Selbstmanagementansatz in der Beratung und Therapie Abhängigkeitserkrankter Was wirkt wo und wie? Fachtag in Elbingerode 2013 Kliniken Wied und KatHO Köln
Hier komme ich her: Kliniken Wied, Westerwald Standort Wied Haus Mühlental; Standort Steimel: Haus Sonnenhang, Kliniken Wied 2012
Was draußen draufsteht und was drinnen ist. Aus: Peter Gaymann Esoterische Hühner Eichborn Verlag, Kliniken Wied 2012
Die Programmatik gemeinsame (= integrierte) Behandlung von Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigen seit 1978 tiefenpsychologisch fundiertes Störungsverständnis gruppendynamisch-interaktionelle Psychotherapie, integriert mit moderner Verhaltenstherapie- und Gesprächspsychotherapie- Methodik medizinische Rehabilitation = Wiedereingliederung in Beruf/Arbeitsplatz, Alltag und soziales Leben (202 Plätze stationär) SRA = Stationäre Reha-Abklärung (Diagnostik, Indikationsstellung, Motivierung für und Einleitung von weiterführenden Maßnahmen; 12 Plätze stationär), Kliniken Wied 2012
Selbstmanagement: Ein verhaltenstherapeutisches Konzept und seine Implikationen
Literatur: Frederik H. Kanfer, Hans Reinecker & Dieter Schmelzer (2012 5 ) Selbstmanagement- Therapie. Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. Heidelberg: Springer.
Selbstmanagement-Therapie Definition: anerkanntes und empirisch fundiertes Grundkonzept für Beratung und Therapie, das sich als Rahmen für die Fallkonzeption eignet zielorientiertes Problemlösemodell, mit dessen Hilfe das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe und das Lernen von Meta- Problemlösemethoden umgesetzt werden kann Wurzeln: wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (humanistische Beziehungsorientierung) und Verhaltenstherapie (Verhaltensanalyse, Zielorientierung und Evaluation)
Grundlagen Grundannahme: Die Dynamik des menschlichen Lebens ist zu berücksichtigen, was bedeutet, dass sich sowohl Probleme als auch Ziele von Menschen kontinuierlich ändern können. Dies macht ein prinzipiell flexibles Vorgehen im therapeutischen Prozess notwendig. Grundlegende Fähigkeiten zur Gestaltung bzw. zum Eingehen von sozialen Beziehungen zum Therapeuten und zu einer sozialen Gruppe müssen vorhanden sein.
Kontraindikationen Kontraindikationen/Einschränkungen: Fähigkeiten und Bereitschaft zur verbalen und nonverbalen Kommunikation (z.b. zuhören, wahrnehmen, verstehen, sich verbal/ non-verbal äußern), da der Ansatz hochgradig von der Therapeut-Klient-Interaktion bestimmt wird. Dies schließt Personen mit neuropsychologischen Defiziten, angeborenen oder erworbenen geistigen Behinderungen, akut-psychotischen Erkrankungen aus.
Nicht geeignet ist der Ansatz in folgenden Situationen mit akutem Handlungsbedarf (= direktiveres Vorgehen des Therapeuten erforderlich): akute Krisensituationen schwere Depressionen mit erhöhtem Suizidrisiko extreme psychotische Episoden mit starkem Beeinflussungserleben und paranoiden Tendenzen beim Vorliegen akuter Misshandlungskontexte bei Gewaltandrohung/-ausübung gegen Personen und Sachen
Prinzipien von Selbstmanagement Kanfer gibt elf Anweisungen für den Therapeuten / die Therapeutin, welche aus seiner Sicht den Therapieerfolg fördern: 1. Verlange niemals von Klienten, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. 2. Arbeite zukunftsorientiert, suche nach konkreten Lösungen und richte die Aufmerksamkeit auf die Stärken von Klienten. 3. Spiele nicht den Lieben Gott, indem du Verantwortung für das Leben von Klienten übernimmst. 4. Säge nicht den Ast ab, auf dem die Klienten sitzen, bevor du ihnen geholfen hast, eine Leiter zu bauen, auf der sie herabsteigen können. 5. Klienten haben immer recht.
Prinzipien von Selbstmanagement 6. Bevor du ein problematisches Verhalten nicht konkret vor Augen hast, weißt du nicht, worum es eigentlich geht. 7. Du kannst nur mit Klienten arbeiten, die anwesend sind. 8. Peile kleine, machbare Fortschritte von Woche zu Woche an und hüte dich vor utopischen Fernzielen. 9. Bedenke, dass die Informationsverarbeitungskapazität von Menschen begrenzt ist. 10. Wenn du in der Beratungs-/Therapiestunde härter arbeitest als Deine Klienten, machst du etwas falsch. 11. Spare nicht mit Anerkennung für die Fortschritte von Klienten. (nähere Erläuterungen in Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2012)
Erlernen von Selbstmanagement- Fertigkeiten Grundschritte für den erfolgreichen Erwerb von Selbstmanagementfertigkeiten: Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Selbstverstärkung Coping und Bewältigungsverhalten Evaluation bzgl. Zielerreichung Erfolgreiches Selbstmanagement, wenn: der Klient eigenständig über das Ob, Wann, Wie und Wohin der Grundschritte entscheiden kann der Klient z.b. Probleme besser analysieren und lösen kann der Klient seinen Zielen entsprechend handeln kann
Teil II DIE ROLLENKLÄRUNG IM SELBSTMANAGEMENTANSATZ ALS DREH- UND ANGELPUNKT
Selbstmanagement-Therapie 7-stufiges Prozessmodell Phase 1: Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen Phase 2: Aufbau von Änderungsmotivation und Auswahl von Änderungsbereichen Phase 3: Problemanalyse Phase 4: Vereinbaren therapeutischer Ziele Phase 5: Planung, Auswahl und Durchführung spezifischer Methoden Phase 6: Evaluation therapeutischer Fortschritte Phase 7: Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
Selbstmanagement-Therapie 7-stufiges Prozessmodell Phase 1: Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen Phase 2: Aufbau von Änderungsmotivation und Auswahl von Änderungsbereichen Phase 3: Problemanalyse Phase 4: Vereinbaren therapeutischer Ziele Phase 5: Planung, Auswahl und Durchführung spezifischer Methoden Phase 6: Evaluation therapeutischer Fortschritte Phase 7: Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
Therapie als geordneter, zielorientierter Prozess mit Lern- und Anpassungspotential Aus: Zimbardo & Gerrig. Psychologie.
Übung für das eigene Wohlbefinden Mindestens fünf Gründe (in Zahlen: 5), warum ich (und niemand sonst) der beste Berater/Therapeut für Sie bin
Therapeutische Kommunikation und Interaktion Künstlichkeit der Kommunikation Asymmetrie der Beziehung Prozessorientierung des Therapeuten Expertenrolle des Therapeuten für was? Dienstleistung
Hilfreicher Ansatz: MI Motivational Interviewing oder Motivierende Gesprächsführung Konzeption von William R. Miller und Stephen Rollnick (erstmals publiziert 1991/deutsch 1999 ff.) Entwicklung in der Beratung bei Nikotin-, Alkohol-, Medikamenten- und Drogenproblemen Implementierung erfordert TQM im Geiste des MI
Menschenbild von MI Jeder Mensch hat zu jeder Zeit eigene Stärken, Ressourcen und Fähigkeiten. Potential und Tempo von Veränderung bestimmt und verantwortet der betreffende Mensch. Die Entscheidung für oder gegen eine Veränderung trifft der Betreffende ausschließlich selbst.
Techniken und Methoden motivationaler Gesprächsführung Aktives Zuhören Offene Fragen Mit dem Widerstand gehen Herausarbeitung von Fähigkeiten und Potentialen Beweisführung vermeiden Diskrepanzen aufgreifen und stärken
Kommunikationsfallen z.b.: Frage-Antwort-Spiel Konfrontations-Verleugnungs-Falle Expertenfalle Verfrühte Problemeingrenzung Schuldfalle
Dr. Wilma Funke, Kliniken Wied
Teil III ZUR SYSTEMATIK VON ZIELVEREINBARUNGEN.
Problemanalyse (Phase 3) Mikroebene Makroebene Ziele/Pläne Systeme Regeln S O R K
Vorläufige Auswahl von Änderungsbereichen Fragen Was muss ich für eine Änderung investieren? Kann ich auf die Unterstützung dieses Therapeuten bauen? Grundfrage: Ändern vs. Akzeptieren? Fragen nach dem subjektiven Nutzen einer Verhaltensänderung Beschwerden des Klienten werden in 2 Grundkategorien aufgespalten: Beschwerden, die als therapeutische Ansatzpunkte geeignet sind Beschwerden, die als für die Therapie irrelevant ausgesondert werden
Zielformulierung nach SMART -Kriterien S M A R T specific spezifisch, eindeutig und konkret measurable messbar achievable angemessen, erreichbar realistic realistisch time determined terminiert, zeitlich festgelegt
Warum individuelle Zielvereinbarungen? Motivationsstärkung Basis und Überprüfungsinstanz für die Arbeitsbeziehung Vorbeugemaßnahme für Frustration Aussagen über und Bezug zu Erfolgschancen
Ziele-Skala Kliniken Wied (medizinische Rehabilitation) Halten Sie Ihre Therapie für erfolgreich im Hinblick auf a) Abstinenzfähigkeit (funktional) b) Arbeits- und Leistungsfähigkeit (zentral) c) Lebensbewältigung (funktional) d) Lebensfreude (funktional) Wie hat sich folgendes für Sie verändert? a) Ihr Umgang mit Problemen (funktional) b) Ihre Stressbewältigung (funktional) c) Ihre Durchsetzungsfähigkeit (funktional) d) Ihr Gesundheitsbewusstsein (zentral) e) Ihr Selbstvertrauen (funktional) f) Ihre Lebenszuversicht (funktional)
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Literaturempfehlung Klaus Grawe (2004) Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe (insbesondere: S. 433-440). Frederik H. Kanfer, Hans Reinecker & Dieter Schmelzer (2012 5 ) Selbstmanagement-Therapie. Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. Heidelberg: Springer. Jürgen Kriz (2007 6) Grundkonzepte der Psychotherapie. Weinheim: Beltz (PVU); Kap. 8-11; S. 130-151. Gerhard Zarbock (2008) Praxisbuch Verhaltenstherapie. Lengerich: Pabst (insbesondere: S. 81-104). Philip G. Zimbardo & Richard J. Gerrig (2004 16 ) Psychologie. München: Pearson Studium; Kap. 16.3-16.4; S. 716-729