Der psychologische Vertrag im transformationalen Wandel



Ähnliche Dokumente
Strategie für die Zukunft: Lebensphasenorientierte Personalpolitik

Strategie für die Zukunft: Lebensphasenorientierte Personalpolitik

CSR - Corporate Social Responsibility Ein Gewinn für alle

MODUL 5: BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

Sich selbst und andere erfolgreich und gesund führen 3 tägiger Workshop

INSIEME BERATUNG: Burnout Scheck Detailinformation

Deutsche Arbeitnehmer sind zuversichtlich und hochmotiviert

Neue Arbeitswelten Bürokultur der Zukunft

Keine Chance dem Karriereknick

Strategie für die Zukunft: Lebensphasenorientierte Personalpolitik

Lebensphasenorientierte Personalpolitik

Strategie für die Zukunft. Umsetzung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik in der Praxis

Diversity bei Schwäbisch Hall: Praxisbeispiele und zukünftige Herausforderungen

Fragebogen Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Weit blicken flexibel handeln ESF-Projekt Personalentwicklung (PE-Projekt)

Arbeitshilfe "Tipps für Gespräche mit Vorgesetzten und KollegInnen" Was gilt für mich?

agitat Werkzeuge kann man brauchen und missbrauchen - vom Einsatz von NLP in der Führung

Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit in Rehabilitationskliniken

Die Rolle der Führungskraft im ressourcenorientierten Gesundheitsmanagement. Workshop 3

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Mittendrin und dazwischen -

Grundsätze der Führung und Zusammenarbeit

Diversity in regionalen Unternehmen

Key Findings der Studie zur Nachfolgeregelung bei Schweizer Grossunternehmen

Informationen für Unternehmen. Beschäftigen und Qualifizieren Weiterbildung von Beschäftigten Programm WeGebAU

Führung und Gesundheit. Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können

Warum Great Place to Work?

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

PHIMEA MITARBEITERZUFRIEDENHEIT. Erkennen. Verstehen. Handeln. Mitarbeiter sind das Kapital in Ihrem Unternehmen

Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen

Beschäftigung und Qualifizierung

BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT Ihr Weg zum gesunden Unternehmen

Strategie für die Zukunft: Lebensphasenorientierte Führung

C O N S U L T I N G. Wir bauen Brücken zwischen Menschen und Unternehmen. Chefsache. Executive Management Coaching

employee eap GesBR Hasnerstraße Wien

Arbeiten mit Zielen. Vortrag vom 10. Juni 2010 Hochschule für Technik Zürich. Einführung Theorie. Zieldefinition - Zielkoordination

Machtmissbrauch. am Arbeitsplatz

Motivieren mit knappem Budget. Referat für die voja-mitgliederversammlung, Lic. Phil. Simone Artho

Auswertung Onlinebefragung Unternehmen. Thematik: Mitarbeitende mit psychischen Beeinträchtigungen bei Unternehmen

Leistungsorientierte Bezahlung LOB

WSL Service Hannover. Personalführung und Wissen & Kompetenz / Personalentwicklung. Hannover Langenhagen Bremen Göttingen Hamburg

Unsere Energie für Sie

Common Future after the crisis- Company strategies and the adaptation of the new EWC-directive at company level

Presseinformation. Wenn der Beruf krank macht. AOK Niedersachsen stellt neue Fehlzeiten-Analyse vor

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

DIVERSITY MANAGEMENT. Innovative Personalstrategien für Ihr Unternehmen

WdF Manager Monitoring Büroarbeitsplätze 2014

Lebensphasenorientierte Personalpolitik Finanzdienstleistungen und Unternehmensnahe Dienstleistungen. Ergebnisse des World-Cafés

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung. Antoine de Saint-Exupery. Das Beratungsteam. Iris Güniker + Silke Schoenheit

Herausforderung: Schreiben wissenschaftlicher Texte im Studium

Übersicht Betriebliches Gesundheitsmanagement

ABCD. Vorausschauende Personalplanung und-entwicklung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. 5. Kaiserslauterer Forum

Datenschutz und -Sicherheit. Gesetzeskonformer. Datenschutz schützt nicht nur Ihre Gäste, sondern auch Sie.

Sicherheit und Gesundheit in Kleinbetrieben Die Schlüssel zum Erfolg

Gemeinsam statt einsam Fachkräftesicherung im regionalen Bündnis. Prof. Dr. Jutta Rump

~bensqualität, der Mitarbeiter

Trainings für Führungskräfte. mit Fördermöglichkeit für Mitarbeiter ab 45 Jahren in KMU-Unternehmen

Gesundheit ist Chefsache. Betriebliches Gesundheitsmanagement

Schweizer HR-Barometer Prof. Dr. Gudela Grote ETH Zürich

Lösungen mit Strategie

AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS.

Strategisches Diversity Management. als Baustein in Personalentwicklungskonzepten

Gesundheitsförderliche Mitarbeitergespräche (smag) Quelle: GeFüGe-Projekt, bearbeitet durch Karsten Lessing, TBS NRW

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Elternzeit Was ist das?

Fachkräftemangel: Herausforderung für das Personalmanagement?

UNTERNEHMENSLEITBILD DER WERNSING FOOD FAMILY LEITBILD UND LEITIDEE

Betriebliche Gestaltungsfelder

Personalentwicklung ab 40 - Zufriedenheit erhöhen und Beschäftigung schaffen!

Hinweise zur Verwendung dieses Mustervertrages

Aktuell zu vergebende Themen für Abschlussarbeiten (Bachelor, Master und Diplom)

Die perfekte Bewerbung richtig schreiben online & klassisch

Unternehmen. Einführung in das Betriebliche Gesundheitsmanagement. g.htm

PRESSEGESPRÄCH. mit. LT-Präs. KommR Viktor SIGL

3 Great Place to Work Institut Deutschland

Betriebs-Check Gesundheit

AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS.

Entrepreneur. Der Aufbruch in eine neue Unternehmenskultur

Herzlich Willkommen zum Vortrag: Mitarbeiterführung und Ausbildung. für UNITEIS e.v. Andrea Mills M.A.

Auswertung der Fragebogenaktion der Symposien

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

gesundheit wohlbefinden leistung Betriebliche Gesundheitsförderung der Reha Rheinfelden Für Gesundheit an Ihrem Arbeitsplatz

Unternehmensname Straße PLZ/Ort Branche Mitarbeiterzahl in Deutschland Projektverantwortlicher Funktion/Bereich * Telefon

Gesundheits- und alternsgerecht führen: Seminarreihe für Führungskräfte

Mission Statement. des. Unternehmen für Gesundheit - Unternehmensnetzwerk zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Auslotung der Gefühle & Wünsche von Eltern und SchülerInnen zum Schuljahr 2011/2012

PERSONALBESCHAFFUNG UND -AUSWAHL FÜR KLEINE UNTERNEHMEN STRATEGISCHE ÜBERLEGUNGEN ZUR PERSONALBESCHAFFUNG

IHK-Forum Berufsbildung

Lebensphasenorientierte Personalpolitik und Gesundheitsmanagement bei der Bundesagentur für Arbeit

Denken und Träumen - Selbstreflexion zum Jahreswechsel

ZART KEIMT DIE HOFFNUNG FÜR 2005

Auftrag zum Fondswechsel

Dr. med. Max Kaplan, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Kleinstunternehmen (bis 9 MA)

Erhebung von Anforderungen an den Einsatz von ebusiness-standards in kleinen und mittleren Unternehmen

90% 10% Empowering Digital Banks STATUS DIGITALER BANKENSTRATEGIEN WETTBEWERBSVORTEILE SIND WEITER MÖGLICH. Expertenbefragung Digital Banking 2015

tcc personnel services ag

Transkript:

Workshop Ältere Arbeitnehmer im beruflichen Veränderungsprozess Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Kompetenz erhalten und entwickeln Dortmund, 18.06.2010 Dr. Beatrix Behrens, Bundesagentur für Arbeit, Geschäftsbereich Personal/Organisationsentwicklung Der psychologische Vertrag im transformationalen Wandel

Konsequenzen für die Personalpolitik der BA aus Herausforderungen durch interne und externe Faktoren Die Herausforderung Demografischer Wandel und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit Förderung und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und Motivation Älter und vielfältiger werdende Belegschaft Die BA antwortet auf diese Herausforderungen: - Integriertes Personalmanagement - Diversity Management - Lebensphasenorientierte Personalpolitik 1

Rolle der Führungskraft im demografischen Wandel Förderung von Beschäftigungsfähigkeit, Motivation und Arbeitszufriedenheit vor dem Hintergrund größerer Altersdiversität Förderung der Entwicklung hin zu einer lernenden Organisation Rolle als Lernpromotor Eigenverantwortung der Mitarbeiter/innen für lebenslanges Lernen fördern Erreichen geschäftspolitischer Ziele und Bedürfnisse einer vielfältigen Belegschaftsstruktur in Einklang bringen Förderung der Qualität der Zusammenarbeit und eines wertschätzenden Arbeitsklimas Prägung des Führungsverhaltens durch Offenheit, Chancengleichheit, Vertrauen, Verlässlichkeit, Wertschätzung z.b. über Anerkennung der Individualität Werte schaffen und leben (intern und extern) In Anlehnung an: Jutta Oertel, Generationenmanagement im Unternehmen, 2007 2

Der psychologische Arbeitsvertrag definiert die Erwartungen der Beschäftigten an den Arbeitgeber Qualität der Arbeitsbeziehung Transaktional Relational spezifische, kurzfristige, pragmatische, eher monetäre Verpflichtungen begrenztes Engagement der Organisation und begrenztes Engagement des MA eher langfristige, unbegrenzte Beziehung sozio-emotionale, dynamische, vielfältige, auch moralische Verpflichtungen Psychologischer Arbeitsvertrag: Die von den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen wahrgenommenen gegenseitigen Erwartungen und Verpflichtungen in der Austauschbeziehung mit der Organisation. (Rousseau, 1998) 3

Der psychologische Arbeitsvertrag basiert auf der Reziprozität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Psychologische Verträge sind Annahmen, die aufgrund von impliziten (oder expliziten) Versprechungen getroffen werden, und die ein Austauschverhältnis zwischen dem Individuum und der Organisation beinhalten. Psychologische Verträge motivieren Arbeitnehmer/innen zusätzliche Verpflichtungen zu erfüllen, wenn sie das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber seinen Verpflichtungen auch nachkommt (Reziprozität). Arbeitgeber haben psychologische Verträge mit Arbeitnehmern/innen, die begründet sind in der Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit des Individuums für die Ziele der Organisation Arbeitnehmer/in und Arbeitgeber sollten die jeweiligen Verpflichtungen ihrer psychologischen Verträge erfüllen, bzw. aktiv managen, bei Schwierigkeiten getroffene Verpflichtungen zu erfüllen, sonst droht wahrgenommener Vertragsbruch Ein erfüllter psychologischer Vertrag hat hohe Vorhersagekraft für zukünftiges Verhalten, Gesundheit und Wohlbefinden 4

Die psychologischen Verträge der Beschäftigten verändern sich Problem: Gegenseitige Erwartungen/Verpflichtungen im psychologischen Vertrag ändern sich als Konsequenz aus dem demografischen Wandel: Die zunehmende Zahl der älteren Beschäftigten hat veränderte Erwartungen an die Organisation. Rangplatz 1 Interessante Tätigkeit bis 30 Jahre 31 50 Jahre über 50 Jahre 2 gute Bezahlung 3 gutes Betriebsklima Sicherer Arbeitsplatz 4 Möglichkeit, Neues zu lernen Sicherer Arbeitsplatz Viel Unabhängigkeit 5 Sicherer Arbeitsplatz Entsprechen von Anforderungen und Fähigkeiten 6 Viel Abwechslung Viel Unabhängigkeit Gutes Betriebsklima 7 Entsprechen von Anforderungen und Fähigkeiten Möglichkeit, Neues zu lernen Viel Abwechslung 8 Viel Unabhängigkeit Viel Abwechslung Günstige Arbeitszeit 9 Günstige Arbeitszeit Gute physische Bedingungen 10 Gute Aufstiegsmöglichkeiten Gute physische Bedingungen Möglichkeit, Neues zu lernen Abbildung nach Cranach/Schneider/Ulrich/Winkler (2004): Ältere Menschen im Unternehmen. 5

Personalpolitische Stellhebel und deren Beiträge zur Beeinflussung des geschäftspolitischen Ziels Mitarbeitermotivation 3. Gesundheitsmanagement 2. Führung +24% Psychologischer Vertrag (Qualität der Austauschbeziehung Wie gehen wir miteinander um AG - AN) +20% Reduzierung wahrgenommener Beanspruchung +20% +42% +59% Kompetenznutzung / Work- Life-Balance +3% +5% +11% +8% +12% +5% MA motivieren Engagement Arbeitszufriedenheit Commitment 1. Diversity Management Basis: Schrittweise Regression unter statistischer Kontrolle von Geschlecht, Alter, Zugehörigkeitsdauer, n>= 748. Werte: Delta R² (zusätzlich erklärte Varianz bei der Zielvariable in Prozent). 6

Resultierende Strategieansätze und Umsetzungsvorschläge zum psychologischen Vertrag im Kontext von Veränderungsprozessen Gegenseitige Erwartungen und Angebote explizit machen und in Übereinstimmung bringen Frühzeitige, umfassende Information, auch über unsichere Entwicklungen Erhöhung der funktionalen Flexibilität durch Aufgabenerweiterung und internen Stellenwechsel sowie systematische Laufbahnplanung Erwerb von Metakompetenzen und Nutzung der Vielfalt unterschiedlicher Kompetenzen Bindung an das Unternehmen erhöhen, dabei Flexibilität und Beschäftigungsfähigkeit fördern Dialogbasierte Führungsinstrumente Kommunikationskultur Integriertes, kompetenzbasiertes Personalmanagement Diversity Management Lebensphasenorientierte Personalpolitik und Betriebliches Gesundheitsmanagement 7

Handlungsansätze zum psychologischen Vertrag im Kontext von betrieblichen Veränderungsprozessen Problem Problem von Arbeitsgruppen/Teams mit zunehmender Heterogenität: Problem der Anspruchshaltungen: Problem unklarer Zugehörigkeitsdauern (Befristung, Projekte) und sich dadurch wandelnder Erwartungen: Beschränkter Einfluss des Middle- Managements im laufenden Changeprozess: Empirischer Befund/Ansatz Sensibilisierung bezüglich Unterschieden, individuelle Erwartungsklärung Die Höhe des Anspruchsniveaus ist nicht entscheidend! Es kommt auf die wahrgenommene Erfüllung der jeweiligen Erwartungen an (unabhängig von deren Umfang) Honeymoon-Effekt der Erwartungen nur am Anfang der Beziehung (Arbeitsplatzwechsel), danach relative Stabilisierung der Vertragsbeziehung - dies unabhängig von eventuellen Aufgaben-/ Gehalts-/Kollegenwechseln Führungskraft nicht alleiniger Einflussfaktor auf Wahrnehmungen der MA - Konsistenz personalpolitischer Strategien in der Organisation sicherstellen (Quelle: Hecker, 2010) 8