Sexualpädagogisches Handeln Muss die Lust gehen, wenn die Pädagogik kommt? Sexuelle Bildung für Menschen im Autismus-Spektrum Ralf Specht Dipl.- und Sexualpädagoge, Hamburg Dozent am Institut für Sexualpädagogik (isp) Mitarbeiter des Petze Institut für Gewaltprävention
Leitfragen 1. Welche Bedeutung haben sexuelle Themen im Leben von Menschen im Autismusspektrum? 2. Wie können Angehörige sowie Einrichtungen und Dienste sie im Hinblick auf eine möglichst selbstbestimmte Sexualität unterstützen?
Aufbau Grundlegendes zum Thema Sexualität für Menschen mit und ohne Autismus Themen, Hindernisse und Herausforderungen für Sexualpädagogik und sexuelle Bildung Ideen für eine sexualfreundlichen Begleitung
Grundlegendes zum Thema Sexualität Sexualität ist das, was wir daraus machen: eine teure oder billige Ware, Mittel der Fortpflanzung, Abwehr der Einsamkeit, eine Kommunikationsform, eine Waffe der Aggression (Herrschaft, Macht, Strafe, Unterwerfung ), ein Sport, Liebe, Kunst,..., Luxus oder Entspannung, Belohnung, Flucht, ein Grund der Selbstachtung, ein Ausdruck der Zuneigung, eine Art Rebellion, eine Quelle der Freiheit, Pflicht, Vergnügen, Vereinigung mit dem All, mystische Ekstase, indirekter Todeswunsch oder Todeserleben, ein Weg zum Frieden, eine juristische Streitsache,...eine sinnliche Erfahrung. A.K. Offit 1985
Grundlegendes zum Thema Sexualität Sinnaspekte Fruchtbarkeit Identität Lust Beziehung
Sinnaspekte von Sexualität Fruchtbarkeit Identität Lust Beziehung https://thenounproject.com/term/people/14484/
Grundlegendes zum Thema Sexualität Sexualität wird in diesem Sinne als lebenslanger menschlicher Entwicklungs- und Identitätsbereich verstanden, der unterschiedliche Facetten von Körperlichkeit, Lust, Fortpflanzung und Liebe umfasst und dessen subjektiv erlebte körperlich-geschlechtliche Aspekte ebenso wie deren gesellschaftlich-kulturelle Formung für Identitätskonstruktion und -erleben eines jeden Menschen von Bedeutung sind. Specht/ Walter 2007
Grundlegendes zum Thema Sexuelle Bildung Sexuelle Bildung will Menschen verschiedenster Altersgruppen und mit unterschiedlichsten Bedürfnissen bei der Entwicklung ihrer sexuellen Identität begleiten und sinnlich-sinnvolle Rahmenbedingungen für Kommunikation und ganzheitliche Lernerfahrungen schaffen. Man kann nicht nicht sexualerziehen (in Abwandlung von Watzlawick) Sexuelle Bildung ist ein wichtiges und wirksames Instrument der Prävention sexueller Grenzverletzungen. und Bestandteil der Sozialerziehung und Persönlichkeitsbildung
Die Person, die mir gegenüber steht, ist prinzipiell in ihrer Entwicklung offen. In ihr sind Möglichkeiten vorhanden, die mir noch verborgen sind. Es ist mir nicht erlaubt, dass ich festschreibe, wer der Behinderte ist und worin seine Grenzen bestehen. Herbert Wohlhüter
Herausforderungen für sexuelle Bildung von Menschen mit Behinderung Institutionelle Versorgung Abhängigkeitsverhältnis Heterogenität Besonderer Hilfebedarf
Besonderheiten zur Sexualität von Menschen aus dem Autismusspektrum Menschen im Autismusspektrumfällt es schwer, in Beziehungen zu treten, sie zu verstehen und sie zu erhalten. Ein weitere Besonderheit ist die Schwierigkeit, sich die Resultate eigener Aktionen vorzustellen und vorhergegangene Erfahrungen und Konsequenzen aufzurufen, die helfen könnten, was jetzt oder später geschehen wird. Diese Besonderheiten haben häufig tiefgreifende Effekte auf das sexuelle Verhalten, das gekennzeichnet ist durch.
Autismusspezifische Herausforderungen für sexuelle Bildung Das Fehlen von Empathie in der Beziehungsgestaltung Die Direktheit der sex. Aktion ohne Rücksicht auf andere Die Gefahr von (Selbst-) Verletzung Die Objektorientierung
"Weil AutistInnen nicht an traditionellen Formen des Sexuallebens teilhaben, müssen wir über Alternativen erwägen, die zwischen den Bedürfnissen und Möglichkeiten der autistischen Jugendlichen und Erwachsenen und der sozialen Werte und Regeln abwägen." Gary Mesibov
Sexuelle Bildung von Menschen im Autismusspektrum bedeutet. vermitteln im Spannungsfeld von individuellen sexuellen Wünsche und persönlichen und gesellschaftliche Realitäten... begründet Grenzen zu setzen und.. Lern räume zu schaffen... offen zu sein für die Vielfalt sexuellen Seins.. Angstfrei und direkt über Sexualität zu reden.. Möglichst unterschiedliche Vermittlungswege zu kennen.. die eigene Haltung nicht in den Vordergrund stellen unterstützende Netzwerke zu bilden
Methodische Umsetzungen durch. Körper- und Sexualaufklärung Sexualassistenz Anleitung/ Training zur Gestaltung von Beziehungen und Möglichst früh beginnen Eher konkret als abstrakt Kurz, spezifisch und klar häufige Wiederholung Visuell Strukturiert
Mögliche Themen und Inhalte von sexueller Bildung Förderung der Sinnes- und Körperwahrnehmung und des Lustempfindens Wahrnehmung und Äußerung von Gefühlen und Bedürfnissen Entwicklung einer sicheren Geschlechtsidentität Aufnahme und Gestaltung von Beziehungen Körper- und Sexualaufklärung (Männer-und Frauenkörper, Geschlechtsorgane, Fortpflanzung, Menstruation, Samenerguss) Umgang mit lustvollem Verhalten (Selbstbefriedigung, Zärtlichkeit, Geschlechtsverkehr) Beziehungen (Partnerschaften, Verliebtheit, Liebeskummer, Eifersucht, Selbstbestimmung) Prävention sexueller Übergriffe und sexuellen Missbrauchs Vermittlung von Normen und Werte (Was darf ich wo und wann)
Leitlinien für sexualpädagogisches Handeln Wissen über Sexualität, psychosexuelle Entwicklung und autismusspezifische Besonderheiten macht handlungssicherer Ein Konzept schafft Sicherheit, Klarheit und Transparenz Leitlinien im Team absprechen Aufgeregten Aktionismus vermeiden, möglichst unaufgeregt reagieren Schrittweises Vorgehen Sinnvolle und begründete Grenzen setzen, Lernräume schaffen Bücher und Medien können helfen, aufklärerische und sexualitätsbezogene Sachverhalte zu vermitteln Regeln vereinbaren. Ein unangemessenes Verhalten darf sanktioniert werden, nicht aber das Bedürfnis Auf kongruentes Handeln achten, eigene Gefühle und Befindlichkeiten zum Thema ernst nehmen Regelmäßige Elternarbeit nach dem Prinzip, Eltern einbinden Externe Unterstützung nutzen
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!