AOK-Rückenreport Rückengesundheit im Schwarzwald-Baar- Kreis

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Transkript:

AOK-Rückenreport 2019 Rückengesundheit im Schwarzwald-Baar- Kreis AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg März 2019

AOK Die Gesundheitskasse Schwarzwald-Baar-Heuberg Bezirksdirektion der AOK Baden-Württemberg Schwenninger Str. 1/2 78048 Villingen-Schwenningen Tel. 07721 805-205 presse-aok-sbh@bw.aok.de www.aok-bw-presse.de 2

Inhalt Einleitung... 4 Entwicklung der Rückenleiden im Landkreis... 5 Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft... 7 Prävention und Behandlung von Rückenleiden... 8 Was tun gegen Rückenleiden? Tobias Croonenbroeck im Interview... 9 3

Einleitung Rücken ist zu einem Volksleiden geworden, wie dieser AOK-Rückenreport 2019 zeigt. Fehlhaltungen, falsche Belastungen im Alltag und zu wenig Bewegung erhöhen das Risiko für das Auftreten von Rückenschmerzen. Laut Robert Koch-Institut lassen sich die Schmerzen bei rund 85 von 100 Betroffenen auf diese Ursachen zurückführen. Besonders häufig davon betroffen sind Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Regelmäßige körperliche Bewegung kann Rückenschmerzen vorbeugen und die Behandlung unterstützen. Auch Entspannung kann sich positiv auf muskuläre Verspannungen auswirken. Wer einmal Rückenschmerzen hatte, hat ein erhöhtes Risiko, irgendwann wieder darunter zu leiden. Daher sollten Betroffene dazu motiviert werden, dauerhaft mehr Bewegung in ihren Alltag einzubauen und auf Entspannung zu achten. Die medizinische Behandlung von Rückenleiden sollte den ganzen Menschen im Blick haben. Die Patienten müssen über die Funktionsweise des Körpers informiert sowie umfassend zu einem rückengesunden Lebensstil beraten und motiviert werden. Zusätzlich sind bei der Behandlung das soziale Umfeld des Patienten und seine seelische Befindlichkeit zu berücksichtigen. Dieser Rückenreport informiert über die Verbreitung und die Folgen von Rückenerkrankungen im Schwarzwald-Baar-Kreis und zeigt auf, was jeder einzelne für ein starkes Rückgrat tun kann. AOK Die Gesundheitskasse Schwarzwald-Baar-Heuberg 4

Entwicklung der Rückenleiden im Landkreis Im Schwarzwald-Baar-Kreis waren im Jahr 2017 24.490 AOK-Versicherte wegen Rückenleiden in Behandlung. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung im Landkreis dürften damit insgesamt über 53.000 Menschen deswegen ärztlich behandelt worden sein. Zuletzt waren 27 Prozent der AOK-Versicherten von Rückenleiden betroffen. Aufgrund des hohen AOK-Anteils in der Bevölkerung kann das ohne Weiteres auf die Bevölkerung insgesamt übertragen werden. Damit liegt der Landkreis über dem Durchschnitt Baden-Württembergs (rund 25 Prozent). In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Betroffenen im Landkreis weitgehend gleichgeblieben. Von 2016 auf 2017 ergab sich ein leichter Rückgang Behandlungsprävalenz Rückenleiden 2013-2017: Anteil in Prozent der Betroffenen an allen Versicherten Anmerkung: Ausgezählt wurden Versicherte mit einer stationären Haupt- oder Nebendiagnose (HD/ND) oder mit mindestens zwei gesicherten ambulanten Diagnosen (M2Q) im Untersuchungsjahr. Von Rückenschmerzen sind Menschen jeden Alters betroffen. Der Anteil der Personen, die deswegen beim Arzt waren, beträgt bei den 30- bis 34-Jährigen 15 Prozent. Bei den 60- bis 64-Jährigen liegt der Anteil bei 46 Prozent. Mit 60 Prozent aller Betroffenen im Schnitt der Jahre 2013 bis 2017 waren Frauen deutlich häufiger wegen Rückenschmerzen in medizinischer Behandlung als Männer. Dieser Frauenanteil im Landkreis entspricht auch weitgehend dem Frauenanteil in Baden-Württemberg insgesamt. 5

An den Bandscheiben operiert werden mussten in den vergangenen Jahren im Durchschnitt rund 120 AOK-Versicherte pro Jahr, zuletzt (2017) waren es 114 Versicherte. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung im Landkreis unterzogen sich in diesem Jahr rund 250 Menschen einer Bandscheiben-OP. 69 Prozent der Operierten waren 50 Jahre oder älter. Behandlungsprävalenz Bandscheiben-OPs 2013-2017: Anzahl der betroffenen Versicherten Anmerkung: Ausgezählt wurden Versicherte mit mindestens einem Operations- und Prozedurenschlüssel (OPS) im Untersuchungsjahr. Männer haben sich im langjährigen Durchschnitt mit einem Anteil von 49 Prozent an allen Operierten etwas seltener einer Bandscheiben-OP unterzogen als Frauen. Auf Landesebene sind dagegen Männer mit 52 Prozent leicht überrepräsentiert. 6

Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft Die Analysen zu den krankheitsbedingten Fehlzeiten basieren auf den Arbeitsunfähigkeitsmeldungen aller erwerbstätigen AOK-Mitglieder mit Arbeitsplatz im Schwarzwald-Baar-Kreis (55.347 Personen 2018). Im vergangenen Jahr war jeder Beschäftigte durchschnittlich an 17,6 Tagen krankgeschrieben. Die Krankheitsarten mit den höchsten Anteilen an allen Arbeitsunfähigkeits-Fällen waren: Atemwege mit einem Anteil von 25,7 Prozent, Muskel/Skelett, also vor allem Rückenerkrankungen, mit 14,8 Prozent, Verdauung mit 8,5 Prozent und Verletzungen mit 6,5 Prozent. Bezogen auf die Arbeitsunfähigkeits-Tage waren die vier wichtigsten Krankheitsarten Muskel/Skelett mit 21,2 Prozent, Atemwege mit 13,7 Prozent, Psyche mit 12,8 Prozent und Verletzungen mit 9,7 Prozent. Muskel-/Skeletterkrankungen, darunter vor allem Rückenleiden, verursachen also mit Abstand die meisten krankheitsbedingten Fehltage in den Unternehmen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Legt man die Berechnungsgrundlage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zugrunde 1, kommt man zu einem geschätzten volkswirtschaftlichen Schaden für 2018 aufgrund dieser Krankheitsgruppe in Höhe von rund 58 Millionen Euro durch Ausfall an Bruttowertschöpfung im gesamten Landkreis. Abbildung: Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Krankheitsarten, Schwarzwald- Baar-Kreis, AOK-Mitglieder, 2018 1 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2018): Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2017, S. 116-177. 7

Prävention und Behandlung von Rückenleiden Die AOK Baden-Württemberg reagiert auf das Volksleiden Rücken, indem ein Schwerpunkt auf Prävention gelegt wird und der schnelle und fachgerechte Zugang zur haus- und fachärztlichen Behandlung sichergestellt wird. Insgesamt nehmen rund 11.000 Menschen jährlich in der Region Schwarzwald-Baar- Heuberg an der Gesundheitsprävention der AOK teil, darunter 4.700 Personen im AOK-RückenKonzept an den Standorten Donaueschingen, Rottweil, Tuttlingen und Villingen-Schwenningen. Das Training in den AOK-RückenKonzepten erfolgt auf eine Präventionsempfehlung des behandelnden Arztes nach wissenschaftlichen Behandlungsleitlinien. 8 Training im AOK-RückenKonzept, hier im AOK-Gesundheitszentrum Tuttlingen Neben der Prävention entwickelt die AOK Baden-Württemberg die Behandlung von Rückenleiden weiter. Zusammen mit den Vertragspartnern MEDI Baden- Württemberg, dem Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie und dem Berufsverband der niedergelassenen Chirurgen Deutschlands betreibt sie das AOK-FacharztProgramm Orthopädie. Das Facharztprogramm ist Bestandteil der Hausarztzentrierten Versorgung der AOK Baden-Württemberg. Durch die Zusammenarbeit zwischen Haus- und Facharzt erhalten Patienten innerhalb von zwei Wochen einen Sprechstundentermin bei einem teilnehmenden Orthopäden, in dringenden Fällen noch am gleichen Tag. Berufstätige können eine Abendsprechstunde bis 20 Uhr in Anspruch nehmen. Die teilnehmenden Orthopäden behandeln im AOK-FacharztProgramm nicht nur die rein körperlichen Aspekte der Erkrankung, sondern beraten auch zu verhaltensbezogenen und sozialen Aspekten. So wird zu Änderungen des persönlichen Gesundheitsverhaltens motiviert, oft eine entscheidende Ursache für Rückenleiden. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg nehmen 23 Orthopäden am AOK- FacharztProgramm teil, davon sieben im Schwarzwald-Baar-Kreis. Insgesamt sind fast 40.000 Versicherte in der Region in das Programm eingeschrieben.

Was tun gegen Rückenleiden? Tobias Croonenbroeck im Interview Tobias Croonenbroeck, Sportwissenschaftler und Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg Herr Croonenbroeck, Sie und ihr Team beraten jährlich rund 200 Betriebe in der Region. Welche Rolle spielen dabei Rückenleiden? Eine große! Muskel- und Skeletterkrankungen sind für die meisten krankheitsbedingten Fehltage in den hiesigen Unternehmen verantwortlich. Dahinter stecken vorwiegend Rückenerkrankungen. Unsere Analysen zeigen, dass 27 Prozent der Menschen im Landkreis wegen Rückenschmerzen in Behandlung ist. Was ist der Grund für diese hohe Verbreitung? Viele haben immer wieder einmal Rückenschmerzen. Meist kann man die eine konkrete Ursache nicht genau bestimmen. Aber unsere Lebensweise viel Sitzen, wenig Bewegung ist ein klarer Risikofaktor für Rückenschmerzen. Menschheitsgeschichtlich sind wir als Jäger und Sammler in der Savanne groß geworden und waren viel in Bewegung. Unser heutiges Leben ist so gesehen nicht gerade artgerecht. Wie entstehen Rückenschmerzen konkret? Häufig gehen sie von der Lendenwirbelsäule aus. Die fünf Lendenwirbel sind durch Bandscheiben voneinander getrennt und umgeben von zahlreichen Bändern, Sehnen und Muskeln. Die rückwärtigen Fortsätze der Lendenwirbelkörper bilden einen Kanal für den unteren Anteil des Rückenmarks. Jeder diese Bestandteile kann die Quelle von Schmerzen sein. Laut AOK-Hochrechnung hatten in den vergangenen Jahren im Durchschnitt rund 250 Menschen aus dem Landkreis eine Bandscheiben-OP. Nehmen diese zu? Die Anzahl der OPs schwankt von Jahr zu Jahr leicht. Einen eindeutigen Trend nach unten oder oben gibt es nicht. Ob eine OP angezeigt ist, sollte der behandelnde Arzt immer im Einvernehmen mit dem Patienten klären. Ein Bandscheibenvorfall ist zwar oft sehr unangenehm. Die Beschwerden lassen aber in den meisten Fällen innerhalb von sechs Wochen von alleine nach. Bis zu fünf Prozent aller Menschen leiden im Laufe Ihres Lebens irgendwann einmal unter Kreuzschmerzen, die von einem Bandscheibenvorfall herrühren. 9

Kann man Rückenschmerzen vorbeugen? Ja, sehr leicht sogar. Der Rücken dankt einem jede Abwechslung, die er von der starren Sitz- oder Stehhaltung bekommen kann. Man sollte sich in Freizeit und Beruf also viel bewegen. So kann man beim Telefonieren aufstehen, mal zu einem Kollegen laufen statt ihn anzurufen oder den Drucker nicht direkt im Büro, sondern ein paar Meter weiter aufstellen. In der Freizeit hilft es, bei kurzen Wegstrecken einfach mal das Auto stehen zu lassen und zu laufen oder zwischendurch einfach mal eine Runde um den Block zu drehen. Kann man auch durch eine falsche Körperhaltung Rückenschmerzen bekommen? Ja. Verspannungen sind zu vermeiden, indem man nicht gebeugt sitzt und möglichst aufrecht geht und steht. Schwere Lasten, zum Beispiel Einkaufstüten, sollte man nicht einseitig tragen, sondern auf beide Seiten verteilen. In den letzten Jahren kommt noch vermehrt der Handy-Nacken hinzu. Was ist das? Die Halswirbelsäule wird stark belastet, wenn man an Smartphone oder Tablet hängt. Wer seinen Kopf nach unten beugt, um auf das Gerät zu schauen, gibt auf seine Halswirbelsäule bis zu 27 Kilogramm. Normal sind in aufrechter Haltung fünf Kilogramm. Auf die Dauer kann das zu starken Nackenschmerzen führen. Man sollte das Handy also höher halten oder gleich weniger Zeit am Smartphone verbringen und lieber körperlich aktiv sein. Immer wieder wird auch auf den Zusammenhang von Psyche und Rücken hingewiesen. Zurecht, denn berufliche und private Sorgen drücken nicht nur auf die Stimmung, sondern auch auf den Rücken. Deswegen sollte man für Auszeiten sorgen und mit Familie oder Freunden über die Probleme sprechen. Alles, was der Seele hilft, entspannt auch den Rücken. Es kann aber auch umgekehrt sein: Rückenschmerzen können stark belasten und Leistung und Freude in Alltag, Beruf und Freizeit mindern. Zwei Drittel der Baden-Württemberger treiben Sport Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Baden- Württemberger mindestens einmal pro Woche in ihrer Freizeit aktiv Sport. Jeder zweite Sporttreibende (50 Prozent) sagt, dass er mit Sport etwas gegen gesundheitliche Beschwerden tun will, zum Beispiel gegen Rückenschmerzen oder Bluthochdruck. Bei 47 Prozent der Befragten trägt sportliche Betätigung zur Entspannung bzw. zum Stressabbau bei. Quelle: Forsa-Umfrage vom Sommer 2018 im Auftrag der AOK Baden-Württemberg Was empfehlen Sie jemandem, der an Rückenschmerzen leidet? Wenn man diese nicht selbst in den Griff bekommt oder sie stärker sind, sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen. Der Hausarzt kann entscheiden, ob eine fachärztliche Behandlung notwendig ist und welche Therapien eingeleitet werden müssen. Zu einer medizinischen Behandlung gehört aus meiner Sicht unbedingt auch eine Beratung, was der Betroffene selbst in seinem Gesundheitsverhalten ändern kann, um die lästigen Schmerzen loszuwerden. 10