Pressemitteilung, Universität Leipzig und Universität Gießen, November 11 Die Parteien und ihre Anhänger Ergebnisse einer Repräsentativerhebung zu Parteienpräferenz und Geschlecht, Arbeitslosigkeit, Alter, Konfession, Einkommen sowie Bildungsstand Im Auftrag der Universität Leipzig wurden im Sommer 11 2512 Ost- und Westdeutsche im Alter von 14 bis 94 Jahren zu sozial- und medizinpsychologischen Fragestellungen befragt. Im Rahmen dieser Studie wurde auch die Sonntagsfrage nach den Wahlabsichten bei der Bundestagswahl gestellt. In der vorliegenden Pressemitteilung werden Zusammenhänge von Parteienpräferenzen mit verschiedenen soziodemographischen Daten wie Haushaltseinkommen, Arbeitslosigkeit, Geschlecht oder Bildungsstand dargestellt. Dadurch wurde es möglich, Aussagen über die Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien zu treffen. Die Gespräche für die Untersuchung fanden bei den Befragten zu Hause und durch geschulte Interviewer statt. Diese für Ost- und Westdeutschland repräsentative Untersuchung wurde im Auftrag der Universitäten Leipzig und Gießen vom Meinungsforschungsinstitut USUMA durchgeführt. Arbeitslose Männer für Rechtsextremisten empfänglich FDP und Grüne Parteien der Besserverdiener Arbeitslosigkeit ist dazu angetan, vor allem Männer in die Arme von Rechtsextremisten zu treiben. % der Wähler von NPD, Republikanern und DVU sind nach einer repräsentativen Studie der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig arbeitslos. Und fast 80 % der Anhänger der rechtsextremen Parteien sind Männer. Allerdings haben die meisten Arbeitslosen der Studie zufolge nicht die Absicht, zur Wahl zu gehen: 23 % sind nach eigenen Angaben Nichtwähler. Wenn sich Arbeitslose jedoch für eine der im Bundestag vertretenen Parteien entscheiden, hat die SPD mit 27,7 % die Nase vorn, während CDU/CSU und DIE LINKE mit 16,4 und 14,2 % deutlich dahinter liegen. Für die Studie wurden im Auftrag der Universität Leipzig im Sommer 11 insgesamt 2302 Ost- und Westdeutsche im Alter von 18 bis 97 Jahren zu sozial- und medizinpsychologischen Themen befragt. Im Rahmen der Studie wurde auch die Sonntagsfrage nach den Wahlabsichten bei der kommenden Bundestagswahl erhoben. Dadurch wurde es möglich, Zusammenhänge von Parteienpräferenzen mit soziodemographischen Daten wie Haushaltseinkommen, Arbeitslosigkeit, Geschlecht oder Bildungsstand darzustellen. Dabei kam auch heraus, dass nicht nur bestehende Arbeitslosigkeit die Wähler der extremen Rechten zutreibt, sondern bereits die Sorge um den Arbeitsplatz zu
Sympathien für die Rechtsextremisten führt. Aber auch bei den Anhängern der LINKEN finden sich der Studie nach vergleichsweise viele mit der Sorge um den Arbeitsplatz, während Wähler der CDU/CSU und SPD am wenigsten Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes haben. Dies mag mit dem Bildungsstand zusammenhängen: Mehr als ein Drittel der Wähler von Bündnis 90/die Grünen haben Abitur (31,5 %), bei den Wählern von NPD, DVU und Republikanern sind es dagegen nur 10 %. Nur bei den Nichtwählern haben mit 7 % noch weniger Personen diesen höchsten in Deutschland möglichen Schulabschluss. Wie die Studie ergab, gelten FDP und Bündnis 90/die Grünen zu Recht als die Parteien der so genannten Besserverdienenden. Ihre Wähler haben zu 41,1 % (FDP) bzw. 37,0 % (Bündnis 90/die Grünen) ein Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro. Im Gegensatz dazu haben die rechtsextremen Parteien am meisten Zulauf von finanzschwachen Haushalten: nur % der Wähler der NPD, Republikaner oder DVU verfügen über ein Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass sich am ehesten die Wähler der Partei DIE LINKE (49,6 %) und der rechtsextremen Parteien (48,3 %) keiner Konfession angehörig fühlen. Die meisten Christen finden sich in der Anhängerschaft der CDU/CSU (43,3 % katholisch, 39,5 % evangelisch). Während, wie geschildert, 63,6 % der Anhänger rechtsextremer Parteien Männer sind, ist das Geschlechterverhältnis bei den Wählern von Bündnis 90/die GRÜNEN fast umgedreht und liegt bei 63,5 % Frauen. Auch die Nichtwähler sind mehrheitlich Frauen (57,8 %). Am ausgeglichensten ist das Geschlechterverhältnis bei Anhängern der SPD (49,4 % Männer, 50,2 % Frauen). Ost/West: LINKE einzige Partei mit absolut mehr Anhängern im Osten Mehr als 80 % der Wähler der FDP (88,2 %), Grünen (86,4 %), SPD (86,1 %) und der rechten Parteien (80,0 %) sowie 76,5 % der Wähler der CDU/CSU kommen aus Westdeutschland. Die einzige Partei, die im Osten mehr Wähler hat als im West, ist DIE LINKE: 50,4 % der Anhänger kommen aus dem Osten. Prof. Dr. Elmar Brähler Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig Tel. 0341 97 18800 http://medpsy.uniklinikum-leipzig.de/ elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de Prof. Dr. Johannes Kruse Universitätsklinikum Gießen und Marburg Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Tel. 0641 985 45600 Johannes.kruse@psycho.med.uni-giessen.de
Ergebnisse der Studie: Rechtsextreme Anhänger oft arbeitslos Meiste Arbeitslose sind Nichtwähler Rechtsextreme Parteien haben den größten Anteil von Arbeitslosen in ihrer Wählerschaft. Von den Wählern der rechtsextremen Parteien NPD, Republikaner und DVU sind Prozent arbeitslos. Nichtwähler (10,8 Prozent) und Wähler der Partei DIE LINKE (16,1 Prozent) liegen deutlich dahinter. In der Wählerschaft der CDU/CSU finden sich mit 3,8 Prozent die wenigsten Arbeitslosen. Vgl. dazu Abb. 1 Betrachtet man allerdings die Absolutzahlen, ergibt sich ein anderes Bild: Viele Arbeitslose haben nicht die Absicht, zur Wahl zu gehen. Knapp 23 Prozent der Arbeitslosen sind Nichtwähler. Von den parlamentarischen Parteien fühlen sich Arbeitslose am ehesten von der SPD vertreten. 27,7 Prozent der Arbeitslosen wollen SPD wählen. Damit liegt die SPD im Gegensatz zum Gesamttrend vor der Bundestagswahl hier deutlich vor der CDU/CSU (16,1 Prozent). 14,2 Prozent der Arbeitslosen würden DIE LINKE wählen und 11,6 Prozent grün. Abb. 1: Parteienpräferenz und Arbeitslosigkeit (Sommer 11) NPD/ Rep/ DVU Linke 16,1 Nichtwähler 10,8 SPD 6,1 FDP 5,4 Grüne 5,3 CDU/CSU 3,8 0 5 10 15 25
Sorge um Arbeitsplatz: Am ehesten bei Wählern von NPD/Rep/DVU und FDP Auch die Menschen, die sich um ihren Arbeitsplatz sorgen, sympathisieren am ehesten mit den Rechtsextremen (Mittelwert 2,25). Aber auch bei den Anhängern der LINKEN finden sich vergleichsweise viele mit der Sorge um den Arbeitsplatz (Rangplatz zwei, Mittelwert 2,11). Wähler der CDU/CSU haben am wenigsten Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes (1,7). Vgl. dazu Abb. 2 Abb. 2: Parteienpräferenz und Sorge um den Arbeitsplatz (Sommer 11) 2,4 2,2 2 Mittelwert (1=keine...4=sehr große) 2,25 2,11 1,93 1,8 1,76 1,71 1,67 1,67 1,6 1,4 1,2 1 NPD/ Rep/ DVU Linke Nichtwähler Grüne FDP SPD CDU/CSU Haushaltseinkommen: Höhere Einkommen bei Wählern von FDP und Grünen FDP und Bündnis 90/Die Grünen sind die Parteien der so genannten Besserverdienenden (vgl. dazu Abb. 3). Rechtsextreme Parteien und DIE LINKE haben den größten Anteil von finanzschwachen Personen. FDP und CDU/CSU haben den geringsten Anteil von finanzschwachen Anhängern. Wähler der FDP und von Bündnis 90/Die Grünen haben zu 41,1 Prozent bzw. 37 Prozent ein Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro, im Vergleich dazu haben nur 22,3 Prozent Wähler der Partei DIE LINKE und Prozent der rechtsextremen Parteien NPD, Rep oder DVU ein Haushaltseinkommen von mehr als 00 Euro, bei den Nichtwählern sind es 19,6 Prozent.
Abb. 3: Parteienpräferenz und monatliches Haushaltseinkommen ab 2500 (Sommer 11) FDP 41,1 Grüne 37 CDU/CSU 30,9 SPD 29,2 Linke 22 NPD/ Rep/ DVU Nichtwähler 19,6 0 10 30 40 50 Abb. 4: Parteienpräferenz und monatliches Haushaltseinkommen unter 1000 (Sommer 11) NPD/ Rep/ DVU Linke 18,9 Nichtwähler 14,6 Grüne 12,3 SPD 11,8 FDP 10 CDU/CSU 9,2 0 5 10 15 25
Wähler von Bündnis 90/Die Grünen haben höheren Bildungsgrad Über ein Drittel der Wähler von Bündnis 90/Die Grünen haben Abitur (34,7 Prozent), dagegen nur 10 Prozent der Wähler von NPD/Rep/DVU. Nur bei den Nichtwählern haben mit 6,9 Prozent noch weniger Personen diesen höchsten in Deutschland möglichen Schulabschluss. Vgl. dazu Abb. 5. Abb. 5: Parteienpräferenz und Abitur (Sommer 11) Grüne 34,7 FDP 23,7 Linke 17,5 SPD 14,9 CDU/CSU 14,2 NPD/ Rep/ DVU 10 Nichtwähler 6,9 0 5 10 15 25 30 35 40 CDU/CSU haben die ältesten, Bündnis 90/Die Grünen die jüngsten Wähler Vgl. dazu Abb. 6.
Abb. 6: Parteienpräferenz: Altersdurchschnitt (Sommer 11) 70,0 Jahre 60,0 50,0 40,0 56,1 52,4 51,8 50,4 50,2 44,8 41,1 30,0,0 10,0 0,0 CDU/CSU SPD Linke NPD/ Rep/ DVU Nichtwähler FDP Grüne
Geschlecht: Rechtsextreme werden eher von Männern, Bündnis 90/Die Grünen eher von Frauen gewählt 80 Prozent der Anhänger von NPD/Rep/DVU sind Männer. Auch in der Anhängerschaft der LINKEN dominieren die Männer. Entgegen gesetzt ist das Geschlechterverhältnis bei den Wählern von Bündnis 90/Die Grünen (63,5 Prozent Frauen). Auch die Nichtwähler sind mehrheitlich Frauen (57,8 Prozent). Am meisten ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis bei Anhängern der FDP (49,2 Prozent Männer/50,8 Prozent Frauen). Die Zahlen aus diesem Sommer sind vergleichbar mit den Zahlen unserer Untersuchung aus dem Jahr 09. Eine bemerkenswerte Veränderung zeigt sich bei den Wählern der rechtsextremen Parteien. So hat sich der Anteil der Frauen in der Wählerschaft von 36,4 Prozent (09) auf Prozent (11) stark erniedrigt. Bei den LINKEN findet sich eine starke Zunahme der Männer in der Wählerschaft von 48,4 Prozent auf 62 Prozent. Abb. 7: Geschlecht nach Parteienpräferenz (Sommer 11) 100 Prozent 80 38 47,3 50,6 54,5 57,8 63,5 60 40 80 Frauen Männer 62 52,7 49,4 45,5 42,2 36,5 0 NPD/ Rep/ DVU Linke FDP SPD CDU/CSU Nichtwähler Grüne
Ost/West: LINKE einzige Partei mit absolut mehr Anhängern im Osten Mehr als 80 Prozent der Wähler von FDP (88,2), Grünen (86,4), SPD (86,1) kommen aus Westdeutschland. Die einzige Partei, die im Osten mehr Wähler hat als im Westen, ist DIE LINKE. 50,4 Prozent der Anhänger kommen aus dem Osten. Bgl. Dazu Abb. 8. Recht hoch ist auch der Anteil der Ostdeutschen bei den Nichtwählern. Abb. 8: Parteienpräferenz und Ost/ West (Sommer 11) 100 Prozent 80 49,6 60 73,4 76,5 80 86,1 86,4 88,2 West Ost 40 50,4 0 26,6 23,5 Linke Nichtwähler CDU/CSU NPD/ Rep/ DVU 13,9 13,6 11,8 SPD Grüne FDP
Konfession: Meiste Konfessionslose bei LINKE-Wählern, meiste Katholiken bei CDU/CSU-Wählern Sich keiner Konfession angehörig fühlen sich am ehesten die Wähler der Partei DIE LINKE (49,6 Prozent) und der rechtsextremen Parteien NPD/Rep/DVU (48,3 Prozent). Die meisten Christen finden sich in der Anhängerschaft der CDU/CSU (43,3 Prozent katholisch, 39,5 Prozent evangelisch) und in der Anhängerschaft der SPD (47,7 Prozent evangelisch, 31,9 Prozent katholisch). Abb. 9: Konfession nach Parteienpräferenz (Sommer 11) 100 Prozent Differenz zu 100% (Fehlwerte) 80 49,6 48,3 31,3 25,6 24,2 2,2 2,7 18,6 16,5 1,9 0,6 0,6 60 40 3 14,1,7 30,9 40 28,8 31,9 43,3 keine Konfession andere Konfession Kathol. Kirche Evangelische Kirche 33,3 31 37,2 32,2 44,2 47,7 39,5 0 Linke NPD/ Rep/ DVU Nichtwähler FDP Grüne SPD CDU/CSU