Aktuelle Entwicklungen des Gesundheitssystems: Chancen und Risiken für Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung
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1 DACHVERBAND SCHWEIZERISCHER PATIENTENSTELLEN DVSP Aktuelle Entwicklungen des Gesundheitssystems: Chancen und Risiken für Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung Jean-François Steiert Bern, 13. Schweizer Onkologiepflege Kongress, 24. März 2011
2 Einleitung Die verfügbare Zeit war schon immer und wird auch in Zukunft ein entscheidender Erfolgsfaktor des therapeutischen und pflegerischen Handelns sein. 2
3 Medizinischer Fortschritt Viele einst tödliche Krankheiten, so auch verschiedene Krebserkrankungen, sind heute heilbar; andere wie etwa AIDS sind kontrollierbar und damit zu chronischen Erkrankungen geworden. Erfolgreiche neue Therapien in der Krebsbekämpfung Steigende Lebenserwartung Biotechnologie, Gentechnik, Stammzellenforschung und - therapie oder die Nanotechnologie bieten grosses Potenzial an neuen Heil- und Präventionsformen. Ist Fortschritt immer Fortschritt und für wen? 3
4 Die Kosten Das Gesundheitswesen in der Schweiz ist eines der besten der Welt Der Grossteil der Bevölkerung ist mit der medizinischen Versorgung zufrieden Mit einem Ausgabenteil von zwischen 10 und 11 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) zählt es zu den teuersten Welt Wie viel ist uns die Gesundheit wert? 4
5 Stabile Gesundheitskosten Die Kosten nehmen zu; aber sie sind in den letzten 10 Jahren im Verhältnis zum BIP stabil geblieben. Die Eindämmung der Kostenzunahme darf nicht das alleinige Ziel sein: Qualität für alle ist das Hauptziel! Kosten des Gesundheitswesens in Relation zum BIP
6 Entwicklung der Gesundheitsausgaben Ländervergleich 6
7 Themen der Gesundheitspolitik Überblick Die Gesundheitskosten sind der Auslöser für (fast) alle aktuellen Themen der Gesundheitspolitik Neue Spitalfinanzierung/DRG Neue Pflegefinanzierung Pflege durch Angehörige Managed Care Kostengrenzen für medizinische Behandlungen ehealth (Öffentliche Krankenkasse) 7
8 Themen der Gesundheitspolitik Neue Spitalfinanzierung/DRG Neue Spitalfinanzierung mit Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups DRG) gesamtschweizerisch ab Januar 2012 DRG: Klassifikationssystem, das stationär behandelte Patienten in medizinisch und ökonomisch homogene Fallgruppen einteilt Nicht mehr das Spital als Institution, sondern die Leistungen am Patienten werden finanziert, Preis pro Fall Erhöhung der Leistungstransparenz Optimierung der Leistungsstrukturen Verkürzung der Verweildauer Senkung der Krankenhauskosten Mehr Wettbewerb unter den Spitälern 8
9 Themen der Gesundheitspolitik Bedenken zu DRG Kosten- und Zeitdruck Leistungseinbussen bei Behandlung (vgl. RICH-Studie) Möglichst kurze Verweildauer im Spital (Blutige Entlassungen) Abschieben von polymorbiden Patientinnen und Patienten Verlagerung von Patienten ins Ambulatorium Datenschutz gefährdet DRG im Widerspruch zu Palliative Care 9
10 Themen der Gesundheitspolitik Begleitmassnahmen DRG Kosten und Zeitdruck Versorgungsforschung Qualitätscontrolling: Rehospitalisationen, Komplikationen Verlagerungen stationär/ambulant Mittel und Kompetenzen für ambulante Übernahme Klare Abgrenzungen durch vernünftige Definition nach medizinischen Kriterien Datenschutz Keine systematische Datenlieferung zu den Krankenversicherungen Kein Datenaustausch auf Vorrat Einwilligung der Patientinnen und Patienten für Datenlieferung an Krankenversicherung Datenschutzbeauftragte bei Tarifverträgen involvieren Palliative Care Abbildung der Leistungen anhand leistungsgerechter Vergütungsmodelle, wenn nötig ausserhalb des DRG Systems. 10
11 Pflegefinanzierung: fragwürdige Umsetzung Versprechen seit Einführung des KVG nicht eingehalten Kompromiss auf Kosten der Langzeitpflege Unsinniger Föderalismus auf Kosten zahlreicher Patientinnen und Patienten Notwendige Klärung der Rolle der öffentlichen und privaten Pflegedienste 11
12 Breite Akzeptanz für Pflegefinanzierung 12
13 Themen der Gesundheitspolitik Pflege durch Angehörige Pflege durch Angehörige geht zurück Das stärkere berufliche Engagement vieler Frauen reduziert Bereitschaft und Verfügbarkeit für nicht entlöhnte Pflegearbeit Wachsender Anteil kinderloser Paare Grössere geographische Distanz innerhalb der Familien Steigender Anteil hochbetagter Menschen Reduzierung der Gesundheitskosten dank mehr «gratis» Pflege durch Angehörige ist illusorisch; schon eine Stabilisierung ist nu rmit Massnahmen zu erreichen, die ebenfalls Kosten verursachen 13
14 Themen der Gesundheitspolitik Managed Care Mehr Qualität und mehr Effizienz dank ganzheitlicher, von einer Hand gesteuerter Gesundheitsversorgung durch die gesamte Leistungskette und über alle Versorgungssektoren Managed care im Jahr 2011: interessante Ansätze, aber auch viele offenen Fragen Neues Gesetz gibt mehr therapeutischen Freiraum und sollte den Zugang allen PatientInnen unabhängig ihres Wohnortes und Ihrer Finanzkraft ermöglichen. Ungelöste kritische Aspekte gefährden guten Grundgedanken Mehr Erfolg mit öffentlichen Krankenkassen 14
15 Themen der Gesundheitspolitik Kostengrenzen für medizinische Behandlungen? Bundesgerichtsentscheid, Ende 2010: Für ein gerettetes Leben sind maximal Franken pro Jahr angemessen Diskussion: Wie viel darf ein Leben kosten? Ist jedes Leben gleich viel wert? Ist das Leben eines 80-jährigen Mannes gleich viel Wert wie das eines 20-jährigen? Und falls nicht: Welche Folgen hat dies für die medizinische Behandlung? Neue Medikamente: Keine Übernahme durch Krankenkasse, wenn «wzw» noch nicht vollständig erwiesen. Ungleichheiten sind unvermeidbar aber noch kein Grund für ein ungleiches System! 15
16 Themen der Gesundheitspolitik Öffentliche Krankenkasse Kurzfristig: Vermeidung von jährlich 300 bis 500 Millionen Franken Transaktions-, Werbe-, Vermittlungsund Administrativkosten und Nutzung dieser Beträge für dringenden Bedarf z.b. in der Pflege. Mittel- und langfristig: - Das für die notwendigen Gesundheitsreformen unabdingbare Vertrauensklima schaffen - Das öffentliche Interesse bei der Steuerung des Gesundheitssystem wieder in den Vordergrund rücken 16
17 Themen der Gesundheitspolitik ehealth Elektronische Gesundheitsdienste: elektronische Datenverarbeitung und digitaler Austausch Ziel: Qualitäts- und Effizienzsteigerung durch bessere Vernetzung Probleme: Fehlende Anreize - Datenschutz Nationale ehealth-strategie bis 2015 Elektronische Patientendossiers Online-Dienste Umsetzung und Weiterentwicklung (Vernetzung) E-health-Potential besser ausschöpfen im Interesse der Patientinnen und Patienten 17
18 Wo wollen wir sparen wo nicht? Mit dem medizinischen Fortschritt steigen die Heilungschancen bei Krankheiten. Chance für Patientinnen und Patienten mit Krebs Mit dem medizinischen Fortschritt nehmen die Gesundheitskosten zu. Risiko für Patientinnen und Patienten wegen Kostendruck auf Behandlung Risiken einer Mehrklassenmedizin Wie viel ist uns die Gesundheit wert? 18
19 Die Schweiz kann und soll sich ein hochwertiges Gesundheitssystem für alle Patientinnen und Patienten leisten.
20 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
ZAHLEN UND FAKTEN ZUFRIEDENE VERSICHERTE IN DER PKV HOLGER, FACHARZT ZUFRIEDENE VERSICHERTE IN DER GKV
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