CAMERA OBSCURA - Aufgabe zur Untersuchung der medialen Aspekte der Fotografie - Stand: 26.07.2017 Jahrgangsstufen 11 Fach/Fächer Übergreifende Bildungsund Erziehungsziele Medien Alltagskompetenz und Lebensökonomie Kulturelle Bildung Medienbildung/Digitale Bildung Technische Bildung Politische Bildung Werteerziehung Zeitrahmen Benötigtes Material ca. 2 Wochen Raum zum Verdunkeln Teichfolie Gewebeklebeband dünne Aluminium Platte Bohrer - weiße Tücher Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler... untersuchen und beschreiben grundlegende Aspekte des Begriffs Medien. Sie reflektieren dabei Ihren eigenen Umgang mit Medien aller Art. analysieren ausgewählte Beispiele gezielter Bildmanipulation. Sie formulieren Fragen nach dem Realitätsanspruch des Mediums und der damit einhergehenden Verantwortung deuten die Fotografie als gesellschaftliches Gedächtnis. verwenden erprobend im Rahmen einer Aufgabenstellung ausgewählte analoge und alternative fotografische Verfahren und Techniken und erweitern so Ihr Verständnis vom fotografischen Bild über das Digitale hinaus. Seite 1 von 7
Aufgabe Mittels eines einfachen Versuchsaufbaus wird ein Raum in eine CAMERA OBSCURA verwandelt. Die Seherfahrung dieses optischen Phänomens dient als Ausgangspunkt für den Einstieg in einen einfachen medientheoretischen Diskurs im Plenum. Danach erhalten die Schülerinnen und Schüler kleine Arbeitsaufträge basierend auf Textausschnitten aus Susan Sontags In Platos Höhle. Diese in Gruppen zu lösenden Arbeitsaufträge führen die Schülerinnen und Schüler selbständig aus. In kleinen Präsentationen verknüpfen sie ihre Ergebnisse mit den dazu passenden Textausschnitten zu einer ersten reflektierten Auseinandersetzung mit den medialen Eigenschaften der Fotografie. Team 1: Erkenntnis und Macht Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 9, Zeile 22 Fotografien sammeln heißt... Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 10, Zeilen 7-10 Fotografieren heißt... 1. Fotografieren Sie im Schulhaus als wären Sie ein Forscher, der zum ersten Mal einen mysteriösen, bisher unbekannten Ort betritt. 2. Testen Sie aus, wo Ihnen Grenzen gesetzt werden. Untersuchen Sie den vorliegenden Textausschnitt in Bezug auf Ihre gesammelten Erfahrungen. 3. Präsentieren Sie Ihre Erkenntnisse der Klasse. Team 2: Ein Bruchstück der Welt Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 10, Zeilen 21-26 Was über eine Person... 1. Beschreiben Sie in einem Text eine Person Ihrer Wahl. 2. Zeichnen Sie ein Portrait dieser Person und machen Sie ein Foto von Ihr. 3. Finden Sie eine Präsentationsform um diese drei Beschreibungen einer Person gleichwertig nebeneinander zu stellen und somit vergleichbar zu machen. Seite 2 von 7
4. Untersuchen Sie den vorliegenden Textausschnitt in Bezug auf Ihre gesammelten Erfahrungen. 5. Präsentieren Sie Ihre Erkenntnisse der Klasse. 6. Um herauszufinden welche Abbildung uns näher ist zerreißen Sie den Text, die Zeichnung und das Foto vor den Augen des Abgebildeten und befragen Ihn nach der Wirkung dieses Aktes der Zerstörung. Team 3: Der Beweis Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 11, Zeilen 27-29 Fotos liefern... Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 11, Zeilen 36-38 Eine Fotografie gilt... 1. Suchen Sie im Netz nach Beispielen von fotografischen Beweisen des Unbekannten. z. B.: Ufo, Yeti, 2. Präsentieren Sie Ihre Funde als wahre Gläubige. Argumentieren Sie für die Existenz Ihrer Funde basierend auf der Tatsache, dass ein fotografisches Abbild davon existiert. Wenn Sie bereits Erfahrung mit Bildbearbeitungssoftware haben, können Sie auch eigene Beweise erschaffen. 3. Untersuchen Sie den vorliegenden Textausschnitt in Bezug auf Ihre gesammelten Erfahrungen. 4. Präsentieren Sie Ihre Erkenntnisse der Klasse. Team 4: Der Akt Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 12, Zeilen 34-41 Bei der Entscheidung... Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 13, Zeilen 6-10 Bilder, die... Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 20, Zeilen 26-30 Menschen fotografieren... Seite 3 von 7
1. Suchen Sie im Netz nach Fotos von Prominenten. Sowohl idealisierende als auch unvorteilhafte Bilder. Suchen Sie auch nach Bildern von Paparazzi in Aktion. 2. Jetzt versuchen Sie selbst die Rolle von Jäger und Gejagten einzunehmen. Bedrängen Sie sich gegenseitig mit Ihren Kameras. Sprechen Sie sich vorher nicht ab und inszenieren Sie nicht. 3. Untersuchen Sie den vorliegenden Textausschnitt in Bezug auf Ihre gesammelten Erfahrungen. 4. Präsentieren Sie Ihre Erkenntnisse der Klasse. Seite 4 von 7
Hinweise zum Unterricht Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS Der Exkurs in die medientheoretische Reflexion fotografischer Bilder beginnt mit einem einfachen Experiment. A) Umbau eines Raumes in eine Camera Obscura An einem sonnigen Tag wird ein weiß gestrichener und leerer Raum zunächst komplett abgedunkelt. An einem nach Norden weisenden Fenster schneiden wir ein Stück der Verdunkelung, ca. 5cm x 5cm, heraus (Die Ausrichtung nach Norden sorgt dafür, dass nur auf das Motiv und nicht auf die Öffnung Licht fällt.) Ein dünnes Aluminiumblech (10cm x 10cm) wird aufgebohrt (Durchmesser des Loches ca. 0,5cm 1cm) und über das Loch in der Verdunkelung geklebt. Alternativ (wie im Bild), kann man auch weiße Laken als Leinwand anbringen. Die Schülerinnen und Schüler warten, nachdem das Licht ausgeschaltet wurde, kurz bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn sich etwas im Bild bewegt. (Vorbeigehende Passanten, Autos, usw.) B) Nach der Seherfahrung innerhalb der CAMERA OBSCURA können folgende Fragen gestellt werden um eine Diskussion über das Erlebte anzuregen 1. Was ist an dieser Seherfahrung anders, als wenn wir ein Foto oder einen Film der gleichen Szene betrachten würden? Mögliche Diskussionspunkte: Unmittelbarkeit. Jetzt und hier. Auf dem Kopf. Latent. Kein technisches Gerät dazwischen. Nur Loch. Ich bin Teil der Maschine. 2. Welche Aspekte sind ähnlich, da eine Kamera das gleiche Prinzip verwendet? Mögliche Diskussionspunkte: Direkter Bezug zur Realität. Abbildung der Wirklichkeit C) Von dieser bereits medientheoretisch orientierten Diskussion im Plenum ausgehend erhalten die Schülerinnen und Schüler jetzt Textausschnitte und dazu passende Arbeitsaufträge, die sie in Teams bearbeiten. D) Seit dem Erscheinen des Essays In Platos Höhle 1978 ergeben sich durch die Digitalisierung der Fotografie enorme Verschiebungen in der Verwendung und Wahrnehmung des Mediums. (z. B.: Handykameras, Selfies, Soziale Netzwerke, digitale Massenspeicher) Diese Aspekte sollten ebenfalls mit den Schülerinnen und Schülern in Bezug auf den Text thematisiert werden. E) Der Text von Susan Sontag bietet über die in der Aufgabe im downloadbaren Materialteil verwendeten Textstellen hinaus eine Vielzahl an Impulsen für einen medientheoretischen Diskurs über die Fotografie. Beispiele: Seite 5 von 7
Ritus: Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 14, Zeilen 5-6 In jüngster Zeit... Beglaubigung von Erfahrung: Sonntag, Susan (1978) In Platos Höhle. S. 15, Zeile 28 S. 16, Zeile 9 Als Mittel zur... Seite 6 von 7
Beispiele für Produkte und Lösungen der Schülerinnen und Schüler Abbildung 1-2: Beispiel einer Camera Obscura Quellen- und Literaturangaben Sontag, Susan: In Platos Höhle. In: Über Fotografie Fischer Taschenbuch Verlag GmbH (1995) ISBN 3-596-23022-5 Abbildung 1-2: Jürgen Bergbauer, FOS Straubing, 5.7.2017 Seite 7 von 7