L A N D S C H A F T S P L A N U N G O S N A B R Ü C K V O L P E R S & M Ü T T E R L E I N G B R Dipl.-Ing. Martin Volpers Dr.Ing. Johannes Mütterlein 49086 Osnabrück Jenaer Straße 2 05402-4921 FAX 05402 4793 info @ landschaftsplanung-osnabrueck.de im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA und seinem weiteren Umfeld S t a d t D i s s e n a. T. W. Bearbeiter: Dipl.-Ing. Martin Volpers Dr.-Ing. Johannes Mütterlein Osnabrück, im Juli 2016
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 1 1 Einleitung, Aufgabenstellung Im Rahmen der geplanten Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA in der Stadt Dissen atw, Landkreis Osnabrück, wird eventuell der Lebensraum eines Rebhuhn- Paares in Anspruch genommen. 2010, 2012 und 2013 wurde im Bereich des B-Plan-Gebietes jeweils ein Rebhuhn-Paar nachgewiesen (s. Artenschutzgutachten zum B-Plan Nr. 89). Um dort und in einem größeren Raum südlich der A 33 die aktuelle Bestandssituation zu dokumentieren, wurde im Frühjahr und Sommer 2016 eine Rebhuhn-Kartierung durchgeführt. Dieser Auftrag wurde Anfang April 2016 erteilt. 2 Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet südlich der A 33 ist identisch mit dem zur Erfassung der Feldvögel aus dem Jahr 2012 (vgl. AG BIOTOPKARTIERUNG 2013). Es wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Insbesondere in den Niederungsbereichen von Dissener Bach, Fledderbach, Bühlenbach und Borghorster Bach existieren aber noch größere Grünlandbereiche. Vor allem Streusiedlungen und Einzelhäuser sind über die Fläche verteilt, im Osten befindet sich der geschlossene Siedlungskomplex von Westbarthausen. Nördlich der A 33 wurde eine Kompensationsmaßnahme für den Verlust von Kiebitz-Habitaten bereits im Rahmen des 1. Bauabschnittes (B-Plan Nr. 87) durchgeführt. Diese Fläche wurde in die Untersuchungen mit einbezogen.
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 2 Abb. 1: Untersuchungsgebiet Rebhuhn 2016 (blaue Linie), südl. der A 33 Untersuchungsgebiet Rebhuhn im Kiebitz-Monitoring-Gebiet (rote Linie), nördl. der A 33 Abb. 2: Ausschnitt aus der Luftbildkarte (Quelle: esri.com) 3 Methoden Nach den Vorgaben von SÜDBECK et al. (2005) ist das Rebhuhn u.a. über die Feststellung balzender Männchen, das Beobachten von Altvögeln (Paaren) und von Familienverbänden zu erfassen. Die höchste Rufaktivität liegt zwischen Anfang März bis Anfang April. Nach der Eiablage und während des Brütens ist die Art oft sehr heimlich. Jungvögel treten meist ab Ende Mai bis Anfang Juni auf, die dann bis in den Winter hinein von den Eltern im Familienverband geführt werden. Die günstigste Tageszeit für eine Kartierung balzender Tiere ist die Abenddämmerung. Das Rebhuhn ist tag- und dämmerungsaktiv. Kartiertermine Witterung 1. 08.04.2016 abends warm, bedeckt, leichter Wind 2. 12.04.2016 abends sonnig - bedeckt, klar, windstill 3. 22.04.2016 vormittags warm, bewölkt - bedeckt, windstill 4. 12.05.2016 vormittags sonnig, warm, windstill, leicht bewölkt 5. 18.05.2016 vormittags bedeckt, fast windstill, zeitweise Nieselregen
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 3 6. 11.06.2016 frühmorgens warm, windstill, leicht bewölkt 7. 17.06.2016 frühmorgens warm, windstill, bedeckt, nach leichtem Regen 8. 25.06.2016 frühmorgens warm, bedeckt, fast windstill, ab 07:20 Nieselregen 9. 06.07.2016 frühmorgens 12-13 C, bedeckt, schwachwindig bis auffrischend, trocken Zudem wurde das Gebiet im Rahmen einer Kiebitz-Erfassung von Mitte März bis Anfang April dreimal begangen. 1. 16.03.2016 vormittags ca. 8 C, leicht bedeckt, windstill 2. 31.03.2016 vormittags ca. 8 C, bedeckt, windstill 3. 05.04.2016 vormittags bedeckt, fast windstill, zeitweise Nieselregen Als Brutverdacht bzw. Revierfeststellung gilt nach SÜDBECK et al. (l.c.) eine zweimalige Feststellung eines balzenden Männchens oder lediglich eines Altvogels im mindestens wöchentlichen Abstand im Zeitraum Anfang März bis Anfang Juli, oder eine einmalige Feststellung eines Paares. Zur Kartierung wurden nach Möglichkeit alle Wege abgelaufen bzw. abgefahren, da Rebhühner bei Annäherung eines Menschen häufig mit Rufen reagieren. Besonders bei feuchter Witterung und nach Regenfällen werden Bereiche mit schütterer und kurzer Vegetation (u.a. Grünbrachen, junge Maisäcker) aufgesucht. Daher wurden diese besonders intensiv mit dem Fernglas abgesucht. Der Einsatz einer Klangattrappe ist nach STÜBING & BERGMANN (2006) nicht angezeigt. Zusätzlich wurde ein Landschaftswächter aus dem Kreis Gütersloh und einige Jagdpächter befragt sowie die Verbreitungsatlanten der Brutvögel Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens ausgewertet. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme ist in Abb. 4 dargestellt. 4 Ergebnis 4.1 Vorort-Erfassung Weder im März, im Rahmen der Kiebitz-Kartierung noch im April und Mai 2016 konnten Rebhühner im Untersuchungsraum beobachtet werden. Am 11. Juni gelang jedoch gegen 6:00 MESZ die Beobachtung eines Tieres. Es wurde vom Rand eines bracheartigen Grasackers aufgescheucht und flog in das benachbarte Weizenfeld (s. Abb. 3). Bei weiterer Annäherung des Beobachters flog es sodann nach Norden an den Rand der Obstbaum-Plantage (s. Abb. 4 - roter Punkt und Pfeil). Am 17. Juni und 05. Juli konnte trotz intensiver Suche in diesem Bereich kein Vogel mehr gefunden werden.
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 4 4.2 Daten Dritter Das Untersuchungsgebiet liegt im Blattschnitt der Topographischen Karten TK 25 3915 Bockhorst (1. Quadrant), vor allem südlich der Autobahn, und 3815 Dissen atw (3. Quadrant), vorzugsweise nördlich der Autobahn. Der Niedersächsische Brutvogelatlas (KRÜGER et al. 2014) verzeichnet auf diesen Quadranten für den Zeitraum 2005-2008 keinen Nachweis. HECKEN- ROTH & LASKE (1997) geben für den Quadranten 3915-1 für den Zeitraum 1981-1995 noch 2 bis 10 Paare an. Der aktuelle Atlas für Nordrhein- Westfalen mit einem Datenbestand von 2005-2009 führt für diesen Quadranten 4 bis 7 Reviere an (GRÜNEBERG & SUDMANN et al. 2013) auf. Das Rebhuhn ist somit nach diesen landesweiten Kartierungen im Großraum Dissen atw ein seltener bis spärlicher Brutvogel.
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 5 Abb. 3: Fundort des Rebhuhns am 11. Juni 2016 (oben: Blick von Südosten 12. Mai 2016, unten: Blick von Westen 17. Juni 2016) Die beiden befragten Jagdpächter der Reviere Aschen berichten von Rebhuhn-Vorkommen südlich der A 33 im Grenzbereich zu Nordrhein- Westfalen bzw. im Bereich zweier Höfe im Süden des B-Plan-Gebietes (Abb. 4 - gestrichelte Kreise). Nördlich der Autobahn, im Bereich Westbarthauser Straße/Eisdehne, befindet sich nach Auskunft eines Landschaftswächters des Kreises Gütersloh seit Jahren ein Rebhuhn-Revier. Dies wurde auch vom Anwohner bestätigt, der die Tiere noch im Mai 2016 in der Nähe seines Hofes beobachten konnte (Abb. 4 roter Kreis). 5 Fazit Im Rahmen der speziellen Rebhuhn-Kartierungen von Anfang April bis Anfang Juli 2016 konnte im gesamten Untersuchungsgebiet lediglich am 11. Juni ein einzelnes Rebhuhn beobachtet werden. Nach den Methodenstandards zur Brutvogelerfassung (SÜDBECK et al. 2005) begründet diese Beobachtung keinen Verdacht auf eine Brut oder auf ein Revier. Andere Hinweise zu Vorkommen im Gebiet sind zu unkonkret bzw. nicht abgesichert. Ein Vorkommen nördlich der Autobahn scheint dagegen gesichert zu sein, konnte aber im Rahmen dieser Untersuchung nicht bestätigt werden. Mit Blick auf das Untersuchungsgebiet südlich der BAB 33 erscheint nach jetzigem Kenntnisstand das Vorhandensein eines besetzten Rebhuhn- Revieres als sehr unwahrscheinlich, kann jedoch unter Berücksichtigung der
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 6 Angaben Dritter, die sich jedoch nicht verifizieren ließen, nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. 6 Literatur AG BIOTOPKARTIERUNG (2013): Faunistische Untersuchung zum geplanten Gewerbegebiet südlich der A 33 in Dissen. - Gutachten i.a. der Stadt Dissen (unveröff.). GRÜNEBERG, C, SUDMANN, S.R. sowie J. WEISS, M. JÖBGES, H. KÖNIG, V. LASKE, M. SCHMITZ & A. SKIBBE (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. HECKENROTH, H. & V. LASKE (1997): Atlas der Brutvögel Niedersachsens 1981 1995. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen 37: 1-329. Hannover. KRÜGER, T., LUDWIG, J., PFÜTZKE, S. & H. ZANG (2014): Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen 48: 1-552. Hannover. STÜBING, S. & H.-H. BERGMANN (Hrsg.; 2006): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands: Klangattrappen. Radolfzell. SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K. & C. SUDFELDT (Hrsg.; 2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 89 Gewerbe- und Industriepark südlich der A 33 2. BA Seite 7 Abb. 4: Nachweiskarte des Rebhuhns 2016 (roter Punkt und Pfeil: eigene Beobachtung; gestrichelte Kreise: Auskunft der Jagdpächter; roter Kreis: aktuelles Rebhuhn-Revier nach Angaben des Anwohners; rosa umgrenzt: B-Plan-Gebiet)