Spielen macht Schule c/o Mehr Zeit für Kinder e. V. Gärtnerweg 4-8 60322 Frankfurt am Main Sehr geehrte Jury, Herr Prof. Spitzer, Frau Linden und Frau Arndt, die Käthe-Paulus-Schule ist eine kleine zweizügige Grundschule in der Ortschaft Mainhausen im Ortsteil Zellhausen. Sie liegt im Landkreis Offenbach am Main und ist im Süden Hessens nah an der Grenze zu Bayern gelegen. Momentan besuchen 145 Schülerinnen und Schüler unsere Schule und etwa 80 davon besuchen am Nachmittag unsere Betreuung, die Schülergondel. Ein Großteil unserer Schülerinnen und Schüler besucht aktiv das Ganztagsangebot unserer Schule, das an drei Nachmittagen stattfindet. Ich bin seit Dezember 2017 hier Schulleiterin und war vorher viele Jahre lang als Beratungslehrkraft an verschiedenen Grundschulen im Ostkreis Offenbach tätig. Dort lernte ich auch unterschiedliche Spielezimmer an den Schulen kennen und nutzte diese sehr gerne für meine Arbeit. Daher freute ich mich sehr als ich die Ausschreibung las und wusste sofort, dass wir uns als Schule bewerben sollten. Wir befinden uns gerade in einer Umbruch- und Aufbruchsstimmung. Es ist für die kommenden zwei Jahre eine engere Verzahnung von Schule und Betreuung, eine Ausweitung des Ganztagskonzeptes und eine Umstrukturierung des Schulvormittags mit Einführung individueller Lernzeiten geplant. Hierzu passt der Gedanke ein Spielzimmer zu etablieren hervorragend, was wir Ihnen in unserem Konzept nun näher ausführen möchten. Mit freundlichen Grüßen Jessica Eizenhöfer (für die Käthe-Paulus-Schule, Mainhausen)
Nutzungskonzept für Spielen macht Schule an der Käthe-Paulus-Schule, Mainhausen 1. Wann sollen die Spielwaren in den Schulalltag intergiert werden? 1.1 Vor dem Unterricht Durch die Umstrukturierung des Schulvormittags werden wir zukünftig von 7.30 Uhr bis zum Unterrichtsbeginn um 8.00 Uhr eine Betreuung anbieten. In dieser Zeit werden die Schülerinnen und Schüler, die dieses Angebot nutzen von einer Lehrkraft bzw. der sozialpädagogischen Fachkraft betreut. Im Spielezimmer haben sie die Möglichkeit sich mit anderen Kindern auszutauschen, miteinander in Kontakt zu kommen und die Zeit sinnvoll zu gestalten. 1.2 Im Unterricht/ Förderkonzept/ Deutsch als Zweitsprache Durch den Ausbau der Inklusion wird die Schülerschaft immer heterogener und dies stellt neue Herausforderungen an die Lehrkräfte, um den Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden. Außerdem arbeiten hierdurch vielfältige Professionen (Grundschullehrkräfte, Förderschullehrkräfte, Sozialpädagoginnen) an unserer Schule. Schüler mit Förderbedarf im Bereich emotional-soziale Entwicklung können mit den Förderschullehrkräften das Spielezimmer nutzen, um einen
Rückzugsraum zu haben, wenn es in der Klasse zu viel wird. Sie können hier ihre Ausdauer, Konzentration und Frustrationstoleranz üben. In Rollenspielen können sie den sozialen Umgang mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern üben und ausprobieren. Schüler mit Förderbedarf im Bereich Lernen können das Spielezimmer ebenfalls mit den Förderschullehrkräften nutzen, um spielerisch Unterrichtsinhalte zu üben und alleine oder in der Kleingruppe ihre Ausdauer, Konzentration und motorische Fertigkeiten zu trainieren. Das Spielezimmer kann während der Unterrichtszeiten durch Kleingruppen mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache zusammen mit einer Lehrkraft genutzt werden. Hier können die Schülerinnen und Schüler spielerisch die deutsche Sprache lernen und in konkreten Situationen üben und anwenden. Auch Klassen können das Spielezimmer gemeinsam nutzen, um die Klassengemeinschaft zu stärken und sich in Kommunikation zu üben. Auch wird hier die Ausdauer, Konzentration und Frustrationstoleranz der Kinder gefördert. Dieses Angebot bietet sich auch für den Vertretungsfall an, da hier ohne große Vorbereitung die Unterrichtszeit effektiv genutzt werden kann.
Im Rahmen des Konzeptes individuelle Lernzeiten statt Hausaufgaben kann das Spielezimmer ebenfalls durch kleine Gruppen genutzt werden, begleitet durch Lehrkräfte oder die sozialpädagogische Fachkraft. Hier kann man die Konstruktionsspiele gut für fachliche Aufträge nutzen. 1.3 Bewegte Pause/ Regenpause Unsere Schule verfügt über eine großes und gut gestaltetes Außengelände. Auch ist an zwei Tagen die Schülerbücherei in den Pausen geöffnet. Weiter gibt es eine durch Schülerinnen und Schüler organisierte Pausenspielausleihe, die bei schönem Wetter, jeden Tag in der zweiten Pause geöffnet ist. Trotzdem gibt es viele Schülerinnen und Schüler, die sich in der Pause einen Rückzugsraum wünschen würden, in dem sie alleine oder mit Freunden spielen können. Diese Möglichkeit bietet das Spielezimmer. Diese betreute Pause könnte von Lehrkräften oder von der sozialpädagogischen Fachkraft angeboten werden. Bisher werden die Regenpausen im Klassenzimmer verbracht, in denen es Spielekisten gibt. Schön wäre hier das Spielezimmer für kleine Gruppen zu öffnen, um die Situation in den Klassen etwas zu entspannen. Diese Aufgabe könnte von Lehrkräften, aber auch von der sozialpädagogischen Fachkraft der Schule übernommen werden. Hier wäre eine größere Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten und mehr Platz zum Spielen vorhanden.
1.4 Betreuung Unsere Betreuung ist für 100 Schülerinnen und Schüler ausgelegt und wird momentan etwa von 75 Schülerinnen und Schülern besucht. Gleichwohl kann die Betreuung den Kindern nicht genug Platz für alle Aktivitäten (Rollenspiele, Bauen, Gesellschaftsspiele, Lesen, Malen, Basteln, ) anbieten. Hier würde sich das Spielezimmer anbieten, da wir dann nicht mehr den Essensraum multifunktional nutzen müssten. Das Spielezimmer kann im Nachmittagsbereich also genutzt werden, um den Kindern Gesellschaftsspiele wieder näher zu bringen. Dies geschieht momentan schon in der Betreuung durch eine Omi, die einmal in der Woche vorbeikommt und mit den Kindern spielt. Die in der Betreuung schon vorhandenen Spiele könnten das neu gestaltete Spielezimmer noch bereichern. Betreut würde das Angebot durch Kräfte der Betreuung oder auch ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer (Eltern, Großeltern, Studenten, ) 1.5 Offenes Ganztagsangebot Unsere Schule befindet sich aktuell im Ganztagsprofil 1 und bietet an drei Nachmittagen ein offenes Angebot bis 14.45 Uhr an. Dies beinhaltet Arbeitsgemeinschaften, die dann verpflichtend für ein Schulhalbjahr sind, und Projekte, die sich nur über einen kurzen Zeitraum erstrecken.
Auch die Betreuung bietet Arbeitsgemeinschaften und Projekte an. Im Zuge der engeren Verzahnung soll dieses Angebot besser aufeinander abgestimmt werden und allen Schülerinnen und Schülern offen stehen. Hier kann man das Spielezimmer für eine Spiele-AG, für eine Experimentier- AG oder eine Zauber-AG nutzen. Diese Arbeitsgemeinschaften werden aktuell von Lehrkräften oder Kräften der Betreuung angeboten. 1.6 Klassenfahrten Im dritten oder vierten Jahrgang werden mehrtägige Klassenfahrten durchgeführt. Hier können die Kolleginnen eine Auswahl von kleinen Spielen mitnehmen, um bei schlechtem Wetter eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anbieten zu können. 1.7 Projektwochen/ Schulfeste Das Spielezimmer lässt sich gut in die Projektwochen einbauen, die alle vier Jahre stattfinden. Auch bei den jährlich stattfindenden Schulfesten ist eine Integration des Spielezimmers möglich. 2. Wer soll von dem Spielzeug an ihrer Schule in besonderem Maße profitieren?
Wir denken, dass das Angebot eines Spielezimmers der gesamten Schülerschaft zu Gute kommen würde. Es bietet Lernchancen für alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule, Kindern mit Förderbedarf ebenso wie Kindern mit besonderen Begabungen. Kindern mit Migrationshintergrund oder auch Kindern mit einem wenig anregenden Familienumfeld. Wie im Punkt vorher beschrieben sehen wir vielfältige Einsatzmöglichkeiten und damit verbunden auch vielfältige Fördermöglichkeiten. 3. Wo soll gespielt werden? Unsere Schule wurde vor zehn Jahren neu erbaut und ist dreizügig ausgelegt. Da durch sinkende Schülerzahlen aktuell jedoch nur Zweizügigkeit besteht haben wir Klassenräume, die wir alternativ nutzen können. Dies wird, laut Schulentwicklungsplan, auch in den nächsten vier bis fünf Jahren so bleiben. Aktuell werden zwei Klassenräume von den Kindern der Betreuung als Hausaufgabenräume genutzt. Diese werden jedoch nach der geplanten Einführung von individuellen Lernzeiten statt Hausaufgaben nicht mehr dafür benötigt. Also bietet es sich an einen dieser Räume als Spielezimmer zu gestalten. Nebenan soll eine Forscherwerkstatt eingerichtet werden. Gegenüber befinden sich ein Kreativraum und ein Computerraum, der zur digitalen Werkstatt umgebaut werden soll.
Dieser Raum müsste jedoch noch mit Tischen und Sitzmöbeln ausgestattet werden, um eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Weiter benötigen wir noch Regale und Schränke, um die Spiele aufbewahren zu können. Bereits angeschaffte Spiele für den Bereich Deutsch als Zweitsprache würden in das Spielezimmer integriert werden. Auch andere Spiele, vorwiegend Holzspielsachen, die die Schule bereits besitzt, würden das Spielezimmer ergänzen. In der Forscherwerkstatt wird es verschiedene Experimentier- und Konstruktionsspiele geben, die integriert werden können. 4. Wie soll die Betreuung des Spieleangebotes organisiert werden? Für die Einrichtung und Betreuung des Spielezimmers werden neben unserer sozialpädagogischen Fachkraft und mir, eine Mitarbeiterin aus der Betreuung verantwortlich sein. Natürlich sind aber auch alle Lehrkräfte, Mitarbeiter der Betreuung und Schülerinnen und Schüler mit verantwortlich. Auf ein Ausleihsystem soll zunächst verzichtet werden. Die Spiele werden nur im Spielzimmer verwendet. Die einzige Ausnahme stellen die Klassenfahrten einzelner Klassen dar. Hier sind die Klassenlehrerinnen verantwortlich für die Ausleihe und die Rückgabe. Das Spielezimmer wird
vond en Schülerinnen und Schülern nur unter Aufsicht eines Erwachsenen benutzt werden. 5. Wie soll die Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Angebotes gesichert werden? Wir denken, dass ein eigens ausgestattetes Zimmer einen hohen Motivationscharakter besitzt. Auch entfällt die Ausleihe und Rückgabe der Spiele. Wenn sich diese nur im Materialraum befinden würden, gerieten sie schnell in Vergessenheit. Federführend wird die sozialpädagogische Fachkraft auf Vollständigkeit der Spiele achten und für eventuellen Ersatz der Spiele sorgen. Die Spiele werden nach Altersstufen sortiert aufbewahrt werden. Die Spielregeln werden kopiert und laminiert, damit bei Bedarf auf die originale zurückgegriffen werden kann. Auch der Inhalt des Spiels wird aufgenommen und auf der Deckelinnenseite befestigt. 6. Wie sollen die Familien der Schülerinnen und Schüler integriert werden? Dies beginnt bei uns an der Schule bereits lange vor der Einschulung. Beim Elternabend zum Thema Schulfähigkeit, der bereits eineinhalb Jahre vor der Einschulung stattfindet, erleben die Eltern in kleinen Gruppen wie wichtig spielen für Kinder ist und was die Kinder durch das Spielen lernen. Auch bekommen die Eltern hier schon eine Liste mit einer Auswahl an pädagogisch geeigneten Spielen mit nach Hause.
Dieses Konzept lässt sich auf die Elternabende aller Klassenstufen übertragen, um den Eltern auch hier die Wichtigkeit des Spiels zu verdeutlichen. Auch möchten wir die Eltern zu Spielenachmittagen einladen, um Ihnen die Möglichkeit zu geben die Spiele gemeinsam auszuprobieren und zu spielen. Nach Einrichtung des Spielezimmers wird es zunächst einen Nachmittag für das Kollegium geben, um sich mit allen vorhandenen Spielen vertraut zu machen. Dies erscheint wichtig, damit nicht immer nur die gleichen Spiele gespielt werden. Im Anschluss wird es einen Nachmittag geben, an dem die Schüler und auch die Eltern die Spiele kennenlernen und erproben können. Die Eltern arbeiten bei uns sehr aktiv mit, z. B. wird die Schülerbücherei vollständig durch Eltern organisiert und betreut. Man könnte nach Etablierung des Spielezimmers überlegen, ob es Spiele gibt, die sich für die Ausleihe nach Hause eignen. Diese Spiele könnte man dann in der Bücherei lagern und über das Ausleihsystem der Bücherei wochenweise verleihen. Es wäre durchaus denkbar, dass Eltern das Spielezimmer in einzelnen Pausen betreuen könnten, ähnlich wie die Bücherei. Auch könnten die Eltern im Rahmen des Ganztagsangebotes Gruppen am Nachmittag übernehmen.
Bei unserem jährlich stattfindenden Schulfest wird das Spielezimmer integriert werden und geöffnet sein, für alle interessierten und spielwilligen Kinder und Eltern. Um den Bestand des Spielezimmers auf dem neuesten Stand zu halten und bei Bedarf um weitere Spiele und Experimentierkästen zu ergänzen werden wir durch den Schulelternbeirat und den Förderverein unterstützt werden. Diese organisieren alle zwei Jahre, zusätzlich zum Schulfest, einen Sponsorenlauf. Hierdurch können wir auf finanzielle Unterstützung bauen und das Angebot ständig erweitern bzw. auf dem neuesten Stand halten, so dass sich das Spieleangebot im Laufe der Jahre noch erweitern wird.