wissenschaftlichen Zweck dienlicher, ortskundige und der örtlichen Forschung verpflichtende Kräfte zu dieser Arbeit heranzuziehen...«18 Das Staatsarchiv Sigmaringen machte das Reichsinstitut darauf aufmerksam, daß die Genealogie der Juden wohl leichter über deren Geburts-, Heirats-, Sterbe- und Familienregister erforscht werden könne als über die Grabsteine. Die Register seien an das Reichssippenamt abgegeben worden 19. Das Reichsinstitut bedankte sich zwar für diesen Hinweis, da es davon nichts gewußt hatte, bestand aber auf der fotografischen Dokumentation. Das Reichsinstitut forderte die Stadt Haigerloch im November über das Staatsarchiv - auf,»daß die Grabsteine bis nach Beendigung der Bestandsaufnahme in ihrem gegenwärtigen Zustand unbedingt erhalten bleiben müssen«. Am 16. November 1943 kam dann der Staatsarchivinspektor Schaffner nach Haigerloch und unterzog die beiden Judenfriedhöfe einer eingehenden Besichtigung. Darüber schrieb er dem Reichsinstitut:»Der Friedhof im Wald bei Weildorf ist in seiner Anlage und Abgrenzung noch zu erkennen. Zerstörungen und die Wegnahme von Steinen haben stattgefunden. Vorhanden sind noch 13 Steine, die zum Teil liegen, zum Teil stehen und alle nur hebräisch beschriftet sind. Außerdem habe ich zwei Steinstümpfe festgestellt, die nur kurz über den MARIA LEIBOLD A glückselegs Nuis Johr A Johr goht a im duifta Wenter, füar Alt und Jung und au füar Kender. Zwölf Monet drehet sich im Reiga, dr Janner duat sich eiseg zoiga. Dr Feber hot im Narrasäckle, vill bunte, närrsche Fasnetsfräckle. Im Meeza goht noch 's Bäurle wacker, mit seina Gäule uff da Acker. April bringt Reaga und a Schnaila, en Pfludder und a Waataweile. Im Moia duat se 's Heaz erfraia, en Juusger lau und Schroi nauskeia. 'S ganz Dal ischt grea und d'luft ischt glinder, 's ischt Juni, hollet Schträuß ihr Kender. Dees ischt a gmachets Heibetweatter, so sait im Juli d'bas zom Vetter. Wia kaa mes im Auguscht suscht wella, ma hairt noitz als noh hü und schnella. Dia Schwaiba ziahet und 's geit Nussa, dr Luft hots em September hussa. En guata Wei bringt dr Oktober, dr Kear ischt gfüllt und au dr Schober. Und em November do duats gfriara, dees ischt a Weatter zom sinniara. Dezember isch's dr Wald duat schweiga, ma duat sich voar dr Schtille neiga. Ma goht uff deara Johresloiter ällaweil en Schbrissel weiter. Dia Johr vrgauet und miar wandre zu oim Johr naus, und nei es andre. Erdboden herausragen, an ihrem oberen Ende aber einen Bogen zeigen, so daß zu vermuten ist, daß dies alte Steine sind, die nur tiefer im Erdreich stecken, möglicherweise hineingehauen sind. Da der Boden gefroren war, konnte ich nähere Untersuchungen an diesen beiden Steinen nicht anstellen. Von diesen 13 Steinen ist einer offensichtlich jüngeren Datums und stammt wahrscheinlich von dem Juden Isaias Zivi, der zuletzt 1884 hier beerdigt wurde. 51

52 Der Judenfriedhof im Haag von Haigerloch ist in seiner Anlage im ursprünglichen Zustand gut erhalten. Es sind lediglich einige Grabsteine neueren Datums umgeworfen und demoliert. An den alten Steinen ist bisher nichts geschehen. Der Friedhof steht unter der besonderen Obhut der Stadt und es ist, wie mir der Bürgermeister selbst erklärte, vorläufig nicht beabsichtigt, an seiner Anlage irgend etwas zu ändern. Aus der Zeit vor 1874 habe ich 329 Steine festgestellt, d.h. es sind 329 Aufnahmen von Steinen notwendig, einschließlich derjenigen, die doppelseitig beschrieben sind, was etwa bei 50 Steinen der Fall ist. Bis in welche Zeit die Steine zurückreichen, kann ich nicht genau angeben, da die zweifellos ältesten Steine keinerlei deutsche Beschriftung haben. Einige Steine sind stark verwittert«20. Im Dezember 1943 erklärte sich das Reichsinstitut damit einverstanden, daß die Herstellung der Aufnahmen der Witterungsverhältnisse wegen auf das Frühjahr 1944 verschoben wurden und übersandte eine Bescheinigung für die Fotografenfirma über die dienstliche Notwendigkeit der Aufnahmen. Im April 1944 vertröstete Fotografenmeister Karl Keidel aus Hechingen (der Haigerlocher Fotograf Paul Weber befand sich im Krieg) das Sigmaringer Staatsarchiv auf Mai, da er zur Zeit noch andere Aufträge abzuwickeln habe. Am 10. Juni übersandte er schließlich seine Abzüge im Format 9 x 12 cm und erwähnte, es habe sich um eine schwierige Aufgabe gehandelt, da die meisten Gräber stark vermoost gewesen seien und er sie erst abgebürstet und das Gestrüpp mit einer Schere entfernt habe. Außerdem sei er bei der Gestapo wegen»verdächtigen Treibens«auf dem Hechinger Judenfriedhof angezeigt worden. Die Aufnahmen wurden an das Reichsinstitut in Berlin weitergeleitet. Damit endet die Geschichte der Judenfriedhöfe Haigerlochs im Dritten Reich. Heute könnten die Aufnahmen - falls sie doch noch ermittelt werden, wie z.b. nach langer Suche die Familienregister der jüdischen Gemeinde, die sich jetzt in einem Staatsarchiv der DDR befinden, nachdem sie ursprünglich in Rußland waren - uns wertvolle Dienste leisten. Anmerkungen 1 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv (FAS), Rentamtsrechnungen Haigerloch 2 Schwarzwälder Bote Nr. 175 vom und Hohenz. Blätter Nr. 116 v (Zitat aus der Allgemeinen Zeitung des Judentums). S. auch: Gustav Spier: Der alte jüdische Waldfriedhof bei Haigerloch, in: Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs 6 (1929) S S. Anm. 1 4 S. Anm. 1 und Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 202 Pr OA Nr Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 202 Pr OA Nr Stadtarchiv Haigerloch, Akten, Nr S. Anm. 6 8 Haigerlocher Bote Nr. 47 v Stadtarchiv Haigerloch, Gemeinderatsprotokoll vom , dto. vom , dto. vom , dto. vom , dto. vom , Stadtarchiv Haigerloch, Akten, Nr.572. S. auch: Gemeinderatsprotokoll vom , S. Anm S. Anm S. auch Gemeinderatsprotokoll vom , S. Anm S. Anm. 14 und Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 337 Fasz Stadtarchiv Haigerloch, Akten, Nr Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 337 Fasz. 76 Literatur Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Hechingen 1928 Willi Schäfer: Geschichte und Schicksal der Juden in Haigerloch. Zulassungsarbeit zur II. Reallehrerprüfung. Reutlingen 1971 (maschinenschriftlich) Gustav Spier: Der alte jüdische Waldfriedhof bei Haigerloch,' in: Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs 6 (1929) S. 70 Karl Werner Steim: Juden in Haigerloch. Photos von Paul Weber. Haigerloch (1987) Karl Werner Steim: Die Synagoge in Haigerloch. Haigerloch 1988 JÜRGEN SCHMIDT Der Wald Weithart aus forstwissenschaftlicher Sicht, gestern und heute (Schluß) Die Waldwirtschaft zwischen 1740 und 1833/54 Von dem traurigen Zustand des Weithart erfahren wir im Teilungsvertrag von 1740 eingangs:»in diesem Wald sei kein rechter Stumpen Bauholz mehr vorhanden, dagegen verschiedene verwüstete Plätze von einem und mehr Jauchert ohne eigenen Aufwuchs. Wenn keine Mittel vorgehalten wären, wäre die gesamte Abtreibung des Waldes in wenigen Jahren zu besorgen.«man stellte also ernsthafte Überlegungen an, den Wald abzuholzen und in landwirtschaftliche Nutzung zu überführen. Der damalige Baumbestand setzte sich aus einem lockeren Schirm aus Fichten, Eichen, Forlen, Aspen, Birken und Erlen zusammen. Die Waldordnung, die im Zusammenhang mit der Aufteilung des Waldes erging, enthielt zwar einige waldschonende Bestimmungen, (z.b. das Verbot der Ausstockung über Gebühr) und verhinderte das Schlimmste. Jedoch wurde dem Weithart auch in den nächsten hundert Jahren noch übel mitgespielt. Bis ins 19.Jahrhundert hinein herrschte der sogenannte regellose Femelbetrieb vor, d.h. man schlug die jeweils stärksten Bäume heraus und plünderte den Wald (Plünderwald = Plenterwald) regelrecht. Es wurden große Holzmengen entnommen, ohne den H l zz u w achs zu kennen. Daneben war der Weithart noch dem ungehinderten Weidebetrieb unterworfen, der von Georgi (23. April) bis zum Katharinentag (25. November) dauerte. Wie schlecht der Wald Anfang des 19. Jahrhunderts aussah, geht aus verschiedenen Berichten hervor, so 1820 über den Mengener Weithart, 1844 über den Gemeindewald Krauchenwies und 1858 über den Pfullendorfer Weithart. 52

53 Die Waldwirtschaft zwischen 1833/54 und heute Zur Änderung des beschriebenen Zustandes waren drei wesentliche Ereignisse Voraussetzung: 1. Einstellung der Waldweide. Sie erfolgte 1827 in Mengen und in den beiden folgenden Jahrzehnten auch in den anderen Weithartgemeinden. 2. Erneute Vermessung des Waldes. Sie wurde 1843 für den Bereich der Sigmaringischen Herrschaft und 1844/45 für den Mengener Weithart durchgeführt. 3. Aufstellung von sogenannten Forsteinrichtungswerken. Dies erfolgte aufgrund forstgesetzlicher Regelungen für die Weithartwaldungen zwischen 1833 und Dabei wurde die Höhe der Holznutzung nach eingehender Zustandserfassung aufgrund von Zuwachs und Altersaufbau des Waldes festgesetzt. Vergleichende Daten zeigen folgendes: Der durchschnittliche Holzvorrat betrug Mitte 19. Jahrhundert 280 m 3 Holz pro Hektar. Heute sind es 418 m 3 pro Hektar. Die Nutzungsmöglichkeiten lagen vor 150 Jahren bei ca. 2,5 fm pro Jahr und Hektar. Heute sieht der Nutzungsplan für den gesamten Weithart einen Einschlag von 8,6 fm pro Jahr und Hektar vor. Die regellosen Plünderungen hörten ab Mitte des ^.Jahrhunderts auf und die Waldwirtschaft ging auf die Betriebsform des schlagweisen Hochwaldes mit flächigen Kahlhieben über. Die holzlosen Platten wurden vorwiegend mit Fichte, zum Teil durch Saat, überwiegend jedoch durch Pflanzung wieder gezielt aufgeforstet. Zur Deckung des Pflanzenbedarfs legte man Pflanzschulen an. Uberhaupt setzte man in die Fichte sehr große Erwartungen, wie Berichte aus den Forsteinrichtungswerken 1858 des Pfullendorfer Weithart und 1885 des Gemeindewaldes Hausen a.a. beweisen. Die sogenannte Umtriebszeit, also die Zeit zwischen Begründung der Kultur und Nutzung des Altbestandes, wurde zwischen 70 und 100 Jahren festgelegt. Dabei wählten die badischen Gemeinden Pfullendorf und Schwäbiishausen höhere Umtriebszeiten (90 bis 100 Jahre) als die württembergischen Gemeinden Mottschieß, Mengen und Hausen (70 Jahre). Heute liegt die Umtriebszeit der Weithartwaldungen durchweg bei ca. 120 Jahren. Zwischen 1845 und 1900 wurde die Waldwirtschaft weiter ausgebaut. Das Pflanzschulwesen erfuhr eine Erweiterung. Z.T. gewann man Fichtensamen selbst. Man war zwischenzeitlich zur reinen Fichtennachzucht übergegangen. Seit 1890 kamen auch ausländische Holzarten zum Anbau (verschiedene Kiefernarten, Douglasie und Lärche). Höhepunkt der Fichtenwirtschaft war die Zeit zwischen 1915 und Man strebte damals den reinen Fichtenbestand als Betriebsziel an. Vorherrschende Betriebsform war der Großkahlschlag mit nachfolgender Pflanzung, z.t. mit landwirtschaftlicher Zwischennutzung. Wie groß die Kahlschläge damals waren, zeigte sich aus einer Beschreibung von Damals fanden sich im Mengener Revier Weithart 45 ha Waldfläche ohne Baumbestockung. Ab 1930 setzte sich die Erkenntnis durch, daß die reine Fichtenwirtschaft neben ökonomischen Vorteilen auch enorme Nachteile heraufbeschwor. Schäden durch Sturm, Schnee, Insekten, Pilze und der Rückgang der Bodenkraft waren zwangläufige Folgewirkungen. Man kehrte der Großkahlschlagswirtschaft den Rücken und verjüngte fortan auf kleinerer Fläche unter Verwendung von Laubbäumen. Dies erfolgte vor allem im Mengener Weithart. Allerdings bereitete der 2. Weltkrieg mit all seinen Folgen diesem Umdenkungsprozeß einen herben Rückschlag. Bedingt durch mehrere trockene Jahre ab 1944 und die kriegsbedingte Abwesenheit des meisten Forstpersonals, konnte sich der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, stark vermehren. In den Jahren 1945 bis 1949 fielen allein in den Mengener und Pfullendorfer Weithartwaldungen rund fm Käferholz an. In Verbindung mit dem Käfer erhöhte sich von 1945 bis 1949 auch der Anfall an Sturmholz. Dazu traten riesige Holzmengen, die als Reparationsleistungen, vor allem an Frankreich, abgegeben werden mußten. Nun hatte man wieder Großkahlflächen und mußte notgedrungen die Fichte verwenden. Frost und Mäuse machten dem spärlich eingebrachten Laubholz schnell den Garaus. Es muß rückblickend als großartige Leistung der damaligen Förstergeneration bezeichnet werden, daß diese riesigen Kahlflächen wieder in Bestockung gebracht wurden. Kaum hatte sich der Wald wieder etwas erholt, kam die nächste Katastrophe. Die Stürme der Jahre 1965 bis 1967 warfen im Weithart zigtausend Festmeter Holz auf den Boden und wieder galt es aufzuforsten. Die vielen Naturereignisse, die in den letzten hundert Jahren über den Weithart hereingebrochen sind, spiegeln sich sehr gut im Altersklassenaufbau des Waldes wieder. Dieser zeigt einen sehr starken Flächenüberhang an Beständen der II. Altersklasse (21-40jährig). Dies sind u.a. die Kahlflächenaufforstungen der Nachkriegs- und der Sturmjahre. Weiterhin sehen wir einen Überhang an Beständen der IV Altersklasse (61-80jährig). Er ist auf die Großkahlschläge und starken Übernutzungen um 1900 zurückzuführen. Zusammenfassend stellen wir fest: Im Weithart war die Fichte schon im 16. Jahrhundert dominierende Baumart. Der Mensch hat ihren Anteil seither bis heute weiter erhöht. Hierbei wächst auf dem Großteil der Fläche bereits die 5. Fichtengeneration. Diese mehr als 400jährige Fichtenwirtschaft hat viele Nachteile gebracht: Schäden durch Sturm, Schnee, Insekten und eine Verschlechterung der Bodenqualität. Dies zeigt sich u.a. in relativ schlechten Humusformen (Moder bis Rohhumus), sowie einer Bodenvegetation, die Säure und Nährstoffarmut anzeigt. Die künftige Waldwirtschaft im Weithart Durch die über 400jährige Fichtenwirtschaft haben wir uns im Weithart von der natürlichen Waldgesellschaft - dem submontanen Buchen-/Eichenwald - weit entfernt. In Zukunft muß ein verstärktes Augenmerk auf die Wiedereinbringung der Laubbäume gelegt werden. Auf die Fichte wird jedoch nicht völlig verzichtet. Wichtig ist, auf geeigneten Böden Mischbestände aus Laubbäumen und Fichten zu begründen. Die künftigen Schwerpunkte der Waldwirtschaft im Weithart sind 1. Anbau von Stieleichen auf vernässenden, lehmig-tonigen Böden 2. Einbringung von Rotbuchen bereits in den Fichtenaltbestand 3. Regulierung der Schalenwildbestände, um den Erhalt verbißgefährdeter Laubbäume zu sichern. 4. Intensive Pflege der Jungbestände, um die Laubbäume auch über das kritische Dickungsstadium hinweg zu erhalten und Bestandstabilität durch Erziehung großkroniger Bäume zu erreichen. 5. Dosierte Kalk-Magnesiumdüngung auf stark verarmten Standorten. 53

54 KARL-HEINZ LUTZ Vor 175 Jahren: ein Hechinger in den Befreiungskriegen - Anton Mathias Bechtold v. Ehrenschwerdt Während der Arbeit zu meiner Dissertation, in deren Rahmen auch die soziale Zusammensetzung des badischen Offizierkorps untersucht wird, stieß ich auf den Oberstleutnant Anton Mathias Bechtold v. Ehrenschwerdt. Nachforschungen ergaben, daß dieser Offizier als Sohn des Bürgers Bernhard Bechtold, seit 1770 Offizier im fürstlich hohenzollerisch-hechingenschen Kontingent, am 20. September 1781 in Hechingen geboren wurde 1. Eine Kurzbiographie dieser Persönlichkeit erscheint mir deshalb sinnvoll, weil Offiziere dieser Garge im allgemeinen weder in den biographischen Nachschlagewerken für ganz Deutschland 2, noch in den regional begrenzten Kompendien, wie zum Beispiel den»badischen Biographien«, Aufnahme fanden; auch das umfangreich angelegte Werk»Index Bio-Bibliographicus notorum Hominum«, das von Jean-Pierre Lobies herausgegeben wird, läßt jeden Hinweis vermissen. Zudem sind beide Zweige dieser Familie bereits seit Jahrzehnten ausgestorben, so daß sie zunehmend der Vergessenheit anheim gefallen sein wird, obwohl gerade in den 1980er Jahren einige Jahrestage zu feiern gewesen wären. Diese Miszelle will sich deshalb in erster Linie als Ergänzung und Anregung für die Regionalgeschichtsforschung verstanden wissen. Bernhard Bechtold hatte mit seiner Ehefrau Franziska Wilhelmine, geb. Siegling, zwei Söhne: Anton Mathias und Joseph Friedrich (* Hechingen , Erfurt ). Beide ergriffen den Beruf des Vaters, avancierten, jedoch in verschiedenen Armeen, zum Oberstleutnant und wurden in den hohenzollerisch-hechingenschen Adelsstand erhoben; der Erstgeborene als königlich westfälischer Hauptmann der Leibjägergarde im Frühjahr 1810, der jüngere drei Jahre später; sie führten fortan den Zusatz»von Ehrenschwerdt«. Im Jahre der Standeserhöhung trat Anton Mathias von westfälischen in badische Dienste über und nahm hier als Stabsoffizier an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil wurde er zum Kommandeur des 3. badischen Landwehr-Bataillons ernannt und hatte im Zusammenwirken mit dem»direktorium des Wiesenkreises«, einer dem Innenministerium nachgeordneten Dienststelle, in deren Zuständigkeitsbereich (Raum Lörrach und Schopfheim) seinen künftigen Verband aufzustellen, der schließlich ein Offizierkorps von 20 Soldaten umfaßte 4. Neben der Aufstellung einer Landwehr, die für Baden ein Novum darstellte 5, wurde auch die Formation des Landsturmes vorangetrieben, für den allein in Baden 9 Brigaden mit insgesamt 3142 Offizieren, Unteroffizieren, 460 Spielleuten und Soldaten vorgesehen waren 6. Im September 1814 wurde er als überzähliger Major beim badischen Regiment Nr. 3»Großherzog«geführt 7. Die etatmäßigen Majore waren Alexander Wilhelm Carl v. Kalenberg, der 1809 aus preußischen Diensten nach Baden gekommen war, Benedikt Pankratius Kühn, 1807 aus kurmainzischen und salmschen Diensten übernommen, und Bernhard Heusch, welcher der einzige Badener in diesem Gespann war 8. Zum damaligen Zeitpunkt war die Zusammensetzung des Offizierkorps aus Soldaten aller möglichen deutschen Länder typisch für das junge Großherzogtum Baden. Der Verband, dem Bechthold v. Ehrenschwerdt jetzt angehörte, wurde von Oberst v. Brandt geführt und hatte sich im Rahmen des VIII. deutschen Korps, dem die Belagerung der französisch besetzten Festungen Straßburg, Landau und Pfalzburg aufgetragen war, von Januar bis Mai 1814 erfolgreich gegen Straßburg behauptet und so zum Sieg gegen Napoleon mit beigetragen 9. Als nach dessen Rückkehr von der Insel Elba 1815 ein neuer Krieg ausbrach, beteiligte sich das badische Armeekorps erneut an den Kämpfen, nun mit etwa Mann. Diesmal zählte das Regiment, dem der Hechinger angehörte, zum zweiten deutschen Armeekorps, an dessen Spitze der Fürst von Hohenzollern stand, und wurde erneut zur Belagerung von Straßburg eingesetzt; das größte Gefecht, das dabei zu bestehen war, galt der Vereitelung des französischen Ausbruchversuchs vom 9. Juli 1815, der den Badenern einen Verlust von 9 Offizieren und 160 Mann beibrachte 10. Nachdem Napoleon nach der Niederlage von Belle-Alliance/ Waterloo vom endgültig von der europäischen Bühne hatte abtreten müssen und der badischen Armee bis zu den Revolutionsjahren 1848/49 eine mehr als dreißigjährige Friedenszeit beschieden war, heiratete Mathias Anton, der neuen Standeseigenschaft wohl bewußt, 1816 in Kandern Luise Karoline Friederike v. Stetten-Buchenbach, die einem weitverzweigten Geschlecht angehörte 11. Aus dieser konfessionellen Mischehe - die Frau war protestantisch - ging lediglich ein Sohn hervor - Karl Friedrich Anton. Er trat in badische Zivildienste und verstarb, ledig geblieben, 1875 in Karlsruhe als Kammerjunker und Sekretär beim Oberhof- Gericht in Mannheim 12, so daß mit ihm dieser Familienzweig erlosch. Joseph Friedrich Bechtold v. Ehrenschwerdt verdingte sich in preußischen Militärdiensten beim Infanterie-Regiment Nr. 31. Bei seinem Tode 1846 in Erfurt hinterließ er drei Söhne, von denen der älteste in Preußen die Beamtenlaufbahn einschlug und die beiden jüngeren wie ihr Vater den Offizierberuf erwählten. Da nur der älteste heiratete, seine Ehe jedoch kinderlos blieb, erlosch auch dieser Zweig bereits zu Anfang unseres Jahrhunderts. Es wäre nun unter anderem zu klären, aufgrund welcher Verdienste die oben genannten Brüder in den Adelsstand erhoben wurden, weshalb sie trotz der Nobilitierung ihre Heimat Hechingen verlassen hatten und ob sie noch nachhaltige Beziehungen zu ihr aufrechterhalten hatten. Eine solche Untersuchung müßte wohl in einen Beitrag zur Sozialgeschichte des hohenzollerischen Adels eingebettet werden. Interessant wäre aber auch die Herausarbeitung des Anteils anderer Hechinger bzw. Hohenzollern am Befreiungskrieg, sofern ein solcher überhaupt vorlag. Anmerkungen 1 Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser, Jg. 1911, S. 40f. und 1929, S. 35f.; es handelte sich um ein katholisches Geschlecht. Ein Porträt des Offiziers ist leider weder im GLA Karlsruhe noch im Weltgeschichtlichen Museum in Rastatt vorhanden. Die Schreibung des Namens variiert in den Quellen; neben»bechtold«findet sich auch»bechthold«, ebenso existierte auch die Schreibweise»Ehrenschwert«. 2 Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie und Neue Deutsche Biographie. 3 Zur Geschichte Hohenzollerns unter Napoleon vgl. Fritz Kallenberg,»Die Fürstentümer Hohenzollern im Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons«, S in: Zeitschrift zur Geschichte des Oberrheins (»ZGO«) 111. Bd. (N.F. 72) 1963 und jetzt auch Paul Sauer, Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern. Süddeutschland in der Rheinbundzeit; Stutt- 54

55 gart, Berlin, Köln, Mainz Vgl. auch, freilich weniger wissenschaftlich, aber gute Stimmungsberichte enthaltend: Die Württemberger in den Freiheitskriegen. Herausgegeben vom Württembergischen Evangel. Lehrer-Unterstützungsverein; Stuttgart 1912 (= Württembergische Volksbücher). Einen Einblick in den Einsatz der Hohenzollern, der sich vorwiegend in Spanien abspielte, gibt St. Keßler,»Das hohenzollerische Militär vor 150 Jahren im Dienste Napoleons«, S. 33 in: Hohenzollerische Heimat, 12.Jg., H. 3, 1962; zum Engagement der Badener in Spanien siehe: Erich Blankenborn; Badische Truppen in Spanien. Amtliche Veröffentlichung des Armeemuseums Karlsruhe/Baden. Deutsche Wehr am Oberrhein; Karlsruhe GLA 238/30; hier einige Schreiben, die Aufstellung der Landwehr betreffend. 5 Dazu ausführlich Hermann Haering,»Die Organisierung von Landwehr und Landsturm in Baden in den Jahren 1813 und 1814«, S in: ZGO, 68. Bd. (N.F. 29. Bd.) 1914; zur weiteren Entwicklung von Landwehr und Bürgerwehr bis zu Revolution siehe Gottfried Brückner, Der Bürger als Bürgersoldat. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Bürgertums und der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Dargestellt an den Bürgermilitärinstitutionen der Königreiche Bayern und Hannover und des Großherzogtums Baden; Phil. Diss. Bonn GLA 238/29»Stand und Formation insbesondere Die Organisation des Landsturms im Jahre 1814«- Tabellen zu allen Brigaden enthaltend, aus denen die Anzahl, Stärke und Dislokation der einzelnen Bataillone hervorgehen. Zum Befreiungskrieg vgl. auch Hannsjoachim W.Koch; Die Befreiungskriege Napoleon gegen Deutschland und Europa; Berg/Starnberger See (Türmer) GLA 238/196; allerdings in der Schreibweise»v. Bechthold«. Der Name des Regimentes rührte daher, daß dessen Chef der Großherzog war. Uber die Einteilung des badischen Korps in den Kriegen und Mobilmachungen von vgl. Badischer Militär- Almanach, 6. Jg. 1859, S Kühn und v. Kalenberg wurden später Generalmajore; vgl. dazu Bernd Philipp Schröder, Die Generalität der deutschen Mittelstaaten Mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung hrsg. v. Institut zur Erforschung Historischer Führungsschichten, Bensheim; Osnabrück 1984 (= Handbuch der deutschen Generalität im 19. Jahrhundert; Teil 1), S.64 und Vgl. Unter dem Greifen. Altbadisches Militär von der Vereinigung der Markgrafschaften bis zur Reichsgründung Hrsg. von der Vereinigung der Freunde des Wehrgeschichtlichen Museums Schloß Rastatt e.v. Bearbeitet von Sabina Hermes und Joachim Niemeyer; Karlsruhe/Rastatt 1984, S Die Kampfhandlungen, an denen das spätere badische Leib- Grenadier-Regiment während der Jahre teilnahm, sind nachzulesen bei v. Barsewisch; Geschichte des Großherzoglich Badischen Leib-Grenadier-Regiments Zweite unveränderte Auflage; Karlsruhe 1906; S Ihr Bruder gab die Todesanzeige für den am abends um 6.30 Uhr verstorbenen 52jährigen Anton Bechtold v. Ehrenschwerdt in der»karlsruher Zeitung«vom auf. Nach den Befreiungskriegen war er 1826 zum Oberstlieutenant aufgestiegen und seit dem mit der Stelle des Rekrutierungsoffiziers für den Bezirk Karlsruhe betraut. Zum Geschlecht derer v. Stetten vgl. E. von der Becke-Klüchtzner; Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden. Ein neu bearbeitetes Adelsbuch; Baden-Baden (A.v.Hagen) , S und 623. Er führt allerdings nur eine Caroline Friederike Ernestine Luise ( ) auf, so daß seine Angaben nicht identisch sind mit denen des Gothaer Taschenbuches (Anm. 1), wo die Lebensdaten von Bechtolds Frau mit angegeben werden. 12 Vgl. die Hof- und Staatshandbücher des Großherzogtumes Baden JOHANN ADAM KRAUS Ende der Ringelsteiner? Eine nicht alltägliche Nachricht aus dem Breisgau hat im Februar 1981 einige für Heimatkunde besonders aufgeschlossene Bewohner von Ringingen auf der Zolleralb aufhorchen lassen. In Freiburg ist der 51jährige Hausmeister des Badischen Verlags namens Hans Ringelstein nach längerer Krankheit unter Hinterlassung der Witwe Auguste und zweier verheirateter Töchter (Ilona Reinhardt und Karin Stelzer) am 18. Februar 1981 verstorben. Wer dachte da nicht sogleich als wissender Ringinger an die kleine Burgruine Ringelstein an der alten Markungsgrenze Burladingen-Ringingen überm Buckental, die nach jahrzehntelangen, in verschiedene Richtung zielenden Vermutungen endlich im Jahre als sicher festgestellt wurde. In Grenzbeschrieben von 1454 bis 1780 konnte die genaue Lage des Adelssitzes nachgewiesen werden, über den man so lange gerätselt hatte. Die kleine Turmruine war später nach dem Namen des betreffenden Waldbesitzers»Aloises Schlössle«(nämlich nach Alois Stözle) vom Volksmund benannt worden, und der Ringelstein selbst war völlig vergessen. Dieses kleine Felsennest mit erst nachträglich unterhalb noch im Wald ob der Kälberweide festgestellten Hofraum war mindestens seit dem Jahre 1274 Sitz des zollerischen Vasallengeschlechtes»von Ringelstein«, zeitweise auch»von Killer«genannt, welches Dorf in neuerer Zeit das alte Adelswappen mit einer Peitsche als Zugabe als Ortswappen angenommen hat. Der meisterwähnte Vertreter Heinrich hat den merkwürdigen Beinamen»Affenschmalz«1375 aus dem sonnigen Süden mitgebracht 2, wo er im päpstlichen Heere focht, wie aus der Nachbarschaft ein Konrad von Burladingen und Hugo von Melchingen. Das zollerische Lehen, die Burg, die wohl als Ruine»Burgstall«hieß, samt den zugehörigen Gütern des Kaspar von Ringelstein war schon im Jahre 1485 nicht mehr in Hand des Geschlechts, weswegen Albrecht von Ringelstein beim Kaiser Klage erhob. Dieses Albrechts vermutlicher Sohn Kaspar aber verscherzte durch seine Ehe mit einer württembergischen Leibeigenen Margareth N. seinen Adelstitel, so daß der Sohn Joß (Jodokus) mit 5 Schwestern auch leibeigen und ohne»von«1548 in Hechingen lebten. Ein Christoph Ringelstein wird 1543 als Untervogt zu Sigmaringen gemeldet, das kurz zuvor zollerisch geworden war. Der Schmied Joß Ringelstein lebte 1589 in Stein bei Hechingen mit seiner Frau Walburga Redlerin und den Kindern Maria und Kaspar. Ebendort finden wir einen Balthasar und einen Kaspar Ringelstein um Ein Viehhirt Laurenz R. zu Stein erhielt hundert Jahre später, nämlich 1679, einen Sohn Johannes und ein Hans Georg Ringelstein von da ehelichte 1680 eine Katharina Saile von Bechtoldsweiler, beide in beschränkten Verhältnissen. Fünf Jahre drauf erhielten sie einen Sohn Sebastian. Endlich im Jahre 1743 kam eine arme Landfahrerin oder Hausiererin Margaretha Elisabeth Bopeyin nach Ringingen auf der Alb. Sie gab an, Witwe des kurz zuvor verstorbenen Johannes Ringelstein und in guter Hoffnung zu sein. Sie gebar einen Sohn, der am 8. Oktober 1773 in der Ringinger Pfarrkirche nach dem Paten Andreas Fink dessen Vornamen erhielt. Hat die Frau noch gewußt von der Urheimat ihres Mannes, vom ehemaligen Schlössle Ringelstein? Doch das lag längst in Trümmern. Eulen und Falken nisteten im zerfallenen Gemäuer und wilder Epheu rankte sich um Felsen und Stein am Kästlesbühl. (Kästle von lat. castellum = Burg!) So zog die Frau mit den Ihrigen wieder weiter durch die Lande. Ob der eingangs genannte Hans Ringelstein in Freiburg als letzter Nachkomme der einst adeligen Familie in Frage kommt, wer 55

56 kann das entscheiden? Als ursprünglicher Feinschleifer arbeitete er wegen angegriffener Gesundheit seit sieben Jahren als Hausmeister. Die Ruine Ringelstein wurde 1929 etwas instandgesetzt und vom Steinhauer Karl Dietrich, dem begeisterten Heimatfreund, eine Gedenktafel mit Wappen und Daten angebracht, die jedoch bald einigen Lausbuben als Zielscheibe ihrer Steinwürfe diente und in Trümmer ging. Selbst viele Ringinger schenkten dem im Wald versteckten Felsen mit den spärlichen Trümmern des Schlössle keine Beachtung, wie auch dessen richtigem geschichtlichem Namen Ringelstein, dem»kleinen Stein«! Anmerkungen 1 Albv. Blätt. 1931, 317ff. 2 Hohenz. JHeft 1954, HERBERT BURKARTH Der Streit um die Weiderechte im Hart Die Gemeinden Harthausen, Feldhausen und Kettenacker hatten eine gemeinsame Weide mit den Gemeinden Wilsingen, Pfronstetten und Tigerfeld. Das Gebiet wurde das Hart, auch die gemeinsame Weide genannt. Beide Bezeichnungen findet man heute noch auf der Topographischen Karte. Wahrscheinlich stammt diese gemeinsame Weide aus einer Zeit, in der es zwischen den kleinen Gemeinden noch große, unbebaute Flächen gab, die man als Weide und Wald benutzte. Mit Zunahme der Bevölkerung wurden die Anbauflächen immer mehr ausgedehnt und es kam dann häufig zu Streitigkeiten zwischen den Gemeinden. Meistens wurde der Streit durch eine endgültige Teilung beigelegt. Gelegentlich kam es jedoch zu endlosen Streitereien und Prozessen. Im Falle des Hart war die Lage komplizierter. Das Kloster Zwiefalten war Grundherr und versuchte das Hart als Wald anzupflanzen. Dies war an sich für die Gemeinden kein großer Nachteil, denn es war allgemein üblich die Weidetiere in den Wald zu treiben. Um Wald zu bekommen, mußte das Kloster Teile der Weide sperren, bannen, damit die Weidetiere nicht die jungen Bäume abfraßen. Um diese Banngebiete entbrannte dann immer ein heftiger Streit. Gelegentlich kam es auch vor, daß das Kloster seinen Untertanen erlaubte, im Hart Felder umzubrechen. Diese mußten dann dem Kloster die Landgarbe (die 5. oder 9. Garbe) geben. Auch gegen dieses Vorhaben des Klosters protestierten die Gemeinden. Sie hatten Interesse daran, daß alles so blieb, wie es war; jede Form der Kultivierung beeinträchtigte die Weide. Das Hart gehörte ursprünglich zur Herrschaft Gammertingen-Hettingen. Es wurde von Heinrich von Rechberg, dem Erben des letzten Grafen von Veringen, an das Kloster Zwiefalten verkauft. Aus nicht bekannten Gründen focht er denverkauf später wieder an und es kam zu einer Schlichtung durch Gräfin Henriette von Württemberg (1429). Das Kloster sollte unangefochten im Besitz des»waldes Hart«bleiben. Es sollte jedoch jährlich für den verstorbenen Grafen Wölfle von Veringen, den Heinrich von Rechberg, seine Frau und seine Kinder einen Jahrtag halten, wie man im Kloster für andere edle Leute Jahrzeit begehe. Der Verkauf betraf die Territorialrechte und das Recht am Wald. Die Rechte der drei Gammertinger Gemeinden auf die Weide wurden von dem Verkauf nicht berührt. Diese Rechte wurden übrigens grundsätzlich nie bestritten. Das Hart hatte eine Fläche von ca Jauchert. Das Kloster stand den Gemeinden auf 300 Jauchert das Wiederecht zu. Dieses Gebiet wurde genau vermerkt. Auf diese Weise gelang es dem Kloster, die Gemeinden an den Rand seines Territoriums zu drängen. Der erste Streit um das Hart, der urkundlich belegt ist, datiert vom Jahre Graf Ulrich von Württemberg war Vermittler zwischen den Herren von Bubenhofen und dem Kloster. Schon 1501 beschwerten sich die Gemeinden Harthausen, Feldhausen und Kettenacker erneut. Das Kloster hatte die Egerten, die Weiden und den Sattler umgebrochen. Man einigte sich, daß die Egerten nicht mehr umgebrochen werden sollten, wie es die alten Gerechtigkeiten bestimmten. 85 Jahre später, 1586 wurde ein Vertrag zwischen Zwiefalten und Frau Dorothea Speth, geb. von Rechberg abgeschlossen. Auch dieser Einigung waren längere Streitigkeiten vorausgegangen. Mehrere Wilsinger Bauern hatten im Hart Acker umgebrochen und gaben dem Kloster die Landgarbe. Es heißt in dem Vertrag u.a.:»was unterhalb, hinabwärts gegen die neue Kapelle bei dem Kreuzle liegt, haben Kettenacker, Harthausen, Feldhausen und Wilsingen den gemeinsamen Zutrieb.»Hier wird erstmals die Hartkapelle oder Sattlerkapelle genannt erhielt Schultheiß Michael Knupfer aus Pfronstetten von den Gemeinden die Erlaubnis im Ottental eine Holzwiese auf 9 Jahre umzubrechen und zu bauen. Den halben Zehnten mußte er an die Herrschaft in Hettingen geben, die andere Hälfte bekam das Kloster war wieder ein heftiger Streit entbrannt. Das Kloster hatte 40 Jauchert im Weidedistrikt gebannt. Die Kettenacker trieben trotzdem ihr Vieh hinein, wogegen sich das Kloster bei der Speth'schen Herrschaft Hettingen beschwerte (Kettenacker gehörte seit der Speth'schen Teilung von 1599 zur Herrschaft Hettingen). Speth-Hettingen ersuchte das Kloster, die Weiderechte der Gemeinden nicht zu stören. Der Streit ging jedoch erst richtig los. Bauern von Pfronstetten und Tigerfeld legten im Hart eigenmächtig 8 bis 10 Jauchert Felder an. Sie wurden um 15 Gulden gestraft. Das Kloster errichtete neue Banngebiete, Speth protestierte und forderte die Untertanen auf, das Vieh in die gebannten Gebiete zu treiben. Das Kloster strafte die Gemeinden dafür um 10 Gulden. Da die Speth'sche Herrschaft beim Kloster nichts erreichte, schickte sie 1607 eine Bittschrift an die herzogliche Regierung nach Stuttgart. Württemberg hatte die Schirmherrschaft über das Kloster. Schon der Vertrag von 1478 war mit Vermittlung des Grafen Ulrich abgeschlossen worden. Da aus Stuttgart zunächst nichts erfolgte, dachten die Junker Speth sogar daran, eine kaiserliche Kommission anzufordern. Dem Kloster war dieser Gedanke nicht unsympathisch, weil man mit Württemberg nicht allzu gut stand. Das Kloster machte sogar Vorschläge, wie diese Kommission zu besetzen sei. Württemberg hatte aber in der Zwischenzeit vom Kloster Zwiefalten einen 56

57 Bericht über die Angelegenheit angefordert, so daß eine kaiserliche Kommission nicht mehr in Frage kam. Das Kloster richtete nun selbst eine Bittschrift nach Stuttgart. In dem 300 Jauchert großen Trieb, den die Gemeinden Harthausen, Feldhausen und Kettenacker im Hart hätten, wollte das Kloster einige Plätze zu Wald machen. Die Gemeinden seien jedoch hinderlich und gewaltsam. Es wird ausführlich geschildert, was die fremden Untertanen dem Kloster alles antun. Die herzogliche Kanzlei forderte die Junker Speth zu einem Gegenbericht auf. Diese beklagten sich nun ihrerseits über das gewaltsame Benehmen des Klosters und wiesen auf die Verträge von 1478, 1501 und 1586 hin. Im Jahre 1612 beschwerte sich das Kloster erneut beim Herzog Friedrich in Stuttgart, daß die drei Gemeinden einen, vom Kloster angelegten Waldsamenplatz beweidet und zerstört hätten. Von Stuttgart wurde nun ein Augenschein, also eine Ortsbesichtigung, angeordnet. Dabei fand man eine Einigung. Das Kloster dürfe jeweils 12 Jauchert bannen. Solange diese im Bann seien, dürfe keine andere Fläche bebaut werden. Im ganzen Weidegebiet dürften also nie mehr als 12 Jauchert gleichzeitig gebannt sein. Uber diese Einigung wurde ein Vertrag zwischen den streitenden Parteien geschlossen. Schon ein Jahr später, 1613 verlangte das Kloster 20 Jauchert. Dies wurde von den Junkern Speth dem Kloster zugestanden. Zur Beruhigung der Untertanen wurde versichert, daß diese wieder den Zutrieb bekämen, sobald der Wald angewachsen sei, oder sich zeige, daß der Wald überhaupt nicht wachse. Dieser Vertrag stiftete für längere Zeit Ruhe. Der Dreißigjährige Krieg brachte Not und Bedrängnis für Herrschaft und Untertanen. Das Hart verödete völlig. Trotzdem vergaßen die Gemeinden ihre Rechte nicht wurde z.b. für die Gemeinde Feldhausen ein neues Bürgerbuch angelegt, weil die Soldaten das alte Buch vernichtet hatten. Darin wurden die Weiderechte im Hart genau beschrieben. Erst 1689 erfahren wir, daß man wieder am Streiten war. Das Kloster wollte ein Gebiet von 100 Jauchert mit Wald anbauen. Speth-Hettingen protestierte und beschwerte sich, darüber, daß Tigerfelder und Huldstetter durch Ausstocken und Anbauen von Holz den Trieb benachteiligten. In einem Vertrag wurde festgelegt, daß die Tigerfelder den Acker, den sie umgebrochen hatten, für 6 Jahre benützen dürften; danach müsse er wieder als Weide liegengelassen werden. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, daß das Hart als Folge des Krieges und der langen Notzeit völlig mit Gestrüpp verwachsen war. Die Weideberechtigten einigten sich, das Gebiet gemeinsam auszuholzen und auszustocken, um die Weiden wieder in guten Zustand zu bringen. Von der Forderung des Klosters nach 100 Jauchert Wald hört man nichts mehr. Speth-Hettingen beschwerte sich 1735, daß Tigerfelder, Pfronstetter und Huldstetter im Hart, nächst der Kapelle, grasen und Ackerfeld umbrechen. Offensichtlich versuchte die Speth'sche Herrschaft für sich selbst etwas herauszuschlagen, denn sie verlangte 1745 die Hälfte der Landgarbe von 12Jauchert Ackerland im Mettental wurden die Marken im Hart neu gesetzt. Wir erinnern uns, daß 1599 Michael Knupfer aus Pfronstetten die Genehmigung bekommen hatte, für 9 Jahre im Hart eine Holzwiese anzulegen. 166 Jahre später, im Jahr 1767, zahlte Mathäus Knupfer von Pfronstetten den Triebberechtigten 11 Gulden für die Bewilligung, seine Holzwiese im Hart umbrechen zu dürfen ist Knupfers Holzwiese schon zum Flurnamen geworden. Ein neuer Streit kam 1786 in Gang. Das Gammertinger Obervogteiamt, das jetzt für die ganze Speth'sche Herrschaft zuständig war, beklagte sich im Namen der drei Gemeinden beim Kloster. Dieses habe im Hart 60 bis 80 Jauchert Wald angebaut und es treibe etwa 800 Schafe ins Hart. Die Holzwiese des Johann Knupfer von Pfronstetten sei für 18 Jahre verliehen und dann Jahr um Jahr verlängert worden. Die Zeit sei nun abgelaufen. Die Bewohner des Kapellenhauses hätten nun diese Holzwiese ohne Anfrage und Erlaubnis umgebrochen. Die Klosterkanzlei antwortete umgehend. Hinsichtlich der Schafweide lasse man sich nicht beschränken. Dabei hatte das Kloster selbst im Hart überhaupt kein Weiderecht, sondern nur das Recht auf den Wald. Als Wald seien nicht 60 und nicht 80 Jauchert angebaut, sondern nur 24 Jauchert im Sattlerhau. Der Knupfer habe nur einen ganz kleinen Steinriegel umgeackert, er habe die Gemeinden noch um Erlaubnis fragen wollen. So wurden von den schlauen Klosterkanzlisten die Rechtsbrüche nicht ganz abgestritten, sondern als klein und nicht erwähnenswert dargestellt. Anscheinend bestand das Kloster aber doch nicht auf der Schafweide, denn man hört nichts mehr davon. Akte des Herzoglich Wirtembergischen Oberamtes Zwiefalten mit dem Siegel der Klosterkanzlei. Das Klostergebiet Zwiefalten wurde 1802 dem Herzogtum Württemberg einverleibt. Zwiefalten bekam zunächst ein Oberamt und ein Forstamt. Das Oberamt wurde jedoch schon 1810 mit dem Oberamt Münsingen vereinigt. Das Forstamt blieb länger bestehen. Das herzogliche Oberamt wird in unserem Streit erstmals 1803 aktenkundig, als dem Huldstetter Bauern Michael Heß 30 Jauchert von der gemeinsamen Weide verpachtet wurden. Das Oberamt hatte noch kein eigenes Siegel, es benützte das Siegel der Klosterkanzlei weiter. Die Verpachtung erfolgte durch die Gemeinden, der Vertrag wurde nur vom Oberamt beurkundet. Das Hart war jetzt württembergischer Staatsforst, trotzdem scheint es zunächst keine wesentlichen Differenzen gegeben zu haben. Uber den Winter durften die Weiden nicht betreten werden. Im Frühjahr mußten die Gammertinger Gemeinden zunächst ihre»weidebriefe«und Listen über die Anzahl und Art der Weidetiere vorlegen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde dann der Trieb freigegeben begannen neue Auseinandersetzungen, welche sich wahrscheinlich am Verkauf der Hartkapelle entzündeten. Um ihre Rechte zu wahren, erschienen zum Verkaufstermin auch die Bürgermeister von Harthausen, Feldhausen und Kettenacker. Die Kapelle sollte nur auf Abbruch verkauft werden, die drei Bürgermeister hatten jedoch die Befürchtugung, daß der Käufer den Kapellengarten als Eigentum bekomme. Sie protestierten deshalb gegen den Verkauf. Der württembergische Cameralbeamte, der den Verkauf vornahm, war ziemlich ungehalten. Er sei zum Verkaufen gekommen und wenn jemand Einwände hätte, dann möge er sie an höherer Stelle vorbringen. Forstmeister v. Moltke aus Zwiefalten schrieb an das Gammertinger Obervogteiamt, daß 57

58 keine Grundstücke verkauft würden. Es sei geplant, an der Stelle der Kapelle einen Pflanzengarten anzulegen. Die Kapelle sei seit»undenklichen Zeiten«Eigentum des Klosters gewesen und die Gemeinden hätten auf dem Platz kein Anrecht. Der Streit war aber nun schon angeheizt. Im Mai 1819 richtete das Obervogteiamt Gammertingen eine Beschwerde im Auftrag der drei Gemeinden an die königliche Regierung des Donaukreises in Ulm. Eingaben an das Justizamt in Zwiefalten, das Forstamt Zwiefalten und das Oberamt Münsingen seien erfolglos gewesen. Die Gemeinden würden in ihren, seit undenklichen Zeiten bestehenden Rechten beschädigt und beeinträchtigt. Man erhoffe nun Schutz von der königlichen Regierung. Was folgte, war zunächst ein Anpfiff von der Fürstlichen Regierung in Sigmaringen an das Obervogteiamt in Gammertingen. Man möge sich gefälligst an den Dienstweg halten und nicht eigenmächtig mit fremden Regierungen korrespondieren. Man solle einen erschöpfenden Bericht an die Fürstliche Regierung senden und diese würde sich dann der Sache annehmen. Hauptpunkt der Beschwerden war, daß das Forstamt Zwiefalten wesentlich mehr, als die zustehenden 20 Jauchert von der Weide gebannt habe. Der Volkszorn suchte auch nach einem Sündenbock, den er in der Gestalt des Unterförsters Ampfer fand. Ampfer hatte seinen Amtssitz in Kettenacker, Württemberg hatte immer die Forsthoheit in den Speth'schen Gebieten und das Recht, dort einen»forstknecht«zu stationieren. Ampfer, so wurde berichtet, habe nicht nur den Zankhau, sondern auch den Tannenhau und das Zehnental für 2 Monate gebannt und damit der Weide 100 Jauchert, ein Drittel entzogen. Er selber habe im Hart Heu gemacht und seine Schafe ins Hart getrieben. Bei der Hartkapelle habe er sich einen Acker von 25 Jauchert angelegt und der Weide entzogen. Ampfer wurde zu diesen Beschuldigungen vom Forstamt Zwiefalten angehört. Er gab an, daß er seit 25 Jahren württembergischer, fußgehender Förster in Kettenacker sei. Er habe sich nie erlaubt, im Weidedistrikt Hart Heu zu machen. Schon seit 5 bis 6 Jahren habe er keine Schafe mehr und deshalb auch die Weide nicht benützt. Er habe sich nie einen Fruchtanbau von 25 Jauchert im Weidedistrikt gemacht. Auf Ansuchen habe er vom Pfarrer in Tigerfeld unentgeltlich 3 Jauchert von den Pfarräckern im Hart (bei der Kapelle) erhalten. Auch der Mesmer habe vom Pfarrer 4 Jauchert und nicht mehr. Der ganzen Sache liege nur eine»leidenschaftliche Verläumdung«zugrunde. Es ergab sich dann, daß Ampfer zwar nicht 25 Jauchert, aber doch 7 Jauchert von der Weidefläche umgeackert hatte. Im übrigen teilte Forstmeister v. Moltke dem Obervogt Hermannutz in Gammertingen mit, daß er bereit sei, die gebannten Flächen vermessen zu lassen, wenn die Gammertinger die Kosten dafür übernehmen würden. Dem wurde natürlich heftig widersprochen, denn man könne nicht dem Geschädigten auch noch Kosten zumuten. Im übrigen hatte Obervogt Hermannutz das Hart schon von dem Feldhauser Förster und Geometer Christian Huthmacher vermessen lassen. Huthmacher berichtete, daß im Zankhau 60 Morgen seit 28 Jahren gebannt seien. Forstmäßig könnte man die Bannung aufheben. Im Tannenhau und Zehnental seien etwa 120 Morgen seit 10 bis 12 Jahren in der Bannung. Man könne noch gut sehen, daß der größte Teil der Fläche ursprünglich Weide und nicht Wald gewesen sei. Im September 1821 ließ nun Forstmeister v. Moltke seinerseits eine Vermessung durch den Geometer Münch vornehmen. Um der Sache amtlichen Charakter zu geben, lud er die beteiligten Bürgermeister und das Obervogteiamt dazu. Münch ermittelte eine, mit Wald bestandene Fläche, von 32 Jauchert, 2 Viertel im Tannenhau, Zankhau und Zehnental. Da Huthmacher in Morgen und Münch in Jauchert rechnete, ist es praktisch unmöglich, die Ergebnisse zu vergleichen. Es ist jedoch anzunehmen, daß sie weitgehend identisch sind. Das Ergebnis der Vermessung wurde an die Kreisregierung in Ulm geschickt. Dort begannen nun die Mühlen der Bürokratie zu mahlen (von September bis Mai). Im Frühjahr 1822 gab es erneut Anlaß zu Beschwerden. Förster Ampfer hatte angeblich nicht nur den Tannenhau, sondern auch den Zankhau und das Zehnental für 2 Monate gebannt. Als der Streit begann, war jedoch schon ein Schreiben der Kreisregierung von Ulm unterwegs. Darin stand etwa folgendes: 1. Der Zankhau (seit 28 Jahren gebannt) ist noch in diesem Sommer für die Weide zu eröffnen. 2. Vom Tannenhau und vom Zehnental sind statt der 20 Jauchert, welche der Vertrag von 1613 gestattet, 32 Jauchert, 2 Viertel gebaut. Diese können wegen der Gefahr für den Waldbestand jetzt nicht für die Weide eröffnet werden. Dies wird jedoch geschehen, sobald der Zustand des Holzes es gestattet. 3. Die Untersuchungen des Forstamtes Zwiefalten haben ergeben, daß Unterförster Ampfer und der Kapellenmesmer neben den Pfarräckern von Tigerfeld zwar nicht 25 Jauchert, wie in der Klage angegeben, aber doch 7 Jauchert von der Weidefläche zu Feld gemacht haben. Diese müssen sofort wieder als Weide liegen gelassen werden. 4. Der Eichelgarten, welcher an der Stelle angelegt wurde, wo die Hartkapelle stand, darf nicht mehr ausgedehnt werden, als er duch die darum geführte Mauer begrenzt ist. Man hoffe, daß durch diese Verfügungen die klagenden Gemeinden zufrieden gestellt seien. Die Klagepunkte der Grasnutzung und Eintreibens von Schafen durch den Unterförster Ampfer seien nicht genügend begründet. Dieses Schreiben ist ein typisches Beispiel, wie man»untertanen«von Seiten der Obrigkeit verdummte. Im Ton ist alles auf Entgegenkommen eingestellt: Der Zankhau ist noch in diesem Sommer zu eröffnen, in Wirklichkeit war diese Eröffnung längst fällig. Es sind zwar widerrechtlich 32 Jauchert gebannt, aber wegen der Gefahr für den Waldbestand kann man sie nicht öffnen, die Untertanen haben das einzusehen. Man hätte ihnen auch eine Entschädigung anbieten können, aber die Leute waren ja zu bescheiden, von sich aus so etwas zu verlangen. Selbstverständlich wird man die Bannung sofort aufheben, wenn der Zustand des Holzes das gestattet. Zum Schluß warf man dem Volke den Unterförster Ampfer und den Kapellenmesmer zum Fräße vor. Für sie war es wirklich hart, die schon angesäten Äcker vom Vieh abweiden zu lassen. Aber das kostete die Staatskasse keinen Pfennig. Die Regierung des Donaukreises wollte es aber auch schriftlich haben, daß die Gemeinden nun zufriedengestellt seien. In einem Protokoll, das nach Ulm weitergeleitet wurde, bestätigten die Bürgermeister dem Obervogteiamt, daß sie beruhigt seien und darauf vertrauten, daß ihre Rechte nicht mehr geschmälert würden. Damit war der Streit um die Weiderechte im Hart beendet. Schon 8 Jahre später wurden die Weiderechte abgelöst. Die Gründe dafür waren wirtschaftlicher Natur, weil die Weidewirtschaft durch die Stallfütterung ersetzt wurde. Auch die Gemeinden forsteten ihre eigenen Weideflächen nach und nach auf. Das Hart wurde ein geschlossenes Waldgebiet, württembergischer Staatsforst. Zankhau, Tannenhau und Zehnental sind nur noch Waldparzellen. In der Nähe des früheren Standortes der Sattlerkapelle findet man sogar Täfelchen mit der Bezeichnung»Weite«, weil sich niemand mehr erinnert, daß das eigentlich»weide«heißen müßte. Die verwendeten Urkunden und Akten befinden sich in Privatbesitz. 58

59 WALTER KEMPE Die Herren der Burg Leiterberg In der Gemarkung von Wangen bei Ostrach liegt links der jetzigen Landstraße Ostrach-Habsthal, ca. 500 m nach der Brücke, eine bewaldete, wenig auffällige Höhe. Sie verbirgt eine flache Kuppe, die nach drei Seiten, im Westen, Norden und Osten, terrassenförmig abfällt. Im Süden grenzt der Wald an eine ebene Wiese. Sie weist hier eine grabenartige Bodenwelle auf. Auf der amtlichen Flurkarte 1 ist das Grundstück als rhombenförmiges Viereck dargestellt. Die 1019 m 2 große Parzelle trägt die Nr Sie wird umschlossen von dem größeren Flurstück Nr Das Gewann selbst heißt»leiterberg«. Ostwärts liegt die Flur»Breite«(= Ackerfeld einer Burg) und südlich die Flur»Gemeines Mark«. Die topographische Karte, Blatt Ostrach 2, hier auf gleichen Maßstab gebracht, weist das Gebiet»Leiterberg«als»Reuteäcker«aus. Anstelle des Vierecks ist auf Höhe 626,3 eine ellipsen- bzw. eiförmige Fläche von ca. 900 m 2 zu sehen (Umriß gepunktet). Sie ist in Form und Größe ähnlich den kartenmäßigen Umrissen des ehemaligen Burgstalles auf dem Kaplaneigelände in Ostrach und des engeren Burgstalles von Burgweiler. Was hat es für eine Bewandtnis mit dem Leiterberg? Vermutungen und Legenden geben keine klare Antwort auf die Frage, ob hier eine Burg gestanden hat. Selbst offizielle Beschreibungen verneinen die frühere Existenz einer Burg auf Wangener Gebiet. Da heißt es z.b.»über das Vorhandensein einer Adelsburg ist nicht der Anhaltspunkt vorhanden, auch kein Flurname erinnert an eine solche«3. Und wenn wir gar unter Leiterberg nachlesen, heißt es: abgegangene Burg bei Levertsweiler. So nennt 1845 der Sigmaringer Archivar Eugen Schnell 4 Burg Leiterberg»nicht weit von Levertsweiler und Einhart« wird im Oberbadischen Geschlechterbuch 5 der Leiterberg als abgegangene Burg bei Levertsweiler bezeichnet. Auch die Wappenrolle von Zürich 6 und die amtliche Beschreibung des Landes Baden-Württemberg von führen die Burg bei Levertsweiler, auf der die niederadeligen Herren von Leiterberg ansässig waren. Nach dem ersten Anhaltspunkt für Leiterberg auf der amtlichen Flurkarte der Gemarkung Wangen fand sich dann bei den Akten der Kapellenpflege Wangen im Pfarrarchiv Ostrach ein Auszug über»laitterberg«vom , der - wie sich herausstellte - wahrscheinlich dem Fürstenbergischen Urbar des Amtes Wangen von 1760 entnommen ist 9. Hier wird in Zusammenhang mit einem 2 Jauchert 1 Vierling 121 Ruten großen Grundstück, Nr. 471 (etwa größer als 1 Hektar) 10, erwähnt, daß darauf früher als Besitz Salems ein Schlößle oder Haus stand. Heute seien jedoch nur noch die»rudera«, das heißt der Schutt von alten, eingestürzten Gebäuden, zu sehen. Der Überlieferung nach 11 waren vor ca. 100 Jahren auf Parzelle Nr. 204 des Leiterbergs noch Mauerreste, deren Steine von Wangener Bürgern beim Bau von Häusern verwendet wurden. Nicht weit davon lag eine kleine Kiesgrube. Wie diese Burg oder das Schlößle um 1690 aussahen, hat ein Maler damals festgehalten. Unser Titelbild zeigt sie als Ausschnitt der Karte des Ostrachtales 12, deren Kopie im Ostracher Heimatmuseum hängt. Es gilt zu untersuchen: 1. wer die Herren von Leiterberg und ihre Nachfolger waren, 2. wann und wo sie Besitz hatten und 3. warum die abgegangene Burg Leiterberg, die in Wangen stand, auch Levertsweiler zugeordnet wurde. Die Herren von Leiterberg nannten sich nach ihrer Burg im Ostrachtal. Sie werden als Dienstmannen (Ministeriale) der Abtei Reichenau bezeichnet 13. Die Schreibweise ist unterschiedlich: Laiterberg, Laiterberc, Laiterberch, Laitterberg, Laitterperg, Leiterberg und Leitersberg (bei verschiedenen Zitaten aus Urkunden haben wir die ursprüngliche Schreibweise beibehalten). Als Vornamen der Familie finden wir zwischen ca und 1298: Burkard, Eggihard, Ortolf, Bertha und Engellindis. Die öftere Wiederkehr gleichlautender männlicher Vornamen über Generationen hinweg macht eine stammbaumm'ißige Erfassung schwierig. In einzelnen Fällen ist die Einstufung als Vater, Söhne, Töchter und Geschwister möglich. Sie werden als Dorf- und Patronatsherren, Dekane, Priester, Leutpriester, Pfarr-Rektoren, Ordensbrüder, Lehenmannen, Lehenträger und Zeugen in Urkunden aufgeführt. Ihr Siegel zeigt nach dem Lehenbuch der Abtei Reichenau eine auf einem grünen Dreiberge stehende rote Leiter auf silbernem Grund 14. Der Name des Geschlechts ist mit Besitzungen und Rechten in Wangen, Levertsweiler, Ostrach und Krauchenwies verknüpft. 1. Der Besitz in Wangen Die erste bekannte Verbindung zwischen Wangen, Krauchenwies und Leiterberg wird uns in einer Urkunde von 1243 gezeigt. Bei der Schlichtung eines Streites zwischen dem Ritter Ekkehard von Wangen und dem Kloster Wald wegen eines Erbes vermittelte und ließ die Urkunde schreiben u.a. Ortolf, Dekan zu Krauchenwies. Er ist identisch mit Ortolf von Leiterberg, wie sein Siegel zeigt. Auch die meisten übrigen Zeugen waren aus unserer Gegend 15. Locher beschreibt seine Stammburg als nördlich von Ostrach gelegen, wovon noch Ruinen bei Wangen zu finden sind (1872). Ob eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Herren von Wangen und den Herren von Leiterberg bestand, wissen wir nicht. Beide Familiennamen erschienen in einigen Fällen im gleichen Zeitraum in Urkunden über Wangen 16 ' 17 Bereits 1294 war die Burg Leiterberg nicht mehr Besitz der Herren von Leiterberg. Beim Verkauf an Salem am durch Ritter Ulrich von Königsegg und seinen Sohn 18 erfahren wir, daß der Vater des Verkäufers die Burg mit Zugehör früher von Burkard von Leiterberg erworben hatte. Sie dürfte zum Teil ein Lehen des Hochstifts Konstanz sowie des Edelmannes Bertold von Gundelfingen und seiner Brüder gewesen sein, da diese die Einwilligung zum Verkauf an Salem geben mußten. Diese Lehenherren waren bekanntlich auch in Einhart vertreten. Auf den in Lausheim ausgestellten lateinischen Kaufbrief wird dann noch jahrhundertelang Bezug genommen. So wurde der Brief im Jahre 1489 bei einem Streit wegen der Weiderechte beim Burgstall Leiterberg präsentiert 19. Die Verhandlungen zwischen dem Besitzer Leiterbergs, Abt Johannes I. von Salem und dem Flecken sowie der Meierschaft zu Wangen dauerten ca. fünf Jahre. Hierbei erfahren wir Einzelheiten über den Umfang des Burgverkaufs von Die Amtsperson Konrad Rott, Kaufmann zu Ostrach, trug als Vertreter des Abts vor, daß die Vorfahren des Abts 59

60 das (Burg) Schloß»Laitterperg«mit Äcker, Wiesen, Bainden, Garten, Wald, Feld und mit allem Zugehör, mit Wegen, Trieb und Tratt, Wunn und Weid, laut einem gesiegelten Kaufbrief gekauft und genutzt haben. Der Vertreter Wangens entgegnete, daß keine Äcker außerhalb des (südlichen) Burggrabens zum Burgstall gehörten. Diese seien»ain gemain Gemärk usserthalb dem Graben«. Das südlich des ehemaligen Burggeländes angrenzende Gebiet heißt, wie wir gesehen haben, heute noch»gemeines Märk«(Gemeindegrundstück). Als Schiedsrichter in diesem Streit entschied der uns von Einhart her bekannte Wilhelm Grämlich von Hasenweiler, daß die zwei Äcker am Burgstall Leiterberg, die innerhalb der von ihm festgesetzten Marken liegen, vom Abt nach eigenem Ermessen gegen Zins und Landgarb vergeben und eingezäunt werden dürfen. Vor und nach den Bäumen jedoch dürften sie (Vieh) treiben»wie uff ain andre brach«(brache damals im 3. Jahr der Dreifelderwirtschaft). Anmerkungen 1 Flurkarte Wangen, Lkr. Sigmaringen, Nr. SO 5320/SO 5420, hrsg. vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Maßstab 1:2500, Ausgabe Topographische Karte, Ostrach, Blatt 8022, hrsg. vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Maßstab 1:25000, Ausgabe 1975, vergrößert auf ca. 1: Ludwig Heizmann, Der Amtsbezirk Pfullendorf und der ehemalige Amtsbezirk Achern in historischer Darstellung, mit 20 Abbildungen, Druck und Kommissionsverlag H.Wagner, München- Kolbermoor 1936, S. 31, Nr. 14, Wangen. 4 Eugen Schnell, Historisch-statistische Beschreibung des Fürstlichen Oberamts Ostrach, in: Historisch-statistische Zeitschrift für die beiden Fürstentümer Hohenzollern, Sigmaringen, P. Liehner, 1845, S , hier S J. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch, 2. Bd., 1905, S Die Wappenrolle von Zürich, Orell Füßli Verlag, Zürich, Leipzig, S. 107, Nr. 260, Leiterberg. 7 Das Land Baden-Württemberg, Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Bd. VII, Regierungsbezirk Tübingen, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1978, S. 830/31. 8 PfarrA Ostrach, Kapellenpflege Wangen, Auszug vom bei den Jahresrechnungen. 9 Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen, Urbar des Amtes Wangen J.A. Kraus, Ehemalige Maße und Gewichte im heutigen Hohenzollern und Umgebung, Hohenzollerische Jahreshefte 3, 1936, S Mündliche Information Schäfer, Wangen. 12 Ausschnitt aus der Karte»Ostrachtal«, StA Sigmaringen, Dep. 39, Karte 1, Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart. 13 Wie Anm Wie Anm. 5, nach dem Lehenbuch der Abtei Reichenau, und K.A. Barack, Gallus Oheims Chronik von Reichenau, Stuttgart 1866, S Sebastian Locher, Regesten der Geschichte der Grafen von Veringen, 1872, S. 46, und StA Sigmaringen, Dep. Fürstlich Hohenzollerisches Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen, Bestand Kloster Wald, Urkunde 26, sowie Fürstenbergisches Urkundenbuch (= FUB) V., S. 102, Nr. 144 (1243). 16 FUB V., S. 124, Nr. 169 (1262) und Codex Diplomaticus Salemitanis, Urkundenbuch der Cistercienserabtei Salem, F. v. Weech, , 3 Bde. (=CDS), hier CDSI., S.413, Nr. 371 (1262). 17 CDS II., S , Nr. 600, hier S.219 (1279). 18 CDS II., S. 470^73, Nr. 889 und 890 (1294). 19 StA Sigmaringen, Ho 158, Herrschaft Ostrach, Repert. Herberhold, S. 46, Nr (Schluß folgt) HERBERT RÄDLE Zur Datierung des Falkensteiner Altars des Meisters von Meßkirch Der Falkensteiner Altar ist - neben dem Wildensteiner Altar 1 - wohl das eindrucksvollste Werk des Meisters von Meßkirch in der Fürstlich Fürstenbergischen Gemäldesammlung Donaueschingen. Er ist alter Besitz der Fürstenberger und stammt aus der Schloßkapelle Falkenstein im Donautal 2. Seine Datierung ist dokumentarisch nicht belegt. Nun weiß man freilich, daß der M.v.M. in der 2. Hälfte der 30er Jahre vornehmlich im Dienste des Grafen Gottfried Werner von Zimmern gearbeitet hat. Werke aus dieser Zeit sind der schon erwähnte Wildensteiner Altar (datiert 1536), sowie der Haupt- und die insgesamt 10 ehemaligen Seitenaltäre der Kirche Sankt Martin in Meßkirch (ca ), nach denen der Meister ja auch seinen Notnamen hat. Die Frage, ob der M.v.M. auch schon vor 1536 für Gottfried Werner von Zimmern gearbeitet hat, scheint nicht ohne weiteres beantwortbar. Hofstätter (S.6), der sich vorsichtig ausdrückt, stellt lediglich fest, der M.v.M. sei»von etwa 1530 bis 1538 in Meßkirch für die Grafen von Zimmern tätig gewesen«. Doch hat schon Rieffei für ein viel früheres Werk des M.v.M., das Sigmaringer Hausaltärchen 3, das durch eine Hochzeit auf 1524 datiert ist 4, mit Recht»eine Beziehung (sc. des M.v.M.) zum Hause Gottfried Werners von Zimmern«festgestellt 5. Gottfried Werner war nämlich mit Apollonia von Henneberg verheiratet, deren Wappen auf dem Altärchen vorkommt. Halten wir also fest: eine Beziehung des M.v.M. zur Familie Gottfried Werners von Zimmern kann schon für die Zeit um 1524 belegt werden. Und wenn wir damit eine Information kombinieren, die W. Pfefferkorn in seinem Bericht über die kürzlich durchgeführten Grabungen auf Burg Falkenstein liefert 6, die Tatsache nämlich, daß Gottfried Werner von Zimmern von 1516 bis 1526 Besitzer der Burg Falkenstein war, sie weitgehend auf den jetzigen Baubestand gebracht und wohl auch die Burgkapelle neu gebaut hat (den Turm über der Burgkapelle jedenfalls ließ er, wie die Zimmern'sche Chronik II 238 berichtet, abreißen), so dürfte wohl kaum mehr ein Zweifel bestehen, daß er, der in den Jahren 1516 bis 1526»viel auf Burg Falkenstein wohnte«7, damals auch den Auftrag für den Falkensteiner Altar erteilte und ihn hat aufstellen lassen. Die Entstehung des Falkensteiner Altars dürfte also auf die Zeit zwischen 1516 und eher aber wohl gegen Ende dieses Zeitraums - zu datieren sein. In der Tat verbindet auch der Stil der Figuren und besonders Farbgebung und Gestaltung der Gewänder, sowie die Tatsache, daß noch viel Goldgrund verwendet ist, den Falkensteiner Altar mit den Malereien des Sigmaringer Hausaltärchens und spricht für eine Datierung beider Werke um die Mitte der 20er Jahre. Chr. Salm setzt übrigens das Hausaltärchen auf 1528, den Falkensteiner Altar auf»um 1525«8. Anmerkungen 1 Der Wildensteiner Altar stammt in Wirklichkeit nicht von der Burg Wildenstein, einem Sitz der Grafen von Zimmern oberhalb Beuron, sondern aus dem Meßkircher Schloß. 2 Vgl. H. Hofstätter, Die Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen Donaueschingen, München (Schnell und Steiner) , S. 66. Der Falkensteiner Altar kam übrigens 1627 mit dem Erbe des Hauses Zimmern an die Fürstenberger. Hofstätter, S

61 3 Auch Chr. Salm, Kindlers Malerei Lexikon, Bd. 9, 1976, S. 105 weist die Malereien des Hausaltärchens dem M.v.M. zu. Hingegen spricht W. Kaufhold, Das Fürstlich Hohenzollerische Museum in Sigmaringen, München (Schnell und Steiner) '1981, S. 14 vorsichtig nur von»einem Meister des beginnenden Manierismus«. 4 Vgl. Kaußold, S F. Rieffei, Das Fürstlich Hohenzollernsche Museum zu Sigmaringen, Gemälde und Bildwerke, Städel-Jahrbuch 1924, S W. Pfefferkorn, Die Burgruine Falkenstein an der Donau. Baugeschichte und bauliche Sicherung. In: Ztschr. f. Hohenzollerische Geschichte 22, 1986, 9^0. 7 Zitat aus der Zimmern'schen Chronik II 238ß vil daselbs gewesen. 8 Vgl. Kindlers Malerei Lexikon, Bd. 9, 1976, S. 102 ff. HERBERT RÄDLE Eine Kopie des Fuchs-Porträts von Jörg Ziegler Als Nachtrag zu dem in der Hohenzollerischen Heimat 1989, S. 24 vorgestellten und besprochenen Porträt aus dem Ulmer Stadtmuseum (Abb. 1) sei noch auf ein Stück Nachwirkung dieses Bildes hingewiesen. Der hier in Abb. 2 wiedergegebene Holzschnitt erweist sich, wie leicht zu erkennen ist, als seitenverkehrte Kopie des Ulmer Aquarells von Jörg Ziegler. Er stammt von Tobias Stimmer ( ), einem Sohn jenes Christoph Stimmer, der 1524 die heute noch vorhandenen Wappenscheiben des Pfullendorfer Rathauses geschaffen hat. Der Holzschnitt wurde erstmals 1587 in Nikolaus Reusners Porträtbuch veröffentlicht Hermann, in: Der Landkreis Sigmaringen, Sigmaringen 1981, S. 95 (mit Abb.). LEONHAKDVS FVCHSIVS Mcdicus. Anmerkung 1 Genaue Ortsangabe: Nikolaus Reusner, Icones sive imagines virorum literis illustrium, Straßburg 1587, Neudruck Leipzig 1973, Fol.T. Zu den Pfullendorfer Wappenscheiben vgl. Manfred Arttm ß me at camfptctas.muus ipje Galtnm St pltnras.nouut en rxßo Dtofi oridet. H. D. LXVI. Abb. 1: Porträt des Humanisten und Botanikers Leonhard Fuchs ( ) Mit IZ (= Jörg Ziegler) signiert, auf dem Ausschnitt nicht sichtbar datiert. Ulm, Stadtarchiv, Nr Aquarell auf Pergament. Abb. 2: Porträt des Leonhard Fuchs. Holzschnitt von Tobias Stimmer nach dem in Abb. 1 gezeigten Ulmer Aquarell von Jörg Ziegler. Aus: Reusner (1587) IRMGARD UND GÜNTER MERTZ Die Geschichte der Familie Molitor von Thalheim Die heute seit 5 Generationen in Thalheim ansässige Familie Molitor (lat. mola = Mühle, Molitor = der Müller) hat ihren Ursprung in Inneringen auf der Hochalb. Der nachweisbar Erste dieser Familie ist Christoph Molitori. ca nach 1746 ein Schulmaister ao Birgitta Wetacherin Christoph und Birgitta Molitor sind in den Inneringer Kirchenbüchern ausgewiesen als Eltern des 1741 die Ehe schlie- 61

62 ßenden dortigen Schulmaisters, Meßners und Organisten Dominico Molitor. Alle Bemühungen zu klären, woher sie zuzogen, blieben bisher erfolglos. Das mag daran liegen, daß ihre Lebenszeit noch in das Ende des 17. Jahrhunderts fällt. Durch den 30 Jahre wütenden Krieg und 2 Pestwellen ist die Bevölkerung ausgeblutet. In Inneringen stehen viele Häuser leer, ihre Bewohner sind tot. Der Pfarrer Benckler klagt:»es ist kein Ölda, kein Wax, kein Batzen, sogar die Hostien khinden wir nit bezahlen«. Dieser Satz mag für die unvorstellbare Not jener Zeit charakteristisch sein, nur das zum Uberleben Notwendigste konnte wohl bezahlt werden. Erst 1745 wird Christoph I. in einem Brief des Jungnauer Obervogtes an den Oberamtmann erwähnt, er ist Pfründner, seinem Sohn dem Domenico seye das Amt des Schulmaisters und Meßners übertragen worden. Erwähnt sind zwei Söhne und eine noch unversorgte Tochter. Dominico und sein Bruder Franz Anton, Meßner und Organist zu Harthaußen, müssen für den Vater»und sein alterlebte Ehegattin«in deren Alter sorgen, da es keine irgendwie geartete Altersversorgung gibt. Das Schreiben ist ohne Datum ausgefertigt, aber von Vogt Jo. Fauler unterzeichnet, der das Amt von 1707 bis 1745 innehatte. Dominicas Antonius Molitor, geb. 1713, gest.? Meßner, Schulmaister, Organist und Rathsschreiber OD 1740 Appollonia Traubin Im Trauregister in Inneringen ist die Eheschließung eingetragen, als Eltern Christoph I. und Birgitta Wetacherin. Das Geburtsdatum wurde aus der Einwohnerliste von 1778 errechnet. Darin ist Dominico aufgeführt als Pfründner, 65 Jahre alt»dermalen gewester Schulmaister zu Jungnau«. Die Anstellung eines guten Schulmaisters war von großer Wichtigkeit für die Gemeinden - so schreibt Herr Archivrat Maier in seiner Chronik des Ortes Inneringen. Daß dies zutrifft ist ersichtlich aus neueren Zahlen: 1770 waren in Deutschland höchstens 15% der Bevölkerung des Lesens und Schreibens kundig, 1800 betrug dieser Anteil ca. 25%. Am 28. Juni 1775 schreibt Dominicus an die Hofcanzley der Fürsten Fürstenberg zu Donauöschingen: Auf den an mich ergangenen Hochfürstlich gnädigst Herrschaftlichen befehl habe ich meine Eigenhändige Handschrift mit der Namens- und Ortsunterschrift Euer Hochfürstlichen Durchlaucht gehorsamst darlegen und hierbey mich zu höchst mildesten Hulden und Gnaden unterthänigst empfehlen sollen. Jungnau, 28 Juny 1775 Unterthänigst treu gehorsamster Unterthan Dominicus Antonius Molitor Meßner, Schulmaister und Organist allda Die Inneringer Bücher geben keinen Aufschluß über das Todesdatum. Eingetragen sind zwei Kinder, Ernestus Antonius und Theresia. Theresia erhält 100 Gulden Mitgift und wandert - in einer großen Auswanderungswelle - nach Ungarn aus. Ernestus Antonius Molitor, geb OD 1761 Magdalena Schmidin aus Neufra a.d. Wie in der Inneringer Chronik zu lesen ist, bedarf die Eheschließung bis ins 19. Jahrhundert der Zustimmung der Landesherrschaft. Magdalena Schmidin stammt aus Neufra a.d. und ist eines Schulmeisters Tochter. Erwähnt wird, daß sie im Geigenspiel»und anderen musices«sehr erfahren sey«, was darauf schließen läßt, daß auch sie schon unterrichtet hat, sie war also auch schon eine Lehrerin. Die Einbürgerungsakte der Magdalena Schmidin ist erhalten und lautet:... bin dahero der unterthänigst Meinung, daß die Magdalena Schmidin, welche 100 Gulden bares Gelt hereinziehet, gegen Erlag von 10 Gulden in dahiesig'e Amts-Cassen und 8 Gulden der Inneringer Gemeind, woraus diese beholzet wird, dahier bürgerlich eingenommen werden könnte.«zu hochfürstlichen höchsten Hulden mich unterthänigst empfehlend von mir dem Rath und Obervogt v. Lentz Act. Jungnau, 29.July 1761 Am 31. Jänner 1792 schreibt Ernestus Antonius Molitor den vorgeschriebenen Schulbericht und beschwert sich darin u.a. daß die Ortsvorgesetzten (wohl entgegen der Vorschrift)...«nur einmal die Schule besuchet haben.«wie sein Vater schreibt auch er an die Donaueschinger Canzley. Das Schreiben ist als Schönschriftprobe deklariert und enthält das Alphabet in großen und kleinen Buchstaben. Die Unterschrift lautet: Ernestus Antonius Molitor gebohren den 19. Aprill 1741 Ludimoderator in Inneringen Im Einwohnerverzeichnis von 1778 ist die Familie aufge- Ernest Molitor ist alt 36 Jahr Franziskus Molitor ist alt 14 Jahr Christoph Molitor ist alt 5 Jahr Magdalena Schmidin, Mutter, ist a. 45 Jahr Barbara Molitorin ist alt 15 Jahr Magdalena Molitorin ist alt 13 Jahr Domenico Molitor, ein Pfründner ist alt 65 Jahr, dermalen gewester Schulmaister zu Jungnau. Christoph Molitor II. geb Lehrer, Meßner und Organist 1. Ehe 1794 Agathe Gindele v. Tafertsweiler Reichsprälatur Salem 2. Ehe 1800 Anna Maria Glattus (auch Glattes) aus Inneringen 3. Ehe 1815 Magdalena Birkle aus Inneringen Aus den ersten beiden Ehen hat Christoph Molitor 12 Kinder, 6 überleben. Die erste Frau und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Anna Maria Glattus, die Mutter unseres Stammvaters Melchior, sterben bei der Geburt eines Kindes. Die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist noch sehr hoch in hohenzollerischen Landen. Erst Ignatz Semmelweis wird dies ändern werden in Inneringen 36 Kinder geboren, und 36 Kinder bis zu 7 Jahren sterben in diesem Jahr! Das Durchschnittsalter der Einwohner beträgt 40,5 Jahre. Was die Schule betrifft, so haben nur die beiden Orte Inneringen und Vilsingen schon ein eigenes Schulhaus, aber die Bauern weigern sich noch immer, den verhaßten Schulkreuzer, der pro Kind 25 Kr. pro Jahr beträgt, zu bezahlen. Christoph erhält von der Gemeinde für die Winterschule 54,10 Gulden für die Sommerschule 11,00 Gulden Von der Heiligenfabrik, er Kirchenverwaltung 194,21 Gulden Jahreseinkommen 259,31 Gulden Rechnet man noch Einnahmen aus der Tätigkeit als Rathschreiber und wahrscheinlich auch als»gefälligkeitsschreiber«hinzu, so dürfte das Einkommen - verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen, nicht so schlecht gewesen sein, wie dies Spottlieder darstellen. Zum Vergleich: als Mozart starb, erhielt Konstanze Mozart für sich und die Kinder jährlich 200 Gulden vom Staat, wohl eine Art Ehrensold oder Rente. Am 17. April 1794 schreibt der Pfarrherr des Ortes, Baron Ignatz von Laßberg, der auch die Schulaufsicht führt: Daß ich bei der Endtprüfung den 12. des Monats die Schule 62

63 des Provisors Christophs Molitor durch alle Classen und in allen Gegenständen der Normal (gemeint ist die österreichische Normalschule) gut und vorschriftsmäßig unterrichtet befunden habe, wird ihme Molitor andurch bescheinet.«der Provisor Molitor wohnte bei dem Unterschultheißen Ayß, der für die Logie des Provisors von der Gemeinde jährlich 4 Gulden 14 Kreutzer erhält verkauft Christoph Molitor sein Haus, Wert 350 Gulden. Melchior Molitor, geb Lehrer gest.? CD Anna Maria Ott Tochter des Sonnenwirtes Johannes Ott und seiner Frau Katharina geb. Wiedmer Melchior ist in den Inneringer und Thalheimer Kirchenbüchern als Lehrer der 2. Klaßenabtheilung bezeichnet, während zuvor die Begriffe Schulmagister, Schulmaister, Schulmeister verwendet wurden kauft Melchior, erst 21 Jahre alt von seiner künftigen Schwiegermutter, der früh verwitweten Katharina Wiedmer ein Haus nebst Scheuer, Garten, Platz für 800 Gulden. Am 11. Oktober 1832 wird Melchior Molitor von der für die Prüfung des Schulkandidaten bestellten Commission geprüft. Die Prüfung ist öffentlich. Er wird hinsichtlich seiner Kenntnisse in den Lehrgegenständen sehr gut und in der Musik vorzüglich befunden. Später rühmt die Gemeindeverwaltung Gammertingen, wo er drei Jahre als Lehrer wirkte, seinen sanften Umgang mit den Kindern. Dies ist um so erstaunlicher, als noch lange Zeit nach seinem Wirken - wie dies im Ichenhausener Schufmuseum des Bayerischen Nationalmuseums so schön plastisch dargestellt ist - Strafen wie das Kien auf dem Holzscheit an der Tagesordnung waren. Todestag- und Ort Melchior Molitors konnten wir noch nicht ausfindig machen. Hermann Molitor, geb in Inneringen Kaufmann, gest in Thalheim Walburga Birkle verläßt den in 5 Generationen vom Vater auf den Sohn übertragenen Beruf des Schulmeisters. Gesichert ist, daß er im Thalheimer Kirchenchor schon als Jugendlicher mitgesungen hat, dieser Chor wurde von seinem Vater Melchior geleitet, der auch als Lehrer am Ort wirkte. Die in dieser Zeit beginnenden bürgerlichen Freiheiten, so das Recht auf freie Niederlassung - bringen es mit sich, daß wir über die»jüngeren Generationen«weniger wissen als über die unter strenger obrigkeitlicher Überwachung lebenden und wirkenden früheren Mitglieder der Familie. Adolf Molitor, geb in Inneringen Landwirt, gest in Thalheim Maria Herzog Der Sohn Ernst Molitor, geb in Thalheim Flaschnermeister und Landwirt und dessen Nachkommen leben in Thahlheim, so daß die Geschichte der Familie Molitor von Thahlheim einschließlich der heute Erwachsenen 10 Generationen umfaßt. MARIA LEIBOLD Em Janner Pfoschta hauet weiße Kappa, übern Wald nei schreiet Grappa, dr Schnailuft döberet oms Haus und blooset älle Wenkel aus. Hähl isch duß, s'ischt kalt und s'gauret, d'nahna schtrickt, dr Nehne knauret, 's Fuir em Ofa knischteret laut, em Ofaraihrle sudderet s'kraut. Und dr Behnelada gläbberet, 's hiecht so laut, daß Bas vrläbberet ihren guata Malzkaffee, über's blüschne Kanabee. Mit em Baahschlitt fehrt dr Naaze, überm Bach deann schtreckt dr Blaaze e dr Schuir sei Briaz mit Schtrauh, denn wenns ausgeeng noch wärs mau. Ällz goht jetz a bissle gschtäter, denn dear Janner ischt a Heeter, und dia Kelte duat oim waih, dia Räuhe und dia Häufa Schnai. Maudreg duat ma gudderlocha, 's schneit so aane und bis zwocha dreibts e d'bööm da aischta Saft, d'sonn hot au schau weng a Kraft. Druckt dia Werme nei en Boda, und daß d'wenterfruucht duat groota sorgt dr Baschtle und dr Fabe, und em Wenter nimmts sei Habe doch oinaweag bald na da Bach, drom schleif noh mol und juck und lach. 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten Am Fest Mariae Geburt 1089 kam eine Schar Hirsauer Mönche ins Tal der»zwiefältigen Aach«, um ein neues Kloster zu gründen. Genau 714 Jahre bestand dieses Kloster, dessen geistliche und geistige Ausstrahlung wichtiger und größer war, als die Reichweite seines kleinen weltlichen Territoriums. Im September 1802 wurde das Kloster von Württemberg besetzt. Kaum ein Jahr später wurden die Mönche aus dem Kloster vertrieben und die Klosterkirche für den Gottesdienst geschlossen bekamen die großen, leeren Klostergebäude eine neue Bestimmung. Die Insassen des»tollhauses«ludwigsburg wurden nach Zwiefalten verlegt. Aus der Bewahranstalt und späteren Heilanstalt entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte ein modernes Psychiatrisches Krankenhaus. Seit 1970 wurden in den Krankenhausgebäuden 25 Millionen Mark verbaut. Für die Klosterkirche, die seit 1974 restauriert wurde, wandte das Land 8 Millionen auf. Schon im Hinblick auf das kommende 900jährige Jubiläum erschien 1986 das Buch»Kloster Zwiefalten«unter der Redaktion von Hermann Josef Pretsch. Es enthält Beiträge zur Kloster- und Krankenhausgeschichte, zahlreiche, zum großen Teil farbige Abbildungen illustrieren den Text. 63

64 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, 7480 Sigmaringen M 3828 F Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt. Festprogramm Für das Jubiläumsjahr 1989 hat Hermann Pretsch, katholischer Krankenhausseelsorger, eine umfangreiche Festschrift vorbereitet. In einer Feier wurde das Buch am 21. Mai 1989 der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig wurde im Klostergebäude eine Ausstellung zur Klostergeschichte eröffnet. Dies war der Auftakt zu zahlreichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr, die ihren Höhepunkt in der ersten Septemberwoche hatten. Anläßlich der Jahrestagung der Bayerischen Benediktinerakademie wurde am 8. Oktober 1989 im Münster der erste Benediktinergottesdienst seit der Säkularisation gefeiert. Die Festschrift Wie schon erwähnt, ist Hermann Josef Pretsch Herausgeber der Festschrift und es muß gesagt werden, daß es ohne die unermüdliche Arbeit von Herrn Pretsch keine Jubiläumsfeier in dieser Form gegeben hätte. Er selbst hat drei Beiträge für die Festschrift verfaßt:»adel und Kirche, Verwandtschaftliche Verhältnisse in Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Zwiefalten.«-»Das Ende der Hirsauer Reformbewegung, Hildegard von Bingen und die Zisterzienser, Fallbeispiel Zwiefalten«. Als dritten Beitrag schrieb er die»baugeschichte des Klosters Zwiefalten in der Zeit von 1659 bis 1716«. Wilfried Setzier berichtet über»die Entwicklung vom Römischen Kloster«bis zum»sonderfall«im Reich ( ). Außerdem bringt er eine Liste der Zwiefalter Äbte. Uber ein seltsames Kapitel berichtet Eberhard Fritz»Zwiefalten und Württemberg in Konkurrenz um die Konfession der Untertanen. Kirchenpolitik in den Pfarreien Neuhausen, Ödenwaldstetten, Metzingen, Genkingen und Willmandingen im Spiegel württembergischer Quellen und Geschichtsschreibung.«Ein Beitrag von Franz Quartal:»Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem Krieg und Säkularisation. Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7. Saeculum der Abtei.«Weitere Beiträge: Rainer Joos,»Zwiefalten und das Kloster Kladrau (Kladruby) in Böhmen.«Herrad Spilling,»Reinhard von Munderkingen als Schreiber und Lehrer.«Heribert Hummel,»Eine Zwiefalter Bibliotheksgeschichte.«Reinhold Halder,»Zur Bau- und Kunstgeschichte des alten Zwiefalter Münsters und Klosters.«Konrad Küster,»Zwiefalter Klostermusik und oberschwäbische Musikgeschichte.«Walter Frei,»Liebe zu den Wissenschaften und ununterbrochene Fürsorge für die studierende Jugend, Zur Schulgeschichte des Klosters Zwiefalten.«Walter Frei,»Das Zwiefalter Schul- und Klostertheater in der Barockzeit. Neue Erkenntnisse zur Theaterpflege im Kloster Zwiefalten und an seinen Schulen im 17. und 18.Jahrhundert.«Günter Kolb,»Barockbauten im Gebiet der Abtei Zwiefalten«. Stefan Kummer,»Architektur und Dekoration des Zwiefalter Münsterraumes Gesamtkunstwerk oder Ensemble.«Klaus Könner,»Das Schicksal der Münsterausstattung nach der Säkularisation. Zur verlorenen Hauptorgel des Joseph Martin von Hayingen.«Irmtraut Betz - Wischnath,»Das Oberamt Zwiefalten ( ).«Walter Meyberg,»Die barocke Klosteranlage in Zwiefalten, Der Baubestand zur Zeit der Säkularisation und die Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert. Das großzügig mit Abbildungen ausgestattete Buch erschien in der Süddeutschen Verlagsanstalt Ulm und kostet DM 48,-. WERNER BECK Orts- und Familienchronik Boll Nach jahrelanger Arbeit hat der Hechinger Werner Beck jetzt die»orts- und Familienchronik Boll«veröffentlicht. Mitautor ist der im letzten Jahr verstorbene Anton Hoch. Das jetzt erschienene Buch hat einen Umfang von 400 Seiten und enthält 180 zum Teil sehr alte Fotos. Die frühesten Aufnahmen stammen aus der Zeit um Viele Fotos sind mit Angabe der abgebildeten Personen abgedruckt. Allein die 17 Schulklassenfotos aus drei Generationen ab 1890, viele mit den Namen der Schulkinder, stellen einen besonderen Wert dar. 70 Seiten Ortschronik und 200 Seiten Häuserbeschreibung vermitteln einen tiefen Einblick in das Boller Dorfleben im Lauf der Jahrhunderte. Der Verkauf findet über die Ortschaftsverwaltungen Boll und Stetten sowie die Filiale der Raiffeisenbank Boll und die Filiale der Kreissparkasse Boll statt. Auch die Bankfilialen der umliegenden Gemeinden halten einige Exemplare bereit. Ferner kann die Chronik in den Boller Gasthäusern»Löwen«,»Hirsch«und»Kaiser«bestellt oder beim Herausgeber Werner Beck, In den Schelmenäckern 17 in Hechingen, Telefon 07471/4370, direkt bezogen werden. Preis DM 78,-. HOHENZOLLERISCHE HEIMAT hrsggbn. vom Hohenz. Geschichtsverein. ISSN Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in Hohenzollern und der angrenzenden Landesteile mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: 8.00 DM jährlich. Konto der»hohenzollerischen Heimat«: Hohenz. Landesbank Sigmaringen (BLZ ). Druck: M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co., 7480 Sigmaringen, Karlstraße 10. Die Autoren dieser Nummer: Dr. med. Herbert Burkarth Eichertstraße Gammertingen Walter Kempe Silcherstraße 11, 7965 Ostrach Pfr. Johann Adam Kraus Badstraße Freiburg-Littenweiler Karl-Heinz Lutz In der Breite 59, 7801 Umkirch Irmgard und Günter Merz Lichtenweg 1, 8038 Gröbenzell Dr. Herbert Rädle Veit-Jung-Straße 13a, 8430 Neumarkt Jürgen Schmidt, Oberforstrat Überlinger Straße 1, 7798 Pfullendorf Karl Werner Steim Wegscheiderstr Riedlingen Schriftleitung: Dr. med. Herbert Burkarth, 7487 Gammertingen Telefon 07574/4211 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiter zu empfehlen. 64

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