Das IPB-Curriculum. Propädeutik. Erstgespräch-Anamnesen-Seminar (EAS)

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Transkript:

Das IPB-Curriculum Propädeutik Dieses Blockseminar für neu zugelassene Hörer findet einmal im Jahr statt. Die Hörer erfahren anhand von Fallbeispielen eine Einführung in das psychoanalytische Denken und in die Grundkonzepte der Psychoanalyse. Ziel des Seminars ist es, den Studierenden den Einstieg in die fortlaufenden Seminare der psychoanalytischen Krankheitslehre und Entwicklungspsychologie und in das Erstinterview-Anamnese- Seminar zu erleichtern. Das Seminar gliedert sich in drei Blöcke (3 Doppelstunden) 1. Wir sprechen über die Motivationen für die psychoanalytische Weiterbildung. Welche Vorstellungen, Gründe und Hoffnungen führen dazu, sich für die psychoanalytische Weiterbildung zu entscheiden (Menschenmodell)? Wie möchten wir arbeiten (Setting, Diagnostik)? was erleben wir als hilfreich (freie Assoziation, gleichschwebende Aufmerksamkeit, Kommunikation von Unbewusst zu Unbewusst)? Was stellen wir uns unter einer psychoanalytischen Haltung in der Begegnung mit einem Patienten vor (unbewusste Wirklichkeit, Übertragung, Gegenübertragung)? Fallbeispiel 2. Grundbegriffe des unbewussten/verinnerlichten Konfliktes: - Abwehr und Abwehrmechanismen - Übertragung, Übertragungswiderstand - Auslösende Situation - Ich-Strukturelle Störungen - Abwehr und Abwehrmechanismen 3. Grundbegriffe der Behandlungssituation: Vom verinnerlichten Konflikt zum Übertragungskonflikt - Fallbeispiel - Wiederholungszwang - Widerstand - Gegenübertragung - Deutungen, Technik des Deutens - Arbeitsbündnis Erstgespräch-Anamnesen-Seminar (EAS) In diesem Seminar machen die Kandidaten beider Studiengänge (PsA und tfp) die ersten Erfahrungen mit der psychoanalytischen Haltung: dem Zuhören, dem Rahmen. Im Seminar werden diese grundlegenden Konzepte anhand von vorgestellten Erstgesprächen vorgestellt und vermittelt. Die in den Erstgesprächen gewonnenen Informationen (Übertragung und Gegenübertragung, Symptomatik, Genese etc.) werden im Hinblick auf das Verständnis des Patienten und seiner Erkrankung untersucht, es werden erste Hypothesen entwickelt und Überlegungen zu Diagnose 1

und Indikation angestellt. Das Seminar findet fortlaufend statt. Am Beginn der Ausbildung nehmen die Kandidaten als Hörer teil, im zweiten Teil der Ausbildung führen sie Erstgespräche mit Patienten und stellen sie im Seminar vor. An einzelnen Abenden werden bestimmte Schwerpunkte der Erstgesprächs-Technik vertiefend bearbeitet. Ziele des Seminars sind: - szenisches Verstehen zu erlernen, d.h. einen ersten Eindruck wahrnehmen und differenziert beschreiben zu können, die Anfangsszene und die Inszenierung des Patienten, sowie das eigene Befinden zu beobachten und auf dem Hintergrund der Konzepte von Übertragung und Gegenübertragung interpretieren zu können; - die vom Patienten angebotenen Informationen über Symptomatik, auslösende Situation, Genese, aktuelle Lebenssituation aufnehmen, zuordnen und vertiefen zu können; - die aus Übertragung und Gegenübertragung und vom Patienten zur Verfügung gestellten Daten in ein psychodynamisches Konzept übertragen zu können und - dieses mit Informationen aus der Genese verbinden und validieren zu können; - die auslösende Situation für die Symptomatik erkennen/ erfragen zu können; - eine erste Konfliktthese entwickeln zu können; - Fragetechniken (offen, zu) zu kennen und anwenden und eine Probedeutung formulieren zu können; - Verständnis für die Bedeutung des Rahmens im Erstgespräch zu entwickeln; - beurteilen zu können, inwieweit der Patient psychodynamisches Verständnis und Introspektionsfähigkeit entwickeln kann; - die aus dem Erstgespräch und aus der Nachbereitung gewonnen Erkenntnisse schriftlich niederlegen und plausibel begründen zu können, sowie- Diagnose, Behandlungsplan und Indikation stellen und begründen zu können. Das Seminar gliedert sich in drei inhaltliche Schwerpunkte: Erstes Seminardrittel: Wahrnehmung der Szene Einführung. Wahrnehmungs- und Selbstwahrnehmungsschulung, ersten Eindruck formulieren, Beschreibung der Szene und die daraus folgende, alltagssprachliche Beschreibung eines Konflikts des Patienten; Technik der Gesprächsführung beim Erstinterview Zweites Seminardrittel: Von der Szene zur Psychodynamik Genaue Beschreibung der Symptomatik und diagnostische Einordnung, Überlegungen zur Entstehung der Symptomatik unter Rückgriff auf die Genese und Schwellensituationen, inklusive Klärung der auslösenden Situation: welche Versuchungssituation war gegeben? Wie lässt sich der Konflikt nun genauer fassen und wie zeigt er sich in der Eingangsszene? Wie entfaltet sich die innere Welt des Patienten? Welche Abwehrmechanismen werden verwendet? Drittes Seminardrittel: Ergebnisse und Niederschrift Niederschrift des Erstinterviews; Auswahl der Daten aus der Genese; Erarbeiten der Psychodynamik; Diagnose und Differentialdiagnose, Indikation, Prognose. Psychoanalytische Entwicklungspsychologie Im Seminar werden die grundlegenden psychoanalytischen Theorien zur psychischen Entwicklung vorgestellt, sowie Untersuchungen zu den Beziehungen der ersten Lebensjahre und deren Auswirkung auf die weitere Theoriebildung und auf die Behandlungstechnik. Ziele des Seminars sind: 2

- ein lebendiges, inneres Bild des psychoanalytischen Kindes zu entwickeln und dazu eine zugewandte, aufmerksame Haltung einzunehmen; - die wichtigsten psychoanalytischen Entwicklungstheorien kennen zu lernen; - Einsicht in die Entwicklung der Theorien zu gewinnen und diese begründet als Weiterentwicklung und/ oder Abgrenzung erkennen zu können; - die innere Struktur und die spezifische Perspektive der einzelnen Theorien zu erfassen, die entsprechenden Begriffe zuordnen und von Begriffen anderer Theorien abgrenzen zu können; - ein flexibles Raster zur Einordnung psychogenetischer Daten zu erarbeiten, das es ermöglicht, in der Genese eines Patienten konflikthafte/ prägende/ traumatisierende Erfahrungen zu erkennen und daraus psychodynamische Hypothesen zu entwickeln. Im Seminar wird mit alltäglichen oder auch mit klinischen Beispielen gearbeitet, es werden Filme zur Vertiefung des Verständnisses herangezogen. Das Curriculum erstreckt sich über vier Semester, es wird am Beginn der Ausbildung besucht. 1. Klassische psychoanalytische Konzepte der Entwicklungstheorie 1.1 Triebtheoretische Konzepte - Die psychosexuelle Entwicklung bei S. Freud - Die Körper-Ich-Entwicklung, Theorien der Geschlechterdifferenz, Theorie der Latenz und Adoleszenz - Das Konzept der frühen Triangulierung 1.2 Weiterentwicklungen nach Freud (Objektbeziehungstheorie, Ichpsychologie, Selbstpsychologie) - M. Klein, W. R. Bion, D. Winnicott u.a. 2. Forschungen zur affektiv-emotionalen Entwicklung und zu den biologischen Grundlagen der psychischen Entwicklung - Pränatale Entwicklung und Körpergedächtnis - Untersuchungen von Bowlby, Spitz, Robertson, Stern - Basalaffekte, Symbolisierung, Mentalisierung, Container-Contained - Neurobiologie und Psychoanalyse Psychoanalytische Krankheitslehre Die psychoanalytische Krankheitslehre beinhaltet die Systematik und das psychoanalytische Verständnis psychischer Erkrankungen, ihre Symptomatik und Ätiologie. Sie umfasst die neurotischen und ichstrukturellen Störungen, die Persönlichkeitsstörungen, sowie psychosomatische Krankheitsbilder und Psychosen. Ziele des Seminars sind: - psychische Krankheitsbilder und deren Symptomatik zu kennen, sie beschreiben und benennen zu können; - mithilfe genetischer Daten und entwicklungspsychologischer Konzepte ätiologische Zusammenhänge herstellen zu können; - diagnostische und differentialdiagnostische Zuordnungen vornehmen zu können; - Überlegungen zur Behandlungsindikation (tfp oder Psa) vornehmen zu können, das umfasst erste Grundlagen von Behandlungstechnik und Veränderungswissen. 3

Im Seminar wird mit klinischen Beispielen gearbeitet. Eine Literaturübersicht zur eigenen Vertiefung der besprochenen Krankheitsbilder wird bereitgestellt. Das Curriculum am Beginn der Ausbildung läuft über vier Semester. 4

1. Modul: Neurosen Hysterie Zwangsstörungen Depression Angstneurose, Phobie und traumatische Phobie 2. Modul: Ich-strukturelle Störungen Die Narzisstische Störung Die Borderline-Störung Andere Persönlichkeitsstörungen: schizoid, abhängig, impulsiv, süchtig, paranoid Autismus, Perversionen, Psychosen 3. Modul: Allgemeine und spezielle Psychosomatik Einführung in die Konzepte der Psychosomatik und spezielle Erkrankungen: Herz-Kreislauf-Krankheitsbilder, Schmerz, Asthma, Hauterkrankungen, Frauenheilkunde, Gastroenterologie 4. 4. Modul: Besondere Krankheitsbilder Essstörungen, Sucht, Trauma-Folgestörungen Freud-Seminar Freud hat mit seinen Begriffen einen Weg geöffnet, der uns hilft, in die bis dahin unbekannte Welt des Psychischen einzudringen. Die Bilder, die er für diese Vorgänge gefunden hat, ermöglichten seinen Nachfolgern - und helfen uns-, diesen Weg weiter zu gehen. Die Schriften Freuds sind die Grundlage der psychoanalytischen Theorien, des psychoanalytischen Denkens, der Behandlungspraxis und aller Anwendungen der Psychoanalyse. Deshalb nehmen sie in der Ausbildung zum psychoanalytischen Therapeuten und Psychoanalytiker einen hervorragenden Platz ein. In diesem Seminar werden die Studierenden mit den Konzepten Freuds vertraut gemacht, ebenso, wie mit der Entwicklung und Veränderung dieser Konzepte innerhalb Freuds Werk. Um die Entwicklung der zentralen psychoanalytischen Grundbegriffe nachvollziehen zu können, werden die Texte chronologisch gelesen. Das Lesen findet jeweils gemeinsam im Seminar statt, an fünf Samstag- Nachmittagen im Semester. Traumseminar Das Traumseminar soll neben relevanter Theorie in erster Linie ein Verständnis des Traumvorgangs als einem wichtigen Zugang zum Unbewussten vermitteln. Seit den Anfängen der Psychoanalyse hat dieser Zugang zum Unbewussten über den Traum im psychoanalytischen Verständnis eine ganz besondere Rolle gespielt. In neueren Theorieentwicklungen wurde die klassische Sicht des Traumes erweitert, indem er nun als ein im Schlafen und Wachen stattfindender schöpferischer Prozess gesehen wird, der in einer dem Traum eigenen Weise emotionale Erfahrung verarbeitet. Die Veranstaltungen im Traumseminar sollen die Ausbildungskandidaten unterstützen, für psychoanalytisches Arbeiten zentrale Fähigkeiten auszubilden, die mit diesem besonderen Zugang zum Unbewussten verknüpft sind. Im Einzelnen geht es um die Entwicklung der Fähigkeiten 5

- beim Hören eines Traumes ein Gefühl für die dabei stattfindende Kommunikation von Unbewusst zu Unbewusst auszubilden, - ein Verständnis für die besonderen primärprozesshaften Strukturen des Traums (Verschiebung, Verdichtung, Verkehrung ins Gegenteil, Aufhebung der zeitlichen und logischen Ordnung) zu entwickeln, - beim Zuhören freie Assoziation zuzulassen und die Position einer gleichschwebenden Aufmerksamkeit einzunehmen zu können, - ein Verständnis für Symbolisierung im Traum zu entwickeln, - einen geeigneten Umgang mit den Träumen der Patienten in der Stunde zu finden, - jeweils relevante Aspekte der Theorie des Traumes in das Verständnis eines Traumes integrieren zu können. Die Förderung der Entwicklung dieser Fähigkeiten findet in erster Linie in Form eines auf Fritz Morgenthaler zurückgehenden Traumseminars statt. In diesem Traumseminar assoziiert die Gruppe der Ausbildungskandidaten gemeinsam mit den Dozenten zu einem Traum, der meist aus einer Behandlung eines Kandidaten stammt. In dem so entstehenden Assoziationsraum werden unbewusste Prozesse, Persönlichkeit und Abwehrstruktur des Patienten, aber auch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung lebendig. Darüber hinaus finden in jedem Semester ein bis zwei Abende mit theoretischem Schwerpunkt statt, in denen - aufbauend auf dem schon in den Grundbegriffen der Psychoanalyse vermittelten Überblick - folgende theoretische Inhalte vermittelt werden: klassische Traumtheorie neuere Entwicklungen in der Theorie des Traumes Analyse von Übertragung und Gegenübertragung im Traum Umgang mit dem Traum in der Stunde Die Teilnahme am Traumseminar beginnt für Kandidaten, die das Seminar Grundbegriffe der Psychoanalyse bereits abgeschlossen haben. An den entsprechenden Abenden kann dann das Traumseminar besucht werden. Nach der Zwischenprüfung ist dann die Teilnahme am gesamten Zyklus des Traumsemesters verbindlich (insgesamt ca. 10 Abende pro Jahr). Dabei sollte im Verlauf der Ausbildung von jedem Kandidaten mindestens drei Mal ein Traum vorgestellt werden. Theorie der Behandlungstechnik der Psychoanalyse Das Seminar ist für Praktikanten mit Behandlungsgenehmigung. Es findet fortlaufend statt und umfasst 6 Semester. 1. Modul: Einführung Historische Entwicklung des psychoanalytischen Settings Psychoanalytische Situation, Rahmen und Arbeitsbündnis Psychoanalytische Haltung und Abstinenz Grundregel, freie Assoziation und gleichschwebende Aufmerksamkeit Psychoanalytische Einfühlung Stundenfrequenz 2. Modul: Übertragung und Beziehung Übertragung als Wiederholung, Übertragung und Realbeziehung 6

Positive Übertragung und negative Übertragung Erotisierte Übertragung Narzisstische Übertragungsformen, Spiegelung, Idealisierung, Selbstobjekt-Übertragung Nachträglichkeit und Zurückphantasieren 3. Modul: Gegenübertragung und projektive Identifizierung Die klassischen Arbeiten zur Gegenübertragung Gegenübertragung und Rollenübernahme Konkordante und komplementäre Gegenübertragung Erotische Gegenübertragung, aggressive Gegenübertragung Gegenübertragungswiderstand Gegenübertragung und das Konzept der projektiven Identifikation bei M. Klein Normale und pathologische projektive Identifizierung bei Bion Gegenübertragung und projektive Identifizierung heute 4. Modul: Der psychoanalytische Prozess Die vierstündige Analyse Formen der Regression, Regression und Neubeginn Widerstand und Abwehr, Klassifikation der Widerstandsformen Unbewusste Kommunikation und psychoanalytischer Dialog Deutung im hier und jetzt und genetische Deutung Erinnern, (Re)Konstruktion und Durcharbeiten Beendigung der Analyse 5. und 6. Modul: Behandlungstechnische Besonderheiten Der schweigende Patient Agieren und Enactment Über-Ich-Störungen Die negative therapeutische Reaktion Aggressivität und Destruktivität in der Analyse Die maligne Regression Psychosomatische Erkrankungen Narzisstische Störungen Der traumatisierte Patient Suizidalität in der Analyse Arbeit am Stundenmaterial, Konzeptualisierung des Prozesses und Deutungstechnik Kasuistisch-technisches Seminar für Psychoanalyse Im kts haben die Kandidaten die Möglichkeit, ihre eigenen Behandlungen vorzustellen und im Kreis der Kollegen und zusammen mit den Supervisoren zu diskutieren. Dabei wird an den zur Verfügung gestellten Stundenprotokollen (Protokoll) gearbeitet, zum Teil werden zusätzlich kurze Einführungen in die Behandlung vorgetragen. Wenn ein Behandlungsverlauf präsentiert wird, liegt der Schwerpunkt auf der Konzeptualisierung der Behandlung und dem bisherigen Behandlungsprozess entlang der Entwicklung von Übertragung und Gegenübertragung (Verlauf). Jeder Kandidat soll einmal im Semester einen Fall vorstellen. Bevor ein neuer Ausbildungsabschnitt beantragt wird, soll ein Verlauf vorgestellt werden, der dann von den anwesenden Supervisoren beurteilt wird. 7

Im Rahmen des kts findet auch regelmäßig das Seminare zur psychoanalytischen Falldarstellung statt, in dem es um die Frage geht, wie eine Fallvorstellung vorbereitet wird und wie darüber gesprochen werden kann. Behandlungstechnik der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (tfp) Die tfp ist eine Modifizierung der psychoanalytischen Methode. Sie zeichnet sich durch die Begrenzung der Therapieziele aus und durch die Begrenzung der Therapiedauer. Daraus ergibt sich die spezifische Behandlungstechnik der tfp in Bezug auf Fokussierung und Strukturierung des therapeutischen Prozesses, Steuerung der Regression und Verwendung der Übertragungsdynamik. Aufbauend auf die Seminare des Grundstudiums, in denen die Theorien der Psychoanalyse und die psychoanalytische Haltung vermittelt werden, hat dieses Seminar die spezielle Behandlungstechnik der tfp zum Inhalt. Es begleitet die ersten tfp-behandlungen der Praktikanten. Ziele des Seminars sind: - die Vermittlung einer aufmerksam-wohlwollenden, fokussierten Haltung gegenüber den Patienten; - die Entwicklung von Aufmerksamkeit für Übertragungs-/ Gegenübertragungsphänomene und ein der Methode gemäßer Gebrauch der dadurch gewonnen Einsichten; -Verwendung der Übertragungsdynamik für Deutungen der Außenbeziehungen bzw. in der therapeutischen Beziehung, falls die Übertragung zum Widerstand geworden ist; - Sicherheit in der Indikationsstellung, der Einleitung der Therapie und der Etablierung des therapeutischen Rahmens bis hin zum Abschluss der Behandlung; - die Fähigkeit, einen Fokus zu entwickeln und diesen dem therapeutischen Prozess laufend anzupassen, - die Fähigkeit, in Bezug auf den Fokus zuzuhören und daraus abgeleitete Interventionen zu entwickeln, - über spezifische Behandlungsstrategien für bestimmte Krankheitsbilder zu verfügen und diese flexibel einzusetzen. 1. Modul: Einführung in die tfp (ca. 8 Abende) Formen der tfp OPD - Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik Zu Bedeutung des Konflikts in der tfp: - Realkonflikte, neurotische Konflikte - Trieb- und Triebabwehrkonflikte - Objektbeziehungskonflikte und Selbstkonflikte 2. Modul: Behandlungstechnik der tfp (ca. 15 Abende) Der Rahmen der tfp: - Behandlungsrahmen, Behandlungsbeginn und -abschluss - Kassenantrag - Medikamentöse Begleittherapie Konfliktbezogene und strukturbezogene Behandlungsstrategie Regression Widerstand Narzisstische Abwehr Agieren Drohender Behandlungsabbruch Gegenübertragungsprobleme und Abstinenz Interventionsformen 3. Modul: Störungsbezogene tfp (ca. 5Abende) 8

TfP bei Angsterkrankungen, Phobie, Hysterie TfP bei Suchterkrankungen TfP bei Borderline-Störungen TfP bei depressiven Erkrankungen TfP bei psychotischen Erkrankungen Kasuistisch-technisches Seminar für tfp Im kts haben die Kandidaten die Möglichkeit, ihre eigenen Behandlungen vorzustellen und im Kreis der Kollegen und zusammen mit den Supervisoren zu diskutieren. Dabei wird an den zur Verfügung gestellten Stundenprotokollen gearbeitet, zum Teil werden zusätzlich kurze Einführungen in die Behandlung vorgetragen. Wenn ein Behandlungsverlauf präsentiert wird, liegt der Schwerpunkt auf der Konzeptualisierung der Behandlung und dem bisherigen Behandlungsprozess entlang der Entwicklung von Übertragung und Gegenübertragung (Verlauf). Jeder Kandidat soll einmal im Semester einen Fall vorstellen. Bevor ein neuer Ausbildungsabschnitt beantragt wird, soll ein Verlauf vorgestellt werden, der dann von den anwesenden Supervisoren beurteilt wird. Im Rahmen des kts findet auch regelmäßig das Seminare zur psychoanalytischen Falldarstellung statt, in dem es um die Frage geht, wie eine Fallvorstellung vorbereitet wird und wie darüber gesprochen werden kann. Literaturseminar Hier stellen Dozenten des IPB Texte vor, die ihnen persönlich besonders wichtig sind und die sie mit den Kandidaten diskutieren möchten: Texte aus Theorie und Praxis der Psychoanalyse, aber auch aus Literatur, Gesellschaft, Forschung. In manchen Jahren gibt es ein gemeinsames Thema, z.b. Scham oder Der Ödipuskomplex. Auch Kandidaten können Vorschläge für Texte oder bestimmte Themen machen und an der Gestaltung der Abende mitwirken. Es findet jeweils an 6 Abenden des Wintersemesters statt. 9