Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias, in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht

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Transkript:

1 Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias, 13.1.19 in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht Liebe Gemeinde, die Erzählung aus der Bibel, die uns heute als Predigttext vorgegeben ist, ist wenig bekannt. Sie kam bisher in der alten Ordnung der Predigttexte nicht vor. Erst jetzt in der neuen, in der vermehrt Texte aus dem Alten Testament aufgenommen worden sind. Und das ist gut so. Denn gerade diese älteren Texte enthalten sehr lebensnahe Bilder von der Begleitung Gottes. Der Bericht von der Überschreitung des Jordans durch das Volk Israel, den wir gleich hören werden, ist ein gutes Beispiel dafür. Worum geht es? Nun, das Volk Israel ist auf dem Weg aus der Sklaverei in Ägypten. Mitten durch die Wüste, bis an die Grenze des von Gott verheißenen Landes, hat Mose das Volk geführt. Und dann hat Josua die Leitung übernommen. Der Jordan, damals noch ein breiter Fluss, grenzt das fruchtbare Land von der Wüste ab. Und nun soll das Volk Israel hinüber- hinüber in das von Gott verheißene Land. Doch dieses neue Land ist nicht leer. Verschiedene Völker wohnen bereits darin. Völker, die längst sesshaft geworden

2 sind. Josua spricht dem Volk Mut zu. Er ruft: Heiligt euch. Das heißt: Macht euch bereit. Bereit für Gott. Er wird jetzt handeln. Und was dann weiter geschieht, das hören wir jetzt aus dem Buch Josua, aus Josua 3 die Verse 5-11 und 17. Liebe Gemeinde, manche von uns haben vielleicht zu Hause ein kleines Kästlein, in dem ganz besondere Dinge aufbewahrt werden. Ein kleines Schatzkästlein, in dem kostbare Sachen liegen, die hoch und heilig gehalten werden. Kostbarkeiten. Nicht etwa Gold oder Silber, sondern andere, wertvolle Erinnerungsstücke, die im Leben wichtig geworden sind. Vielleicht auch Briefe, schon zerknittert oder vergilbt, aber trotzdem unendlich kostbar. Erinnerungen an liebe Menschen und an ihre liebevollen Zeilen, die sie an uns geschrieben haben. In unserem heutigen Bibelwort geht es auch um ein Schatzkästlein. Besser: Um eine große Schatzkiste. Und das ist die Bundeslade, von der wir im Predigttext gehört haben. Die Bundeslade, eine Truhe aus Holz, die das Volk Israel auf seiner Wanderung durch die Wüste in das gelobte Land ständig mit sich trug. In dieser Bundeslade war auch eine Kostbarkeit. Ein großer Schatz: Das Wort Gottes. Auf zwei Steintafeln gemeißelt:

3 Die Zehn Gebote. Die Zehn Gebote, die das Volk am Berg Sinai von Gott erhalten hatte. Ich bin der Herr, dein Gott. Ich habe dich aus Ägyptenland, aus der Sklaverei geführt. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. So beginnen die Zehn Gebote, und sie weisen das Volk Israel unmissverständlich darauf hin, wer ihnen hilft, wer ihnen die Freiheit schenkt und garantieren will: Gott. Gott allein. Kein Wunder also, dass Josua, wie uns berichtet wird, auf der Schwelle in das verheißene Land die Bundeslade emporheben und vorantragen lässt. Durch den Jordan hindurch, durch das Wasser hindurch in ein neues Leben für das Volk Israel. Ohne Gottes Wort ist das Land hinter dem Jordan nur ein geographisches Stück Land. Gottes Wort, das mitgeht, macht es zum gelobten Land. Ohne Gottes Wort gibt es für das Volk dort drüben kein Leben. Liebe Gemeinde, all dies, was ich eben erzählt habe, mag für uns heute weit weg sein. Aber ich möchte versuchen, unser Bibelwort aus dem Alten Testament, aus dem Buch Josua, auf heute zu übertragen. Zum einen, ganz kurz: Damals stand das Volk Israel an der Grenze zum verheißenen Land. Voller Sorge blickte es auf

4 die, die dort bereits in zum Teil fest ummauerten Städten wohnten. Was würde sie dort erwarten? Heute gehören wir zu denen, die sesshaft sind und gut abgesichert leben. Und andere, die auf der Wanderschaft sind, oft auf dem Weg aus Not und Unterdrückung, stehen an unseren Grenzen und suchen eine Bleibe. Hier, im gelobten Land Deutschland. Wie gehen wir damit um? Ich möchte unseren Predigttext aber auch noch aus einer anderen Perspektive erschließen. Zumindest die Älteren unter uns kennen ja solche Situationen im Leben, in denen man an Grenzen stößt, die unüberwindlich scheinen, die Angst verbreiten. Die Wohnung wird gekündigt, der Arbeitsplatz wird wegrationalisiert. Oder der Übergang in den Ruhestand fällt an. Aber auch die Jüngeren unter uns, auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden, haben wohl schon solche Erfahrungen im Leben gemacht. Dass nichts mehr geht. Durch einen Umzug oder die Trennung der Eltern stößt man an Grenzen. Und man fragt sich: Wie soll es weitergehen? Wir stehen sozusagen vor dem Jordan. Vor dem Jordan unseres Lebens. Und man muss hinüber.

5 Und dann können mir solche Bilder aus dem Alten Testament helfen. Solche Erzählungen wie in dem Bibelabschnitt für den heutigen Sonntag. Josua sagt: Macht euch bereit. Gott wird helfen, Gott wird ein Wunder tun. Und voll Vertrauen geht das Volk Gottes dann los, wagt den ersten Schritt. In dem festen Vertrauen: Gott geht mit! Liebe Gemeinde, in manchen Situationen sind diese Worte des Josua bis heute lebendig geblieben. An den Übergängen unseres Lebens, die wir in der Kirche, in unseren Gottesdiensten, begehen. Da ist die Taufe, am Beginn unseres Lebens. Sozusagen durch das Wasser hindurch vertrauen wir schon ein kleines Kind Gott an: Du, Gott, gehst doch mit. Die Konfirmation zu Beginn des Erwachsenwerdens. Die Trauung am Anfang eines gemeinsamen Lebensweges. Bevor wir da wie über eine Schwelle, in einen neuen Lebensabschnitt hineingehen, suchen wir Gott. Schließlich auch bei einer Beerdigung, beim Übergang von diesem Leben in ein anderes, unbekanntes, aber verheißenes Land. Überall da halten wir Gottes Wort hoch. Es ist für uns wie ein Schatz. Eine Kostbarkeit, die uns Leben verheißt.

Ein Leben in Freiheit. Auch nach dem Tod. Begleitet von Gott. 6 Das Volk Israel hat damals am Jordan beim Übergang von der Wüstenwanderung hinein in das gelobte Land auf Gott vertraut. Auf die Kostbarkeit in der Bundeslade- ihrer Schatzkiste. Auf Gottes Grundregeln zum Leben, auf die Zehn Gebote. Und dass diese auch in kritischen Situationen hochgehalten und befolgt werden, das ist Gottes Wille. Das ist Gottes Wille auch in unserer Zeit. Und da sind wir oft nicht sehr konsequent. Du sollst nicht töten. Ich komme nochmals auf das Thema Flüchtlinge zu sprechen. Rettungsschiffe im Mittelmeer dürfen keine Häfen anlaufen, müssen tagelang kreuzen und können keine weiteren Schiffbrüchige mehr aufnehmen. Die ertrinken im Mittelmeer. Du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat. Unsere Wirtschaft lebt davon, dass das Begehren nach noch mehr Konsum immer neu geweckt wird. Weit über jedes vernünftige Maß hinaus sollen wir kaufen und dann schnell wieder wegwerfen. Du sollst kein falsch Zeugnis reden. Mit gefälschten Informationen werden wir irregeleitet. Mit Halbwahrheiten

7 und Unwahrheiten werden Menschen gemobbt und fertiggemacht. Josua hat das Volk damals aufgefordert: Bleibt diesen alten Geboten treu. Sie werden euch retten. Dort in dem Land, in das das Volk Israel vor mehreren tausend Jahren über den Jordan eingezogen ist. Allerdings- und das dürfen wir auf keinen Fall verschweigen. Allerdings muss bei einer Predigt über das Buch Josua unbedingt darauf hingewiesen werden, dass dort auch viel von Gewalt berichtet wird, von Mord und Totschlag. Dass im Namen Gottes dort Kriege geführt wurden, Kriege um Land und Einfluss. Bis heute. Denken wir nur an das Westjordanland, auf das Israel bis heute, hergeleitet aus der biblischen Geschichte, seine Ansprüche erhebt. Oder zum Beispiel der Gazastreifen. Das gelobte Land- für Israel ist es noch heute der geographische Flecken Erde zwischen Mittelmeer und Jordan. Allerdings muss nach unserem heutigen Predigttext die Frage erlaubt sein, ob das gelobte, von Gott verheißene Land nicht vielmehr das Land ist, in welchem Menschen Einzug halten und leben, die von Gottes Wort geleitet sind. Das gelobte Land- also überall dort, wo Menschen wahrhaft miteinander leben und

8 auskommen können. Wo keiner mehr dem anderen Böses hinterherredet. Keiner mehr dem anderen etwas missgönnt, keiner den anderen bestiehlt oder gar tötet. Auf keinen Fall darf es so sein, dass man irgendwo im Namen Gottes Krieg oder Gewalt anordnen darf. Nirgendwo auf der Welt. Liebe Gemeinde, Josua stand damals mit dem Volk Israel am Jordan. Josua- ein hebräischer Name, der bedeutet: Gott ist Hilfe, Rettung, Heil. 1500 Jahre nach diesem ersten Josua stand ein anderer am Jordan- ungefähr an der gleichen Stelle wie damals der erste. Dieser andere, dieser zweite Josua ist uns besser bekannt in der griechischen Übersetzung seines Namens: Jesus. Jesus ist damals dem Ruf Johannes des Täufers in den Jordan gefolgt. Er steht nun da und lässt sich taufen. Vorhin haben wir davon in der Schriftlesung gehört (Matthäus 3,13-17). Und wieder geschieht ein Wunder. Der Himmel öffnet sich, und Gott bekennt sich zu diesem Jesus. Zu dem, von dem viele, auch wir, sagen: Dieser Jesus, dort im Jordan, der ist Gottes Sohn. Das fleischgewordene, das Mensch gewordene Wort Gottes.

9 Nicht mehr zwei steinerne Tafeln in der Bundesladesondern ein lebendiger Mensch, frei zugänglich für jede und jeden von uns. So will Jesus uns begegnen. Als Garant für das Leben, als Garant für die Freiheit, für einen Weg in das gelobte Land, in das Reich Gottes. Die Menschwerdung des Wortes Gottes, die Menschwerdung Jesu, haben wir an Weihnachten gefeiert. Doch was nützen uns das Gedenken an Jesus, was nützen uns die großen Feiern und christlichen Feste, wenn wir nicht den rechten Ort für diesen im Jordan stehenden Schatz Jesus Christus finden. Dieser Ort sollte keine Kirche sein, auch wenn sie noch so schön und prächtig ist. Dieser Ort sollte kein heiliger Schrein, keine Reliquie oder kein heiliges Buch sein. Nein, dieser Ort sollte unser Herz sein. Darin soll Jesus wohnen und wirken. Und so geht Jesus dann mit uns. Mit uns durch alle Übergänge unseres Lebens, wohin sie uns auch führen, mit wieviel Angst und Sorge wir auch die jeweiligen Schritte gehen, die uns bevorstehen. Mit Jesus Christus können wir das gelobte Land, das Reich Gottes, schon hier und heute betreten. Immer dann, wenn wir Hungrige speisen, Kranke besuchen, Traurige trösten, Fremden gastfreundlich begegnen und Vorurteilen entgegentreten. Daraus kann ich Hoffnung schöpfen.

10 Gerade auch für das frisch angefangene neue Jahr. In diesem bin ich nicht allein. Viele, die es gut mit mir meinen, sind mit auf dem Weg. Und Gott sowieso. Amen.