Ergebnisse der Umfrage realisiert während dem Schweizerischen Stromkongress 2016 Schweizerischer Stromkongress (11.-12. Januar 2016)
Inhalt 1. Politik 1.1 Verabschiedung Energiestrategie 2050 1.2 Vollständige Marktöffnung 1.3 Grosshandelspreise 1.4 Interessen in Europa 2. Energiewende / Energieeffizienz 2.1 Umsatz durch Dienstleistungen 2.2 Digitalisierung 2.3 Batteriespeicher 2.4 Netzkonvergenz 3. Investitionen in Energieinfrastruktur 3.1 Anlegergruppen 3.2 Versorgungssicherheit 3.3 MuKEn 2014 3.4 Fachkräftemangel 2
1.1 Verabschiedung Energiestrategie 2050 Wird die Energiestrategie 2050 in der aktuellen Legislatur durch National- und Ständerat verabschiedet? 6 5 4 3 Der technologische und kommerzielle Fortschritt bei Windanlagen, Photovoltaikanlagen und Speicher schreitet weiter voran Diese Technologien werden sich in Europa auch ohne Förderung durchsetzen und die Dezentralisierung vorantreiben Die Subvention der Grosswasserkraft könnte falsche Investitionsanreize setzen und notwendige Massnahmen zeitlich verzögern 2 42.9% Ja 48.6% Ja, mit erheblichen Abstrichen 8.6% Nein Lenkungsabgaben zur Verbrauchssteuerung/Effizienzsteigerung haben einen schweren Stand. Fehlender Nutzen (kaum finanzielle Ersparnis) hemmt eine Änderung des Kundenverhaltens Fazit: Die Energiestrategie wird verabschiedet, Abstriche insbesondere bei Lenkungsabgaben sind zu erwarten. Dies ist auch die Meinung der Mehrheit der Befragten. Die Energiewende wird ungeachtet der politischen Diskussion durch den technologischen Fortschritt stattfinden. Anzahl Antworten: 105 3
1.2 Vollständige Marktöffnung Wann schätzen Sie kommt die vollständige Marktöffnung? 35% 3 25% 2 32.7% 15% 27.9% 24. 12.5% 5% 2.9% 2019 2020 2021 2022 gar nicht Anzahl Antworten: 104 Der Erfolg in einer (absehbaren) Volksabstimmung ist ungewiss Die tiefen Strompreise drängen kurzfristig nahezu alle marktberechtigen Kunden in den freien Markt. Gleichzeitig erhöhen sie die Tarifunterschiede in der Grundversorgung zwischen den Anbietern (mit und ohne anrechenbaren Gestehungskosten Produktion). Als Folge resultiert eine erhebliche finanzielle Ungleichbehandlung der gebundenen Kunden in verschiedenen Versorgungsgebieten Interesse an einer Integration in den europäischen Binnenmarkt ist hoch. Die Teilnahme wird ohne Marktöffnung kaum möglich sein Die grosse Anzahl von EVU in der Schweiz mit z.t. unterkritischer Grösse erfordert eine lange Vorbereitungszeit, eine rasche Öffnung ist prozessual nicht mehr umsetzbar Fazit: Der Druck für eine vollständige Marktöffnung wird steigen. Sie wird jedoch kaum vor 2020 erfolgen. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der befragten Teilnehmer, welche eine vollständige Marktöffnung zwischen 2020 und 2022 erwarten. 4
1.3 Grosshandelspreise Auf welchem Niveau bewegen sich die Grosshandelspreise in 5 Jahren für Baseload in CHF/MWh (Lieferung in der Schweiz)? 6 5 4 3 Die Strompreise werden sich zunehmend von den Primärenergieträgern entkoppeln und durch die neue Erzeugungsinfrastruktur in Europa (PV und Wind) geprägt werden PV und Wind (onshore) sind eher kurz- als mittelfristig auch ohne Fördermittel wirtschaftlich Die Ergebnisse der Klimakonferenz von Paris (COP21) dürften die CO2 Preise positiv beeinflussen, deren Einfluss auf die Strompreise schwindet jedoch kontinuierlich 2 49.5% 26.3% 20.2% 4. < 30 30-40 40-50 > 50 Fazit: Mittelfristig ist mit keiner namhaften Erholung der Strompreise zu rechnen. Das heutige Preisniveau dürfte sich in den nächsten fünf Jahren nur unwesentlich erholen (ca. 45 CHF/MWh, je nach EURO Kurs). Diese Einschätzung ist optimistisch im Vergleich zur Meinung der Mehrheit der befragten Teilnehmer, die ein Verharren der Strompreise auf dem heutigen tiefen Niveau erwarten. Anzahl Antworten: 99 5
1.4 Interessen in Europa Wie hoch ist das Risiko, dass die Schweiz ihre Interessen in Europa nur ungenügend vertreten kann? 5 45% 4 35% 3 25% 2 15% 5% 44. 39. 12. 5. 1 - sehr klein 2 3 4 - sehr gross Die Entwicklung der Energieinfrastruktur findet supranational statt und beeinflusst die Schweizer Energieversorgung erheblich (s. auch Einfluss auf Preisentwicklung und somit auf die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft) Ein Abseitsstehen der Schweiz bei weiteren Effizienzsteigerungen im europäischen Binnenmarkt (z.b. Market coupling etc.) führt zu wesentlichen volkswirtschaftlichen Verlusten in der CH Fazit: Eine Teilnahme am europäischen Energiebinnenmarkt und Mitsprache in der europäischen Energiepolitik sind für die wirtschaftliche und nachhaltige Energieversorgung der Schweiz zentral. Die übergeordneten politischen Differenzen (Migration) verhindern derzeit eine angemessene Teilnahme der Schweiz und das Risiko fehlender Mitsprache bei der Gestaltung der europäischen Energiepolitik ist hoch. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der Befragten. Anzahl Antworten: 100 6
2.1 Umsatz durch Dienstleistungen Wie gross schätzen Sie den Anteil des Umsatzes eines EVU durch Dienstleistungen im Gebäude im Verhältnis zu Stromabsatz (Netz & Energie) in fünf Jahren? 45% 4 35% 3 25% 2 15% 5% 39.1% 33.7% 18.5% 3.3% 5.4% 0-5 % 5-10 % 10-20 % > 20 % Hemmnisse bei Markteintritt für die EVU hinter dem Zähler : Politische Blockade durch lokales Gewerbe Fehlendes Know-how Fehlende Dienstleistungsorientierung Mangelnde Flexibilität der Prozesse und Systeme sowie HR-Rahmenbedingungen Mangelnde Attraktivität als Arbeitgeber für das Führungspersonal Gesättigter Markt im Bereich Engineering und Installationen; starkes Wachstum fast nur durch Firmenakquisitionen möglich Fazit: Der Umsatzanteil durch Dienstleistungen im Gebäude wird 2020 im Mittel weniger als 5% des Stromabsatzes eines typischen Endverteilers betragen. Unsere Position ist konservativer als die Einschätzung der Mehrheit der befragten Teilnehmer, die mit bis zu Umsatzanteil rechnen. Anzahl Antworten: 92 7
2.2 Digitalisierung Innerhalb welcher Zeit wird die Digitalisierung in der Strombranche für massive Veränderungen sorgen? 8 7 6 5 4 3 2 14. 71. 14. 1-3 Jahre 4-9 Jahre 10 Jahre und länger Anzahl Antworten: 93 1.1% gar nicht Die Digitalisierung der Branche wird massgeblich beeinflusst von Angebot der Technologie- und Systemanbieter (Preis und Marktreife der Lösungen) Preisdruck bei den EVU Lösung der nach dem Datenschutz Abschreibungsdauer der bestehenden Netz-, Meteringund IT-System-Infrastruktur Vertrieb elektrischer Energie im Massenkundengeschäft wird durch neue digitale Marktplätze zu einer Commodity Bei den IT-Systemen in Metering und Vertrieb wird in den nächsten 10 Jahren ein massiver Umbruch stattfinden betreffend Automatisierung und Zentralisierung (Kostenentwicklung offen) Beim Netz wird es angesichts langer Abschreibungsdauern deutlich länger als 10 Jahre gehen bis sich neue Steuerungssysteme durchsetzen Fazit: Die Digitalisierung wird die Strombranche insbesondere im Bereich Metering und Vertrieb sowie, deutlich zeitlich verzögert im Bereich Netz massiv verändern. Grundsätzlich deckt sich dies mit der Meinung der Mehrheit der Befragten. Im Bereich Netz ist die Positionierung EY konservativer. 8
2.3 Batteriespeicher Setzen sich dezentrale Batteriespeicher auf Netzebene 5 bis 7 in den nächsten fünf Jahren kommerziell durch? 5 45% 4 35% 3 25% 2 15% 5% 36.6% Ja 45.2% Nur mit Anschubfinanzierung/ Subventionen 18.3% Nein Unter der Voraussetzung, die von den Räten diskutierte Eigenverbrauchsregelung schafft die notwendige langfristige Planungssicherheit, werden sich Batterielösungen zunehmend durchsetzen (Quantifizierung schwierig) Angesichts der vergleichsweise tiefen Strompreise (Netze, Energie und Abgaben) in der Schweiz ist ein Boom der Batterielösungen wie derzeit in Deutschland nicht so schnell zu erwarten Private Investoren werden in ihren Entscheid nicht nur Kriterien wie die Wirtschaftlichkeit, sondern auch Versorgungsautonomie einbeziehen Fazit: Batteriespeicher werden sich in den nächsten fünf Jahren noch nicht durchsetzen und somit keine Bedrohung für Speicherkraftwerke darstellen. Die Befragten erwarten eine raschere Verbreitung der Batteriespeicher, jedoch nur bei Vorliegen von Anschubfinanzierungen oder Subventionen. Entsprechend sind die Position EY und die Meinung der Mehrheit der Befragten vergleichbar. Anzahl Antworten: 93 9
2.4 Netzkonvergenz Hat die Netzkonvergenz Einfluss auf das Geschäftsmodell eines EVUs? 6 5 4 3 2 51.6% Querverbundunternehmen haben zukünftig gegenüber reinen Elektrizitäts- und/oder Gasversorgern einen deutlichen Vorteil, da sie wegbrechende Umsätze mit anderen Medien zumindest zum Teil kompensieren können Sie besitzen Kostenvorteile beim Meter-to-cash-Prozess sowie in Asset Management, Bau, Betrieb und Unterhalt Nicht zuletzt erlauben Lösungen aus einer Hand eine grössere Nähe zum Kunden und Bündelangebote mit entsprechenden Rabatten Wasser, Gas, Fernwärme haben tendenziell mehr emotionale Nähe zum Kunden als Strom ( bessere Kundenbindung) 7.7% 19.8% 20.9% 1 - kein Einfluss 2 3 4 - grosser Einfluss Fazit: Die Auswirkungen der Netzkonvergenz werden im Endkundengeschäft für die Geschäftsmodelle der EVU langfristig als massiv beurteilt. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der Befragten. Anzahl Antworten: 91 10
3.1 Anlegergruppen Welche Anlegergruppe wird in den nächsten zehn Jahren am meisten in dezentrale Erzeugung (insbesondere PV) in der Schweiz investieren? 6 5 4 3 2 25.6% EVU 4.9% Institutionelle Investoren 54.9% Privatpersonen 14.6% Gewerbe und Industrie Das Potenzial der dezentralen Erzeugung in der Schweiz liegt insbesondere im Bereich PV (Wind: geringes Potential und lange Bewilligungsprozesse), was Zugang zu geeigneten Gebäudeflächen bedarf Gewerbe und Industrie werden jedoch kaum relevante Mittel ausserhalb ihrer Kernaktivitäten investieren Aufgrund tiefer Marktpreise ist Netzparität PV gebietsweise auf Endverbraucherebene bereits Realität Fazit: Am meisten werden Immobilieneigentümer und Privatinvestoren in dezentrale Erzeugung in der Schweiz investieren, gefolgt durch institutionelle Investoren und EVU. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der Befragten. Anzahl Antworten: 82 11
3.2 Versorgungssicherheit Sehen Sie ein Risiko, dass die zukünftige Schweizer Versorgungssicherheit gefährdet ist, weil zu wenig Produktionskapazitäten bereitgestellt werden? 45% 4 35% 3 25% 2 15% 5% 26. 42.9% 22.1% 9.1% 1 - kein Risiko 2 3 4 - grosses Risiko Die zunehmende Dezentralisierung erfordert neue Rollen im Zusammenspiel der Versorgungsinfrastruktur Digitale Marktplätze stehen zur Übernahme dieser Rolle bereit Die eingeführte und geplante Marktintegration (Schweiz und EU) und schrittweise Ablösung der Einspeisevergütungen zu marktorientierten Verfahren für neue Erneuerbare Energien (NEE) und damit deren vermehrte nachfrageorientierte Steuerung zeigen erste Erfolge. Die entsprechenden Marktsignale bei Knappheit führen zu einer Marktlenkung (Investitionsanreize / Verlagerung von Spitzen) In Europa sind relevante, aktuell ungenügend ausgelastete Kraftwerkskapazitäten vorhanden. Diese können für die Versorgungssicherheit reaktiviert werden Fazit: Die Versorgungssicherheit aufgrund fehlender Erzeugungskapazitäten ist nicht gefährdet. Die Mehrheit der befragten Teilnehmer stuft das Risiko als klein ein und ist deshalb leicht konservativer als EY. Anzahl Antworten: 77 12
3.3 MuKEn 2014 Welche Auswirkungen wird die Umsetzung der MuKEn 2014 für die Strombranche in den nächsten fünf Jahren haben? 4 35% 3 25% 2 15% 5% 13. 19.5% 33.8% 20.8% 13. Je nach Inkrafttreten der MuKEn (Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich) in den jeweiligen Kantonen treten die Auswirkungen mit unterschiedlicher geografischer Ausprägung auf Effizienzanforderungen senken den Energiebedarf in Gebäuden Der Substitutionszwang fossiler Energieträger erhöht u.u. den Bedarf an elektrischer Energie zur Wärmeerzeugung Förderung Eigenversorgung und Eigenverbrauch selbst erzeugter Energie (insb. PV) führen zu neuen Energiebezugsverhalten der Kunden. Bisherige Modelle der Netzentgelte sind nicht mehr tauglich. Flatrate Tarifmodelle in Kombination mit Contracting- Lösungen dürften vermehrt Verbreitung finden Keine Anzahl Antworten: 77 Rückgang Stromabsatzund Umsatz Rückgang Stromabsatz bei steigendem Umsatz* Steigender Stromabsatz Was ist MUKEN 2014? * neue Produkte / Dienstleistungen Fazit: Die MuKEn führen mittelfristig zu sinkendem Stromabsatz, schaffen jedoch ein Marktpotenzial für neue Dienstleistungen. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der Befragten. 13
3.4 Fachkräftemangel Wie gross ist das Risiko, dass fehlende Fachkräfte die Versorgung gefährden? 5 45% 4 35% 3 25% 2 15% 5% 15.6% 31.2% 44.2% 9.1% 1 - kein Risiko 2 3 4 - grosses Risiko Für Fachkräfte mit tertiärer Ausbildung (Universität, ETH, Fachhochschule) spielt der internationaler Arbeitsmarkt. Die technologische Entwicklung fliesst über die Forschung nahtlos in die Ausbildung ein Bei Fachkräften mit Berufslehre ist heute bereits ein gewisser Mangel an Nachwuchs vorhanden. Dies hat insbesondere zwei Gründe: Die Berufslehre in der Energieversorgungsbranche (z.b. Netzmonteure) steht im Wettbewerb mit anderen handwerklichen Ausbildungen, für die generell ein Mangel an geeigneten Interessenten absehbar ist. Lehrestellen können u.u. nicht besetzt werden Die Attraktivität der Fachhochschulausbildung ist stark gestiegen. Dies entzieht ausgebildete Berufsleute dem Arbeitsmarkt in ausführenden Berufen Fazit: Das Risiko, dass fehlende Fachkräfte die Versorgung gefährden ist hoch. Es zeichnet sich ein akuter Mangel an handwerklich ausgebildeten Berufsleuten ab. Dies entspricht der Meinung der Mehrheit der Befragten. Anzahl Antworten: 77 14
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