GESUNDHEITSKOMPETENZ IN DER PROFESSIONELLEN AUßERSCHULISCHEN JUGENDARBEIT DAS KONZEPT DER ORGANISATIONALEN GESUNDHEITSKOMPETENZ IN DER SOZIALEN ARBEIT MIT JUGENDLICHEN IN ÖSTERREICH Andrea Crnko, Christina Wieczorek, Daniela Kern-Stoiber
WARUM IST GESUNDHEITSKOMPETENZ WICHTIG?
Auswirkungen von geringer Gesundheitskompetenz Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz (Vgl., Berkman et al. 2011) Nehmen Vorsorgeangebote weniger in Anspruch Brauchen mehr medizinische Notfallbehandlungen Werden häufiger hospitalisiert Haben schlechtere Behandlungsergebnisse Haben ein höheres Risiko, Komplikationen zu erleiden Haben mehr ungeplante Wiederaufnahmen
Warum ist Gesundheitskompetenz bei Jugendlichen wichtig? In der Kindheit und der Jugend werden wesentliche Grundsteine für eine gesunde Entwicklung und für das spätere Gesundheitsverhalten gelegt. (Gieed, et al., 1999; Sawyer et al., 2012, UNICEF, 2013, Wolf et al., 2009) Die Entwicklung und der Erwerb von Gesundheitskompetenz wird immer mehr als kontinuierlicher Prozess wahrgenommen, der in der bereits frühen Kindheit beginnt. (Zarcadoolas, et al. 2005) Folglich hat die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen eine direkte Auswirkung auf die Gesundheitskompetenz in späteren Lebensphasen. (Borzekowski, 2009, Manganello, 2008)
WIE GESUNDHEITSKOMPETENT SIND DIE ÖSTERREICHER/INNEN?
Österreich im HLS-EU-Survey Prozentverteilungen der Gesundheitskompetenz Levels für 8 Länder und Gesamt (HLS-EU8), sowie die österreichische 15-Jährigen Stichprobe inadequate GK-Ges 0-25 Pkt. problematic GK-Ges >25-33 Pkt. sufficient GK-Ges >33-42 Pkt. excellent GK-Ges >42-50 Pkt. Niederlande 1,8% 26,9% 46,3% 25,1% Irland 10,3% 29,7% 38,7% 21,3% Polen 10,2% 34,4% 35,9% 19,5% Griechenland 13,9% 30,9% 39,6% 15,6% Deutschland 11,0% 35,3% 34,1% 19,6% HLS-EU-8 12,4% 35,2% 36,0% 16,5% Österreich 18,2% 38,2% 33,7% 9,9% Spanien 7,5% 50,8% 32,6% 9,1% Bulgarien 26,9% 35,2% 26,6% 11,3% 15 J. AT 10,6% 47,4% 36,1% 5,9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% AT[N=979] BG[N=925] DE (NRW)[N=1045] EL[N=998] ES[N=974] IE[N=959] NL[N=993] PL[N=921] HLS-EU8 [N=7795] 15 J. AT [N=571] (HLS-EU Consortium 2012; Röthlin, et al. 2013)
WAS HEIßT GESUNDHEITSKOMPETENZ UND WIE KANN GESUNDHEITSKOMPETENZ GEFÖRDERT WERDEN?
Gesundheitskompetenz vier spezifische Fähigkeiten Gesundheitsrelevante Informationen Finden Verstehen Beurteilen Anwenden (Sørensen et al. 2012)
Gesundheitskompetenz ein relationales Konzept Persönliche Kompetenzen /Fähigkeiten Gesundheitskompetenz Anforderungen / Komplexität der Situation (Parker, 2009) Eine Gesundheitskompetente Organisation ermöglicht einfachen Zugang zu Gesundheitsinformation und Dienstleistungen und bietet Unterstützung für die Navigation durch die Organisation bzw. das System an. (Brach et al. 2012, dt. Übersetzung Dietscher)
Wiener Konzept Gesundheitskompetenter Krankenbehandlungsorganisationen (WKGKKO) 1. Organisationale Strukturen und Prozesse für Gesundheitskompetenz bereitstellen 2. Materialien und Angebote partizipativ entwickeln und evaluieren 3. Mitarbeiter/innen für die gesundheitskompetente Kommunikation mit Patient/inn/en qualifizieren 4. Eine unterstützende physische Umwelt schaffen - Navigationshilfen 5. Mit Patient/innen gesundheitskompetent kommunizieren 6. Gesundheitskompetenz von Patient/inn/en und Angehörigen verbessern 7. Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter/innen verbessern 8. Zur Gesundheitskompetenz in der Region beitragen 9. Dissemination und Vorbildwirkung (Dietscher, Lorenc, Pelikan 2015)
GESUNDHEITSKOMPETENTE PROFESSIONELLE AUßERSCHULISCHE JUGENDARBEIT DAS PROJEKT
Projekt Gesundheitskompetenz in der außerschulischen professionellen Jugendarbeit Offene Jugendarbeit: Ist ein Handlungsfeld der Sozialen Arbeit Verfügt österreichweit über 623 Einrichtungen Die Jugendinfos: sind die österreichischen Fachstellen für jugendgerechte Informationsaufbereitung und vermittlung für nicht-kommerzielle Zwecke Fördert das Empowerment von jungen Menschen 28 Jugendinfostellen bieten österreichweit ein flächendeckendes Service an
Projekt Gesundheitskompetenz in der außerschulischen professionellen Jugendarbeit Kooperationsprojekt boja Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit und BÖJI Bundesnetzwerk Österreichische Jugendinfos Projektzeitraum: 2,5 Jahre, Ende 2014 bis Mitte 2017 Finanzierung: Fonds Gesundes Österreich, Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Bundesministerium für Familien und Jugend 3 Bundesländer: Steiermark, Salzburg, Tirol Externe Evaluation durch die GÖG (ehem.ludwig Boltzmann Institut for Health Promotion Research) Orientierung an den 9 Dimensionen des Wiener Konzeptes zur organisationalen Gesundheitskompetenz (Pelikan, Dietscher, 2015)
Projektergebnisse Leitfädenbroschüre: 1 Broschüre für beide Handlungsfelder Selbstcheck-Tool Jugendinformation Selbstcheck-Tool Offene Jugendarbeit Praxisprojekte in den teilnehmenden Bundesländern Netzwerk Gesundheitskompetente Jugendarbeit Abschlusskonferenz: 24.03.2017
Leitfäden zur gesundheitskompetenten Jugendarbeit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Standard aus dem Wiener Konzept Dimension in den Leitfäden der OJA / Jugendinfo Organisationale Strukturen und Prozesse für Organisationale Strukturen und Prozesse für Gesundheitskompetenz Gesundheitskompetenz Gesundheitskompetenz in der Organisation verankern Einbeziehung der Zielgruppen in die Entwicklung Einbeziehung der Zielgruppen in die Entwicklung und von Angeboten und Materialien Bewertung von Angeboten und Materialien Jugendliche wissen, was sie brauchen Mitarbeiter/innen für gesundheitskompetente Mitarbeiter_innen für gesundheitskompetente Kommunikation mit Besucher/innen / Kommunikation mit Besucher_innen/Nutzer_innen Informationsnutzer/innen schulen schulen Qualifiziert in Sachen Gesundheit Zugangsbarrieren zur Organisation senken Zugangsbarrieren zur Organisation senken Gesundheitskompetenz für alle Mit Zielgruppen gesundheitskompetent Mit Zielgruppen gesundheitskompetent kommunizieren kommunizieren Gesundheit schmackhaft machen Alle Aspekte der Gesundheitskompetenz Alle Aspekte der Gesundheitskompetenz berücksichtigen berücksichtigen Gesundheit hat viele Gesichter Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter/innen Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter_innen steigern steigern Mitarbeiter_innen Gesundheit fördern Zur Gesundheitskompetenz in der Region beitragen Zur Gesundheitskompetenz in der Region beitragen Gesunde Regionen schaffen Netzwerken für Gesundheitskompetenz Netzwerken für Gesundheitskompetenz Erfahrungsaustausch mit anderen Organisationen Erfahrungsaustausch mit anderen Organisationen pflegen pflegen Gemeinsam für mehr Gesundheit
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Literatur Borzekowski, D. L. (2009). Considering children and health literacy: a theoretical approach. Pediatrics, 124(3), 282-S288. Brach, C., Keller, D., Hernandes, LM., Baur, C., Parker, R., Dreyer, B., Schyve, P., Lemerise, AJ., Schillinger, D. (2012): Attributes of Health Literate Organization, Discussion Paper, Institute of Medicine of the national academies. http://www.iom.edu/~/media/files/perspectives-files/2012/discussion- Papers/BPH_HLit_Attributes.pdf, deutsche Übersetzung Dietscher, C. siehe: http://www.ongkg.at/fileadmin/user_upload/ongkg_publikationen/hlo.pdf Dietscher, C., Lorenc, J., Pelikan,J.M. (2015). Pilottestung zum Selbstbewertungs-Instrument für die organisationale Gesundheitskompetenz von Krankenhäusern" gemäß dem Wiener Konzept Gesundheitskompetenter Krankenbehandlungsorganisationen. LBIHPR Forschungsbericht. Wien: LBIHPR Giedd JN, Blumenthal J, Jeffries NO, et al. (1999). Brain development during childhood and adolescence: A longitudinal MRI study. Nature Neuroscience, 2:861-863. HLS-EU Consortium (2012): Comparative report on health literacy in eight EU member states. The European Health Literacy (Second Revised and Extended Version, Date July 22th, 2014), online Publication: http://lbihpr.lbg.ac.at.w8.netz-werk.com/sites/files/lbihpr/attachments/neu_rev_hls-eu_report_2015_05_13_lit.pdf Mackey TK, Liang BA, Kohler JC et al. (2014). Health domains for sale: the need for global health internet goverance. J Med Internet Res, 16:e62. Manganello J (2008). Health literacy and adolesecnts: a framework and agenda for future research. Health Educ Res, 23(5):840-847. Patrick H & Nicklas TA (2005). A review of familiy and social determinants of children s eating patterns and diet quality. J Amer Coll Nutr, 24:83-92. Parker R (2009). Measuring Health Literacy: What? So What? Now What? Institute of Medicine, Roundtable on Health Literacy, Washington (DC): National Academy Press. Röthlin F, Pelikan JM, Ganahl K (2013): Die Gesundheitskompetenz der 15-jährigen Jugendlichen in Österreich. Abschlussbericht der österreichischen Gesundheitskompetenz Jugendstudie im Auftrag des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger (HVSV). Wien: Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research. Sawyer SM, Afifi RA, Bearinger LH et al. (2012). Adolescence: A foundation for future health. The Lancet, 379:1630-40. Sørensen K, Van den Broucke S, Fullam J et al. (2012). Health literacy and public health: A systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health, 12:80. UNICEF (2013). Early Childhood Development: The key to a full and productive life. New York: UNICEF. Accessed on 15/01/2016 from http://www.unicef.org/dprk/ecd.pdf Wolf MS, Wilson EA, Rapp DN, et al. (2009). Literacy and learning in health care. Pediatrics, 124(s3):s275-281. Zarcadoolas, C., Pleasant, A., & Greer, D. S. (2005). Understanding health literacy: an expanded model. Health promotion international, 20(2), 195-203.