Digitale Agenda. Februar des Statistischen Bundesamtes. Statistisches Bundesamt

Ähnliche Dokumente
Georeferenzierung von Statistikdaten Aufgaben der Digitalen Agenda

DIE DIGITALE AGENDA DES STATISTISCHEN BUNDESAMTES

Die Zukunft ist ein gefundenes Fressen.

#ODD16 #OGMNRW 1/5

It s the R&D that matters.

Digitalisierung - Herausforderung und Chance für die Preisstatistik

E-Akte Die Kunst der Einführung

KONTAKT. Scitotec GmbH Otto-Schwade-Straße Erfurt. Telefon: Fax: o Mail: Web:

Customer Success Story. Instandhaltung einer der grössten Logistik-Hochleistungsanlagen Europas das Migros Verteilzentrum Suhr setzt auf Orianda.

Checkliste. Internet of Things (IoT) Innovative Geschäftsmodelle erfolgreich umsetzen

Journey to the. Cloud

UNSER ANGEBOT FÜR SIE. Wir machen Sie fit für die Digitalisierung in der textilen Welt.

PROJEKTMANAGEMENT. fotolia.com

Erwartungen an eine Compliance Funktion 4.0

Aufgaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz

Innovation. Was Ist niclas?

Best-Practice-Bericht: PACE ein schnelles Innovationsteam für Wien. Ulrike Huemer, CIO Stadt Wien

Digitalisierung im Personalwesen: Studie identifiziert erhebliche Defizite

Die digitale Agenda der ÖBB Die Interaktion von Strategie und Technologie

Inhalt. 1. Einleitung. 2. Interviews 3. Bisher erzielte Ergebnisse. 4. Weiteres Vorgehen. Gegenstand Problemstellung Ziele

Bewertungskatalog. zur ganzheitlichen Umsetzung von Verbesserungsinitiativen. SIXSIGMA Europe GmbH Theodor-Heuss-Ring Köln

team design Die Mischung machts.

Design Thinking ist ein Werkzeug, mit dem man den Nagel schneller auf den Kopf trifft.

INSPIRE in Brandenburg

Open Government Data Offener Zugang zu statistischen Fakten

INHOUSE-WORKSHOP. MAKIGAMI - PROZESSANALYSE Administrative Prozesse optimieren BASIS

meeting design Schneller Klarheit schaffen.

Gemeinden 2030 jetzt geht s ans Umsetzen

BUSINESS INNOVATION ENGINEERING CENTER BIEC

Digitalisierung. E-world 2017 Essen, 7. bis 9. Februar

Data Governance: Lessons Learnt der Projektpraxis. Impulsvortrag von Karsten Ebersbach 4. Gesamtbanksteuerung 2016 Frankfurt a. M.,

Agile Enterprise Development. Sind Sie bereit für den nächsten Schritt? syracom AG Part of Consileon Group

CLOUD STRATEGY CLOUD STRATEGY

Unternehmenskulturim Zeitalterder Digitalisierung. D r. M a r i o J o o s s

Unternehmensphilosophie = Leistungsversprechen

Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg

Digitale Kompetenzen Anspruch und Wirklichkeit

Kornelia Hietmann InterFace AG Leipziger Straße 16, Unterhaching

Leitbild / Vision Grundwerte Organisationskultur nach innen... 5 Handlungsfelder Führung und Gestalten MitarbeiterInnen...

Psychische Belastung. HR- und Gesundheitsmanagement. Kompetenz. Work-Life-Balance Industrie 4.0

Praxisnetzwerk Global Mobility Südwest

Wenn der Arbeitgeber zum Bewerber wird Personalmarketing-Konzept für Fachhochschulen. Masterthesis von Cordula Voß

Digitalisierungsenquete des Innsbrucker Gemeinderats Strategischer Ansatz zur Digitalisierung der Stadt

Workshops digitale Transformation

Pressemitteilung. Content ist der kreative Treibstoff für Marketing Automation im B2B. Augsburg, 23. Mai 2016

CHANGE DAY BEGEISTERUNG FÜR VERÄNDERUNG.

Studie zum Agilen Projektmanagement (PM)

ZIM-Kooperationsnetzwerk - protelt

Sachstandsbericht. Interoperable Servicekonten für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen

ZIM-Kooperationsnetzwerk - protelt

Grundsätze & Unternehmenskultur

Hilfe im Moment of Need

INDUTEC Reine Perfektion!

Wir sind IT-Experten aus Leidenschaft und suchen kontinuierlich nach Lösungen, die aus einer ganzheitlichen Betrachtungsweise entwickelt sind.

16. egovernment-wettbewerb Leistungsfähige Partner GESTALTEN ihre Zukunft:

project design Alles im Blick.

Vertrauen schaffen. Zukunft gestalten. Unternehmensleitsätze der AOK Rheinland / Hamburg Die Gesundheitskasse

Digitale Transformation in der Druck- und Druckmedienindustrie Strategische und organisatorische Gestaltung

Positionsprofil. Entwicklungsleiter Messtechnik

Mäeutik und die Arbeitszufriedenheit im Pflegeberuf. Eine Erhebung des Status Quo im Alten- und Pflegeheim St. Klara.

Das StadtLabor Digitalisierung erlebbar konzipieren

Die Grenze ist nur Ihre Fantasie!

Kommunen der Zukunft-Zukunft der Kommunen

IM GLEICHKLANG MATTHIAS JAHN, STELLVERTRETENDER BETRIEBSRATSVORSITZENDER

4. Gleichstellungsplan der Deka-Gruppe. 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2020

Fragenkatalog 2 CAF-Gütesiegel - Fragenkatalog für den CAF-Aktionsplan (Verbesserungsplan)

Leitbild Pflege Uniklinik Balgrist Forchstrasse Zürich Tel Fax

Dabei beschäftigen uns vor allem drei Zukunftsthemen:

Konfiguratoren. Fluch oder segen. Über die Vor- und nachteile von Konfigurationen

Foresight Workshop. Smarter Hospitals: Die Rolle des Krankenhauses im Gesundheitssystem der Zukunft

msggillardon 2017 Studie banking insight Aufbruch in die Zukunft. Banken im Digital-Check Holger Suerken

Ulrich Zuber. Die Zukunft der elektronischen Zusammenarbeit / Kollaboration Das Social Intranet Bund (SIB)

Was ist falsch an diesem Bild

Design Thinking Crash-Kurs

Forschungsberichtsblatt

Digitale Transformation. bei der TÜV SÜD Akademie

personal design Potenziale entfalten.

Digitale Transformation des Großhandels. Detailauswertung Baunaher Großhandel

Transformation: Fachbereich & IT digitalisieren gemeinsam. Roland Hörmann

DIGITALE ARCHITEKTUR FÜR KOMMUNEN

Sie beherrschen IT von A-Z?

DIGITALE ARCHITEKTUR FÜR KOMMUNEN

Flexible Dienstleistungsangebote im Zeitalter der Digitalisierung. Die Sicht von APLEONA

Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor

Open Government Data 5 Jahre Open Data Zürich

DIGITALE FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN FÜR DIE INTERNATIONALE BILDUNGSMEDIENFORSCHUNG

Cloud Talk 8. November Neue Rollen und Chancen für interne Organisationen. Ralf Winter, Glenfis. Erfahrungsaustausch Networking Transparenz

Organisationsberatung

Zukunft wird vor Ort gemacht Was wir jetzt für die Intelligente Vernetzung in Städten und Regionen tun müssen

pimp your product marketing Produkt Newsletter Webshop Social-Media Portale App Datenblätter Kataloge Kommunikation Website

B I D D I G I T A L E T B A H N. Deutsche Bahn und Big Data

Digitale Transformation von Non-Profits wie digital fit ist der Dritte Sektor?

Strukturiertes Vorgehen zur Entwicklung von APEX-Anwendungen

Agil sein heißt beweglich sein! Organisationaler Wandel und Chancen für das moderne Personalmanagement.

Kreativer Partner für systemische Innovation, nachhaltige Produktentwicklung und digitale Kommunikation

Experts in Finance Solutions

Beratung & Coaching. Jede Lösung beginnt mit einer Frage

Transkript:

Digitale Agenda des Statistischen Bundesamtes Februar 2018 Statistisches Bundesamt

Herausgeber: Statistisches Bundesamt (Destatis) Internet: www.destatis.de Ihr Kontakt zu uns: www.destatis.de/kontakt Zentraler Auskunftsdienst Tel.: +49 (0) 611 / 75 24 05 Version1.0 Erschienen im Februar 2018 Fotorechte: Seite 7 goodluz - Fotolia.com / 185581199 Statistisches Bundesamt (Destatis), Wiesbaden 2018 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

Inhalt Vorwort 4 Ausgangslage: Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts Notwendigkeit der Digitalisierung 5 Digitalisierung was heißt das für uns? 5 Erste Erfolge und weitere Herausforderungen 8 Zielbild der Digitalisierung: Destatis als der führende Informationsdienstleister für Deutschland Kernprinzipien der Digitalen Agenda 9 Unser Zielbild 10 Handlungsfelder: Elf digitale Handlungsfelder für eine gesamtheitliche Digitale Agenda Digitale Handlungsfelder 11 Priorisierte Maßnahmen 12 Leuchtturmprojekte 13 Umsetzung der Agenda: Jeder kann zur Digitalisierung in Destatis beitragen Appendix Digitale Assessments 14 Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation 16 Gemeinsame nächste Schritte 16 Interview: Automatisierung in der Familien- und Haushaltsstatistik 18 Interview: Mit Künstlicher Intelligenz die Plausibilisierung automatisieren 19 Detaillierte digitale Handlungsfelder 20 Glossar 28 Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 3

Vorwort Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Digitalisierung bietet uns vielfältige Möglichkeiten, unsere Aufgaben noch besser, schneller, flexibler und effizienter zu erfüllen: Sowohl bei der Statistikerstellung als auch bei unterstützenden Prozessen lassen sich mit neuen Technologien Abläufe vereinfachen und beschleunigen. Gleichzeitig steigt der Arbeitskomfort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Haus. Darüber hinaus ermöglicht uns die Digitalisierung, noch bessere und individuellere Angebote für und mit unseren Nutzerinnen und Nutzern zu entwickeln. Denn letztlich geht es genau darum: Destatis will seiner Rolle als der führende Anbieter qualitativ hochwertiger statistischer Informationen für seine Nutzerinnen und Nutzer auch zukünftig gerecht werden. Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Mit der Einführung neuer Technologien allein ist es nicht getan. Voraussetzung für den Erfolg ist ein klares Zielbild. Davon ausgehend gilt es, neue Fähigkeiten innerhalb unseres Hauses aufzubauen und einen Kulturwandel einzuleiten. Konkret heißt das: Wir wollen die referatsübergreifende Zusammenarbeit flexibler gestalten und intensivieren, um neue Lösungen schneller zu erreichen. Die vorliegende Agenda zeigt den Weg auf, den Destatis in den kommenden Jahren beschreiten will. Dabei starten wir auf einem hohen Niveau der Digitalisierung: In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Digitalisierung erfolgreich umgesetzt. Es gilt jetzt, die digitale Transformation gesamthaft voranzutreiben und weitere Prozesse umzugestalten, die wir bereits in der Vergangenheit begonnen haben. Bei der Digitalen Agenda handelt es sich um ein lebendes Dokument, das laufend weiterentwickelt wird. Das vorliegende Papier gibt den Stand vom Februar 2018 nach Leitungsklausur und Jahresarbeitsplanungsgesprächen wieder. Mit der Digitalen Agenda schaffen wir die Voraussetzungen, um auch im 21. Jahrhundert der führende Informationsdienstleister für qualitätsgesicherte Daten und statistische Informationen in Deutschland zu bleiben. Zentraler Erfolgsfaktor ist, dass Sie liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich einbringen mit Ihren Erfahrungen, Ideen, aber auch mit Ihren kritischen Anregungen. Nur so kann aus einer Agenda gelebter Alltag werden. Mit freundlichen Grüßen Dr. Georg Thiel Präsident des Statistischen Bundesamtes Thomas Riede, Thorsten Tümmler für das Projektteam Digitalisierung Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 4

Ausgangslage: Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts Notwendigkeit der Digitalisierung Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT 2016 gesagt. Im Jahr 2025 wird das Volumen an digital generierten Daten 160 Zettabyte überschreiten. Das sind fast 1 000 % mehr als heute. Mit Hilfe dieser Datenmengen lassen sich komplett neue Auswertungen durchführen, die vorher nicht möglich waren. Der Pendlerverkehr beispielsweise kann mit Hilfe von Mobilfunkdaten wesentlich genauer analysiert werden, Daten aus dem Internethandel helfen, Preise von Produkten automatisch und tagesaktuell zu ermitteln, und die Auswertung von Daten aus sozialen Medien ermöglicht es, z. B. Erkenntnisse über gesellschaftliche Stimmungen und Entwicklungen zu gewinnen. Werden diese Datenmengen jedoch nicht qualitätsgesichert erfasst und ausgewertet, kann es zu falschen Erkenntnissen und dadurch zu falschen Entscheidungen kommen. Die qualitätsgesicherte Bereitstellung von Informationen gewinnt damit eine immer größere Bedeutung. Destatis hat die ambitionierte Aufgabe, eine Vielzahl von unterschiedlichen Daten aus verschiedenen Quellen auszuwerten und die Ergebnisse Bürgerinnen und Bürgern sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Unternehmen flexibel und individuell aufbereitet zugänglich zu machen. Nur so können die immer höheren Ansprüche von Nutzerinnen und Nutzern erfüllt werden: In einer hoch technisierten und digitalisierten Welt erwarten sie ein maßgeschneidertes Angebot auf Knopfdruck. Es heißt aber auch, wir müssen mit unseren Ergebnissen dort präsent sein, wo sich unsere Nutzerinnen und Nutzer bewegen. Derzeit können Nutzerinnen und Nutzer über die Online-Datenbank GENESIS auf über 863 Millionen Werte aus 238 Statistiken zugreifen. Mit dieser Menge an qualitätsgesicherten Daten ist Destatis gerüstet, der führende Informationsdienstleiter für Gesellschaft, Politik und Unternehmen zu sein. Um seine Rolle zu behaupten, muss Destatis den Zugang zu den Statistiken durch ständige Weiterentwicklung der Nutzeroberflächen von Webseite und Datenbank vereinfachen sowie Inhalte auf externen Internetauftritten (Content Marketing) und in den sozialen Medien einbringen. Digitalisierung was heißt das für uns? Was genau verbirgt sich hinter dem Schlagwort Digitalisierung? Lange Zeit verstand man darunter im Wesentlichen die Eins-zueins-Übertragung von papierbasierten Abläufen in die elektronische Welt. Heute weiß man, Digitalisierung ist mehr. Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert einen viel umfassenderen Ansatz: Die digitale Transformation ist eine ganzheitliche Transformation: Digitalisierung muss sich konsequent an den Bedürfnissen der Nutzerinnen, Nutzer sowie der Beschäftigten ausrichten und diese durch nahtlos elektronische Abläufe und neue passgenaue Angebote bestmöglich unterstützen. Um die damit verbundenen Potenziale schnell umsetzen zu können, gilt es, Fähigkeiten neu zu entwickeln, organisatorische und technologische Voraussetzungen zu schaffen und einen Kulturwandel anzustoßen. Ein Digitalprogramm setzt sich zusammen aus einer Vielzahl von digitalen Anwendungsfällen, die anhand von Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer identifiziert werden. Zum Beispiel neue Statistiken und Auswertungen, die gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzern entwickelt werden. Um diese Anwendungsfälle in kurzer Zeit umzusetzen, braucht es neue Fähigkeiten und organisatorische Rahmenbedingungen. Beispielsweise können mit Hilfe agiler Arbeitsmethoden manche Lösungsansätze rasch umgesetzt werden. Fachseite und IT arbeiten hierbei eng zusammen. Sie entwickeln und verbessern Prototypen in schnell aufeinander folgenden Zyklen, geben einander regelmäßig Feedback und binden die Nutzerinnen und Nutzer ein. Nicht zuletzt ist der Kulturwandel ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Beispielsweise bedarf es einer Innovationskultur : Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können neue Ideen einbringen und umsetzen also Risiken eingehen ohne fürchten zu müssen, dass ihnen bei Fehlschlägen Nachteile entstehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denken und handeln zudem nicht mehr in alten Strukturen und streng getrennt nach Organisationseinheiten (Abteilungen, Gruppen und Referaten). Solche überkommenen Silos werden aufgebrochen und neue Arbeitsweisen gefördert, z. B. in interdisziplinären Teams. Für diese Art des Arbeitens, die u.a. uneingeschränktes Vertrauen in die Entscheidungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voraussetzt, aber auch für den Umgang mit den sich durch die Digitalisierung für die Beschäftigten ergebenden zusätzlichen Möglichkeiten an zeitlicher und örtlicher Flexibilität bedarf es auch eines Wandels in der Führungskultur. Der Weg der Digitalisierung lässt sich für Destatis hierbei grundsätzlich in fünf Horizonte untergliedern. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 5

Ausgangslage: Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts Abbildung 1: Fünf Horizonte der Digitalisierung Neue Fähigkeiten und Partnerschaften Entwicklung neuer Fähigkeiten, z. B. agile Arbeitsweise, und Vertiefung von Partnerschaften, um bei der Digitalisierung gemeinsam voranzuschreiten 1 Elektronische Datenhaltung Alle Statistiken und Dokumente (auch aus Unterstützungsprozessen) liegen elektronisch vor und Daten werden elektronisch erhoben. 2 Digitale Workflows Prozesse sind Ende-zu- Ende digital und alle Prozessschritte werden durch IT-Systeme unterstützt. Kein manueller Import/ Export und keine Medienbrüche zwischen Systemen. 3 Automatisierung der Prozessschritte Einzelne Prozessschritte sind so weit automatisiert wie möglich. Beispiele sind automatische Qualitätskontrolle oder Datenerhebung durch intelligente IT-Systeme. 4 Schaffen von neuen digitalen Angeboten Neue nutzerindividuelle Auswertungen sind möglich durch die Verwendung neuer Auswertungsmethoden sowie die Verzahnung von Datenquellen und Registern. 5 Aufbau einer Plattform Eine Plattform wird geschaffen, die andere Behörden, Unternehmen und weitere externe Partner anbindet. Dadurch entwickelt Destatis eine Vorreiterund Gestalterrolle im Bereich Digitalisierung. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 6

Ausgangslage: Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts Erste Erfolge und weitere Herausforderungen Digitalisierung und im engeren Sinne Automatisierung sind für Destatis keine neuen Themen viele Digitalisierungsmaßnahmen wurden bereits umgesetzt. Während vor einigen Jahren viele Betriebe ihre Daten noch in Papierform meldeten, gehen die Datenmeldungen heute digital bei Destatis ein. Dazu wurde für die Unternehmensstatistiken eine Online- Meldepflicht verabschiedet und konsequent durchgesetzt. Dadurch konnte der administrative Aufwand bei der Datenerhebung erheblich gesenkt werden. Außerdem liegen alle Daten elektronisch vor und können unverzüglich weiterverarbeitet werden. Auch im Zuge von innovativen Präsentationsformaten für die Nutzerinnen und Nutzer hat Destatis neue Produkte entwickelt. So kann z. B. der Zensus 2011 über eine interaktive Karte auf einen Bereich von wenigen Quadratkilometern herunter-gebrochen werden. Dadurch können Nutzerinnen und Nutzer unter anderem bestimmen, wie viele Personen von einer Auto-bahn betroffen sind oder wie hoch der Anteil unter 18-Jährigen in einem Stadtteil ist. Zudem wurde mit der Anwendung Migration.Integration.Regionen ein interaktives Kartenangebot veröffentlicht, das einen Überblick über die regionale Verteilung von Ausländerinnen und Ausländern sowie Schutzsuchenden in Deutschland auf Kreisebene bietet. Die Anwendung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die ausgewählten Informationen stehen in der interaktiven Karte nun erstmals in Kombination zur Verfügung und erleichtern dadurch vor allem regionale Analysen und Vergleiche. Dr. Georg Thiel betont: Was das Thema Digitalisierung an belangt, ist Destatis im Vergleich zu anderen Behörden, die ich kennenlernen durfte, bereits weit fortgeschritten. Ich bin jedoch überzeugt, dass wir die aus der Digitalisierung resultierenden Chancen noch besser nutzen können. Bislang beschränkte sich die Digitalisierung meist auf einzelne Bereiche oder Prozessschritte der Statistikproduktion. Ein übergreifendes ambitioniertes Zielbild und ein Gesamtplan fehlten. Um führender Informationsdienstleister im 21. Jahrhundert zu bleiben, dient die gesamtheitliche Digitale Agenda dazu, die digitale Transformation nachvollziehbar in die Organisation zu tragen. Das bedeutet, die Automatisierung von Prozessschritten und den für die Digitalisierung erforderlichen Kulturwandel zu erklären und mit greifbaren Maßnahmen zu hinterlegen. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda 2018 8

Zielbild der Digitalisierung: Destatis als der führende Informationsdienstleister für Deutschland Kernprinzipien der Digitalen Agenda Die Digitalisierungsagenda von Destatis richtet sich an fünf Kernprinzipien aus: Ausgangspunkt der Digitalisierung ist die Strategie des Hauses. Die Digitale Agenda ist eingebunden in die Amtsstrategie. Mit Blick auf die Digitalisierung steckt sie die Entwicklungsrichtung für die Handlungsfelder Qualität, Reputation, Strukturen und Prozesse, Partnerschaften sowie Beschäftigte ab. Nutzerinnen und Nutzer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie schafft für alle Interessengruppen einen messbaren Mehrwert. Von deren Anforderungen bzw. vom Anwendungsfall ausgehend, werden die Prozesse digitalisiert. Digitalisierung betrifft alle. Die Digitale Agenda ist mehr als ein bloßes IT-Thema. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und wird die Kultur und die Arbeitsprozesse des gesamten Hauses verändern. Messbare Ziele sichern den Erfolg. Alle digitalen Maßnahmen müssen auf ein messbares Zielbild der Digitalisierung ausgerichtet sein. Die Priorisierung der Maßnahmen richtet sich nach ihrem Beitrag zur Zielerreichung. Wir lernen aus Fehlern. Lange Konzeptphasen gehören der Vergangenheit an. Lösungsansätze werden rasch mittels Proof of Concept (PoC) und Pilotprojekten entwickelt. So lassen sich frühzeitig mögliche Fehler in der Umsetzung erkennen und abstellen. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 9

Zielbild der Digitalisierung: Destatis als der führende Informationsdienstleister für Deutschland Unser Zielbild Mit Blick auf das Zielbild hat sich Destatis fünf konkrete Ziele für die digitale Transformation bis 2020 gesetzt. Diese beziehen sich auf die Statistiken als Kernprodukte des Hauses inklusive des registerbasierten Zensus und weiterer Angebote: Destatis ist der führende Informationsdienstleister und Datenmanager für Deutschland im 21. Jahrhundert, welcher Politik, Wirtschaft und Gesellschaft relevante Informationen zur Verfügung stellt. Destatis nutzt die Digitalisierung, um qualitätsgesicherte Daten von Auskunftgebenden, Registern und anderen externen Quellen automatisiert aufzubereiten, zu integrieren und zu analysieren. Diese Daten stellt Destatis seinen Nutzerinnen und Nutzern auf eine für sie zugeschnittene Weise schnell und einfach zur Verfügung. Qualität der Statistiken und aller weiteren Angebote verbessern - Die hohe Qualität von Statistiken und Auswertungen müssen wir nachhaltig sicherstellen und weiter verbessern. Medienbrüche und manuelle Prozessschritte sind potenzielle Fehlerquellen. In dem Maße, wie sie durch Automatisierung abgebaut werden, steigt die Qualität der Analyseergebnisse. Durch eine automatische Qualitätskontrolle in den Statistiksystemen kann Destatis die Qualität zusätzlich verbessern. Zielkennzahl: Bis 2020 erfüllen 95 % unserer Statistiken 95 % Qualitätsreife (im Sinne der Qualitätsrichtlinien der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder). Komplexe neue Informationen und Statistiken schneller und agil bereitstellen - Heute dauert die Neu- oder Weiterentwicklung von Statistiken oft mehrere Jahre. Die Digitalisierung von manuellen Prozessen kombiniert mit agilen Arbeitsweisen ermöglicht eine wesentlich schnellere Bereitstellung neuer komplexer Informationen und Statistiken. Zielkennzahl: Bis 2020 werden Auswertungen von 90 % der bereits etablierten Statistiken in weniger als drei Monaten vorliegen. Neue Statistiken werden innerhalb von drei bis sechs Monaten entwickelt. Abbildung 2: Destatis als zentraler Datenmanager Relevante Informationsangebote bereitstellen und als zentraler Datenmanager profilieren - Destatis integriert selbst erhobene Daten, Daten aus Registern, Daten Dritter und Neue Digitale Daten (wie z. B. Telekommunikationsdaten) an einer zentralen Stelle. Dabei versuchen wir, den Aufwand der Datenmeldung so weit wie möglich zu reduzieren. Entscheidend ist hierbei eine moderne Registerlandschaft, die bereits erhobene Daten bereitstellt und Doppelerhebungen vermeidet. Die Vielzahl an zentral vorliegenden Daten wird genutzt, um Nutzerinnen und Nutzern passgenaue Informationen bereitzustellen. Zielkennzahl: Bis 2020 werden 20 neue Datenquellen (z. B. Satellitendaten oder Daten aus sozialen Medien) angebunden, 70 % der statistischen Daten sind zentral verfügbar. Die digitale Organisation und Kompetenzen weiterentwickeln - Die Digitalisierung bietet Chancen für orts- und zeitflexiblere Arbeitsformen und verbessert damit einerseits die Möglichkeit, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erleichtern und andererseits die Attraktivität von Destatis als zeitgemäßem Arbeitgeber für alle Altersgruppen zu steigern. Destatis unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im digitalen Veränderungsprozess durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen auch im Umgang mit den besonderen Anforderungen von mobilen Arbeitsformen und rekrutiert neue Talente. Hierdurch können im Haus benötigte Kompetenzen weiterentwickelt werden. Zielkennzahl: Bis 2020 rekrutieren wir 50 neue digitale Talente im Bereich agile Entwicklung und Data Science (insbesondere Machine Learning). Bis 2020 werden alle Beschäftigten, die in Projektteams arbeiten, zu agilen Methoden geschult, zusätzlich werden alle Beschäftigten mit den Grundlagen agiler Methoden vertraut gemacht. Ein Partnernetzwerk etablieren - Auf nationaler und internationaler Ebene baut Destatis bestehende Partnerschaften aus und schließt neue, um Expertise im Bereich Digitalisierung austauschen und Synergien nutzen zu können. Zielkennzahl: Bis 2020 wird ein umfassendes Netzwerk aus Statistischen Ämtern, weiteren relevanten Behörden, Unternehmen und Universitäten mit 20 neuen Partnerschaften aufgebaut. Datengewinnung Datenplattform Datennutzer/in Primärdatenerhebung Registerdaten Zentrale Datenplattform (Data Hub) Etablierte Nutzerinnen und Nutzer (z. B. Politik) Unternehmen, die Daten selbst nutzen Externe Daten (z. B. Mobilfunk) Nutzerinnen und Nutzer, die eigene Analysen erstellen Etablierte Neue Analysen statistische (z. B. Machine Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 Methoden Learning) 10

Handlungsfelder: Elf digitale Handlungsfelder für eine gesamtheitliche Digitale Agenda Digitale Handlungsfelder Um das Zielbild der Digitalen Agenda zu erreichen, wurden elf digitale Handlungsfelder unter Beteiligung aller Abteilungen des Hauses erarbeitet. Sie vereinen jeweils mehrere Einzelmaßnah men mit unterschiedlichem Zeithorizont, die von Projektteams umgesetzt werden. Die Maßnahmen, die es direkt umzusetzen gilt, wurden in der Leitungsklausur priorisiert. Die elf digitalen Handlungsfelder decken zusammen alle Prozesse von Destatis ab und berücksichtigen sämtliche iden tifizierten Herausforderungen. Sieben digitale Handlungsfelder beziehen sich auf Schritte der Kernprozesse (basierend auf dem Geschäftsprozessmodell Amtliche Statistik GMAS), vier beziehen sich auf Unterstützungsprozesse (basierend auf dem Generic Activity Model for Statistical Organizations GAMSO). Abbildung 3: Digitale Handlungsfelder (Details im Appendix) Statistikprozesse nach dem Geschäftsprozessmodell Amtliche Statistik (GMAS) Bedarf bestimmen Statistik konzipieren Produktionssystem aufbauen Daten gewinnen Daten aufbereiten Ergebnisse analysieren Ergebnisse verbreiten Prozessdurchlauf evaluieren Handlungsfelder A) Agile Softwareentwicklung ausbauen Prozessübergreifend B) Datengewinnung automatisieren und neue Datenquellen erschließen C) Datenaufbereitung automatisieren D) Datenanalyse automatisieren und neue Analysemethoden etablieren E) Digitale Nutzererfahrung verbessern F) Prozesstransparenz und -standardisierung erhöhen G) Übergreifende Qualitätsstandards anwenden Unterstützungsprozesse nach dem Generischen Aktivitätenmodell für Statistische Organisationen (GAMSO) Strategie und Führung Fähigkeiten Unterstützungsaktivitäten Handlungsfelder H) Notwendige Partnerschaften ausbauen I) Digitales Talentmanagement verbessern J) Digitale Arbeitswelt etablieren K) Digitale Organisationsstruktur aufbauen Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 11

Handlungsfelder: Elf digitale Handlungsfelder für eine gesamtheitliche Digitale Agenda Priorisierte Maßnahmen Die digitalen Handlungsfelder, die den Veränderungsbedarf abdecken, sind mit insgesamt 59 konkreten Maßnahmen hinterlegt, die von den jeweils betreffenden Abteilungen umgesetzt werden sollen. Die Amtsleitung und die Abteilungsleitungen haben die 59 Maßnahmen daher im Zuge der diesjährigen Leitungsklausur nach Nutzen und Aufwand bewertet und priorisiert (siehe Appendix). Das Ergebnis: 24 Maßnahmen haben Vorrang und sollen bereits im kommenden Jahr angegangen werden. Im Rahmen der Jahresarbeitsplanungsgespräche werden diese Maßnahmen und ihre Ziele weiter konkretisiert. Die Umsetzung der priorisierten Maßnahmen wird 2018 regelmäßig kontrolliert. Abbildung 4: Priorisierte und weitere Maßnahmen von Destatis Priorisierung (Auszug) 59 Maßnahmen 1 G2 G5 D B10 D1 K1 1 K1 I2 F C2 F7 C2 I2 H3 H3 7 H6 K2 J3 A4 H6 D4 A4 A1 5 B5 D C4 D5 C4 D4 F2 J3 F2 A 1 B5 E4 H 1 C2 E 4 B4 H1 B4 C1 I5 I5 Stufen der Priorisierung Maßnahmenportfolio Bestehende Maßnahmen mit Digitalisierungsbezug in Destatis wurden gesammelt. Außerdem wurden in einem Workshop und im Digitalisierungsteam neue digitale Maßnahmen erarbeitet basierend auf dem Zielbild der Digitalisierung sowie Erfolgsbeispielen aus anderen Organisationen. Insgesamt wurden 59 Maßnahmen identifiziert. Priorisierung A1 C4 H1 A4 D1 H3 24 priorisierte Maßnahmen B1 B4 B5 B10 D4 D5 E4 F2 H6 I2 I5 J3 Fokussierung C1 F7 K1 C2 G5 K2 Priorisierte Maßnahmen 24 Maßnahmen wurden in der Leitungsklausur nach Nutzen und Machbarkeit priorisiert. Sie werden bereits in 2018 angegangen. Ziel der priorisierten Maßnahmen ist es, sowohl schnelle Erfolge (z. B. Pilotprojekte zu Mobilfunkdaten) zu erzielen als auch Grundlagen für spätere Erfolge und digitale Großprojekte (z. B. registerbasierter Zensus) zu schaffen. Sie wurden in den Jahresarbeitsplanungsgesprächen konkretisiert. A4 B4 D1 H6 Leuchtturmprojekte Pilotprojekte im Verbund zu Georeferenzierung und Mobilfunkdaten Registerbasierte Ermittlung der Bevölkerungszahl Proof of Concept Machine Learning Eckpunkte für Open-Data-Portal Leuchtturmprojekte Vier der priorisierten Maßnahmen sind Leuchtturmprojekte. Sie haben einen besonderen Stellenwert für die Digitalisierung in Destatis (z. B. Aufsetzen Spiegelregister) und eine starke Strahlkraft für die Digitalisierung im Haus. Die Leuchtturmmaßnahmen schaffen folglich in mehrfacher Hinsicht einen hohen Nutzen für Destatis. 1 Maßnahmen sind mit Kürzeln versehen, die das digitale Handlungsfeld kennzeichnen (z. B. A1 ist eine Maßnahme aus dem Handlungsfeld A Agile Softwareentwicklung ) Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 12

Handlungsfelder: Elf digitale Handlungsfelder für eine gesamtheitliche Digitale Agenda Leuchtturmprojekte Vier der 24 priorisierten Maßnahmen stechen heraus, da sie beispielhaft für die durch die Digitalisierung angestrebten Ziele stehen. Sie haben damit Signalwirkung für die gesamte digitale Transformation. Sie verdeutlichen, wie groß das Potenzial der Digitalisierung sowohl für Destatis als auch über die Hausgrenzen hinaus ist. Gleichzeitig decken sie gemeinsam eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten der Digitalisierung ab (z. B. Machine Learning, neue Partnerschaften, Integration von Daten, Verbesserung interner Prozesse). Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung wurden einige der Leuchtturmprojekte bereits angestoßen. Proof of Concept (PoC) für Machine Learning In einem Pilotprojekt zu Machine Learning soll dessen Potenzial für die Unternehmensstatistiken aufgezeigt werden. Anwendungsbeispiele sind binäre Klassifikationsaufgaben, z. B. die Identifikation von Handwerksunternehmen und die Zuordnung von Unternehmen zu Sektoren, sowie die Ausweitung des Analysepotenzials von Verdienststatistiken durch Übertragung von Merkmalen aus externen Datenquellen. Ein solches Pilotprojekt dient als Ideenanstoß, wie Daten durch Machine Learning noch zielgenauer aufbereiten könnten. Auswertung von Mobilfunkdaten Schon heute arbeiten wir mit der Deutschen Telekom beim Austausch von Mobilfunkdaten zusammen. Diese Partnerschaft gilt es zu pflegen und auszubauen. Die Anreicherung der Statistiken mit Mobilfunkdaten führt zu noch aufschlussreicheren Auswertungen. In der Pendlerstatistik können durch die Ortsdaten sehr akkurate Informationen zum Pendleraufkommen erhoben werden. Neue Datenquellen und Partnerschaften, die einen Datenaustausch ermöglichen, erlauben es uns, noch mehr und noch genauere Daten zu verwenden und damit den Grundstein für zeitgemäße Statistiken der Zukunft zu legen. Registerbasierte Ermittlung der Bevölkerungszahl Nach dem Zensus 2021 sollen Bevölkerungszahlen durch einen Integrierten Registerzensus jährlich erhoben werden. Dieser ist bereits zur Erfüllung der Lieferverpflichtung georeferenzierter Bevölkerungszahlen an Europa ab 2024 erforderlich. Die dafür benötigten statistischen Angaben sollen vollständig aus Verwaltungsregistern gewonnen werden, wodurch auf ergänzende Befragungen verzichtet werden kann. In diesem Zusammenhang wird die Möglichkeit des Aufbaus eines Zentralen Spiegelmelderegisters geprüft. Über Qualitätsanalysen auf dem zentralen Datenbestand könnten den Meldebehörden auch Informationen zur Qualitätssicherung der Melderegisterdaten (z. B. mehrfach gemeldete Personen) zurückgeliefert werden. Für den Aufbau eines Spiegelmelderegisters wären die notwendigen Gesetzesgrundlagen noch zu schaffen. Open-Data-Plattform Destatis richtet langfristig eine Open-Data-Plattform ein, die es unseren Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, einfacher auf unsere Daten zuzugreifen. Dabei fließen die Erfahrungen aus europäischen und internationalen Open-Data-Portalen in das Konzept ein. Langfristig kann sich Destatis so als Datenmanager positionieren und die Digitalisierung in Deutschland aktiv mitgestalten. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 13

Umsetzung der Agenda: Jeder kann zur Digitalisierung von Destatis beitragen Digitale Assessments Um ganz konkret die Digitale Transformation im Produktionsprozess voranzutreiben, wurden Ende 2017 pilothaft Digitale Assessments in zwei zentralen Statistiken des Hauses durchgeführt: - der Kostenstrukturerhebung im Verarbeitenden Gewerbe (KSE) - der Außenhandelsstatistik (AHStat) In zwei Workshops mit Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Statistiken wurden Sollprozesse für den Kern der Produktionsprozesse (GMAS-Phasen 4 bis 7) der jeweiligen Statistik erarbeitet. In überaus konstruktiven und engagierten Diskussionen wurden Ergebnisse ausgearbeitet, die in zweierlei Hinsicht bedeutsam sind: Zum einen wurden konkrete Maßnahmen abgeleitet, über deren Umsetzung die beiden Statistiken schrittweise den Sollprozess erreichen. Zum anderen bilden die Ergebnisse Input für einen "Musterprozess" für zentrale Unternehmensstatistiken. Bis Ende 2018 sollen Digitale Assessments in allen zentralen Statistiken durchgeführt werden. Damit der Weg für die Digitale Transformation in diesen Statistiken aufgezeigt und konkretisiert. Abbildung 5: Ablauf eines Digitalen Assessments 1 2 3 4 Eine Messlatte wurde als Gedankenexperiment lostgelöst von aktuellen Restriktionen entlang des GMAS-Prozesses erarbeitet. Ausgehend von der Messlatte wurde der aktuelle Status-quo inklusive Erfüllungsgrad erhoben. Auf Basis der Messlatte wurde ein spezifischer Sollprozess in gemeinsamen Workshops definiert. Um den Sollprozess und die Messlatte zu erreichen wurden Maßnahmen definiert und priorisiert. Abbildung 6: Darstellung der Sollprozesse Der Sollprozess beschreibt alle konkreten Prozessschritte der einzelnen Statistiken (z. B. Revision beim Außenhandel), so dass die Messlatte vollständig erfüllt wird Der Musterprozess beschreibt die übergreifenden Schritte im Zielzustand, welche für alle Statistiken gelten (z. B. Mahnung von Auskunftgebenden in allen Prozessen) Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 14

Umsetzung der Agenda: Jeder kann zur Digitalisierung von Destatis beitragen Abbildung 7: Priorisierte Maßnahmen der Kostenstrukturerhebung (KSE) und Auslandshandelsstatistik (AHStat) GMAS 4 Daten gewinnen GMAS 5 Daten aufbereiten GMAS 6 Ergebnisse analysieren GMAS 7 Ergebnisse verbreiten KSE-Maßnahmen Aufbau eines zentralen Data Hub Automatisierte Berichtskreiserstellung Digitalisierung der Meldekommunikation ohne rechtliche Verpflichtung Schnittstelle zum Rechnungswesen (inkl. Datenformatprüfung) Digitalisierung der Meldekommunikation mit rechtlicher Verpflichtung Nutzung Neuer Digitaler Daten (z. B. Patentdaten) Umsetzung des EU- Unternehmensbegriffs (inkl. Imputation) Automatisierte Plausibilisierung (z. B. durch Einsatz von Machine Learning) Schnittstelle zum Produktionssystem anpassen Automatische Geheimhaltung von Daten Automatische Ergebnisvalidierung (z. B. durch Einsatz von Machine Learning) Harmonisieren von Metadaten für Unternehmensstatistiken Systemunterstützung für Ergebnisinterpretation Digitales Facelifting Eckpunkte für Open-Data-Portal AHStat-Maßnahmen Aufbau eines zentralen Data Hub Digitalisierung der Meldekommunikation ohne rechtliche Verpflichtung Datenformatprüfung vor automatischer Übertragung Nutzung Neuer Digitaler Daten Integration relevanter Register Digitalisierung der Meldekommunikation mit rechtlicher Verpflichtung Schnittstelle zum Produktionssystem anpassen Automatisierte Plausibilisierung (z. B. durch Einsatz von Machine Learning) Imputation von fehlenden Daten (inkl. Machine Learning) Automatische Geheimhaltung von Daten Automatische Ergebnisvalidierung (z. B. durch Einsatz von Machine Learning) Harmonisieren von Metadaten für Unternehmensstatistiken Systemunterstützung für Ergebnisinterpretation Digitales Facelifting Eckpunkte für Open-Data-Portal Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 15

Umsetzung der Agenda: Jeder kann zur Digitalisierung von Destatis beitragen Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation Destatis hat sich sehr ambitionierte Digitalisierungsziele gesetzt. Sie lassen sich nur erreichen, wenn auch die kulturelle Transformation gelingt. Dafür sind folgende Erfolgsfaktoren entscheidend: Die Digitalisierung wird in der Organisation verankert. Die Verantwortlichkeit für die Digitale Transformation muss in einer Organisationseinheit verankert werden. Diese Stelle hat den Überblick über alle laufenden Digitalisierungsmaßnahmen und koordiniert die Maßnahmen. Agile Teams setzen Digitalisierungsmaßnahmen um. Zuerst werden kleine Erfolge erzielt, dann Projekte skaliert. Für neue Projekte gelten agile Vorgehensweisen. Nach Proof of Concept und Pilotprojekten nur bei erfolgreichem Abschluss eine gesamtheitliche Skalierung. Die Organisationskultur wird weiterentwickelt. Fehlertoleranz und Eigenverantwortung prägen die Zusammenarbeit. Den Führungskräften kommt dabei eine Vorbildfunktion zu. Chancen für flexiblere Arbeitsmöglichkeiten werden genutzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden kontinuierlich informiert. Die Beschäftigten werden von Beginn an auf die Digitalisierungsreise mitgenommen. Dazu gehört eine offene und regelmäßige Kommunikation der Hintergründe und Fortschritte bei der Digitalisierung. In umfassenden Fort- und Weiterbildungsbildungsmaßnahmen zum Thema Digitalisierung werden relevante Kenntnisse und Fähigkeiten und vermittelt. Destatis hat seine Umsetzungsfähigkeit mit den schon laufenden Digitalisierungsmaßnahmen unter Beweis gestellt. Es ist jetzt Zeit, die digitale Transformation auf das gesamte Haus auszuweiten. Gemeinsame nächste Schritte Jetzt gilt es, die priorisierten Maßnahmen auf dem Pfad der digitalen Transformation von Destatis umzusetzen. Dafür werden in den Abteilungen interdisziplinäre Teams gebildet, die diese Maßnahmen umsetzen. Falls Maßnahmen im agilen Modus bearbeitet werden können, werden agile Teams gebildet, die in einem zweiwöchigen Sprintrhythmus arbeiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Teams werden von ihren Linientätigkeiten freigestellt. Am Ende jedes Sprints oder Arbeitsschritts findet ein Rückblick statt, bei dem alle Interessenvertreterinnen und -vertreter ihre Anregungen für den nächsten Sprint einbringen können. Die Themen für die anstehenden zwei Wochen werden entsprechend festgelegt und vom Team eigenverantwortlich umgesetzt. Jedem Team steht eine fachliche Projektleitung vor, die für die Ergebnisse verantwortlich ist. Außerdem wird es künftig eine Digitalisierungsbeauftragte bzw. einen Digitalisierungsbeauftragten geben, die bzw. der gesamtverantwortlich für die Digitalisierung von Destatis ist und an die bzw. an den auch die Projektleitungen berichten. Parallel zur Arbeit der Umsetzungsteams wird die Digitale Agenda weiterentwickelt. Bis Ende 2018 führen wir in allen zentralen Statistiken Digitale Assessments durch, die weitere Optimierungspotenziale aufzeigen sollen. Bis 2020 werden Digitale Assessments für alle relevanten Destatis-Prozesse durchgeführt. Zusätzlich zur digitalen Transformation innerhalb von Destatis ist die Herausforderung für die nächsten Jahre, die Digitalisierung gemeinsam mit den Statistischen Ämtern der Länder voranzutreiben. Dazu werden in einem ersten Schritt die Amtsleitungen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder in einem gemeinsamen Workshop eine Digitale Agenda für den Verbund entwerfen und darauf aufbauend weitere Maßnahmen zur Digitalen Transformation einleiten. Die digitale Transformation wird nur dann ein Erfolg, wenn sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv einbringen und die relevanten Themen weiterentwickeln. Hierfür wird es in der nächsten Zeit mehrere Möglichkeiten geben: Über eine offene Ideenplattform, die auf der existierenden Ideenbörse basiert, können Beschäftigte Ideen (z. B. für neue Analysemethoden) teilen und gemeinsam umsetzen. Über das Intranet, einen Blog und die Bildschirme in der Empfangshalle werden Erfolge und Fortschritte bei den einzelnen Maßnahmen an die gesamte Organisation kommuniziert. Die Projektteams informieren in den Kommunikationszonen regelmäßig in fünf- bis zehnminütigen Vorträgen über neue Methoden und den aktuellen Stand der Maßnahmenumsetzung. Mit Hilfe eines Online-Werkzeugs können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Führungskräften Rückmeldung zur Digitalisierung geben und so ungefiltert Chancen und Herausforderungen im Haus aufzeigen. Die Zeit ist reif: Destatis ist entschlossen, die Fortschritte der Digitalisierung zu nutzen und so seine Rolle als führender Informationsdienstleister für Deutschland in den kommenden Jahren weiter zu festigen. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 16

16 Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2017 Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 20

Automatisierung in der Familien- und Haushaltsstatistik Appendix Interview mit Dr. Irene Kahle, Leiterin des Referats F203 Bevölkerungsstatistische Auswertungen und Analysen aus dem Mikrozensus Frau Dr. Kahle, könnten Sie bitte kurz berichten, was Sie in Ihrem Bereich verändert haben? Für unseren amtlichen Bereich Familien- und Haushaltsstatistik haben wir alle regelmäßig anfallenden Prozesse in der Ergebniserstellung fast vollständig automatisiert. Z. B. können wir jetzt die Fachserie und thematische Informationspakete auf Knopfdruck erstellen, mit VBA-Skripten und Automatisierungen in SAS. Im Team sprechen wir von unserem Putzroboter, der uns sozusagen beim Pflegen des Wohnzimmers hilft, also regelmäßige Veröffentlichungen der genannten Standardprodukte sauber und fast mühelos erstellt. Dadurch haben wir mehr Zeit, uns um im Bild zu bleiben mit der Einrichtung des Wohnzimmers zu beschäftigen, also unsere Statistiken und Methoden weiterzuentwickeln. Wie ist das Projekt zustande gekommen? Unser Bereich für Familien- und Haushaltsstatistik wurde 2016 umstrukturiert: von einem Produktions- und Veröffentlichungsreferat hin zu einem reinen Veröffentlichungsreferat. Dafür wurde in kürzester Zeit ein Team von fünf Kolleginnen und Kollegen zusammengestellt. Es war deutlich kleiner als das vorherige, und die Fülle von manuellen Tätigkeiten wäre für uns nur schwierig zu stemmen gewesen. Deshalb begannen wir, unsere Standardaufgaben zu automatisieren, um die Arbeitsbelastung durch wiederkehrende Aufgaben möglichst weit zu reduzieren. Wie hilft das Projekt bei der täglichen Arbeit? Zwar erfordern die Automatisierungsskripte immer noch einen gewissen Pflegeaufwand, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden insgesamt entlastet und haben mehr Zeit für Aufgaben, die echten Mehrwert bringen, jenseits der täglichen Routine. Z. B. können sie Zeit für die Erstellung von angefragten Sonderauswertungen aufwenden, für die sie sonst nur wenig Kapazität hätten. Sie haben außerdem den erforderlichen Spielraum, um bestehende Statistiken weiter zu verbessern und zu erweitern also sozusagen das Wohnzimmer einzurichten, statt es bloß ordentlich zu halten. Ein Beispiel dafür ist die Aufnahme der Berichterstattung über gleichgeschlechtliche Ehepaare in die Haushalts- und Familienstatistik. Wie geht es weiter was sind die nächsten Schritte? Als zwei mögliche nächste Schritte sehe ich zum einen die fachliche und methodische Weiterentwicklung der Statistiken, um die Veröffentlichung der Familien- und Haushaltsstatistiken noch weiter zu verbessern und zu ergänzen. Zum anderen wäre es wünschenswert, wenn wir den Nutzerinnen und Nutzern noch passgenauere Angebote für ihre Bedürfnisse machen könnten z. B. Veröffentlichungen nicht nur als Tabellen, sondern auch in interaktiver Darstellung anbieten. Was waren die Voraussetzungen, um das Projekt erfolgreich umzusetzen? Wesentlich war, dass wir auf den Vorarbeiten des vorherigen Arbeitsbereiches aufbauen konnten die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit hat hier hervorragend funktioniert. Entscheidend war dann für uns, dass allen Kolleginnen und Kollegen viel Eigenverantwortlichkeit anvertraut wurde. Außerdem erhielt das Team zeitliche Freiräume, die wichtig waren, um sich den neuen Aufgaben widmen zu können. Unter anderem hatten die Kolleginnen und Kollegen Zeit, sich Fähigkeiten anzueignen und Methoden zu entwickeln, die sie für die automatisierte Auswertungserstellung brauchen. Diese Freiräume waren ein Privileg für unser Team aber eben entscheidend dafür, dass wir uns auf die Automatisierung konzentrieren konnten, statt den größten Teil der Zeit und Aufmerksamkeit für Standardabläufe einsetzen zu müssen. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 18

Mit künstlicher Intelligent die Plausibilisierung automatisieren Appendix Interview mit Martin Beck, Leiter der Gruppe E1 Unternehmensregister, Klassifikationen, Verdienste, übergreifende Unternehmensstatistiken Herr Beck, wie kamen Sie darauf, Künstliche Intelligenz für die Plausibilisierung zu nutzen? Da muss ich etwas weiter ausholen. Wir stellen für die Mindestlohnkommission Daten aus unserer Verdienststrukturerhebung zur Verfügung. Diese werden genutzt, um die Auswirkung des Mindestlohns zu erfassen. Die Geschäftsstelle und die Mitglieder der Kommission benötigen die Daten alle zwei Jahre, wir erheben sie derzeit jedoch nur alle vier Jahre. Kann man den Umfang und Rhythmus nicht einfach anpassen und die Daten häufiger erheben? Das wäre machbar, würde aber aus verschiedenen Gründen nicht zum Ziel führen. Wir überlegen stattdessen, die vierteljährliche Verdiensterhebung um kleine Betriebe zu erweitern, die bisher nicht befragt werden. Außerdem müsste die Datenlieferung von vierteljährlichen Aggregaten für Beschäftigtengruppen auf die monatliche Übermittlung von Einzeldaten je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer umgestellt und der Merkmalskatalog erweitert werden. Wie lässt sich verhindern, dass die Meldenden dadurch überfordert werden? Wir haben den großen Vorteil, dass viele unserer Meldenden estatistik.core nutzen, um ihre Daten automatisiert zusammenzustellen und zu exportieren. Außerdem würden wir nur Informationen abfragen, die eins zu eins in der Lohnabrechnung vorliegen. Das heißt: Die Betriebe können uns ohne Probleme die Einzeldaten liefern, welche sie nicht aggregieren müssen. Stattdessen aggregieren wir diese dann zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in den Statistischen Ämtern der Länder. Ähnlich läuft das bereits bei der vierjährigen Statistik, jedoch noch nicht auf Quartalsbasis. Dies alles klingt nach erheblichem Mehraufwand. Lässt sich das überhaupt schaffen? Die Anzahl der erhobenen Datensätze würde tatsächlich von 40 500 auf über 21 000 000 im Quartal anwachsen. Damit bewegen wir uns in den Größenordnungen von Big Data. Diese Datenmenge könnten wir mit den bisherigen Methoden der manuellen Plausibilisierung nicht bewältigen. Das würde die Kapazität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Statistischen Ämtern der Länder überschreiten. Und so sind Sie auf die Idee gekommen, Künstliche Intelligenz zu verwenden? Genau, wir hatten bereits in den vergangenen Jahren erste Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz oder Machine Learning durchgeführt. Wir haben z. B. die Klassifizierung von Sektoren im Unternehmensregister oder von Handwerksbetrieben durch Support Vector Machines und Random Forests automatisiert. Künstliche Intelligenz kann also bei der Klassifizierung helfen, doch wie funktioniert das bei der Plausibilisierung? Bei Einsatz Künstlicher Intelligenz, beispielsweise des an der Stanford University jüngst entwickelten Programms HoloClean, können wir die bereits bestehenden Regeln der Plausibilisierung nutzen und dann zusätzlich die Daten automatisch korrigieren. So lässt sich der derzeitige Prozess größtenteils automatisieren. Eine manuelle Plausibilisierung ist nur noch in Einzelfällen nötig. Das System lernt zudem über Zeit und kann künftig selbst neue Regeln aufstellen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Umsetzung eines solchen Projekts? Das Projekt ist sowohl technisch als auch fachlich sehr komplex. Es erfordert die Anwendung neuer, bisher in der amtlichen Statistik nicht eingesetzter Software und ein grundsätzliches Umdenken hinsichtlich Ziel und Vorgehensweise bei der Plausibilisierung von Daten. Alle Beteiligten müssen eng zusammenarbeiten und voraussichtlich ist auch die Unterstützung von externen Experten erforderlich. Die höhere Abfragefrequenz stellt insbesondere die Statistischen Ämter der Länder vor neue Herausforderungen. Zwar entfällt manueller Aufwand bei der Plausibilisierung, doch die Abfragen der Melderinnen und Melder administrativ und logistisch zu koordinieren, wird dementsprechend aufwendiger. Was versprechen Sie sich vom dem Projekt? Ziel ist es, den Datennutzerinnen und Datennutzern, insbesondere der Mindestlohnkommission, spätestens 2021 aktuelle Daten, die vertiefte Analysen ermöglichen, schnell und zuverlässig zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen die einzelnen auskunftgebenden Betriebe nicht zusätzlich belastet werden und der Aufwand in den Statistischen Ämtern nicht steigen. Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 19

Detaillierte digitale Handlungsfelder Appendix Elf Handlungsfelder wurden zusammen mit allen Abteilungen des Hauses erarbeitet. Den elf Handlungsfeldern wurden 59 Maßnahmen zugeordnet. Die Maßnahmen umfassen sowohl im Haus bereits bestehende als auch neu entstandene Maßnahmen aus Erfahrungen von anderen Digitalisierungen und aus einem hausweiten Workshop. Die Maßnahmen wurden im Zuge der Leitungsklausur 2017 nach Nutzen und Machbarkeit priorisiert. Das Ergebnis: 24 Maßnahmen haben Vorrang und sollen bereits 2018 angegangen werden. Die 24 priorisierten Maßnahmen sind rot markiert. Abbildung 5: Priorisierte Top-24-Maßnahmen Priorisierung der 59 Maßnahmen Machbarkeit Hoch C4 H3 D1 J3 C2 I2 K1 F2 G5 K2 B1 0 F7 D5 H6 B1 A4 D4 A1 B4 B5 C 1 H1 I5 E4 Top-24-Maßnahmen A1 A4 B1 B4 B5 B10 C1 C2 C4 Agiles Projekt Verfahren übermäßiges Defizit (EDP) Pilotprojekte im Verbund zu Georeferenzierung und Mobilfunkdaten Proof of Concept Potenziale der Register und der Meldewege voll ausschöpfen Registerbasierte Ermittlung der Bevölkerungszahl Integrierter Registerzensus Voraussetzungen zur Nutzung der Daten privater Dritter Digitales Assessment für alle zentralen Statistiken Proof of Concept automatisierte Plausibilisierung (in der Verdiensterhebung) Georeferenzierung in allen Statistiken D1 Proof of Concept Machine Learning D4 Beschreibung eines zentralen Data Hub Gering Gering Nutzen Hoch D5 E4 Stufenweiser Ausbau einer zentralen Auswertungsdatenbank Digitales Facelifting F2 Umsetzung der Einproduktstrategie F7 G5 Musterprozess in zentralen Unternehmensstatistiken (KIMP) Automatische Qualitätsmessung H1 Partnerschaft Mobilfunk mit Telekom und FU Berlin H3 Mikrosimulationen Universität Trier H6 Eckpunkte für Open-Data-Portal I2 Nutzung Neuer digitaler Daten I5 Schulung digitaler Fähigkeiten J3 K1 K2 Einführung der E-Akte Organisatorische Umsetzung digitaler Handlungsnotwendigkeiten Vorgehenskonzept agiles Arbeiten Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 20

Detaillierte digitale Handlungsfelder Appendix Zur Priorisierung nach Nutzen und Machbarkeit wurde eine Bewertungsmatrix mit mehreren Kriterien entwickelt. Anhand der Kriterien und deren Gewichtung wurden die Werte für Nutzen und Machbarkeit berechnet. Abbildung 6: Priorisierungskriterien Bewertung Niedrig Hoch Nutzen 0 1 2 3 4 Gewichtung Organisatori- Maßnahme betrifft einzelne Teil- Maßnahme betrifft Destatis gesamt- Faktor 1 sche Reichweite aspekte von Destatis oder Statistiken heitlich und wird flächendeckend 0,5 oder 1 (z. B. Verwenden von Mobilfunkdaten eingesetzt (z. B. Einführen eines in der Pendlerstatistik) zentralen Data Hub) Verbesserung der Qualität 2 Maßnahme betrifft weder Standardisierung noch Automatisierung Maßnahme erhöht entweder Standardisierung oder Automatisierung in geringem Maße Maßnahme erhöht entweder Standardisierung oder Automatisierung Maßnahme erhöht entweder Standardisierung oder Automatisierung signifikant Umsetzung erhöht Automatisierung und Standardisierung signifikant 25 % Schnellere Bereitstellung Maßnahme steigert Agilität in Destatis nicht Maßnahme steigert agiles Arbeiten in geringem Maße Maßnahme steigert agiles Arbeiten Maßnahme steigert agiles Arbeiten in großem Maße Maßnahme steigert agiles Arbeiten signifikant 25 % Besserer Datenzugriff Maßnahme verbessert Datenmanagement nicht Maßnahme verbessert Datenmanagement in geringem Maße Maßnahme fördert Datenmanagement Maßnahme fördert zentrales Datenmanagement Maßnahme trägt signifikant zu zentralem Datenmanagement bei 20 % Größere digitale Kompetenzen Maßnahme fördert digitale Kompetenzen in Organisation nicht Maßnahme fördert Aufbau digitaler Kompetenzen in geringem Maße Maßnahme fördert Aufbau digitaler Kompetenzen Maßnahme fördert Aufbau digitaler Kompetenzen in großem Maße Maßnahme fördert digitale Kompetenzen signifikant 20 % Relevante Partnerschaften Maßnahme fördert Partnerschaften nicht Maßnahme fördert Aufbau von Partnerschaften in geringem Maße Maßnahme fördert Aufbau von Partnerschaften Maßnahme fördert Aufbau von Partnerschaften in großem Maße Maßnahme fördert Aufbau von Partnerschaften signifikant 10 % Bewertung Gering Hoch Machbarkeit 0 1 2 3 4 Gewichtung Aufwand und Notwendige Wenige der Eine solide Basis Ein Großteil der Alle notwendigen 40 % Ressourcen- Ressourcen sind benötigten Res- der Ressourcen ist notwendigen Ressourcen sind verfügbarkeit gebunden oder sourcen sind für verfügbar Ressourcen ist verfügbar nicht verfügbar die Umsetzung verfügbar verfügbar Abhängigkeit Maßnahme kom- Maßnahme Maßnahme ist Maßnahme ist in Maßnahme ist 30 % von externen plett abhängig von abhängig von teilweise abhän- geringem Maße nicht abhängig Faktoren 3 externen Faktoren, externen Faktoren, gig von externen abhängig von von externen die nicht zu beein- die schwer zu Faktoren externen Ressour- Faktoren flussen sind beeinflussen sind cen Dauer der Maß- Maßnahme hat Maßnahme hat Maßnahme hat Maßnahme hat Maßnahme hat 30 % nahme einen sehr langen einen langen bis einen mittelfristi- einen mittelfristi- einen kurzfristigen Zeithorizont mittelfristigen gen Zeithorizont gen bis kurzfristi- Zeithorizont (> 2 Jahre) Zeithorizont gen Zeithorizont (< 3 Monate) 1 Durch Automatisierung und Standardisierung 2 Falls eine Maßnahme nur niedrige Reichweite hat, wird der Nutzen mit dem Faktor 0,5 multipliziert, bei hohem Nutzen wird mit 1 multipliziert 3 Externe Faktoren betreffen alle Herausforderungen, die nicht im Projektteam gelöst werden können (z. B. Abstimmung mit anderen Abteilungen) Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 21

Detaillierte digitale Handlungsfelder Appendix A. Agile Softwareentwicklung etablieren Kurzbeschreibung Es werden gemeinsame Fach- bzw. IT-Teams eingesetzt, die iterativ Lösungen erarbeiten; der Fokus liegt dabei jeweils auf dem kleinstmöglichen, frühzeitigen Endprodukt. Die Teams tauschen sich regelmäßig mit allen interessierten und involvierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Erwarteter Nutzen Schnellere Durchführung von Projekten und bessere Zusammenarbeit zwischen IT und Fachseite Größere Eigenverantwortung und Offenheit für Fehler der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Lernkultur) Minimierung von Risiken durch frühzeitige Endprodukte Aufdecken von Fehlerursachen während der Projektlaufzeit Konkrete Maßnahmen B. Datengewinnung automatisieren und neue Datenquellen erschließen Kurzbeschreibung Die Datengewinnung soll automatisiert und die Erfahrung für die Melderinnen und Melder verbessert werden. Auch sind neue Datenquellen (z. B. Mobilfunk- oder Geodaten) zu erschließen und Register anzubinden, um neue Statistiken erstellen oder bestehende ergänzen zu können. Erwarteter Nutzen Schnellere und effizientere Datengewinnung und Entlastung des Auskunftgebenden Bessere Datenqualität und geringer manueller Aufwand Bessere bzw. neue Informationen für Nutzerinnen und Nutzer durch Verwendung neuer Daten Größere Aktualität der Ergebnisse Konkrete Maßnahmen Maßnahme A1: Agiles Projekt Verfahren übermäßiges Defizit (EDP) Agiles Projekt für die Entwicklung der Excessive Deficit Procedure (EDP) finalisieren und evaluieren Maßnahme B1: Proof of Concept, um Potenziale der Register und der Meldewege voll auszuschöpfen Neue Statistik auf Grundlage von neuen Registeranbindungen entwickeln Artemis- Geplanter Nr. Abschluss 2110 10/2019 Artemis- Geplanter Nr. Abschluss 2348 03/2018 A3: Optimierung des Projektmanagements Handbuch/Checkliste zu neuen agilen Entwicklungsmethoden erstellen A4: Pilotprojekte im Verbund zu Georeferenzierung und Mobilfunkdaten Zwei Pilotprojekte zu Georeferenzierung und Mobilfunkdaten in agiler Arbeitsweise im Verbund mit ausgewählten Ländern durchführen 2347 03/2019 2252 12/2020 B3: Pilot Open Street Map Pilotprojekt zur Nutzung von Open-Street-Map-Daten für eine neue Statistik der Landnutzung B4: Registerbasierte Ermittlung der Bevölkerungszahl Ermittlung der Bevölkerungszahlen nach dem Zensus 2021 B5: Integrierter Registerzensus Aufbau eines Integrierten Registerzensus ohne zusätzliche ergänzende Stichproben bis 2024 (jährliche Veröffentlichung von Bevölkerungsdaten); ab 2031 registerbasierte Ermittlung des vollständigen Merkmalsprogramms - 04/2020 2368 12/2019 2316 12/2032 B6: Pilot Web Scraping Internetbasierte Daten durch Web Scraping in zentralen Statistiken nutzen, z. B. Preise 2049 08/2019 B8: Mobile Endgeräte für Datenerhebung Mobile Endgeräte für die formulargestützte Datenerhebung einsetzen 2016 12/2018 B9: Fernerkundungsdaten (z. B. Satelliten) für die Flächenstatistik nutzen (Cop4Stat) Fernerkundungsdaten (z. B. Satelliten) für die Flächenstatistik nutzen 2403 08/2018 B10: Voraussetzungen zur Nutzung der Daten privater Dritter Rechtliche Voraussetzungen zur Nutzung der Daten privater Dritter (siehe französisches Digitalgesetz) 2369 09/2018 Statistisches Bundesamt, Digitale Agenda, 2018 22