Erwachende Wissenschaft Teil 5 Von den Sumerern zu den Griechen
Die Mondtheorie der Chaldäer Die Beobachtung des Mondes und die für die Omina-Astrologie wichtigen Himmelserscheinungen der Sonnen- und Mondfinsternisse (insbesondere deren Vorhersage) stellte einen zentralen Aspekt der babylonischen Astronomie dar. Anmerkung: Chaldäer ist die antike Bezeichnung der Einwohner Babylons Der Mond war der assyrisch / babylonische Repräsentant des sumerischen Gottes Sin bzw. des assyrischen Gottes Nanna. Zwei Phasen: 1. Reine Beobachtung Phänomenologie 2. Mathematische Beschreibung mit der Intention der Vorhersage (ab ca. 1600 v. Chr.)
Quellenlage: Die Rekonstruktion der babylonischen Mondtheorie beruht auf deren Rezeption durch die Griechen, die sowohl Zugriff auf Abschriften von Beobachtungsprotokollen (insbesondere der Syzygien, der Neulichtzeitpunkte sowie von Mond- und Sonnenfinsternissen) als auch (zumindest teilweise) auf deren mathematische Bearbeitung durch die Chaldäer selbst hatten. Geminos von Rhodos (um 70 v. Chr.) Einführung in die Phänomene - Unterscheidung zwischen synodischen und anomalistischen Monat (ihre unterschiedliche Länge wurde von den Chaldäern erkannt) Synodisch: Siderisch: Anomalistisch: Rückkehr zur gleichen Mondphase Rückkehr zur gleichen Längenposition unter den Sternen Rückkehr zur gleichen Apside (Perigäum, Apogäum Apsidendrehung) Claudius Ptolemäus (um 100 bis 160 u. Z.) Almagest - Ausarbeitung der geozentrischen Mondtheorie: Buch 4, 5 und 6 (Eclipsen)
Neben diesen überlieferten systematischen Arbeiten kommen noch eine Vielzahl von Bruchstücken, die insbesondere in das klassische griechische Altertum zu datieren sind: Hipparchos von Nicäa (um 150 v. Chr.) beobachtender Astronom, Hauptquelle der Daten des Almagest Berichte über die chaldäischen Astronomen in den Berichten einer Vielzahl griechischer Geschichtsschreiber wié Herodot, Strabon etc. Ab 1880: Analyse der Vielzahl von Keilschriftentafeln, die offensichtlich astronomischen bzw. mathematischen Inhalts waren Entschlüsselung des babylonischen, auf der Zahl 60 beruhenden Zahlensystems Entschlüsselung des babylonischen Maßsystems (insbesondere der Zeit- und Winkelmaße) Identifizierung und Übersetzung von Keilschrifttafeln astronomischen und astrologischen Inhalts Johann Nepomuk Strassmaier (1846-1920, Jesuit) Astronomisches aus Babylon
Neu- und Vollmondtafeln (meist über mehrere Jahre) Neulichttafeln (dienten der Fixierung des Monatsanfangs) Mondfinsternistafeln (wichtig für die Astrologie) Sonnenfinsternistafeln (wichtig für die Astrologie) Lehrtafeln mit Erläuterungen zu den Rechenmethoden
Wichtige Entdeckungen: Der zeitliche Abstand zwischen zwei Syzygien (z. B. Vollmond Vollmond) ist konstant und beträgt (in heutigem Zeitmaß) 29 Tage 12 Stunden, 44 Minuten und 3,5 Sekunden) legt das Zeitmaß des Monats fest: Synodischer Monat (exakt 29 d, 12 h, 44 m 2,9 s) Mittlere tägliche Mondbewegung: 13 10 35 Der Mond bewegt sich auf seiner Bahn am Himmel unterschiedlich schnell durch den Tierkreis. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Geschwindigkeitsmaxima (bzw. Minima) bildet den anomalistischen Monat: 27 Tage 13 Stunden und 18 Minuten Ursache: Ellipsenbahn des Mondes um die Erde, 2. Keplersches Gesetz Wenn die Perioden bekannt sind, dann lässt sich die Mondposition im Tierkreis vorausberechnen Ephemeridentafeln
Die Rechenverfahren, mit der zukünftige Mondpositionen berechnet wurden, entstanden ungefähr zwischen 450 und 350 v. Chr. Koordinatensystem: Tierkreis, unterteilt in Winkelmaß (gesamter Tierkreis = 360 ) (Einteilung der Ekliptik in 12 Teile à 30 ) Die Mondposition wurde durch zwei Zahlen und dem Namen des Tierkreiszeichens festgelegt, z. B. : 12 von Beginn des Fisches, 5 oberhalb der Ekliptik Da der Mond die 30 eines Tierkreiszeichens je nach Lage der Apsiden auf der Ekliptik unterschiedlich schnell durchläuft, muss dies bei der Berechnung einer zukünftigen Position entsprechend berücksichtigt werden Konzept des Synodischen Bogens sehr kompliziert, da die Apsidenpunkte selbst über den Himmel wandern (Apsidendrehung) Zukünftige Mondpositionen wurden anhand von berechneten Tafeln durch Addition von Bogenstücken zu einer gegebenen Ausgangsposition ermittelt. Ergebnis war die Mondphase und die Position im Tierkreis (Fehler ~1 ).