Bestandsaufnahme der Angebote für Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen

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Transkript:

Bestandsaufnahme der Angebote für Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen 1

Inhalt 1 Einleitung... 4 1.1 Ausgangssituation... 4 1.2 Arbeitsauftrag und Fragestellung... 5 2 Untersuchungsansatz und methodisches Vorgehen... 8 2.1 Identifikation der Einrichtungen, die Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vorhalten... 8 2.2 Identifikation der Einrichtungen, die Angebote vorhalten, welche über das Regelangebot hinausgehen... 10 2.3 Identifikation der Einrichtungen, die konzeptbasierte Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vorhalten... 11 3 Datenerhebung... 13 3.1 Befragung der Einrichtungen... 13 3.2 Expertenbefragung... 14 4 Ergebnisse der Befragung der Einrichtungen... 15 4.1 Befragte Einrichtungen... 15 4.1.1 Einzugsgebiet der Einrichtungen... 15 4.1.2 Wünsche und Erwartungen der Eltern an die Einrichtung... 16 4.1.3 Stellenwert und Formen der Elternarbeit innerhalb der Einrichtung... 17 4.2 Elternkurse... 18 4.2.1 Inhaltliche Struktur der Elternkurse... 18 4.2.2 Zugang... 20 4.2.2.1 Definition der Zielgruppe... 20 4.2.2.2 Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen... 21 4.2.2.3 Art des Zugangs... 22 4.2.2.4 Finanzierung der Elternkurse... 23 4.3 Konzeptbasierte Elternkurse... 23 4.3.1 Inhaltliche Struktur... 24 4.3.1.1 Theorie... 24 4.3.1.2 Reflexion... 25 4.3.1.3 Fallbeispiele... 26 4.3.1.4 Ressourcenorientierung... 27 4.3.1.5 Netzwerk... 28 4.3.1.6 Ergänzende Beratung... 29 4.3.2 Zugang... 30 4.3.2.1 Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen... 30 4.3.2.2 Art des Zugangs... 31

5 Bewertung durch Experten... 33 5.1 Bewertung der einzelnen Konzepte... 33 5.1.1 Primär- und sekundärpräventive Angebote... 34 5.1.2 Wissenschaftlichkeit der Konzepte... 35 5.1.3 Wirksamkeit auf Cannabisproblematik... 36 5.1.4 Einnahme der Schlüsselfunktion... 37 5.1.5 Niederschwelligkeit der Angebote... 38 5.1.6 Nachhaltigkeit der Angebote... 39 5.2 Beurteilung der Gesamtsituation... 40 6 Zusammenhänge... 42 6.1 Befragung der Einrichtungen... 42 6.2 Expertenbefragung... 43 7 Schlussfolgerung... 45 8 Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse zum schnellen Überblick... 47 8.1 Fragestellung... 47 8.2 Identifikation der Einrichtungen... 48 8.3 Ergebnisse der Befragung der Einrichtungen... 49 8.4 Ergebnisse der Expertenbefragung... 50 8.5 Schlussfolgerungen... 50 9 Literatur... 52 9.1 Internetseiten... 52 3

1 Einleitung 1.1 Ausgangssituation Die Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) aus dem Jahr 2007 zum Cannabiskonsum der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland bestätigt frühere Studien, nach denen der Einstieg in den Konsum insbesondere zwischen dem 14. und dem 18. Lebensjahr erfolgt. Trotz eines Rückgangs der Lebenszeitprävalenz haben rund ein Drittel der 16 bis19-jährigen schon einmal Cannabis konsumiert. Der Erstkonsum findet also in einem Lebensalter statt, in dem die Eltern noch die Erziehungsverantwortung tragen. Obwohl es eine große Gruppe von jugendlichen Konsumenten gibt, fragt in den Hilfeeinrichtungen nur eine geringe Anzahl von Cannabiskonsumenten/innen nach Hilfe. Von dieser Gruppe kommt der Großteil aufgrund von äußerem Druck in die Einrichtung. Hierbei spielen die Eltern oft eine große Rolle und haben somit eine Schlüsselfunktion beim Zugang zu den jungen Cannabiskonsumenten/innen. Berichte aus der Praxis zeigen, dass immer häufiger besorgte Eltern Hilfe und Unterstützung in Einrichtungen der Suchthilfe oder auch Selbsthilfegruppen suchen. Sie initiieren aber auch oftmals die Kontaktaufnahme ihrer Kinder zu Hilfeangeboten. Sekundärpräventive Ansätze müssen deshalb einen Weg finden, Eltern besser zu erreichen und in ihre Maßnahmen einzubauen. Angebote für Angehörige, und somit auch für Eltern, sind Inhalt der Leistungsbeschreibung für die Suchtberatung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) 1 und der Mindeststandards der ambulanten Suchthilfe des Fachverbandes Drogen und Rauschmittel e.v. (FDR) 2. Entsprechende Angaben werden darin empfohlen. Wie die Ergebnisse der Expertise Zugang zu jungen Cannabiskonsumenten/innen zeigen, wird in den befragten Facheinrichtungen insbesondere ein Entwicklungs- und Erprobungsbedarf in Bezug auf zielgruppenspezifische Elternarbeit gesehen. 3 Die Expertise gibt Hinweise auf ein allgemeines Defizit elternbezogener Angebote und Interventionsstrategien in der (sekundär-)präventiven Arbeit der Sucht- und Drogenhilfe. In der Arbeit mit Eltern spielen Fragen eines elternadäquaten Zugangs ebenso eine Rolle wie die Entwicklung bedarfsgerechter (Kurz-)Interventionen und Angebote. Sollen zudem sogenannte bildungsferne Gruppen oder sozial 1 2 3 www.dhs.de/makeit/cms/cms_upload/dhs/dhs-vorlage.beratungsstellen.pdf (letzter Zugriff am 01.10.2008) http://fdr-online.info/media/pdf-dateien/arbeitsmaterialien/fdrmindeststandardsambsh.pdf Landschaftsverband Westfalen-Lippe (2007). 4

benachteiligte Personen erreicht werden, stellt dies eine besondere Herausforderung dar, zumal es für diese Zielgruppe bisher keine wirksamen Konzepte gibt. 4 Vor diesem Hintergrund hat die Koordinationsstelle Sucht (KS) des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) angeregt, durch eine Bestandsaufnahme der bestehenden Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen ein Bild der aktuellen Situation zu erstellen. 1.2 Arbeitsauftrag und Fragestellung Die LWL-Koordinationsstelle Sucht hat in Kooperation mit der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ein Projekt entwickelt, in dessen Rahmen eine Bestandsaufnahme der elternbezogenen Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen durchgeführt werden soll. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Ziel der Bestandsaufnahme ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der elternbezogenen Angebote und Interventionsstrategien in der sekundärpräventiven Arbeit zu leisten. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für weitergehende Schritte und die Erarbeitung von effizienten Interventionsmaßnahmen bilden. Im Rahmen der Bestandsaufnahme sollen bestehende Angebote und Projekte untersucht werden, die sich an die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen richten und über das Regelangebot der Suchtberatungsstellen hinausgehen. Im Zentrum des Interesses stehen hierbei Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe, wobei auch Einrichtungen und Institutionen angrenzender Versorgungsbereiche (z.b. psychologische Einrichtungen, Jugendhilfe), die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen erreichen, mit einbezogen werden sollen. Die Untersuchung bezieht sich ausschließlich auf Angebote, deren Zielgruppe die Eltern bereits konsumierender Jugendlicher darstellen. Hierbei sind weder rein primärpräventive Angebote von Interesse noch solche, die sich an die Eltern von abhängigen Jugendlichen richten. Es interessieren besonders sekundärpräventive Angebote, die auf konkreten manualisierten Konzepten basieren, da nur unter dieser Voraussetzung eine eventuelle Übertragbarkeit in andere Einrichtungen oder eine Ergänzung des Angebotes möglich ist. Des Weiteren erlaubt es diese Form eher, die Konzepte anhand bestimmter Kriterien zu beurteilen. 5 4 5 Haug-Schnabel (2003), S.3. TSCHÖPE-SCHEFFLER (2006). 5

Die Bestandsaufnahme bezieht sich auf Angebote für Eltern, auf die folgende Kriterien zutreffen: 6 Die Angebote sollen sich vor allem an Eltern richten, deren Kinder vornehmlich Cannabis konsumieren. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass ein problematischer Cannabiskonsum bei Subgruppen auch mit einem (missbräuchlichen) Konsum von Alkohol, Tabak und anderen illegalen Drogen (z.b. Partydrogen) einhergeht. Die Angebote betreffen Eltern Jugendlicher und Heranwachsender bis zum 27. Lebensjahr. 7 Zur Zielgruppe gehören sowohl Eltern von Cannabiskonsumenten/innen, die mit einem mittleren bzw. hohen Risiko 8 konsumieren, als auch Eltern von Konsumenten/innen mit niedrigem Konsumrisiko. Bezüglich der bestehenden Angebote für die genannte Zielgruppe waren im Rahmen der Bestandsaufnahme u.a. folgenden Untersuchungsfragen zu beantworten: Welche spezifischen Angebote wurden bisher entwickelt, die über die Regelangebote hinausgehen? Weil davon ausgegangen wird, dass es über die Regelangebote (Elternberatung, Elternkreise) hinaus nur sehr bedingt Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen gibt, sollen im Rahmen dieser Bestandsaufnahme diejenigen Angebote identifiziert werden, die bisher entwickelt wurden und von Einrichtungen vorgehalten werden. Wie ist die Angebotsstruktur? Wie in Abschnitt 1.1. beschrieben, suchen Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen verstärkt Hilfe und Unterstützung bei Einrichtungen der Suchthilfe. Die Expertise Zugang zu jungen Cannabiskonsumenten/innen belegt jedoch, dass in Bezug auf 6 7 8 In Anlehnung an TSCHÖPE-SCHEFFLER auf www.sgbviii.de/s123.html (letzter Zugriff am 17.09.2008) In Anlehnung an SONNTAG (2007). SIMON et al. (2004) differenzieren in ihrer Clusteranalyse zwischen niedrigem Konsumrisiko (z.b. 2,1 Konsumhäufigkeit/Konsumtag an 1,0 Tagen in den letzten 30 Tagen), mittlerem Konsumrisiko (z.b. 7,0 Konsumhäufigkeit/Konsumtag an14,1 Tagen in den letzten 30 Tagen), hohem Konsumrisiko (z.b. 10,8 Konsumhäufigkeit/Konsumtag an 28,7 Tagen in den letzten 30 Tagen). 6

elternbezogene Angebote und Interventionsstrategien im Bereich der (sekundär-) präventiven Arbeit der Sucht- und Drogenhilfe ein deutliches Defizit besteht. Um dies näher zu untersuchen; ist es daher zunächst erforderlich, eine Übersicht der bestehenden Angebote zu erstellen und die Struktur dieser Angebote zu untersuchen. Welche Zugangswege bestehen und wie werden diese genutzt? Im Rahmen dieser Untersuchung stand zunächst im Vordergrund, wie sich der Zugang zu den Eltern in den einzelnen Angeboten gestaltet. Ein weiteres Ziel war es, darzustellen, wie die befragten Fachkräfte die Inanspruchnahme des Projektes und die damit möglicherweise verbundenen Schwierigkeiten einschätzen. Welche infrastrukturellen und organisatorischen Voraussetzungen liegen vor? Es wurde davon ausgegangen, dass infrastrukturelle und organisatorische Bedingungen die Angebotsstruktur von Einrichtungen beeinflussen können. Daher wurden die Studienteilnehmer gebeten, Angaben zu Faktoren wie Einzugsgebiet und Finanzierung des Angebotes für Eltern zu machen. Diese Fragestellungen wurden im Untersuchungsverlauf auch für die eingesetzten Instrumente präzisiert. Die Antworten auf die genannten Fragen sollten im Rahmen der Bestandsaufnahme verdichtet werden und gegebenenfalls die Grundlage für die Erarbeitung effizienter Interventionsmaßnahmen bilden. 7

2 Untersuchungsansatz und methodisches Vorgehen Für die Erarbeitung der Bestandsaufnahme wurden verschiedene Verfahren der empirischen Sozialforschung verknüpft. Objektive Daten, wie zum Beispiel konkrete Zahlen zur Inanspruchnahme und zum Erreichungsgrad von Eltern und jungen Cannabiskonsumenten/innen, lagen nur in unzureichendem Umfang vor, so dass hier vor allem subjektive Einschätzungen der Befragten berücksichtigt werden mussten. 9 Dies war insofern wichtig, da im Rahmen der Bestandsaufnahme spezifische Realisierungsbedingungen der Angebote nur durch Praktiker vor Ort bewertet werden können. 2.1 Identifikation der Einrichtungen, die Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vorhalten In einem ersten Arbeitsschritt hat man aus den für die Expertise Zugang zu jungen Cannabiskonsumenten/innen befragten Einrichtungen diejenigen herausgesucht, die bei der damaligen Untersuchung angegeben hatten, elternbezogene Angebote vorzuhalten. 10 Um bestehende ergänzende Angebote zu identifizieren, wurden diverse Recherchestrategien umgesetzt, wobei u.a. auf folgende (fachwissenschaftliche) Quellen sowie auf Experten zurückgegriffen wurde: In den Datenbanken der Universität Münster wurden zu den Stichworten Cannabis, Eltern und Elternarbeit relevante Veröffentlichungen erfasst und mit Blick auf die Fragestellung gesichtet. In einschlägigen Fachzeitschriften (u.a. Sucht), Veröffentlichungen der Fachverbände (z.b. DHS, FVS) wurde ebenfalls nach Publikationen zum Thema gesucht. Darüber hinaus wurde in der Bibliothek der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen nach Hinweisen zu Angeboten für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen in den entsprechenden Literaturlisten (Stand: 11.03.2008) recherchiert. Hierfür wurden die Literaturlisten zu den Stichworten Cannabis, Jugend und Sucht und Suchtprävention abgearbeitet. Darüber 9 10 siehe Kapitel 4.3.2.1 Es wurde hierbei darauf verzichtet, eine erneute Breitenerhebung durchzuführen, da Angebote, die seit weniger als einem Jahr bestehen (und somit in der Expertise nicht auftauchen) mit hoher Wahrscheinlichkeit noch keine evaluierten Ergebnisse liefern. 8

hinaus konnten in der Datenbank der FIS-Bildung bei einer Metasuche zum Stichwort Cannabis 162 Treffer identifiziert werden (Stand: 26.03.2008). Des Weiteren wurde die Analyse ausgeweitet auf Angebote, die sich generell an die Eltern auffällig gewordener Jugendlicher richten und die auf die Cannabisproblematik übertragbar sind. Im Internet stehen verschiedene Seiten zur Verfügung, die entweder selbst systematisch Projekte zu bestimmten Themen wie Gesundheit, Prävention oder Sozialarbeit zusammenfassen oder Hinweise und Links zu entsprechenden Seiten liefern. Zu diesen Adressen zählen u.a.: www.emcdda.eu.int (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, Lissabon) www.archido.de (Informations- und Forschungszentrum für Alkohol, Tabak, Drogen, Medikamente und Sucht der Universität Bremen) www.prevnet.de (Experten/innennetz Suchtvorbeugung, Projekte und Einrichtungen) www.gesundheitliche-chancengleichheit.de (Datenbank mit Gesundheits-projekten) www.info-sozial.de (Portal für Sozialwesen, welches sich aus den Projekten SAIN Soziale Arbeit im Internet, SAWI die soziale Suchmaschine, Buch Sozial und Einrichtungen Sozial zusammensetzt) www.sozial.de (Forum rund um Sozialarbeit/Sozialpädagogik) www.soziales-netz.de (Portal zu allen Themen rund um Sozialarbeit) Ausgehend von diesen Seiten wurde im Rahmen einer eigenen Internetrecherche nach Programmen und Einrichtungen mit elternbezogenen Angeboten gesucht. Einbezogen werden konnte auch das deutschsprachige Ausland (Österreich, Schweiz, Südtirol / Italien, Luxemburg). Die zuständigen Landesministerien, Landesstellen für Suchtfragen und verschiedene Koordinationsstellen für Suchtprävention sowie Einrichtungen der Jugendhilfe wurden telefonisch kontaktiert und gebeten, ihnen bekannte Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen anzugeben. Dabei waren vor allem folgende Angebote von Interesse: Eigenständige Angebote bzw. Einrichtungen, die spezielle Angebote für Eltern vorhalten. 9

Spezielle elternbezogene Angebote innerhalb bestehender Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe. Spezielle Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen in anderen Versorgungssektoren, wie z.b. der Jugendhilfe. Sonstige Angebote, durch welche Eltern erreicht werden. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 1.000 Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe. 11 Basierend auf den genannten Rechercheschritten wurde eine Adressliste mit insgesamt 68 Einrichtungen erstellt. 2.2 Identifikation der Einrichtungen, die Angebote vorhalten, welche über das Regelangebot hinausgehen Von den 68 angeschriebenen Einrichtungen haben 41 den Fragebogen beantwortet, 12 was einer Rücklaufquote von ca. 60% entspricht. 13 Zur Identifikation der Einrichtungen, die über die Regelangebote hinausgehende Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vorhalten, wurden in einem weiteren Arbeitsschritt an dieser Stelle diejenigen Projekte ausgewählt, die angaben, einen Elternkurs für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen anzubieten. Nur im Rahmen dieser Formen kann das Kriterium der Replizierbarkeit und Nachvollziehbarkeit, welches bereits in 1.2 erwähnt wurde, erfüllt werden. Von den 41 Einrichtungen, die den Fragebogen beantwortet haben, gaben 18 Einrichtungen an, einen Elternkurs für Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen anzubieten. Das sind 43% der antwortenden Einrichtungen und 26% aller angeschriebenen Einrichtungen. 11 12 13 www.dhs.de/web/einrichtungssuche/index.php Die 26 Fälle von Non-Response teilen sich folgendermaßen auf: - Sieben Fragebögen gingen nach Ablauf der einmonatigen Beantwortungsfrist bei der Koordinationsstelle Sucht des LWL ein. - Acht der nicht antwortenden Einrichtungen gaben auf Nachfrage an, kein passendes Angebot für die Eltern von jungen Cannabiskonsumenten/innen vorzuhalten. - Sieben Einrichtungen gaben an, den Fragebogen aus zeitlichen Gründen nicht ausfüllen zu können. - Bei vier Einrichtungen war es nicht möglich, den Grund der Nicht-Teilnahme an der Befragung zu ermitteln. - Ein Fragebogen war unvollständig und unverständlich ausgefüllt und es war nicht möglich, durch telefonisches Nachfragen genauere Informationen zu bekommen. siehe Anhang 1 10

2.3 Identifikation der Einrichtungen, die konzeptbasierte Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vorhalten Wie bereits in 1.2 erwähnt, waren für die Befragung vor allem solche Angebote von Interesse, die auf einem definierten manualisierten Konzept basieren. Durch telefonische Befragung der Einrichtungen, die angaben, einen Elterkurs vorzuhalten, wurde in einem nächsten Schritt ermittelt, inwiefern der von ihnen angebotene Kurs diesem Kriterium entspricht, sofern diese Information dem Fragebogen nicht eindeutig zu entnehmen war. Hierbei gaben 13 der 18 Einrichtungen an, dass ihrem Angebot ein Konzept zu Grunde liege. 14 Das sind 32% der antwortenden Einrichtungen und 18% aller angeschriebenen Einrichtungen. Von diesen 13 Einrichtungen halten sieben das gleiche Angebot ( Hilfe, mein Kind pubertiert ) vor. 15 Anschreiben an 68 Einrichtungen Rücklauf 60% (41 von 68) 18 halten einen Elternbildungskurs vor 13 der Elternbildungskurse basieren auf einem Konzept 7 verschiedene Konzepte finden Anwendung: - Hilfe, mein Kind pubertiert (7x) - Eltern haben Einfluss - Eltern reden mit Eltern - Gordon s Familientraining - Generation E - Was geht ab? - Starke Eltern Starke Kinder Abbildung 1: Identifikation der angebotenen Elternkurse 14 15 siehe Anhang 2 siehe Tabelle 1 11

Es liegen uns demzufolge basierend auf den eingegangenen Fragebögen Informationen über sieben verschiedene Elternkurse vor, die in den Einrichtungen der Sucht- und Drogenberatung und der Jugendhilfe für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg und Südtirol (Italien) als vorrangiger Elternkurs angeboten werden. 16 16 Siehe Abbildung 1 12

3 Datenerhebung 3.1 Befragung der Einrichtungen Die Datenerhebung wurde in Form eines Fragebogens durchgeführt, den die Mitarbeiter der Einrichtungen ausfüllen sollten. Im Folgenden wird die Struktur des Fragebogens dargestellt. 17 Wünsche und Erwartungen der Eltern Zu Beginn der Befragung sollten die Einrichtungen Aussagen bewerten, welche Informationen über die Erwartungen, mit welchen die Eltern an die Einrichtungen herantreten, geben sollten. Die Bewertung konnte anhand einer Skala von 1=trifft überhaupt nicht zu bis 6=trifft voll zu vorgenommen werden. Stellenwert und Formen der Elternarbeit innerhalb der Einrichtung Der darauffolgende Teil des Fragebogens bezog sich darauf, welche Angebote und Methoden Teil der Elternarbeit in den Einrichtungen sind. Hier waren Mehrfachantworten möglich. Da für die Untersuchung ausschließlich Angebote von Interesse waren, die über das Regelangebot hinausgehen, wurden an dieser Stelle die Einrichtungen, die kein weitergehendes Angebot angaben, zum Ende des Fragebogens weitergeleitet. Alle Angebote, die hingegen anführten, einen Elternkurs vorzuhalten, sollten an dieser Stelle den Namen dieses Angebotes angeben. Hat eine Einrichtung mehrere Angebote, so sollte das Angebot benannt werden, welches hinsichtlich der Cannabisproblematik für am bedeutsamsten gehalten wurde. Inhaltliche Struktur des angebotenen Elternkurses Wie auch im ersten Teil des Fragebogens wurden zur Ermittlung der inhaltlichen Struktur der angebotenen Elternkurse verschiedene Aussagen auf einer Skala von 1=trifft überhaupt nicht zu bis 6=trifft voll zu bewertet. Die Fragen in diesem Abschnitt bezogen sich auf unterschiedliche Faktoren. So wurden einerseits Aussagen beurteilt, welche die theoretische Grundlage des Elternkurses betreffen. Des Weiteren wurden Einschätzungen zu Wissenschaftlichkeit und Evaluierung der Angebote vorgenommen. Fragen zum Inhalt und zu den Methoden sollten Informationen über die Struktur und den Aufbau der Kurse liefern. 17 Der Fragebogen wurde zum Teil in Anlehnung an die Qualitätsanfragen an Elternkurskonzepte von Sigrid Tschöpe-Scheffler in: TSCHÖPE -SCHEFFLER (2006) erstellt. 13

Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen Zunächst sollten die Einrichtungen die genaue Zielgruppe ihres Elternkurses angeben. Um Daten über den Zugang zu den Eltern von jungen Cannabiskonsumenten/innen zu bekommen; wurde außerdem um die Beurteilung von Aussagen hinsichtlich der Niederschwelligkeit, des Erreichungsgrades und der Art des Zugangs auf einer Skala von 1 bis 6 gebeten. Hinzu kamen Fragen zu genauen oder ungefähren Zahlen hinsichtlich des Erreichungsgrades der Einrichtungen. Bei der Auswertung konnten diese aufgrund mangelnder Datenlage jedoch nicht mit einbezogen werden. Rahmendaten der Einrichtung Am Ende des Fragebogens wurde neben Adressdaten der Einrichtungen nach dem Einzugsbereich der Einrichtung und der Finanzierung des Elternkurses gefragt. 3.2 Expertenbefragung Zur Beurteilung der Angebote, die auf manualisierten Konzepten basieren, wurde zusätzlich zu der Befragung der Einrichtungen eine internationale Expertengruppe von acht Fachleuten (Praktiker und Wissenschaftler) aus der Jugend-, Sucht- und Drogenhilfe, der Prävention und der Pädagogik hinzugezogen. Aufgabe der Experten war es, die einzelnen Angebote hinsichtlich spezifischer Fragestellungen zur Qualität des Elternkurskonzeptes 18 zu beurteilen. Außerdem sollten sie vor dem Hintergrund der vorliegenden Angebote eine Einschätzung der Situation in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland hinsichtlich der Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen vornehmen. Die Experten bekamen von der LWL-Koordinationsstelle Sucht die Konzepte sowie eine strukturierte Zusammenfassung derer zugeschickt. Zu jedem Konzept sollten die Experten zwölf Fragen 19 hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit und Evaluation sowie der Wirksamkeitserwartungen auf einer Skala von 1=sehr schlecht bis 6=sehr gut beantworten. Zusätzlich bekamen die Experten einen Fragebogen, in welchem die Gesamtsituation vor dem Hintergrund der vorliegenden Konzepte beurteilt werden sollte. Der Fragebogen bestand aus insgesamt fünf Fragen, welche sich auf die Abdeckung durch die Angebote und die Notwendigkeit zur Entwicklung weiterer Angebote bezogen und anhand der gleichen Skala beantwortet werden konnten. 18 19 In Anlehnung an die Qualitätsanfragen an Elternkurskonzepte von Sigrid Tschöpe-Scheffler in: TSCHÖPE - SCHEFFLER,S. (2006). ebd. 14

4 Ergebnisse der Befragung der Einrichtungen Im folgenden Teil werden die Ergebnisse der durchgeführten Befragung der Einrichtungen dargestellt. Grundlage hierfür liefern 41 ausgewertete Fragebögen zu Angeboten für die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen. Durch den Einbau einer Filterfrage nach dem Abschnitt bezüglich der Wünsche der Eltern wurde der restliche Fragebogen nur von Einrichtungen ausgefüllt, die bei der Filterfrage angaben, einen Elternkurs vorzuhalten. Daher wird sich das Kapitel 4.1. auf alle 41 beantworteten Fragebögen beziehen. Das darauf folgende Kapitel 4.2. behandelt ausschließlich die Ergebnisse aus den 18 Fragebögen, in welchen angegeben wurde, dass ein Elternkurs vorgehalten werde. Die Ergebnisse werden hier zunächst unter den Gesichtspunkten konzeptbasiertes Angebot bzw. nicht konzeptbasiertes Angebot betrachtet und einander gegenübergestellt. In Kapitel 4.3 werden im Anschluss daran die konzeptbasierten Elternkurse vergleichend betrachtet. Der Großteil der Fragestellungen beinhaltete eine Beurteilung oder Einschätzung durch die Einrichtungen. Hierbei bestand die Möglichkeit, die jeweiligen Fragen auf einer Skala von 1=trifft überhaupt nicht zu / sehr schlecht bis 6 =trifft voll zu / sehr gut zu beantworten. 4.1 Befragte Einrichtungen Wie bereits dargestellt; bezieht sich dieses Kapitel auf alle 41 Einrichtungen, die an der Befragung teilgenommen haben. Es werden die Ergebnisse zu den Fragen dargestellt, welche von allen Einrichtungen zu beantworten waren. 4.1.1 Einzugsgebiet der Einrichtungen Um beurteilen zu können, inwiefern die Art des Angebotes von den infrastrukturellen Bedingungen abhängt, wurden die Einrichtungen gefragt, welches Einzugsgebiet sie bedienen. Auffällig ist, dass keine der Einrichtungen, die einen Elternkurs anbieten, ein überregionales Einzugsgebiet hat. 20 20 siehe Abbildung 2 15

Einzugsgebiet Zahl der Einrichtungen 14 12 10 8 6 4 2 8 7 12 10 6 Elternkurs (n=18) kein Elternkurs (n=23) örtlich regional überregional Abbildung 2: Einzugsgebiet der Einrichtungen Hinsichtlich der Einrichtungen, die örtliche oder regionale Einzugsgebiete haben, besteht kein auffälliger Unterschied zwischen Einrichtungen, die einen Elternkurs anbieten und Einrichtungen, die dieses Angebot nicht vorhalten. Die meisten Elternkursangebote finden sich jedoch in regional wirkenden Einrichtungen. 4.1.2 Wünsche und Erwartungen der Eltern an die Einrichtung In einem ersten Schritt war zu klären, mit welchen Wünschen bzw. Erwartungen die Eltern der jungen Cannabiskonsumenten/innen an die Einrichtung herantreten. In diesem Zusammenhang war vor allem von Interesse, welche Art von Hilfe oder Unterstützung die Eltern sich von der Einrichtung erhoffen. 21 Erwartungen der Eltern an die Einrichtungen 6 5 4 5,7 5,6 4,5 4,1 4,8 5,0 4,1 3,3 4,6 4,0 3 2 1 0 Hilfe Informationen über Pubertät Informationen über Suchtmittel Selbsterfahrung Netzwerk Elternkursangebot (n=18) kein Elternkursangebot (n=23) Abbildung 3: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu 21 siehe Abbildung 3 16

Am stärksten wurde hierbei der Wunsch nach konkreter Hilfe in Konflikten eingeschätzt. Sowohl Einrichtungen, die einen Elternkurs anbieten, als auch Nichtanbieter ordneten diesen Wunsch als voll zutreffend ein. Der Wunsch der Eltern, Informationen über die Funktion und Wirkung von Suchtmitteln in der Entwicklungsphase des Kindes zu bekommen, wird als zutreffend sowohl von Elternkursanbietern als auch von Nichtanbietern eingeschätzt. Ähnlich verhält sich dies hinsichtlich des Wunsches nach Informationen über kritische Entwicklungsphasen im Allgemeinen. Die Aussage, dass die Eltern sich beim Herantreten an die Einrichtung den Austausch mit anderen Eltern und eine Erweiterung der sozialen Netzwerke wünschen, beurteilten die Befragten im Schnitt mit eher zutreffend. Die einzige Aussage, hinsichtlich welcher ein größerer Unterschied zwischen Elternkursanbietern und Nichtanbietern bestand war diejenige, dass die Eltern mehr über sich selbst und über die Ursachen von Konflikten und Problemen in Interaktionen erfahren möchten. Diese Darstellung empfanden die Elternkursanbieter als eher zutreffend während die Nichtanbieter sie als eher nicht zutreffend einschätzten. 4.1.3 Stellenwert und Formen der Elternarbeit innerhalb der Einrichtung Im weiteren Verlauf sollte untersucht werden, welche Ansätze und Methoden der Elternarbeit in die Arbeit der Einrichtungen einfließen. 22 Elternarbeit in den Einrichtungen 100% 80% 60% 40% 20% Hausbesuche Elternbriefe Elternkurse Elternabende Elternberatung 0% Art des Angebotes Abbildung 4: Art der Angebote in den Einrichtungen (n=41; Mehrfachantworten möglich) 22 siehe Abbildung 4 17

Hierzu wurden alle 41 Einrichtungen gefragt, ob sie Hausbesuche (12%), Elternabende (86%), Elternbriefe (17%), Elternberatung (93%) oder Elternkurse (43%) anbieten. Da für unsere Untersuchung nur Angebote von Interesse waren, die einen Elternkurs vorhalten, wurden bei dieser Frage alle Einrichtungen, die angaben, kein solches Angebot zu haben, nicht weiter befragt. 4.2 Elternkurse Durch den in Kapitel 4.1.3 dargestellten Filter wurden die Fragen, auf welche sich die folgenden Darstellungen beziehen, ausschließlich von den 18 Einrichtungen beantwortet, die angaben, einen Elternkurs vorzuhalten. Wie in Kapitel 4 bereits erwähnt, werden die folgenden Fragestellungen vor dem Hintergrund der Gegenüberstellung von konzeptbasierten, in manualisierter Form vorliegenden Angeboten, und nicht konzeptbasierten Angeboten, für die keine schriftliche Strukturvorgabe besteht, bearbeitet. Dies geschah vor dem Hintergrund der Annahme, dass konzeptbasierte Elternkurse eine klarer definierte und ausgearbeitete Struktur besitzen, als solche, die nicht auf einem konkreten Konzept basieren. 4.2.1 Inhaltliche Struktur der Elternkurse Im Folgenden ging es darum, die inhaltliche Struktur der Elternkurse zu untersuchen. Dies sollte Informationen darüber liefern, auf welchen Grundlagen die Kurse aufbauen und wie im Rahmen der Angebote an die Problematik des Cannabiskonsums herangegangen wird (z.b. Besprechen von Fallbeispielen, Anreiz zur Reflexion, Ressourcenorientierung, Förderung der sozialen Netzwerke usw.). 23 23 siehe Abbildung 5 18

Inhaltliche Struktur der Programme ergänzende Beratung 5,4 6,0 Netzw erk 3,8 3,8 Ressourcenorientierung 3,2 3,7 Erw eiterung des Wissens Fallbeispiele 3,0 3,2 3,9 4,3 kein Konzept (n=5) Konzept (n=13) Reflexion 5,4 5,5 empirische Untersuchungen 3,2 3,0 Theorie 4,1 4,1 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 5: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Man könnte vermuten, dass Angebote, die auf einem konkreten Konzept basieren, sich stärker auf theoretische Grundlagen beziehen und diese auch transparent machen und eher durch empirische Ergebnisse gestützt werden als Angebote, denen kein solches Konzept zu Grunde liegt. Diese Annahme wird jedoch an dieser Stelle nicht bestätigt. Es gab kaum Unterschiede hinsichtlich des Bestehens von theoretischen Grundlagen und deren Transparenz. Sowohl konzeptbasierte als auch nicht konzeptbasierte Angebote beurteilten dies als eher zutreffend. Bezüglich der Wissenschaftlichkeit, das heißt, inwiefern empirische Studien über das Angebot und dessen Wirksamkeit vorhanden sind, gaben beide Gruppen an, dies sei eher nicht zutreffend. Ebenso kongruent waren einige Einschätzungen, welche die inhaltliche Struktur des Elternkurses wiedergaben. So beurteilten beide Gruppen die Aussage als zutreffend, dass die Eltern in ihrem Kurs vor allem die Möglichkeit haben, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und zu verändern. Dass die Teilnahme am Angebot insbesondere das soziale Netzwerk der Eltern fördere, wurde im Schnitt bei beiden Gruppen als eher zutreffend bewertet. 19

Leichte Unterschiede gab es dagegen bei den restlichen Faktoren. So empfanden Anbieter von konzeptbasierten Elternkursen die Aussage, der Schwerpunkt des Angebots beruhe darauf, Fallbeispiele zu besprechen, zu spielen und im Familienalltag zu erproben als eher zutreffend, während Anbieter von nicht konzeptbasierten Kursen dies eher nicht zutreffend fanden. Ähnlich verhielt sich dies auch in Bezug auf die Angabe, dass die Vorstellung von neuen Theorien über Erziehung und kindliche Entwicklung im Rahmen des Kurses das vorhandene Wissen der Eltern erweitert und dass der Ansatz vor allem ressourcenorientiert ist und eher weniger auf die konkreten Probleme der Eltern eingeht. Ein Punkt, in welchem die nicht konzeptbasierten Angebote die Aussage als zutreffender empfanden als die konzeptbasierten, war die Angabe, dass die Eltern auch neben der Teilnahme am spezifischen Kurs jederzeit ergänzende Beratung in der Einrichtung in Anspruch nehmen können. Anbieter von nicht konzeptbasierten Elternkursen sahen dies als voll zutreffend an, während Anbieter von konkreten Konzepten es als zutreffend empfanden. 4.2.2 Zugang 4.2.2.1 Definition der Zielgruppe Da im Rahmen der Untersuchung, wie bereits in 1.2 erwähnt, neben Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe auch Einrichtungen aus angrenzenden Versorgungsbereichen, die möglicherweise mit ihrem Angebot die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen erreichen, von Interesse waren, ergab sich die Fragestellung, an welche Zielgruppe sich die Angebote genau richten. Zielgruppe Zahl der Kurse 10 8 6 4 2 3 2 2 1 8 2 substanzunspezifisch an Eltern von Konsumenten spezifisch an Eltern von Cannabiskonsumenten generell an Eltern mit Beratungsbedarf Konzept (n=13) kein Konzept (n=5) Abbildung 6: Anzahl der Einrichtungen, die sich an die jeweilige Zielgruppe richten. 20

Hierbei fiel deutlich auf, dass vor allem Angebote, die auf einem Konzept beruhen, sich generell an Eltern mit Beratungsbedarf richten und weniger die Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen direkt ansprechen. Inwiefern Angebote, die sich spezifisch auf Cannabis beziehen, als sinnvoll erachtet werden, wird in Kapitel 5.2 im Rahmen der Expertenbewertung diskutiert. 4.2.2.2 Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen In diesem Kapitel wird dargestellt, wie die Einrichtungen gewisse Faktoren, die sich auf den Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen beziehen, einschätzen 24. Zugang zu den Eltern von jungen Cannabiskonsumenten/innen 6 5 4 3 3,3 2,7 4,2 4,0 2,8 2,6 2 1 0 Niederschwelligkeit Erreichungsgrad Benachteiligte Gruppen Konzept (n=13) kein Konzept (n=5) Abbildung 7: Beurteilung auf einer Skala von 1 = sehr schlecht bis 6 = sehr gut Es wurden hier keine auffälligen Unterschiede zwischen konzeptbasierten Angeboten und nicht auf einem Konzept basierenden Angeboten ermittelt. Dennoch kann man eine leichte Tendenz erkennen, dass die Einrichtungen, deren Elternkurs ein manualisiertes Konzept zugrunde liegt, den positiven Aussagen eher zustimmen. Hinsichtlich des Erreichungsgrades ist zu erwähnen, dass im Rahmen der Befragung der Erreichungsgrad bezüglich der Zielgruppe der Eltern und der Jugendlichen erfragt wurde. Der Fragebogen enthielt mehrere Fragen zum definitiven und geschätzten Erreichungsgrad der Eltern und zum definitiven und geschätzten Erreichungsgrad der Konsumenten. Die Einrichtungen waren jedoch nicht in der Lage, hierzu Angaben zu machen. 24 siehe Abbildung 7 21

Es wurden auch Fragen gestellt, die eine Einschätzung des Erreichungsgrades ermöglichten. Diese Einschätzung ist bei beiden Gruppen eher gut. Die Problematik des Zugangs zu besonders benachteiligten und schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen scheint allerdings bei allen Einrichtungen präsent zu sein. Laut Aussage der Einrichtungen in beiden Gruppen werden die Zugangsmöglichkeiten hier als eher schlecht eingeschätzt. Hinzu kommt, dass die Kurse von ihren Anbietern als eher nicht niederschwellig erachtet werden, wobei diese Aussage von den nicht konzeptbasierten Angeboten negativer beurteilt wird als von konzeptbasierten. 4.2.2.3 Art des Zugangs Im Folgenden wird dargestellt, in welcher Form der Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen im Rahmen der Elternkurse hergestellt wird. 25 Art des Zugangs 6 5 4 3 2 3,4 2,8 4,5 4,4 4,0 4,0 Konzept (n=13) kein Konzept (n=5) 1 0 Massenmedien personale Kommunikation Vernetzung mit Institutionen Abbildung 8: Einschätzung auf einer Skala von 1=trifft überhaupt nicht zu bis 6=trifft voll zu Der Zugang erfolgt meistens mittels personaler Kommunikation, das heißt zum Beispiel über Elternabende in Schulen. Dass der Zugang vor allem in dieser Form stattfindet, beurteilten beide Gruppen als eher zutreffend. Identisch verhält es sich hinsichtlich des Zugangs über die Vernetzung mit anderen Institutionen, zum Beispiel durch eine Zuweisung des Kinder- bzw. Jugendarztes. In Form von massenmedialer Kommunikation findet der Zugang hauptsächlich über Zeitungsartikel und das Verteilen von Flyern statt, was jedoch als hauptsächliches Zugangsmittel als eher nicht zutreffend beurteilt wird. 25 siehe Abbildung 8 22

4.2.2.4 Finanzierung der Elternkurse Des Weiteren war von Interesse, ob hinsichtlich der Finanzierung ein Unterschied zwischen Angeboten, die auf einem Konzept basieren und Angeboten, denen kein Konzept zugrunde liegt, besteht. 26 Hierbei wurde deutlich, dass fast alle Angebote mit einem verschriftlichten Konzept im Rahmen der Regelfinanzierung umgesetzt werden konnten. Anders verhielt sich das bei den Kursen ohne konkretes Konzept. Hier werden drei von vier Angeboten durch Projektmittel aufrechterhalten. 14 12 10 12 Finanzierung der Elternkursprogramme 8 6 Regelfinanzierung Projektmittel 4 2 1 2 3 0 Konzept kein Konzept Abbildung 9: Finanzierung der Angebote durch Regelfinanzierung oder Projektmittel 4.3 Konzeptbasierte Elternkurse In den folgenden Kapiteln werden die einzelnen Elternkurse, denen ein Konzept zugrunde liegt, einander gegenübergestellt und hinsichtlich der Fragestellungen betrachtet. 27 Hierbei beruhen die Einschätzungen hinsichtlich des Kurses Hilfe, mein Kind pubertiert! auf den Aussagen von sieben Einrichtungen, während bei den anderen Kursen jeweils die Aussage einer Einrichtung zu Grunde liegt. Name des Elternkurses Häufigkeit Hilfe, mein Kind pubertiert 7 Was geht ab? ein Suchtvorbeugungsseminar 1 Eltern reden mit Eltern 1 Eltern haben Einfluss Elternschulung 1 Generation E(ltern) Trinken, Rauchen, Kiffen... ist mein 1 Kind Gordon s gefährdet? Familientraining 1 Starke Eltern Starke Kinder 1 Tabelle 1: Vorgehaltene konzeptbasierte Elternkurse 26 27 siehe Abbildung 9 Das Programm MOVE für Eltern (ginko e.v.) konnte an dieser Stelle nicht berücksichtig werden, da zum Zeitpunkt der Untersuchung noch keine verschriftlichten Unterlagen dazu vorlagen. 23

4.3.1 Inhaltliche Struktur 4.3.1.1 Theorie Die Theorie, auf welche sich ein Konzept stützt, sollte bei der Durchführung des Kurses den Teilnehmern transparent gemacht werden, um theoretische Grundlagen und sich daraus ergebende Methoden, Ziele und Inhalte nachvollziehbar zu machen. 28 29 Theorie Starke Eltern - Starke Kinder 4,0 Gordon's Familientraining 5,5 Generation E 1,0 Eltern reden mit Eltern 5,0 "Was geht ab?" 4,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 4,4 Eltern haben Einfluss 3,5 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 10: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Bei den im Rahmen der Untersuchung vorgestellten Elternkursen scheint nach Angaben der Befragten Gordon s Familientraining das Angebot zu sein, bei welchem dies am meisten zutrifft. Auch bei Eltern reden mit Eltern wird das Vorhandensein und die Transparenz der theoretischen Grundlage als zutreffend eingeschätzt. Eher zutreffend ist dieser Faktor bei den Kursen Starke Eltern Starke Kinder, Was geht ab?, Hilfe, mein Kind pubertiert! und Eltern haben Einfluss. Auf Generation E(ltern) trifft dieses Element überhaupt nicht zu. 28 29 TSCHÖPE SCHEFFLER (2006) S 289 siehe Abbildung 10 24

4.3.1.2 Reflexion Grundsätzlich können starre und eingefahrene Alltagskonzepte durch Selbsterkenntnis, Selbstreflexion und Auseinandersetzen mit dem eigenen Erleben verändert werden. 30 Hierzu bieten Elternkurse Möglichkeiten und Anreize. 31 Reflexion Starke Eltern - Starke Kinder 4,3 Gordon's Familientraining 5,7 Generation E 4,3 Eltern reden mit Eltern 3,3 "Was geht ab?" - "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 4,7 4,9 Eltern haben Einfluss 3,0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 11: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu In Gordon s Familientraining war dies nach Aussage der Befragten am meisten der Fall. Doch auch in Was geht ab? und Hilfe, mein Kind pubertiert! wurde es als zutreffend beurteilt. Eher zutreffend war die Möglichkeit zur Reflexion bei Starke Eltern Starke Kinder und Generation E(ltern). Bei den Kursen Eltern reden mit Eltern und Eltern haben Einfluss wird dieser Punkt als eher nicht zutreffend beurteilt. 30 31 TSCHÖPE-SCHEFFLER. (2006), S. 289. siehe Abbildung 11 25

4.3.1.3 Fallbeispiele Das Besprechen und Spielen von Fallbeispielen kann dazu beitragen, neue Erfahrungen zu machen und neues Verhalten in der Familie zu erlernen. Situationen aus dem Familienalltag können hierbei durch erweiterte Handlungsoptionen anders bewertet und im Alltag des Zusammenlebens erprobt werden. Daher wurden die Einrichtungen gefragt, inwiefern Fallbeispiele ein Schwerpunkt des Angebotes sind. 32 Fallbeispiele Starke Eltern - Starke Kinder 4,0 Gordon's Familientherapie 6,0 Generation E 4,0 Eltern reden mit Eltern 2,0 "Was geht ab?" 3,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 4,7 Eltern haben Einfluss 4,0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 12: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Die Anbieter von Gordon s Familientraining gaben an, dieses treffe für ihr Konzept voll zu. Für Hilfe, mein Kind pubertiert! ist die Aussage zutreffend. Als eher zutreffend wird das Besprechen von Fallbeispielen in Starke Eltern Starke Kinder, Generation E(ltern) und Eltern haben Einfluss beurteilt, während es für Was geht ab? und Eltern reden mit Eltern eher nicht bzw. nicht zutrifft. 32 siehe Abbildung 12 26

4.3.1.4 Ressourcenorientierung Eine weitere Fragestellung bezog sich darauf, ob der Ansatz des Konzeptes hauptsächlich ressourcenorientiert ist und weniger auf die konkreten Probleme der Eltern eingeht. 33 Ressourcenorientierung Starke Eltern - Starke Kinder 3,0 Gordon's Familientraining 2,0 Generation E Eltern reden mit Eltern 5,0 5,0 "Was geht ab?" 4,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 3,4 Eltern haben Einfluss 5,0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 13: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Hier gaben die Anbieter von Gordon s Familientraining an, dass ein ressourcenorientierter Ansatz bei ihnen nicht zutreffe. Die Einrichtungen, die bei 5.3.1.3 ausgesagt haben, keinen Schwerpunkt auf Fallbeispiele zu setzen, bewerteten die Ressourcenorientierung als zutreffend bzw. eher zutreffend, während die Elternkurse, die viel Fallbeispiele besprechen, die Ressourcenorientierung als nicht zutreffend bzw. eher nicht zutreffend erklärten. 33 siehe Abbildung 13 27

4.3.1.5 Netzwerk Wird die Gewissheit eigener Handlungskompetenzen in Krisen anfälliger, dann ist es wichtig, auf ein Netzwerk sozialer Beziehungen zurückgreifen zu können, vertraute Menschen zu haben, mit denen man sich austauschen kann und die unterstützen, wenn dies angebracht sein sollte. 34 Elternkurse können zum Aufbau von Netzwerken für Eltern beitragen und somit wichtige Ressourcen für die Bewältigung des Alltags aufbauen. 35 Aus diesem Grund war für die Untersuchung von Interesse, inwiefern die vorgehaltenen Angebote das Entstehen von Netzwerken fördern bzw. ermöglichen. 36 Netzwerk Starke Eltern - Starke Kinder 3,0 Gordon's Familientraining 2,0 Generation E Eltern reden mit Eltern 6,0 6,0 "Was geht ab?" 2,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 4,0 Eltern haben Einfluss 2,0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 14: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Hier gaben die Anbieter von Generation E(ltern) und Eltern reden mit Eltern an, dass dies bei ihnen voll zutreffe. Eher zutreffend war es bei Hilfe, mein Kind pubertiert! und eher nicht zutreffend bei Starke Eltern Starke Kinder. Bei Gordon s Familientraining, Eltern haben Einfluss und Was geht ab? wurde es von den Anbietern als nicht zutreffend beurteilt. 34 35 36 TSCHÖPE - SCHEFFLER (2006), S. 293. BARLOW et al. (2005) siehe Abbildung 14 28

4.3.1.6 Ergänzende Beratung Eine weitere Frage war, ob die Eltern über das Angebot hinaus die Möglichkeit haben, zusätzliche Beratung im Rahmen der Einrichtung in Anspruch zu nehmen. 37 ergänzende Beratung Starke Eltern - Starke Kinder Gordon's Familientraining 6,0 6,0 Generation E 4,0 Eltern reden mit Eltern 6,0 "Was geht ab?" 2,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 5,7 Eltern haben Einfluss 6,0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 15: Beurteilung auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu Hier machte der Großteil der Befragten (Starke Eltern Starke Kinder, Gordon s Familientraining, Eltern reden mit Eltern, Hilfe, mein Kind pubertiert!, Eltern haben Einfluss) die Aussage, dies treffe voll zu. Die Anbieter von Generation E(ltern) beurteilten diesen Punkt als eher zutreffend, während bei Was geht ab? die Möglichkeit, eine ergänzende Beratung außerhalb des Kursangebotes zu bekommen nicht besteht. 37 siehe Abbildung 15 29

4.3.2 Zugang 4.3.2.1 Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen Im Folgenden wird beschrieben, wie Erreichungsgrad, Niederschwelligkeit und Erreichbarkeit benachteiligter Gruppen von den jeweiligen Elternkursanbietern beurteilt werden. 38 Zugang zu den Eltern von jungen Cannabiskonsumenten/innen Starke Eltern - Starke Kinder 3,0 4,0 5,0 Gordon's Familientraining 2,0 3,3 4,0 Generation E(ltern) 2,0 4,0 4,0 Eltern reden mit Eltern 2,0 2,0 4,7 "Was geht ab?" 2,0 4,0 4,0 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 2,7 3,9 4,3 Eltern haben Einfluss 2,0 6,0 0 1 2 3 4 5 6 Erreichungsgrad Niederschwelligkeit Benachteiligte Gruppen Abbildung 16: Beurteilung auf einer Skala von 1 = sehr schlecht zu bis 6 =sehr gut Zunächst wird die Einschätzung des Erreichungsgrades betrachtet. Die Anbieter des Kurses Eltern haben Einfluss schätzen ihren Erreichungsgrad als am besten ein. Der Kurs Starke Eltern Starke Kinder wird als gut in Bezug auf den Erreichungsgrad beurteilt, während Gordon s Familientraining, Generation E(ltern), Was geht ab? und Hilfe, mein Kind pubertiert! in die Kategorie eher gut fallen. Eltern reden mit Eltern wird im Gegensatz hierzu als schlecht hinsichtlich des Erreichungsgrades eingeordnet. Die Niederschwelligkeit betreffend wurden Generation E(ltern) und Eltern haben Einfluss als schlecht und Gordon s Familientraining und Starke Eltern Starke Kinder als eher schlecht befunden. Was geht ab? und Hilfe, mein Kind pubertiert! wurden hingegen als eher gut bewertet. Als gut wurde der Kurs Eltern reden mit Eltern erachtet. 38 siehe Abbildung 16 30

Was den Zugang zu den benachteiligten und schwer erreichbaren Gruppen angeht, so wurden nur Starke Kinder Starke Eltern und Generation E(ltern) von den Anbietern als eher gut erachtet, während die anderen Kurse als schlecht (Gordon s Familientraining, Eltern reden mit Eltern, Was geht ab? ) bzw. eher schlecht ( Hilfe, mein Kind pubertiert! ) eingeschätzt wurden. In Bezug auf das Konzept Eltern haben Einfluss gab es hier leider keine Angaben. Diese Ergebnisse bestätigen, dass auch im Rahmen der bestehenden Konzepte diese Problematik nicht überwunden werden kann, da offensichtlich im Rahmen der Kurse kein adäquater Zugang zu dieser Gruppe hergestellt werden kann. 4.3.2.2 Art des Zugangs Im Folgenden werden die verschiedenen Arten des Zugangs in Bezug auf die einzelnen Kurse dargestellt. 39 Arten des Zugangs Starke Eltern - Starke Kinder 3,00 4,00 5,00 "Hilfe, mein Kind pubertiert!" 3,9 4,3 4,4 Gordon's Familientraining 2,0 4,0 4,0 Generation E 2,0 3,0 6,0 Eltern reden mit Eltern 2,0 3,0 6,0 "Was geht ab?" Eltern haben Einfluss 2,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 0 1 2 3 4 5 6 Massenmedien personale Kommunikation Vernetzung mit Institutionen Abbildung 17: Arten des Zugangs auf einer Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll zu 39 siehe Abbildung 17 31

Am wenigsten scheint der Zugang zu den Eltern junger Cannabiskonsumenten/innen über massenmediale Kommunikation stattzufinden. Beim Großteil der Angebote treffen massenmediale Kommunikationswege nicht zu oder eher nicht zu. Bei Hilfe, mein Kind pubertiert! wird dieser Zugangsweg als eher zutreffend eingeschätzt und nur bei dem Kurs Eltern haben Einfluss als zutreffend. Hinsichtlich der personalen Kommunikation dagegen, das heißt zum Beispiel über Elternabende, kann anhand der hier vorliegenden Informationen gesagt werden, dass die meisten Einrichtungen diesen Zugangsweg als eher zutreffend oder zutreffend erachten. Die Anbieter von Generation E(ltern) beurteilen dies für ihr Angebot sogar als voll zutreffend. Nur für den Kurs Eltern reden mit Eltern ist der Zugang über personale Kommunikation eher nicht zutreffend. Ein dritter möglicher Zugangsweg war der Zugang durch die Vernetzung mit anderen Institutionen, wie zum Beispiel dem Jugendarzt. Auch hier beurteilten die meisten Anbieter diese Art des Zugangs als eher zutreffend, zutreffend oder sogar voll zutreffend. Nur ein Anbieter (Generation E(ltern)) gab an, dass dieser Zugangsweg im Rahmen seines Projektes nicht zutreffend sei. 32

5 Bewertung durch Experten Die Expertengruppe sollte die einzelnen Elternkurskonzepte hinsichtlich Wirksamkeit, Wissenschaftlichkeit und Evaluation bewerten. Des Weiteren nahmen sie eine Beurteilung der Gesamtsituation vor dem Hintergrund der dargestellten Kurse vor. 5.1 Bewertung der einzelnen Konzepte Den Experten wurden die vollständigen Konzepte der sieben angegebenen Kurse zugeschickt.die Konzepte wurden von der LWL-Koordinationsstelle Sucht strukturiert zusammengefasst. Dies diente den Experten als Bewertungsgrundlage. Bei eventuellen Unklarheiten oder weiterem Interesse konnte auf die vollständigen Konzepte bei Bedarf zurückgegriffen werden. Aufgrund der geringen Anzahl von befragten Experten sind fundierte empirisch belegbare Ergebnisse nur sehr begrenzt verfügbar. Dennoch kann vor dem Hintergrund der Expertenbefragung die Situation hinsichtlich der Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten aus Expertensicht dargestellt werden. Die Experten sollten die jeweiligen Elternkurskonzepte bezüglich verschiedener Fragestellungen beurteilen. 33

5.1.1 Primär- und sekundärpräventive Angebote Obwohl die Einrichtungen bei der Befragung gebeten wurden, ausschließlich sekundärpräventive Angebote für die Eltern junger Cannabiskonsumenten anzugeben, wurde in der Expertenbefragung eine Aufteilung in primärpräventive und sekundärpräventive Angebote deutlich. Würden Sie das Konzept als primär- oder sekundärpräventiv beurteilen? 6 5 4 3 3,3 2,4 4,4 3,9 2,7 2 1,3 1,4 1 0 Eltern haben Einfluss Eltern reden mit Eltern GenerationE Gordon "Hilfe, mein Kind pubertiert!" Starke Eltern, starke Kinder "Was geht ab?" Abbildung 18: Beurteilung auf einer Skala von 1 = eindeutig primärpräventiv bis 6 = eindeutig sekundärpräventiv Wie in Abbildung 17 zu sehen werden von den Experten nur die Konzepte Generation E(ltern) und Hilfe, mein Kind pubertiert als eher sekundärpräventiv definiert. Die anderen Kurse werden als eher primärpräventiv (Eltern haben Einfluss, Was geht ab? ), primärpräventiv (Eltern reden mit Eltern) oder sogar eindeutig primärpräventiv (Gordon s Familientraining, Starke Eltern Starke Kinder) erachtet. 34