Kapitel 6.3: Ergebnisse der Auswertung



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Fakultät II Studiengang Agrarwirtschaft (Diplom) Auszug aus der Diplomarbeit Analyse der Akzeptanz von Geprüfte Qualität - Bayern auf Erzeugerebene Kapitel 6.3: Ergebnisse der Auswertung vorgelegt von: Martina Kamm Wintersemester 2007/2008

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis IV Abbildungsverzeichnis V Tabellenverzeichnis VII 1 Einleitung 1 2 Die Bedeutung von Lebensmittelskandalen für die Entwicklung von Qualitätssicherungssystemen bei Lebensmitteln 4 3 Qualitätssichernde Vermarktung von Lebensmitteln 18 4 Produktkennzeichnung im Agrarmarketing und Auswirkungen auf das Konsumverhalten 31 5 Das Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm Geprüfte Qualität-Bayern 35 6 Befragung zur Akzeptanz von GQ-Bayern unter Landwirten 44 6.3 Ergebnisse der Auswertung 48 6.3.1 Auswertung der einleitenden Frage 48 6.3.2 Auswertung der Fragen zur Person 50 6.3.3 Auswertung der Fragen zum Betrieb 52 6.3.4 Auswertung der Fragen zu Geprüfte Qualität-Bayern 56 6.3.5 Auswertung der Fragen zur Kontrolle 71 6.3.6 Auswertung der Fragen zum Schluss 72 7 Fazit 95 8 Anhang 97 9 Literaturverzeichnis 105 Danksagung 108 Ehrenwörtliche Erklärung 109 II

6.3 Ergebnisse der Auswertung Die Auswertung der Befragung unter Landwirten hat sehr interessante, aber durch die veränderten Rahmenbedingungen von Geprüfte Qualität - Bayern auch teils erwartete Aussagen und Tendenzen gezeigt. Ein Beispiel für veränderte Rahmenbedingungen ist, dass sich die Hysterie der Verbraucher inzwischen wieder gelegt hat. Diese war nach der BSE-Krise besonders ausgeprägt. Damals war der gesamte Rindfleisch erzeugende Produktionsbereich eingebrochen und hatte unter enormen Imageverlust gelitten. Inzwischen konsumieren die meisten Verbraucher wieder eher billige statt qualitativ hochwertige und regionale Fleischerzeugnisse. Dies vermindert einerseits die Motivation der Lebensmittel produzierenden Betriebe zur Teilnahme an Qualitätssicherungsprogrammen. Andererseits ist aber die gesamte Produktionskette im Lebensmittelbereich aufgefordert, sich an Qualitätssicherungsprogrammen zu beteiligen, da so die Chance auf einen zukünftig gesicherten Absatz der Erzeugnisse bestehen bleibt. Folgende Abschnitte zeigen die Ergebnisse der Auswertung und e- ventuell daraus resultierende Folgen. 6.3.1 Auswertung der einleitenden Frage In einer einleitenden Frage wurde der Landwirt gefragt, ob er noch am Programm Geprüfte Qualität-Bayern teilnimmt. Das Ergebnis zeigt, dass 73 Prozent (= 115 Landwirte) der befragten Erzeugerbetriebe noch an GQ-B teilnehmen. Dabei ist festzustellen, dass 113 der befragten Landwirte seit dem Jahr 2002 Mitglieder bei Geprüfte Qualität - Bayern sind. Ein an der Umfrage teilnehmender Betrieb schloss sich dem Programm im Jahr 2003 an und ein Betrieb ist aktuell seit 2007 Programmteilnehmer. Ein Grund für die hohe Quote der bereits seit 2002 am Programm beteiligten Betriebe liegt sicherlich darin, dass ein Großteil der interviewten Betriebe aus dem Adresspool der bereits im Jahre 2004 Befragten stammte. Dem gegenüber stehen 27 Prozent der Befragten, die nicht mehr am Programm teilnehmen. Die dafür genannten Gründe können aus nachfolgender Abbildung gesehen werden. 48

Abb. 10: Gründe, warum befragte Landwirte nicht mehr bei GQ-B teilnehmen 20; 47% 12; 29% 3; 7% 7; 17% n = 42 keine Angaben Standardkriterien wurden nicht erfüllt / Kontrollwesen Rentabilität / fehlender Sinn bei mehr Aufwand und keinem Mehrerlös Betriebsaufgabe / inzw. viehlos / Umschulung Aus Abbildung 10 wird ersichtlich, dass 47 Prozent, also fast die Hälfte der befragten Landwirte, die nicht mehr an GQ-B teilnehmen, bereits ihren Betrieb aufgegeben haben, inzwischen keine Tiere mehr halten oder auf einen anderen Beruf umgeschult haben. Mit 29 Prozent am zweithäufigsten wurde als Austrittsgrund eine fehlende Rentabilität und damit der fehlende Sinn des Programms ausgelöst durch mehr Aufwand und gleichzeitig ausbleibendem Mehrerlös genannt. 17 Prozent der Betriebe haben die Standardkriterien nicht erfüllt oder sind mit dem Kontrollwesen nicht zufrieden. Drei Landwirte haben keine Auskunft zum Grund der abgelegten Mitgliedschaft geben wollen. Die Abbildung zeigt, dass 64 Prozent (47 Prozent plus 17 Prozent) der Betriebe nicht ausgetreten sind, weil diese z. B. mit Inhalt oder Dokumentation unzufrieden waren, sondern eher, weil es durch die sich verändernde Rahmenbedingung nicht mehr erforderlich war, am Programm teilzunehmen. Gründe für den Austritt sind insbesondere die Betriebsaufgabe aus Altersgründen und die Umschulung wegen mangelnder Rentabilität. Auch ist es möglich, dass der Betrieb die Standardkriterien der neuen gesetzlichen Vorgaben nicht mehr erfüllen konnte. Mögliche Gründe hierfür sind, dass der Betrieb entweder auslaufend ist, oder es möglicherweise geplant ist, die Viehhaltung abzuschaffen. Damit würde sich z. B. der Umbau des Kälberstalls von Anbindehaltung auf Freilauf nicht mehr rentieren. Damit ist in den meisten Fällen der Austritt betrieblich begründet. 49

6.3.2 Auswertung der Fragen zur Person Die im Telefoninterview befragten Landwirte sind durchschnittlich ca. 49 Jahre (48,7 Jahre) alt. Auskunft zur Ausbildung dieser Landwirte gibt folgende Abbildung, die von 149 der 157 Befragten beantwortet wurde. Abb. 11: Ausbildung der befragten Landwirte 2; 1% 37; 25% 18; 12% 6; 4% 28; 19% n = 149 58; 39% landwirtschaftliche Lehre / BILA staatlich geprüfter Wirtschafter / Techniker Fachschule / staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt Weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung (Meister) landwirtschaftliches Studium (FH, Uni) Sonstiges Abbildung 11 zeigt, dass 39 Prozent der befragten Landwirte über eine landwirtschaftliche Lehre bzw. über eine BILA verfügen. Ein Viertel der Landwirte hat eine weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung bzw. den Meisterabschluss. Staatlich geprüfte Wirtschafter bzw. Techniker sind 19 Prozent der Befragten. Vier Prozent verfügen über den Abschluss an der Fachschule bzw. des staatlich geprüften Agrarbetriebswirts und ein Prozent (= zwei Landwirte) der Befragten haben ein landwirtschaftliches Studium abgeschlossen. 12 Prozent der landwirtschaftlichen Erzeuger haben einen sonstigen Abschluss, der jeweils nur wenige Male genannt wurde, wie beispielsweise Werkzeugmechaniker, Maurer oder Kfz-Mechaniker. Interessant dabei ist, dass Landwirte, die an GQ-Bayern teilnehmen generell eine höher qualifizierte Ausbildung haben, als diejenigen, die nicht mehr dem Programm GQ-B angehören, wie es die nachfolgenden Abbildungen zeigen. So könnte man die These formulieren, dass die qualitätssichernde Erzeugung von Rindfleisch mit höherem Bildungsgrad zunimmt. 50

Abb. 12: Ausbildung der Landwirte, die an GQ-B teilnehmen Landwirtschaftliche Lehre / BILA Staatlich geprüfter Wirtschafter/Techniker Fachschule / staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt Weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung (Meister) Landwirtschaftliches Studium (FH, Uni) Sonstiges 33; 29% 10; 9% 1; 1% 6; 5% 22; 19% n = 115 43; 37% Abb. 13: Ausbildung der Landwirte, die nicht mehr an GQ-B teilnehmen Landwirtschaftliche Lehre / BILA Staatlich geprüfter Wirtschafter/Techniker 8; 24% n = 34 Fachschule / staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt Weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung (Meister) Landwirtschaftliches Studium (FH, Uni) Sonstiges 1; 3% 4; 12% 0; 0% 6; 18% 15; 43% Eben aufgestellte These könnte damit belegt werden, dass von den aus dem Programm ausgetretenen Landwirten 67 Prozent entweder über den Abschluss einer landwirtschaftlichen Lehre (43 Prozent) oder Sonstigem (24 Prozent) verfügen (vgl. Abb. 13). Die Zahl der Landwirten die staatlich geprüften Wirtschafter bzw. Techniker (18 Prozent) sind oder einer weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung haben bzw. den Berufsgrad Meister (12 Prozent) haben beträgt 30 Prozent. Demgegenüber steht Abbildung 12 mit den an GQ-Bayern teilnehmenden Erzeugern. Fünf Prozent der GQ-Bayern-Teilnehmer sind staatlich geprüfte Agrarbetriebswirte, 19 Prozent staatlich geprüfte Wirtschafter und 29 Prozent Meister. 51

Unter den am Programm teilnehmenden Betriebsleitern gibt es insgesamt 46 Prozent, die eine landwirtschaftliche Lehre oder Sonstiges als Ausbildung angeben (vgl. Abb. 12). Dies sind 21 Prozent weniger als bei den aus GQ-Bayern ausgetretenen (vgl. Abb. 13) Betriebsleitern. Die Anzahl derer, die ein landwirtschaftliches Studium absolviert haben, ist nicht repräsentativ. Diese zwei landwirtschaftlichen Erzeuger verteilen sich eins zu eins auf die Gruppe der an GQ- Bayern teilnehmenden und der von GQ-Bayern ausgetretenen Betriebe. Die Tendenz zeigt, dass Betriebsleiter, die das Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm GQ-B auf ihrem Betrieb führen, eher einen höheren Ausbildungsgrad haben, als die Betriebe, die ohne jegliches Qualitätssicherungsprogramm wirtschaften. Ob die bewusst qualitätssichernde Wirtschaftsweise allerdings direkt aus der tendenziell höheren Berufsbildung resultiert - also ob das Bewusstsein für die qualitätssichernde Produktion, die letztlich Bestandteil landwirtschaftlichen Marketings ist, eher durch eine höher qualifizierte Ausbildung vermittelt wird lässt sich aus den Abbildungen 12 und 13 nicht schlüssig folgern. Daher kann gesagt werden, dass wohl die an GQ-Bayern teilnehmenden Erzeuger sich bzw. ihren Betrieb auch in Zukunft weiter entwickeln werden, während einige der Erzeuger, die nicht mehr bei GQ-Bayern teilnehmen, ihren Betrieb in Zukunft eher aufgeben werden. Diese These wird nachfolgend durch weitere Beispiele belegt werden. 6.3.3 Auswertung der Fragen zum Betrieb Um die betriebliche Situation der interviewten Erzeuger besser einschätzen zu können, enthielt der Fragebogen auch Fragen zum Betrieb, beispielsweise, ob der Landwirt seinen Betrieb im Vollerwerb oder im Nebenerwerb bewirtschaftet. Das Ergebnis zeigt, dass von allen 149 Landwirten, die diese Frage beantwortet haben, 74 Prozent (= 111 Landwirte) im Vollerwerb wirtschaften und 26 Prozent (= 38 Landwirte) im Nebenerwerb. Die befragten Landwirte bewirtschaften durchschnittlich rund 47 ha Fläche (46,93 ha) und davon ungefähr 19 ha Grünland (19,18 ha). Bei der Auswertung dieser beiden Fragen fiel auf, dass die an GQ-Bayern teilnehmenden Betriebe im Vergleich zu denen, die nicht mehr an GQ-Bayern teilnehmen, erfolgreicher wirtschaften. Mit folgender Tabelle soll ein Überblick zur unterschiedlichen Situationen der Betriebe gegeben werden. 52

Tab. 2: Vergleich der betrieblichen Situation Teilnehmer von GQ-Bayern Nicht mehr Teilnehmer von GQ-Bayern Betriebsform: - Vollerwerb - Nebenerwerb Bewirtschaftete Fläche davon Grünland 79 % 21 % 49,6 ha 18,6 ha 59 % 41 % 37,5 ha 22,5 ha Aussicht auf Hofnachfolger - ja, sicher 59 % - nein 16 % - vermutlich 25 % 44 % 34 % 22 % Tabelle 2 zeigt, dass 79 Prozent der an GQ-Bayern teilnehmenden Betriebe im Vollerwerb wirtschaften. Im Vergleich dazu ist der Anteil der Vollerwerbsbetriebe unter den ehemals am Programm teilnehmenden mit 59 Prozent um 20 Prozent geringer. Erzeuger, die dem Programm GQ-B zugehören bewirtschaften durchschnittlich eine Fläche von 49,6 ha. Davon sind 18,6 ha Grünland. Landwirte, die der Geprüften Qualität - Bayern nicht mehr angehören, bewirtschaften durchschnittlich 37,5 ha. Dies sind rund 12 ha weniger als bei den am Programm teilnehmenden Rindfleischerzeugern. Auffallend ist, dass diese Betriebe mit einer durchschnittlich bewirtschafteten Fläche von 22,5 ha Grünland einen höheren Grünlandanteil haben, als GQ- Betriebe. Daraus könnte gefolgert werden, dass diese Betriebe - vor allem durch den hohen Grünlandanteil - eher in für den Ackerbau benachteiligten Regionen liegen. Daher werden diese ihr Geld vermutlich mit der Milch ihrer Kühe verdienen und somit eventuell einem Qualitätssicherungsprogramm für Milch (z. B. QM) oder einem speziell mit der Molkerei vereinbarten Qualitätssicherungssystem angehören. Dies würde zugleich bedeuten, dass diese Betriebe eher reine Milchviehbetriebe sind und nicht noch zusätzlich nebenher Bullenkälber etc. mästen (optimale tägliche Zunahme wird gewöhnlich mit der Fütterung von Maissilage erreicht). Nicht-GQ-Betriebe werden eher weniger in die betriebliche Flächenaufstockung investieren, was zum einen die relativ niedrigere Ist-Flächenausstattung im Ver- 53

gleich zu den GQ-Betrieben zeigt. Zum anderen kann dies mit dem sehr hohen Anteil an Nebenerwerbsbetrieben von 41 Prozent (vgl. Tab. 2) belegt werden. Letztlich führt sicher auch die unsichere Zukunft dieser Betriebe dazu, dass die Flächenausstattung eher unterdurchschnittlich ausfällt (vgl. Tab. 2). Denn im Vergleich zu den GQ-Teilnehmer-Betrieben, die zu 59 Prozent sicher einen Hofnachfolger haben, sind es unter den Betrieben, die nicht an GQ-Bayern teilnehmen, nur 44 Prozent mit gesicherter Hofnachfolge. Der Anteil derer, die eine Hofnachfolge vermuten, ist mit 25 Prozent bei den Programmteilnehmern und 22 Prozent bei den aus dem Programm ausgetretenen relativ gleich. Grund dafür ist zum einen, dass die Landwirte möglicherweise noch kleine Kinder haben, über deren genaue zukünftige Berufsplanung noch keine Auskunft gegeben werden kann. Zum anderen überdenken viele Landwirte ihre eigene betriebliche Lage aktuell kritisch und sind so noch zögerlich, was die Zukunft der bayerischen Landwirtschaft bringen wird. Mit 34 Prozent gibt es unter den nicht mehr am Programm teilnehmenden Betrieben mehr als doppelt so viele Betriebe ohne Hofnachfolger, wie unter den bei Geprüfte Qualität-Bayern teilnehmenden Betrieben (16 Prozent ohne Hofnachfolger). Die aufgezeigten Zahlen zeigen, dass die Betriebe, die nicht mehr Mitglied beim Programm Geprüfte Qualität - Bayern sind, im Vergleich zu GQ-zertifizierten Betrieben durch eine schlechtere Ist-Situation gekennzeichnet sind. Sie werden auch in Zukunft eher benachteiligt sein, da es z. B. aktuell bei 56 Prozent der nicht mehr teilnehmenden Betriebe keinen Hofnachfolger (34 Prozent) gibt oder die Hofnachfolge unsicher (22 Prozent) ist. Da sich die an GQ-Bayern teilnehmenden Betriebe z. B. hinsichtlich Flächenausstattung und zukünftigem Hofnachfolger aktuell schon in einer besseren Lage befinden, ist zu vermuten, dass sich diese Betriebe auch in Zukunft vergrößern und dabei zukünftig verstärkt auf Qualitätssicherung in der Produktion setzen. Diese Betriebe nehmen vermutlich weiter am Programm Geprüfte Qualität - Bayern teil und versuchen dadurch ihren Absatz zu sichern und das Image ihrer Erzeugnisse stets zu verbessern. Qualitätskontrollen dienen hierbei der Absicherung durch eine neutrale Prüfinstanz und schützen den innovativen Erzeuger vor Betriebsblindheit. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, wie sich die Hauptbetriebszweige der befragten Betriebe zusammensetzen. Dies ist in nachstehender Abbildung dargestellt. 54

Abb. 14: Hauptbetriebszweig der befragten Landwirte n = 163, Mehrfachnennungen 4% 7% 9% Ackerbau Rindermast 16% Milchviehhaltung Schweinemast 64% Sonstiges Wie in Abbildung 14 erkenntlich, haben über 64 Prozent der befragten landwirtschaftlichen Betriebe den Hauptbetriebszweig Milchviehhaltung. Milchviehhaltung spielt in Bayern auch für GQ-Bayern-Rindfleisch die entscheidende Rolle, obwohl die Betriebe durchschnittlich nur 35 Kühe halten. Offenbar ist es, obwohl es in der Milchviehhaltung speziell für Milch noch das Qualitätssicherungsprogramm QM gibt, notwendig, auch im Fleischbereich einem Qualitätssicherungsprogramm anzugehören, um die schlachtreifen Kühe und Mastkälber auf dem Markt absetzen zu können. Der am zweithäufigsten genannte Hauptbetriebszweig ist mit 16 Prozent der Erzeugerbetriebe - mit großem Abstand zur Milchviehhaltung - die Rindermast, mit durchschnittlich rund 82 Stück Rindern. An dritter Stelle steht der Ackerbau mit neun Prozent, gefolgt von der Schweinemast mit vier Prozent (durchschnittlich ca. 243 Schweine pro Betrieb). Unter Sonstiges wurden Hauptbetriebszweige wie Mutterkühe, Hopfen, Direktvermarktung oder Biogas, in jeweils geringer Prozentzahl, genannt. Die Zahlen lassen erkennen, dass sowohl GQ-Betriebe wie auch bayerische Betriebe eher von mittlerer Größe sind und dass die Betriebe mit Ausnahme - hauptsächlich durch die Kombination verschiedener Betriebszweige versuchen erfolgreich zu wirtschaften. Diesen Abschnitt des Fragebogens abschließend, kann gesagt werden, dass es sich bei den befragten Landwirten größtenteils um Vollerwerbslandwirte handelt, die durchschnittlich 40 bis 50 Hektar bewirtschaften. Bei mehr als 60 Prozent der Befragten Hauptbetriebszweig die Milchviehhaltung. Der Großteil der Betrie- 55

be wird in Zukunft erhalten bleiben, da bei 56 Prozent der interviewten Betriebsleiter die Hofnachfolge gesichert ist. 6.3.4 Auswertung der Fragen zu Geprüfte Qualität-Bayern Nach Fragen zur Person und zum Betrieb kommt der Fragebogen zum Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm Geprüfte Qualität - Bayern. Die ab dem Gliederungspunkt 6.3.4 dargestellten Auswertungsergebnisse beziehen sich auf die Aussage von maximal 115 teilnehmenden Landwirten. Grund hierfür ist, dass der Fragebogen für die Betriebe, die nicht mehr an GQ-B teilnehmen ausschließlich die Fragen zur Person und die Fragen zum Betrieb beinhaltet. Wie zu Beginn des Kapitels erwähnt, nehmen 113 von 115 am Interview teilnehmende Erzeugerbetriebe seit Einführung im Jahr 2002 am Programm Geprüfte Qualität - Bayern teil. 100 Prozent der Programmteilnehmer sind mit dem Produkt Rindfleisch im Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm vertreten. Einer der Befragten ist zusätzlich noch mit einem weiteren Produkt GQzertifiziert, nämlich mit Getreide. Die Betriebe geben an, im Durchschnitt 2,7 Mal kontrolliert worden zu sein. Da GQ-Bayern im Jahr 2002 eingeführt wurde, würde dies bedeuten, dass die meisten Programmteilnehmer in die Kategorie Stufe zwei bzw. drei (ein- bis zweijähriger Kontrollrhythmus) eingeordnet sind. Da 90 Prozent der Betriebe Stufe I (dreijähriger Kontrollrhythmus) erreichen, ist zu vermuten, dass viele landwirtschaftliche Betriebe entweder den Übergang von Offener Stalltür zu Geprüfte Qualität - Bayern nicht bewusst wahrgenommen haben, oder, dass die Landwirte - aufgrund der recht großen Anzahl an verschiedenen Betriebskontrollen - die jeweilige GQ-Bayern-Kontrolle gar nicht bewusst von den anderen Kontrollen, wie z. B. QM unterscheiden. Es fiel aber auf, dass die Landwirte durchgehend Cross Compliance-Kontrollen von anderen unterscheiden konnten. Hier konnte auch genau gesagt werden, ob der eigene Betrieb schon CC-kontrolliert ist oder nicht. Des Weiteren war es nicht immer klar, ob es sich um eine CC-Teilkontrolle handelte oder um die komplette CC-Kontrolle. Somit müssen sich auch viele Betriebsleiter nach ihrer Meinung nicht speziell auf eine GQ-Kontrolle vorbereiten, da die von GQ-Bayern geforderten Standardkriterien bereits mit CC abgedeckt werden. Nachfolgende Abbildung gibt einen Eindruck darüber, wie lange sich einzelne Betriebe auf eine GQ-Kontrolle vorbereiten. 56

Abb. 15: Vorbereitungszeit für eine GQ-B-Kontrolle n = 115 27% 19% eigentlich nicht / gar nicht / nicht speziell Unterlagen bereitlegen / fortführen meherere Stunden / 1/2 Tag / 1 Tag 1/2 bis 3 Stunden 36% 3% 3% 12% 1 bis 3 Tage Sonstiges Wie es Abbildung 15 zeigt, könnte durch die große Anzahl derer, die sich eigentlich nicht (36 Prozent) auf eine Kontrolle vorbereiten, oder ausschließlich ihre Unterlagen bereitlegen (27 Prozent), der Eindruck entstehen, dass die Landwirte die Kontrollen durch die Zertifizierungsstellen nicht ernst genug nehmen. Gründe sind, dass die meisten Betriebe die Anforderungen von GQ- Bayern von vornherein erfüllen oder die eventuell drohenden Sanktionen zu wenig abschrecken, um sich gewissenhaft auf eine Kontrolle vorzubereiten. Besonders im Rindfleischbereich trifft der Ausschluss aus dem Programm die Erzeuger nicht so hart, da noch Absatzwege ohne GQ-Bayern-Zertifizierung vorhanden sind. Deshalb ist die Zahl derer, die sich gewissenhaft (eine Stunde oder länger) auf eine GQ-Bayern-Kontrolle vorbereiten, mit insgesamt 34 Prozent klein und kann die eben formulierte These stützen. Die Landwirte sagen aber, dass sie sich einerseits nicht direkt vorbereiten können, da die Kontrollen oft maximal einen halben Tag vorher angekündigt werden. Andererseits sei sie als teilnehmende Erzeuger zur steten Eigenkontrolle verpflichtet, die wiederum eine spezielle Vorbereitung überflüssig machen würde. Ein letztes, häufig genanntes Argument gegen eine spezielle Vorbereitung zur GQ-Kontrolle ist, dass die Cross Compliance-Forderungen die Forderungen von GQ-Bayern abdecken und der Betrieb daher automatisch das GQ-Bayern-Niveau erfüllt. So ist der Abbildung 15 eine eher geringe Aussagefähigkeit beizumessen. Es gibt sicher Landwirte, die einfach im Programm mitschwimmen und den Marktvorteil durch die Teilnahme am Programm nutzen. Dennoch wird der Großteil 57

der Landwirte versuchen, gewissenhaft die Programmanforderungen zu erfüllen, um sich einen Marktvorteil durch echte Qualität dauerhaft sichern zu können. So wurde teilweise von den befragten Landwirten der Wunsch geäußert, dass nicht einmal im Abstand von drei Jahren für einen halben Tag kontrolliert werden sollte, sondern lieber jährlich in einer kurzen Kontrolle die Erfüllung der Kriterien überprüft werden sollte. Dadurch wäre zum einen eine größere Motivation zur Eigenkontrolle bzw. zur Beseitigung entdeckter Mängel gegeben; zum anderen könnte rechtzeitig auf Fehler im Betriebsablauf hingewiesen werden und so der eigenen Betriebsblindheit vorbeugen. Die bisherigen Ergebnisse aus der Befragung machen die große Anzahl, der freiwillig an Geprüfte Qualität - Bayern teilnehmen Betriebe verständlicher. 77 Prozent der Befragten sind dem Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm Geprüfte Qualität-Bayern nämlich freiwillig beigetreten, wie nachfolgende Abbildung belegt. Abb. 16: Teilnahme an GQ (2007) 29; 23% n = 128; 100% bei Mehrfachnennung 99; 77% eher freiwillig auf Druck der Abnehmer und Verbraucher Abbildung 16 zeigt, dass sich 23 Prozent (= 29 Personen) der Befragten auf Druck der Abnehmer und Verbraucher dem Programm GQ-Bayern angeschlossen haben. Bei Betrachtung fällt weiter auf, dass 128 Landwirte diese Frage beantworteten (maximal möglich wären 115 Landwirte). Davon haben 13 Landwirte mit sowohl als auch geantwortet. In der Abbildung sind also Mehrfachnennungen enthalten. Trotzdem lassen 77 Prozent freiwillige Programmteilnehmer folgern, dass es aus ihrer Sicht notwendig war, sich, besonders nach der BSE- Krise, im Rindfleischbereich umzuorientieren. 58

Durch die Teilnahme am Qualitätssicherungsprogramm akzeptieren sie die Sicherheit und Qualität der Produkte auch durch eine regelmäßige Kontrolle zu gewährleisten. Grund für die hohe Akzeptanz ist sicher auch, dass alle Befragten bereite langjährig und freiwillig am Programm Offene Stalltür teilgenehmen. So möchten die Landwirte ein besseres Image für das bayerische Rindfleisch erzielen und damit das Vertrauen der Verbraucher wieder für sich gewinnen. Einigen Aussagen befragter Erzeuger zufolge aber inzwischen von beinahe allen Schlachthöfen gewünscht, dass die Landwirte sich einem Qualitätssicherungssystem, wie GQ-Bayern, anschließen. Wie es 23 Prozent der Befragten belegen, wird notfalls auch Druck von Seiten des Schlachtbetriebs auf den Landwirt ausgeübt, sich einem entsprechenden Programm anzuschließen. Die große Anzahl freiwilliger Programmteilnehmer lässt weiter vermuten, dass sich die Landwirte mit den geforderten Kriterien des Programms auskennen. Doch dies ist eine irrige Annahme. 62 der Befragten fiel spontan ein einziges, ihnen wichtiges, einzuhaltendes Kriterium von Geprüfte Qualität-Bayern ein. Nur 56 der 115 befragten Landwirte konnten ein zweites für sie wichtiges Kriterium nennen. In den insgesamt 118 Nennungen wurden vor allem fünf notwendig einzuhaltende und für die Rindfleischerzeuger wichtige Kriterien aufgezählt. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick darüber, welche Kriterien genannt wurden und wie die Gewichtung der einzelnen Kriterien ausfällt. Abb. 17: Zwei für die befragten Landwirte wichtige Kriterien von GQ-Bayern 30; 25% 22; 19% n = 118 34; 29% 9; 8% 11; 9% Futtermittel / A-Futter / Futterlagerung etc Tierschutz / Kälber- VO / Tränke / Platz pro Tier etc. Arzneimittel /-aufzeichnung /-buch etc Sauberkeit / Hygiene Sonstiges Rinderkennzeichnung / Rückverfolgbarkeit etc. 12; 10% 59

Abbildung 17 zeigt, dass speziell die Kriterien, die unmittelbar mit dem Wohlbefinden des Tieres zusammenhängen, von den Landwirten als besonders wichtig empfunden werden. So machten die Rindfleischerzeuger während der Interviews wiederholt die Aussage, dass das Wohlbefinden der Tiere sehr wichtig ist. Denn gesunde Tiere erfreuen den Landwirt, erleichtern die tägliche Arbeit und bringen zugleich eine bessere Leistung bei weniger Kosten. Daher fiel den meisten Erzeugern (29 Prozent) zuerst die Forderung nach einem qualitativ hochwertigen Futter (speziell bei GQ-Bayern: A-Futter) ein. Dann (25 Prozent) folgten Kriterien zum Tierschutz, wie Mindeststallfläche (oder -Weidefläche) pro Tier, ausreichende Tränke und speziell in der Kälberhaltung die Einhaltung der Kälberhaltungsverordnung. Weiter (19 Prozent) wurde der sorgsame Umgang mit den Arzneimitteln, der u. a. die Arzneimittelaufzeichnung beinhaltet, gefolgt von Sauberkeit und Hygiene (10 Prozent) und die Rinderkennzeichnung sowie die Rückverfolgbarkeit (8 Prozent) genannt. Schon die Tatsache, dass diese Frage nur 68 der befragten Landwirte beantworteten, kann Indiz dafür sein, dass sich die Erzeuger generell zu wenig mit dem Programm und dessen Inhalt befassen. Oder, dass das Programm Geprüfte Qualität-Bayern auch unter den Landwirten zu wenig verbreitet ist. Zudem wird ersichtlich, dass in vielen Fällen vermutlich der Übergang von Offener Stalltür zu Geprüfte Qualität-Bayern fließend und ohne weiteres Nachdenken (z. B. bezüglich neuer Programminhalte) abgelaufen ist. Es kann aber auch bedeuten, dass der Landwirt die Programminhalte so sehr in seine tägliche Praxis eingebunden hat, dass er spontan gar nicht sagen kann, was er speziell für GQ- Bayern einhält bzw. was sowieso zur Routine der guten fachlichen Praxis gehört. Diese zweite Folgerung wird wohl das größere Gewicht haben. Dies kann mit dem Ergebnis weiterer Fragen bezüglich Einhaltung der Kriterien, nachfolgend belegt werden. 60

Abb. 18: Kriterien, deren Einhaltung besonders schwierig und zu theoretisch ist 14; 27% In der kleinen Zahl (59 Personen) derer, die überhaupt etwas auf diese Frage antworteten, zeigt sich erneut, dass viele Landwirte sich während ihrer täglichen Arbeit wenig Gedanken darüber machen, was schwierig, sinnvoll oder zu theore- 61 n = 52 10; 19% Dokumentation / Bürokratie Sonstiges Arzneimittel 15; 29% 7; 13% eigentlich nichts / CC deckt ab 6; 12% Verbot Anbindehaltung Abbildung 18 zeigt, dass die Erzeuger sehr praktisch orientiert sind. So ist z. B. die geforderte Dokumentation (29 Prozent) das Kriterium, welches am häufigsten als besonders schwierig oder zu theoretisch bezeichnet wird. 13 Prozent der Befragten, die sagen, dass eigentlich nichts schwierig oder zu theoretisch ist, bzw. dass CC GQ-Bayern abdeckt, lassen folgern, dass sich GQ-Bayern inzwischen kaum mehr vom fachrechtlichen Standard abhebt. Das Verbot der Anbindehaltung wird allgemein als schwierig gesehen, da dies vor allem in Verbindung mit Umbaukosten steht. Unter Sonstiges wurde beispielsweise die Hygiene im Futterlager genannt, da nicht immer das Eindringen von kleineren Tieren wie Schadnagern etc. verhindert werden kann. Außerdem wird die Tierkennzeichnung mit der doppelten Ohrmarke (dies ist allgemeine CC-Auflage; aber keine Unterscheidung zu GQ-Bayern) als besonders schwierig empfunden, da es besonders bei Kühen häufig vorkommt, dass Ohrmarken verloren werden und die Zeit von Nachbestellung der Ohrmarke bis zum tatsächlichen Erhalt oft mehrere Tage bis Wochen dauert. Weiter wurden viele Auflagen, die teilweise nicht verstanden werden, genannt. So z. B. die Problematik der Stallführung älterer Ställe bezüglich Erfüllung der aktuellen Standardkriterien. Problematisch wird gesehen, dass sich die Schwerpunkte der Prüfer (bei bereits mehrmals kontrollierten Betrieben) oft unterscheiden.

tisch ist, sondern dass viele Gesetze und Vorschriften - ohne diese zu überdenken - hingenommen werden und versucht wird, die Vorschriften so gut wie möglich zu erfüllen. Nachdem herausgefunden wurde, dass die Erzeuger zwar größtenteils freiwillig am Programm teilnehmen, sich im Durchschnitt jedoch kaum mit den Kriterien auskennen, ist es interessant zu erfahren, welche Gründe die Landwirte möglicherweise zur Teilnahme am Programm GQ-Bayern bewegt haben. Diese sind in nachfolgender Abbildung dargestellt. Abb. 19: So beurteilen die befragten Landwirte mögliche Teilnahmegründe [1 = sehr w ichtig; 5 = sehr unw ichtig] 5,00 n = 115 4,00 3,00 2,00 1,00 2,95 2,50 2,08 1,78 2,35 3,29 4,01 2,76 Steigerung des Absatzes höhere Marktsicherheit Langfristig Mehrerlöse (=höherer Preis für GQ-Ware) Ein besseres Image f. Agrarprodukte Ein besseres Image f. den eigenen Betrieb Erkennen von betrieblichen Schwachstellen Effizientere Betriebsabläufe Bessere Bindung an den Abnehmer Um Abbildung 19 besser verstehen zu können, ist zu erwähnen, dass dem Landwirt bei dieser Frage die möglichen Gründe (auf der Querachse dargestellt) genannt wurden und er diese dann mit den Noten 1 (= sehr wichtig) bis 5 (= sehr unwichtig) bewerten konnte. Damit wurden die Ergebnisse der Frage gut vergleichbar mit der Studie im Jahr 2003. So geht aus Abbildung 19 hervor, dass ein besseres Image für die Agrarprodukte - speziell für Rindfleisch - der Hauptgrund (Note: 1,78) war, sich der Geprüften Qualität-Bayern anzuschließen. An zweiter Stelle (Note: 2,08) steht die Hoffnung auf langfristigen Mehrerlös, gefolgt von an dritter Stelle einem besseren Image für den eigenen Betrieb (Note: 2,35). Am wenigsten ist die Teilnahme an die Hoffnung auf effizientere Betriebsabläufe (Note: 4,01) gebunden. Auch die Absatzsteigerung (Note: 2,95) und das Erkennen betrieblicher Schwachstellen (Note: 3,29) sind scheinbar keine zwingende Gründe für die Teilnahme an GQ-B. 62

So zeigt sich, vor allem durch die Ergebnisse folgender Fragen, der teilweise auftretende Unmut unter den Landwirten als begründet. Acht Prozent der Befragten geben an, dass die ursprünglichen Beweggründe zur Teilnahme am Programm GQ-Bayern tatsächlich eingetreten sind. Bei 37 Prozent der Erzeuger hat sich teilweise etwas positiv verändert und bei 55 Prozent der Landwirte haben sich die Teilnahmegründe nicht realisiert. So haben z. B. nur 33 Prozent der Erzeuger einen Mehrerlös durch die Teilnahme bei Geprüfte Qualität - Bayern. Dies liegt weit unter dem Prozentanteil, den man sich ursprünglich erhofft hatte. Umgekehrt sei es eher so, dass der Rindfleischerzeuger teilweise weniger für sein Vieh bekommt, wenn er nicht GQ-zertifiziert ist. Dies lässt folgern, dass GQ-Bayern bei den Schlachthöfen schon als Standard vorausgesetzt wird. Falls der Erzeuger einen Zuschlag bekommt, fällt dieser entgegen den Programmerwartungen meist nicht sehr hoch aus. Zudem ginge der Zuschlag, nach Angabe der Erzeuger, oft nicht eindeutig aus der Rechnung hervor. Dies führt zur Verwirrung unter den Landwirten, weil viele der Befragten tatsächlich nicht wissen, ob der Zuschlag, den sie bekommen, direkt von GQ-Bayern abhängt. Ob GQ-Bayern mit im Qualitätszuschlag oder sonstigem in der Rechnung berücksichtigt ist, wussten nur 36 der Befragten bzw. konnten diese die Höhe des gewährten Zuschlags nennen. Folgende Abbildung zeigt die Höhe der gewährten Zuschläge. Abb. 20: Zuschlag, den die GQ-Teilnehmer bekommen unter 1 Ct/kg 5 1-2 Ct/kg 7 3-5 Ct/kg 5 Wie Abbildung 20 zeigt, erhält nur ein Landwirt einen Zuschlag von 10 Cent/kg. Die meisten Erzeuger (sieben Erzeuger) haben einen Mehrerlös von einem Cent/kg bis zwei Cent/kg durch die GQ-Zertifizierung. Jeweils fünf Land- 63 n = 36 10 Ct/kg 1 sonstiges Nennung: 0 2,5 5 7,5 10 12,5 15 17,5 20 18

wirte erhalten weniger als ein Cent/kg und drei bis fünf Cent/kg als Zuschlag. Sonstigem sind Aussagen, wie: er bekommt einen Qualitätszuschlag, er erhält eine Pauschale, er kriegt ein bisschen was mehr, oder: er weiß es nicht genau, zuzurechnen. Wie bereits erwähnt, fällt das Ergebnis der Frage nach einem Zuschlag recht mager aus. Dies ist darauf zurückführen, dass GQ-Bayern auf bayerischen Schlachthöfen inzwischen größtenteils als Standard gehandhabt wird, und so die ursprünglich erhofften bzw. tatsächlich vorhandenen Zuschläge als Mittel zur Motivation einer qualitätssichernden Rindfleischerzeugung überflüssig sind. Dennoch herrscht unter den Landwirten positive Stimmung. Denn die Rindfleischerzeuger sind sich bewusst, dass durch das Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm ein gewisser Standard erreicht ist. Durch diesen wiederum konnte ein besseres Image für Rindfleisch erzielt werden (vgl. Abb. 19: Note= 1,78). Die Stimmung der Landwirte - hinsichtlich einer Qualitätssicherung mit GQ-Bayern - wurde in vier durch die Erzeuger mit Noten zu bewertenden Aussagen, getestet. Das Ergebnis zur Bewertung der Aussagen GQ-Bayern bringt mehr Bürokratie, GQ-Bayern führt zur Senkung der Betriebskosten, GQ- Bayern erhöht die tägliche Arbeitszeit und GQ-Bayern führt zu hohen Investitionskosten zur Erfüllung der Standardkriterien des Programms ist in nachfolgender Abbildung dargestellt. Abb. 21: Erzeuger beurteilen Aussagen zu GQ-Bayern [1 = stimmt vollständig; 5 = überhaupt nicht] 5,00 4,00 4,67 n = 115 4,09 3,00 2,00 1,00 1,91 GQ-B bringt mehr Bürokratie GQ-B führt zur Senkung d. Betriebskosten 3,16 GQ-B erhöht die GQ-B führt zu tägliche Arbeitszeit hohen Investitionskosten zur Erfüllung der Standardkriterien des Programms 64

Abbildung 21 zeigt, dass sich die Rindfleischerzeuger einig sind (Note: 1,91), dass GQ-Bayern zusätzlich mehr Bürokratie bringt. Ebenfalls eindeutig ist das Ergebnis zur zweiten Aussage GQ-B führt zur Senkung der Betriebskosten. Diese Aussage wird fast immer mit überhaupt nicht bewertet, was das Ergebnis (Note: 4,67) der Abbildung widerspiegelt. Auch die beiden anderen Aussagen wie GQ-B erhöht die tägliche Arbeitszeit (Note: 3,16) oder GQ-B führt zu hohen Investitionskosten ( ) (Note: 4,09) werden durch die Betriebsleiter hauptsächlich verneint. In der nächsten Abbildung sind die Gewichtungen der einzelnen Aussagen nochmals vergleichend dargestellt. Abb. 22: Gewichtung einzelner Aussagen im Vergleich [Anzahl Nennungen] 125 100 75 50 25 0 GQ-B bringt mehr Bürokratie GQ-B führt zur Senkung d. Betriebskosten stimmt vollständig / überw iegend schon stimmt teils teils stimmt überw iegend nicht / überhaupt nicht GQ-B erhöht die tägliche Arbeitszeit n = 115 GQ-B führt zu hohen Investitionskosten zur Erfüllung der Standardkriterien Auch aus Abbildung 22 ist zu erkennen, dass die Erzeuger besonders der Aussage GQ-B bringt mehr Bürokratie zustimmen, wohingegen die Aussage GQ- B erhöht die tägliche Arbeitszeit recht gleichmäßig bewertet wird und der Aussage GQ-B führt zur Senkung der Betriebskosten überwiegend bzw. überhaupt nicht zugestimmt wird. So sind diese Abbildungen ein Beleg dafür, dass auf die Landwirte, durch die Teilnahme an GQ-Bayern, generell keine unlösbaren Probleme und kaum Mehraufwand zukommen. So ist es nicht verwunderlich, dass 39 Erzeuger angeben, auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb zusätzlich noch mindestens ein weiteres Qualitätssicherungsprogramm zu führen (s. Anhang S. 106, Abb. 51). Genannt werden QM (63 Prozent), QS (28 Prozent) und Sonstige (neun Prozent), wie Naturland oder Feneberg. 65

Trotzdem ist es erstaunlich, dass nur sieben (= 6 Prozent von 113, die sich zu dieser Frage geäußert haben) der insgesamt 115 Befragten eine Besonderheit von Geprüfte Qualität-Bayern kennen (s. Anhang S. 106, Abb. 52). Schließlich wurde viermal bayerisch genannt und dreimal staatliche Kontrolle. Wobei dieses Ergebnis letztlich zu erwarten war, da die Programmteilnehmer wie schon durch das Ergebnis mehrerer Fragen bewiesen werden konnte sich ziemlich schlecht mit Programminhalt und dem Programm generell auskennen. So ist es nicht verwunderlich, dass 92 Prozent von 113 Befragten, der Meinung sind, dass GQ-Bayern mit anderen Qualitätssicherungsprogrammen zu einem einheitlichen QS-Programm vereint werden sollte bzw. eine einzige, alle QS- Programme übergreifende Kontrolle ausreichend wäre; obwohl dies gleichzeitig bedeuten würde, dass eine solch kombinierte Kontrolle mehr Zeit im Betrieb in Anspruch nähme als eine einzelne Kontrolle. Einige Punkte des Fragebogens zu GQ-Bayern waren zum Teil so gewählt, dass sie als Rückkopplung mit den Aussagen aus anderen Fragen genommen werden können; wie auch folgende Frage, in der die Landwirte Dokumentation, Handhabung und Kontrollwesen von GQ-Bayern bewerten sollten. Mit dieser Frage konnte beispielsweise rückwirkend das Ergebnis der Aussage GQ- Bayern bringt mehr Bürokratie aus dem Fragebogen abgeglichen werden. Das Ergebnis wird mit folgender Abbildung gezeigt. Abb. 23: Bewertung von Dokumentation, Handhabung und Kontrollwesen [Anzahl Nennungen] 75 n = 115 60 45 30 15 0 Dokumentation Handhabung / Inhalt Kontrollwesen sehr gut / gut neutral schlecht / sehr schlecht 66

Abbildung 23 lässt erkennen, dass vor allem Handhabung und Inhalt (Durchschnittsnote: 2,47) sowie Kontrollwesen (Durchschnittsnote: 2,53) meist mit gut und sehr gut bewertet wurden. Der Aufwand mit der Dokumentation (Durchschnittsnote: 2,95) wird hier zwar insgesamt gleichmäßig bewertet, liegt aber dennoch im mittleren neutralen Bereich. Somit kann rückwirkend gefolgert werden, dass die Bürokratie durch Teilnahme an GQ-B zwar etwas mehr geworden ist, aber die Landwirte diese bisweilen nicht als besondere Belastung empfinden. In einer speziellen Fragestellung sollte der Erzeuger versuchen, sich in die Verbraucher hineinzuversetzen und so deren Konsumverhalten beurteilen. Zum einen sollte eingeschätzt werden, ob der Verbraucher die Qualitätsstandards, die der Rindfleischerzeuger einhalten muss, kennt, und wenn ja, ob diese Auswirkungen auf das Konsumverhalten des Verbrauchers haben könnten. Zum anderen sollte der Befragte abschätzen, ob die garantiert bayerische Herkunft und die staatlichen Kontrollen, die hinter GQ-Bayern stehen, für den Verbraucher ein überzeugendes Argument zum Kauf des Fleischs sein können. Auffallend war, dass sich die meisten Landwirte zunächst gesträubt haben, diese Frage zu beantworten. Dann erinnerten sie sich aber an Gespräche im Verwandtenund Bekanntenkreis und kamen letztlich doch zu einer Antwort. Das Ergebnis dieser Fragen ist in folgenden Abbildungen dargestellt. Abb. 24: Qualitätsbewusstsein und daraus resultierendes Konsumverhalten der Verbraucher aus Sicht der Landwirte (geschätzt) n = 115; 100% 64; 55% 41; 36% 10; 9% ja nein teilweise 67

Abb. 25: Auswirkung von staatlicher Kontrolle und bayerischer Herkunft auf den Konsum aus Sicht der Landwirte (geschätzt) n = 115 43; 37% 31; 27% 41; 36% ja nein teilweise Abbildung 24 zeigt, dass der Einfluss von Bekanntheitsgrad der Qualitätsstandards nach Meinung der Befragten auf das Konsumverhalten der Verbraucher kaum Einfluss hat. So denken neun Prozent der Befragten, dass der Verbraucher Fleisch mit Qualitätssicherungsnachweis kaufen würde, wenn ihm die Qualitätsstandards bekannt wären. 36 Prozent sagen, dass die Kenntnis über die zugesicherten Qualitätsstandards teilweise schon ein Grund zum Kauf des Produkts ist. 55 Prozent glauben nicht, dass diese Aussage zutrifft. Daran ist zu erkennen, dass die Landwirte eher unsicher in ihrer Aussage waren. So haben sich viele der Befragten mit ihrer Aussage in den neutralen Bereich geflüchtet, vielleicht auch gerade deswegen, weil viele Landwirte vorher selbst spontan keinen Standard nennen konnten, den sie erfüllen. Die Befragten lassen jedoch regionalen Qualitätssicherungsprogrammen offenbar eine größere Wirksamkeit zukommen. Abbildung 25 zeigt, dass 36 Prozent der Befragten meinen, dass die garantiert bayerische Herkunft und die staatlichen Kontrollen von GQ-Bayern bei den Verbrauchern ein Grund zum Kauf des Produkts sind vorausgesetzt, dass diese Kriterien an den Konsumenten herangetragen werden. 27 Prozent der Rindfleischerzeuger stimmen dem teilweise zu und 37 Prozent glauben nicht an den vermehrten Konsum eines Produkts, ausschließlich aufgrund seiner Regionalität und der Proklamation einer staatlichen Kontrolle. 68

Dass sich die Denkweise der letztgenannten 37 Prozent zum Teil auch in den Köpfen anderer GQ-Bayern-Teilnehmer widerspiegelt, zeigt folgende Abbildung. Abb. 26: Gewichtung verschiedener Aussagen zu GQ-B [Anzahl Nennungen] 120 80 40 n = 114 stimmt stimmt teilweise stimmt nicht 0 GQ-B bringt auf jeden Fall Vorteile für alle Beteiligten Die Zusammenarbeit zw ischen den Gliedern der Produktionskette w ird verbessert Ein eigenes bayerisches Qualitätsprogramm w ie GQ-B ist nötig Qualitätssicherung gew innt w eiter an Bedeutung Abbildung 26 lässt erkennen, dass allen vorgegebenen Aussagen überwiegend zugestimmt wurde. Dabei werden die Aussagen GQ-B bringt auf jeden Fall Vorteile für alle Beteiligte (Durchschnittsnote: 2,28) und Die Zusammenarbeit zwischen den Gliedern der Produktionskette wird verbessert (Durchschnittsnote: 2,38) ziemlich gleich bewertet. So lauten die Antworten beider Aussagen zu rund 75 Prozent stimmt und stimmt teilweise und zu ca. 25 Prozent stimmt nicht. Es unterliegt gemischten Meinungen (Durchschnittsnote: 2, 08), ob ein eigenes Qualitätsprogramm wie GQ-Bayern nötig ist. So zeigt das Ergebnis eine recht gleichmäßige Verteilung im eher neutralen Bereich. Dies deutet darauf hin, dass der Erzeuger verunsichert ist, ob er durch die Teilnahme am Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem GQ-Bayern tatsächlich den Verbraucher erreicht. Dennoch hofft er darauf. Einig sind sich die Landwirte (104 von 114 Rindfleischerzeugern) darin, dass Qualitätssicherung weiter an Bedeutung gewinnt (Durchschnittsnote: 2,87). Beweis dafür sind 68 Prozent von 114 Landwirten, die das Qualitätssicherungsprogramm Geprüfte Qualität-Bayern an Berufskollegen weiterempfehlen würden. 32 Prozent der Erzeuger, die dies nicht tun würden, nennen als Gründe beispielsweise, dass jeder selbst wissen muss, was er macht, oder, dass alle anderen Landwirte, die er kennt, schon dabei sind. Rindfleischerzeuger, die Mitglied 69

im Programm sind, fühlen sich bei Rückfragen gut betreut (73 Prozent von 79 Antworten). Auch ist bei 81 Landwirten (72 Prozent von 112 Antworten) eine Anlaufstelle bekannt, falls Rückfragen aufkommen. So haben 81 Prozent (92 von 113 Befragten) der Erzeuger auch ausreichende Informationen zum Programm. 18 der befragten Bayern geben Auskunft darüber, wozu ihnen Informationen fehlen (siehe Abbildung 27). Abb. 27: Fehlende Informationen zu GQ-B n = 18; Mehrfachnennung 10 5 4 2 Aktuelles / Aktualisierung / Neuestes / Momentaner Stand Überblick Gesamtprogramm / Allgemein Vermarktungsmöglichkeiten Sonstiges Abbildung 27 zeigt, dass 10 der befragten Rindfleischerzeuger gerne Informationen zum momentanen Stand des Programms hätten. Von fünf der Befragten wurde der Wunsch nach einem Gesamtüberblick des Programms geäußert und vier Erzeuger hätten gerne Informationen zu Vermarktungsmöglichkeiten ihrer zertifizierten Erzeugnisse. Diese Informationswünsche lassen erkennen, dass die am Programm teilnehmende Landwirte versuchen, die Vermarktung ihrer Produkte anzukurbeln und dass sie bemüht sind, die eigenen Informationen zum Programm auf den aktuellen Stand zu bringen. Denn bei 67 Prozent der Landwirte (von n= 104) hat sich die Information seit ihrer Teilnahme an Geprüfte Qualität-Bayern nicht verbessert, obwohl 68 Prozent der Rindfleischerzeuger (von n= 114) schon einmal an einer Schulung zu GQ-Bayern teilgenommen haben. Daher halten 80 Prozent (86 von 108 Landwirten) der Befragten laufende Informationen und Schulungen für wichtig. 70

Zusammenfassend, kann gesagt werden, dass der Großteil der Erzeuger mit den Programminhalten von Geprüfte Qualität - Bayern und der Handhabung des Programms - bezüglich Einhaltung der Kriterien, Aufwand mit Dokumentation und Ablauf der Kontrollen - zufrieden ist. Allerdings wünschen sich viele Programmteilnehmer, dass die Geprüfte Qualität - Bayern noch mehr bei Berufskollegen und Verbraucher kommuniziert wird und den ursprünglich erhofften Mehrerlös beim Verkauf der unter ständiger Kontrolle produzierten Erzeugnisse bringt. 6.3.5 Auswertung der Fragen zur Kontrolle Fast alle Betriebe sind mindestens einmal nach GQ-Bayern kontrolliert worden (Durchschnittlich 2,7 Mal). Wie schon erwähnt, ist der Ablauf des Audits viel von Menschenkenntnis und Auftreten des Auditors selbst abhängig. Dieser Fragenkomplex sollte daher den Betriebsleitern die Möglichkeit geben, vorgegebene Eigenschaften des Kontrolleurs bewerten zu können. Der Landwirt sollte diese mit Hilfe einer Notenskala von eins (= sehr gut) bis fünf (= sehr schlecht) bewerten. Aus den Ergebnissen entstand folgende Abbildung. Abb. 28: Bewertung der Auditoren [1 = sehr gut; 5 = sehr schlecht] n = 114 2,3 2,27 2,2 2,1 2,13 2,10 2,0 2,00 2,02 Fachkundigkeit Genauigkeit Engagement Sympathie / freundlicher Umgang Neutralität / Objektivität Für die Betrachtung von Abbildung 28 ist zunächst darauf hin zu weisen, dass sich die dargestellte Bewertungsskala nicht über den Bereich von eins bis fünf hinstreckt, sondern nur den Teilbereich 2 bis 2,3 erfasst. So zeigt Abbildung 28, dass die Kriterien relativ gleichmäßig mit einer Note im Bereich zwei bewertet wurden. Am Besten schneidet die Bewertung bezüglich Genauigkeit der Kontrolleure mit Durchschnittsnote zwei ab. Am Schlechtesten (Durchschnittsnote: 71

2,27) wurde die Fachkundigkeit der Kontrolleure bewertet. Sympathie und freundlicher Umgang (Durchschnittsnote: 2,02), Neutralität und Objektivität (Durchschnittsnote: 2,10) sowie das Engagement des Kontrolleurs (Durchschnittsnote: 2,13) liegen in der Bewertung zwischen Genauigkeit und Fachkundigkeit, wobei die Tendenz eher Richtung Genauigkeit geht. Eine mögliche Begründung, warum die Fachkundigkeit der Kontrolleure eher schlecht abschneidet, liegt vermutlich in der Aussage vieler Landwirte, dass die Kontrolleure oft Dinge überprüfen, mit denen niemand gerechnet hat, wie beispielsweise die Abdeckelung eines Hochsilos. Eine weitere Begründung könnte sein, dass Dinge bemängelt werden, die in der Praxis für die Landwirte keine Bedeutung haben. Denn die Landwirte lassen sich außer bei einer Beratungsnachfrage in Eigenmotivation - nur ungern, bezüglich der für sie optimalen Wirtschaftsweise, Verbesserungsvorschläge aufzeigen. So wird verständlich, dass 80 Prozent der befragten Landwirte (von n= 114) es als Vorteil sehen, wenn der Prüfer selbst aus der Landwirtschaft kommt. Sieben Prozent der Befragten sehen es teilweise als Vorteil und 13 Prozent nicht. Angaben von 13 Prozent der Befragten zu glauben sind Prüfer, die selbst aus der Landwirtschaft kommen, oft schärfer und strenger als Prüfer aus anderen Bereichen. Abschließend kann gesagt werden, dass die Landwirte nicht nur mit dem Kontrollwesen von GQ-Bayern, sondern auch mit dem Wesen der eingesetzten Prüfer zufrieden sind. So wird der Prüfer durchschnittlich mit einer Note knapp schlechter als zwei bewertet. Außerdem sieht es die Vielzahl an Rindfleischerzeugern von Vorteil, wenn der Prüfer aus der Landwirtschaft kommt, oder Landwirtschaft zu Hause hat. 6.3.6 Auswertung der Fragen zum Schluss Mit den Fragen zum Schluss wurden vor allem für die LfL, Institut für Ernährungswirtschaft und Markt, aktuelle Fragestellungen abgedeckt. Das Institut wollte sich hierbei nochmals einen Eindruck zur Stimmung der Landwirte bezüglich GQ-Bayern verschaffen, um die Zukunft des Programms besser einschätzen zu können. 72

So wurden die Landwirte gefragt, ob sie weiter am Programm teilnehmen würden, wenn sie in Zukunft die Zertifizierungskosten selbst vollständig tragen müssten. Folgende Abbildung 29 zeigt die Resonanz unter den Befragten. Abb. 29: Landwirte entscheiden über die Teilnahme bei GQ-B (wenn Zertifizierungskosten selbst vollständig getragen werden müssten) 27; 26% n = 105 78; 74% ja, weiter teilnehmen nein, nicht mehr teilnehmen Abbildung 29 zeigt, dass sich 74 Prozent gegen eine Teilnahme bei GQ-Bayern entscheiden würden, wenn sie die Kosten der Zertifizierung, die ungefähr 200 betragen würden, selbst vollständig tragen müssten. Dies bedeutet, dass die Erzeuger zwar generell zur abgesicherten, qualitativ hochwertigen Rindfleischerzeugung bereit sind, welche aber auf keinen Fall zu zusätzlichen Kosten führen darf. Diese Antwort spiegelt den Unmut einiger Landwirte bezüglich eines fehlenden Mehrerlöses durch die Teilnahme an GQ-Bayern wider. So wären letztlich 47 Prozent (von n= 93) bereit, einen Beitrag von 20 bis 100 für die Zertifizierung zu zahlen. 27 Prozent (n= 93) der Erzeuger konnten nicht sagen, wie viel ihnen eine Zertifizierung mit GQ-Bayern wert wäre. 26 Prozent (n= 93) der Landwirte sind grundsätzlich nicht bereit etwas für die GQ-Zertifizierung zu zahlen. Dabei fiel mehrmals das Argument, dass die Landwirte für die GQ- Zertifizierung zahlen würden, wenn ihnen der Mehraufwand bzw. die Mehrkosten für die Zertifizierung dann tatsächlich, z. B. über den Schlachthof, wieder zurückerstattet werden würden. Sonst fürchten die Landwirte allgemein einen zusätzlichen finanziellen Verlust. Diesen könnten sie sich, angesichts der aktuellen Marktpreise im Bereich Rind nicht leisten. 73

Am Ende der 20-minütigen telefonischen Befragung hatten die Landwirte die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge und Anliegen hinsichtlich Geprüfte Qualität-Bayern zu bringen. Das Ergebnis dieser Frage zeigt Abbildung 30. Abb. 30: Verbesserungsvorschläge und Anliegen zu GQ-B mehr Praxisbezug 3 aktuelle Informationen / aktueller Stand Kontrollwesen 5 5 n = 46 Vermarktungsmöglichkeit / mehr Vorteile 6 mehr Werbung / Öffentlichkeitsarbeit 7 Sonstiges Bürokratie senken / Dokumentation vereinfachen 10 10 0 2,5 5 7,5 10 12,5 Zu dieser letzten Frage haben sich nur noch wenige Rindfleischerzeuger geäußert, was möglicherweise daran liegt, dass allgemein keine strukturierte Meinung zum Qualitätssicherungsprogramm vorhanden ist. Zudem deutet dies auf nur wenig Interesse der Landwirte generell für das Programm hin und zeigt die aktuell noch zu geringe Bedeutung von GQ-Bayern für die bayerische Landwirtschaft. Dennoch spiegeln sich auch in dieser Abbildung Ergebnisse aus der bisherigen Befragung wider. So zeigt Abbildung 30, dass sich die Landwirte vor allem eine Vereinfachung der Dokumentation wünschen. An zweiter Stelle ist der Wunsch nach mehr öffentlicher Wirksamkeit des Programms und den daraus resultierenden besseren Vermarktungsmöglichkeiten (dritte Stelle). Einige Erzeuger nennen außerdem Verbesserungen im Kontrollwesen, die im Abschnitt Ergebnis der Auswertung zu Fragen zur Kontrolle (siehe Kapitel 6.3.5) schon aufgezeigt wurden. Weiter werden aktuelle Informationen und mehr Praxisbezug von den Befragten gewünscht. Unter Sonstiges sind Anliegen, die jeweils nur einmal genannt wurden, zusammengefasst, wie beispielsweise: (1) Alle BBV-Mitglieder sollten auch GQ-Bayern-Mitglieder sein, um den Verband und Berufsstand besser zu repräsentieren. 74