Stiftungsmanagement: Professionalisierungstendenzen bei Vermögensanlagen Dr. Robert Münscher 1. Stiftungsforum Westfalen, Studie Anlageverhalten Bielefeld, der Top-200 13.03.2013 Stiftungen: Interne Expertise, externe Berater, Governance 2. Option Mission Investing als Reaktion auf Niedrigzinsen? 1
CSI Arbeitsschwerpunkt Stiftungen Wissenschaft Strategies for Impact in Philanthropy Project Social Return on Investment Meta-Studie 2013 Studie Anlageverhalten der 200 kapitalstärksten deutschen Stiftungen Praxis Durchführung von SROI-Studien für Stiftungen, Unternehmen Kommunikation Veröffentlichung von Wirkungsund Strategie-Analysen zusammen mit Auftraggebern Reihe CSI kompakt (zb. Soziale Wirkung nachweisen); Vorträge
Studie: Anlageverhalten der Top-200 CSI Centrum für soziale Investitionen der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen gefördert von der Banque de Luxembourg Umfrage zum Anlageverhalten unter den 200 kapitalstärksten deutschen Stiftungen, 2012 www.csi.uni-heidelberg.de/downloads/ CSI-Studie_Anlageverhalten_Stiftungen.pdf
Studie: Anlageverhalten der Top-200 Fragestellungen Wie haben die Stiftungen auf die Finanzkrise reagiert? Welche Gremien treffen die Entscheidungen? Wie sind diese besetzt? Über welche Kontrollgremien verfügen die Stiftungen im Bereich der Vermögensanlage? Wie organisieren sie Auswahl / Zusammenarbeit mit externen Beratern? Stichprobe Einladung der 200 Stiftungen, welche über die größten fungiblen Anlagevermögen in Deutschland verfügen Teilnahme: 44 Stiftungen = Rücklaufquote von 22% Teilnehmer repräsentieren ein Vermögen von >13 Mrd. Euro Kapitaluntergrenze der Stiftungen: ca. 20 Mio. Euro Mittlere Stiftung im Sample: fungibles Kapital von 33 Mio. Euro; jährliche Mittel von 1,9 Mio. Euro
Verfügbarkeit interner Anlageexpertise Sehr wenige verfügen über eigene Anlageexperten Personalaufbau erst ab 400-500 Mio Euro Stiftungskapital lohnend. Nur die ersten 15 in dieser Größenordnung 50% der 200 größten Stiftungen: weniger als 40 Mio. Euro Einige große Stiftungen sind qua Gründung mit einem Family Office verbunden oder mit der Finanzabteilung eines Unternehmens Die Mehrzahl der großen Stiftungen muss externe Berater einbinden.
Governance: Wer entscheidet/kontrolliert? Einflussreichstes Gremium in Anlageent-schei-dungen: Der Vorstand Der Vorstand ist in 86% der Stiftungen an der Anlageenscheidung beteiligt. Bemerkenswert: Vielfach ist der Vorstand nicht nur beteiligt, sondern er entscheidet allein: In immerhin 42 % der Stiftungen obliegen Anlageentscheidungen einem einzigen Gremium und das ist in der Regel der Vorstand. Transparenz : 40% der Stiftungen veröffentlichen ihre Jahresrechnung nicht regelmäßig. Sie adressiert die internen Organe und die Behörden.
Anlagekompetenz in den Stiftungsgremien Satzungsvorgaben für die Gremienbesetzung? Große Mehrheit der Stiftungen kann frei über die Zusammensetzung der relevanten Gremien verfügen Besetzung der Gremien, die Anlageenscheidungen treffen? Die Hälfte der Stiftungen sieht Anlage-Kompetenz nicht als einen ausdrücklich relevanten Aspekt bei der Besetzung der Gremien an, die mit Anlageenscheidungen betraut sind. Besetzung der Kontrollgremien? In 73% der Fälle, in denen Kuratorium / Beirat die langfristige Anlagestrategie kontrollieren verfügt das Gremium nicht über entsprechende Spezialisten UND die Stiftung betrachtet Anlage- Kompetenz nicht als einen ausdrücklich relevanten Aspekt bei der Besetzung.
Nutzung und Kontrolle externer Expertise Mehr strategische Anlage-Beratung? Die Hälfte der Stiftungen, die mit externer Expertise arbeiten, arbeitet mit ihren Beratern nicht nur auf taktischer Ebene sondern auch in Bezug auf die Definition der Anlagestrategie zusammen. Weitere 28% der befragten Stiftungen lassen sich sogar nur im Hinblick auf die Anlagestrategie beraten. Für die Auswahl von Beratern ist Performance nicht so wichtig Frage Welche Überlegungen sind für die Auswahl externer Berater leitend? Fachkompetenz wird 3x so häufig genannt wie Performance!
Mission Investing: Antwort auf Niedrigzinsen? Die kapitaldotierte gemeinnützige Stiftung unter Druck Traditionelle Sichtweise 1. Vermögensanlage Erträge 2. Erträge Zweckverwirklichung Niedrigzinsen Rückgang der Erträge Zweckverwirklichung?? Mission Investing?! Zweckbezogen Investieren?
Mission Investing: Impact Investing BEISPIEL Social Business Stiftung, Hamburg Zweck: Menschen ermöglichen, aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen Instrument: Mikrokredite Erträge: 30 Mikrokredite/Jahr Kapital: 2400 Mikrokredite/Jahr? Faktor 40!
Mission Investing: 3 strategische Varianten
Kriterien-geleitetes Investieren Anlageentscheidungen in Wertpapiere Bewertung der Emittenten nach ethischen, sozialen, ökologischen Kriterien Best-in-Class Ansatz Pro Branchen nur in die nach öko-sozialen Kriterien besten investieren Öko-Rating-Markt (z.b. imug, Hannover; oekom, München, Sustainalytics Ausschlusskriterien Typisch: Rüstung, Tabak, Atomkraft, Kinderarbeit in der Wertschöpfungskette etc. Intermediäre Z.B. Sarasin Sustainable Portfolio Balanced Fonds: Investments ausschließlich nach dem Ökoeffizienzprinzip
Aktives Aktionärstum Unternehmen über den Erwerb von Anteilen im Sinne ihres Zwecks beeinflussen per Vote Ausübung des Stimmrechts per Voice Öffentlicher Verweis auf Misstände im Rahmen der Hauptversammlung Beispiel: Stiftung Nord-Süd-Brücken Hält Aktien von adidas und Puma Gibt Stimmrechte weiter an NGO Clean Clothes Campaign (CCC) CCC kämpft für Arbeitnehmer-Rechte in der Bekleidungs-/Sportartikel-industrie in Entwicklungsländern
Impact Investing Investition in Unternehmen, die durch ihr Geschäftsmodell einen Beitrag zu den Förderzielen der Stiftung leisten Sozialunternehmen: Geschäftsmodelle, die zur Lösung gesellschaftlicher oder ökologischer Probleme beitragen Beteiligungen Kredite Beispiele: Stiftung für erneuerbare Energien investiert in Ökostrom-Unternehmen Stiftung zur Verbesserung der Lebenssituation blinder Menschen investiert in das Sozialunternehmen Dialogue Social Enterprise
Impact Investing Investition in Unternehmen, die durch ihr Geschäftsmodell einen Beitrag zu den Förderzielen der Stiftung leisten Sozialunternehmen: Geschäftsmodelle, die zur Lösung gesellschaftlicher oder ökologischer Venture Probleme Philanthropy beitragen Beteiligungen Kredite Die Stiftung als sozialer Investor investiert in soziale Ventures Beispiele: Portfolio: Risiko-Streuung Stiftung für erneuerbare Energien investiert Umfassende in Ökostrom-Unternehmen Unterstützung für Investees : Risiko-Minimierung Stiftung Ziel neben zur Verbesserung finanziellem Ertrag: der Lebenssituation sozialer Return blinder Menschen investiert in das Sozialunternehmen Dialogue Social Enterprise
Fazit: Professionalität der Vermögensanlage? Interne Anlage-Expertise sicherstellen Gremienbesetzung: Stiftungsvorstand + Kontrollgremien Weitere Optionen, z.b. Vermögensbeirat: Experten aus Banken, Versicherungen, Industrie beraten den Stiftungsvorstand in Anlagefragen Governance ( gute Stiftungspraxis ) für Entscheidungen zu Anlagefragen bei nennenswerten Vermögen Kontrollstrukturen etablieren Transparenz / öffentliche Kontrolle Hinsichtlich der Vermögensanlage mehr Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit Mission Investing Optionen prüfen JP Morgan: Impact Investing-Markt: >1 Billion Dollar bis 2020