Väter in Deutschland: Leitbilder, Wünsche, Realitäten



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Transkript:

Väter in Deutschland: Leitbilder, Wünsche, Realitäten 13. Offenes Forum Familie 19. Februar 2014 / Nürnberg Dr. Martin Bujard Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Gliederung Wünsche Leitbilder Realität Väter Betrieb / Politik Kinder / Partnerin

Teil 1 Wie wichtig sind Kinder überhaupt für Männer? Leitbilder Wünsche Realitäten

Bedeutung von Kindern Quelle: Gründler et al. 2013.

Quelle: Gründler et al. 2013. Kinderlosigkeit: Männer strenger

Alter beim ersten Kind: Ideal und Realität Quelle: Gründler et al. 2013. Im Alter 30-39 Jahren Quelle: Bujard et al. 2012. 35 Jahre: 45% ohne Kinder im Haushalt

Wünsche und Realitäten: Männer ohne Kinder 7 % persönliches Ideal Kinderlosigkeit (Kohorten 1971-1993) 22 % lebenslange Kinderlosigkeit (1960er-Kohorte) 39,1 % der 40- bis 44-jährigen Männer lebt ohne Kinder im Haushalt

Familienväter und kinderferne Männer

Teil 2 Wie ist die Aufteilung von Fürsorge- und Erwerbsarbeit zwischen Müttern und Vätern? Leitbilder Wünsche Realitäten

Quelle: Gründler et al. 2013. Aufteilung Fürsorge und Einkommen

Quelle: Gründler et al. 2013. Familienleitbild zur Vaterschaft

Quelle: Gründler et al. 2013. Familienleitbild zur Mutterschaft

Bedeutung von Familie und Beruf Männer sind berufsorientierter Quelle: Bujard et al. 2012. und Frauen eifern ihnen nach.

Erwerbsarbeit: Aufteilung Mütter und Väter Westdeutschland

Fürsorgearbeit: Aufteilung Mütter und Väter Quelle: LBS-Initiative Junge Familie, in: 7. Familienbericht, S. 109. Bezogen auf 3-jährige Kinder, N=127

Arbeitsteilung von Frau und Mann Breadwinner/ Housekeeper Fürsorge, Haushalt Erwerbsarbeit Zweiverdienermodell Fürsorge, Haushalt + Erwerbsarbeit Erwerbsarbeit + Fürsorge, Haushalt Realität bei unter 3-j. Kindern: 9 % 35 % Realität bei 3-5-j. Kindern: 22 % 30 % Realität bei 6-14-j. Kindern: 34 % 26 % Realität bei 15-17-j. Kindern: 47 % Zeitbudget-Daten 22 %

Teil 3 Vaterschaft im Lebensverlauf Vereinbarkeit Beruf und Fürsorge Väter im Spagat Wandel?

Aspekte der Lebensverlaufsperspektive Zeitreichtum als Ausgangspunkt für alle Rush-hour des Lebens Parallele und sequenzielle Planung Zeitsouveränität Zeitkompetenz Prioritäten und Optionen Das Leben ist lang, alles zu seiner Zeit. (in: Stimme der Familie 2012, Heft 2)

Familienmodelle im Lebensverlauf (Schema) Brotverdienermodell Schule/Ausbild. Beruf Rente Phasenmodell (Brotverdiener+Elternzeit) Schule/Ausbild. Beruf Beruf Rente Kombimodell Schule/Ausbild. Beruf Beruf/Fürsorge Beruf Rente 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Alter in Jahren

Wünsche von Vätern Kinder haben und Zeit für Fürsorge und Familienleben Familie versorgen Erziehen und Erklären Zuneigung und Liebe Spaß und Spiel Teilhabe am Arbeitsmarkt Einkommen erzielen Berufliche Selbstverwirklichung Option für weitere Karriereschritte Kontakte und Spaß am Beruf Freizeit, Erholung, Schlaf Die Kombination von Beruf und Familie kann sich im Lebensverlauf ändern: Schule/Ausbild. Beruf Beruf/Fürsorge Beruf Rente 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Alter in Jahren

Zeitverwendung im Lebensverlauf: Männer Quelle: Schiefer/Bujard 2012. Selektion Traditionalisierungsfalle Arbeitsmarkt Politik Flucht Weniger Freizeit

Erwerbs- und Haushaltsarbeit: Aufteilung Mütter und Väter Auch Väter in der Rush-hour des Lebens Quelle: 7. Familienbericht, S. 242. Stundenzahl pro Woche inkl. Wochenende, N=10.318

Teil 4 Arbeitsmarkt und Vaterschaft Job als Voraussetzung für Kinder Flexible Arbeitszeiten als Voraussetzung für Fürsorge

Was erleichtert Eltern die Vereinbarkeit? Politik / Betriebe Politik / Betriebe Politik / Betriebe Betriebe Familie Quelle: Bujard et al. 2012.

Quelle: SUF Mikrozensen 1991, 2004. Unsichere Jobs

Kinderlose Männer nach Beruf

Revolution familienbewusster Arbeitszeitmodelle? Quelle: BiB, PPAS 2005. Verbreitung familienbewusster Arbeitszeiten

Zeitwünsche von Eltern Männer mit Kindern Deutscher Bundestag (2012): 8.Familienbericht, S. 34. Veränderungen der Wünsche im Lebensverlauf!

Zeitwünsche von Eltern Frauen mit Kindern Deutscher Bundestag (2012): 8.Familienbericht, S. 33. Veränderungen der Wünsche im Lebensverlauf!

Was können Arbeitgeber tun? Familienfreundliche Unternehmenskultur etablieren Arbeitszeit: Home Office (1-2 Tage pro Woche, soweit möglich) Langfristige Zeitkonten Qualifizierte Teilzeitstellen Flexible, informelle Arrangements für Eltern Zeitsouveränität für beide Seiten Synchronisierung Personalentwicklung: Langfristige, lebensphasen-orientierte Personalentwicklung Qualifikation und Karriere auch bei Berufspausen und Teilzeitarbeit

Teil 5 Politik und Väter

Elterngeld: Verachtfachung der Väter, die Elternzeit nehmen

Elterngeld: Anstieg nach Bundesländern

aber konstante Arbeitszeiten

Welche Väter nehmen Elternzeit?

Was kann die Politik tun? Muster einer neuer Zeitplanung im Lebensverlauf etablieren das Prinzip der Elternzeit Familienzeitmodelle auf den gesamten Lebensverlauf ausdehnen Vätermonate ausbauen Nutzung der Potenziale älterer Arbeitnehmer Verlässliche Betreuungsangebote Ganztägige Kitas Ferienbetreuung Ganztagsschulen!

Fazit Väter im Spagat zwischen Ernährer und Fürsorgender Für über 80% der Männer sind Kinder extrem wichtig 4 von 10 Männern leben kinderfern Väter in der Rush-hour des Lebens Lebenslauf als Chance Umdenken nötig Arbeitsmarkt doppelte Voraussetzung: für Vaterschaft und Familienzeit Elterngeld ein Paradigmenwechsel für Väter Avantgarde von Vätern

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Literatur: Bujard, Martin; Dorbritz, Jürgen; Grünheid, Evelyn; Kühntopf, Stephan; Lück, Detlev; Naderi, Robert; Passet, Jasmin & Ruckdeschel, Kerstin (2012): (Keine) Lust auf Kinder? Geburtenentwicklung in Deutschland. Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. http://www.bib-demografie.de/geburtenentwicklung2012 Deutscher Bundestag (2012): Achter Familienbericht. - Zeit für Familie - Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/publikationsliste,did=186954.html Deutscher Bundestag (2006): Siebter Familienbericht. Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit. http://www.bmfsfj.de/doku/publikationen/familienbericht/haupt.html Gründler, Sabine, Jürgen Dorbritz, Detlev Lück, Robert Naderi, Kerstin Ruckdeschel, Katrin Schiefer & Norbert Schneider (2013): Familienleitbilder. Vorstellungen, Meinungen, Erwartungen. Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. http://www.bib-demografie.de/shareddocs/publikationen/de/broschueren/familien_leitbilder_2013.html?nn=3075124 Schiefer, Katrin & Bujard, Martin (2012): Papa arbeitet viel : Lange Arbeitszeiten von deutschen Vätern und mögliche Ursachen, in: Bevölkerungsforschung Aktuell 33 (6), 10-16. http://www.bib-demografie.de/shareddocs/publikationen/de/bev_aktuell/2012_6.html?nn=3072354 Für weitere Informationen wenden Sie sich an martin.bujard@bib.bund.de Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Friedrich-Ebert-Allee 4 65185 Wiesbaden Tel.: 0611-75 2235 www.bib-demografie.de