Vorlesung Urtikaria und Angioödem WS 2011-2012. Prof. Dr. Uta Jappe Universitäts-Hautklinik; Forschungszentrum Borstel



Ähnliche Dokumente
Vorlesung Urtikaria und Angioödem SS Prof. Dr. Uta Jappe Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie; Forschungszentrum Borstel

Kapitel 4.1 Urtikaria und Angioödem

Das angioneurotische Ödem als Problem in der Frauenheilkunde Markus Magerl

Allergien bei Waschmitteln. Standpunkt des Forum Waschens

Epstein-Barr-Virus-Infektion: Möglichkeiten und Grenzen der serologischen Diagnostik von Reaktivierungen und chronischen Verläufen

Bienen- und Wespengiftallergie: ist es wirklich eine Doppelsensibilisierung? PD Dr. med. Johannes Huss-Marp Thermo Fisher Scientific

Die HIT ist keine Allergie! Da die von ihr ausgelösten. Krankheitsbild. Was ist eine Histamin- Intoleranz?

Subkutane spezifische Immuntherapie. Eine Information für Patienten

Hirnödeme bei HAE was Patienten wissen sollten

Österreichische Selbsthilfegruppe

kostenfrei

Mehrwert der molekularen Allergiediagnostik bei Insektengift-Allergie

Grundlagen der klinischen Diagnostik bei Infektionsanfälligkeit

Aufklärung IgG-/IgG4-Blutuntersuchung zur Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Die Land- und forstwirtschaftliche Krankenkasse Franken und Oberbayern informieren: Heuschnupfen - die Pollen fliegen wieder!

Inhalative Aspirin-Provokationsteste bei Aspirin-induziertem Asthma

Laktoseintoleranz in der Allgemeinmedizin

Das hereditäre Angioödem (HAE) Krankheitsbild und Diagnose

Sumatriptan Antrag auf Freistellung von der Verschreibungspflicht mit Beschränkungen

Was ist Progesteron?

Leben mit HAE Machen Sie das Beste daraus

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Psychosen. By Kevin und Oliver

Das hustende Kind. Seminar Pädiatrie. Fall 1. Müller / Forster / Götz. 15 Monate alter Junge mit plötzlichem Husten macht auch pfeifende Atemgeräusche

Diabetes mellitus : Folgeschäden

Durchfall in der Pflege. Der kleine Ratgeber von Aplona

RSV. RSV kennen. Das Virus, das Eltern kennen sollten. Informationen. Kinder schützen

Das Thema dieses Kapitels ist es, die Häufigkeit der Depression und ihre Bedeutung für die Gesellschaft und für das Gesundheitssystem zu

Matthias Keidel Migräne Ursachen Formen Therapie

Ausfüllanleitung. zum indikationsspezifischen Datensatz. für das strukturierte Behandlungsprogramm. Asthma bronchiale

Gesundheitsgespräch. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien. Sendedatum:

Begriffsdefinition durch die EAACI (European Academy of Allergy and Clinical Immunology)

Depressive Patienten in der stationären Entwöhnungsbehandlung

Indikationserweiterungen für JANUVIA (Sitagliptin, MSD) in der EU - Kombination mit Sulfonylharnstoff n

Stopp den Kopfschmerz

Besser leben mit Gicht. Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6. Zu starke Schweißbildung. besser natürlich behandeln. Gicht-Telegramm

Gebrauchsinformation: Information für Patienten. Desloratadin Genericon 5 mg Filmtabletten. Wirkstoff: Desloratadin

Wie unsere Augen Erfahren Sie, wie wir sehen, und wie Sie Ihre Vision zu schützen.

8. Allergische Erkrankungen der Augen

Stammzelltransplantation

Nahrungsmittel und Kopfschmerz

Assoziationen zum Begriff Berufsgenossenschaften

Schon wieder krank? Körperliche Beschwerden bei psychischen Erkrankungen in der Schule. Perspektive des niedergelassenen Arztes

Hauptsache Gesund. Teil 3: Allergien

Krank durch Schlafstörungen

11 Aufruhr im Immunsystem

BIS Infobrief November 2014

GEBRAUCHSINFORMATION: INFORMATION FÜR DEN ANWENDER. Kamillosan -Mundspray. Kamillenblütenauszug Pfefferminzöl Anisöl

INHALT DANKSAGUNGEN INHALT. Über dieses Buch ALLGEMEINE FRAGEN. Was ist eine Depression? Welche Symptome treten bei einer Depression auf?

Molekulare Allergiediagnostik bei Insektengift-Allergie

Trockenes Auge. Haben Sie Trockene Augen?

Medizinische Rehabilitation bei Epilepsie

Tag der offenen Tür, 9. Oktober Psychiatrie erleben und verstehen. Depression. erkennen und behandeln. Klaus-Thomas Kronmüller

Urtikaria, Angioödeme & Mastozytose

Der HIV-Antikörper-Schnelltest aus Sicht des Labormediziners. Dr. Thomas Berg, Berlin

Depression im Alter. Dr. med. Ch. Alber Dr. med. M. Hafner

DMP - Intensiv Seminar. Lernerfolgskontrolle

Fernausbildung Fachberater/in für holistische Gesundheit. Modul 6

Fatigue. Müdigkeit im Straßenverkehr. Referent: Dr. phil. nat. Ernst Kriegeskorte

Packungsbeilage CORSODYL Mundspüllösung / Spray Seite 1/5 BE / BE Belgien GEBRAUCHINFORMATION: INFORMATION FÜR DEN ANWENDER

Lebensmittelallergie und Neurodermitis Was darf mein Kind essen?

Ihre Protein Analyse

In unserem Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin bieten wir folgende Sonderleistungen an: Augenakupunktur

1. Protokollnotiz. zur. Vereinbarung zur Umsetzung therapiebegleitender Maßnahmen. zur Prognoseverbesserung bei Typ 2 - Diabetikern

Fragebogen Kopfschmerzen

Toxische, drogeninduzierte und endogene (funktionelle)

Quartierbäume. Baumquartiere. Bedeutung und Vorkommen in unseren Wäldern

Daunen-Info Nr. 5/2013

Screening Das Programm. zur Früherkennung von Brustkrebs

3.7.5 Epilepsie und andere Anfallserkrankungen, nichtepileptische Störungen des Bewusstseins

Tab. 5-9 Auswahl bevorzugter Ansprechpartner bei Depressionen

Lichen ruber planus PATIENTENINFORMATION. DERMATOLOGISCHE KLINIK MIT POLIKLINIK Universitätsklinikum Erlangen

Klassische Basistherapeutika 1

Presse-Information

Allergie-Ratgeber. Tiere

Ärztlich kontrollierte Heimselbsttherapie auch bei Kindern bewährt

Zu dieser Folie: Schulungsziel: TN kennen wesentliche diagnostische und therapeutische Maßnahmen bei Harnund Stuhlinkontinenz

an Masern erkrankt. an Mumps erkrankt. mit Röteln infiziert

Bis zu 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Depression. Damit ist Depression eine der häufigsten seelischen Erkrankungen.

Impressum Zarenga GmbH, Bonn 2015 Zarenga GmbH, Pfaffenweg 15, Bonn Alle Rechte sind vorbehalten.

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

Rentenreform ab 1. Januar Am 16. November 2000 hat der Deutsche. Bundestag die Streichung der bisherigen Berufsund

Allgemeine Pathologie Entzündung

zu Euer Wahl.. dass Ihr Eure eigene Praxis haben wollt an forderster Front mit den Menschen und ich hoffe, dass Ihr Eure Chance nutzt, denn..

Patientenregister der Thrombose-Initiative e.v.

3.4. Sensibilisierung der Atemwege oder der Haut

GEBRAUCHSINFORMATION: INFORMATION FÜR DEN ANWENDER. Viscosan - Augentropfen Wirkstoff: Hypromellose

Klinik für Dermatologie und Allergologie

Perikarditis - Was sagen die neuen Leitlinien?

Eigene MC-Fragen Klassifikationssysteme und Diagnostik

SGMO - Schweizerische Gesellschaft für medizinische Onkologie

PCD Europe, Krefeld, Jan Auswertung von Haemoccult

Diagnostik und Therapie von Patienten mit akutem und chronischem Husten Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Aktuelle Therapiestandards

GEBRAUCHSINFORMATION: INFORMATION FÜR ANWENDER. Tantum Verde 3 mg Pastillen mit Minzgeschmack Wirkstoff: Benzydaminhydrochlorid

DemTect. Vorgehen. Beurteilung. 58 DemTect

Cytomegalie & Co. Häufige Virusinfektionen in der Schwangerschaft. Deutsches Grünes Kreuz e.v.

Transkript:

Vorlesung Urtikaria und Angioödem WS 2011-2012 Prof. Dr. Uta Jappe Universitäts-Hautklinik; Forschungszentrum Borstel

Angioödeme: Weitere Symptome Müdigkeit Respiratorische Symptome Gastrointestinale Symptome Arthralgien

Einteilung der Urtikaria Gruppe Subtyp Definition Spontane Urtikaria akute Urtikaria 2/3 Chronische Urtikaria 1/3 Physikalische Urtikaria Kälteurtikaria Verzögerte Druckurtikaria Wärmeurtikaria Solare Urtikaria Urticaria factitia Vibration < 6 Wochen > 6 Wochen Kälte durch Luft, Wasser, Wind) Vertikaler Druck (Latenz 3-8h) Lokale Wärme UV und oder sichtbares Licht Mechanische Scherkräfte Vibrationskräfte Sonderform Aquagene Urtikaria Cholinerge Urtikaria Kontakturtikaria Anstrengungs-induziert Temperaturunabhängiger Wasserkontakt Erhöhte Körpertemperatur Kontakt zu urtikariogener Sub. Physikalische Anstrengung

Spontane Urtikaria 2/3 sind akute Urtikaria Dauer 1-2 Wochen Bei mehr als 50% auch Assoziation zu Angioödemen Nicht-allergische Urtikaria ist am häufigsten Trigger: Infekte des ORT oder Urogenitaltraktes, Einnahme von Analgetika (Insbesondere ASS)

Allergische Ursachen einer akuten Urtikaria Nahrungsmittelallergie Antibiotika-Allergie (Beta-Laktame) Andere Medikamente Hymenopterenstiche (Biene, Wespe, Hornisse)

Varianten der Allergie Typ I: Soforttypreaktionen (IgE-vermittelt): Heuschnupfen, Asthma, Insektengiftallergie Typ II: Schwund weißer Blutkörperchen, Zerstörung roter Blutkörperchen Typ III: Gefäßentzündung, Serumkrankheit, Arthritis, Alveolitis Typ IV: Spättypreaktion (T-Zell-vermittelt): Kontaktallergien wie Nickelallergie etc.

Patientenvorstellung 15-jähriger Patient Im Dez. 2001: 4 Std. n. Abendessen (Weinberg-Schnecken, Cashewkerne, Flammkuchen): Übelkeit, Erbrechen mit kurzzeitiger Ohnmacht. Nachfolgend Urtikaria, Fieber. Notfallversorgung in der Kinderklinik

Diagnostik Spezif. IgE: Weinbergschnecke: 0,52 ku/l IgE: Hausstaubmilben: 15,01 ku/l Prick: 5-fach positiv auf Hausstaub-Milben Prick: 2-fach positiv auf Weinbergschnecke nativ

Auswertung und Diskussion Kreuzreaktives Element: Tropomyosin der Milben N= 60 Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen nach Genuss von Schnecken HAT: positiv für Schnecken: n=44 HAT: positiv für Milben: n=56 Helix aspersa-extrakt: >20 Allergene 2 Majorallergene: Myosinproteine Hel a und Der p: hoher Homologiegrad Einer Allergie gegen Weinbergschnecken liegt meist eine vorhergehende Milbensensibilisierung zugrunde Martins et al., 2005

Antibiotika-Allergie In vitro-diagnostik (CAP-FEIA) Parameter Ges.-IgE Penicilloyl G Penicilloyl V Amoxicilloyl Ampicilloyl Konzentration 14,7 ku/l <0,35 ku/l <0,35 ku/l 0,7 ku/l <0,35 ku/l

Prick-Test Substanz Benzylpen i-cillin-na Amoxicillin- Trihydrat Cefotaxim -Na Patient 20 min Negativ Positiv Negativ 48/72h Negativ Negativ Negativ

Generalisierte Urtikaria während Allgemeinanästhesie Anamnese: Nachexzision spitzoide Pigmentläsion und Exstirpation des Leitlymphknotens links axillär in Allgemeinanästhesie Intraoperativ generalisierte Urtikaria Bisher keine Allergie, keine internistische Erkrankung Regelmäßige Medikation: Kontrazeptivum

Allergologische Befunde Pricktest 20 Minuten 24 Stunden Patentblau 5 cm Quaddel negativ Latex I und II negativ negativ Rapifen negativ negativ Pancuronium negativ negativ Disoprivan negativ negativ Tranxilium negativ negativ Cephalexin negativ negativ Cephalosporine/ Penicilline negativ negativ

Soforttypallergie gegen Patentblau E 2508 Möglicherweise Sensibilisierung über die Nahrungskette Patentblau u.a. in Curacao-Likör, Süßwaren, Glasuren von Lebensmitteln und Arzneimitteln Allergiepass Karenz von Patentblau

Additiva von Arzneimitteln aber auch Nahrungsmitteln Vehikel: Laktose, Stärke, Propylenglycol, Bienenwachs Gelatine Geschmacks- und Süßstoffe Farbstoffe: Chinolingelb,Titandioxid Emulgatoren: Methyl-u.Carboxymethylzellulose Leguminosen: Johannisbrotkernmehl, Guar,Traganth, Gummi arabicum, Karaya Cremophor EL Konservierungsstoffe: Benzylalkohol, Parabene, Sorbinsäure, Benzoesäure

Akute Urtikaria Hymenopterenstiche Antibiotika-Allergie (Beta-Laktame) Nahrungsmittelallergie

Spontane Akute Urtikaria Diagnostik und Therapie Aufgrund des selbstlimitierenden Verlaufs keine Diagnostik Therapie: symptomatisch: H1-Antihistaminika Cetirizin, Desloratatin, Loratadin, Fexofenadin, Mizolastin, Ebastin Bei Dyspnoe, Kreislaufreaktion, starker Generalisation Glukokortikosteroide

Spontane chronische Urtikaria Übergang von akut zu chronisch nicht prognostizierbar Ab 6 Wochen chronische Urtikaria Rezidivierende Schübe: episodische (intermittierende) Urtikaria Dauer: durchschnittl. 3-5 Jahre Bei 20% Jahrzehnte lang! Betroffene: Frauen im mittleren Lebensalter Bei 50% Angioödeme

Spontane chronische Urtikaria Bei 10-20% der Patienten einer Urtikariasprechstunde treten Angioödeme ohne Urticae bei normalem C1-Esterase-Inhibitor auf Eingeschränkte Lebensqualität wegen des Juckreizes, abends und nachts und der resultierenden Schlafstörungen Sekundär psychosoziale Probleme Angioödeme werden als bedrohlich erlebt Nahezu niemals IgE-vermittelt

Trigger einer spontanen chronischen Urtikaria Autoreaktive Mechanismen Persistierende Infektionen (z.b. Helicobacter pylori) Nicht selten unterschiedliche Trigger in Kombination

Diagnostik Untersuchung auf Chronische persistierende Infekte Parameter Helicobacter pylori Diagnostik Histologie oder 13C Urease-Atemtest oder monoklonaler Stuhlantigentest Fokalinfekte im HNO-, ZMK Bereich: Streptokokken-, Staphylokokkenserologie Yersiniose-Diagnostik: IgA- und IgG- Serologie und Immunoblot Ggf. Parasitendiagnostik

Diagnostik Autoreaktivität Nicht-allergische Überempfindlichkeitsreaktion Autologer Serumtest (1/3 positiv) Ggf. Überprüfung der Serumaktivität mittels zellulärer in vitro Diagnostik (Basophilenaktivierungstest) Schilddrüsenautoantikörper Analgetika- (vor allem ASS-) Intoleranz Evtl. standardisierte pseudoallergenarme Kost für 4 Wochen, nach Besserung ggf. kontrollierte Provokation mit pseudoallergenreicher Kost/Additiva

Spontane chronische Urtikaria Autologer Serumtest: Autoantikörper gegen hochaffinen IgE-Rezeptor bzw. IgE Bedeutung noch unklar Einfluss von Komplement- und Gerinnungsfaktoren ebenfalls ungeklärt

Urtikariavaskulitis Bei Persistenz der einzelnen Hautveränderungen über 24 Std. und Abheilung unter Pigmentierung: Biopsie zum Ausschluss einer Vaskulitis

Differentialdiagnosen Urtikaria -nicht juckende Urticae- Genetische Syndrome, z.b. Muckle-Wells-Syndrom (Innenohrschwerhörigkeit, Urtikaria, Gelenkerkrankung), Hyper-IgD-Syndrom (periodische Fieberschübe, Bauchschmerzen, Diarrhoe) Hämatologische Syndrome, z.b. Schnitzler Syndrom (Makroglobulinämie, monoklon. Gammopathie, Fieber) Immunologische Erkrankungen, z.b. systemischer Lupus erythematodes, hypokomplementämisches Urtikariavaskulitissyndrom

Differentialdiagnosen Urtikaria Skabies Arthropodenreaktionen Urtikarielle Initialstadien bullöser Autoimmundermatosen (Bullöses Pemphigoid) Frühe Stadien von Vaskulitis und Erythema exsudativum multiforme

Meidung unspezifischer Trigger Therapie der Chronischen Urtikaria Spezifische Trigger Therapie Symptomatisch, immunmodulierend, immunsuppressiv Aspirin / andere NSAR Mastzell-aktivierende Medikamente Alkohol Überwärmung Enge Kleidung Bei Angioödemen: ACE-Hemmer, meist auch Sartane Persistierende Infektionen Autoimmunhepatitis Diät bei nichtallergischer Überempfindlichkeit auf Additiva (gesichert durch Provokation) 1. Wahl 2. Wahl Beste Evidenz, wenige UAW H1-Antihistaminika 2. Generation regelmäßig bis zu 4xtägl. Geringe Evidenz Antileukotriene, Hydroxy- Chloroquin, Dapson, orale niedrig dosierte Glukokortiksteroide, Omalizumab Gute Evidenz, erhebliche UAW Ciclosporin A Wenig Evidenz, erhebliche UAW Doxepin, Sulfasalazin, IvIg, Plasmapherese, Methotrexat, Cyclophosphamid, Tacrolimus, Warfarin, Stanozol

Evolution der Antihistaminika Hydroxizin Cetirizin Levocetirizin Loratadin Terfenadin Desloratadin Fexofenadin Azelastin Ebastin Mizolastin n i c h t - s e d i e r e n d

Chronische Urtikaria: Therapie H1-Antihistaminika reduzieren Juckreiz, Quaddeldauer, -zahl, erhöhen die Lebensqualität Wirken bei regelmäßiger Einnahme Unterschiede im Sicherheitsprofil von Präparat zu Präparat Meidung in der Schwangerschaft

Chronische Urtikaria Therapie: symptomatisch Nicht-sedierendes Antihistaminikum (1x/d) Nicht-sedierendes Antihistaminikum (bis max. 4x/d) + Montelukast (Leukotrienantagonist) oder Wechsel des nicht-sedierenden Antihistaminikums + Dapson, Ciclosporin, Omalizumab (Anti-IgE) oder H2-Antihistaminikum

Nicht-C1-Esterase-Inhibitor-Mangelbedingte Agioödeme ohne Urtikaria Ausschluss eines C1-Esterase-Inhibitor-Mangels ACE-Hemmer: diese können pharmakologisch Angioödeme der Zunge und des Laryngopharynx bedingen (bei 0,1-0,7% aller ACE-Hemmer Behandelten) Aber auch durch Angiotensin II Rezeptorantagonisten (Sartane) (lokaler Anstieg des Bradykinin) Auch ACE-Hemmer bedingte Angioödeme können mit abdominellen Schmerzattacken, Durchfällen und Erbrechen einhergehen. Hier kann es begleitend auch zur Urticaria kommen

Nicht-C1-Esterase-Inhibitor-Mangelbedingte Agioödeme ohne Urtikaria Auch hier Fokusdiagnostik, insbesondere bezüglich Helicobacter pylori Helicobacter pylori Infektion: Frequenz der Attacken signifikant häufiger Selbst Wochen nach Absetzen möglicher medikamentöser Auslöser können Angioödeme noch persistieren Antihistaminika kaum effektiv Akuttherapie Glukokortikosteroide

Physikalische Urtikariaformen Urticaria factitia Symptomatischer urtikarieller Dermographismus durch leichte Scherkräfte Mittlere Dauer: 6,5 Jahre Oft in Kombination mit chronischer Urtikaria Therapie H1-Blocker der 2. Generation

Physikalische Urtikariaformen verzögerte Druckurtikaria Starker vertikaler Druck: Schwellung an Palmae und Plantae Latenz 3-8 Stunden Systemische Symptome wie Krankheitsgefühl, Arthralgien, Myalgien und Leukozytose möglich Diagnostik: Drucktestung mit 0,5-1,5 kg/cm2 Ablesung nach 30 min, 3 h, 6 h und 24 Std. Schlechtes Ansprechen auf H1-Antihistaminika Niedrig dosierte Steroide (initial 40-20 mg/d Prednisolonäquivalent; Dapson

Physikalische Urtikariaformen Kälteurtikaria Kältekontakturtikaria Kältereflexurtikaria CAVE: Generalisation: Larynxödeme Meist jüngere Patienten Dauer: 5 Jahre Assoziation zu Infektionen wie Syphilis, Borreliose, Hepatitis, Infektiöse Mononukleose, HIV-Infektion Persistierende Infekte wie Helicobacter-Gastritis

Physikalische Urtikariaformen Kälteurtikaria Physikalische Testung: Eis-gefüllte Kupferzylinder für 10 min auf dem Rücken Armbäder wechselnder Temperaturen: Schwelle Therapie: Tetrazykline; Doxycyclin 200mg/d oral für 3-4 Wochen, Penicillin i.m. hochdosiert täglich über drei Wochen Wirkmechanismus ist unklar Montelukast (Leukotrienantagonist)

Physikalische Urtikariaformen Lokalisierte Wärmeurtikaria Rarität Temp. 38 bis über 50 C Hardening

Physikalische Urtikariaformen Solare Urtikaria Sehr selten 4% aller Photosensitivitäten Frauen mittleren Alters 280 nm bis 760 nm (in der Regel UV-Licht) Wenige Minuten der Exposition reichen aus Photohardening möglich

Angioödeme ohne Urtikaria Ursachen 1. ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und NSAR 2. = Urtikaria 3. C1-Esterase-Inhibitor-Mangel

Hereditäres Angioödem (HAE) Mangel an C1-Esterase-Inhibitor Sterblichkeit lag ohne Therapie bei bis zu 50% Synonyme: Hereditäres Angioneurotisches Ödem Hereditäres Quincke-Ödem

Hereditäres Angioödem (HAE) Seltene Erkrankung Prävalenz 2-4/100000 Autosomal dominant vererbte Mutation des auf 11q.11.2- q13 gelegenen C1-Inhibitor-Gens Heute knapp 200 verschiedene Mutationen in diesem Bereich bekannt De novo Mutationen sind häufig: ca. 20-30% aller HAE- Patienten Die resultierenden Defekte des C1-Esterase-Inhibitors können quantitativer (Typ I) oder funktioneller (Typ II) Art sein

Hereditäres Angioödem (HAE) Pathogenetisch bedeutsam für die Schwellungsattacken scheint bei einem C1-Esterase-Inhibitor Defekt die lokale Erhöhung von Bradykinin zu sein Andere Autoren sehen die Ursache in einem Spaltprodukt der Komplementaktivierung (C2-like-Kinin) Vorkommen: an allen Körperstellen, meist an Haut und Schleimhaut Ödeme im Bereich der Atemwege können zum Erstickungstod führen

C1-Esterase Inhibitor Θ Hagemann Faktor XII + Kallikrein ACE-Hemmer Kininogen Lokales Bradykinin Θ Θ Kininase Icatibant Permeabilitäts steigerung Angioödem

Diagnostik Rezidivierende Schwellungen Länger als 24 Std. Familienanamnese meist positiv Rezidivierende kolikartige Abdominalschmerzen Labor: C4, C1 Esterase-Inhibitor: Konzentration und Funktion Diff-BB zum Ausschluss eines erworbenen C1 Esterase-Inhibitormangels

Angioödeme ohne Urtikaria Therapie Ursächliche Medikamente absetzen = Urtikaria, zusätzlich Notfall-Set C1-Esterase-Inhibitor-Mangel - C1-Esterase-Inhibitor (Berinert ) akut / Kurzzeitprophylaxe - Icatibant (Firazyr )=Bradykinin B2 Rezeptorantagonist - Danazol (Langzeitprophylaxe)