Fachtagung 17. Mai 2018 Workshop: Interkulturalität in Pflegefamilien Referent/in: Ömer Pestil und Doris Haider-Berrich Ablauf und Themen Sprache Übung: "Reden in einer Fremdsprache" Der Aspekt unterschiedlicher Sprachen im Rahmen von Kommunikationssituationen kann auch im Hinblick auf multiethnische Pflegeverhältnisse von großer Relevanz sein. Pflegekinder mit Migrationshintergrund, die bei österreichischen Pflegeeltern aufwachsen kommen intensiv mit der deutschen Sprache in Kontakt und erlernen sie, besonders wenn sie beim Wechsel in die Pflegefamilie noch sehr klein sind, relativ fließend. Die Herkunftseltern sehen sich, vor allem wenn sie der deutschen Sprache nicht so bewandert sind, in diesem Kontext häufig auch mit einer Geheimsprache zwischen Pflegeeltern und Pflegekind konfrontiert, die sie in gewisser Weise von ihrem eigenen Kind distanziert und ihnen im Generellen die Position des Außenseiters zuschreibt. Gleichzeitig kann aber auch im Rahmen von Besuchskontakten das Pflegekind die Rolle des sprachlichen Außenseiters annehmen, wenn seine Herkunftsfamilie sich in einer anderen, ihm fremden Sprache verständigt. Verbale und nonverbale Kommunikation kann im Rahmen von interkulturellen Pflegeverhältnissen also zu Barrieren, Missverständnissen und Ausgrenzungsvorgängen führen.
Stereotype / Vorurteile Übung: "Wer bin ich?" Stereotyp: Verfestigtes Bild, das eine das eine Generalisierung von Gruppen und dessen Mitgliedern beinhaltet. Stereotype ändern sich nicht! Vorurteil: Vorschnelles überwiegend negativ besetztes Urteil gegenüber Gruppen und dessen Mitglieder. Vorurteile haben die Chance abgebaut zu werden! Übung: "Schritt für Schritt- Situationen und Ereignisse" Stereotype beeinträchtigen interkulturelle Interaktionen! Sie haben als bestimmte Form von Wahrnehmungsschemata zwar Sinn und erfüllen bestimmte Funktionen (Orientierungsfunktion, Komplexitätsreduktion, Herstellen von Kollektivität, identitätsstiftend), jedoch schränken sie die Wahrnehmungs-, Interpretations- und Handlungsspielräume ein. Stereotype sind damit Barrieren für die interkulturelle Interaktion. Sie ignorieren Diversität, wirken ent-individualisierend und können zu "selbsterfüllenden Prophezeiungen" werden, indem sie als Erwartungshaltung das Verhaltendes Gegenübers beeinträchtigen. Ethnozentrismus Parabel: "Kulturbrille" "Ethnozentrismus ist der Fachausdruck für jene Sicht der Dinge, in welcher die eigene Gruppe der Mittelpunkt von Allem ist und alle anderen mit Bezug darauf bemessen und bewertet werden." "Ethnozentrismus: Positive psychologische Voreingenommenheit eines Individuums gegenüber seiner eigenen Gruppe; die Merkmale der Eigengruppe werden dabei als Bewertungsgrundlage genommen (»das Maß aller Dinge«) und gegenüber denen von Fremdgruppen als überlegen angesehen."
Enkulturation - Akkomodation - Akkulturation Übung: "Kultur Rallye" Die Ausgangskultur wird verstärkt durch: Ethnische Isolation (Wohngebiete, Schulen) Lang dauernde Entkulturationsphase Anpassungsdruck an die Ausgangskultur durch Familie und Freunde Anpassungsdruck seitens der fremden Umgebung Verstärkend auf eine Akkulturation an die Fremdkultur hingegen wirken: Fremdkulturelle Lernbereitschaft Rollendistanz Neugierde auf das Fremde Freunde aus der Fremdkultur Gute Sprachkenntnisse Eine kurze Entkulturationsphase in der Ausgangskultur.
Identität Gruppenarbeit: "Fallvignette Hawwa" Identitätsbildung ist ein lebenslanger Prozess, in dem viele Faktoren von Bedeutung sind. Das Verständnis für die Identität und sich selbst, ist für die Entwicklung im Kinder und Jugendalter bedeutend. Identität im psychologischen Sinne wird als einzigartige Persönlichkeitsstruktur im Zusammenhang mit dem Bild, welches andere von dem Menschen haben, verstanden. Identität basiert demnach auf zwei Aspekten: Selbstwahrnehmung Einschätzung durch andere Personen Identität und Selbst werden öfters im gleichen Zusammenhang verwendet. Das Selbst bezieht sich auf alle inneren Aspekte, die eine Person ausmachen. Was eine Person hingegen noch ausmachen kann, wird von außen nur durch das Verhalten der Person bestimmt Abschluss Zusammenführen der Ergebnisse im Plenum. Diskussions- und Abschlussrunde.
Ein kleiner Teil der recherchierten Literatur zum Workshop: Bauinger, Renate (2016): Erkenntnisse interkultureller Kommunikations- und Handlungsforschung. Artikel im Österreichisches Religionspädagogisches Forum. Linz Bilgü, Ilhan (2012): Meryem Özlem ile Genclik Daireleri (Jugendamt) Üzerine Konustuk. Söylesi. In: Kerpen: Perspektiv Heft Nr.216/Dezember S.42-47 Broszinsky-Schwabe, Edith (2017): Interkulturelle Kommunikation: Missverständnisse und Verständigung. 2. Auflage, Wiesbaden: Springer Verlag de Vries, Sandra (2015): Schau mal, was der "Ander" macht! Kulturelle Vielfalt in der Welt. In: Papenburg: Mittendrin Heft 4/2015 S.14-17 Erll, Astrid; Gymnich, Marion (2017): Interkulturelle Kompetenzen. 4. Auflage, Stuttgart: Klett-PONS GmbH Nienstedt, Monika; Westermann, Armin (2008): Pflegekinder und ihre Entwicklungschancen nach frühen traumatischen Erfahrungen. 2. Auflage, Stuttgart: Klett-Cotta Verlag Pestil, Ömer (2015): Stressfreie Kinder. Durch Förderung von Sozialkompetenzen den Umgang mit Stress erleichtern. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH Roth, Juliana; Köck, Christoph (2011) (Hrsg.): Interkulturelle Kompetenz. München: Educational Consulting GmbH Sauer, Stefanie (2008): Die Zusammenarbeit von Pflegefamilien und Herkunftsfamilien in dauerhaften Pflegeverhältnissen. Die Perspektive auf Interkulturalität. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich, S.337ff Schneider, Kristina (2014): Umgang mit kultureller Differenz in Pflegefamilien. Belastungen und Bewältigungsformen. Masterarbeit Siegen (Online zugänglich: https://www.uni-siegen.de/pflegekinderforschung/literature/files/kristina_schneider_kulturelle_differenz_in_pflegefamilien.pdf) Sievers, Britta; Thrum, Kathrin (2011): Pflegekinder mit Migrationshintergrund. Kapitel C14. In: Kindler, Heinz, et al. (Hrsg.): Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) e.v. Wiemann, Irmela (2002): Ratgeber Pflegekinder. Erfahrungen, Hilfen, Perspektiven. 5.Auflage, Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH Wolf, Klaus (2014): Migrationssensible Pflegekinderhilfe: Balancierungsleistungen zwischen Zuschreibungen und Zugehörigkeit. In: Siegen: Sozial Heft 1/2014: S.14-19 (Online zugänglich: https://www.uni-siegen.de/pflegekinderforschung/migration/media/downloads/wolf_migrationssensible_pkh.pdf)
Notizen: