Analyse von 948 Radunfällen im Stadtgebiet Bochum



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Transkript:

Ruhr-Universität Bochum Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil-Universitätsklinik Direktor: Prof Dr. med. G Muhr Analyse von 948 Radunfällen im Stadtgebiet Bochum Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin Vorgelegt von Heinrich Florian Schmitz aus München 2000

Dekan: Referent: Prof. Dr. med. Gert Muhr Privatdozent Dr. med. Gunnar Möllenhoff Korreferent: Tag der mündlichen Prüfung: 2

ABSTRACT Heinrich Florian Schmitz Analyse von 948 Radunfällen im Stadtgebiet Bochum Es wurde eine retrospektive Studie über 948 Unfälle mit Fahrradbeteiligung in Bochum in den Jahren 1993 und 1995-1997 durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, welche Bevölkerungsgruppen am häufigsten in Fahrradunfälle verwickelt sind und welche Unfallursachen vorliegen. Auffallend sind die hohen Unfallzahlen von Kindern und Jugendlichen, die mit dem Fahrrad verunglücken. Daher wurden die Unfallursachen in verschiedenen Altersgruppen untersucht. Die Unterteilung erfolgte in die Gruppe der über 16jährigen und die Gruppe der bis einschließlich 15jährigen, um herausfinden zu können, warum gerade so viele Kinder im Straßenverkehr verunglücken. Pkw-Fahrer waren am häufigsten Unfallgegner von Radfahrern. Zum einen liegen die Unfallursachen in der Unachtsamkeit der Pkw-Fahrer, die den Radfahrer beim Abbiegen oft übersehen und zum anderen bei den Radfahrern, die häufig die falsche Fahrbahn benutzen. Auch Alkoholabusus führt in vielen Fällen bei den über 16jährigen zu Unfällen. Am häufigsten ereignen sich Unfälle in Kreuzungsbereichen, da dort ein direkter Kontakt zwischen den Radfahrern, die auf einem Radweg fahren, und den anderen Verkehrsteilnehmern besteht. Durch eine Übersichtskarte, in der Unfallorte markiert wurden, konnten Kreuzungen mit einer hohen Anzahl von Radunfällen visualisiert werden. Die Analyse des Helmtrageverhaltens der verunfallten Radfahrer ergab ein signifikant höheres Verletzungsrisiko für Radfahrer, die keinen Helm trugen. In den Sommermonaten von Mai bis September ereignen sich die meisten Unfälle. Im Tagesvergleich passieren diese Unfälle hauptsächlich an Werktagen (montags bis freitags). Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren im Besonderen auf die Einhaltung von Verkehrsregeln geachtet werden muss. Bei Jugendlichen und Erwachsenen müssen zusätzlich Alkoholkontrollen für Radfahrer eingeführt werden. Radwege müssen für Pkw-Fahrer besser, durch gezielte Beschilderung, deutlich gemacht werden. Kreuzungsbereiche sollten von Beauftragten der Stadt Bochum gesichtet und die Gefahrenquellen ausgeschaltet werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, eine Helmpflicht für Radfahrer einzuführen. 3

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 5 2. Material und Methodik 9 2.1 Materialbeschaffung 9 2.2 Aufnahme und Verwertung der Unfalldaten 11 2.3 Erstellung und Auswertung der Tabellen 11 2.4 Graphische Darstellung des Unfallortes 13 3. Ergebnisse 14 3.1 Verkehrsbeteiligte an den Fahrradunfällen 14 3.2 Altersverteilung 15 3.3 Unfallursachen beim Pkw und Radfahrer 17 3.4 Unfallzeitpunkt 21 3.5 Analysen der Unfallursachen in Abhängigkeit vom Alter der Verkehrsbeteiligten 24 4. Diskussion 39 5. Literaturverzeichnis 49 6. Anhang 55 Anhang 1 55 Anhang 2 96 Anhang 3 100 Anhang 4 103 Anhang 5 108 7. Danksagung 8. Lebenslauf 4

1. Einleitung Diese Arbeit befaßt sich mit dem Fahrradunfallverhalten in Bochum, einer Stadt im Ruhrgebiet, mit annährend 400000 Einwohnern und einer Größe von 145,38 qkm 1. In Bochum gab es 1998 190028 zugelassene Kraftfahrzeuge und ein Straßennetz von 963,2 Längenkilometern, davon 27,5 Kilometer Autobahnen, die von Radfahrern nicht benutzt werden dürfen. 29,9 Kilometer sind Bundesstraßen und die verbleibenden 905,8 Kilometer fallen unter den Begriff sonstige Straßen. Das Fahrradfahren erfreut sich bei der deutschen Bevölkerung von Jahr zu Jahr größerer Popularität. Der Bestand an Fahrrädern wird zur Zeit auf 75 Millionen geschätzt 2. Im Durchschnitt besitzt jeder Deutsche ein Fahrrad bei steigender Tendenz. Demgegenüber sinkt die Zahl der polizeilich registrierten Fahrradunfälle in Deutschland seit 1993. Im Jahr 1998 verunglückten 73754 Radfahrer in Deutschland, davon wurden 56541 leicht verletzt, 16553 schwer verletzt und 660 getötet. Zum Vergleich 1997: 78605 Verunglückte, 59710 leicht Verletzte und 710 Getötete 3. Die reale Zahl der verunglückten und verletzten Radfahrer liegt höher, da viele Fahrradstürze nicht polizeilich gemeldet werden (Delank et al., 1995). Die Dunkelziffer für nicht gemeldete schwere und leichte Radunfälle liegt zwischen 70% und 80%. Sie nimmt mit abnehmendem Alter zu (Hautzinger et al., 1993). Verletzungen an Kopf und Extremitäten zählen bei Radunfällen zu den häufigsten Verletzungsarten (Noakes, 1995), die durch das Tragen von Fahrradhelmen verringert werden könnten (Thompson et al., 1996). Daher wird in der Verkehrserziehung besonders das Tragen eines Schutzhelmes vermittelt. Um Verletzungen zu reduzieren, müssen Fahrradhelme verbessert werden. Wesentliche Verbesserungsvorschläge wären ein Kinnschutz für Radfahrhelme, Gewichtsverminderung und eine bessere Belüftung (Sacks et al., 1991; Thompson et al., 1996; Acton et al., 1996; 1 Polizeipräsidium Bochum, Verkehrsunfallstatistik; 1998 2 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen; 1999 3 statistisches Bundesamt Wiesbaden; 1998 5

Sosin et al., 1996). Seit 1992 wird in der Bundesrepublik Deutschland eine Zunahme des Trageverhaltens von Fahrradhelmen bei Kindern und Jugendlichen gesehen. Neuere Analysen aus der BRD zeigen für das Jahr 1997 in der Altersgruppe der bis 10jährigen mehr als 40% Helmträger 4. In der darüberliegenden Altersgruppe (11 bis 16jährige) liegt die Helmtragequote bei 12% und in den Altersgruppen der über 16jährigen liegt die Quote bei 6% (Rowe et al., 1995). Die Akzeptanz von Radhelmen und das Helmtrageverhalten kann durch Aufklärungskampagnen, Empfehlungen und Gesetze gesteigert werden. Im Bundesstaat Victoria, Australien, wurde zum ersten Juli 1990 weltweit erstmalig ein Gesetz zur Helmtragepflicht von Radfahrern verabschiedet, was spürbar zur Verringerung von schweren Kopfverletzungen führte. Die Helmtragequote stieg von 31% auf 75% an (Vulcan et al., 1992). Kritiker sehen durch diese Gesetzesverordnung einen Rückgang des Fahrradgebrauches bei jüngeren Fahrradbenutzern und ermittelten eine Reduktion der behandelten Kopfverletzungen um nur 13% (Robinson, 1996). Die tivation zur Radnutzung ist im internationalen Vergleich unterschiedlich (Seijts, 1995). Während in den USA das Fahrradfahren als sportlicher Ausgleich gesehen wird, wird das Fahrrad in den Niederlanden und der BRD, aufgrund geringerer Distanzen, als tägliches Transportmittel genutzt. Diese Differenz wird sich durch ein weiter steigendes Umweltbewußtsein und ansteigender Energiekosten in den nächsten Jahren weiter verstärken (Grandel et al., 1994). In Europa wird das Radfahren durch ein immer größer werdendes Fitnessbewußtsein und eine längere Lebenserwartung weiter zunehmen (Grandel et al., 1994; Basner et al., 1993). Regelmäßiges Radfahren (½ h, 3 bis 4 mal pro Woche) wird aufgrund körperlicher Bewegung und der damit vermiedenen Umweltverschmutzung, auch wenn Unfälle in Kauf genommen werden, als gesundheitsfördernd angesehen (Hillman, 1992). 4 Bundesanstalt für Straßenwesen, bast; 1998 6

Während eine fahrradfreundliche Verkehrsplanung Radunfälle vermindert, erhöht eine zunehmende Verkehrsdichte die Risiken von Radunfällen (Hillman, 1992). Eine fahrradfreundliche Verkehrsplanung der Kommunen steigert das Fahrradaufkommen und vermindert das Pkw-Aufkommen in den Stadtzentren. In der Stadt Münster werden 40% aller anfallenden Fahrten im Innenstadtbereich mit dem Fahrrad zurückgelegt (Grandel et al., 1994). Männer verunglücken im Gegensatz zu den Frauen häufiger mit dem Fahrrad und sind Hauptverursacher von Fahrradunfällen (Noakes, 1995). Radfahrer mit Führerschein sind seltener an Fahrradunfällen beteiligt, als Radfahrer, die keinen Führerschein besitzen (Ellinghaus et al., 1993). Die Mehrzahl der Fahrradunfälle wurden innerorts registriert (1998 allein 47839 Leichtverletzte). Allerdings werden, unter Berücksichtigung der Unfallhäufigkeit, Radfahrer außerhalb geschlossener Ortschaften häufiger getötet. Zum Vergleich: 1998 ereigneten sich 288 Unfälle mit tödlichem Ausgang für den Radfahrer außerorts und 349 innerorts 5. Der Mai ist der unfallreichste nat. Die Mehrzahl der Unfälle geschieht in den Sommermonaten auf trockener Straße (Öström et al., 1993; Zentner et al., 1996; See et al., 1997), da der Anreiz, bei schönem Wetter mit dem Rad zu fahren, größer ist. Kinder verunglücken vielfach am frühen Nachmittag beim Spielen, während junge Erwachsene mehr in den frühen rgen- und Abendstunden verunglücken (Grandel et al., l993). Kinder und Jugendliche sind am häufigsten Unfallopfer 5. 1998 verunglückten in Deutschland 16054 Radfahrer unter 15 Jahren. Mehr als die Hälfte dieser jungen Radfahrer (8071) waren Hauptverursacher der Unfälle. Während in allen anderen Altersklassen das Geschlechterverhältnis der verunfallten Radfahrern nahezu gleich ist, verunglücken bei den unter 15jährigen fast 3 mal so viele männliche Radfahrer. Zudem waren die männlichen Radfahrer 2 mal häufiger Hauptunfallverursacher als weibliche Radfahrer in dieser Altersklasse (Cushman et al., 1990; Sosin et al., 1996). 5 statistisches Bundesamt, Wiesbaden; 1998 7

Zielsetzung der Arbeit: Diese Studie soll die Unfallursachen von Radunfällen in Bochum aufzeigen: Durch Radfahrer bedingte Unfallursachen waren u. a.: Benutzung der falschen Fahrbahn Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (hierzu zählen sowohl das Einfahren in den Straßenverkehr, als auch das Anfahren vom Fahrbahnrand) Alkoholmißbrauch Mißachtung von Vorfahrtregeln und Zeichen. Durch Pkw-Fahrer verursachte Unfälle ereigneten sich hauptsächlich durch: Fehlerhaftes Verhalten des Pkw-Fahrers beim Abbiegen Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen Fehlerhaftes Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr, vornehmlich beim Ausfahren von einem Grundstück. In dieser Arbeit wird eine Detailanalyse der Unfälle unter besonderer Berücksichtigung des Alters der Verkehrsteilnehmer, des Unfallortes, der Straßenführung und des Unfallzeitpunktes durchgeführt. Aufgrund der Analyse werden Empfehlungen für die Stadt Bochum zur Vermeidung von Radunfällen herausgegeben. 8

2. Material und Methodik 2.1 Materialbeschaffung Die Grundlagen dieser Studie basieren auf Daten, die durch das Polizeipräsidium Bochum erhoben und uns zur Verfügung gestellt wurden. Hierbei handelt es sich um 948 polizeilich registrierte Verkehrsunfälle im Stadtgebiet Bochum mit Fahrradbeteiligung in den Jahren 1993 und 1995 bis 1997 Informationsquellen für diese Studie: 1) Medline Literaturrecherche (1966 bis Dez. 1998) 2) Bundesanstalt für Straßenwesen (bast): Radfahrer mit Schutzhelm im Innerortsverkehr (alte und neue Bundesländer 1992 bis 1998) Verkehrssicherheit durch Fahrradschutzhelme 3) Statistisches Bundesamt Gruppe Verkehr: Zweiradunfälle im Straßenverkehr 1996 und 1998 4) Deutsche Verkehrswacht e.v.: Die Radfahrausbildung 5) DEKRA- Studie: Untersuchung zum Unfallgeschehen mit Fahrrädern 6) Verkehrsunfallstatistik 1998: Polizeipräsidium Bochum 7) Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. (GDV): Eine Studie von Dipl.-Ing. Horst Hülsen zu Unfällen mit Radfahrern in Bayern Anfang der 90er Jahre 9

8) Gemeindeunfallversicherung (GUVV): Broschüre: Kinder im Straßenverkehr von Frau Prof. Limbourg Umfangreiche Studie über das Verhalten von Kindern im Straßenverkehr 9) Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.v. Bonn: Broschüre: Radfahren ist kein Kinderspiel Aufklärungsinformation für Eltern 10) Uniroyal Studie Nr. 18 Broschüre: Radfahrer - Jäger und Gejagte 1993 Untersuchung über die Unfallgefährdung von Radfahrern und der durch sie heraufbeschworenen Gefahren 11) Fahrradbericht 1998 Erster Bericht der Bundesregierung über die Situation des Fahrradverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland 1998 Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen 12) Studie: Verhalten von 450 radfahrenden Schülern der Stadt Bochum und Akzeptanz von Fahrradhelmen (Dissertationsarbeit von U. Skok, Bochum) 2.2 Aufnahme und Verwertung der Unfalldaten Daten zum Unfallhergang werden von Polizeibeamten an der Unfallstelle katalogisiert und mit Schlüsselnummern versehen (s. Anhang 2-4)). Diese Informationen zum Unfallhergang werden anschließend im Polizeipräsidium in einen Rechner eingegeben und gespeichert. Da keine Kompatibilität zwischen den Datensätzen des Rechners im Polizeipräsidium und unserem PC bestand, wurden uns die Daten ausgedruckt übermittelt. Die Daten beziehen sich auf die Jahre 1993 und 1995 bis 1997. Die Daten für 1994 lagen nicht vor. 10

2.3 Erstellung und Auswertung der Tabellen Zur Auswertung wurden die Daten in eine Tabelle des Softwareprogramms EXCEL eingegeben. Auf der Ordinate der Tabelle erfolgte die alphabetische Auflistung der Straßen, auf denen sich die Unfälle ereignet hatten. Auf der Abszisse wurden Daten zu dem jeweiligen Unfallgeschehen des entsprechenden Unfallortes eingetragen. Lag der Unfall im Kreuzungsbereich, so wurde die einmündende Straße ebenfalls erfaßt. Bei Unfällen auf gerader Strecke wurden Meterangaben bis zur nächsten Kreuzung mit Himmelsrichtungsangabe aufgenommen. Weiter wurden der Wochentag und die Witterung zum Zeitpunkt des Unfalls, das Datum und die Uhrzeit aufgezeichnet. Bei der Witterung wurde nach Trockenheit, Regen, Schneefall/Hagel und Sichtverhältnissen (Nebel/Dunst) unterschieden. Die Dokumentation war diesbezüglich sehr unvollständig. Desweiteren wurden folgende Sondererhebungen festgehalten: Altersgruppe (Kind, Jugendlicher, Erwachsener) Anlaß (Schulweg, Freizeit, Sport) Örtliche Gegebenheiten (z.b. Tempo 30 Zone). Seit Juli 1997 wurde auch das Tragen eines Helms dokumentiert. Die Unfallursachen (s. Anhang 4) wurden getrennt nach Verkehrsbeteiligtem 1 (VB 1) und Verkehrsbeteiligtem 2 (VB 2) registriert. Der VB 1 wird von der Polizei initial als Hauptunfallverursacher angesehen, der VB 2 als Unfallopfer. Der Verkehrsbeteiligte 3 wurde wegen Geringfügigkeit vernachlässigt. Waren für VB 1 und VB 2 Unfallursachen angegeben, so wurden beide Verkehrsteilnehmer als Unfallverursacher gewertet. Weiterhin wurden das Alter und der Verletzungsgrad der Verkehrsbeteiligten registriert. Bei Unfällen mit Personenschäden wurde nach nicht verletzt, leicht verletzt, schwer verletzt und tödlich verletzt unterschieden. Leichtverletzte sind Personen, die nur einer ambulanten ärztlichen Behandlung bedurften. Schwerverletzte waren Personen, die länger als 24 Stunden im Krankenhaus verbleiben 11

mussten. Als getötete Personen galten diejenigen, die innerhalb von 30 Tagen an den Unfallfolgen verstarben 6. Unfalltypen wurden in folgende Gruppen eingeteilt: 1. Fahrunfall durch nicht angepaßte Geschwindigkeit 2. Abbiegeunfall, entstanden beim Abbiegevorgang eines Verkehrsteilnehmers 3. Unfall, entstanden beim Einfahren in den Kreuzungsbereich 4. Unfall, entstanden mit einem Fußgänger, der die Fahrbahn überquert 5. Unfall, entstanden durch einen Zusammenprall mit dem ruhenden Verkehr (z. B. mit einem am Fahrbahnrand abgestellten Pkw) 6. Auffahrunfall auf gerader Strecke (Unfall im Längsverkehr) und 7. sonstige Unfälle (siehe Anhang 3) Mit der EXCEL-Grundtabelle konnte entsprechend unserer Fragestellungen eine Auswertung der Unfälle (Histogramme, Scheibendiagramme) erfolgen. 2.4 Graphische Darstellung des Unfallortes Nach Auswertung der Daten wurden die Unfallorte auf einer schwarz-weiß kopierten Straßenkarte der Stadt Bochum mit roten Punkten markiert. Dabei berücksichtigten wir nur Straßen mit mehr als 4 Unfällen (im Untersuchungszeitraum). Anschließend wurde diese Karte digitalisiert. Von 10 Bochumer Straßen mit der größten Unfallhäufigkeit (wenigstens 12 Unfälle im angegebenen Zeitraum), wurden Straßenausschnitte digitalisiert und Unfallorte markiert. Das Setzen der Marker und die Nachbearbeitung erfolgte mit dem Computerprogramm Corel-Draw. 6 Polizeipräsidium Bochum, Verkehrsunfallstatistik;1998 12

Zusätzlich wurde zu dem jeweiligen Straßenabschnitt eine Tabelle angefertigt, die Informationen zum Unfallmonat, Unfalltag, Unfallzeitpunkt, zur Unfallursache und zum Unfallhergang, sowie Alter des Radfahrers und dessen Verletzungsgrad enthält. Letzterer wurde durch farbliche Differenzierung kenntlich gemacht (siehe Anhang A1). 13

3. Ergebnisse 3.1 Verkehrsbeteiligte an den Fahrradunfällen Im Zeitraum zwischen 1993 und 1995 bis 1997 wurden im Stadtgebiet Bochum 948 polizeilich registrierte Unfälle mit Fahrradbeteiligung aufgenommen. Insgesamt waren 1846 Verkehrsteilnehmer an den Unfällen beteiligt (Abb. 1). Davon waren 54% Radfahrer. Die restlichen Verkehrsteilnehmer setzten sich zu 40% aus Pkw, 1% aus Lkw mit und ohne Anhänger, 3% aus Fußgängern und zu 2% aus kleinen Gruppen zusammen (s. Anhang 2). Verkehrsbeteiligte (n = 1846) Radfahrer 990 Verkehrsteilnehmer Personenkraftwagen Fußgänger Sonstige Lastkraftwagen 21 47 40 743 Keine Angabe 5 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 Anzahl Abb. 1 In den Jahren 1993 und 1995 bis 1997 waren 1846 Personen an 948 Radunfällen in Bochum beteiligt. Die Radfahrer waren mit 54% die größte Teilnehmergruppe, gefolgt von Pkw mit 40%, Fußgängern 3%, Sonstige 2%, Lkw 1%. 5 mal wurden keine Angaben gemacht. Zu Sonstige zählen: fa, Kraftrad über 80 ccm, torroller, Kraftomnibus, Reisebus, Linienbus, landwirtschaftliche Zugmaschine, Straßenbahnen, Müllwagen sowie Tierführer, Straßenarbeiter und unbekannte Fahrzeuge. Außer Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern wurden 50 Alleinunfälle (5%) und 42 Rad-/Radkollisionen (4%) registriert. Zu den 948 registrierten Unfällen müssen die 42 Rad-/Radunfälle hinzugezogen werden, so daß 990 Personen mit Fahrrädern verunglückten. 14

3.2 Altersverteilung Die Altersverteilung (Abb. 2) der beteiligten Radfahrer zeigt, daß die Gruppe der 11 bis 15jährigen am stärksten vertreten war (14%). 200 Altersverteilung (n = 990) Anzahl Radfahrer 160 120 80 40 0 15 84 137 71 87 94 67 61 41 31 37 48 36 22 11 4 6 138 0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 Alter in Jahren 61-65 66-70 71-75 76-80 81-85 Keine Angaben Abb. 2 Altersverteilung aller 990 im Stadtgebiet Bochum und Umgebung mit dem Fahrrad verunglückten und polizeilich registrierten Personen in den Jahren 1993 und 1995 bis 1997. Mit 137 Beteiligten war die Altersgruppe zwischen 11 und 15 Jahren am stärksten vertreten (13,8% (137/990)), gefolgt von der Altersgruppe der 26 bis 30jährigen mit 94 Personen (9,5% (94/990)). Insgesamt machte der Anteil der 16 bis 30 Jahre alten Personen 25,5% (252/990) aller registrierten Radfahrer aus. Die Gruppe der bis einschließlich 15jährigen hatte einen Anteil von 23,8% (236/990). Mit 17% (169/990) lagen die 31 bis 45jährigen an dritter Stelle, gefolgt von den 46 bis 60jährigen mit 11,7% (116 /990) und den 61 bis 75jährigen mit 7% (69/990). Die Gruppe ab 76 Jahren war mit 10 Personen verschwindend gering vertreten (1%). Bei 13,9% der Registrierten lag keine Altersangabe vor. Als Hauptunfallverursacher waren die Altersgruppen der 0 bis 15jährigen auffällig (24% aller Fahrradunfälle). In der Altersgruppe der 11 bis 15jährigen (24% aller Fahrradunfälle) war das Verhältnis Unfallverursacher zu Unfallopfer relativ hoch (Abb. 3). Die Zahl der überwiegend schuldlos mit dem Fahrrad Verunglückten war in der Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren mit 12% am höchsten. 15

Anzahl Radfahrer 120 100 80 60 40 20 0 0-5 14 1 50 6-10 Unfallverursacher und Unfallopfer (n = 990) 34 83 10-15 54 49 47 3437 38 47 3532 34 32 27 22 19 18 19 18 16 20 13 16 14 8 4 7 3 1 4 2 16-20 21-25 25-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 61-65 Altersverteilung in Jahren 66-70 71-75 75-80 81-85 103 Keine Angaben 35 Abb. 3 Aufschlüsselung nach Unfallverursacher und Unfallopfer aller 990 im untersuchten Zeitraum mit dem Fahrrad verunglückten Personen. 556 der 990 Radfahrer waren durch Selbstverschulden oder Mitverschulden verunglückt, 434 Radfahrer wurden schuldlos in einen Unfall hineingezogen. Die Unfallverursacher sind hellblau gekennzeichnet, die Unfallopfer dunkelblau. Von 556 Unfallverursachern waren 383 Unfälle durch alleiniges Verschulden entstanden. In 173 Fällen wurde eine Mitschuld von Radfahrern aufgenommen, davon waren zwei Unfälle Zusammenstöße zwischen zwei Radfahrern (beide schuldig). In der Altersgruppe zwischen 0 bis 15 Jahre fanden sich die meisten Verursacher mit 14,8% (147/990). In der Altersgruppe 16 bis 30 Jahre lag der Wert bei 13,1% (130/990), in der Gruppe der 30 bis 45jährigen bei 8,5% (84/990), bei den 46 bis 60jährigen bei 5,4% (53/990), in der Gruppe der 61 bis 75jährigen lag der Wert bei 3,2% (32/990). Die Gruppe ab 76 Jahren lag bei 0,7% (7/990). Die Zahl der schuldlos mit dem Fahrrad Verunglückten in der Altersgruppe bis 15 Jahre lag bei 8,9% (89/990), bei den 16 bis 30jährigen bei 12,3% (122/990), bei den 31 bis 45jährigen bei 11,4% (113/990), bei den 46 bis 60jährigen bei 6,4% (63/990) und bei den 61 bis 75jährigen fällt er auf 3,7% (37/990). Bei den über 75jährigen Fahrradfahrern lag der Wert bei 0,3% (3/990). Von 990 Radfahrern waren 556 Unfallverursacher oder Mitschuldige (56%). Davon trugen 383 (einschließlich 50 Alleinunfälle) die alleinige Hauptschuld für den Unfall (40%). In 173 Fällen waren die Radfahrer (davon zwei Rad-/Radkollisionen) mitverantwortlich. In 434 Fällen war der Radfahrer unschuldig (46%). Pkw-Fahrer waren in 53% der Fälle schuldig oder mitverantwortlich für den Unfall (498 mal von 948). In 37% der untersuchten Unfälle (348/948) war der Pkw-Fahrer der Alleinver- 16

ursacher für eine Kollision mit dem Fahrrad, in 150 Fällen Mitverantwortlicher. In 26% der Fälle (245/948) war der Pkw-Fahrer unschuldig (Abb. 4). Anzahl Radfahrer 700 600 500 400 300 200 100 0 498 Unfallverursacher und Unfallgegner (n = 1846) 245 556 434 18 15 14 35 7 12 7 0 0 5 PKW Radfahrer Andere Lieferwagen ohne Anhänger Fußgänger Art der Verkehrsbeteiligung Sonstige und unbekannte Fahrzeuge keine Angabe Abb. 4 Gezeigt wird das Verhältnis von Hauptunfallverursacher (helle Balken) und Unfallgegner bzw. Unfallopfer (dunkle Balken). Von 990 Radfahrern waren 556 (56%) Unfallverursacher und 434 unschuldig in einen Unfall involviert. Von den 556 Unfallverursachern unter den Radfahrern trugen 383 (50 Alleinunfälle) die alleinige Verantwortung für den Fahrradunfall. In 173 Fällen lag eine Mitschuld der Radfahrer für den Unfall vor (zwei Rad/Radunfälle). In 434 Fällen war der Radfahrer Unfallopfer (davon 40 Rad-/Radunfälle, 348 Pkw und 46 sonstige Verkehrsteilnehmer). Bei den Unfällen mit Pkw-Beteiligung waren 498 Autofahrer schuldig in einen Fahrradunfall verwickelt, davon waren 348 Alleinschuldige und 150 Mitverantwortliche. In 245 Fällen war der Pkw schuldlos an einen Fahrradunfall beteiligt. 3.3 Unfallursachen beim Pkw- und Radfahrer Hauptunfallursachen, die zu Kollisionen zwischen Personenkraftwagen und Fahrrad führten, waren (Abb. 5 a; s. Anhang 4): 1. Fehler beim Abbiegen (22%, 111 Personen) 2. Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen (19%, 96 Personen) 3. Falsches Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr (19%, 92 Personen) 4. Fehlverhalten beim Ein- und Aussteigen (8%, 38 Personen) 17

5. Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren (5%, 25 Personen) Unfallverursacher Pkw (n = 498) Fehler beim Abiegen 111 Nichtbe. der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen 96 Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr 92 Andere Fehler beim Fahrzeugführer 45 Verkehrswiedriges Verhalten beim Ein- und Aussteigen 38 Ursache Andere Fehler Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren Geschwindigkeitüberschreitung Fehler beim Überholen 16 15 25 30 Alkoholeinfluß 8 Nichtbeachten der Regel,,recht vor links`` 8 Benutzung der falschen Fahrbahn 8 Nichtbe. der Verkehrsregelung durch Lichtzeichen 6 0 20 40 60 80 100 120 Anzahl Pkw Abb. 5 a In 498 von 948 Radunfällen waren Autofahrer Unfallverursacher (348 mal alleinschuldig, 150 mal mitschuldig). Mit 22,3% (111/498) waren Fehler beim Abbiegen die Hauptursache, die zu einer Kollision mit dem Fahrrad führte, gefolgt vom Fehler Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen, mit 19,3% Häufigkeit (96/498). Falsches Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr lag mit 18,5% (96/498) an dritter Stelle. Mit 7,6% (38/498) Häufigkeit wurde der Unfall durch Fehlverhalten beim Ein- und Aussteigen verursacht. Mit 5% (25/498) entstand ein Unfall durch Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren. War der Radfahrer Unfallverursacher oder mitschuldig, konnten folgende Unfallur - sachen festgestellt werden (Abb. 5 b; s. Anhang 4): 1. Nutzung der falschen Fahrbahn (29%, 159 Personen) 2. Fehlerhaftes Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr (14%, 78 Personen) 3. Alkoholabusus (12%, 64 Personen) 4. Mißachtung, der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen, Signalanlagen und das Nichtbeachten der Regel rechts vor links (10%, 54 Personen). 18

Unfallverursacher Radfahrer (n = 556) Ursache Nutzung der falschen Fahrbahn Andere Fehler beim Fahrzeugführer Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr Alkoholeinfluß Nichtbeachten der Verkehrsregelung durch Ampel Andere Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen Geschwindigkeit Fehler beim Abbiegen Verstoß gegen Rechtsfahrgebot Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern Technische Mängel Nichtbeachten der Regel,,rechts vor links" Sonstige Fehler beim Überholen 28 20 19 17 16 13 11 10 7 7 64 78 107 159 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Anzahl Radfahrer Abb. 5b Bei 556 analysierten Fahrradunfällen, in denen Radfahrer Unfallverursacher waren (383 mal alleinschuldig, 173 mal mitschuldig), lag die Hauptursache in der Nutzung der falschen Fahrbahn mit 28,6% (159/556), gefolgt von fehlerhaftem Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr mit 14% (78/556). Alkoholeinfluß war in 11,6% (64/556) die Ursache für Fahrradunfälle. 9,7% (54/556) der Ursachen für Radunfälle gingen auf Nichtbeachtung, der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen, Mißachtung von Lichtsignalanlagen und des Nichtbeachten der Regel rechts vor links zurück. Zu den Unfallursachen der 383 alleinverantwortlichen Radfahrer bei einem Fahrradunfall zählten mit 16% (61/383) Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr, gefolgt von dem Verstoß der falschen Fahrbahnbenutzung, ebenfalls mit 16% (Abb. 6; s. Anhang 4). Die Unfallgegner bei schuldlos verunglückten Radfahrern waren zu 80% Pkw- Fahrer. Andere Unfallgegner waren Radfahrer (9%), Lkw (4%) und Fußgänger (2%) (Abb. 7). 19

Alleinverursacher Radfahrer (n = 383) Andere Fehler beim Fahrzeugführer 97 Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr Benutzung der falschen Fahrbahn 61 60 Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen 45 Alkoholeinfluß 37 Ursache Nicht angepaßte Geschwindigkeit Andere Verstoß gegen Rechtsfahrgebot 16 14 13 Fehler beim Abiegen 11 Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern an Haltestellen Ungenügender Sicherheitsabstand Nichtbeachten der Regel,,recht vor links" Tech. Mängel 9 7 7 6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Anzahl Radfahrer Abb. 6 Ursachen von Radunfällen, die durch Radfahrer allein verursacht wurden. Von 383 Radfahrunfällen wurde 97 mal als Unfallursache andere Fehler beim Fahrzeugführer ermittelt (25,3%). Mit 15,9% (61/383) wurde bei alleinschuldigen Radfahrern als Ursache für den Unfall Fehlverhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr angegeben, gefolgt von Benutzung der falschen Fahrbahn mit 15,7% (60/383). 13,6% (52/383) der allein schuldigen Radfahrer mißachteten die die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen oder die Regel rechts vor links. Alkoholeinfluß lag bei 9,7% (37/383). Mit 1,5% (6 /383) waren Unfälle durch technische Mängel selten. Unfallgegner bei Radunfällen (n = 434) Pkw 348 Verkehrsbeteiligter Radfahrer Andere Lieferwagen ohne Anhänger Fußgänger sonstige unbekannte Fahrzeuge 13 13 10 7 40 Lieferwagen mit Anhänger 3 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Anzahl Unfallgegner Abb. 7 Aufteilung der Unfallgegner bei 434 schuldlos verunglückten Radfahrern (434 von 990 Unfällen, 43,8%). 348 Unfälle wurden durch einen Pkw verursacht, gefolgt von Radfahrern (40), Lkw ohne Anhänger (13), Fußgängern (10) und sonstigen unbekannten Fahrzeugen (7). 20

Die Unfallursachen der Unfallgegner lagen in Fehlern beim Abbiegen (22%), gefolgt von dem Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen (19%). 13% der Unfälle waren auf ein falsches Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr zurückzuführen. In 9% der Fälle lag der Grund für einen Unfall in einem falschen Verhalten beim Ein- und Aussteigen in einen bzw. aus einem Pkw. Durch Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren wurden 5% aller Unfälle verursacht (Abb. 8, s. Anhang 4). Unfallursachen nichtschuldig verunglückter Radfahrer (n = 434) Fehler beim Abiegen 94 Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen 83 Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr 57 Andere 43 Ursache Andere Fehler beim Fahrzeugführer Verkehrswidriges Verhalten beim Ein -oder Aussteigen Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren Sonstige Fehler beim Überholen 21 23 37 42 Verstoß gegen Rechtsfahrgebot 11 Ungenügender Sicherheitsabstand 8 Benutzung der falschen Fahrbahn 8 Nichtbeachten der Regel recht vor links`` 7 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anzahl Abb. 8 Gezeigt werden Unfallursachen von 434 nichtschuldig verunglückten Radfahrern (siehe auch Abb. 7). An erster Stelle lagen Fehler beim Abbiegen (94/434), gefolgt von Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen (83/434), Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (57/434), sowie verkehrswidriges Verhalten beim Ein- und Aussteigen (37/434). Weiterhin waren Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren (23/434), sowie sonstige Fehler beim Überholen (21/434) als Gründe für Unfälle zu nennen. Weniger Bedeutung als Ursache für Fahrradunfälle hatten Nutzung der falschen Fahrbahn (8), die Nichtbeachten der Regel rechts vor links (7) und ungenügender Sicherheitsabstand (8). 21

3.4. Unfallzeitpunkt Die jährliche Verteilung der polizeilich registrierten Fahrradunfälle in Bochum im untersuchten Zeitraum zeigt nach einem Abfall zwischen den Jahren 1993 und 1995 einen stetigen Anstieg der Unfallzahlen im Zeitraum zwischen 1995 und 1997. Dabei ist zu beachten, daß keine Daten zum Jahre 1994 erhoben wurden (Abb. 9). Von allen von der Polizei in Bochum registrierten Fahrradunfällen haben sich 63% in den naten Mai bis September ereignet (599), wobei sich der nat Mai als der nat mit den höchsten Unfallzahlen (138) darstellte (Abb. 10). Anzahl Radunfälle 400 300 200 100 Unfallverteilung 1993 und 1995 bis 1997 (n = 948) 322 184 208 234 0 in 1993 in 1995 in 1996 in 1997 Jahr Abb. 9 Jährliche Unfallverteilung polizeilich registrierter Fahrradunfälle in Bochum. 1994 wurden Fahrradunfälle nicht kontinuierlich registriert. M onatsverteilung (n = 948) 160 140 138 129 Anzahl Radunfälle 120 100 80 60 40 20 0 17 19 51 93 112 110 110 69 64 36 Januar Februar März April Mai Juni Juli nat August Sebtember Oktober November Dezember Abb. 10 Von 948 Fahrradunfällen haben sich 599 (63%) in den Sommermonaten von Mai bis September ereignet. Der nat Mai ist mit 138 registrierten Fahrradunfällen (14,6%) der unfallträchtigste nat. Auch die nachfolgenden nate bis einschließlich September sind unfallreich, mit durchschnittlich 115 Unfällen. Von Oktober bis April liegen die Unfallzahlen im Durchschnitt nicht einmal halb so hoch. Die nate Januar und Februar sind nate mit der niedrigsten Unfallhäufigkeit. 22

Die Werktage zeigen eine vergleichbar hohe Unfallhäufigkeit (im Schnitt 150 Unfälle pro Tag), wobei der Dienstag die höchste Unfallrate (169) aufwies. Die Unfallrate an den Wochenendtagen war um 1/3 niedriger (Abb. 11). Wochentag (n = 948) Anzahl Radunfälle 200 160 120 80 40 0 ntag 157 Dienstag 169 Mittwoch 151 Donnerstag 134 Tag Freitag 143 Samstag 99 Sonntag 87 Keine Angabe 8 Abb. 11 Im Wochenverlauf ereigneten sich die meisten Radunfälle werktags (ntag bis Freitag). Von 948 registrierten Unfällen erfolgten die meisten Unfälle dienstags (169). Am Wochenende wurden deutlich weniger Unfälle registriert (Samstag: 99; Sonntag: 87). Zwischen 12 Uhr und 19 Uhr passierten im Tagesvergleich die meisten Unfälle, wobei ein Maximum in der Zeit zwischen 16 Uhr und 17 Uhr vorlag (94 Unfälle). Zwischen 7 Uhr und 8 Uhr morgens bestand eine weitere Unfallhäufung (53 Unfälle). In den Nachtstunden zwischen 23 Uhr und 6 Uhr waren die Unfallzahlen gering und lagen bei 2 bis 6 Unfällen im untersuchten Zeitraum (Abb. 12). 23

120 Tageszeitverteilung (n = 948) Anzahl Radunfälle 100 80 60 53 40 29 20 16 6 6 2 2 4 5 0 0-1 1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8 8-9 9-10 39 37 45 10-11 11-12 12-13 78 76 75 88 13-14 14-15 15-16 16-17 94 17-18 78 76 18-19 19-20 52 20-21 43 21-22 22 18 22-23 23-24 4 Uhrzeit Abb. 12 Tageszeitverteilung von 948 Radunfällen im Stadtgebiet Bochum. Die Zeit zwischen 7 Uhr und 8 Uhr zeigte eine erste Spitze (5,6%; 53 Unfälle). Gegen Mittag stiegen die Unfallzahlen erneut an und erreichten ihre Spitze zwischen 16 Uhr und 17 Uhr mit 94 Unfällen (9,9% der Gesamtunfälle). Danach sank die Zahl der Unfälle mit jeder Stunde und lag um 21 Uhr bei 22 registrierten Unfällen (2,3%). In den Nachtstunden war die Unfallrate gering. 3.5 Analyse der Unfallursachen in Abhängigkeit vom Alter der Unfallbeteiligten Es wurde untersucht, ob das Alter der Unfallbeteiligten Rückschlüsse auf die Unfallursache zulässt. In diesem Zusammenhang wurden die Altersgruppen in über 15jährige und bis einschließlich 15jährige (unter 16jährige) eingeteilt (Abb. 13 und Abb. 14). 82% (193/236) aller Radfahrer der bis einschließlich 15jährigen hatten einen selbstverschuldeten Unfall mit dem Fahrrad. Mit einer Häufigkeit von 28% waren Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr und die Benutzung der falschen Fahrbahn (s. Fotos, Anhang 5) die Hauptunfallursachen. In 6% der Fälle lagen die Ursachen in der Mißachtung der Vorfahrtregeln bzw. Vorfahrtzeichen. 3% der bis einschließlich 15jährigen verursachten einen Unfall durch Fehlverhalten beim Abbiegen. 24

Bei den über 15jährigen lag die Zahl der verschuldeten Fahrradunfälle bei 48% (363/754). Es verursachten 23% der über 15jährigen einen Fahrradunfall durch Benutzung der falschen Fahrbahn. Über 17% der Unfälle waren aufgrund von Alkoholeinfluß entstanden. Bei den bis einschließlich 15jährigen lag die Unfallrate durch Alkoholabusus bei unter 1%. 4% der Unfälle wurden durch nicht angepasste Geschwindigkeit des Fahrradfahrers verursacht. Unfallursache bei unter 16jährigen (n = 193) Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr 54 Benutzung der falschen Fahrbahn 53 Andere Fehler beim Fahrzeugführer 35 Nichtbeachten der Verkehrsregeln durch Lichtzeichen 13 Ursache Andere Fehler beim Abbiegen Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen Nichtbeachten der Regel rechts vor links 6 6 5 12 Bremsen 3 Keine Angabe 3 Nicht angepaßte Geschwingigkeit 3 0 10 20 30 40 50 60 Häufigkeit Radunfälle Abb. 13 Hauptursachen, die bei unter 16jährigen zu verschuldeten Fahrradunfällen führten. 193 von 236 Radfahrern unter 16 Jahren verschuldeten einen Unfall durch einen Verstoß gegen die Verkehrsregeln. An erster Stelle hatten Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr zu einem Unfall geführt (28% (54/193)), gefolgt von 53 Verstößen durch Benutzung der falschen Fahrbahn (27,5% (53/193)). 12,5% der Unfälle waren auf Nichtbeachten der Verkehrsregeln durch Lichtzeichen und Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen, zurückzuführen. 3% der Unfälle entstanden in dieser Altersgruppe durch Fehler beim Abbiegen. 25

Unfallursache bei über 15jährigen (n = 279) Ursache Benutzung der falschen Fahrbahn (auch Richtungsfahrbahn) Alkohol Andere Fehler beim Fahrzeugführer Andere Nicht angepasste Geschwindigkeit in anderen Fällen Nichtbeachten der Verkehrsregelung durch Ampel Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr Fehler beim Abbiegen Verstoß gegen Rechtsfahrgebot Nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern Technische Mängel z. B. Beleuchtung Sonstige Fehler beim Überholen 14 14 12 11 9 8 8 7 5 4 41 63 83 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Anzahl Radunfälle Abb. 14 Ursachen von 279 Verkehrsverstößen von über 15jährigen Verkehrsteilnehmern, die selbstverschuldet an einen Fahrradunfall beteiligt waren. In 84 Fällen lagen keine Angaben vor. 48,1% (363/754) in der Altersgruppe der 16 bis 85jährigen waren schuldig in einen Fahrradunfall verwickelt. In 83 der Fälle war die benutzung der falschen Fahrbahn die Hauptunfallursache (22,9% (83/363)). Alkoholeinfluß war die zweithäufigste Ursache (17,4% (63/363)). 5,5% (20/363) der über 15jährigen verursachten wegen Nichtbeachten der Verkehrsregelung durch Ampel und,,nichtbeachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen einen Unfall. In 3,9% war eine nicht angepaßte Geschwindigkeit Unfallursache. Wie oben erwähnt (Abb. 5b), ist eine der häufigsten Unfallursachen für verschuldete Fahrradunfälle das Benutzen der falschen Fahrbahn. Im folgenden sieht man die Altersverteilung der Personen, die durch Nutzung der falschen Fahrbahn verunglückten (Abb. 15). Ein Drittel der Unfälle (33%) war durch Radfahrer unter 16 Jahren verursacht worden. Besonders auffällig war die Altersgruppe der 11 bis 15jährigen (25%). Gleiches spiegelt auch die prozentuale Altersverteilung wider. 26

Unfallhäufigkeit durch Nutzung der falschen Fahrbahn (n = 159) % Anzahl Radunfälle 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 0 13 15 40 29 13 18 18 21 10 11 8 12 10 16 3 7 4 13 19 7 7 15 3 8 1 5 3 27 19 14 35 30 25 20 15 10 5 0 Altersgruppen 0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 Alter in Jahren 51-55 56-60 61-65 66-70 71-75 keine Angabe Abb. 15 Altersverteilung von 159 Fahrradfahrern, die durch Nutzung der falschen Fahrbahn einen Unfall verursachten (dunkelblaue Balken). Mit 33% (53/159) lag die Gruppe der 6 bis 15jährigen an der Spitze, gefolgt von der Gruppe der 16 bis 30jährigen mit 26% (41/159). An dritter Stelle befand sich die Altersgruppe zwischen 31 und 45 Jahren (13% (21/159)). Am seltensten benutzte die Gruppe der 46 bis 60jährigen (11%) und die Gruppe der 61 bis 75jährigen (4%) die falsche Fahrbahn. Demgegenübergestellt sehen wir die prozentuale Altersverteilung, bezogen auf die Gesamtzahl aller Radfahrer (hellblaue Balken). Auch hier sieht man, daß in der Gruppe der 6 bis 15jährigen die meisten, bezogen auf deren Gesamtzahl, die falsche Fahrbahn benutzen. Im Besonderen sind in dieser Gruppe die 11 bis 15jährigen (29%) zu nennen. In der Gruppe der 61 bis 75järigigen benutzen in der Hauptsache die 71 bis 75jährigen die falsche Fahrbahn (27%). 70% der Unfälle, die durch Nutzung der falschen Fahrbahn entstanden, endeten mit leichten Verletzungen für die Fahrradfahrer. 9% der Unfälle führten zu schweren Verletzungen. Nur 8% der Radfahrer erlitten keine Verletzungen (Abb. 16). Verletzungsgrad durch Nutzung der falschen Nicht verletzt 8% Fahrbahn (n = 159) keine Angabe 14% Schwer verletzt 9% Leicht verletzt 69% Abb. 16 Durch Nutzung der falschen Fahrbahn wurden 69% der Radfahrer leicht verletzt, 9% schwer verletzt, 8% wurden nicht verletzt und bei 14% lagen keine Angaben vor. 27

Die Altersverteilung der an Fahrradunfällen beteiligten Radfahrer, die durch Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr entstanden sind, sieht man in der folgenden Grafik. Die Altersgruppe der bis einschließlich 15 Jahre alten Personen war am häufigsten gefährdet. Annährend 72% aller Fahrradunfälle ereigneten sich in der Altersgruppe der bis 15jährigen. Hiervon waren 40% der Unfälle der Altersgruppe der 6 bis 10jährigen zuzuschreiben (Abb. 17). Auffallend ist die Fehlerrate bei jungen Menschen, die durch Fehlverhalten beim Einfahren in den Straßenverkehr (fließenden Verkehr), auftaucht. Die prozentuale Verteilung der Verunglückten je Altersgruppe, bezogen auf die Gesamtzahl der Personen der jeweiligen Altersgruppe, sind zusätzlich in Abb. 17 dargestellt. 35 30 60 31 Fehlerhaftes Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr (n = 78) % 70 60 Anzahl Radunfälle 25 20 15 10 5 0 9 37 16 12 0-5 6-10 11-15 16-20 3 4 1 1 3 21-25 26-30 31-35 3 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 Alter in Jahren 1 3 0 0 0 0 61-65 66-70 71-75 25 1 1 17 76-80 81-85 k.a. 11 8 50 40 30 20 10 0 Altersgruppen Abb. 17 Altersverteilung der Fahrradfahrer, die durch Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr einen Unfall verursachten (dunkelblaue Balken). Auffallend hoch war die Gruppe der bis 15jährigen mit 56 Fällen (71% (56/78)). Andere Altersgruppen waren nicht auffällig. Daneben ist die prozentuale Altersverteilung der durch Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr verunfallten Radfahrer, bezogen auf die Gesamtzahl aller verunfallten Radfahrer der jeweiligen Altersgruppe, dargestellt (hellblaue Balken). Auffallend ist die hohe Fehlerrate bei jungen (0 bis 15 Jahre) und alten (76 bis 85 Jahre) Radfahrern. Mit 60% (9/15) war die Altersgruppe der bis 5jährigen die am meisten gefährdete Altersggruppe. Auch bei den 6 bis 10jährigen lag die Rate hoch. In der Altersgruppe der 11 bis 15jährigen fiel die Fehlerrate deutlich ab (12% (16/137). Im Seniorenalter (ab dem 76. Lebensjahr) gab es einen deutlichen Anstieg (25%). 28

Mit 60% (9/15) sind die bis 5jährigen Kinder die am meisten gefährdete Altersgruppe, gefolgt von den 6 bis 10jährigen mit 37% (31/84) und der Gruppe der 76 bis 80jährigen mit 25% (1/4). Mit 12% war die Altersgruppe der 11 bis 15jährigen weniger stark von Unfällen, die durch falsches Einfahren in den Straßenverkehr erfolgten, betroffen. Sehr hoch ist der Anteil der schwerverletzten Radfahrer, die durch fehlerhaftes Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr einen Unfall verursachten. Ein Viertel dieser Unfälle endete mit einer stationären Behandlung des Radfahrers. Etwas über die Hälfte der beteiligten Radfahrer wurde leicht verletzt (56%). Nur 5% wurden nicht verletzt (Abb. 18). Verletzungsgrad durch Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (n = 78) Nicht verletzt 5% keine Angabe 15% Schwer verletzt 24% Leicht verletzt 56% Abb. 18 Verletzungsgrad der durch Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr entstandenen Unfälle. 56% der Verursacher erlitten leichte Verletzungen, dagegen 24% schwere Verletzungen. 5% der Verursacher erlitten keine Verletzungen und bei 14% lagen keine Angaben vor. In 12% der Fälle war Alkoholabusus die Ursache für selbstverschuldete Radunfälle. Bis auf einen Radfahrer (14 Jahre alt), waren nur Personen über 15 Jahren betroffen. Bei den 26 bis 30jährigen und den 41 bis 45jährigen war Alkoholeinfluß als Unfallursache am häufigsten festzustellen. Bezogen auf die Gesamtzahl der in der jeweiligen Altersgruppe vorkommenden Personen, war die Altersgruppe der 41 bis 45jährigen mit 27% die am meisten betroffene Altersgruppe (Abb. 19). 29

Anzahl Radunfälle 12 10 8 6 4 2 0 0-5 6-10 1 0 0 0 0 0 Alkoholeinfluß bei über 15jährigen (n = 63) 4 6 8 11-15 16-20 21-25 9 11 8 12 12 6 26-30 31-35 36-40 10 11 27 5 16 41-45 46-50 51-55 2 5 Alter in Jahren 5 10 6 2 56-60 61-65 66-70 0 0 0 0 1 25 71-75 76-80 81-85 0 0 0 0 k.a. % 30 25 20 15 10 5 0 Altersgruppen Abb. 19 Alkoholeinfluß stand an vierter Stelle als Ursache für selbstverschuldete Fahrradunfälle. In der Altersgruppe unter 16 Jahren war Alkohol als Ursache für einen Fahrradunfall zu vernachlässigen (ein 14jähriger Radfahrer). Bei den über 15jährigen lagen die Hauptaltersgruppen, bezogen auf die Häufigkeit von Unfallgeschehen im alkoholisierten Zustand, in den Altersgruppen der 26 bis 30jährigen und der 41 bis 45jährigen (dunkelblaue Balken). Betrachtet man die prozentuale Altersverteilung der durch Alkoholeinfluß schuldig verunfallten Radfahrer, bezogen auf die Gesamtzahl aller Radfahrer der jeweiligen Altersgruppe, so ist die Gruppe der 41 bis 45jährigen die am meisten gefährdete Altersgruppe (hellblaue Balken). Die Unfälle, die durch Alkoholeinfluß verursacht wurden, zeigten einen höheren Anteil an Schwerverletzten, als bei anderen Unfällen (29%). Der Anteil der Leichtverletzten lag bei 50%. Nicht verletzt wurden 21% (Abb. 20). Verletzungsgrad der durch Alkohol Verunglückten über 15 Jahre (n = 63) Schwer verletzt 29% Leicht verletzt 50% Nicht verletzt 21% Abb. 20 Von den 63 Radfahrern über 15 Jahren, die aufgrund von Alkoholkonsum verunglückten, wurden 50% leicht verletzt, 29% schwer verletzt und 21% nicht verletzt. 30

Die Nichtbeachtung von Vorfahrtregeln, Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen, sowie die Mißachtung von Signalanlagen waren weitere Ursachen für Fahrradunfälle (Abb. 5 b). Die Altersgruppe der 11 bis 15jährigen war mit 16 Verstößen am stärksten betroffen. Bezogen auf die Verunfallten in der jeweiligen Altersgruppe sind die 66 bis 70jährigen hervorzuheben, da diese Gruppe zu 14% einen Unfall durch Mißachtung der Vorfahrt verursacht hatte (3/22). Es folgen die 11 bis 15jährigen mit 12%, bezogen auf alle Untersuchten dieser Altersgruppe (16/137). Überwiegend sind die jungen und alten Radfahrer die Personen, die durch Mißachtung der Vorfahrt einen Unfall verursachten (Abb. 21). Anzahl Radfahrer 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 1 0-5 6-10 7 Verschuldete Radunfälle bei Nichtbeachtung der Vorfahrt (n = 54) 7 8 16 12 4 6 7 8 11-15 16-20 21-25 26-30 3 3 0 0 31-35 36-40 2 1 0 0 1 41-45 46-50 3 Alter in Jahren 0 0 0 0 51-55 56-60 2 6 3 14 1 61-65 66-70 71-75 9 0 0 0 0 76-80 81-85 Abb. 21 Altersverteilung der Radfahrer, die durch Mißachtung der die Vorfahrt regelnden Zeichen, Mißachtung von Lichtsignalanlagen oder Mißachtung der Regel rechts vor links einen Fahrradunfall verursachten (dunkelblaue Balken). Auffallend war die Gruppe der bis einschließlich 15jährigen (54% (24/54)), gefolgt von der Gruppe der 16 bis 30jährigen (26% (14/54)). Bei der Altersgruppe ab 61 Jahren war ein leichter Anstieg festzustellen (6% (6/54)). Die mittleren Altersgruppen waren nicht auffällig. Die prozentuale Altersverteilung bei Verstößen gegen die Vorfahrtsregeln, bezogen auf die Gesamtzahl aller Radfahrer der jeweiligen Altersgruppen, zeigt einen hohen Anteil der 66 bis 70jährigen, die gegen die Vorfahtsregeln verstoßen haben (hellblaue Balken). Allgemein war festzuhalten, daß die Verstöße in jungen Jahren (bis 15 Jahre) und im höheren Alter (ab dem 61. Lebensjahr) verstärkt zu finden waren. 8 6 k.a. % 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Altersgruppen Von 948 Unfällen mit Fahrradbeteiligung wurden 50 Unfälle als Alleinunfälle aufgenommen (5%). Die häufigsten Ursachen, die zu Alleinunfällen führten, waren Alkoholeinfluß (20%) und unangepasste Geschwindigkeit (12%). In 50% der Fälle (25/50) wurde keine Ursache angegeben (Abb. 22). 31

Alleinunfälle (n = 50) Andere Fehler beim Fahrzeugführer 25 Alkoholeinfluß 10 Geschwindigkeit 6 Andere Mängel 2 Ursache keine Angabe Hindernis auf der Fahrbahn unzureichend gesicherte Ladung 1 1 2 Fehler beim Einfahren in fließenden Verkehr 1 Benutzung der falschen Straßenseite 1 sonstige körperliche Mängel 1 0 5 10 15 20 25 30 Häufigkeit Radunfälle Abb. 22 Von 990 Fahrradunfällen waren 50 Alleinunfälle (5%). Mit 20% war der Alkoholeinfluß eine der Hauptursachen für einen Alleinunfall. Auch die unangepaßte Geschwindigkeit des Radfahrers war in 12% der Fälle Ursache für einen Alleinunfall. Bei der Hälfte der Alleinunfälle (25/50) wurde keine Ursache angegeben. Die Altersgruppe der 11 bis 15jährigen, sowie die Gruppe der 26 bis 30jährigen waren die Gruppen, die die größte Anzahl von Alleinunfällen mit dem Fahrrad verursachten (Abb. 23). Altersverteilung bei Alleinunfällen prozentual und in absoluten Zahlen (n = 50) % Anzahl Radunfälle 12 10 8 6 4 2 0 0-5 0 0 0 0 6-10 10 11-15 7 16-20 6 4 4 5 21-25 26-30 11 12 31-35 3 2 36-40 6 10 41-45 2 5 46-50 3 10 51-55 Alter in Jahren 2 5 56-60 3 6 61-65 2 5 66-70 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 71-75 76-80 81-85 k.a. 14 12 10 8 6 4 2 0 Altersgruppen Abb. 23 Altersverteilung der 50 Radfahrer, die einen Alleinunfall verursachten (dunkelblaue Balken). Die Gruppe der bis einschließlich 15 Jahre alten Personen machte 20% aller durch Alleinunfälle verunglückten Personen aus. Die Altersgruppe der 16 bis 30jährigen verursachte 38% aller Alleinunfälle. Im Hinblick auf die prozentuale Altersverteilung bei Alleinunfällen, bezogen auf die Gesamtzahl aller Radfahrer der jeweiligen Altersgruppe, weisen die Gruppen der 26-30jährigen, der 36-40järigen und der 46-50jährigen die höchste Beteiligung an Alleinunfällen auf. 32

Der Verletzungsgrad bei Alleinunfällen wies eine hohe Anzahl von Schwerverletzten auf (Abb. 24). Der Anteil der Schwerverletzten bei Alleinunfällen lag im Verhältnis zu anderen Unfallfolgen bei 35%, leicht verletzt wurden 59%, nicht verletzt dagegen wurden nur 4%. Alleinunfälle verursachten die höchste Rate von Schwerverletzten. Verletzungsgrad bei Alleinunfällen (n = 50) keine Angabe 2% Nicht verletzt 4% Schwer verletzt 35% Leicht verletzt 59% Abb. 24 59% der Verunglückten bei Alleinunfällen wurden leicht verletzt, 35% schwer verletzt, 4% wurden nicht verletzt und bei 2% lagen keine Angaben vor. Bei 42 Unfällen (4%) handelte es sich um Zusammenstöße zwischen zwei Radfahrern (Abb. 25). 19% der Zusammenstöße ließen sich auf Mißachtung des Rechtsfahrgebotes zurückführen. Weitere 14% der Fahrradkollisionen fanden ihre Ursache in der Benutzung der falschen Straßenseite. 7% der Unfälle gingen auf fehlerhaftes Verhalten beim Einfahren in den fließenden Verkehr zurück. 33

Ursache für Rad / Radunfälle (n = 42) Ursache Andere Fehler beim Fahrzeugführer Verstoß gegen Rechtsfahrgebot Benutzung der falschen Straßenseite Fehler beim Einfahren in fließenden Verkehr Fehler beim Abbiegen Sonstige Fehler beim Überholen Ungenügender Sicherheitsabstand Keine Angabe Nichtbeachten der Ampel Nichtbeachten der Regel rechts vor links Nebeneinanderfahren Alkoholeinfluß 1 1 1 1 1 2 2 2 3 6 8 14 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Anzahl Abb. 25 Von 42 polizeilich registrierten Radkollisionen war in 40 Fällen ein Fahrer als Schuldiger für den Unfall registriert worden. Einer der Hauptgründe, der zu Rad-/Radkollisionen führte, war der Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot (19%). Es folgten die Benutzung der falschen Straßenseite (14%) als Unfallursache. Weitere Ursachen waren Fehler beim Abbiegen sowie ungenügender Sicherheitsabstand. In 14 Fällen (33%) lag ein anderer Fehler beim Fahrzeugführer vor. Ursache 10 8 6 4 2 0 0-5 0 Altersverteilung bei Rad / Radunfällen (n = 42) 6-10 6 11-15 7 16-20 3 21-25 5 26-30 3 31-35 0 0 36-40 41-45 1 46-50 2 51-55 Alter in Jahren 1 1 56-60 61-65 4 66-70 0 0 0 71-75 76-80 81-85 1 Keine Angabe 8 Abb. 26 Altersverteilung bei Rad-/Radkollisionen. Bei diesem Unfalltyp war die Gruppe der bis einschließlich 15jährigen mit 31% (13/42) am stärksten vertreten. Es folgte die Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren mit 26%. Die Gruppe der 30 bis 45jährigen war nur mit 2% vertreten. Die Gruppe der über 60jährigen war mit 12% an Fahrradkollisionen beteiligt. Die Verletzungsgrade der Beteiligten nach Rad-/Radunfällen zeigen einen hohen Anteil an Leichtverletzten (53%). 12% verletzten sich schwer und 24% blieben unverletzt (Abb. 27). 34