Wie sollen sich die Hilfen zur Erziehung weiterentwickeln? - Tagung am 29. Juni 2016 in Dortmund - Prof. Dr. Joachim Merchel Fachhochschule Münster, Fachbereich Sozialwesen 2 1
LEITFRAGE: Wie wollen wir die Hilfen zur Erziehung weiterentwickeln? enthält die These, dass so, wie es jetzt ist, es nicht an allen Stellen gut ist! Erörterung dieser These auf zwei Ebenen: (1) Sind die notwendigen Angebote vorhanden? (Angebotsstruktur) (2) Werden die vorhandenen Hilfen tatsächlich hilfreich gestaltet? (Gestaltung der Hilfen Umgang der Beteiligten miteinander) 3 Problem der Finanzpolitiker: Hilfen sind zu teuer immer mehr Hilfen werden benötigt Kommunen haben kein Geld, sondern viele Schulden Hilfen müssen finanziert werden, wenn sie benötigt werden aber: man könnte eigene Strukturen überprüfen und überlegen, was man anders (früher, mit weniger bürokratischem Aufwand) machen könnte 4 2
mehr Hilfen organisieren im unmittelbaren Lebensfeld der Kinder/ Jugendlichen/ Eltern (im Sozialraum ) Hilfen so ausrichten, dass die soziale Umgebung erhalten, stabilisiert oder aufgebaut wird: zur besseren Nutzung von Regelangeboten zur besseren sozialen Einbindung (auch: gegenseitige Hilfe) 5 neue, noch ungewohnte Zielgruppe in der Kinder- und Jugendhilfe: Kinder und Jugendliche mit Behinderungen ( Inklusion ; Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes) Fachkräfte müssen sich umstellen und qualifizieren Jugendliche und Eltern müssen sich an den Umgang mit Menschen mit Behinderungen gewöhnen 6 3
Zielgruppe : Menschen mit einer Migrationsgeschichte (Zuwanderer aus anderen Ländern, Kinder/ Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) Kultursensibilität entwickeln: eine Anforderung an Fachkräfte und an Jugendämter/ Einrichtungen, damit solche Hilfen gestaltet werden können, die die Kinder/ Jugendlichen/ Eltern auch annehmen und mitgestalten können 7 Beteiligung der Kinder, Jugendlichen, Eltern an der Hilfeplanung und bei der Hilfegestaltung eine andauernde Herausforderung! Jugendämter und Einrichtungen müssen sich immer wieder um reale Beteiligung bemühen Voraussetzung: Haltung reale Beteiligung ist wichtig, nicht nur formales Abnicken!!! 8 4
Wenn man kein Ziel hat, kann man auch keinen richtigen Weg finden! gemeinsam Ziele für die Hilfe festlegen! Ziele im Blick haben, aber Beteiligte nicht überfordern; helfen, den Blick frei zu bekommen, um Ziele ins Auge fassen zu können; auch solche Ziele gelten lassen, die man nicht so gut messen kann; aufpassen, dass Eltern/ Kinder/ Jugendliche die Ziele als ihre Ziele verstehen. 9 sich Rechenschaft geben über die Wirkung der Hilfe: Was ist herausgekommen, hat die Hilfe genützt, woran kann man den Nutzen erkennen? Bewertung von Wirkung wichtig, aber Kriterien für Wirkung nicht einseitig, sondern gemeinsam festlegen; ob und wie etwas wirkt, können verschiedene Personen unterschiedlich beurteilen, Vorsicht bei der Zuordnung von Maßnahme und Wirkung, Vorsicht bei der Zuordnung von Aufwand und Nutzen! 10 5
bessere Zusammenarbeit der Personen, die für eine Hilfegestaltung irgendwie bedeutsam sind und einzubeziehen sind Gerade weil verschiedene Beteiligte unterschiedliche Sichtweisen haben, müssen sie sich um Kooperation bemühen aber: nicht über die Köpfe der Jugendlichen und Eltern hinweg!!! 11 Hilfen für junge Volljährige müssen deutlich verbessert werden! bisherige Vernachlässigung dieser Übergangshilfen ist ein Skandal! Bei jedem Jugendlichen, der eine Hilfe verlässt, müssen Jugendamt und Einrichtung gemeinsam mit dem Jugendlichen überlegen, welche Unterstützung zur Selbstständigkeit erforderlich ist!!! 12 6
Hilfen zur Erziehung: viele gute Hilfen viel Bemühungen/ viel Engagement/ viel Kompetenz der Fachkräfte in Jugendämtern und Einrichtungen aber auch: noch einige Baustellen, die zu bearbeiten sind! 13 7