Fachtagung 17. Mai 2018 Workshop: Interkulturalität in Pflegefamilien Referent/in: Ömer Pestil und Doris Haider-Berrich.

Ähnliche Dokumente
Veranstaltung: Jeder Jeck ist anders Forum: Migrationssensible Pflegekinderhilfe Brauchen wir einen Perspektivwechsel?

Inhalt. Rechtsgrundlagen im SGV VIII Perspektivenplanung in der Hilfeplanung Die Herkunftsfamilie Die Pflegefamilie

Bedeutung interkultureller Kompetenz beim Umgang mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Workshop. Geschwister in Herkunfts- und Pflegefamilien

Edith Broszinsky-Schwabe. Interkulturelle Kommunikation. Missverständnisse - Verständigung III VS VERLAG. mmmmammmmmmmm

Vorwort zur zweiten Auflage Vorwort

Migrationssensible Pflegekinderhilfe

PFLEGEKINDERHILFE UND MIGRATION - VERSUCH EINER WISSENSCHAFTLICHEN PERSPEKTIVE. Daniela Reimer, Dr. phil. Universität Siegen

Warum brauchen Kinder Kontinuität? Wie kann sie hergestellt werden? Prof. Dr. Klaus Wolf. Fachtag am

Diskutieren Sie aufbauend auf Lothar Krappmanns Überlegungen die Frage, was es heißen kann, aus soziologischer Perspektive Identität zu thematisieren?

Ein Kind - zwei Familien

Interkulturelle Elterngespräche führen

Interkulturelle Kompetenz und Migration PETIA GENKOVA

Pflegefachtagung Pädiatrie 2014

Vorbemerkungen: Wie entstehen Biografien?

ARBEITSPAPIER BEGRIFFSBESTIMMUNG VON STEREOTYPEN UND VORURTEILEN

Inhaltsverzeichnis 1. VORWORT DIE BELASTUNGS-RESSOURCEN-BALANCE NACH WOLF BEGRIFFSKLÄRUNGEN Familie.25

Interkulturelle Kompetenz im Globalen Lernen

PFLEGEFAMILIEN MIT MIGRATIONSGESCHICHTE PROJEKT PEMM. Daniela Reimer Universität Siegen

Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 J. Roth et al. (Hrsg.), Übergänge konstruktiv gestalten, Konzepte und Studien zur Hochschuldidaktik und

Perspektiven muslimischer Eltern auf Bildung und Schule wahrnehmen Elternbeteiligung stärken

Vorwort zur zweiten Auflage... V Vorwort... IX

WIR & DIE ANDEREN. EIN KONSTRUKTIONSVERSUCH. Impulsreferat Fachtagung Mintegra Alexandra Büchel Gassner Schulsozialarbeit bzb Buchs

0. Das Projekt und das Handbuch»Pflegekinderhilfe in Deutschland«A. Pflegekinderhilfe in Deutschland: Entwicklungslinien

Systemisches Coaching. Systemisches Coaching. Interkulturelle Kompetenz und Diversity. Kurs 2017/2018. Kurs 2017/ /03.03.

Interkulturell gut aufgestellt: Erfolgreiche Kommunikation im internationalen Team

Interkulturelle Trainingsmodule an der Universität Hildesheim

Workshop. Kontakte zwischen Pflegekind und Herkunftsfamilie

Annekathrin Richter. Erfolgsfaktoren für die. interkulturelle Zusammenarbeit. in Deutschland, Singapur. und den USA

Seminar Internationales Personalmanagement bei Dr. Stefan Süß

Pflegekinder mit Migrationshintergrund: Wer bin ich?

Aktivierende Online-Methoden: Zusammenführung von externen Lehrangeboten in OpenOlat

Stressfreie Kinder: Durch Förderung von Sozialkompetenzen den Umgang mit Stress erleichtern

EMPIRISCHE ERGEBNISSE ÜBER BESUCHSKONTAKTE VON PFLEGEKINDERN. I. Praxisbezogener Einblick in die Forschungslage

ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE & SOZIALISATION. Mädchenschachpatent 2015 in Nußloch Referentin: Melanie Ohme

Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern in Pflegefamilien - eine Alternative?

Verständnis für Verhalten mit der Transaktionsanalyse eigene Kommunikation entwickeln

Ingrid Gogolin Marianne Krüger-Potratz. Einführung in die Interkulturelle Pädagogik

Unterstützte Kommunikation - ihre theoretischen Bezugssysteme

Religionssensibilität als Teil diversitätsbewusster Sozialer Arbeit

Interkulturelle Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland Wie können Mitarbeitende Studierende unterstützen?

Rechtsentwicklungen im Bereich der Erziehung in Pflegefamilien

Interkulturelle Herausforderungen: ein Physiotherapie Praktikum im Ausland Brigitte Fiechter Lienert

Professionelles Handeln im Kontext Migration Herausforderungen für Aus- und Weiterbildung

Input für den Aktionstag des Aktionsbündnisses Kinder mit Behinderungen in Pflegefamilien am 29. August 2014 in Bremen

Referat: TRANSKULTURELLER PFLEGEDIENST

Kulturelle Differenz?

Ich sehe was, was Du nicht siehst

Migration und Zuwanderung als Themen in Bildungsmedien für den Deutschunterricht. Tipps für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer

Pädagogische Ordnung von Kompetenzerwartungen des Kernlehrplans

Leistungsfähige Pflegekinderdienste: Qualitätskriterien und finanzielle Steuerung

Kapitel 4 Interkulturelle Bildung im Unterricht

Wie viel Kultur steckt in interkulturellen Konflikten? Erfahrungen aus supervisorischer Sicht

Wie zufrieden sind Pflegeeltern in Marzahn-Hellersdorf mit der Arbeit des Jugendamtes und des Pflegekinderservices Marzahn-Hellersdorf?

Interkulturelle Kompetenz in einer sich wandelnden Gesellschaft

Pflegekinder mit Migrationshintergrund

Adoptiv- und Pflegekindern ein Zuhause geben

Interreligiöser Dialog Interreligiöse Kompetenzen Herzig Ludwig 1

Werbung, Auswahl und Qualifizierung von Pflegefamilien

Jorge Montoya-Romani Berater & Trainer Interkulturelles Lernen

Präzisierung der Seminar-Themen (SQ-13-Bulgarisch) Die sprachlichen Fertigkeiten

Interkulturelle Überschneidungssituationen & interkulturelle Kompetenz

Wie kann der Umgang mit Eltern in stationären Hilfen gelingen?

Was ist Interkulturelle Kompetenz und Interkulturelle Öffnung?

Erwartungen der Praxis an das Recht und umgekehrt

Interkulturelle Kompetenz Eine Schlüsselkompetenz in der Bibliothek des 21. Jahrhunderts

Biografische Prozesse bei Pflegekindern. Welche Faktoren führen zu besonders günstigen oder ungünstigen Entwicklungsverläufen?

Didaktisch-methodische Gestaltung interkultureller Erkundungen

Interkulturelle Kompetenz Qualitätsanforderung auch in der Beistandschaft? Interkulturelle Trainings in der Verwaltung - das Beispiel Bremen

Mit Herkunftseltern das Pflegeverhältnis gestalten Voraussetzungen, Bedingungen, Fallstricke

Herzlich Willkommen. Pflegekinderhilfe und Pflegefamilien im Wandel zwischen Migration und Integration

Theoretisches Rahmenkonzept: Menschenrechtsbildung

Vollzeitpflege. Wer ist ein Pflegekind? Wer sind Pflegefamilien?

Herausforderungen der

GELINGENDE BESUCHSKONTAKTE

Workshop, DEAE, Interkulturelle Qualifizierung begleitet durch Organisationsentwicklung

Ernährungsbildung als Teil einer modernen Gesundheitsförderung

Diversity-Kompetenz in sozialen Berufen

BILDUNGSCHANCEN VON PFLEGEKINDERN

Herausfordernde Gespräche mit Jugendlichen

Diversity in der Begleitung von Übergängen - Reflexionsansätze. Angela Rein, Hochschule für Soziale Arbeit. Workshop 6 - Diversity 1

Frauen in Führung. Die

Sibylle Fischer, Evangelische Hochschule Freiburg

Herzlich willkommen! Kultursensible Pflege und Betreuung. Mag. a Petra Dachs Integra, 2008

Migrantinnen und Migranten in der Altenhilfe zum Umgang mit Vielfalt und Differenz

Die Relevanz Interkultureller Kompetenz und dessen Entwicklung für das IT-Management

Interkulturelle Kompetenz Schlüssel zum Verstehen der Anderen

3 5 Grundintentionen schriftlich festhalten Grundregeln. Aktivität zum Umgang mit Mehrsprachigkeit Sprichwörter aus aller Welt

Die Identitätsentwicklung von Adoptiv- und Pflegekindern

Die offene Ganztagsschule im Spiegel der Migrationsgesellschaft. Dortmund, Juni 2017

Forschungsgruppe Pflegekinder

Mobbing aufgrund von Fremdheit. Seminar zum Thema Heterogenität Dienstag, Uhr Bildungswissenschaften Modul 2.4 Fr. Dr.

Handbuch Pflegekinderhilfe

Geschwister in der stationären Erziehungshilfe

INHALT 1 / 5

Fachtagung, 31. Mai 2017

Indikatorenbestimmung für eine sozialräumliche Mittelverteilung zur

Transkript:

Fachtagung 17. Mai 2018 Workshop: Interkulturalität in Pflegefamilien Referent/in: Ömer Pestil und Doris Haider-Berrich Ablauf und Themen Sprache Übung: "Reden in einer Fremdsprache" Der Aspekt unterschiedlicher Sprachen im Rahmen von Kommunikationssituationen kann auch im Hinblick auf multiethnische Pflegeverhältnisse von großer Relevanz sein. Pflegekinder mit Migrationshintergrund, die bei österreichischen Pflegeeltern aufwachsen kommen intensiv mit der deutschen Sprache in Kontakt und erlernen sie, besonders wenn sie beim Wechsel in die Pflegefamilie noch sehr klein sind, relativ fließend. Die Herkunftseltern sehen sich, vor allem wenn sie der deutschen Sprache nicht so bewandert sind, in diesem Kontext häufig auch mit einer Geheimsprache zwischen Pflegeeltern und Pflegekind konfrontiert, die sie in gewisser Weise von ihrem eigenen Kind distanziert und ihnen im Generellen die Position des Außenseiters zuschreibt. Gleichzeitig kann aber auch im Rahmen von Besuchskontakten das Pflegekind die Rolle des sprachlichen Außenseiters annehmen, wenn seine Herkunftsfamilie sich in einer anderen, ihm fremden Sprache verständigt. Verbale und nonverbale Kommunikation kann im Rahmen von interkulturellen Pflegeverhältnissen also zu Barrieren, Missverständnissen und Ausgrenzungsvorgängen führen.

Stereotype / Vorurteile Übung: "Wer bin ich?" Stereotyp: Verfestigtes Bild, das eine das eine Generalisierung von Gruppen und dessen Mitgliedern beinhaltet. Stereotype ändern sich nicht! Vorurteil: Vorschnelles überwiegend negativ besetztes Urteil gegenüber Gruppen und dessen Mitglieder. Vorurteile haben die Chance abgebaut zu werden! Übung: "Schritt für Schritt- Situationen und Ereignisse" Stereotype beeinträchtigen interkulturelle Interaktionen! Sie haben als bestimmte Form von Wahrnehmungsschemata zwar Sinn und erfüllen bestimmte Funktionen (Orientierungsfunktion, Komplexitätsreduktion, Herstellen von Kollektivität, identitätsstiftend), jedoch schränken sie die Wahrnehmungs-, Interpretations- und Handlungsspielräume ein. Stereotype sind damit Barrieren für die interkulturelle Interaktion. Sie ignorieren Diversität, wirken ent-individualisierend und können zu "selbsterfüllenden Prophezeiungen" werden, indem sie als Erwartungshaltung das Verhaltendes Gegenübers beeinträchtigen. Ethnozentrismus Parabel: "Kulturbrille" "Ethnozentrismus ist der Fachausdruck für jene Sicht der Dinge, in welcher die eigene Gruppe der Mittelpunkt von Allem ist und alle anderen mit Bezug darauf bemessen und bewertet werden." "Ethnozentrismus: Positive psychologische Voreingenommenheit eines Individuums gegenüber seiner eigenen Gruppe; die Merkmale der Eigengruppe werden dabei als Bewertungsgrundlage genommen (»das Maß aller Dinge«) und gegenüber denen von Fremdgruppen als überlegen angesehen."

Enkulturation - Akkomodation - Akkulturation Übung: "Kultur Rallye" Die Ausgangskultur wird verstärkt durch: Ethnische Isolation (Wohngebiete, Schulen) Lang dauernde Entkulturationsphase Anpassungsdruck an die Ausgangskultur durch Familie und Freunde Anpassungsdruck seitens der fremden Umgebung Verstärkend auf eine Akkulturation an die Fremdkultur hingegen wirken: Fremdkulturelle Lernbereitschaft Rollendistanz Neugierde auf das Fremde Freunde aus der Fremdkultur Gute Sprachkenntnisse Eine kurze Entkulturationsphase in der Ausgangskultur.

Identität Gruppenarbeit: "Fallvignette Hawwa" Identitätsbildung ist ein lebenslanger Prozess, in dem viele Faktoren von Bedeutung sind. Das Verständnis für die Identität und sich selbst, ist für die Entwicklung im Kinder und Jugendalter bedeutend. Identität im psychologischen Sinne wird als einzigartige Persönlichkeitsstruktur im Zusammenhang mit dem Bild, welches andere von dem Menschen haben, verstanden. Identität basiert demnach auf zwei Aspekten: Selbstwahrnehmung Einschätzung durch andere Personen Identität und Selbst werden öfters im gleichen Zusammenhang verwendet. Das Selbst bezieht sich auf alle inneren Aspekte, die eine Person ausmachen. Was eine Person hingegen noch ausmachen kann, wird von außen nur durch das Verhalten der Person bestimmt Abschluss Zusammenführen der Ergebnisse im Plenum. Diskussions- und Abschlussrunde.

Ein kleiner Teil der recherchierten Literatur zum Workshop: Bauinger, Renate (2016): Erkenntnisse interkultureller Kommunikations- und Handlungsforschung. Artikel im Österreichisches Religionspädagogisches Forum. Linz Bilgü, Ilhan (2012): Meryem Özlem ile Genclik Daireleri (Jugendamt) Üzerine Konustuk. Söylesi. In: Kerpen: Perspektiv Heft Nr.216/Dezember S.42-47 Broszinsky-Schwabe, Edith (2017): Interkulturelle Kommunikation: Missverständnisse und Verständigung. 2. Auflage, Wiesbaden: Springer Verlag de Vries, Sandra (2015): Schau mal, was der "Ander" macht! Kulturelle Vielfalt in der Welt. In: Papenburg: Mittendrin Heft 4/2015 S.14-17 Erll, Astrid; Gymnich, Marion (2017): Interkulturelle Kompetenzen. 4. Auflage, Stuttgart: Klett-PONS GmbH Nienstedt, Monika; Westermann, Armin (2008): Pflegekinder und ihre Entwicklungschancen nach frühen traumatischen Erfahrungen. 2. Auflage, Stuttgart: Klett-Cotta Verlag Pestil, Ömer (2015): Stressfreie Kinder. Durch Förderung von Sozialkompetenzen den Umgang mit Stress erleichtern. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH Roth, Juliana; Köck, Christoph (2011) (Hrsg.): Interkulturelle Kompetenz. München: Educational Consulting GmbH Sauer, Stefanie (2008): Die Zusammenarbeit von Pflegefamilien und Herkunftsfamilien in dauerhaften Pflegeverhältnissen. Die Perspektive auf Interkulturalität. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich, S.337ff Schneider, Kristina (2014): Umgang mit kultureller Differenz in Pflegefamilien. Belastungen und Bewältigungsformen. Masterarbeit Siegen (Online zugänglich: https://www.uni-siegen.de/pflegekinderforschung/literature/files/kristina_schneider_kulturelle_differenz_in_pflegefamilien.pdf) Sievers, Britta; Thrum, Kathrin (2011): Pflegekinder mit Migrationshintergrund. Kapitel C14. In: Kindler, Heinz, et al. (Hrsg.): Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) e.v. Wiemann, Irmela (2002): Ratgeber Pflegekinder. Erfahrungen, Hilfen, Perspektiven. 5.Auflage, Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH Wolf, Klaus (2014): Migrationssensible Pflegekinderhilfe: Balancierungsleistungen zwischen Zuschreibungen und Zugehörigkeit. In: Siegen: Sozial Heft 1/2014: S.14-19 (Online zugänglich: https://www.uni-siegen.de/pflegekinderforschung/migration/media/downloads/wolf_migrationssensible_pkh.pdf)

Notizen: