Was kann man Kindern zumuten? Kinderbetreuung aus entwicklungspsychologischer Sicht Harald WERNECK, Fakultät für Psychologie Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung Impuls-Vortrag im Rahmen der Veranstaltung Familie 3.0 Impulse für Gesellschaft, Wissenschaft und Politik Wien, 20. November 2014 Liebiggasse 5/1 A-1010 Wien Tel.: +43 1/4277 472-62 Fax: +43 1/4277 8 472-62 e-mail: harald.werneck@univie.ac.at www: http://homepage.univie.ac.at/harald.werneck
Wie viel Betreuung braucht ein Kind? in welchem Alter? Welche Betreuung braucht ein Kind? welches Kind? Wer soll das Kind betreuen? Wie viele Bezugspersonen sind optimal für ein Kind? in welchem Alter? Wie viel Freiräume brauchen welche Kinder wann? Was sollte man Kindern zutrauen/zumuten, was nicht? Folie 2 (von 15)
Kinderkrippen werden nicht als eine Einrichtung verstanden, die den Kleinkindern optimale Erziehungsvoraussetzungen schaffen sollen, sondern als Notlösung für Mütter, die ihre Kleinkinder wegen ihrer Berufstätigkeit oder aus anderen Gründen nicht betreuen können oder wollen (Bundeskanzleramt, 1979). Folie 3 (von 15)
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National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) Study of Early Child Care (Huston & Rosenkrantz Aronson, 2005): 1.053 Mütter (Zeitbudgetstudie; urspr. 7- bis 8-Monate alte Kinder); insg. keine signif. Zusammenhänge zwischen der gemeinsam verbrachten Zeit und Bindungssicherheit, sozialer Kompetenz und sprachlicher Entwicklung (15-36 Monaten); berufstätige Mütter nützen die (geringere) Zeit mit ihren Kindern anders (mehr mit sozialen Interaktionen); Folie 5 (von 15)
Australische Studie üb. mütterl. Erwerbstätigkeit und Bindungssicherheit (Harrison & Ungerer, 2002): Mütter, die vor der Geburt des Kindes positiver zu mütterlicher Erwerbsarbeit eingestellt waren, hatten - weniger Bedenken gegenüber außerfamiliären Betreuungsformen, - stiegen früher in den Beruf (wieder-) ein und hatten - eher sicher gebundene Kinder; Zusammenhang zwischen früher mütterlicher Erwerbstätigkeit und Bindungsunsicherheit wird stark beeinflusst/vermittelt durch die erhöhte Sorge bzw. Depressivität der Mütter; (Stifter, Coulehan & Fish, 1993) Folie 6 (von 15)
Qualität in der außerfamiliären Kindertagesbetreuung (Beckh, Mayer, Berkic & Becker-Stoll, 2014) Daten aus Nationaler Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit / NUBBEK (1956 Familien) - Krippengruppen (118) - Tagespflegestellen (164) - Altersgemischte Gruppe (139) - Kindergartengruppen (146) Folie 7 (von 15)
Pädagogische Qualität im Durchschnitt * * Ü3-Bereich U3-Bereich Folie 8 (von 15)
Pädagog. Qualität in den einzelnen Teilbereichen (U3) * * * * * Folie 9 (von 15)
Bindungsbeziehungen in Doppelbetreuungen: Kinder in Krippen und Tagespflege im Vergleich (Supper, Piskernik & Ahnert, 2014) Daten aus Wiener Krippenstudie (WiKi) Erzieherin / Krippe / (n = 100) Tagesmutter / -pflege (n = 196) ausschl. famil. Betreuung (n = 104) Folie 10 (von 15)
Bindungsbeziehungen in Doppelbetreuungen Folie 11 (von 15)
Zusammenfassung und Fazit (1): Die Einstellungen und auch der Stand der Forschung zur Kinderbetreuung (speziell < 3 J.) ändern sich. Die Idealvorstellungen und auch die gelebte Praxis der Kinderbetreuung unterscheiden sich regional beträchtlich. Verschiedene Betreuungsformen z.b. familiär vs. außerfamiliär bewirken nicht automatisch eine bessere od. schlechtere kindliche Entwicklung. Die Erwartungshaltungen moderieren wesentlich den Erfolg unterschiedlicher Betreuungsformen. Folie 12 (von 15)
Zusammenfassung und Fazit (2): Umfassenderes und vielfältigeres Angebot positiv; Aber: Qualitätsniveau der außerfamilialen Kindertagesbetreuung optimierbar; Fokus künftig mehr auf Verbesserung der Qualität (z.b. Gruppengrößen, Ausbildung); Im Detail gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Betreuungsformen. In der Tagespflege entwickeln Kinder (< 3 J.) z.b. eher sichere Beziehungen zur Betreuungsperson als in Krippen; Vorteile in kog. Bereichen; Krippe: Vorteile bei soz. Kompetenzen; Es gibt nicht die einzig richtige Antwort auf die Frage nach der absolut besten Betreuungsform; hängt maßgeblich von persönlichen und gesellschaftlichen Erwartungen und Rahmenbedingungen ab. Passendstes Modell im Einzelfall finden Goodness of fit ; Folie 13 (von 15)
Danke für die Aufmerksamkeit. Folie 14 (von 15)