Die neue S3-Leitlinie Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz

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Transkript:

Die neue S3-Leitlinie Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz DIVI 2017 Dr. med. Falk Fichtner Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie Universitätsklinikum Leipzig

Ziele der Leitlinienentwicklung Für das Behandlungsteam Für unsere Patienten Abbildung des klinischen Behandlungsalltags Entwicklung eines evidenzbasierten Behandlungspfades Leicht zugänglich und frei verfügbare Materialen Überschaubar Versorgung nach aktuellem medizinischen Wissensstand Behandlungen mit überwiegendem Nutzen und möglichst geringem möglichen Schaden Nachbetreuung

Gibt es eine Versorgungslücke? Vt<8ml/kg: Nur <2/3 aller ARDS Patienten!

Einbindung der Vertreter des gesamten Behandlungsteams und der Patienten

Einbindung der Vertreter des gesamten Behandlungsteams und der Patienten Leitliniengruppe: 57 Mitglieder 23 Fachgesellschaften und Organisationen

Einbindung der Vertreter des gesamten Behandlungsteams und der Patienten

Orientierung am klinischen Behandlungsablauf bei akuter respiratorischer Insuffizienz - Inhaltliche Gliederung Definition akute respiratorische Insuffizienz Indikationen der invasiven Beatmung Wahl des Beatmungsverfahrens Einstellung der Beatmungsparameter

Orientierung am klinischen Behandlungsablauf bei akuter respiratorischer Insuffizienz - Inhaltliche Gliederung Begleitende Therapien Maßnahmen bei schwerer o. therapierefraktärer Gasaustauschstörung Entwöhnung von der invasiven Beatmung Spezifische Langzeitfolgen

Bewertung der Evidenz, Abwägen von Nutzen und Risiko Festlegung der Empfehlungsstärke Bewertung der Qualität der Evidenz Abwägung von Nutzen und Risiko Festlegung Empfehlungsstärke Studientyp Anzahl untersuchter Patienten Heterogenität der Ergebnisse Verzerrungseffekte Wichtung Outcome-Parameter Berücksichtigung Patientenpräferenz Berücksichtigung Effektstärken Berücksichtigung relevanter Risiken Stark: Wir empfehlen... Schwach: Wir schlagen vor... Keine: Wir können keine Empfehlung für oder gegen... abgeben.

Bewertung der Evidenz, Abwägen von Nutzen und Risiko- Festlegung der Empfehlungsstärke Bewertung der Qualität der Evidenz Abwägung von Nutzen und Risiko Festlegung Empfehlungsstärke Studientyp Anzahl untersuchter Patienten Heterogenität der Ergebnisse Verzerrungseffekte Wichtung Outcome-Parameter Berücksichtigung Patientenpräferenz Berücksichtigung Effektstärken Berücksichtigung relevanter Risiken Stark dafür: Wir empfehlen... Stark dagegen: Wir empfehlen: Keine Anwendung...

Bewertung der Evidenz und Abwägen von Nutzen und Risiko einzelner Therapiemaßnahmen Festlegung der Empfehlungsstärke Bewertung der Qualität der Evidenz Studientyp Anzahl untersuchter Patienten Heterogenität der Ergebnisse Verzerrungseffekte Abwägung von Nutzen und Risiko Wichtung Outcome-Parameter Berücksichtigung Patientenpräferenz Berücksichtigung Effektstärken Berücksichtigung relevanter Risiken Festlegung Empfehlungsstärke Stark dafür: Wir empfehlen... Patientenperspektive: Vermeidung von Schaden Stark dagegen: Wir empfehlen: Keine Anwendung...

Methodik Recherche und Selektion

Methodik Evidenzbewertung

Methodik Evidenzbewertung

Methodik Evidenzbewertung nach GRADE (The Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation)

Methodik Evidenzbewertung nach GRADE Stark: Wir empfehlen... Schwach: Wir schlagen vor... Keine: Wir können keine Empfehlung für oder gegen... abgeben. Stark dafür: Wir empfehlen... Stark dagegen: Wir empfehlen: Keine Anwendung...

Evidenzbasierte Leitlinie: Beispiel Grundstruktur Gliederung jedes Unterkapitels: 1. Hintergrundinforma tion 2. Beschreibung der recherchierten Evidenz 3. Empfehlung 4. Begründung des Empfehlungsgrades 5. Nennung von Ausnahmen

Evidenzbasierte Leitlinie: Beispiel Empfehlung

Evidenzbasierte Leitlinie: Beispiel Empfehlung

Inhalte: Kapitel 2 - Indikationen

Inhalte: Kapitel 3 Wahl des Beatmungsverfahrens

Inhalte: Kapitel 4 Einstellung der Beatmungsparameter

Inhalte: Kapitel 4 Einstellung der Beatmungsparameter

Inhalte: Kapitel 5 Begleitende Therapiemaßnahmen

Inhalte: Kapitel 6 Maßnahmen bei schwerer o. therapierefraktärer Gasaustauschstörung

Inhalte: Kapitel 6 Maßnahmen bei schwerer o. therapierefraktärer Gasaustauschstörung

Inhalte: Kapitel 7 Entwöhnung von der invasiven Beatmung

Inhalte: Kapitel 8 Spezifische Langzeitfolgen

Anwenderperspektive: Wie kommt das Wissen bis zur Anwendung am Patienten Implementierungsbarrieren Aktuelles Wissen Eigener Wissensstand - Was wissen wir, wie zu behandeln ist? Wahrnehmung der Versorgung - Was denken wir, wie wir aktuell vor Ort behandeln? Umsetzung am Patienten - Wie sind unsere Patienten tatsächlich versorgt? - Schwer überschaubare Menge und Qualität der Literatur - Eingeschränkte Verfügbarkeit der Literatur - Knappe Zeit zu lesen... - Viele Patienten knappes Personal - Vielzahl zu überwachender Parameter - Vielfalt der Dokumentationen - Personalaufwändige Interventionen - Informationsverluste Arzt- Pflege-Kommunikation - Konkurrierende Interventionen

Anwenderperspektive: Wie kommt das Wissen bis zur Anwendung am Patienten Implementierungsbarrieren Aktuelles Wissen Eigener Wissensstand - Was wissen wir, wie zu behandeln ist? Wahrnehmung der Versorgung - Was denken wir, wie wir aktuell vor Ort behandeln? Umsetzung am Patienten - Wie sind unsere Patienten tatsächlich versorgt? - Schwer überschaubare Menge und Qualität der Literatur - Eingeschränkte Verfügbarkeit der Literatur - Knappe Zeit zu lesen... - Viele Patienten knappes Personal - Vielzahl zu überwachender Parameter - Vielfalt der Dokumentationen - Personalaufwändige Interventionen - Informationsverluste Arzt- Pflege-Kommunikation - Konkurrierende Interventionen

Anwenderperspektive: Wie kommt das Wissen bis zur Anwendung am Patienten Implementierungsstudie (PriB LE 2017/2018) Leipzig: Uniklinikum (3 Stationen) St. Georg (2 Stationen) St. Elisabeth- Krankenhaus Diakonissen Krankenhaus Parkklinikum (2 Stationen Umland: Schkeuditz, Grimma, Wurzen, Delitzsch, Leisnig

Medienkampagne Beatmungsgerätmenüintegrat CME Zeitschriftenbeitrag Belohnungssystem Poster Kongressweiterbildung Freier Fortbildungsvortrag E- Mail Kampagne Webinar Externes audit mobile Apps Qualitätsmarker im PDMS Hausinternes audit Langfassung Einbindung in PDMS System Kurzfassung Handlungsalgorithmen Checkliste am Patientenbett Weiterbildung auf ITS Prozent Anwenderperspektive: Zugang und Einstellung zu Leitlinien? Zwischenergebnis PriB LE 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Gewünschte Implementierungstools Arzt Pflege Bisher Befragte: Ärzte: n =10, Pflegekräfte n=20, Intensivstationen n= 6

Anwenderperspektive: Freie Verfügbarkeit Suchbegriffe: ARDS ECMO Beatmung...

Anwenderperspektive: Überschaubarkeit Lang- und Kurzversion

Anwenderperspektive: Überschaubarkeit - Schlüsselempfehlungen

Anwenderperspektive: Überschaubarkeit - Taschenausgabe

Leiltlinienkoordinatorenperspektive: Danksagung - Initiative: Prof. Dr. O. Mörer, UM Göttingen - Finanzielle Förderung: DGAI - Personelle Unterstützung: Uniklinikum Leipzig - Inhaltliche Begleitung: AWMF - Eigentliche Arbeit: alle aktiven Leitliniengruppemitglieder - Methodische Mitarbeit: IMISE Leipzig, Universitätsbibliothek Leipzig - Zuspruch und Inspiration: Pflege- und Ärzteteam der Intensivstationen Universitätsmedizin Leipzig, Göttingen und Berlin