Didaktische Vorbemerkungen:



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Transkript:

Didaktische Vorbemerkungen: Die mit dem Maastrichter Vertrag der Europäischen Union von 1993 begründete Zentralbank der EU, die EZB, gilt nicht gerade als bürgernahe Institution. Schülerinnen und Schülern sind häufig die Aufgaben und Wirkungsweisen einer Zentralbank im Unterschied zu einzelnen Geschäftsbanken wenig bewusst. Wasserstandsmeldungen über Veränderungen von Leitzinsen erscheinen zwar häufig auf den ersten Seiten seriöser Tageszeitungen oder in Nachrichtensendungen, werden aber selten in ihrer Funktionsweise erklärt. Andererseits ist eine rein instruierende Unterrichtung der wesentlichen Aufgaben und Mechanismen der EZB in der Regel von geringer mittel-, langfristiger oder gar nachhaltiger Wirkung. Im vorliegenden Beitrag wird deshalb anhand einer aktuellen Debatte um Bemühungen des französischen Präsidenten der Versuch unternommen, anhand von unterschiedlichen Wirtschaftspolitiken die möglichen Einflussmöglichkeiten einer Zentralbank aufzuzeigen, auch wenn die Prioritätensetzung der EZB auf Geldwertstabilität in der Bundesrepublik im Vergleich zu Frankreich wenig umstritten ist. Vorschlag eines Unterrichtsverlaufs (Doppelstunde): Schritt Inhalt Methode Medien 1 Problemorientierter Unzufriedenheit mit dem Euro trotz oder UG M 3, M 5 Einstieg wegen des starken Wechselkurses zum Dollar? 2 Information Aufgaben einer Zentralbank / rechtliche Situation 3 Erarbeitung Bewertung der Unabhängigkeit der Zentralbank und der Priorität auf Preisstabilität LV, GA (arbeitsteilig) Folie 1, Text Kalb, S. 14-16, Abb 2, Abb 3 1: M 2 2: M 4 3: M 1 4: M 11 4 Integration und Zusammentragen der Ergebnisse und UG TB 1 Bewertung Diskussion 5 Problematisierung FED und EZB im diachronischen Vergleich PA M 10, TB 2 6 Problematisierung Folgen des Euro und der EZB-Politik für die EA, UG M 12, TB 3 deutsche sowie italienische Wirtschaft oder HA 7 Transfer Steuerungsmöglichkeiten einer Zentralbank EA/HA AB 1 AB 2 Seite 1

Folie 1 Europäische Zentralbank Veränderung der Leitzinsen Veränderung des Wechselkurses M 6/ M 7: Artikel 108 EG Vertrag UNABHÄNGIGKEIT der EZB Geldwertstabilität Wachstum M 8 / Artikel 105 EU Vertrag: Priorität Preisstabilität, dazu: Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik Vollbeschäftigung Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Instrumente der EZB Mindestreserven Dauerfazilitäten Offenmarktgeschäfte Anhebung oder Senkung - Erhöhung /Senkung des Satzes für Einlagenfazilitäten - Erhöhung / Senkung für die Spitzenrefinanzierunsfazilität - Erhöhung / Senkung der Zinssätze für die regelmäßigen Refinanzierungsgeschäfte - Veräußerung / Erwerb von Wertpapieren und Fremdwährung im Rahmen von Pensionsund Swapgeschäften Seite 2

TB 1 M 3 M 5 M 2 M 4 Gesetzliche Normierung: Art 105 EU- Vertrag Nicolas Sarkozy: Andere Regierungschefs der Eurozone: - Euro sei zu stark - erfolgreiche Inflationsbekämpfung - Export stagniere - mit der Einführung des Euro seien 12 Mio Arbeitsplätze entstanden - Wachstum sei gehemmt - mehr als in den USA - Markterleichterungen - Wettbewerbsvorteile und Vertrauen - EZB müsse Leitzinsen senken - Unabhängigkeit der EZB - Einfluss des Europäischen Rats - Priorität auf Preisstabilität auf EZB müsse erhalten bleiben M 11 M 1 Kritik der IGM (Gewerkschaftsposition): - Abfederung von Turbulenzen der Weltfinanzmärkte - zu wenig beschäftigungspolitisch gewirkt - Vernachlässigung des sozialen und regionalen Ausgleichs - zu wenig Impulse für Infrastruktur - öffentliche Investitionen durch Haushaltskonsolidierungen Eingeschränkt WWU neue Chance für Beschäftigungs- und Wachstumspolitik nach J. M. Keynes Kritik von Joseph Stiglitz (USA) am Euro: - trotz steigender Firmengewinne - reale Einkommenseinbußen für normale Arbeitnehmer - US-Notenbank Fed sei nicht nur an Preisstabilität, sondern auch an Wachstum und Beschäftigung orientiert Debatte über gerechtere Verteilung Seite 3

TB 2 Zentralbankpolitiken EZB FED 2001: Höhe der - leichtes Absenken: - starkes Absenken: Leitzinsen / Motive moderate 2003: Höhe der Leitzinsen / Motive - niedere Zinsen: moderate - Niedrigzinsen: 2005: Höhe der Leitzinsen / Motive 2007: Höhe der Leitzinsen / Motive TB 3 - gleich bleibend niedrig: moderate - hohes Niveau: Inflationsbekämpfung - starker Anstieg: Inflationsbekämpfung - moderates Niveau: moderate M 12: Walter Patrick: Spannungen im Euro-Raum (FAZ, 2006) Folgen des Euro und der EZB-Politik. für die deutsche Wirtschaft - Rationalisierungsanstrengungen deutscher Firmen - Reformen am Arbeitsmarkt (z.b. Hartz IV) - Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften - Ausrichtung auf Maschinen- und Fahrzeugbau und Export Gewinner für die italienische Wirtschaft - Verlust preislicher Wettbewerbsfähigkeit - zu schnell steigende Löhne - Konkurrenz italienischer Exporteure mit Niedriglohnländern wie China verstärkter Konkurrenzdruck Mögliche Forderungen an EZB und Wirtschafts- bzw. Sozialpolitik der EU bzw. der Einzelstaaten Priorität: Preisstabilität - Staatsaufträge - Soziale Kompensationsleistungen - mehr Regulierung Druck auf EZB/ Maßnahmen: Wachstum ankurbeln, Wechselkurs des Euro niedrig halten (?) EZB: EZB-Rat (Direktorium + Präsidenten der nationalen Zentralbanken im Eurogebiet) Einfluss EU + Einzelstaaten - Staatsverschuldung abbauen - Sozialstaat abbauen - weniger Regulierung Seite 4

AB 1 Instrumente der EZB zur Beeinflussung des Wirtschaftsablaufs GELDBREMSE zur Bekämpfung inflationärer Tendenzen kurzfristige Wirkungskette GELDPOLITIK Mindestreserven Dauerfazilitäten Offenmarktgeschäfte anheben Satz für Einlagenfazilität erhöhen - Erhöhung der Sätze für Kredite bei Offenmarktoperationen - Veräußerung von Wertpapieren Überschussreserven der Geschäftsbanken Geldmarktsatz Geldmarktsatz und Bestand von Zentralbankgeld im Bankensystem Liquidität der Geschäftsbanken Zinsniveau verknappt Kreditangebot Kreditnachfrage Sparanreiz Geldzufluss aus dem Ausland Kreditabhängige Ausgaben Wechselkurs Wachstum Güternachfrage Preisüberwälzungsspielräume Auslandsnachfrage Beschäftigung Preisanstieg J. Kalb

AB 2 Folgen länger anhaltender Inflation Geldfunktionen - Gefährdung der mittel- und langfristigen Zahlungsmittelfunktion des Geldes im Vergleich zu Sachkapital (Vertrauensverlust) - Beeinträchtigung der Wertaufbewahrungsfunktion (Planungsunsicherheit) - keine lang- und mittelfristige Kreditvergabe - Devisen werden attraktiver Ressourcenverteilung - Erhöhte Investitionsunsicherheit Investitionen werden unrentabel - Kapitalangebot nimmt ab oder wird verteuert - Fehllenkung von Kapital in spekulative Anlagen - Flucht in Sachwerte oder ins Ausland - Senkung der Reallöhne - Senkung der Transferleistungen (z.b. Renten u.a.) - Besserstellung des Schuldners - Gefahr einer Währungsreform - Entschuldung des Staates - erhöhte Wechselkursunsicherheit /Abwertungen - Abschluss von Verträgen mit Ausland in Fremdwährungen - mittelfristig: Minderung von Wachstum und Beschäftigung - zunehmend ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen