PRESSEKONFERENZ. Angststörungen Vorstellung der neuen Behandlungsleitlinie. Mittwoch, 07.05.2014 12.00 Uhr. Heinrich Böll Stiftung



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Transkript:

1 PRESSEKONFERENZ ngststörungen Vorstellung der neuen Behandlungsleitlinie Mittwoch, 07.05.2014 12.00 Uhr Heinrich Böll Stiftung Schumannstraße 8 I 10117 Berlin SPERRFRIST: 07.05.2014 12.00 UHR Foto: B. Bandelow

2 TEILNEHMER Steuerungsgruppe der S3 Leitlinie Prof. Dr. med. Manfred E. Beutel, Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM), Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz Prof. Dr. med. Borwin Bandelow, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Gesellschaft für ngstforschung (GF), Stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen Prof. Dr. med. Thomas Lichte, Deutsche Gesellschaft für llgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGM), rzt für llgemeinmedizin, Professor für llgemeinmedizin an der Otto von Guericke Universität Magdeburg Dr. med. Sebastian Rudolf, Deutscher Fachverband für Verhaltenstherapie (DVT), Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Lübeck Patientenvertreter Dipl. Psych. Jürgen Matzat, Deutsche rbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (DG SHG) Moderation Prof. Dr. med. Peter Falkai, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig Maximilians Universität München

3 NGSTSTÖRUNGEN ngststörungen sind die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen (siehe Kasten). Nach einer Erhebung in Deutschland haben 15% aller Befragten in den letzten 12 Monaten an irgendeiner ngststörung gelitten. Die verschiedenen ngststörungen werden im folgenden Kasten beschrieben: ngststörung ICD 10 Klassifikation Panikstörung F41.0 goraphobie F40.0 ohne Panikstörung F40.00 mit Panikstörung F40.01 Generalisierte ngststörung F41.1 Soziale Phobie F40.1 Spezifische (isolierte) Phobie F40.2 ngst und depressive Störung, gemischt F41.2 Beschreibung Plötzlich auftretende ngstanfälle mit den körperlichen usdrucksformen der ngst (Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag, Schwitzen, Zittern, Beben, Mundtrockenheit, temnot, Erstickungsgefühl, Enge im Hals, Schmerzen, Druck oder Enge in der Brust, Übelkeit oder Bauchbeschwerden, Schwindel, Unsicherheit, Ohnmachts oder Benommenheitsgefühle, Gefühl, dass Dinge unwirklich sind (wie im Traum) oder dass man selbst nicht richtig da ist, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Taubheits oder Kribbelgefühle) sowie ngst, die Kontrolle zu verlieren, wahnsinnig oder ohnmächtig zu werden und ngst zu sterben. Diese Panikattacken treten plötzlich auf und nehmen während ca. 10 Minuten an Stärke zu. Die Panikattacken können aus heiterem Himmel auftreten in der Mehrzahl der Fälle ist jedoch die Panikstörung mit einer goraphobie verbunden. Bei der goraphobie mit Panikstörung tritt zu den beschriebenen Panikattacken die ngst vor Orten hinzu, an denen im Falle des uftretens einer Panikattacke eine Flucht schwer möglich wäre oder peinliches ufsehen erregen würde. m häufigsten treten ngstanfälle in Menschenmengen, öffentlichen Verkehrsmitteln oder in engen Räumen (z.b. Fahrstühlen) auf. ngst vor dem lleinsein ist ebenfalls häufig. Die nwesenheit von Begleitpersonen reduziert die ngst. Die Patienten leiden unter den körperlichen usdrucksformen der ngst (Zittern, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Muskelverspannungen usw.) sowie unter Konzentrationsstörungen, Nervosität, Schlafstörungen und anderen psychischen Symptomen. Im Gegensatz zur Panikstörung treten diese Symptome allerdings nicht gleichzeitig in Form eines nfalls, sondern in wechselnder Kombination als unterschwelliger Dauerzustand auf. In der Regel können die Patienten nicht angeben, wovor sie eigentlich ngst haben. Die Patienten werden aber auch durch ständigen Sorge gequält, z.b. dass ihnen oder ihren Verwandten Unfälle zustoßen oder sie erkranken könnten. Zudem machen sich die Patienten meistens Sorgen über ihre permanente Besorgtheit ( Meta Sorgen ). Die Patienten haben vor Situationen ngst, in denen sie im Mittelpunkt der ufmerksamkeit stehen z.b. haben sie ngst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit, vor Vorgesetzten, Behördengängen, Kontakten mit dem anderen Geschlecht und anderen Situationen. Dabei befürchten sie, sich peinlich oder ungeschickt zu verhalten oder negativ bewertet zu werden. Hierbei beschränkt sich die Phobie auf einzelne, umschriebene Situationen, die sich meistens auf Gegebenheiten der Natur beziehen (z.b. Katzenphobie, Blutphobie oder Höhenangst). Gleichzeitiges Bestehen von ngst und Depression, wobei weder das eine noch das andere vorherrscht. llerdings darf die Störung nicht stark ausgeprägt sein, dass die Kriterien einer ngststörung oder einer Depression erfüllt werden.

4 NGSTSTÖRUNGEN: HÄUFIGKEIT (12 MONTS PRÄVLENZ) m häufigsten ist die spezifische Phobie (Furcht vor einzelnen Objekten, wie Spinnen). Menschen mit spezifischen Phobien lassen sich aber selten therapieren. m häufigsten werden Menschen mit einer Panikstörung/goraphobie behandelt. Die Betroffenen leiden unter plötzlichen Panikattacken; sie meiden aus ngst vor Panikattacken Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel oder andere Situationen. In der Häufigkeit folgt die soziale Phobie (ngst, von anderen Menschen kritisch beurteilt zu werden). Mit 2,2% ist auch die generalisierte ngststörung häufig (ngst und Sorgen um alltägliche Gefahren). Es wird geschätzt, dass sich weniger als die Hälfte der Menschen, die unter einer ngststörung leiden, behandeln lassen. Gründe hierfür sind: das Stigma, dass psychiatrischen Erkrankungen anhaftet, mangelnde Information über die Behandelbarkeit dieser Erkrankungen oder die nnahme, dass ngstsymptome wie Herzrasen, Zittern oder Schwitzen auf eine organische Erkrankung zurückgehen. Quelle: Jacobi et al. (2014) 12 Monats Prävalenz von ngststörungen (nach M CIDI/DSM IV TR) in der Bevölkerung, gewichtete Daten, Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, Robert Koch Institut (DEGS1 MH; N=5318) Generalisierte % 2,2 Soziale Phobie 2,7 Panikstörung/gorapho 6 Spezifische Phobie 10,3 Irgendeine ngststörung 15,3 KOMORBIDITÄT ngststörungen treten selten in reiner Form auf häufig treten sie mit anderen psychischen Erkrankungen zusammen auf. nderen ngststörungen Depressionen Somatoformen Störungen Zwangsstörungen lkoholabhängigkeit u.a. Suchterkrankungen

5 KOSTEN FÜR DS GESUNDHEITSSYSTEM Durch ngsterkrankungen entstehen erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem durch Direkte Kosten: mbulante ärztliche Behandlung Medikamente Psychotherapie Stationäre Behandlung Inanspruchnahme von Notfallambulanzen Rehabilitation Indirekte Kosten: Produktivitätseinschränkung Krankschreibungen Frühberentung DIE S3 LEITLINIEN NGSTSTÖRUNGEN Die Erstellung von Leitlinien wird in Deutschland von der WMF (rbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften) koordiniert. Unter deren Schirmherrschaft bildete sich eine Leitliniengruppe aus Ärzten (Fachärzte, llgemeinärzte), Psychologen, psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten sowie Patientenvertretern. Zwanzig Fachgesellschaften waren an der Erstellung der Leitlinie beteiligt (siehe Kasten). Ziel der Leitlinienerstellung war die Verbesserung der Erkennung und Behandlung von ngststörungen in Deutschland. dressaten der Leitlinie sind Ärzte und Psychologen in der Praxis und in Kliniken sowie die an ngststörungen erkrankten Erwachsenen und deren ngehörige sowie Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Um Empfehlungen zur ngstbehandlung zu erstellen, wurden bereits bestehende nationale und internationale Leitlinien ausgewertet. Zusätzlich wurden alle verfügbaren Studien zur Behandlung von ngsterkrankungen analysiert. Dabei wurden vor allem sogenannte randomisierte kontrollierte Studien untersucht. nalysiert wurden Studien zu Psychotherapien, Medikamenten, Entspannungsmaßnahmen, Selbsthilfemaßnahmen und andere Therapien. Basierend auf den Referenzleitlinien und den eigenen Recherchen wurde eine Empfehlung zur Behandlung erstellt. PK BPTK BVVP DG SHG DSH DÄVT DEGM DGPM DGPPN DGPPR DGPs DGPT DGRW DGVM DGVT DKPM DPG DPV DVT GF ktion psychisch Kranke Bundespsychotherapeutenkammer Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten e.v. Deutsche rbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen Deutsche ngst Selbsthilfe Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie Deutsche Gesellschaft für llgemeinmedizin und Familienmedizin Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde Deutsche Gesellschaft für Klinische Psychologie und Psychosomatische Rehabilitation Deutsche Gesellschaft für Psychologie Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften Deutsche Gesellschaft für Verhaltensmedizin Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft Deutsche Psychoanalytische Vereinigung Deutscher Fachverband für Verhaltenstherapie Gesellschaft für ngstforschung

6 DS LEITLINIENTEM Im 6 järhigen Entwicklungsprozess waren 36 Personen an der Erstellung der Leitlinie beteiligt: Bandelow, B.; Wiltink, J.; lpers, G.W.; Benecke, C.; Deckert, J.; Eckhardt Henn,.; Ehrig, C.; Engel, E.; Falkai, P.; Geiser, F.; Gerlach,.L.; Harfst, T.; Hau, S.; Joraschky, P.; Kellner, M.; Köllner, V.; Kopp, I.; Langs, G.; Lichte, T.; Liebeck, H.; Matzat, J.; Reitt, M.; Rüddel, H.P.; Rudolf, S.; Schick, G.; Schweiger, U.; Simon, R.; Springer,.; Staats, H.; Ströhle,.; Ströhm, W.; Waldherr, B.; Watzke, B.; Wedekind, D.; Zottl, C.; Zwanzger, P.; Beutel M. Koordiniert wurde die Gruppe durch ein interdisziplinäres Redaktionsteam: Steuerungsgruppe: M.E. Beutel; B. Bandelow; T. Lichte; S. Rudolf Textredaktion: B. Bandelow Moderation: I. Kopp (WMF) Koordination: J. Wiltink ZIELE DER S3 LEITLINIE NGSTSTÖRUNGEN Die Erkennung und Behandlung von ngststörungen in Deutschland und die Partizipation, ktivität und Lebensqualität der Patienten durch die Entwicklung transparenter und nachvollziehbarer Standards für die verschiedenen Versorgungsebenen zu verbessern Empfehlungen zu prioritären Versorgungsproblemen zwischen allen an der Versorgung beteiligten Gruppen unter Einbeziehung von Patienten und ngehörigenvertretern abzustimmen, darzulegen und zu implementieren Die Empfehlungen entsprechend dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse unter Berücksichtigung der Kriterien der Evidenzbasierung zu formulieren und zu aktualisieren Die Versorgungsabläufe für Menschen mit ngsterkrankungen und die dabei entstehenden Entscheidungssituationen zu benennen und das jeweilige Vorgehen der Wahl zu definieren, und somit den Zugang der Patienten zu einer effektiven Therapie unter Berücksichtigung der differenziellen Indikation und der Schnittstellen zwischen den Versorgungsebenen zu fördern Therapieprozesse und ergebnisse durch die besondere Berücksichtigung von Problemen wie Chronifizierung und Komorbidität zu verbessern Durch Einbeziehung aller an der Versorgung beteiligten Disziplinen und Organisationen, sowie der Patientenvertreter einen effizienten Transfer der Empfehlungen in die Praxis zu ermöglichen Forschungsbedarf aufzuzeigen und daraus resultierende ktivitäten anzuregen

7 WS IST EINE S3 LEITLINIE? Es gibt zahlreiche Behandlungsleitlinien für jede rt von Erkrankungen. Eine S3 Leitlinie muss mehrere Qualitätsmerkmale erfüllen: nforderung Die Leitliniengruppe ist repräsentativ für den dressatenkreis Systematische Suche nach Leitlinien zum gleichen Thema und Prüfung, ob einzelne Empfehlungen daraus übernommen bzw. adaptiert werden können Systematische Recherche, uswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege ( Evidenz ) zu den relevanten klinischen Fragestellungen Eigene Literaturrecherche nach einer weitgehend standardisierten Methodik Die Suchstrategie sollte detailliert beschrieben sein uswahlkriterien für die 'Evidenz' explizit dargelegt, insbesondere die usschlussgründe Die nach a priori festgelegten Kriterien recherchierte und ausgewählte Evidenz wird hinsichtlich ihrer methodischen Qualität bewertet Das Ergebnis der Bewertung führt zur Feststellung der Stärke der Evidenz ("Evidenzgrad"). Methoden zur Formulierung der Empfehlungen sind klar beschrieben, dazu sind formale Konsensustechniken erforderlich Strukturierte Konsensfindung unter neutraler Moderation diskutiet und abgestimmt Empfehlungsgrade (starke Empfehlung), B (Empfehlung) oder 0 (offene Empfehlung) ngabe von Evidenz und Empfehlungsgrad zu jeder Empfehlung Erfüllt

8 EVIDENZ UND EMPFEHLUNGSGRDE Bei der Beurteilung kamen genau festgelegte Evidenz und Empfehlungsgrade zur nwendung: Evidenzgrad Definition Evidenz aus einer Metaanalyse von mindestens drei randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) Ib Evidenz aus mindestens einer randomisierten kontrollierten Studie oder einer Metaanalyse von weniger als drei RCTs I Evidenz aus zumindest einer methodisch gut kontrollierten Studie ohne Randomisierung IIb Evidenz aus zumindest einer methodisch guten, quasi experimentellen deskriptiven Studie III Evidenz aus methodisch guten, nichtexperimentellen Beobachtungsstudien, wie z. B. Vergleichsstudien, Korrelationsstudien und Fallstudien IV Evidenz aus Berichten von Expertenkomitees oder Expertenmeinung und/oder klinische Erfahrung anerkannter utoritäten Empfehlungsgrad Positive Empfehlung Soll Empfehlung: Zumindest eine randomisierte kontrollierte Studie von insgesamt guter Qualität und Konsistenz, die sich direkt auf die jeweilige Empfehlung bezieht und nicht extrapoliert wurde (Evidenzebenen und Ib). B Sollte Empfehlung: Gut durchgeführte klinische Studien, aber keine randomisierten klinischen Studien, mit direktem Bezug zur Empfehlung (Evidenzebenen II o der III) oder Extrapolation von Evidenzebene I, falls der Bezug zur spezifischen Fragestellung fehlt. 0 Kann Empfehlung: Berichte von Expertenkreisen o der Expertenmeinung und/oder klinische Erfahrung anerkannter utoritäten (Evidenzkategorie IV) oder Extrapolation von Evidenzebene I, IIb oder III. Diese Einstufung zeigt an, dass direkt anwendbare klinische Studien von guter Qualität nicht vorhanden oder nicht verfügbar waren. Negative Empfehlung Soll nicht : Von der jeweiligen Therapie/Maßnahme wird auf der Basis der Evidenzebenen und Ib abgeraten. Sollte nicht : Von der jeweiligen Therapie/Maßnahme wird auf der Basis der Evidenzebenen II und III abgeraten. Von der jeweiligen Therapie/Maßnahme wird auf der Basis der Evidenzkategorie IV oder Extrapolation von Evidenzebene I, IIb o der III abgeraten. QULITÄTSMERKMLE VON STUDIEN Die Qualitätsmerkmale der Studien wurden genauestens überprüft: Diagnose nach DSM oder ICD Kontrollgruppe Behandlungsgruppen unterscheiden sich nur in Hinblick auf die zu untersuchende Therapie Optimaler Stichprobenumfang, vor allem Typ II Fehler Validierte Skalen ITT nalyse Verblindung (insofern möglich) Korrekte statistische uswertung Haupteffizienzkriterium genannt bzw. bei multipler Testung Bonferroni Korrektur

9 EMPFEHLUNGEN Die Leitliniengruppe kam zu dem Schluss, dass Patienten mit ngststörungen, bei denen ein deutlicher Leidensdruck oder eine Einschränkung der Lebensqualität vorliegt, eine Psychotherapie und Pharmakotherapie angeboten werden soll. Dabei soll die Präferenz des informierten Patienten berücksichtigt werden. Im Informationsgespräch sollen daher insbesondere folgende spekte eine Rolle spielen: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. Die Empfehlungen werden auf den Seiten 11 ff zusammengefasst. PSYCHOTHERPIEN In Deutschland werden von den Kostenträgern drei rten von Psychotherapie erstattet: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte und analytische Psychotherapie (da zur tiefenpsychologischen/analytischen Psychotherapie nur Studien vorliegen, die den Begriff psychodynamische Psychotherapie verwendeten, wird im Folgenden kurz von psychodynamischer Psychotherapie gesprochen). Bei allen ngststörungen wird die kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, deren Wirksamkeit in zahlreichen kontrollierten Studien nachgewiesen wurde. Diese wird unter anderem (z.b. bei Panikstörung oder goraphobie) mit angeleiteten und gezielten Expositionen mit angstauslösenden Situationen kombiniert, darüber hinaus wird jedoch auf die individuellen gedanklichen und emotionalen spekte der Betroffenen gezielt eingegangen. Wie Professor Manfred E. Beutel (Mainz) ausführt, gibt es in den letzten Jahren zunehmend auch Studien, die die Wirksamkeit psychodynamischer Therapien bei der Panikstörung, der generalisierten ngststörung und der sozialen Phobie belegen: Eine psychodynamische Psychotherapie wird daher empfohlen, wenn sich eine kognitive Verhaltenstherapie nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist, oder wenn dies der informierte Patient wünscht. Die Verhaltenstherapie erhielt den Empfehlungsgrad, psychodynamische Psychotherapie den Empfehlungsgrad B. MEDIKMENTE Professor Borwin Bandelow (Göttingen) erläutert: Es werden in erster Linie Medikamente wie die selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und selektive Serotonin Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) wegen ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit empfohlen. In zweiter Linie können Mittel wie trizyklische ntidepressiva oder Pregabalin verordnet werden. Von der nwendung der Benzodiazepine, die derzeit noch sehr häufig bei ngsterkrankungen verordnet werden, wird wegen der Möglichkeit einer bhängigkeitsentwicklung abgeraten. WS HILFT NICHT GEGEN NGSTSTÖRUNGEN? Die Leitliniengruppe hat sich auch mit zahlreichen Behandlungsmaßnahmen auseinandergesetzt, die gelegentlich für die Behandlung von ngststörungen vorgeschlagen werden. So wurden zahlreiche Medikamente aus der Liste der empfohlenen herausgenommen. uch hielten nicht alle psychotherapeutischen Maßnahmen der Qualitätsüberprüfung stand, so z.b. die interpersonelle Therapie und die klientenzentrierte Gesprächstherapie. uch bestehen grundsätzliche Bedenken gegen eine Psychotherapie, die ohne persönlichen Kontakt mit dem Therapeuten nur über das Internet stattfindet. WEITERE EVLUIERTE THERPIEMßNHMEN Interpersonelle Therapie Klientenzentrierte Gesprächstherapie Entspannungstherapien (pplied Relaxation u.a.) Internet Therapie u.a. Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR) Virtual Reality Therapy

10 WO FINDEN DIE PTIENTEN HILFE? Ziel der Leitlinie ist es, die Versorgung von Patienten mit ngststörungen in den verschiedenen Versorgungsbereichen (Hausarztpraxis, fachspezifische ambulante Versorgung, Krankenhaus und tagesklinische Versorgung und Rehabilitation) zu verbessern. ngststörungen werden fachspezifisch von Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, psychotherapeutisch tätigen Ärzte mit einer Facharztweiterbildung in einem nicht psychotherapeutischen Fachgebiet und einer Zusatzweiterbildung Psychotherapie, fachgebunden und von psychologischen Psychotherapeuten behandelt. 14% der ngstpatienten werden ausschließlich beim Hausarzt behandelt. Professor Thomas Lichte, llgemeinmediziner, ergänzt für den hausärztlichen Bereich: ngststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Krankheiten in der Hausarztpraxis. Wichtig sind hier vor allem die Erkennung von ngststörungen und korrekte Diagnosestellung einschließlich bklärung möglicher somatischer Differenzialdiagnosen, Vermittlung der Diagnose an den Patienten, Einleitung der Therapie (Beratung, Medikation), ggf. Überweisung zum Facharzt oder psychologischen Psychotherapeuten zu weiterer bklärung und Therapie und Koordination weiterer Behandlungen. ENTSCHEIDUNGSFINDUNG ZUSMMEN MIT DEM PTIENTEN Jürgen Matzat, einer der Patientenvertreter in der Leitlinien rbeitsgruppe, betont: us Patientensicht kann man nur begrüßen, dass hier nun der aktuelle Stand der Erkenntnis zusammengetragen ist. Bleibt nur zu hoffen, dass die Behandler dies auch zur Kenntnis nehmen und ihre Praxis daran orientieren. Erst dann hätten die Betroffenen etwas davon. Dabei liegt uns die Wahlfreiheit und die gemeinsame Entscheidung von Patient und Behandler darüber, welche Therapie zur nwendung kommen soll, besonders am Herzen. EMPFEHLUNGEN uf den folgenden Seiten werden die Empfehlungen der S3 Leitlinie ngststörungen aufgeführt.

11 PNIKSTÖRUNG UND GORPHOBIE Psychotherapie und Pharmakotherapie Patienten mit Panikstörung /goraphobie soll angeboten werden: - Psychotherapie - Pharmakotherapie Therapieform Empfehlung Evidenzkategorie Empfehlungsgrad Psychotherapie und andere Maßnahmen Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Psychodynamische Psychotherapie Sport (usdauertraining; z.b. dreimal pro Woche 5 km laufen) Patientenselbsthilfe und ngehörigengruppen Medikamente SSRIs SNRI TZ Dabei soll die Präferenz des informierten Patienten berücksichtigt werden. Im Informationsgespräch sollen insbesondere folgende spekte eine Rolle spielen: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. In Fällen, in denen eine Psycho und Pharmakotherapie nicht ausreichend wirksam war, soll die jeweils andere Therapieform angeboten werden oder kann eine Kombination von Psychotherapie und Pharmakotherapie angeboten werden. Evidenz für eine Kombination wurde identifiziert für KVT sowie für SSRIs und Imipramin. Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie soll eine KVT angeboten werden Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden, wenn sich eine KVT nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie kann Sport (usdauertraining) als ergänzende Maßnahme zu anderen Standardtherapien empfohlen werden Patienten und ngehörige sollen über Selbsthilfe und ngehörigengruppen informiert und, wenn angebracht, zur Teilnahme motiviert werden. Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie sollen SSRIs (Citalopram, Escitalopram, Paroxetin oder Sertralin) zur Behandlung angeboten werden. Medikament Tagesdosis Citalopram 1 20 40 mg Escitalopram 2 10 20 mg Paroxetin 20 50 mg Sertralin 50 150 mg Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie soll der SNRI Venlafaxin zur Behandlung angeboten werden. I Venlafaxin 75 225 mg Patienten mit einer Panikstörung/goraphobie sollte das trizyklische ntidepressivum Clomipramin zur Behandlung angeboten werden, wenn SSRIs oder der SNRI Venlafaxin nicht wirksam war oder nicht vertragen wurden. Clomipramin 75 250 mg B B 1 Die Regeldosis darf wegen einer möglichen QT C Zeit Verlängerung nicht überschritten werden. Maximaldosis bei verminderter Leberfunktion 30 mg/tag, bei älteren Patienten 20 mg/tag 2 Die Regeldosis darf wegen einer möglichen QT C Zeit Verlängerung nicht überschritten werden. Maximaldosis bei Patienten über 65 Jahren 10 mg/tag

12 GENERLISIERTE NGSTSTÖRUNG Psychotherapie und Pharmakotherapie Psychotherapie und andere Maßnahmen Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Psychodynamische Psychotherapie Patientenselbsthilfe und ngehörigengruppen Medikamente SSRIs SNRI Kalziummodulator Trizyklisches nxiolytikum zapiron Patienten mit einer generalisierten ngststörung soll angeboten werden: - Psychotherapie - Pharmakotherapie Dabei soll die Präferenz des informierten Patienten berücksichtigt werden. Im Informationsgespräch sollen insbesondere folgende spekte eine Rolle spielen: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. Patienten mit einer generalisierten ngststörung soll eine KVT angeboten werden. Patienten mit einer generalisierten ngststörung sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden, wenn sich eine KVT nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht Patienten und ngehörige sollen über Selbsthilfe und ngehörigengruppen informiert und, wenn angebracht, zur Teilnahme motiviert werden. Patienten mit einer generalisierten ngststörung sollen die SSRIs Escitalopram oder Paroxetin angeboten werden. Medikament Tagesdosis Escitalopram 3 10 20 mg Paroxetin 20 50 mg Patienten mit einer generalisierten ngststörung sollen die SNRIs Duloxetin oder Venlafaxin angeboten werden. Duloxetin 60 120 mg Venlafaxin 75 225 mg Patienten mit einer generalisierten ngststörung sollte Pregabalin angeboten werden. Pregabalin 150 600 mg Wenn Therapien mit der Empfehlung oder B unwirksam waren oder nicht vertragen wurden, kann Patienten mit einer generalisierenden ngststörung Opipramol angeboten werden. Opipramol 50 300 mg Wenn Therapien mit der Empfehlung oder B unwirksam waren oder nicht vertragen wurden, kann Patienten mit einer generalisierenden ngststörung Buspiron angeboten werden. Buspiron 15 60 mg In Fällen, in denen eine Psycho oder Pharmakotherapie nicht ausreichend wirksam war, soll die jeweils andere Therapieform angeboten werden oder kann eine Kombination von Psychotherapie und Pharmakotherapie angeboten werden. I Therapieform Empfehlung Evidenzkategorie Empfehlungsgrad B B Ib 0 Ib 0 3 Die Regeldosis darf wegen einer möglichen QT C Zeit Verlängerung nicht überschritten werden. Maximaldosis bei Patienten über 65 Jahren 10 mg/tag

13 SOZILE PHOBIE Psychotherapie und Pharmakotherapie Patienten mit sozialen Phobie soll angeboten werden: - Psychotherapie - Pharmakotherapie Therapieform Empfehlung Evidenzkategorie Empfehlungsgrad Psychotherapie und andere Maßnahmen Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Psychodynamische Psychotherapie Patientenselbsthilfeund ngehörigengruppen Medikamente SSRIs SNRI RIM Dabei soll die Präferenz des informierten Patienten berücksichtigt werden. Im Informationsgespräch sollen insbesondere folgende spekte eine Rolle spielen: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. In Fällen, in denen eine Psycho und Pharmakotherapie nicht ausreichend wirksam war, soll die jeweils andere Therapieform angeboten werden oder kann eine Kombination von Psychotherapie und Pharmakotherapie angeboten werden. Patienten mit einer sozialen Phobie soll eine KVT angeboten werden. Patienten mit einer sozialen Phobie sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden, wenn sich eine KVT nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht. Patienten und ngehörige sollen über Selbsthilfe und ngehörigengruppen informiert und, wenn angebracht, zur Teilnahme motiviert werden. Patienten mit einer sozialen Phobie sollen die SSRIs Escitalopram, Paroxetin oder Sertralin angeboten werden. Medikament Tagesdosis Escitalopram 4 10 20 mg Paroxetin 20 50 mg Sertralin 50 150 mg Patienten mit einer sozialen Phobie soll der SNRI Venlafaxin angeboten werden. Venlafaxin 75 225 mg Wenn Therapien mit der Empfehlung oder B unwirksam waren oder nicht vertragen wurden, kann Patienten mit einer generalisierenden ngststörung Moclobemid angeboten werden. Moclobemid 300 600 mg Ib B Psychotherapie und andere Maßnahmen SPEZIFISCHE PHOBIE KVT (Exposition) Patienten mit einer spezifischen Phobie soll eine KVT/Expositionstherapie angeboten werden. Therapieform nmerkung Evidenzkategorie Empfehlungsgrad 4 Die Regeldosis darf wegen einer möglichen QT C Zeit Verlängerung nicht überschritten werden. Maximaldosis bei Patienten über 65 Jahren 10 mg/tag

14 INTERESSENSKONFLIKTE lle an der Leitlinienerstellung beteiligten Personen haben ihre potenziellen Interessenskonflikte offen gelegt. Das Leitliniengremium war bemüht, trotz dieser möglichen Einflüsse die Empfehlungen ausschließlich aufgrund der objektiven wissenschaftlichen Evidenzbeurteilung zu basieren. Die detaillierten ngaben der Leitlinienmitglieder (mit ngaben von Sponsoren usw.) liegen dem Leitliniensekretariat vor. Die ngaben beziehen sich auf die letzten 3 Jahre und die nahe Zukunft. lle Informationen beruhen auf der unterzeichneten Selbstauskunft der einzelnen Personen auf einem Formblatt zur Offenlegung potenzieller Interessenskonflikte, das den Vorständen der beteiligten Fachgesellschaften zur Beurteilung vorgelegt wurde. Diese hatten zu entscheiden, ob diese Interessenskonflikte mit der Mitgliedschaft in der Leitliniengruppe zu vereinbaren waren. Ggf. wurde entschieden, dass das Mitglied aus der bstimmung zu einem bestimmten Thema, das durch diesen Interessenskonflikt berührt wurde, ausgeschlossen wurde. FZIT Das Leitlinienteam hofft, dass durch die Verbreitung der Leitlinie die Erkennung und Behandlung von ngststörungen in der deutschen Bevölkerung verbessert wird. Dies erfordert, dass sich alle Behandler von Patienten mit ngsterkrankungen nach dieser Leitlinie richten. uch Kostenträger und Entscheider im Gesundheitswesen sollten ihre Entscheidungen auf den Empfehlungen der Leitlinie basieren. Es wird eine Patientenform der Leitlinie für Patienten und deren ngehörige erscheinen. QUELLE 1 Bandelow, B.; Wiltink, J.; lpers, G.; Benecke, C.; Deckert, J.; Eckhardt Henn,.; Ehrig, C., Engel; E.; Falkai, P.; Geiser, F.; Gerlach,.L.; Harfst, T.; Hau, S.; Joraschky, P.; Kellner, M.; Köllner, V.; Kopp, I.; Langs, G.; Lichte, T.; Liebeck, H.; Matzat, J.; Reitt, M.; Rüddel, H.P.; Rudolf, S.; Schick, G.; Schweiger, U.; Simon, R.; Springer,.; Staats, H.; Ströhle,.; Ströhm, W.; Waldherr, B.; Watzke, B.; Wedekind, D.; Zottl, C.; Zwanzger, P.; Beutel M.E. Deutsche S3 Leitlinie Behandlung von ngststörungen. www.awmf.org/leitlinien.html (2014) Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Prof. Dr. Borwin Bandelow, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen, von Siebold Str. 5, 37075 Göttingen