PROTOKOLL JURYSITZUNG geladener I anonymer I einstufiger I realisierungswettbewerb im unterschwellenbereich gemäß BVergG i.d.g.f. zur erlangung von baukünstlerischen vorentwürfen für eine krankenpflegeschule in st. johann in tirol
24.11.2017 Sitzungszimmer Krankenhaus St. Johann 10:00 14:30 Uhr ANWESENDE PREISRICHTER Architekt Dipl.-Ing. Georg Pendl Arch. Dipl.-Ing. Maria Flöckner Dipl.-Ing. Martin Schönherr SACHPREISRICHTER Paul Sieberer Mag. Stefan Seiwald Hans Schweigkofler BERATER OHNE STIMMRECHT Prim. Dr. Norbert Kaiser Harald Sinnhuber, MSc. MMag. Thomas Pollak Schuldirektor Andreas Biechl ERSATZPREISRICHTER Arch: Dipl.-Ing. Thomas Thaler Silvia Hirner, MSc. VORPRÜFUNG Arch. Dipl. Ing. Bruno Schwamberger ERÖFFNUNG DER JURYSITZUNG 10:00 UHR Begrüßungsworte von Herrn Bürgermeister Paul Sieberer Der Vorsitzende Architekt Dipl.-Ing. Georg Pendl begrüßt die Juryteilnehmer und weißt nochmals auf die formalen Punkte hin. In Folge wird festgehalten, dass - die Jury vollzählig anwesend ist - die Beschlussfähigkeit gegeben ist - die Rückholung eines Projektes jederzeit möglich ist Festgehalten wird überdies, dass seitens der Jurymitglieder keinerlei Befangenheit gegenüber einem der Wettbewerbsteilnehmer besteht. Für die Dauer des Wettbewerbes gilt Verschwiegenheitspflicht für alle Jurymitglieder.
BERICHT DER VORPRÜFUNG Alle Projekte sind fristgerecht und vollständig eingelangt, die Anonymität ist gewahrt, eine Überprüfbarkeit der Projekte war möglich. Arch. Schwamberger stellt die Projekte im Einzelnen vor. 1. DISKUSSIONS- UND BEWERTUNGSRUNDE Im Anschluss an die Projektvorstellung durch die Vorprüfung werden die Projekte besprochen und miteinander verglichen. Nach kurzem Resümee und Diskurs wurde wie folgt abgestimmt. Abstimmung mit Befürwortern: Projekt 1 0 ausgeschieden Projekt 2 2 Projekt 3 2 Projekt 4 3 Projekt 5 0 ausgeschieden Projekt 6 0 ausgeschieden Projekt 7 1 Projekt 8 1 Projekt 9 4 In der Wertung verbleiben Projekt 2, 3, 4, 7, 8, 9 KAFFEPAUSE 11:45 12:15 und Einzelsichtung der Projekte 2. DISKUSSIONS- UND BEWERTUNGSRUNDE Abstimmung mit Mehrheitsvotum Projekt 2 0:6 ausgeschieden Projekt 3 0:6 ausgeschieden Projekt 4 0:6 ausgeschieden Projekt 7 0:6 ausgeschieden Projekt 8 0:6 ausgeschieden Projekt 9 6:0 Es verbleibt das Projekt 9 in der Wertung. Der Vorsitzende verweist dass es vorgesehen ist drei Preise zu vergeben. Diskussion über mögliche Rückholung der Projekte. 3. DISKUSSIONS- UND BEWERTUNGSRUNDE Die in der 2. Runde ausgeschiedenen Projekte werden nochmals eingehend diskutiert. Die anschließende Abstimmung ergibt, dass die Projekte 2 und 7 gleichgereiht auf Platz drei gereiht werden und das Preisgeld der Ränge zwei und drei zusammengefasst wird und zu gleichen Teilen auf die zwei dritten Plätze aufgeteilt wird.
Nach der Beschreibung der Projekte werden die Verfasserbriefe geöffnet. VERFASSERBRIEFE 14:30 Die Kuverts mit den Verfasserbriefen werden geöffnet PROJEKT 1 Das Projekt sitzt selbstbewusst an der Gelände- sowie an der Straßenraumkante. Die zweihüftige Erschließung bedingt aber intern große Verkehrsflächen und damit einhergehend lange Wege. Die Position des Marktplatzes zum wenig attraktiven Straßenraum hin und die sehr unmotivierte Haupteingangssituation werden nachteilig beurteilt. Das Aufspannen eines gartenähnlichen Vorplatzes zur Notaufnahme des Krankenhauses kann positiv gewertet werden, lässt aber in der vorliegenden Ausformulierung wenig räumliche Qualitäten erhoffen. PROJEKT 2 3. Preis Dieses Projekt entwickelt als Einziges einen Bebauungsvorschlag auf dem erweiterten Planungsgebiet zum Stadtzentrum hin. Es wird ein kompaktes Bauvolumen vorgeschlagen, welches die momentan in Bau befindliche Hauszeile fortsetzt und durch seinen leicht konischen Zuschnitt Richtung Süden das "grüne Band" des städtebaulichen Masterplans begleitet bzw. den "Park" zum Bahnhof hin aufweitet. Auf einem luftigen Erdgeschoss, welches überwiegend einem weiten innenräumlichen Marktplatz vorbehalten ist, sind zwei hölzerne Obergeschosse aufgesetzt, welche die Klassenräume der Schule - in Uform um den Stiegenraum gruppiert - aufnehmen. Aus diesen Ebenen führen die Fluchtwege auf eine im Südwesten vorgelagerte, den Körper begleitende, Außentreppe. Die markante Situierung des Baukörpers zeigt auch, dass der verbleibende Parkraum keine bzw. nur noch minimale zukünftige Bebauungsmöglichkeiten zulässt ohne die Gesamtkonfiguration zu schwächen. Der angelegte innere Marktplatz im Erdgeschoss gestaltet sich großzügig, wenn er auch als Geste und Ausrichtung zur Straße bzw. zum kleinmaßstäblichen Bestand gegenüber der Straße eine etwas große Geste darstellt; die außenliegende begleitende Treppe zwischen Straße und Körper kann als Filter gelesen werden, jedoch die genannte Problematik nicht ganz entschärfen. PROJEKT 3 In drei Geschoßen werden Verwaltung, Klassenräume und Terrassen um einen Lichthof als verbindendes Element gruppiert. Der Entwurf ist klar, vermittelt jedoch eine Stringenz, die weitergehende räumliche Qualitäten vermissen lässt. Die Erschließung des Verwaltungstraktes im Untergeschoß ist beengt und kann nicht überzeugen. Der Lichthof ist für drei Geschoße zu eng geraten. Zwar zeigt der Plan nachvollziehbare Überlegungen für die innere, funktionelle Organisation doch vermittelt die Architektur darüber hinausgehend kaum Mehrwert. Städtebaulich fügt sich der gegliederte Solitär kaum störend ein. Er vermag aber auch keinen Akzent zu setzen wie sich das nach Meinung der Jury an dieser Stelle anbieten würde. PROJEKT 4 Der vorliegende Entwurf versucht die neue Schule parallel und in direkter Anbindung zum bestehenden Bezirkskrankenhaus zu gestalten. Der überwiegend parallel zum Bestand gegliederte Baukörper bindet mit einer geschlossenen Brücke im Obergeschoss an das Krankenhaus an.
Dies beschränkt den Fluss des Grünraumes jedoch beträchtlich, auch wenn der funktionelle Vorteil gesehen wird. Innenräumlich können einige attraktive Ausbildungen der Aufenthaltsbereiche entwickelt werden, die Ausformulierung der Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss Richtung Straße können jedoch nicht ganz überzeugen und ergeben im Außenraum mehrere Resträume. PROJEKT 5 Durch die Positionierung eines recht kompakten Baukörpers zur Straße hin wird die städtebauliche Situation formuliert; die dadurch resultierende polygonale Grundrissausformulierung bedingt aber Resträume, welche mitunter funktionale Nachteile ergeben; Der überdachte Sitzstufenbereich am Vorplatz lässt die Hoffnung auf eine Bespielung durch die Studenten aufkommen; die interne Erschließung, die Position des Windfanges im Bezug zum Marktplatz, der von Treppen durchschnittene Luftraum lassen einen inneren funktionalen Zwang unter dem Druck der städtebaulichen Baukörpersetzung erahnen und bieten kaum räumliche Qualitäten. PROJEKT 6 Interessanter Ansatz, es in 2 Ebenen zu versuchen. Dadurch entstehen große zusammenhängende und damit frei disponierbare und flexible Flächen. Das grüne Band wird dadurch jedoch stark eingeschränkt, die geringe freie Höhe der überbauten Fläche vermag das nicht zu reparieren. Zudem sind gedeckte, nicht beregnete Freiflächen schwer instand zu halten. Das Ducken in 2 Geschossen ist hier auch nicht nötig und führt zu einem großen Fußabdruck. Auch ist größere Höhe an diesem Ort durchaus verträglich. PROJEKT 7 3. Preis Ein freigeformtes Fünfeck nimmt die Fluchtrichtungen von Brauhausweg Grünachse und Krankenhaus auf. Dabei wird jedoch keine der Fluchten weitergeführt, weshalb das Gebäude im städtebaulichen Zusammenhang zufällig gesetzt wirkt. Die inneren Qualitäten, die Besonderheit der Mosaikfassade, die fraktale Wiederholung des Gebäudegrundrisses in Atrium, Lichthöfen und Grünraumgestaltungselementen vermittelt jedoch der Jury eine spielerische, gestalterische Sicherheit, die Honorierens wert ist. Um das Fünfeck herum sind in zwei Geschoßen die Klassenräume angeordnet. Aula und Marktplatz sind durch verschieden tief eingesenkte Atrien und Lichthöfe gegliedert und belichtet. Leider minderte der Widerspruch zwischen der schlüssigen inneren Gestaltung gegenüber der äußeren Anordnung die positive Bewertung. PROJEKT 8 Positiv gesehen wird der derzeit allerdings etwas modisch werdende Ansatz, die Umgebung landschaftsartig über und auf das Gebäude zu ziehen. Hier gelingt dies allerdings nur mit umfangreichen Treppenanlagen, was unter anderem den Nachteil hat, nicht von allen erlebt werden zu können. Wenig überzeugen kann die grundrissliche Disposition mit den toten Gängen und dem zufälligen Eingang. Das gleiche gilt für die Fassade mit den vorhanghaften Metallica. PROJEKT 9 1. Preis Das Projekt beantwortet die gestellte Aufgabe mit einem klaren, einfachen, gut gesetztem Volumen. Der kleinste Fußabdruck und damit der geringste Flächenverbrauch werden durch mehr Höhe ermöglicht, welche an dieser Stelle mit dem gegebenen Kontext nicht nur möglich sondern überzeugend ist.
Die innere räumliche Durchdringung und Vertikalität der Ebenen erfolgt in angemessener Weise, nicht überziehend aber doch deutlich raumwirksam. Auch die Anordnung der Aula im 1.OG, weg von der Erschließungsebene überzeugt. Der Grundriss in seiner potentiellen Variabilität lässt Raum für Optimierung. Empfohlen wird die gegenüber der in den Plänen dargestellten Fassadenfarbe zugunsten einer weniger plakativen Wirkung zu überdenken, sowie die wiederum in den Plänen dargestellte Heterogenität näher an die homogene Darstellung im Modell heranzuführen. Erinnert werden muss an den Wunsch der Bauherren, das Gebäude in Holz auszuführen, der entsprechende Nachweis ist zu erbringen. SCHLUSSBEMERKUNG Der 1.Rang wurde telefonisch von der Vorsitzenden über seine Platzierung informiert. Die Projekte können im Krankenhaus St. Johann, öffentlicher Ausstellungsbereich, ab 6. Dezember 14:30 besichtigt werden.
PROJEKTVERFASSER PROJEKT 1 Arch. DI Thomas Fliri Mitarbeiter: Jakob Fliri PROJEKT 2 3. Preis LORENZATELIERS Mitarbeitende Fachplaner: Werkraum Ingenieure ZT GmbH, ADSUM, DIEHAUSTECHNIKER PROJEKT 3 Bergwerk Architekten ZT GmbH Arch. DI Oswald Hundegger, DI Jürgen Trixl, DI Peter Achten, DI Johanna Huber PROJEKT 4 ArchitektenGruppe P3 Ziviltechniker GmbH Mitarbeiter: DI Gottfried Heugenhauser, DI Wilfried Filzer, DI Christoph Hochfilzer, DI(FH) Katharina Staffner, Silvia Heugenhauser Modell: Christoph Steck PROJEKT 5 JR Architektur ZT GmbH Mitarbeiter: Arch. DI Josef Rappl, Stefanie Ostermann, Martin Dummer, Ida Widauer, Petar Bjelobradic PROJEKT 6 Arch. DI Markus Rottenspacher Mitarbeiter: Georg Achorner, Isabella Achorner PROJEKT 7 3. Preis ARGE Arch. DI Michael Kritzinger + Arch. DI Andrea Kammerlander Modell: die Modellbauer PROJEKT 8 Arch. DI Florian Niedworok PROJEKT 9 1. Preis Arge Penz Rumplmayr