Handlungsempfehlung des AK-ENO zu den Potentialen Erneuerbarer Energien in Otzberg

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Transkript:

Handlungsempfehlung des AK-ENO zu den Potentialen Erneuerbarer Energien in Otzberg Der Arbeitskreis Energieneutrales Otzberg möchte die Gemeindevertretung mit diesem Text beim Umgang mit den ermittelten Otzberger Potentialen der regenerativen Energien beratend unterstützen und Ihnen hiermit eine Handlungsempfehlung zur Umsetzung der Energiewende in Otzberg geben. Der Arbeitskreis möchte grundsätzlich betonen, dass die Umsetzung der Energiewende nicht nur eine Forderung der Landes- und Bundespolitik ist, sondern eine dringende Notwendigkeit um unsere natürliche Lebensgrundlage für kommende Generationen zu bewahren. Im Übrigen sei noch darauf hingewiesen, dass wir uns hierbei nicht nur von Zwängen und Notwendigkeiten leiten lassen müssen, sondern auch die enormen Chancen für unsere Gemeinde, die mit diesem Prozess verbunden sind, als Perspektive sehen sollten. Die Studie des AK ENO vom August 2012 ergab für Otzberg folgende Potentiale für Erneuerbare Energien (EE): die Energiegewinnung aus Sonne, Wind, Biomasse, Geothermie und Wasser. Daneben gibt es ein nicht unerhebliches Potential für Energieeinsparungen im Gebäudebestand, sowie die Möglichkeit, Energie effizienter zu nutzen. Alle Potentiale sind in der vorliegenden Studie mit ihren Vor- und Nachteilen ausreichend beschrieben. Der AK-ENO hat in der Potentialanalyse Szenarien dargestellt, in denen verschiedene Varianten von erneuerbaren Energien nach ihren Möglichkeiten untereinander kombiniert werden. Diese Szenarien zeigen unterschiedlich befriedigende Ergebnisse. Ziel der Analyse war, festzustellen, ob es eine Möglichkeit für die Versorgung Otzbergs mit 100% EE gibt und wie dieses erreicht werden könnte. Dieses Ziel ist wohlgemerkt nur langfristig - evtl. bis 2050 - zu erreichen. Bis dahin müssen die Umstellung der Energieversorgung und die Reduzierung des Energieverbrauchs schrittweise voranschreiten. Dafür müssen alle Otzberger regenerativen Energiepotentiale komplett genutzt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies unrealistisch, da neben den finanziellen Mitteln auch die Bereitschaft / Mitwirkung der Bürger einen großen Einfluss auf die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen hat. Die Gemeinde Otzberg konsolidiert ihren Haushalt, Einsparungen sind allgegenwärtig Investitionen in den Ausbau EE sind somit nur mit Investoren umsetzbar. Kostspielige Sanierungsmaßnahmen zur Energieeinsparung im Gebäudebestand sind nur durch die Eigentümer umsetzbar, auch hier sind finanzielle Anreize wie z.b. durch die KfW-Bank unumgänglich. Die Möglichkeiten der Gemeinde bei der Erzeugung von EE und Einsparung von Energie sind begrenzt. Für den Umgang mit EE in Otzberg schlägt der AK ENO der Gemeindevertretung folgende Vorgehensweisen für die ermittelten Potentiale vor: 1

Energieeinsparpotential Das Ziel ist, knapp 40% der verbrauchten Energie für Heizung und Warmwasserbereitung im Gebäudebereich einzusparen. Maßnahmen zur Einsparung in den gemeindeeigenen Gebäuden sind unabdingbar und sollten auch Vorbildfunktion haben. Die Gemeinde kann das Ziel nicht ohne die Bürger erreichen der private Gebäudebestand muss saniert werden, wenn Energie gespart werden soll. Hierfür müssen die Hauseigentümer, die Nutzer der Gebäude, sensibilisiert werden. Das bedeutet Bewusstseinsschaffung, Aufklärung, Beratung und Unterstützung der Bürger im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Die Gemeinde kann dies durch vielseitige Angebote unterstützen wie z.b. die Ausrichtung eines Energieforums / Energietags, öffentliche kostenfreie Energieberatungen und die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen evtl. auch mit finanziellen Boni zu fördern. Zudem sollten bei Neubauten Baustandards wie Passivhaus und Niedrigenergiehaus sowie die Nutzung von Erneuerbaren Energien in den Bebauungsplänen angestrebt werden. Biomasse: Holz Der Einsatz des Otzberger Waldes als EE Potential ist zu prüfen. Es ist für die Energiebilanz nicht zwingend notwendig, das heimische Holz ausschließlich als Brennmaterial zu verwenden, da hiermit im günstigsten Fall 3% der zurzeit verbrauchten Heizenergie abgedeckt werden können. Biogasanlage Zunächst sollte die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen auf die Umgebung der neuen Biogasanlage beobachtet und kritisch analysiert werden. Insbesondere der Maisanbau, das Verkehrsaufkommen bei der Anlieferung und nicht zuletzt die Abnahme der erzeugten Heizenergie durch die Verbraucher sind hier Faktoren, die beeinflussen, ob eine Erweiterung der Anlage wünschenswert und sinnvoll ist. In der vorliegenden Potentialstudie ist prognostiziert, dass mit der Anlage in etwa ein Zehntel der benötigten Gesamtenergie (Strom und Heizung) für Otzberg erzeugt werden kann. Geothermie Aus der Potentialstudie geht hervor, dass die Tiefenwärme in Form der Erdwärme bzw. der Grundwassertemperatur, in der Gemeinde nur eingeschränkt genutzt werden kann (Wasserschutzgebiet, Bodenbeschaffenheit, etc.). In der Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. auf Grundlage des Erneuerbaren Energiegesetzes wird eine prozentuale Nutzung von erneuerbarer Energie im Neubau bereits vorgeschrieben. Die Nutzung der Geothermie als Heizenergie sollte daher in Otzberg vor allem in Neubaugebieten, dort wo es geologisch möglich ist, empfohlen werden. Insbesondere Erd- und Wasserwärmepumpen sind hier zukünftig zu bevorzugen, da diese Strom nur als Hilfsenergie benötigen. 2

Solarthermie Die Nutzung der Solarthermie zur Warmwassererzeugung und zur Heizungsunterstützung sollte wie die Geothermie vor allem in Neubaugebieten empfohlen werden. Von der KfW bzw. BAFA werden momentan nur noch Anlagen ab einer Größe von 20 m² gefördert. Somit entfällt hier der finanzielle Zuschuss für Ein- und auch Mehrfamilienhäuser. Die Gemeinde könnte Gelder aus der Holzwirtschaft oder Windkraftnutzung als Anreiz für die Bürger mit einer Bonuszahlung zur Verfügung stellen, um dieser Technik auch für den Bereich Gebäudebestand zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Außerdem sollte überprüft werden, auf welchen gemeindeeigenen Gebäudedächern (Rathaus, Kindergärten, Feuerwehrhäuser, etc.) eine Solarthermieanlage sinnvoll wäre. Photovoltaik Die Installation von Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung sollte in bestehenden und neuen Gewerbegebieten empfohlen werden, da sich hier geeignete Flächen vielfach anbieten. Zudem ist in Betracht zu ziehen, gemeindeeigene Dächer, die sowieso saniert werden müssen, hinsichtlich der Installation einer Photovoltaikanlage zu prüfen. Dies wären z.b. das Dach des Betriebshofes, Dächer von Friedhofshallen, das Scheunendach im Kinderhof, etc.. Zudem sollten Institutionen wie Kirchen und Vereine in diesen Prozess mit eingebunden werden, denn auch hier sind größere Dachflächen für Photovoltaikanlagen vorhanden. Die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Freiflächen wird aufgrund der guten Ackerböden vom Arbeitskreis nicht empfohlen. Wasserkraft Dieses Potential ist nicht weiter ausbaubar und die Anlage befindet sich in Privatbesitz. Windkraft Die Bedeutung der Otzberger Windkraftpotentiale, lokal, im Landkreis und in der Zielsetzung des Landes Hessen: Der AK ENO hat in seiner Studie zu den Potentialen EE in Otzberg die Windkraft als effektivstes Energiepotential festgestellt. Je nach Szenario könnten mit drei oder vier Windenergieanlagen (kurz: WEA) ein Großteil des Otzberger Strombedarfs erzeugt werden. Landkreisweit gibt es z.z. nur in drei Kommunen Windpotentialflächen, die vermutlich auch realisierbar sind, nämlich in Roßdorf, Gross-Umstadt und Otzberg. Somit wächst die Bedeutung unserer Otzberger Standorte. 3

Im Übrigen sind die Kommunen verpflichtet, im Rahmen des Landesentwicklungsplans und des Regionalplans, nach ihren Möglichkeiten, einen Beitrag zur Erfüllung des Ziels der Landesregierung, auf 2% der hessischen Fläche ca. 63% des Strombedarf mittels Windkraft zu erzeugen, zu leisten. (Quelle: Entwurf des Hess. Landesentwicklungsplans. Beschluss d. Hess. Landesregierung nach 8Abs.3 HLPG v.18.06.2012. Seite 1.1 und Seite 3.3.1) Die verschiedenen Otzberger Windpotentiale im Einzelnen: Es gibt grob unterteilt, drei in Frage kommende Potentialflächen in der Otzberger Gemarkung, die sich im Suchraum des Entwurfs des Regionalplans befinden. a. Der Breite Stein Diese Flächen sind in privater Hand. Es ist bekannt, dass private Eigentümer hier Initiativen unternehmen, um WEA zu errichten. Aus Sicht von möglichen Investoren gibt es folgende Vorteile, die für diese Standorte sprechen: sie sind gut zu erreichen / zu erschließen sie können mit vergleichsweise geringem Aufwand an das Stromnetz angeschlossen werden an diesem Standort müssten keine Bäume gefällt werden Diese Flächen haben aus Sicht des AK ENO folgende Nachteile: sie befinden sich teilweise zu nah an besiedelten Flächen, d.h. sie unterschreiten die Abstandsempfehlungen von 1000 m zur nächsten geschlossenen Ortschaft, oder den Abstand von 600 m zu Einzelgehöften / Weilern; das ist nach Bundesemissionsschutzgesetz (BImSchG) ein Ausschlusskriterium sie sind außerdem problematisch, da sie die Grenzwerte für die Geräuschbelastung wg. dem geringen Abstand teilweise überschreiten Schattenwurf auf Siedlungsbereiche von Ober-Klingen kann nicht ausgeschlossen werden sie beeinflussen das Landschaftsbild ganz erheblich, denn sie würden aus Sicht des Reinheimer Beckens direkt vor dem Otzbergpanorama stehen sie sind aus avifaunistischer Sicht (Vogelschutz) problematisch, da hier der Rotmilan jagt die Allgemeinheit (Bürger und Gemeinde) hätte von diesen Standorten bis auf Gewerbesteuereinnahmen keine Vorteile, sondern eher Nachteile 4

b. Der Märker- und Nieder-Klinger Wald (die Flächen liegen in Ober-Klingen) Diese Flächen sind in Gemeindebesitz. Sie haben nach Ansicht des AK ENO folgende Vorteile: sie liegen im Suchraum des Regionalplans sie verfügen über ein mit dem Binselberg vergleichbar gutes Windpotential sie halten die Abstandsempfehlungen zu besiedelten Gebieten ein sie halten alle weiteren immissionsschutzrechtlichen Vorgaben ein der Einfluss auf das Landschaftsbild ist weniger prägnant als bei dem Standort Breiter Stein; in den Sichtachsen vom Reinheimer Becken her, stünden mögliche WEA weit genug am Rande des Otzbergpanoramas laut einem existierenden avifaunistischen Gutachtens vom Nov. 2004 gibt es hier kaum Konfliktpotenzial mit dem Vogelschutz als Flächen in Gemeindebesitz würde die Allgemeinheit finanziell erheblich von diesen Standorten profitieren können (Pacht- u. Gewerbesteuereinnahmen) Möglichkeit für Bürgerbeteiligungsmodelle, Akzeptanz nach dem Motto: "Wenn schon Windkraft, dann sollten möglichst alle davon profitieren" Zu den Vorteilen für die Gemeinde kommen aus planerischer Sicht auch Nachteile: die Anbindung an das Umspannwerk (Gr.- Bieberau) ist aufwendiger die Zuwegung ist schwieriger zu realisieren und es müssen Bäume gefällt werden, da sich die Standorte im Wald befinden um das Konfliktpotenzial in Bezug auf forstwirtschaftliche und naturschutzrechtliche Gründe gering zu halten, sollten Standorte in Buchenbeständen gemieden werden und in weniger hochwertige Nadelholzinseln ausgewichen werden c. Der Klingelskopf Diese Flächen sind in Besitz von Hessen Forst. Sie haben nach Ansicht des AK ENO folgende Vorteile: sie liegen im Suchraum des Regionalplans sie verfügen über gutes Windpotential sie halten die Abstandsempfehlungen zu besiedelten Gebieten ein sie halten weitere immissionsschutzrechtliche Bedingungen ein der Einfluss auf das Landschaftsbild ist weniger prägnant als bei dem Standort Breiten Stein; in den Sichtachsen vom Reinheimer Becken her, stünden mögliche WEA am Rande des Otzbergpanoramas laut einem existierenden avifaunistischen Gutachtens vom Nov. 2004 gibt es hier kaum Konfliktpotenzial mit dem Vogelschutz 5

Aber, es gibt hier gravierende Nachteile: diese Standorte liegen in einem FFH Flora Fauna Habitat - Gebiet, kurz als FFH Gebiet bezeichnet, dies ist ein Ausschlusskriterium die Zuwegung und Zuleitung ist hier sehr schwierig die Gemeinde würde nicht von diesen Anlagen profitieren können Wie könnte das Otzberger Windkraftpotential möglichst konfliktarm und gewinnbringend für die Gemeinde und die Bürger genutzt werden? Aus der Untersuchung der drei o.g. Windpotentialflächen geht hervor, dass nur die gemeindeeigenen Flächen im Märkerwald Aussicht auf ein erfolgreiches Genehmigungsverfahren und aus Gründen des Otzberger Allgemeinwohls und des Landschaftsbildes Chancen auf Akzeptanz in der Bevölkerung haben. Da auf Windkraft für die Versorgung unserer Gemeinde mit EE laut Potentialstudie nicht verzichtet werden kann und die Gemeinde Otzberg über eigene Standorte für WEA verfügt, empfiehlt der AK ENO, dieses Potential zügig zu realisieren. Hierzu gibt es folgende Empfehlungen unter Berücksichtigung größtmöglicher Akzeptanz in der Bevölkerung: Umsetzung der Otzberger Windpotentiale: Als eine der wichtigsten Voraussetzungen, für die Realisierung der gemeindeeigenen Windpotentiale sieht der AK ENO neben den technischen und gesetzlichen Bedingungen die Akzeptanz in der Bevölkerung für lokale WEA. Um diese Akzeptanz zu erreichen, braucht es in erster Linie Information, Transparenz und Aufklärung. In der Vergangenheit haben Versuche in Otzberg WEA zu planen, große Verunsicherungen und Ablehnung hervorgerufen. Das war zu anderen Zeiten, vor Fukushima und bevor die Landes- und Bundespolitik die Energiewende hinzu Erneuerbaren Energien beschlossen hat. Die Allgemeine Akzeptanz für WEA ist seitdem - auch in Otzberg - enorm gestiegen. Soll jedoch ein Windrad ortsnah aufgestellt werden, sinkt die Akzeptanz merklich und das ruft kontroverse Diskussionen hervor. In diesem Fall ist Sachlichkeit oberstes Gebot. Die Vor- und Nachteile eines solchen Projektes müssen vorbehaltlos kommuniziert und die potentiellen Investoren verpflichtet werden, ihre Konzepte offen zu legen, sowie Infoveranstaltungen und Akzeptanz fördernde Maßnahmen durchzuführen. Die Verwirklichung des Naturschutzes und die Realisierung ertragreicher Windenergieanlagen sollten bei den Planungen möglichst in Einklang gebracht werden. Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger bei der Planung und Umsetzung müssen möglich sein. Um den besten Weg zu finden, die gemeindeeigenen Windkraftpotenzialflächen im Märker- und Nieder-Klinger- Wald zu optimalen Konditionen für Bürger und 6

Gemeinde in transparenter Weise zu nutzen, bietet sich ein Bieterverfahren (Ausschreibung) an, wie es bereits in einer Nachbarkommune 1 praktiziert wurde. Der AK ENO hält dieses transparente Verfahren auch für Otzberg als eine empfehlenswerte Vorgehensweise. Vorschlag für Ausschreibungskriterien: 1. Die Bieter haben in ihrer Bewerbung ihre Konzeption offen zu legen. Dabei soll die Verwirklichung des Naturschutzes und die Realisierung ertragreicher " Windenergieanlagen möglichst in Einklang gebracht werden. 2. Vor der Realisierung der Maßnahmen ist die Öffentlichkeit in angemessener Form zu beteiligen. Kommunikation, Transparenz und Teilhabe ist ein wichtiger Faktor für Akzeptanz. Dies soll die Planung berücksichtigen. 3. Die wirtschaftliche, risikofreie Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, " sowie der Gemeinde Otzberg muss möglich sein. 4. Die Kosten und Risiken des Verfahrens (z.b. Bebauungsplan, Gutachten, Erschließung, Genehmigungsverfahren, Rückbau und Öffentlichkeitsbeteiligung) trägt der Vorhabenträger (Planer/Investor). Außerdem empfiehlt der AK-ENO dringend, auf eine Ausweisung der von der Gemeinde präferierten Flächen als Windvorranggebiete im Regionalplan hinzuwirken. Dazu genügt es, wenn der Gemeindevorstand der Regionalplanung eine diesbezügliche Mitteilung macht. 1 Beispiel Roßdorf: Die Gemeinde Roßdorf hat einen Windkraftstandort (Tannenkopf), zu dem es dort in der gesamten Gemarkung keine Konkurrenz gibt. In einem Allparteien-Konsens hat sie beschlossen, in einem öffentlichen Bieter-Verfahren nach klar definierten Wunschkriterien Planer zu finden, die an diesem Standort WEA projektieren. Im Rahmen eines solchen Verfahrens hat eine Gemeinde die Möglichkeit, ihre Interessen (Übernahme von Planungskosten und Risiko durch Investor/Planer, Finanz- und Energieertrag, Bürgerbeteiligung,...) optimal auszuschöpfen. Fazit Welche Erneuerbaren-Energien-Potentiale auch immer in Otzberg umgesetzt werden sollen, eine 100%ige Energieversorgung der Gemeinde aus regenerativen Energien ist nur möglich, wenn mindestens 40% der zurzeit verbrauchten Energie für Strom und Heizung durch Sanierungen im Gebäudebestand eingespart werden. Der AK ENO empfiehlt einen Mix aus EE für die Gemeinde Otzberg, um einen Beitrag für die zukünftige Energieversorgung in unserem Land zu leisten, und somit nicht zuletzt auch die Versorgung in Otzberg sicher zu stellen. Da finanzielle Mittel knapp sind, empfiehlt es sich zunächst in eine Energieform zu investieren, die in absehbarer Zeit rentabel wirtschaftet. Die Windenergie ist die einzige Energieform, auf welche die Gemeinde unmittelbar Zugriff hat und darüber hinaus die ertragreichste Form der EE. Daher wäre ein gemeinsames, parteiübergreifendes Vorgehen ein starkes Signal pro Erneuerbarer Energie in Otzberg. 7

Darstellung der Szenarien aus Potentialstudie 2012 In Diagrammen: Istzustand Anteil der in Otzberg erzeugter Erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch Der Istzustand stellt die ermittelten Daten der Potentialanalyse vom August 2012 dar. Nur knapp 2% der in Otzberg verbrauchten Energie für Heizung und Strom werden aus EE erzeugt. In einer weiteren Variante, genannt die Pessimistische könnten 16% des Gesamtverbrauchs mit EE abgedeckt werden. Die Absicht, die 100%-ige Versorgung der Gemeinde mit EE kann auch mit dem optimistischen Szenario nicht völlig erreicht werden. Diese Variante stellt jedoch eindeutig dar, dass das Ziel nur über einen Energiemix aus allen EE Potentialen und einer umfassenden Energieeinsparung zu erreichen ist. 8

Pessimistische Variante Anteil der in Otzberg erzeugter Erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch Optimistische Variante könnte Otzberg seinen Energiebedarf für Elektrizität und Heizung selbst erzeugen? 9

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