Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug Stoll, Ulrike



Ähnliche Dokumente
Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in Baden-Württemberg

Vermögensdelikte: häufigster Anlass für eine Verurteilung Stoll, Ulrike

Abgänge aus allgemeinbildenden Schulen 2011: 5% ohne Hauptschulabschluss Schwarz-Jung, Silvia

Veröffentlichungsversion / Published Version Arbeitspapier / working paper

Frauenkriminalität in Baden-Württemberg Stoll, Ulrike

30 Jahre Europäische Gemeinschaft Kaross, Dietmar; Fischer, Heinz H.

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Vorsorge gegenüber Naturrisiken: Trends und Handlungsoptionen der Versicherungswirtschaft Berz, Gerhard

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 6

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Pflege im Jahr Pflege

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 2

Trend zu höheren Bildungsabschlüssen: vom Entlasszeugnis der Volksschule zur Hochschulreife Wolf, Rainer

BWL: Kontakte zu Professoren und persönliche Beratung Ramm, Michael; Multrus, Frank

Update zur regionalen Entwicklung der geförderten Weiterbildung Allgemeinmedizin im ambulanten Versorgungssektor in Deutschland im Jahr 2013

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 6

Zahnärztliche Versorgung in Nordrhein-Westfalen

Schuldenbarometer Quartal 2010

Kieferorthopädische Versorgung. Versichertenbefragung 2015

Personalbestand und Arbeitsbelastung in der Steuerverwaltung. Die Fraktion DIE LINKE hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet.

Kinder und ihr Kontakt zur Natur

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 2

Interpersonal attachment predicts identification with groups

Schuldenbarometer 1. Quartal 2014

Firmeninsolvenzen 2009 in Deutschland

Herausforderungen an die Pflegeinfrastruktur

Geschiedene Ehen nach Ehedauer

Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2009

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 3

Anonymisierungskonzept zur Erstellung standardisierter Off-Site-Files der Strafvollzugsstatistik fortlaufend ab dem Jahr 1995

4. Das neue Recht der GmbH ein Überblick

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

Steuerberater ,8. Steuerberatungsgesellschaften ,8. Steuerbevollmächtigte und Sonstige*

Beste Arbeitgeber in der ITK. Für IT-Abteilungen mit mindestens 50 Mitarbeitern in Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern

SchuldnerAtlas Deutschland 2011

Angst vor Krankheiten

Gute Pflege kostet viel Geld Die Absicherung der individuellen Pflegelücke mit Pflegevorsorge Flex-U.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kommt nach der Wirtschaftskrise wieder die Fachkräftekrise? Pfeiffer, Sabine; Schütt, Petra; Wühr, Daniela

Innovation. Zahl der Gewerbeanmeldungen steigt, Zahl der Abmeldungen

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 3

Pflegestatistik Eckdaten der Pflegestatistik Pflegebedürftige insgesamt. stationäre Pflege: Personen (41,1%)

Von der "Höheren Schule" zur neuen "Hauptschule": das Gymnasium als neue Nummer 1 Schwarz-Jung, Silvia

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 6

Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 9 (2010) 1

Rechtspflege. Stand: Statistisches Bundesamt

Gruschka, Andreas Eine Erinnerung an Hellmut Becker, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre

Frauen an baden-württembergischen Hochschulen Walker, Michael

Kommunen in der Finanzkrise: Status quo und Handlungsoptionen. Kommunenstudie 2013

Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresrückblick 2013

Die Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg Schwarz-Jung, Silvia

CHECK24 Hotel-App: Nutzungsanalyse

DEVK Versicherungen OmnibusDaily zum Thema "Fahrrad" Köln, Juni 2014

Umfrage Semesterticket Bacher, Johann; Wenzig, Knut Veröffentlichungsversion / Published Version Kurzbericht / abridged report

Seiffert, Heiko Lernbarrieren beim Fachwortlernen zum Beispiel Mathematik

Pflege Soziales

2 Sport. IV. Universitäten und Fachhochschulen im Freistaat Sachsen

Personal der Frankfurter Pflegeeinrichtungen 2005

Unternehmensname Straße PLZ/Ort Branche Mitarbeiterzahl in Deutschland Projektverantwortlicher Funktion/Bereich * Telefon

Handout. Entwicklung der Grenzkriminalität 2010

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten

Kfz-Haftpflichtschadenindex. nach Bundesland, jährlicher Fahrleistung sowie Alter und Geschlecht des Versicherungsnehmers

Jeder zweite Selbstständige in Vollzeit mit überlanger Arbeitszeit

Zur Einkommensverteilung in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus

Die Verschuldung des Landes Thüringen

Freizeitgestaltung der Jugend unter den Bedingungen einer sozialistischen Großstadt : Leipzig - Grünau im Bild ; Fotomappe zum Bericht

Ausbildung in den nichtakademischen Fachberufen des Gesundheitswesens, die Entwicklung der Anzahl der Auszubildenden in den letzten 10 Jahren

Wenn besondere Förderung notwendig ist: Sonderschulen und sonderpädagogische Förderung in Baden-Württemberg Schwarz-Jung, Silvia

Das Anlagevermögen in Baden-Württemberg Gurka, Nicole

Die Studienanfängerzahlen steigen Kühn, Axel Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Junge Leute Repräsentative Onlinebefragung. D-MM-MAB Marktforschung, Januar 2011

Deutschland Archiv 27 (1994) 1, S

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / Mitteilung. 13. Wahlperiode der Landesregierung

Pro-Kopf-Ausgaben für Kindertagesbetreuung:

Kriminologische Fragen und Antworten

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Krankenhausstatistik: Diagnose Alkohol Baumann, Lothar

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

% % % % % % % % % % % % % %

Schuldenbarometer 2015: Privatinsolvenzen sinken um 6,4 Prozent vierter Anstieg in Folge bei den älteren Bundesbürgern

B VI 2 - j/16 Fachauskünfte: (0711)

Statistische Auswertung der Bevölkerungsentwicklung

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Working Paper Gründungen und Liquidationen im Jahr 2006 in Deutschland. Working Paper, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, No.

Firmeninsolvenzen 1. Quartal 2015

Bericht des Landesjustizprüfungsamts des Landes Baden-Württemberg für das Jahr 2014

Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien 2015

Pflegestatistik Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung Ländervergleich Pflegeheime. Statistisches Bundesamt

Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2013

Schulden-Check Fünf Ländergruppen

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Frauen in MINT-Berufen

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

FC BAYERN MÜNCHEN VOR SCHALKE 04 UND BORUSSIA DORTMUND

II. Zum Jugendbegleiter-Programm

Fachkräfte sichern. Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung

Transkript:

www.ssoar.info Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug Stoll, Ulrike Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: SSG Sozialwissenschaften, USB Köln Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Stoll, Ulrike: Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug. In: Statistisches Monatsheft Baden- Württemberg (2013), 6, pp. 18-21. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-420502 Nutzungsbedingungen: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use: This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, nontransferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, noncommercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.

Bildung, Soziales Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6/2013 Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug Ulrike Stoll Dipl.-Sozialwissenschaftlerin Ulrike Stoll ist Referentin im Referat Beschäftigung und Arbeitsmarkt, Ausländer, Rechtspflege des Statischen Landesamtes Baden-Württemberg. In den Justizvollzugsanstalten in Baden- Württemberg waren am 31. März 2012 insgesamt 5 677 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte inhaftiert. Seit dem Jahr 2007 nimmt die Zahl der Inhaftierten kontinuierlich ab. Ver mögensdelikte sind der relativ häufigste Grund für eine Freiheits- oder Jugendstrafe. 86 % der 5 607 Strafgefangenen ohne Personen mit Sicherungsverwahrung verbüßten Haftstrafen mit einer Dauer bis zu maxi mal 5 Jahren, wobei alleine bei 40 % der Gefängnisinsassen die Freiheits- oder Jugendstrafe höchstens 1 Jahr betrug. Gegen 4 % wurde eine lebens lange Freiheitsstrafe verhängt. 70 Personen, das sind gut 1 % aller Haftinsassen, befanden sich 2012 in Sicherungsverwahrung. Im Bundesländervergleich besaß Baden-Württemberg mit einer durchschnittlichen Auslastungsquote von 95 % die vierthöchste Auslastungsquote der Justizvollzugsanstalten und lag über der bundesdurchschnittlichen Quote von 91 %. Jahr 80 und lag mit 6 % auf Bundesniveau. Trotz dieses Anstiegs kommen in Baden-Württemberg auf 100 000 Frauen im strafmündigen Alter lediglich sieben weibliche Strafgefangene. Bei den männlichen Strafgefangenen sind es dagegen mit 116 Strafgefangenen auf 100 000 strafmündige Männer gut sechzehn Mal so viele. Von den insgesamt fast 5 700 Strafgefangenen besaßen 2012 gut 1 600 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil nichtdeutscher Häftlinge lag somit bei 29 %. Strafvollzug Statistische Quellen Die seit 61 bundeseinheitlich durchgeführte Strafvollzugsstatistik umfasst zwei Erhebungen: 1 Im Folgenden Strafgefangene einschließlich Sicherungsverwahrte. Anteil der weiblichen Strafgefangenen gestie gen, mit 6 % aber auf geringem Niveau Am 31. März 2012 wurden in den badenwürttembergischen Justizvollzugsanstalten insgesamt 5 677 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte gezählt. Seit dem Jahr 2007, in dem mit knapp 6 500 Personen der bisherige Höchststand an Strafgefangenen 1 registriert wurde, nimmt die Zahl der Inhaftierten kontinuierlich ab. So kamen 2012 in Baden-Württemberg bezogen auf 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter ab 14 Jahren 60 Strafgefangene, im Jahr 2007 waren es dagegen noch 70. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Strafgefangenen 2012 um 230 Personen zurück. Dies entspricht einem Minus von 4 %. Grund hierfür war die gesunkene Zahl inhaftierter Männer, die um 270 Häftlinge gegenüber 2011 auf 5 354 Strafgefangene abnahm ( 4,8 %). Die Zahl der inhaftierten Frauen stieg dagegen um 42 Personen (+ 14,9 %) auf insgesamt 323 Personen. Damit erreichte der Frauenanteil in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten seinen bisher höchsten Stand seit dem 1. Jeweils zum Stichtag 31. März eines Berichtsjahres werden demografische und kriminologische Merkmale der Strafgefangenen im Freiheits- und im Jugend strafvollzug sowie der Sicherungsverwahrten nachgewiesen. Die wichtigsten Merkmalsgruppen sind Alter, Geschlecht, Familienstand, Staatsangehörigkeit, Art und Dauer des Vollzugs, Zahl der Vorstrafen und Art der Straftat. Von mehreren möglichen Straftaten wird nur die jenige erfasst, die vom Gesetzgeber mit der höchsten Strafe belegt ist. 2. Zusätzlich werden monatlich die Justizvollzugsanstalten, deren Bestand an Gefangenen und Sicherungsverwahrten und die Zu- und Abgänge nach Art des Vollzugs erfasst. Im Gegensatz zur Stichtagserhebung wird bei den Arten des Vollzugs neben dem Freiheits- und Jugendstrafvollzug auch die Untersuchungshaft und die sonstige Freiheitsentziehung wie der Strafarrest und die Abschiebungshaft einbezogen. 18

Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6/2013 Bildung, Soziales Strafgefangene Frauen in Baden-Württemberg tendenziell älter als strafgefangene Männer Zwei Drittel der Strafgefangenen in Baden-Württemberg waren im März 2012 jünger als 40 Jahre. Innerhalb dieser Altersgruppe waren 1 200 von 5 700 Häftlingen (21 % aller Strafgefangenen) 14 bis unter 25 Jahre alt. Allein 2 600 und damit die meisten Inhaftierten (Anteil von 46 %) gehör ten zur Altersgruppe der 25- bis unter 40-Jährigen. 1 900 Personen bzw. ein Drittel der Strafgefangenen waren 40 Jahre und älter. Auch auf Bundesebene ist diese Alters struktur unter den Strafgefangenen zu beobachten. Im Gegensatz zum Durchschnitt aller Bundesländer existieren allerdings in Baden-Württemberg geschlechtsspezifische Besonderheiten bei der Altersverteilung der Strafgefangenen. Während sich bundesweit die Altersstrukturen bei männlichen und weiblichen Inhaftierten sehr ähneln, ist in Baden-Württemberg die Gruppe der inhaftierten Frauen tendenziell älter. Zwar bestand bei den jüngeren Strafgefangenen im Alter von 14 bis unter 25 Jahren lediglich ein geringer prozentualer Unterschied zwischen den Geschlechtern (Männer: 21 %, Frauen: 18 %). Jedoch sind in der Gruppe der strafgefangenen Frauen mit einem Anteil von fast 43 % die meisten 40 Jahre und älter (Männer: 33 %), dicht gefolgt mit einem Anteil von 39 % von den 25- bis unter 40-Jährigen (Männer: 46 %). Straßenverkehrs) mit einem Anteil von 33 %. Von den rund 1 900 der aus diesem Grund Inhaftierten verbüßten alleine 700 eine Freiheitsoder Jugendstrafe wegen Körperverletzung (12 % aller Strafgefangenen). Insgesamt spielten Straftaten gegen die Person bei den männlichen Strafgefangenen als Haftgrund eine größere Rolle als bei den weiblichen: 33 % aller Männer saßen wegen derartigen Delikten ein, bei den Frauen waren es lediglich 26 %. Haftstrafen im Zusammenhang mit Verstößen gegen anderes Bundes- und Landesrecht betraf knapp ein Fünftel aller Strafgefangenen ( %). Bei den inhaftierten Frauen lag dieser Anteil sogar bei lediglich 13 %. Rund 900 von den insgesamt 1 100 Strafgefangenen und damit die weit überwiegende Mehrheit der aus diesem Grund inhaftierten Männer und Frauen S1 Anteile in % Strafgefangene und Sicherungsverwahrte 2012 nach Straftatengruppen 5 33 17 5 29 Straftaten nach anderem Bundesund Landesrecht (zum Beispiel Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz) Sonstige Straftaten nach dem Strafgesetzbuch Straftaten gegen die Person (außerhalb des Straßenverkehrs) Straftaten gegen das Vermögen häufigster Haftgrund 43 49 Straftaten gegen das Vermögen Insgesamt 95 % aller Strafgefangenen saßen Ende März 2012 wegen Vermögensdelikten, Straftaten gegen die Person oder Straftaten nach anderem Bundes- und Landesrecht (zum Beispiel gegen das Betäubungsmittelgesetz) in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten ein. Als mit Abstand häufigster Haftgrund wurden Straftaten gegen das Vermögen registriert. So verbüßten mit 2 500 von insgesamt fast 5 700 Strafgefangenen alleine 43 % eine Freiheits- oder Jugendstrafe wegen Vermögensdelikten, darunter gut 1 000 bzw. 18 % wegen Diebstahls und Unterschlagung, knapp 700 bzw. 12 % wegen Raubes, Erpressung und räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer und weite re 600 bzw. 10 % wegen Betrugs und Untreue. Während bei den Männern der Anteil der Strafgefangenen wegen Vermögensdelikten bei 42 % lag, betrug dieser bei den weiblichen Strafgefangenen sogar 58 % (Schaubild 1). Baden- Württemberg 13 3 26 58 Frauen 6 33 42 Männer Straftaten nach anderem Bundesund Landesrecht (zum Beispiel Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz) Sonstige Straftaten nach dem Strafgesetzbuch Straftaten gegen die Person (außerhalb des Straßenverkehrs) Straftaten gegen das Vermögen An zweiter Stelle rangierten Haftstrafen wegen Straftaten gegen die Person (außerhalb des Datenquelle: Ergebnisse der Strafvollzugsstatistik zum Stichtag 31. März 2012. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 301 13

Bildung, Soziales Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6/2013 T Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in und Baden-Württemberg 2012 nach Vorstrafen und Geschlecht Strafgefangene und Sicherungsverwahrte Baden-Württemberg insgesamt insgesamt männlich weiblich männlich weiblich Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Strafgefangene und Sicherungsverwahrte 58 073 100 54 765 100 3 308 100 5 677 100 5 354 100 323 100 nicht vorbestraft 16 953 29,2 15 601 28,5 1 352 40,9 2 050 36,1 1 872 35,0 178 55,1 vorbestraft 41 120 70,8 39 164 71,5 1 956 59,1 3 627 63,9 3 482 65,0 145 44,9 1-mal 8 581 20,9 8 215 21,0 366 18,7 768 21,2 748 21,5 20 13,8 2-mal 5 818 14,1 5 569 14,2 249 12,7 415 11,4 398 11,4 17 11,7 3-mal 4 708 11,4 4 486 11,5 222 11,3 364 10,0 353 10,1 11 7,6 4-mal 3 778 9,2 3 594 9,2 184 9,4 300 8,3 294 8,4 6 4,1 5- bis 10-mal 12 686 30,9 12 048 30,8 638 32,6 1 120 30,9 1 065 30,6 55 37,9 11- bis 20-mal 4 790 11,6 4 523 11,5 267 13,7 544 15,0 512 14,7 32 22,1 mehr als 20-mal 759 1,8 729 1,9 30 1,5 116 3,2 112 3,2 4 2,8 Datenquelle: Ergebnisse der Strafvollzugsstatistik zum Stichtag 31. März 2012. verbüßten dabei Freiheits- bzw. Jugendstrafen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. die entsprechenden Quoten mit 48 % bei den Frauen und 44 % bei den Männern niedriger als im Südwesten (Tabelle). Weibliche Strafgefangene seltener vorbestraft Von den insgesamt 5 677 Strafgefangenen waren 3 627 und somit knapp zwei Drittel 2012 zum wiederholten Mal verurteilt. Das Risiko, im strafrechtlichen Sinn erneut rückfällig zu werden, war in Baden-Württemberg bei den Frauen geringer als bei den Männern. Unter den weiblichen Strafgefangenen hatten mit 45 % weniger als die Hälfte eine Vorstrafe, bei den Männern lag die Quote dagegen mit 65 % um 20 Prozentpunkte höher. Im bundesweiten Vergleich wiesen sowohl die weiblichen als auch die männlichen Strafgefangenen in Baden- Württemberg weniger häufig Vorstrafen auf. Bundesweit waren 59 % der weiblichen Strafgefangenen und bei den Männern sogar 72 % ein- oder mehrfach vorbestraft. Allerdings haben die in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten inhaftierten Frauen im Falle von Vorstrafen ein vergleichsweise langes Vorstrafenregister. In Baden- Württemberg wiesen alleine 63 % aller vorbestraften Frauen mindestens fünf Vorstrafen auf, bei den Männern war es dagegen lediglich knapp die Hälfte (49 %). Bundesweit lagen 40 % der strafgefangenen Männer und Frauen in Baden-Württemberg sitzen weniger als 1 Jahr ein Von den insgesamt 5 677 Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten in Baden-Württemberg verbüßten 2012 insgesamt 5 071 eine Freiheitsstrafe (90 %), 536 eine Jugendstrafe (9 %) und 70 befanden sich in Sicherungsverwahrung (1 %). Von den Strafgefangenen mit zeitiger Freiheits- sowie Jugendstrafe, das heißt ohne Personen mit Sicherungsverwahrung, saß mit 86 % die weit überwiegende Mehrheit für eine Haftdauer von bis zu 5 Jahren ein. Bei 40 % der Gefängnisinsassen betrug die verhängte Haftzeit weniger als 1 Jahr. 10 % der Strafgefangenen mussten 5 bis 15 Jahre hinter Gitter und 4 % verbüßten 2012 eine lebenslange Freiheitsstrafe. Bezüglich der Dauer des Freiheitsentzugs sind keine gravierenden Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Strafgefangenen zu beobachten. Dagegen zeigen sich bei der Art des Vollzugs Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Insgesamt befanden sich 2012 von den Strafgefangenen in Baden-Württemberg 83 % im geschlossenen und 17 % im offenen Vollzug. 20

Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6/2013 Bildung, Soziales S2 Landesdurchschnittliche Auslastung*) der Justizvollzugsanstalten zum 31. März 2012 nach Bundesländern Auslastung in % Bayern 103 Sachsen Saarland Baden-Württemberg Berlin Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Hessen 97 95 95 93 91 91 90 Schleswig-Holstein 87 Niedersachsen 83 Sachsen-Anhalt 80 Hamburg 71 Bremen Brandenburg 68 68 *) Verhältnis von tatsächlicher Belegung zur Anzahl der verfügbaren Haftplätze. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 302 13 Dabei waren in Baden-Württemberg 82 % der inhaftierten Männer im geschlossenen Vollzug, bei den weiblichen Strafgefangenen waren es dagegen sogar 97 %. Bundesweit lag der Anteil der Frauen im geschlossenen Vollzug mit 81 % deutlich niedriger und fiel geringer aus als bei den männlichen Strafgefangenen (84 %). Justizvollzugsanstalten im Südwesten durchschnittlich zu 95 % ausgelastet Im März 2012 waren von insgesamt 7 858 in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten verfügbaren Haftplätzen 7 440 belegt. Diese Angaben beinhalten zusätzlich zu den oben genannten Strafgefangenenzahlen auch Häftlinge in Untersuchungshaft und sons tiger Freiheitsentziehung wie Strafarrest und Abschiebehaft und liegen daher höher (siehe i-punkt). Dies entspricht einer durchschnittlichen Kapazitätsauslastung der Justizvollzugsanstalten von 95 %, wobei die Auslastungsquote zwischen den Geschlechtern lediglich um 1 Prozentpunkt divergiert (Männer: 95 %, Frauen: 96 %). Im Bundesländervergleich besaß Baden-Württemberg 2012 die vierthöchste Auslastungsquote und lag über dem Bundesdurchschnitt von 91 % (Schaubild 2). Die höchste Auslastung mit 103 % war im Freistaat Bayern zu verzeichnen. Deutlich geringere Belegungsquoten verzeichneten dagegen Bremen und Brandenburg. In beiden Bundesländern betrug die Auslastungsquote lediglich 68 %. Weitere Auskünfte erteilt Ulrike Stoll, Telefon 0711/641-20 15, Ulrike.Stoll@stala.bwl.de 21