Leitfaden. Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten

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Transkript:

Leitfaden Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Vertumnus wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenkonzept Forschung für die Produktion von morgen gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.

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IPEK Institut für Produktentwicklung Universität Karlsruhe (TH) Prof. A. Albers September 2013 Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 3

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Inhalt Über diesen Leitfaden... 7 Ziel des Leitfadens... 7 Begrifflichkeiten... 8 Das Vorgehen im Überblick... 11 Schritt 1: Vorbereitung... 12 Schritt 2 Geschäftsmodell abbilden... 15 Auswahl des strategischen Geschäftsfeldes... 15 Geschäftsmodell visualisieren... 16 Schritt 3: Wandlungstreiber ermitteln... 18 Identifizierung von Wandlungstreibern... 18 Schritt 4: Wertschöpfungsnetz abbilden... 25 Netzwerkmodellierung... 25 Schritt 5: Geschäftsbereich analysieren... 28 Auswirkungen im Geschäftsmodell bestimmen... 28 Schritt 6: Wandlungstreiber priorisieren... 30 Konkretisierung der Wandlungstreiber... 31 Bewertung und Auswahl der Wandlungstreiber... 32 Schritt 7: Zukunftsszenarien entwickeln... 36 Alternative 1: Softwaregestützte Szenariotechnik... 37 Alternative 2: Kurzform der Szenariobildung... 41 Beschreibung und Interpretation der Zukunftsszenarien... 44 Schritt 8: Abhängigkeiten im Wirkungsnetz erkennen... 46 Dynamische Einflussanalyse... 47 Szenarien reflektieren... 48 Schritt 9: Wandlungsobjekte ermitteln und untersuchen... 51 Betroffene Bereiche analysieren... 52 Wandlungsdimensionen bestimmen und quantifizieren... 56 Schritt 10: Wandlungsbefähiger ermitteln und analysieren... 61 Wandlungsbefähiger ermitteln... 62 Handlungsbedarf erkennen... 64 Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 5

Schritt 11: Reaktionsstrategien entwickeln... 66 Handlungsoptionen und Investitionszeitpunkte... 67 Überprüfung der Reaktionsstrategien auf Wirtschaftlichkeit... 70 Schritt 12: Früherkennung aufbauen... 73 Suche nach Indikatoren... 75 Nachweis der Vorlaufeigenschaften von Frühindikatoren... 79 Früherkennungsreport aufbauen... 83 Schritt 13: Aktualisierung... 84 Abbildungsverzeichnis... 86 Information... 89 Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 6

Über diesen Leitfaden Ziel des Leitfadens Viele Unternehmen versuchen in ihrer Planung und Organisation für unerwartete und längerfristige Veränderungen vorbereitet zu sein, um ihr Geschäft und Beschäftigung zu sichern und auszubauen. Dieser Handlungsleitfaden stellt eine Vorgehensweise vor, die die systematische Planung von Wandel in Unternehmen verbessert. Ziel ist Unternehmen und Institutionen dabei zu unterstützen sich in dynamischen Organisationsumfeldern rechtzeitig auf möglichen Wandel einzustellen. Dieser Wandel besteht z. B. in einer veränderten Wettbewerbslandschaft, technologischen Sprüngen, diversifizierten Einstellungen und Bedürfnissen von Mitarbeitern, der Globalisierung von Märkten, sich wandelnden Sozialstrukturen (Demographie, Schichten, Geschlechter etc.), neuen gesetzlichen Regelungen und politischen Rahmenbedingungen oder mancherorts gar in größeren gesellschaftlichen Krisen (Streiks, soziale Unruhen, Boykotts, Kriege). Das eigene Unternehmen in turbulenten Zeiten stabil zu positionieren, stellt eine große Herausforderung für viele Unternehmen dar. Daher wird nach Lösungen gesucht, um trotz oder wegen gesellschaftlichem Wandel wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Früherkennung ist eine Methode zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Veränderungen werden häufig in der betrieblichen Planung berücksichtigt. Eine flexible Produktion kann auf Auftragsschwankungen reagieren und Ausbringungsmengen kurzfristig anpassen. Einige Veränderungen gehen jedoch über diese Flexibilitätskorridore hinaus und erzeugen einen Anpassungsdruck für tiefergehenden Wandel in Unternehmen. Es reicht dabei in der Regel nicht aus, eine Firma isoliert zu betrachten, da Unternehmen überwiegend in sogenannten Wertschöpfungsnetzen arbeiten, also die jeweilige Wertschöpfung immer im Verbund mit Lieferanten, Dienstleistern, Kunden und Partnern erfolgt. Der Leitfaden richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus produzierenden und weiterverarbeitenden Branchen, die möglichen Zukunftsalternativen des Unternehmens begegnen wollen, um sich wandlungsfähig aufstellen zu können. Das beschriebene Vorgehen für die Analyse des Wertschöpfungsnetzes zur verbesserten Planung in dynamischem Umfeld lässt sich jedoch ebenso gut von Dienstleistungsunternehmen, in der Verwaltung oder anderen Institutionen anwenden. Ggf. sind dafür einige Anpassungen nötig. Beispiele sind aus produzierenden und weiterverarbeitenden Firmen gewählt, da an der Entwicklung des Vorgehens Forschungsinstitute und produzierende Unternehmen beteiligt waren. Das Vorgehen wurde entwickelt und erprobt im Rahmen des BMBF-Verbundprojekts Vertumnus: Früherkennen, Messen, Bewerten und Gestalten von Wandel im Wertschöpfungsnetz. Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 7

Begrifflichkeiten Sie werden in diesem Leitfaden eine Reihe von Begriffen finden, die nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch im Unternehmen gehören. Versuchen Sie sich darauf einzulassen. Die Begriffe werden den beschriebenen Sachverhalten eine Bedeutung verleihen und am Ende hoffentlich die Verständigung vereinfachen. Flexibilität Flexibilität ist von Wandlungsfähigkeit eines Unternehmens zu unterscheiden. Es ist die Eigenschaft, vorhandene Spielräume in einem etablierten System schnell und mit einem geringen Reaktionsaufwand zu nutzen. Ein Beispiel kann die Flexibilität einer Firma sein, die Produktionsmenge zwischen 0 und 500 Stück pro Monat zu variieren, um damit auf eine schwankende Nachfrage zu reagieren. Wandlungsfähigkeit Wandlungsfähigkeit beschreibt das Vermögen eines Unternehmens oder eines Wertschöpfungsnetzes, gezielte Veränderungen vorzunehmen. Die Veränderung erfolgt idealerweise in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand, sie geht dabei über die Flexibilitätskorridore hinaus. Diese Veränderung kann qualitativ sein (z. B. neue Produkte oder Dienstleistungen) oder quantitativ. Im genannten Beispiel könnte sich das Unternehmen dahingehend wandeln, eine Produktionskapazität von über 500 Stück pro Monat aufzubauen. Wertschöpfungsnetz Ein Wertschöpfungsnetz ist eine Organisationsform zwischen rechtlich selbständigen aber wirtschaftlich voneinander abhängigen Unternehmen. Sie bauen relativ stabile kooperative und wechselseitige Beziehungen auf mit dem Ziel, daraus Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Die Werte schaffenden Tätigkeiten sind miteinander verbunden und werden dabei von selbständigen Akteuren erbracht: Lieferanten, Forschungspartnern, Vertriebskooperationen etc. Durch die arbeitsteilige Leistungserbringung entstehen verstärkte Abhängigkeiten der Netzwerkakteure untereinander. Ein Wertschöpfungsnetz gilt als wandlungsfähig, wenn o die Akteure des Wertschöpfungsnetzes veränderte Rahmenbedingungen in Form von Wandlungstreibern und Trends rechtzeitig erkennen, o um ggf. koordiniert und mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf darauf zu reagieren o und das Wertschöpfungsnetz an die neuen Erfordernisse anzupassen. Wandlungstreiber Wandlungstreiber lassen sich als unternehmensexterne Einflüsse und Impulse bezeichnen, die Wandlungsbedarf in Wertschöpfungsnetzen und der darin enthaltenen Unternehmen verursachen. Die Treiber sind Einflussfaktoren aus dem wirtschaftlichen, politisch-rechtlichen, sozio-kulturellen, ökologischen Umfeld und können verschiedene Ausprägungen annehmen. Ein Wandlungstreiber Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 8

könnte die wirtschaftliche Entwicklung in Asien sein, die durch mehrere Einflussfaktoren für das eigene Unternehmen wirksam wird, z. B. durch eine steigende Nachfrage nach den angebotenen Produkten oder durch das Auftauchen neuer Wettbewerber. Wandlungsobjekte Wandlungsobjekte sind die Elemente im System eines Unternehmen oder eines Netzwerks, die von externen Veränderungen betroffen sind und an denen ein Veränderungsprozess (vom Grad eines Wandels) durchgeführt werden kann (Material, Maschinen, Werkzeuge, Prozesse, Personen etc.). Im Rahmen des Vorgehens stehen diejenigen Elemente im Fokus, die Beziehungen zu unternehmensexternen Elementen besitzen. Im Beispiel ist der Produktionsbereich ein Wandlungsobjekt. Veränderungen im Unternehmensumfeld stellen Anforderungen an die Wandlungsobjekte. Wandlungsdimensionen Die Wandlungsdimensionen drücken die Anpassungsfähigkeit eines Systems (=Wandlungsobjekt) aus; z. B. für ein Produktionssystem: Stückzahl, Lieferzeit, Qualitätskennzahlen, Stückkosten etc. Idealerweise lassen sich Wandlungsdimensionen anhand von Kennzahlen ausdrücken; z. B. für ein Produktionssystem: maximale Produktionsmenge pro Woche, Liefertreue in % etc. Die Wandlungsfähigkeit eines Systems lässt sich anhand der Wandlungsdimensionen planen; z. B. für ein Produktionssystem: minimale und maximale Produktionsmenge, Zielfenster Liefertreue, Mit den Wandlungsdimensionen wird somit zum einen die Leistungsfähigkeit eines Wandlungsobjektes (z. B. Kapazität der Produktion) beschrieben, zum anderen die Anforderungen an das Objekt, also die heutige Flexibilität oder ein möglicher Wandlungsbedarf (z. B. benötigte Kapazität). Wandlungsbefähiger Wandlungsbefähiger sind zu treffende Maßnahmen, um die Auswirkung eines Wandlungstreibers (Änderung der Wandlungsdimensionen) auf ein System möglichst zu eliminieren bzw. einen bestimmten Zustand eines Systems zu erreichen; z. B. durch eine neue Maschine, neue Technologie, Schichtanpassung etc. Wandlungsbefähiger versetzen einen Unternehmensbereich in die Lage, auf einen Änderungsbedarf (vom Grad eines Wandels) zu reagieren. Die Wandlungsbefähiger sind daher als abrufbares Veränderungspotenzial zu verstehen. Die Maßnahmen zur Befähigung sollten dabei wirtschaftlich sinnvoll sein. Im Beispiel kann die Produktion die Kapazität z. B. durch die Anschaffung einer neuen Maschine erhöht werden (die Maschine befähigt die Produktion, sich auf die veränderte Nachfrage einzustellen). Früherkennungsindikator Allgemein gibt ein Indikator einen Hinweis auf einen Sachverhalt. Der Indikator ist eine Hilfsgröße, um ein nicht wahrnehmbares Phänomen (ein sog. Indikandum) indirekt sichtbar zu machen. Früherkennungsindikatoren sind Indikatoren, die das zu beobachtende Phänomen vorlaufend oder vorauseilend anzeigen. Für das Beispiel des asiatischen Marktes kann z. B. ein lokaler Geschäftsoder Konsumklimaindex eine sich wandelnde Nachfrage ankündigen. Frühindikatoren grenzen sich Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 9

von Spätindikatoren ( nachhinkend, z. B. Arbeitslosenquote) und Präsenzindikatoren (gegenwartsbezogen, z. B. Bruttoinlandsprodukt des Monats) ab. Im vorliegenden Vorgehen werden Früherkennungsindikatoren verwendet, um Wandlungstreiber vorlaufend abzubilden und von den Wandlungstreibern ausgehende Chancen und Bedrohungen frühzeitig anzuzeigen. Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 10

Das Vorgehen im Überblick 1. Vorbereitung Projekt aufgesetzt, Vorgehen vereinbart 2. Geschäftsmodell abbilden Geschäftsbereich ausgewählt 3. Wandlungstreiber ermitteln Entwicklungen erkannt 4. Wertschöpfungsnetz abbilden Netzwerkakteure transparent 5. Geschäftsbereich analysieren Auswirkungen für das Geschäftsmodell beschrieben 6. Wandlungstreiber priorisieren Einflussfaktoren ausgewählt 7. Zukunftsszenarien entwickeln Szenarien entwickelt und beschrieben 8. Abhängigkeiten im Wirkungsnetz erkennen Dynamiken reflektiert 9. Wandlungsobjekte ermitteln und untersuchen Betroffene Bereiche erkannt und Wandlungsdimensionen bestimmt 10. Wandlungsbefähiger ermitteln und analysieren Wandlungsbefähiger und Handlungsbedarf erkannt 11. Reaktionsstrategien entwickeln Handlungsoptionen, Investitionszeitpunkte und Wirtschaftlichkeit überprüft 12. Früherkennung aufbauen Früherkennungsindikatoren erkannt und Früherkennungsreport entwickelt 13. Aktualisierung Wandlungstreiber und Szenarien überprüft und ggf. angepasst Abbildung 1: Vertumnus-Vorgehen im Überblick Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 11

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Vertumnus-Vorgehen im Überblick... 11 Abbildung 2: Vorlage Projekt-Steckbrief... 14 Abbildung 3: Bewertungsmatrix Geschäftsfeld (Beispiel)... 15 Abbildung 4: Geschäftsmodell analysieren (Beispiel Business Model Canvas )... 17 Abbildung 5: Umfeldanalyse... 20 Abbildung 6: Generalisierte Wandlungstreiberlandkarte... 22 Abbildung 7: Vorlage Liste der Wandlungstreiber... 23 Abbildung 8: Netzwerkmodell und Auswirkungen der Wandlungstreiber im Wertschöpfungsnetz... 26 Abbildung 9: Ergänzte Liste der Wandlungstreiber... 27 Abbildung 10: Auswirkungen der Wandlungstreiber im Geschäftsmodell... 29 Abbildung 11: Ergänzte Liste der Wandlungstreiber... 32 Abbildung 12: Außensicht der Wandlungstreiber... 33 Abbildung 13: Innensicht der Wandlungstreiber... 34 Abbildung 14: Tabelle zur Priorisierung der Wandlungstreiber... 35 Abbildung 15: Zukunftsszenarien... 36 Abbildung 16: Vorlage für die Konsistenzanalyse... 39 Abbildung 17: Beispiel - Ausprägung der Schlüsselfaktoren in verschiedenen Szenarien... 43 Abbildung 18: Beispiel Ausschnitt eines System-Modells... 46 Abbildung 19: Struktur des Archetyps Fehlkorrekturen... 50 Abbildung 20: Struktur des Archetyps Wachstum und Unterinvestition... 51 Abbildung 21: Identifikation von Wandlungsobjekten... 54 Abbildung 22: Wandlungsobjekte und ihre Wandlungsdimensionen... 56 Abbildung 23: Liste der Wandlungsobjekte und ihrer Wandlungsdimensionen... 57 Abbildung 24: Anforderungen an die Wandlungsobjekte im Zeitverlauf... 59 Abbildung 25: Visualisierung der Anforderungen an die Wandlungsobjekte im Zeitverlauf... 60 Abbildung 26: Wandlungsfähigkeit und Flexibilität im Unternehmen... 61 Abbildung 27: Liste der Wandlungsbefähiger und ihre Umsetzungsdauer... 63 Abbildung 28: Flexibilitätskorridor (Ist-Flexibilität)... 64 Abbildung 29: Handlungsbedarf erkennen... 65 Abbildung 30: Liste der Wandlungsbefähiger mit Einfluss auf die Wandlungsdimensionen... 65 Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 86

Abbildung 31: Potenzielle Flexibilität... 66 Abbildung 32: Einschätzung realistischer Handlungsoptionen... 67 Abbildung 33: Beispiel realistischer Handlungsoptionen... 68 Abbildung 34: Umsetzungszeit des Wandlungsbefähigers (präventive Investition)... 69 Abbildung 35: Kostenvergleich verschiedener Wandlungsprozesse... 71 Abbildung 36: Kapitalwerte verschiedener Reaktionsstrategien... 72 Abbildung 37: Zahlungsarten im Produktlebenszyklus... 72 Abbildung 38: Schnellere Reaktion durch verkürzte Wahrnehmungs- und Erkenntniszeit... 74 Abbildung 39: Der Zusammenhang von Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren und Indikandum... 75 Abbildung 40: Zusammenhang der Früherkennungskonzepte... 76 Abbildung 41: Vernetzungsanalyse zur Suche nach Indikatoren... 77 Abbildung 42: Vernetzungsanalyse eines Wandlungstreibers... 78 Abbildung 43: Zwei Beispiele für Dokumentation der Vernetzungsanalysen (links ARIS, rechts PowerPoint)... 78 Abbildung 44: Beispiel für ein Indikatorenblatt zur Dokumentation (Auszug)... 80 Abbildung 45: Korrelogramm zweier Zeitreihen (Screenshot aus der Vertumnus Heuristik)... 81 Abbildung 46: Vorgehen zur Ermittlung von Schwellenwerten... 81 Abbildung 47: Bewertete Ist-Wandlungsfähigkeit... 82 Abbildung 48: Aufbau eines Früherkennungsreports... 83 Abbildung 49: Regelmäßige Überprüfung der Grundannahmen... 85 Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 87

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Information Kontakt Leitfaden David H. Ulrich Pumacy Technologies AG Bartningallee 27 10557 Berlin www.pumacy.de Information zum Projekt unter http://www.vertumnus-projekt.de Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Vertumnus wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenkonzept Forschung für die Produktion von morgen gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Kontakt Projektträger Christel Schwab Projektträger Karlsruhe Produktion und Fertigungstechnologie (PTKA-PFT) Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 76344 Eggenstein-Leopoldshafen www.produktionsforschung.de Wandel im Wertschöpfungsnetz erkennen und gestalten 89