Generalized Phrase Structure Grammar

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Transkript:

Generalized Phrase Structure Grammar Fabian Heck & Gereon Müller Institut für Linguistik Universität Leipzig WiSe 2009/2010 www.uni-leipzig.de/ muellerg Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 1 / 21

Hintergrund Lit: Gazdar (1981, 1982), Gazdar et al. (1985) Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 2 / 21

Hintergrund Lit: Gazdar (1981, 1982), Gazdar et al. (1985) Annahmen: Natürliche Sprachen sind kontextfrei. Also sollten sie durch den am wenigsten mächtigen möglichen Grammatiktyp erfasst werden: Kontextfreie Grammatiken. Transformationsgrammatiken klassischer Prägung sind weder kontextfrei noch kontextsensitiv. Sie haben den Status von unbeschränkten Ersetzungssystemen (Peters & Ritchie (1973)). Generalisierte Phrasenstrukturgrammatiken (GPSGs) sind kontextfrei. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 2 / 21

Probleme für GPSG Probleme: 1 Natürliche Sprachen sind de facto nicht kontextfrei: Überkreuzende Dependenzen im Schweizerdeutschen (Shieber (1985); Beweis über Pumping-Lemma für kontextfreie Sprachen). 2 Generalisierte Phrasenstrukturgrammatiken mit nicht weiter restringierten Metaregeln sind nicht mehr kontextfrei; sie sind tatsächlich auch unbeschränkte Ersetzungssysteme (Uszkoreit & Peters (1986)). (1) Jan säit, das Jan sagt dass hälfed 2 helfen ] mer wir aastricht 3 lassen ] d chind 1 em Hans 2 es huus 3 lönd 1 [ die Kinder [ dem Hans [ das Haus anstreichen ] (2) Nicht-kontextfreie Sprachen: a. L 1 = {a n b n c n n 0} b. L 2 = {a n b m c n d m n 0} (schweizerdeutsches Muster) Die Zahl der Akkusativ-DPs entspricht der Zahl der Akkusativ zuweisenden Verben (ebenso für den Dativ); und (abgesehen von es huus ) gehen alle Akkusativ-DPs allen Dativ-DPs voran, und alle Akkusativ zuweisenden Verben allen Dativ zuweisenden Verben. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 3 / 21

Was wurde aus der GPSG? Daraus wurde die HPSG (Head-driven Phrase Structure Grammar; Pollard & Sag (1994)). In Gazdars eigenen Worten: We went our separate ways. There was no animosity. Ewan [Klein] and Geoff [Pullum] and I never came out and attacked HPSG or anything. We thought that HPSG was the successor to GPSG and that Ivan [Sag] was in charge of it, and that was that. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 4 / 21

Bewegungstheorie in GPSG Lit: Gazdar (1981) Aufgabe: 1 Das Komplexitätsproblem von klassischen Transformationsgrammatiken Chomskyscher Prägung (Chomsky (1965)) wird nicht durch die Basiskomponente (kontextfrei), sondern durch die Transformationsregeln verursacht (die Phrasenstrukturbäume auf Phrasenstrukturbäume abbilden). Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 5 / 21

Bewegungstheorie in GPSG Lit: Gazdar (1981) Aufgabe: 1 Das Komplexitätsproblem von klassischen Transformationsgrammatiken Chomskyscher Prägung (Chomsky (1965)) wird nicht durch die Basiskomponente (kontextfrei), sondern durch die Transformationsregeln verursacht (die Phrasenstrukturbäume auf Phrasenstrukturbäume abbilden). 2 Transformationsregeln scheinen notwendig, um Bewegungsphänonomene in der Syntax abzuleiten. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 5 / 21

Bewegungstheorie in GPSG Lit: Gazdar (1981) Aufgabe: 1 Das Komplexitätsproblem von klassischen Transformationsgrammatiken Chomskyscher Prägung (Chomsky (1965)) wird nicht durch die Basiskomponente (kontextfrei), sondern durch die Transformationsregeln verursacht (die Phrasenstrukturbäume auf Phrasenstrukturbäume abbilden). 2 Transformationsregeln scheinen notwendig, um Bewegungsphänonomene in der Syntax abzuleiten. 3 Die Aufgabe ist demnach, Bewegungsphänomene ohne Transformationen zu erfassen. 4 Bewegung ist in GPSG nur eine Metapher. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 5 / 21

Phrasenstrukturregeln Annahme: Knotenzugänglichkeitsbedingungen (node admissibility conditions) ersetzen Phrasenstrukturregeln. (3) PS-Regel: S NP VP (4) Knotenzugänglichkeitsbedingung: [ S NP VP ] (5) Erste echte Regel: <1, [ S NP VP], VP ( NP )> Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 6 / 21

Struktur von Bewegungsabhängigkeiten 1 Oberes Ende (top): Endpunkt der Bewegung 2 Mitte (middle): Weg der Bewegung 3 Unteres Ende (bottom): Ausgangspunkt der Bewegung (6) Struktur von Bewegungsabhängigkeiten: [What... [do you think that Mary bought [t]]] }{{}}{{}}{{} top middle bottom Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 7 / 21

Abgeleitete Kategorien Es sei V N eine Menge von Grundkategoriesymbolen. Dann ist die Menge D(V N ) von abgeleiteten Kategorien wie folgt definiert: (7) Abgeleitete Kategorien: D(V N ) = {α/β: α, β V N } Angenommen, S und NP wären die einzigen beiden Kategorien. Dann gibt es vier abgeleitete Kategorien: NP/NP, NP/S, S/NP, S/S. Das, was hier hinter der Grundkategorie steht, ist bekannt als Schrägstrich-Merkmal (bzw., besser, Slash-Merkmal). Das Slash-Merkmal besagt, dass der Kategorie links vom Schrägstrich die Kategorie rechts vom Schrägstrich fehlt. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 8 / 21

Abgeleitete Regeln Es sei G die Menge von Grundregeln. Für jede syntaktische Kategorie β gibt es nun eine Teilmenge der Menge der nicht-terminalen Symbole V N, von denen jedes β gemäß der Regeln in G dominieren kann. Diese Menge heiße V β (V β V N ). Für jede Kategorie β (β V N ) kann nun eine endliche Menge von abgeleiteten Regeln D(β,G) definiert werden. (8) Abgeleitete Regeln: D(β,G) = {[ α/β σ 1... σ i /β... σ n ]: [ α σ 1... σ i... σ n ] G & 1 i n & α, σ i V β. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 9 / 21

Beispiele (9) G = a. {[S NP VP], b. [ VP V VP ], c. [ VP V NP], d. [ PP P NP], e. [ S that S], f. [ VP V S ], g. [ VP to VP], h. [ VP V NP PP], i. [ NP NP PP] } Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 10 / 21

Beispiele (9) G = a. {[S NP VP], b. [ VP V VP ], c. [ VP V NP], d. [ PP P NP], e. [ S that S], f. [ VP V S ], g. [ VP to VP], h. [ VP V NP PP], i. [ NP NP PP] } (10) D(NP,G) = a. {[S/NP NP/NP VP], [ S/NP NP VP/NP], b. [ VP/NP V VP /NP], c. [ VP/NP V NP/NP], d. [ PP/NP P NP/NP], e. [ S /NP that S/NP], f. [ VP/NP V S /NP], g. [ VP /NP to VP/NP], h. [ VP/NP V NP/NP PP], [ VP/NP V NP PP/NP], i. [ NP/NP NP/NP PP], [ NP/NP NP PP/NP] } Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 10 / 21

Beispiele (9) G = a. {[S NP VP], b. [ VP V VP ], c. [ VP V NP], d. [ PP P NP], e. [ S that S], f. [ VP V S ], g. [ VP to VP], h. [ VP V NP PP], i. [ NP NP PP] } (10) D(NP,G) = a. {[S/NP NP/NP VP], [ S/NP NP VP/NP], b. [ VP/NP V VP /NP], c. [ VP/NP V NP/NP], d. [ PP/NP P NP/NP], e. [ S /NP that S/NP], f. [ VP/NP V S /NP], g. [ VP /NP to VP/NP], h. [ VP/NP V NP/NP PP], [ VP/NP V NP PP/NP], i. [ NP/NP NP/NP PP], [ NP/NP NP PP/NP] } (11) D(PP,G) = a. {[S/PP NP/PP VP], [ S/PP NP VP/PP], b. [ VP/PP V VP /PP], c. [ VP/PP V NP/PP], d. [ PP/PP P NP/PP], e. [ S /PP that S/PP], f. [ VP/PP V S /PP], g. [ VP /PP to VP/PP], h. [ VP/PP V NP/PP PP], [ VP/PP V NP PP/PP], i. [ NP/PP NP/PP PP], [ NP/PP NP PP/PP] } Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 10 / 21

Oben, Mitte, Unten Abgeleitete Regeln erfassen die Slash-Merkmal-Weitergabe in der Mitte von Bewegungsabhängigkeiten. Es fehlen noch Regeln für das Obere Ende und für das Untere Ende. Diese Regeln sind nicht-abgeleitete Grundregeln. (12) Unteres Ende ( Slash Termination ): <4, [ α/α t], h α> (t = Spur; h = Bedeutung der jeweiligen Spur, je nach logischem Typ) (13) Merkmale für Satzkategorien: a. [±C(omplement], [±R(elative)], [±Q(interrogative)] b. S = [ C, R, Q] c. S = [±C, R, Q] d. R = [+C,+R, Q] (Relativsatz) e. Q 1 = [ C, R,+Q] (Wurzel-Interrogativsatz) f. Q 2 = [+C, R,+Q] (eingebetteter Interrogativsatz) (14) Relativsatzregel: <5, [ NP NP R], λr[np ](R )> (15) Oberes Ende (für Relativsätze): a. <6, [R (NP [±wh,+pro] ) S/NP], (...)> b. <7, [R PP [+wh,+pro] ) S/PP], (...)> Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 11 / 21

Beispiel (16) Bewegung eines Objekt-Relativpronomens: [ NP [ NP the man] [ R [ NP that [ wh,+pro] [ S/NP [ NP Fido] [ VP/NP [ V chased] [ NP/NP t]]]]]] Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 12 / 21

Beschränkungen Beschränkungen für Bewegung können kodiert werden in Form von Restriktionen für die Bildung abgeleiteter Kategorien. (17) A-über-A-Beschränkung: α β in (18) (= (8)). (18) Abgeleitete Regeln: D(β,G) = {[ α/β σ 1... σ i /β... σ n ]: [ α σ 1... σ i... σ n ] G & 1 i n & α, σ i V β. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 13 / 21

Generalisierte Beschränkung des linken Zweigs (19) Beschränkung des linken Zweiges d (Ross (1967)): Die am weitesten links stehende NP in einer größeren NP kann aus dieser NP nicht herausbewegt werden. (20) Generalisierte Beschränkung des linken Zweiges r ( Generalized Left Branch Condition, Gazdar (1981)): *[ α/β σ/β...] wobei α und σ beliebige Kategorien sind und β = NP. Vorhersage: Subjekt-Bewegung wie in (21-a-d) sollte durchweg unmöglich sein. (21) a. *The man chased Fido returned. b. The man that chased Fido returned. c. The man (who) I think chased Fido returned. d. *The man (who) I think that chased Fido returned. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 14 / 21

Subjekt-Auxiliar-Inversion und Fragesätze (22) SAI-Metaregel: [ VP[+fin,+aux] V X ] = [ Q V [+fin,+aux] NP X ] (23) a. is stupid (= ) b. is Kim stupid (24) Fragesatzregel: <8, [ Q α [+wh] Q/α], (...)> wobei α {NP, PP, AP, AdvP} (25) a. Who did you think Mary saw? b. In which car was the man seen? c. How slowly would you say he was driving? d. How suspicuous was Mary? Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 15 / 21

Subjekt-Initiale Fragesätze Problem: Wie werden kurze Subjekt-Abhängigkeiten behandelt? (26) a. Who saw the man? b. Which man drove the car? (27) Was gebraucht wird: [ Q NP [+wh] VP [+fin] ] (28) Was vorgeschlagen wird Subjekt-Terminations-Metaregel: [ α X Σ [ C] /NP...] = [ α X VP [+fin]...] wobei X wenigstens ein Haupt-Kategoriensymbol enthält, wobei α für Beliebiges steht, und wobei Σ eine Variable über Satzkategorien ist. Konklusion: In den Subjektfällen erfolgt gar keine Bewegung, und es gibt keine Spur. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 16 / 21

Beispiele für die Anwendung der Metaregel (29) a. [ Q1 NP [+wh] Q/NP] = [ Q1 NP [+wh] VP [+fin] ] (Hauptsatzfragen) b. [ Q2 NP [+wh] S/NP] = [ Q2 NP [+wh] VP [+fin] ] (eingebettete Fragen) Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 17 / 21

Beschränkungen für Koordinationsstrukturen (30) Koordinationsschema: <2, [ α α 1,..., α n ], [β] β (α 1,..., α n ) > Konsequenz: Nur Elemente derselben syntaktischen Kategorie können koordiniert werdne. (31) CSC-Effekte: a. *John is [ VP/NP easy to please ] and [ VP to love Mary ] b. *The man who [ S/NP Mary loves ] and [ S Sally hates George ] computed my tax (32) ATB-Ausnahmen: a. John is [ VP/NP easy to please ] and [ VP/NP to love ] b. The man who [ S/NP Mary loves ] and [ S/NP Sally hates ] computed my tax Bemerkung: Es ist nicht klar, wie diese Argumentation in Theorien mit echter Bewgung implementiert werden kann denn die Besetzung etwa einer SpecC-Position sollte keinen Einfluss auf die kategoriale Identität eines Elements haben. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 18 / 21

Überraschende Effekte Die Analyse von Subjektextraktionen macht in Interaktion mit dem Koordinationsschema eine interessante Prognose. (33) a. I know a man who [ S/NP Bill saw t ] and [ S/NP Mary liked t ] b. I know a man who [ VP saw Bill ] and [ VP liked Mary ] c. *I know a man who [ S/NP Bill saw t ] and [ VP liked Mary ] c *I know a man who Bill [ VP/NP saw t ] and [ VP liked Mary ] d. I know a man who Mary [ V/NP likes t ] and [ VP/NP hopes will win ] Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 19 / 21

Die Analyse nach Gazdar et al. (1985) Veränderungen in Gazdar et al. (1985): Mitte Annahme: Regel (8) wird aufgegeben. (Das ist auch besser so, denn Metaregeln sind aus den oben angeführten Komplexitätsgründen nunmehr darauf beschränkt, auf lexikalischen PS-Regeln (genauer: ID-Regeln) zu applizieren.) Frage: Wie funktioniert denn dann die Informationsweitergabe in der Mitte von Bewegungsabhängigkeiten? Antwort: slash ist ein Kategorie-wertiges Kopf- wie, vor allem, Fuß-Merkmal. (34) Fuß-Merkmalsprinzip ( foot feature principle, FFP; informell): Die Fuß-Merkmalsspezifikationen, die in einem Baum auf einer Mutterkategorie instantiiert werden, müssen mit der Unifikation der instantiierten Fuß-Merkmalsspezifikationen auf all ihren Töcherkategorien identisch sein. Hintergrund ( Instantiierung etc.): Metagrammatik erzeugt Objektgrammatik: Die primitiven Regeln sind linearisierungsfreie ID-Regeln abstrakter Natur, die durch Merkmalskookkurrenzbeschränkungen, Merkmalsspezifikations-Defaults, Linearisierungsprinzipien usw. zur Regeln der Objektgrammatik aufgefüllt werden. (35) Abstrakte ID-Regeln: a. S XP, H[-subj] b. VP H[1] c. VP H[2], NP (36) Lokale Bäume nach Slash-Instantiierung: a. [ S/NP NP VP/NP ] b. c. [ VP/NP V NP/NP ] Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 20 / 21

Die Analyse nach Gazdar et al. (1985) Veränderungen in Gazdar et al. (1985): Unteres und oberes Ende Unteres Ende: (37) Slash Termination Metarule 1 (STM 1; Spureneinführung): X W, XP X W, XP[+null] Bemerkungen: Metaregeln können nur vor Merkmalsinstantiierung applizieren. Metaregeln können nur Regeln betreffen, die lexikalische Kategorien einführen. Wie sichergestellt wird, dass (37) nur zum Beenden von Bewegungsabhängigkeiten benutzt werden kann: 1 FSD 3: [null] 2 FCR 19: [+null] [slash] 3 Lexikalisches Element: Leere Kette kann als Tochter von α[+null]/α auftreten. 4 FFP: Was immer auf einer [+null]-tochter instantiiert ist, ist auch auf der Mutter instantiiert. Oberes Ende: (38) S XP, H/XP Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 21 / 21

Literatur Die Analyse nach Gazdar et al. (1985) Chomsky, Noam (1965): Aspects of the Theory of Syntax. MIT Press, Cambridge, MA. Gazdar, Gerald (1981): Unbounded Dependencies and Coordinate Structure, Linguistic Inquiry 12, 155 184. Gazdar, Gerald (1982): Phrase Structure Grammar. In: The Nature of Syntactic Representation. Reidel, Dordrecht, pp. 131 186. Gazdar, Gerald, Ewan Klein, Geoffrey Pullum & Ivan Sag (1985): Generalized Phrase Structure Grammar. Blackwell, Oxford. Peters, Stanley & R.W. Ritchie (1973): On the Generative Power of Transformational Grammars, Information Sciences 6, 49 83. Pollard, Carl J. & Ivan A. Sag (1994): Head-Driven Phrase Structure Grammar. University of Chicago Press, Chicago. Ross, John (1967): Constraints on Variables in Syntax. PhD thesis, MIT, Cambridge, Mass. Shieber, Stuart (1985): Evidence Against the Contextfreeness of Natural Language, Linguistics and Philosophy 8, 333 343. Uszkoreit, Hans & Stanley Peters (1986): On Some Formal Properties of Metarules, Linguistics and Philosophy 9, 477 494. Heck & Müller (Institut für Linguistik) Syntax: Nicht-Lokale Prozesse WiSe 2009/2010 21 / 21