Pressemitteilung. Berlin, 2. März 2016. Wissenschaftliches Institut der AOK



Ähnliche Dokumente
Pressemitteilung. Wenn der Beruf krank macht

Pressemitteilung. Burnout auf dem Vormarsch

Beschäftigte mit Migrationshintergrund im Arbeitsalltag stärker belastet/herausforderungen für die betriebliche Gesundheitsförderung

Presseinformation. Wenn der Beruf krank macht. AOK Niedersachsen stellt neue Fehlzeiten-Analyse vor

WIdOmonitor: 20 Millionen gesetzlich Versicherte erhalten jährlich ein IGeL-Angebot

Arbeitsunfähigkeitsdaten Monitor 2014

Fehlzeiten 1. Halbjahr 2014

Pressemitteilung. Fehlzeiten-Report Zu viel berufliche Flexibilität schadet der Psyche

Pressemitteilung Berlin, 13. März 2019

Pressemitteilung. Städte im Ruhrgebiet mit den höchsten Fehlzeiten

3.9 Brustdrüse der Frau

Dr. Thomas G. Grobe, AQUA-Institut Göttingen, Berlin am

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Entwicklung psychischer Erkrankungen bei Erwerbstätigen

PRESSEINFORMATION vom 15. Juni 2011

Lebenserwartung nach Sterbetafel 2003/2005

Das Thema dieses Kapitels ist es, die Häufigkeit der Depression und ihre Bedeutung für die Gesellschaft und für das Gesundheitssystem zu

RSV. RSV kennen. Das Virus, das Eltern kennen sollten. Informationen. Kinder schützen

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Fast jeder zweite Deutsche würde gerne abnehmen

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Warum Autoversicherungskunden ihren Anbieter wechseln

Assoziationen zum Begriff Berufsgenossenschaften

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Rentenreform ab 1. Januar Am 16. November 2000 hat der Deutsche. Bundestag die Streichung der bisherigen Berufsund

Das Vermögen der privaten Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Überblick auf der Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Personal der Frankfurter Pflegeeinrichtungen 2005

Elternzeit Was ist das?

Männer doppelt so häufig in Führungspositionen wie Frauen

Pflegestatistik Eckdaten der Pflegestatistik Pflegebedürftige insgesamt. stationäre Pflege: Personen (41,1%)

Spotlight Pharma: NRW

Deutschland-Check Nr. 35

Jeder zweite Selbstständige in Vollzeit mit überlanger Arbeitszeit

BARMER GEK Zahnreport 2013 Sachsen

Wachstum 2. Michael Dröttboom 1 LernWerkstatt-Selm.de

PRESSEMITTEILUNG. Datum 19. April Sperrfrist 20. April 2006, Uhr. Sie finden uns im Internet unter

Vermögensverteilung. Vermögensverteilung. Zehntel mit dem höchsten Vermögen. Prozent 61,1 57,9 19,9 19,0 11,8 11,1 5 0,0 0,0 1,3 2,8 7,0 2,8 6,0

Mitarbeitergesundheit leidet unter schlechter Unternehmenskultur

Avenue Oldtimer Liebhaber- und Sammlerfahrzeuge. Ihre Leidenschaft, gut versichert

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

1. Planungsblatt Terminierung Ziele Planungskontrolle Schwierigkeiten Prozessplan...4

allensbacher berichte

Generali Geldstudie: Wofür Österreicher 2016 Geld ausgeben

Arbeitslosengeld II II

Zahnärztliche Versorgung in Nordrhein-Westfalen

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Strom in unserem Alltag

Massnahme bei Schweinegrippe-Verdacht

Evangelisieren warum eigentlich?

Bekommen durch Ansteckung. H Human Beim Menschen. Acquired I D. Schwäche des Immunsystems. Schwäche des Immunsystems.

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Kriminologische Fragen und Antworten

Pressemitteilung. Fernpendeln belastet die Psyche

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien 2015

Versetzungsgefahr als ultimative Chance. ein vortrag für versetzungsgefährdete

AOK Pflege: Praxisratgeber Sturzprävention Übungen zur Stärkung des Gleichgewichts

allensbacher berichte

ABMAHNUNGEN IM JAHR 2015

ISL Schulungs-Angebot Stärker werden und etwas verändern!

Der Wert von Lebensmitteln Umfragen im Auftrag des BMELV

Personal in Kitas: Wer betreut unsere Kinder?

Flexibilität und Erreichbarkeit

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Ausschüttung der Stiftung Jugend der Sparkasse Rhein-Nahe. Ausschüttung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Nahe

FORSA-STUDIE ARBEIT, FAMILIE, RENTE WAS DEN DEUTSCHEN SICHERHEIT GIBT

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

70 Prozent gegen Bahnprivatisierung

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresrückblick 2013

Statuten in leichter Sprache

Technik des Handschuhstrickens

UMFRAGE II. QUARTAL 2014

Anteil der arbeitsunfähig kranken GKV*-Pflichtmitglieder an allen Mitgliedern (mit Anspruch auf Krankengeld)

Gefährlich hohe Blutzuckerwerte

Umfrage der Klasse 8c zum Thema "Smartphones"

Cytomegalie & Co. Häufige Virusinfektionen in der Schwangerschaft. Deutsches Grünes Kreuz e.v.

Entwicklung der Abiturdurchschnittsnoten an den öffentlichen und privaten Gymnasien in Baden-Württemberg seit Allgemeinbildende Gymnasien

3. Frauenstudie der DAB bank: Frauen schlagen Männer bei der Geldanlage

Öffentliche Finanzen in Griechenland. Dafür was sich ein Land konsumtiven Ausgaben leisten kann, ist das BIP pro Kopf ein guter Maßstab.

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung stellt sich vor

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Wie verständlich sind Produktinformationen und Verträge? Haben Sie den Vertrag abgeschlossen? 36%

allensbacher berichte

Ohne Fehler geht es nicht Doch wie viele Fehler sind erlaubt?

SchuldnerAtlas VC Ravensburg

Innovation. Zahl der Gewerbeanmeldungen steigt, Zahl der Abmeldungen

Pflege-Report: Generation 50 plus offen für neue Wohnund Versorgungsformen

EÜR contra Bilanzierung

Schuldneratlas Leipzig 2014

Ohne den gewerkschaftlichen Rechtsschutz hätte ich meine Rechte nicht durchsetzen können.

Warum reicht Zähneputzen nicht?

CHECK24 Analyse: Stromverbrauch in Deutschland. 10. Juni 2009

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Pressemitteilung Seite 1 von 5

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

FAMILIENSTAND ALLEINERZIEHENDE MÜTTER

Transkript:

Wissenschaftliches Institut der AOK Pressemitteilung Berlin, 2. März 2016 HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 D-10178 Berlin POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 D- 10832 Berlin TELEFON +49 30 34646-2393 FAX +49 30 34646-2144 INTERNET www.wido.de E-MAIL wido@wido.bv.aok.de Berlin. Krankheitsbedingte Fehlzeiten haben in der deutschen Wirtschaft im letzten Jahr erneut leicht zugenommen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mitgeteilt hat. Der Krankenstand stieg bei den knapp 12 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr von 5,2 auf 5,3 Prozent. Insbesondere Atemwegserkrankungen sind für die Zunahme der Fehlzeiten im vergangenen Jahr verantwortlich. Diese haben im Vergleich zum Jahr 2014 um 20,2 Prozent zugenommen. Nahezu jeder Dritte war dabei mindestens einmal im Jahr 2015 aufgrund einer Atemwegserkrankung arbeitsunfähig, so Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Während andere Krankheitsarten 2015 mehrheitlich rückläufig waren, haben Atemwegserkrankungen die Fehlzeiten der Arbeitnehmer deutlich ansteigen lassen. Eine durchschnittliche Krankschreibung in der Gruppe der Atemwegserkrankungen dauerte dabei 6,6 Tage. Innerhalb der Gruppe der Atemwegserkrankungen sind es vor allem die Akuten Infektionen der oberen Atemwege und somit die klassische Erkältung, die den Krankenstand nach oben getrieben haben. Die Erkältungswelle im Jahr 2015 ist vor allem in den ersten drei Monaten des Jahres aufgetreten. Die Anzahl der erkältungsbedingten Krankschreibungen war im Februar besonders hoch und lag in diesem Monat 80 Prozent über dem durchschnittlichen Wert der zehn Vorjahre, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts (WIdO). Die typischen Symptome einer Erkältung sind Husten, Schnupfen, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Entfielen im Jahr 2014 aufgrund einer akuten Infektion der oberen Atemwege rein rechnerisch auf 100 AOK-Mitglieder 28,2 Arbeitsunfähigkeitsfälle, so waren es 2015 bereits 34,9 Fälle. Dies entspricht einer Steigerung von 23,5 Prozent. Die Fallzahlen sind höher als jemals zuvor in den vergangenen zehn Jahren. Dahingegen entfielen auf Grippeviren, die eine lang andauernde schwere Erkrankung hervorrufen und eher selten auftreten, nur 2,8 Fälle je 100 Mitglieder im Jahr 2015. Arbeitnehmer mit Berufen, in denen viel Kontakt mit Menschen besteht, weil man beispielsweise in einem Großraumbüro arbeitet wie etwa Callcenter-Mitarbeiter im Dialogmarketing oder viele Kundenkontakte pflegt wie in der Kinderbetreuung und -erziehung, scheinen besonders gefährdet zu sein. Diese Beschäftigen sind auffallend oft von akuten Erkältungskrankheiten betroffen. Bei den erkältungsbedingten Arbeitsunfähigkeiten zeigen sich große regionale Unterschiede. Besonders betroffen waren Regionen in Baden-Württemberg und in der westlichen Mitte Seite 1 von 8

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 2 von 8 Deutschlands während der Nordosten weniger betroffen war. Betrachtet man das erste Quartal 2015, waren auffallend viele Krankschreibungen aufgrund der Erkältungswelle im Ostalbkreis (24,7 Fälle je 100 Mitglieder), im Kreis Marburg-Biedenkopf und Tuttlingen (jeweils 24 Fälle je 100 Mitglieder) sowie in Koblenz und im Vogelsbergkreis (jeweils 23,5 Fälle je 100 Mitglieder) zu beobachten. In diesen Kreisen hat die Erkältungswelle 2015 besonders stark zugeschlagen; es gab mehr als doppelt so viele Fälle wie in Ludwigslust-Parchim (11,1 Fälle je 100 Mitglieder) oder Vorpommern-Rügen (11,8 Fälle je 100 Mitglieder). Der Analyse des WIdO liegen die Daten von knapp 12 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern zugrunde, die 2015 in mehr als 1,5 Millionen Betrieben beschäftigt waren. Der Krankenstand beschreibt die Arbeitsunfähigkeitstage im Kalenderjahr. So bedeutet dies für 2015, dass im Durchschnitt jedes AOK-Mitglied mehr als 19 Tage (5,3 Prozent der 365 Tage) arbeitsunfähig war. Pressekontakt: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Christine Göpner-Reinecke Tel.: 030/34646-2298 Fax: 030/34646-332298 E-Mail: presse@wido.bv.aok.de

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 3 von 8 Krankenstand gestiegen Abbildung 1: Krankenstand in Prozent 1994 bis 2015, AOK-Mitglieder Deutliche Zunahme der Atemwegserkrankungen Abbildung 2: Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr: Abweichung in Prozent

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 4 von 8 Atemwegserkrankungen häufig, aber ohne lange Ausfallzeiten Abbildung 3: Arbeitsunfähigkeitsfälle und Dauer nach Krankheitsarten 2015, AOK-Mitglieder Akute Erkältungen kommen häufig vor Abbildung 4: Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder nach Diagnoseuntergruppen, Atemwegserkrankungen, AOK-Mitglieder 2015

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 5 von 8 Erkältungswelle im Februar besonders stark Abbildung 5: Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 Mitglieder im Jahresverlauf 2015 im Vergleich zum Durchschnitt der 10 Vorjahre (2005-2014), Akute Infektionen der oberen Atemwege (ICD J00-J06), AOK-Mitglieder WIdO 2013

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 6 von 8 Berufe mit viel Kundenkontakt am stärksten belastet Tabelle 1: Akute Infektionen der oberen Atemwege (ICD J00-J06) bei den am stärksten betroffenen Berufen (Top 10), AOK-Mitglieder 2015 Bedeutung Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 Mitglieder* Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Mitglieder* Tage je Fall Berufe im Dialogmarketing 79,7 489,0 6,1 Berufe in der Kinderbetreuung u. - erziehung 61,0 323,2 5,3 Kaufleute im Groß- u. Außenhandel 53,4 224,7 4,2 Zahnmedizinische Fachangestellte 52,6 211,0 4,0 Assistenzkräfte in Rechtsanwaltskanzlei u. Notariat 51,3 225,2 4,4 Berufe in der Sozialverwaltung u. -versicherung 48,9 289,0 5,9 Berufe in der Informations- u. Telekommunikationstechnik 46,4 236,1 5,1 Berufe in der elektrischen Betriebstechnik 45,3 219,2 4,8 Berufe in der spanenden Metallbearbeitung 45,2 235,5 5,2 Bankkaufleute 45,2 225,3 5,0 * ganzjährig versichert Quelle: Auswahl der Berufsgruppen: Mindestens 0,1 % der AOK-Mitglieder und mindestens 10.000 AU-Fälle

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 7 von 8 Erkältungswelle erfasste die Regionen unterschiedlich Abbildung 6: Akute Infektionen der oberen Atemwege (ICD J00-J06) nach Landkreisen, Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder, erstes Quartal 2015

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 8 von 8 Verlauf der Erkältungswelle 2015 Abbildung 7: Akute Infektionen der oberen Atemwege (ICD J00-J06) nach Landkreisen, Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder, Januar bis März 2013 Januar 2015 Februar 2015 März 2015