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Demenz im Blick. Die Bedeutung der Angehörigen bei der Betreuung von Demenzpatienten

Transkript:

Demenz: Wenn der Betroffene sein Leben vergisst und die Angehörigen hilflos werden Stephan Kostrzewa Institut für palliative und gerontopsychiatrische Interventionen, Mülheim an der Ruhr st.kostrzewa@arcor.de

Demenz die unheimliche Krankheit Demenz: macht Angst, betrifft die ganze Familie, Rollenmuster lösen sich auf, führt zu Rückzug und Isolation (auf beiden Seiten), ist unverständlich überfordert

Mediale Darstellung der Demenz: Eher Defizitorientiert Demenz = Leiden (?) Oftmals nur Außensicht auf den Betroffenen Mensch mit Demenz als Blackbox? Erst seit wenigen Jahren werden Innenansichten der Betroffenen erhoben Demenz erzeugt Angstund Unverständnisauch bei Angehörigen!

Demenz als Trauerprozess auf beiden Seiten Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen haben dieselben Aufgaben sie müssen sich von ihrem vertrauten Leben lösen. Freunde, Familie, Nachbarn und Bekannte kehren sich ab zunehmende Isolation ( sozialer Tod ). Hierbei wird der Abschiedsprozess allerdings unterschiedlich erlebt jeder (Demenzbetroffener und Angehöriger) hat seine jeweils eigene Perspektive.

Zu Beginn der Demenz: Diagnose wird erst spät gestellt, daher: viel Zeit für Missverständnisse Der Demenzbetroffene versucht aktiv seine Situation zu verstehen und zu gestalten, was aber immer schlechter gelingt Trauerreaktionen führen oft zu Konflikten mit Angehörigen: Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Aggressionen, Unverständnis usw. Trauerverhalten wird oftmals verkannt als herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz (Sekundäres Symptom der Demenz?)

Perspektive der Angehörigen: Sterben auf Raten chronischer Kummer Abschied ohne Trennung dadurch: jahrelanger Trauerprozess Vertraute Person ist zunehmend nicht wieder zu erkennen Der Betroffene lebt doch noch -aberkannte Trauer (Trauernder Angehöriger bekommt keine gesellschaftliche Unterstützung)

Perspektive der Angehörigen: Beschämendes Verhalten des Betroffenen wird als peinlicherlebt, so dass auch Angehörige sich zunehmend mit dem Betroffenen zurückziehenund sich isolieren Hieraus können dann ambivalente Gefühle entstehen: Trauerum den Verlust des vertrauten Lebens und Schuldzuweisungenan den Betroffenen

Komplizierte Trauer zeigt sich: in Konflikten mit weiteren Familienangehörigen in Konflikten mit professionell Pflegenden Pflege-und Betreuungskonzepte werden von Angehörigen nicht unterstützt Unrealistische Therapiewünschen an das Team Vorwürfe gegenüber dem Arzt und Pflegemitarbeitern

Was benötigen Angehörige? Angehörige sind Experten Angehörige machen wichtige Beobachtungen Angehörige brauchen einen Raum für ihre Trauer Angehörige benötigen (Hospiz-) Unterstützung(Trauergruppen) Angehörige benötigen Unterstützung keine Belehrung! Die Achtsamkeit des Angehörigen auf die eigene Person richten: Wann waren Sie zuletzt in einer Veranstaltung? Wann waren Sie zuletzt beim Arzt? Wann sind Sie zuletzt ausgegangen?

Informationen und konkrete Tipps! Phänomene der Demenz verständlich erläutern Deutlich machen, dass Demenz nichtautomatisch ein Leiden für den Betroffenen bedeutet Konkrete Vorschläge für den Umgang(z.B.: Nicht korrigieren) Tipps für die Freizeitgestaltung(z.B. virtueller Spaziergang; Klangcollage; externes Gedächtnis anlegen; milieutherapeutische Zimmergestaltung etc.)

Helfen uns klassische Trauermodelle?

Trauermodelle Phasenmodell nach Verena Kast 1. Die Phase des Nicht wahrhaben Wollens 2. Die Phase der aufbrechenden Emotionen 3. Die Phase des Suchens und Sich Trennens 4. Die Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs

Trauermodelle William Wordens Modell der "Traueraufgaben" 1. Den Verlust als Realität akzeptieren. 2. Den Trauerschmerz erfahren. 3. Sich an eine Umwelt anpassen, in der der Verstorbene (?) fehlt 4. Emotionale Energie abziehen und in eine andere Beziehung investieren (eventuell auch zu sich selbst)

Inwieweit helfen Trauermodelle bei Trauer ohne Abschied?

Herzlichen Dank für Ihr Interesse Stephan Kostrzewa Institut für palliative und gerontopsychiatrische Interventionen, Mülheim an der Ruhr st.kostrzewa@arcor.de

Literatur zum Thema: Stephan Kostrzewa / Alice Kocks-Kostrzewa Demenz und Beziehungsgestaltung Verlag: Mensch & Medien