Seite 1 von 8 Fre ie u nd Hansestadt Hamburg B e h ö r d e f ü r W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g DIE SENATORIN Senatsempfang anlässlich der Einweihung des neuen Forschungsschiffs Sonne 21. 11. 2014, 18.00 Uhr, Landungsbrücken Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Prof. Quadfasel, sehr geehrte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sehr geehrter Kapitän Meyer, sehr geehrter Herr Hafenkapitän Pollmann, sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie hier im Hangar des neuen
Seite 2 von 8 deutschen Forschungsschiffs Sonne begrüßen zu dürfen! Das mag ich an Wissenschaftspolitik: dass man ab und zu an ungewöhnlichen Orten sprechen muss: an Orten, an denen Wissenschaft anschaulich und greifbar wird! Und dieser Ort ist in der Tat ein ganz besonderer für die Wissenschaft. Das neueste Schiff der deutschen Forschungsflotte ist gleichzeitig eines der modernsten, wenn nicht sogar das modernste der Welt. Mit diesem Schiff haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viel vor: Forschergruppen aus allen Teilen des Bundesgebiets werden mit der Sonne vor allem in den Indischen und Pazifischen Ozean reisen. Dort werden sie Untersuchungen zur Meeres- und Klimaforschung durchführen, zu Fragen der Rohstoffe aus dem Meer und zum Einfluss der Menschen auf die Ökosysteme.
Seite 3 von 8 Die technische Ausrüstung an Bord gilt als Wunderwerk. Mit ihrer Hilfe werden die Forscherinnen und Forscher in die tiefsten Regionen der Meere vordringen und von dort Bodenproben nehmen. Von den vielfältigen Möglichkeiten, die die Sonne bietet, wird insbesondere die norddeutsche Meeresforschung profitieren. Das hat nicht zuletzt die erste Ausschreibung des Norddeutschen Wissenschaftspreises im Jahr 2012 gezeigt. Viele Wissenschaftskooperationen, die sich damals beworben hatten, forschen in den Gegenden, in denen die Sonne unterwegs sein wird. Und viele von ihnen haben mit dem alten Forschungsschiff Sonne gearbeitet. Vergangenes Jahr hat die Norddeutsche Wissenschaftskommission Niedersachsen die Struktur der norddeutschen Meeresforschung analysiert. Danach hat norddeutsche Meeresforschung eine hohe wissen-
Seite 4 von 8 schaftliche Leistungsfähigkeit, verfügt über eine hervorragende Infrastruktur, ist gut finanziert und international anerkannt. Sie habe das Potenzial, gemeinsam Probleme von internationaler Relevanz zu lösen. Sechs Themengebiete solle die Norddeutsche Meeresforschung in Zukunft besonders bearbeiten. Darunter befinden sich die wichtigsten künftigen Arbeitsgebiete der Sonne, nämlich Ozean und Klima und Ressourcen aus dem Meer. Das heißt also, auch auf der neuen Sonne werden sich viele norddeutsche Forscherinnen und Forscher finden und dort auch selbstverständlich mit internationalen Kooperationspartnern eng zusammenarbeiten. Eine weitere Empfehlung der Wissenschaftlichen Kommission im Rahmen der Strukturanalyse Norddeutsche Meeresforschung war:
Seite 5 von 8 Die norddeutsche Meeresforschung solle noch stärker interdisziplinär arbeiten. Auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sollten einbezogen werden. Denn sowohl bei den Ursachen als auch bei den Folgen des Klimawandels spiele die Interaktion zwischen Mensch und Meer eine entscheidende Rolle. Damit die Forschungsergebnisse handlungsrelevant werden könnten, sei ein stetiger Austausch mit den gesellschaftlichen und politischen Akteuren unabdingbar. Diese Forderung prädestiniert geradezu den Hamburger Exzellenzcluster Integrated Climate System Analysis and Prediction, CliSAP, zur Zusammenarbeit mit den Meeresforscherinnen und Meeresforschern, die auf der Sonne arbeiten werden. An CliSAP waren von Beginn an auch Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und Konfliktund Sicherheitsforscher beteiligt. Mit der Sonne sollen auch der Einfluss der Menschen auf
Seite 6 von 8 die Ökosysteme und die Folgen des Klimawandels für den Menschen untersucht werden. Küstenforschung ist ein weiteres Beispiel für diese Forschung, bei der Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften sich hervorragend ergänzen, auch wenn hier weniger die Sonne, sondern kleinere Forschungsschiffe zum Einsatz kommen. Vor diesem gesamten Hintergrund halte ich die Investitionen des Bundes und der Länder in dieses leistungsstarke Forschungsschiff für mehr als gerechtfertigt. Insgesamt hat der Bau der Sonne 124 Millionen Euro gekostet. 90 Prozent davon hat der Bund bezahlt, 10 Prozent haben die norddeutschen Länder getragen. 1,75 Millionen Euro hat Hamburg geleistet. Auf das Ergebnis dieser gemeinsamen Bund-Länder-Anstrengung können wir wirklich stolz sein!
Seite 7 von 8 Und stolz sind wir hier natürlich auch vor allem darauf, dass die Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, von der aus Schiffszeiten vergeben und Expeditionen koordiniert werden, hier in Hamburg ist und diese neben der Meteor und der Maria S. Merian auch die Betreuung der Sonne übernehmen wird. Meine Damen und Herren, mit dem in die Sonne investierten Geld wurden übrigens nicht nur, in Anführungszeichen, der Bau des Schiffes und die Forschungsgeräte finanziert. Damit wurde auch alles bezahlt, was Menschen brauchen, die sich über mehrere Wochen auf See aufhalten, inklusive eines Fitnessstudios. Das ist nicht etwa ein Luxus, den wir den Mitreisenden der Sonne sozusagen als Sahnehäubchen auf ihren Forschungs-Expeditionen gönnen. Das ist eine Investition in die Gesundheit der Besatzung und der Forscherinnen und Forscher, ein kleiner Beitrag für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen auf der
Sonne. Wenn das dann auch noch Spaß bringt, umso besser. Seite 8 von 8 Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass dieses Bund-Länder-Projekt Sonne erfolgreich vom Stapel gelaufen ist und bald zur ersten Expedition aufbrechen wird. Ich wünsche allen Forscherinnen und Forschern viel Erfolg bei ihren Expeditionen. Gleichzeitig danke ich Ihnen für Ihren Beitrag zur Lösung einer der größten Herausforderungen für die Menschheit: dem Klimawandel. Uns allen wünsche ich eine schöne Einweihungsfeier und für den einen oder die andere eine interessante Besichtigung des Forschungsschiffes Sonne.