STATION 11 KONFLIKTE LÖSEN BZW. SCHLICHTEN Ziel: Die Studienanwärter trainieren Kommunikationstechniken, die helfen Konflikte zu lösen bzw. zu schlichten. Aufgabe: 1. Lesen Sie sich die Verfahrensweise des Schlichtens und die Informationen zur Kommunikation und den Kommunikationstechniken durch. Klären Sie alle inhaltlichen Fragen gemeinsam. 2. Gehen Sie sich dann in die Rollenspiele (Kartensets in Umschlägen). Jedes Gruppenmitglied sollte in der Rolle des Lehrers mindestens zwei Kommunikationstechniken erproben. 3. Notieren Sie Ihre Erkenntnisse und reflektieren Sie das Erlebte in Ihr Lerntagebuch. VERFAHREN Vor der Situation: Überlegen Sie sich, zwischen wem ein Konflikt besteht (Schüler-Schüler oder Lehrer-Schüler) bzw. wer das Problem hat. Entscheiden Sie isch nun für eine angemessene Kommunkationstechnik. In der Situation: Agieren Sie mit der entsprechenden Kommunikationstechnik. Versuchen Sie, die gegensätzlichen Standpunkte zu verstehen und mit Ihren eigenen Worten wiederzugeben. Wenn Sie etwas nicht verstehen oder die Aussagen nicht konkret genug sind, fragen Sie nach. Auch wenn Sie angegriffen werden, sollten Sie nicht versuchen, sich zu verteidigen, Entschuldigungen zu suchen oder zum Gegenangriff überzugehen. Sie sind der Ermittler und nicht der Angeklagte oder der Ankläger. Wenn Sie einen Lösungsvorschlag haben, formulieren Sie ihn auch als Vorschlag (Wäre es nicht eine Möglichkeit...). Seien Sie neutral und unparteiisch. Ergibt sich eine von allen akzeptierte Konfliktlösung, fassen Sie sie möglichst konkret und präzise zusammen, evtl. auch in Form eines schriftlichen Vertrags. Nach der Situation: Tauschen Sie sich darpber aus, was Ihnen gut gelungen ist. Messen Sie den Erfolg an Ihrem eigenen Verhalten und nicht daran, inwieweit der Konflikt gelöst ist. Seite 1 von 5
Kommunikation allgemein Literatur: Schulz von Thun: Miteinander reden. Rororo, 1994. Klippert, Heinz: Kommunikationstraining. Beltz, 1998. Rosenbusch/ Schober (Hrsg.): Körpersprache in der schulischen Erziehung. Schneider-Verlag Hohengehren, 1995. Pädagogik 11/2008. Wildfeuer, Wolfgang: Kommunikation Moderation Mediation. Juventa, 2006. 5 Regeln der Kommunikation von Watzlawick 1. Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren. 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. 3. Jede Kommunikation enthält in der unterschiedlichen Sicht der verschiedenen Partner eine Struktur, die als Interpunktion einer Ereignisabfolge erscheint. 4. Die menschliche Kommunikation kann in digitaler (=genau bezeichenbarer) und analoger (=ähnlicher) Weise erfolgen. 5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit beruht. Die vier Seiten einer Nachricht (Nachrichtenmodell von Schulz von Thun) Sachinhalt Worüber ich informiere. Selbstkundgabe Was ich von mir selbst kundgebe. Beziehung Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen. Appell Wozu ich dich veranlassen möchte. Empathisches Gesprächsverhalten o Wahrnehmen der sachlichen Anteile o Wahrnehmen der emotionalen Anteile o Widerspiegeln der sachlichen und emotionalen Anteile Seite 2 von 5
Kommunikationstechniken Entscheidung über angebrachte Kommunikationstechnik Wer hat das Problem? Fremde Problemanteile Eigene Problemanteile Aktives Zuhören Moderieren/ Lenken Ich-Botschaften Aktives Zuhören 1. Aktiv Zuhören bedeutet, Zuhörbereitschaft zu signalisieren, indem Sie: Blickkontakt halten. Durch Ihre Stimme, Körperhaltung, Gestik und Mimik Aufnahmebereitschaft zeigen. Kurz wertfrei zusammenfassen, was Sie verstanden haben. 2. Techniken des "Aktiven Zuhörens" Die sprachlichen (verbalen) und körpersprachlichen (nonverbalen) Signale des Gesprächspartners wahrnehmen Das Gesagte gut merken Die wesentlichen Gedanken (paraphrasieren) und Gefühle (verbalisieren) widerspiegeln In eigenen Wertungen und Urteilen zurückhalten 3. Mit dem Aktiven Zuhören können Sie: Missverständnissen vorbeugen und sie gegebenenfalls beseitigen Sich Gewissheit verschaffen, ob Sie Ihren Partner richtig verstanden haben. Signalisieren, ob Sprachstil, Stofffülle, Tempo etc. angemessen sind. Ihren Partner zur Begründung oder Präzisierung von Behauptungen auffordern. Den Gesprächsverlauf lenken (Wer fragt, der führt). Zeit für die Vorbereitung Ihrer Argumentation gewinnen. Ein positives Gesprächsklima schaffen und emotionale Ausbrüche versachlichen. Ihrem Zuhörer Wertschätzung vermitteln. Ein Gespräch strategisch lenken, indem Sie Äußerungen Ihres Partners gewichten (nicht bewerten) oder nur ausgewählt wiederholen. Seite 3 von 5
Moderieren/ Lenken 1. Funktion des Moderators macht Betroffene zu beteiligten stärkt die Selbstverantwortlichkeit der Teilnehmer ist am Prozess und am Ergebnis orientiert eine von Wertschätzung und Respekt getragene Haltung interaktive, partiziperende, nicht hierarchische Form des Arbeitens und Lernens 2. Aufgaben des Moderators arbeitet zielorientiert durch Fragen in gezielte Richtungen lenken damit das Gespräch steuern strukturieren/ zusammenfassen unterbrechen/ abbremsen Ich-Botschaften formulieren (gewaltfreie Kommunikation) Ich beschreibe meine Empfindungen. Ich bin genervt, Ich beschreibe, was mich stört, ohne dabei anzugreifen, zu verletzen oder herauszufordern! wenn ich gegen einen permanenten Geräuschpegel ankämpfen muss. Ich beschreibe, warum mich das stört und was für Folgen ich für mich befürchte. Da kann ich mich sehr schlecht konzentrieren, verstehe von euern Beiträgen nur die Hälfte und reagiere ungerecht. Seite 4 von 5
Als Sie nach der Pause in Ihre 7. Klasse kommen, streiten sich Lisa und Frank lautstark. Sie bemerken Ihr Eintreten überhaupt nicht und beschimpfen sich weiterhin. Sie lassen erst von ihrem Streit ab, als Sie die beiden relativ lautstark und nachdrücklich ermahnen und sie zu einem Gespräch nach der Stunde auffordern. Versuchen Sie nur, die Standpunkte der beiden Kontrahenten zu verstehen und sie mit eigenen Worten wiederzugeben und zusammenzufassen. Bleiben Sie ruhig und sachlich. Falls Sie nach einiger Zeit den Eindruck haben, dass sich ein Kompromiss abzeichnet, die beiden Streithähne dies aber nicht sehen, versuchen Sie, diesen als Vorschlag einzubringen ( Ich könnte mir vielleicht vorstellen... ). In Ihrer Klasse ist Yvonne (13 Jahre) die Außenseiterin. Hauptsächlich dafür verantwortlich ist nach Ihrem Eindruck eine Gruppe von drei Mädchen, die in der Klassengemeinschaft eine ziemlich dominierende Rolle spielen und Yvonne ablehnen, weil diese so ungepflegt sei ( Sie stinkt und ist überhaupt blöd ). Auch Sie haben den Eindruck, dass es mit Yvonnes Pflegezustand nicht zum Besten steht und reden mit ihr. Versuchen Sie zunächst einmal nur, Yvonne zum Reden zu bringen und eine Beziehung herzustellen. Sprechen Sie dann das Problem der Körperpflege an. Seien Sie dabei nicht anklagend oder vorwurfsvoll, sondern stellen Sie es als ein neutrales Problem dar, was die anderen aber daran hindert, auf sie zuzugehen. Verstärken Sie alle Äußerungen von Yvonne, die in Richtung eines Lösungsansatzes gehen. Situation Nr. 2. Sie haben jetzt mit Yvonne geredet und haben den Eindruck, dass sich bei ihr etwas verändert hat. Dennoch besteht das Außenseiterproblem nach wie vor. Sie reden jetzt mit den drei Anführerinnen und versuchen, eine Besserung zu erreichen. Verstehen Sie sich nur als Berater. Sie können durch Druck nichts erreichen sondern nur dadurch, dass die Mädchen selbst auf Lösungen kommen. Sie halten Unterricht in einer 8. Klasse. Niemand scheint besonders interessiert. Benno meldet sich schließlich und sagt: Sie sind wirklich der langweiligste Lehrer, den wir haben!. Nehmen Sie diese Äußerung als Anregung, mit der Klasse über den Unterricht zu sprechen. Bringen Sie ruhig Ihre Betroffenheit zum Ausdruck und versuchen Sie dann, die Sichtweise Ihrer Schüler zu verstehen. Denken Sie auch daran, Dinge, die aufgrund struktureller Gegebenheiten vorgegeben sind, als solche zu kennzeichnen. Seite 5 von 5