Studienbegleitende Prüfung / Modulprüfung / Diplomprüfung Funktionentheorie I SS 2010 Lösungsvorschläge Version vom

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Transkript:

Studienbegleitende Prüfung / Modulprüfung / Diplomprüfung Funktionentheorie I SS 2010 svorschläge Version vom 2382010 Aufgabe 1 (2+2 Punkte) a) Sei f : C C gegeben durch f(z) := 5 5i 1 2i + ez z Geben Sie Re f und Im f als Funktionen von x := Re z und y := Im z an b) Bestimmen Sie alle holomorphen Funktionen g : E C, für die Im g(z) = x 2 y 2 +e x cos y mit x := Re z, y := Im z, z C gilt (Es genügt, die (en) in der Form g = g(x, y) anzugeben) a) Für jedes z C gilt (mit x := Re z und y := Im z) f(z) = 5 5i 1 2i + (1 i)(1 + 2i) ez z = 5 (1 2i)(1 + 2i) + ex+iy (x iy) = 5 3 + i 5 Also folgt + e 2iy = 3 + i + cos(2y) + i sin(2y) Re f(z) = 3 + cos(2y) und Im f(z) = 1 + sin(2y) b) Wie üblich setzen wir u(x, y) := Re g(x + iy) und v(x, y) := Im g(x + iy) für alle x, y R Insbesondere soll also v(x, y) = x 2 y 2 + e x cos y gelten Damit g holomorph ist, müssen in jedem Punkt die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen u x = v y, u y = v x gelten (und insbesondere die entsprechenden partiellen Ableitungen existieren) Wir erhalten u x = v y = 2y e x sin y Daraus folgt u(x, y) = 2yx e x sin y + h(y) mit einer gewissen differenzierbaren reellwertigen Funktion h = h(y) und damit u y = 2x e x cos y+h (y) Andererseits soll u y = v x = (2x + e x cos y) gelten Wir erhalten h 0 und daraus (weil E zusammenhängend ist) h c mit einer gewissen Konstanten c R Alle en g haben also die Form g = g(x, y) = 2yx e x sin y + c + i(x 2 y 2 + e x cos y), wobei c R Umgekehrt sieht man mit Hilfe der obigen Rechnung direkt (weil die partiellen Ableitung stetig sind und g also total differenzierbar ist), daß jede Funktion g der obigen Form (mit beliebigem c R) der Aufgabe ist Bemerkung: Es gilt g(z) = i(x 2 + 2iyx y 2 ) + ie x (cos y + i sin y) + c = i(x + iy) 2 + ie x e iy + c = iz 2 + ie x+iy + c = i(z 2 + e z ) + c 1

Aufgabe 2 (1+2 Punkte) a) Formulieren Sie den Satz von Liouville b) Sei f : C C holomorph Weiter gelte f(z) = f(z + 1) = f(z + i) für alle z C Zeigen Sie, daß f konstant ist a) Jede beschränkte ganze Funktion ist konstant b) Für x R bezeichnen wir die Gauß-Klammer mit [x] := max{ n Z : n x } Offenbar gilt f(z) = f(z + n + im) für alle n, m Z und alle z C Daher gilt für jedes z C f(z) = f(x + iy) = f(x [x] + i(y [y]), wobei x := Re z und y := Im z Wegen x [x], y [y] [0, 1] erhalten wir f(c) = f([0, 1] + i[0, 1]) Weil [0, 1] + i[0, 1] kompakt ist, ist f(c) = f([0, 1] + i[0, 1]) kompakt; also ist f beschränkt Nach dem Satz von Liouville folgt, daß f konstant ist Bemerkung: Weil in C nichtleere kompakte Mengen nicht offen sein können, kann man alternativ aus der Kompaktheit von f(c) mit dem Satz von der Gebietstreue schließen, daß f konstant ist 2

Aufgabe 3 (1+1+3 Punkte) Berechnen Sie den Wert der folgenden Kurvenintegrale: 1 cosh z a) dz Hinweis: cosh z := ez + e z für z C U 2 (1) z 2 2 sin z b) dz (z π) 36 c) U 1 (π) U 8 (0) 1 + z 2 e z 1 dz a) Der Integrand ist offenbar holomorph auf C\{0} Im Punkt 0 hat der Nenner eine doppelte Nullstelle Wegen (1 cosh z) z=0 = 0 und (1 cosh z) z=0 = sinh 0 = 0 hat der Zähler in 0 eine Nullstelle, deren Ordnung mindestens 2 ist Also hat der Integrand in 0 eine hebbare Singularität Das gesuchte Kurvenintegral stimmt also mit einem Kurvenintegral einer ganzen Funktion längs einer geschlossenen Kurve überein Nach dem Cauchyschen Integralsatz erhalten 1 cosh z wir dz = 0 z 2 U 2 (1) b) Wegen sin O(C) erhalten wir mit der Cauchyschen Integralformel sin (35) (π) = 35! sin z dz 2πi (z π) 36 U 1 (π) Es ist sin = cos, sin = sin, sin = cos, sin = sin,, sin (35) = cos sin z 2πi 2πi Also gilt dz = ( cos π) = (z π) 36 35! 35! U 1 (π) c) D := U 9 (0) ist ein Elementargebiet Für alle z D gilt e z 1 = 0 e z = 1 z (2πiZ) D = { 2πi, 0, 2πi} Also ist der Integrand f(z) := 1 + z2 holomorph auf D \ { 2πi, 0, 2πi} und nach dem Residuensatz folgt dz = 2πi(Res(f; 2πi) + Res(f; 0) + Res(f; 2πi)) e z 1 1 + z 2 e z 1 U 8 (0) Für a { 2πi, 0, 2πi} gilt (e z 1) z=a = 0 und (e z 1) z=a = ea = 1 Gemäß den Formeln zum Berechnen der Residuen (Satz 717 iii) erhalten wir Res(f; ±2πi) = 1 + (±2πi) 2 = 1 4π 2 und 1 + z 2 Res(f; 0) = 1 Insgesamt folgt e z 1 dz = 2πi(3 8π2 ) U 8 (0) 3

Aufgabe 4 (3 Punkte) Berechnen Sie den Wert des folgenden uneigentlichen Integrals: t 2 3t + 5 (t 2 + 1) 2 dt Wir setzen P (x) := x 2 3x + 5, Q(x) := (x 2 + 1) 2, wobei x C und f := P Q auf C \ N(Q) Q hat offenbar keine reellen Nullstellen, es ist N(Q) = {i, i} und insbesondere N(Q) H = {i} Weiter gilt GradQ = 4 2 + 2 = GradP + 2 Also folgt mit Satz 729 t 2 3t + 5 (t 2 + 1) 2 dt = 2πiRes(f, i) Weiter gilt Q(x) = (x + i) 2 (x i) 2 und P (i) 0, also hat f in i eine doppelte Polstelle Gemäß den Formeln zum Berechnen der Residuen (Satz 717 ii) erhalten wir ( ) 1 d 2 1 z Res(f; i) = (z i) 2 2 3z + 5 f(z) = = (2 1)! dz 2 1 z=i (z + i) 2 z=i ( ) (2z 3)(z + i) 2 (z 2 3z + 5) 2(z + i) = 3i (z + i) 4 2 Insgesamt folgt z=i t 2 3t + 5 (t 2 + 1) 2 dt = 2πi 3i 2 = 3π 4

Aufgabe 5 (4 Punkte) Entscheiden Sie (ohne Begründung) durch entsprechendes Ankreuzen, welche der folgenden Aussagen richtig, welche falsch sind (pro richtiger Antwort + 1 /2 Punkt, pro falscher Antwort 1 /2 Punkt; Enthaltung möglich; Minimalgesamtpunktzahl 0) a) Seien f, g : C C holomorph mit f g 0 Dann ist f oder g konstant : Richtig (Gemäß Satz 66 folgt sogar f 0 oder g 0) b) Seien f, g : C C holomorph mit f g 1 Dann ist f oder g konstant : Falsch (f(z) := e z, g(z) := e z für z C ist ein Gegenbeispiel) c) Die Möbiustransformationen z 2 4z + 2 und sind zueinander invers 3z 4 3z + 1 ( ) ( ) ( ) 1 2 4 +2 2 0 : Richtig (Es gilt = = 2E und die Aussage folgt 3 4 3 1 0 2 gemäß Satz 39) d) Es gibt eine konforme Abbildung f : E E mit f( 1 /2) = i /4 : Richtig (Gemäß Lemma 618 gibt es konforme Abbildungen φ1/2 : E E und φi/4 : E E mit φ1/2( 1 /2) = 0 und φi/4(0) = i /4 φi/4 φ1/2 leistet das Gewünschte) e) Die Menge n N U 1 (n) ist ein Elementargebiet N : Richtig Für jedes feste N N ist U 1 (n) ein Elementargebiet, was man induktiv n=1 mit Satz 433 leicht einsieht U 1 (n) ist also die Vereinigung einer aufsteigenden Folge von n N Elementargebieten, also gemäß Satz 434 ein Elementargebiet) f) Es gibt eine holomorphe Funktion f : E C mit Bild f = Q + iq Hinweis: Q + iq := { x + iy : x, y Q } : Falsch (Nach dem Satz von der Gebietstreue wäre dann Bild f = Q + iq offen, dies ist aber offensichtlich falsch) g) Wenn f : C\{0} C holomorph ist, dann ist die Potenzreihenentwicklung um 1 von f nicht konvergent im Punkt i : Falsch (Jede ganze Funktion, insbesondere die Nullfunktion, ist ein Gegenbeispiel) h) Es gibt eine auf C holomorphe Funktion mit f( 1 e n ) = n für alle n N : Richtig (f := Log O(C ) leistet das Gewünschte) 5

Aufgabe 6 (3 Punkte) Sei r > 0 Weiter seien f, g : U r (0) C stetig und nullstellenfrei Außerdem seien f und g auf U r (0) holomorph und es gelte f(z) = g(z) für alle z U r (0) Zeigen Sie, daß es ein λ C mit λ = 1 gibt so, daß f = λg gilt Die stetige Funktion h : U r (0) C, wobei h := f /g, nimmt auf dem Kompaktum U r (0) ihr Maximum an Weiter gilt h 1 auf U r (0) und h O(U r (0)) Wir zeigen, daß h konstant ist Angenommen nicht, dann folgt nach dem Maximumprinzip, daß h(z) < 1 für alle z U r (0) gilt (andernfalls gibt es a U r (0) mit f(a) = max h (U r (0)), was dem Maximumprinzip wiederspricht) Weiter ist dann auch 1 /h nicht konstant und mit der gleichen Argumentation wie eben folgt ( 1 /h)(z) < 1 für alle z U r (0) Also gilt für alle z U r (0) 1 < h(z) < 1 Also ist h konstant Offenbar leistet dann λ := h(r) das Gewünschte 6

Aufgabe 7 (3 Punkte) Sei λ R mit λ > 1 Zeigen Sie, daß die Gleichung e z + z = λ in der rechten Halbebene { z C : Re z > 0 } genau eine hat Zeigen Sie außerdem, daß diese reell ist Wir bezeichnen die rechte Halbebene mit C Re>0 := { z C : Re z > 0 } Für jedes z C setzen wir f(z) := z λ, g(z) := e z und h := f + g Für alle z C Re>0 gilt dann e z + z = λ h(z) = 0 Für jedes y R gilt g(iy) = e iy = 1 < λ = Re(iy λ) iy λ = f(iy) Für alle z C Re>0 gilt g(z) = e (Re z+i Im z) = e Re z < e 0 = 1 Für alle z C Re>0 mit z 2λ gilt z λ z λ 2λ λ = λ > 1 Für solche z gilt also g(z) < f(z) und damit h(z) f(z) g(z) > 0 Insbesondere befinden sich alle in C Re>0 liegenden Nullstellen von h in U 2λ (0) Auf dem Kompaktum U 3λ (0) haben die ganzen Funktionen f und f + g nur endlich viele Nullstellen (weil sonst N(f) und N(f + g) nicht diskret in C wären) Insbesondere haben f und f + g nur endlich viele Nullstellen im Elementargebiet D := U 3λ (0) Wir definieren α : [ π /2, π /2] C und β : [ 2λ, 2λ] C durch α(t) := 2λe it bzw β(t) = it Weiter setzen wir γ := α β, wobei wir die Zusammensetzung von solchen Kurven wie in den entsprechenden Musterlösungen zu den Übungsblättern verstehen Im 2iλ α β 2λ -2iλ Re Offenbar verläuft dann γ in D, es gilt Int(γ) = U 2λ(0) C Re>0 und jeder Punkt im Innern wird einmal umlaufen Weiter gilt Bild γ = i[ 2λ, 2λ] ( U 2λ(0) C Re>0 ) und wir haben bereits gesehen, daß auf Bild γ g < f gilt Nach dem Satz von Rouché haben f und h = f + g also in U 2λ(0) C Re>0 gleich viele Nullstellen f hat dort offenbar genau die einfache Nullstelle λ Wir schließen, daß h in U 2λ(0) C Re>0, und also auch in C Re>0, genau eine Nullstelle hat Diese Nullstelle ist reell: Angenommen es gibt z C Re>0 mit h(z) = 0 und z / R Dann gilt z C Re>0, z z und h(z) = e z + z λ = e z + z λ = h(z) = 0 Dann hat h in C Re>0 also mindestens zwei Nullstellen 7

Alternative zu Aufgabe 7 Mit x := Re z, y := Im z gilt: e z + z = λ e x (cos y i sin y) + x + iy λ = 0 e x cos y + x λ + i( e x sin y + y) = 0 ( e x cos y + x λ und e x sin y + y = 0 ) Für z C Re>0 gilt x > 0 und dann gilt 0 < e x < 1 Damit folgt e x sin y sin y y und Gleichheit kann bei der letzten Abschätzung nur gelten falls y = 0 Wir erhalten e x sin y + y = 0 y = 0, weshalb e z + z = λ insbesondere nur reelle en haben kann Es bleibt zu zeigen, daß f(x) := e x +x λ (wobei x R) genau eine positive Nullstelle besitzt Es gilt f(0) = 1 λ < 0 nach Voraussetzung und f(λ) = e λ > 0 Nach dem Zwischenwertsatz hat die stetige Funktion f also eine Nullstelle in (0, ) Außerdem ist f differenzierbar und es gilt f (x) = e x + 1 für alle x R Auf (0, ) gilt also f > 0, also ist f dort streng monoton wachsend Also besitzt f genau eine positive Nullstelle 8