Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit (AktivA)

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Transkript:

Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften Fachrichtung Psychologie Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit (AktivA) Training psycho-sozialer Kompetenzen in Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen Dipl.-Psych. Katrin Rothländer Technische Universität Dresden

Gliederung 1. Zur Bedeutung von Gesundheit für die Beschäftigungsfähigkeit 2. Das psycho-soziale Training AktivA 3. Integration von AktivA in eine ganzheitliche Förderstrategie

1. Zur Bedeutung von Gesundheit für die Beschäftigungsfähigkeit Definition Beschäftigungs- und Arbeitsfähigkeit Beschäftigungsfähigkeit ist die relative Fähigkeit einer Person, unter Berücksichtigung der Interaktion zwischen ihren persönlichen Eigenschaften und den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt eine Beschäftigung zu finden (Gazier, 1999, S.50). Arbeitsfähigkeit wird von Ilmarinen & Tempel (2002) definiert als Potential eines Menschen eine gegebene Aufgabe zu einem gegebenen Zeitpunkt zu bewältigen (2002, S. 88). Ilmarinen (2007) versteht dabei Arbeitsfähigkeit als Interaktion zwischen Humanressourcen und Arbeitsbedingungen. Wird darüber hinaus auch die politische Ebene (Arbeitsmarktpolitik etc.) in die Betrachtung mit einbezogen, so kann von Beschäftigungsfähigkeit gesprochen werden. Es lässt sich schlussfolgern, dass jemand auch bei ausgeprägter Arbeitsfähigkeit nur dann beschäftigungsfähig ist, wenn a) der Arbeitsmarkt für diese Person ein Arbeitsangebot bereit hält b) die Person dieses Arbeitsangebot durch ihr Arbeitssuchverhalten nachfragt.

Beschäftigungsförderung seit den Hartz-Reformen schwache Anreizstrategie Erwerbspersonenpotential eingeschränktes Angebot Arbeitsmarkt Ressourcen: - Arbeitsbedingungen - Beschäftigungsbedingungen - Verteilung von Erwerbsarbeit hohe Nachfrage starke Forder - strategie Ressourcen: - fachlich - bewerbungsbezogen - körperlich - psychisch -sozial mittlere Deregulierungsstrategie Arbeitsmarktpolitik mittlere Förderstrategie

Humanressourcen als Dimensionen von Beschäftigungsfähigkeit - fachliche Ressourcen: Fachkompetenzen, belegt durch Abschlüsse, Berufserfahrung - bewerbungsbezogene Ressourcen: Kompetenzen bzgl. Stellensuche und Bewerbungen, Verfügbarkeit, Flexibilität etc. - körperliche Ressourcen: physische Gesundheit, klassische Gesundheitskompetenzen bzgl. Bewegung, Ernährung etc. - psychische Ressourcen: psychische Gesundheit, Bewältigungskompetenzen wie konstruktives Denken, Problemlösen etc. - soziale Ressourcen: sozial-kommunikative Gesundheit, soziale Kompetenzen, wahrgenommene soziale Unterstützung

Bedarf an einer Förderung der psycho-sozialen Gesundheit Neben den bisher erfolgenden fachlichen Qualifizierungen sowie Trainings zur Optimierung des Arbeitssuchverhaltens, wird auch Bedarf an gezielten psycho-sozialen Trainings zur Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit von Langzeiterwerbslosen artikuliert. Nur dann hätten diese Personen eine Chance, zumindest zeitweise in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren und in einem Konjunkturaufschwung vom allgemeinen Arbeitsplatzaufbau zu profitieren (Kettner & Rebbien, 2007, S. 53). Auch Ernst, Hartwig und Pokora (2008) fordern, für die Evaluation von Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen zusätzlich die Erfolge sozialer Integration, verbesserter Gesundheit und sozialer Kompetenzentwicklung zu dokumentieren (S. 268).

Gesundheitszustand von Erwerbslosen Knapp ein Viertel aller Erwerbslosen weist gesundheitliche Einschränkungen auf, wovon die Hälfte auf Langzeiterwerbslose zurückgeht (BA, 2006). Im Vergleich mit Erwerbstätigen zeigen Erwerbslose (Grobe & Schwarz, RKI, 2003): eine höchstsignifikant schlechtere psychische wie physische Gesundheit eine höhere Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten eine geringere Inanspruchnahme präventiver Leistungen und Vorsorgeuntersuchungen

Forschungsstand (1) Verursachungshypothese: Erwerbslosigkeit macht krank. Selektionshypothese: Krankheit macht erwerbslos. Ergebnis: Beide Hypothesen treffen zu, wobei der Verursachungshypothese im Gegensatz zur Selektionshypothese ein stärkerer Effekt zugeschrieben wird (z.b. Paul & Moser, 2001).

Forschungsstand (2) Kompensationshypothese: Die Rückkehr in den 1. Arbeitsmarkt kompensiert gesundheitliche Beinträchtigungen. Nachhaltigkeitshypothese: Auch bei einer Rückkehr in den 1. Arbeitsmarkt bleibt die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigt. Ergebnis: Das Zutreffen der Hypothesen hängt von der Qualität der Arbeit und den Beschäftigungsbedingungen ab (z.b. Mohr & Richter, 2008, Mohr & Otto, 2005; Paul, Hassel & Moser, 2006).

2. Psycho-soziales Training AktivA Psychologische Interventionen für Erwerbslose - International bekannte psychologische Programme (z.b. Proudfoot et al., 1997; Vuori & Silvonen, 2005) richten sich oftmals an Personen mit höherem Qualifikationsniveau. - Unser Ansatz: Erfolgreiche kognitiv-behaviorale Programme so stark wie möglich vereinfachen und an die Zielgruppe Langzeiterwerbslose anpassen. Durch das Training psycho-sozialer Kompetenzen sollen diese in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt und in der gesundheitsförderlichen Gestaltung ihrer Lebensbedingungen unterstützt werden. Dabei wird Gesundheit als eigenständige Zielvariable angesehen. - Seit 2006 wird AktivA im Rahmen der Umsetzung des Sächsischen Gesundheitsziels Gesundheitsförderung für Arbeitslose gefördert. Bislang wurden über 100 Praktiker mit vorwiegend sozialpädagogischem Hintergrund zu Multiplikatoren des AktivA-Trainings ausgebildet. Diese hatten innerhalb eines halben Jahres bereits rund 400 Erwerbslose mit dem Training erreicht. Weitere fast 300 Erwerbslose wurden durch psychologische Trainer geschult.

Inhalte und Methoden von AktivA Psychologische Trainingsbausteine: Zeitmanagement, kognitive Umstrukturierung (Staveman, 2003), Training sozialer Kompetenzen (Hinsch & Pfingsten, 2002), Problemlösetechniken (D`Zurilla & Nezu, 2007), Stressbewältigung (Kaluza, 2002) Verknüpfung mit Anwendungsbeispielen aus dem Bereich Erwerbslosigkeit Methoden-Mix aus Wissensvermittlung, Selbstreflexion, Erfahrungsaustausch, Rollenspiel und Gruppendiskussionen Dauer: 4 Tage (24 Stunden), modularer Aufbau ermöglicht flexiblen Einsatz -> in der Einzelfallberatung über 6 x 1,5 Stunden; Nachbereitungstreffen 3 Monate später Standardisierung: Trainingsmanual

1. Trainingseinheit: Aktivitätenplanung Ziel: Gestaltung von Zeit als Handlungsspielraum in der Erwerbslosigkeit nutzen Umsetzung: Wochenplan zur Dokumentation von Aktivitäten Analyse der Balance zwischen - notwendigen und angenehmen Aktivitäten - körperlichen und geistigen Aktivitäten - individuellen und gemeinsamen Aktivitäten sowie Ableitung von Optimierungsmöglichkeiten weiterer Schwerpunkt: soziale Integration der Teilnehmer über gesellschaftlich nützliche Aktivitäten

2. Trainingseinheit: Konstruktives Denken Ziel: Gedanken als Einflussgröße auf Gefühle, körperliche Reaktionen und Verhalten nutzen Umsetzung: Denkweisen werden kritisch hinterfragt, auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Nützlichkeit hin überprüft und entsprechend verändert Nützlichkeit wird hier daran gemessen, ob das Denken bei der Verwirklichung von Zielen und Wünschen behilflich ist als Voraussetzung sind die Teilnehmer darin gefordert, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen

3. Trainingseinheit: Soziale Kompetenz und soziale Unterstützung Ziel: Soziale Kompetenz nutzen, um Ziele gegenüber anderen durchzusetzen oder auch gemeinsam mit anderen Menschen zu verwirklichen Umsetzung: Durchsetzen von Recht einüben Herstellen neuer Kontakte, die mit der Lebensphase der Erwerbslosigkeit kompatibel sind (z.b. hinsichtlich Tagesrhythmus, finanziellen Möglichkeiten) Erhalt und Verbesserung bestehender Beziehungen, indem ein kontinuierlicher Prozess der Verständigung über die jeweiligen Ansprüche und Gefühle der Interaktionspartner angeregt wird Wahrnehmen, Annehmen und Geben von sozialer Unterstützung

MOTIVATION VOLITION AKTION Theoretisches Gesundheitsbezogene Zielstellung zu - Aktivitätenplanung - Konstruktivem Denken - Sozialer Kompetenz und sozialer Unterstützung - Systematischem Problemlösen Gesundheitsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung durch erfolgreiche Anwendung psycho-sozialer Kompetenzen im Trainingskontext Gesundheitsbezogene Planung für konkrete Anwendung der psycho-sozialen Kompetenzen im Alltag Gesundheitsbezogene Handlungen Eigenständige Anwendung im Alltag (T1-T2) Aufrechterhaltung im Alltag (T2 T3) Modell Gesundheitsbezogene Ergebniserwartung durch Wahrnehmung von psycho-sozialen Kompetenzen als Einflussgröße auf das gesundheitliche Befinden Gesundheitsbezogener Veränderungsbedarf durch Erkennen von Optimierungspotential beim gesundheitlichen Befinden Gesundheitliches Befinden: - Körperliche Beschwerden - Psychische Beschwerden - Soziale Beschwerden Gesundheitliche Ressourcen: - Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung - Wahrgenommene soziale Unterstützung Adaptation vom Health Action Process Approach (HAPA, Schwarzer, 2007) für AktivA

4. Trainingseinheit: Systematisches Problemlösen Ziel: Problemlösen als Technik nutzen, um Alltagsprobleme systematisch zu bearbeiten Umsetzung: Initiieren von Zielfindungsprozessen und Ausräumen möglicher Zielkonflikte Anwendung von Entspannungstechniken zur Steigerung von Konzentration und Kreativität Brainstorming zu möglichen Lösungsansätzen Ordnung der Lösungsansätze nach Zielerreichungsgrad und Umsetzbarkeit, Festlegen von Verantwortlichkeiten, Suche nach Unterstützern Überwinden von Hindernissen, Umgang mit Misserfolgen

Evaluation Erhebungsinstrumente: Körperliche, psychische und sozial-kommunikative Beschwerden (KÖPS, Manz, 1998) Soziale Unterstützung (SOZU-K-14, Fydrich, Sommer & Brähler, 2007) Selbstwirksamkeitserwartung (SWE, Schwarzer, 1994) Untersuchungsdesign: Versuchs-Kontrollgruppen-Plan mit Vorher-Nachher-Messung

Stichprobenbeschreibung vollständiger Datensatz von N=199 Langzeiterwerbslosen, vorwiegend Teilnehmer an Maßnahmen der Beschäftigungsförderung AktivA-Gruppe Personenzahl 98 101 Kontrollgruppe Alter 46,7 Jahre 47,3 Jahre +/- 9 +/- 8 Frauen 85% 80% Bildungsabschluss vergleichbar heterogen Häufigkeit der 3,3 (+/- 2,4) 3,0 (+/- 2,3) Erwerbslosigkeit Erwerbslosigkeitsdauer 30,3 Monate 29,8 Monate (letzte Episode)

Psychische Beschwerden 25 20 15 10 5 T1 T2 T3 AktivA-Gruppe Kontrollgruppe Prüfgrößen der Wechselwirkung: F= 3,1; p= 0.049*

Krperliche Beschwerden 15 10 5 0 T1 T2 T3 AktivA-Gruppe Kontrollgruppe Prüfgrößen der Wechselwirkung: F= 3,06; p= 0.014*

3. Integration von AktivA in eine ganzheitliche Förderstrategie Beschäftigungsträger als gesunde Organisationen? - Nachdem die Wirksamkeit verhaltensbezogener Interventionen wie AktivA bei Bildungs- und Beschäftigungträgern als belegt angesehen werden kann, werden Potentiale von verhältnisbezogenen Ansätzen bislang kaum genutzt. Daher soll im Rahmen unseres aktuellen Forschungsprojektes (BMBF Förderkennzeichen 01EL0709) die Wirksamkeit einer kombinierten Intervention für ältere Langzeiterwerbslose ermittelt werden. - Für den verhältnisbezogenen Ansatz bieten sich bewährte Interventionen aus der Betrieblichen Gesundheitsförderung an, die es auf die Settings zu übertragen gilt, innerhalb derer Langzeiterwerbslose organisierte Tätigkeiten ausüben.

Betriebliche Gesundheitsförderung Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) befasst sich auf der Grundlage eines umfassenden Gesundheitsverständnisses mit der gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeit (Bamberg, Ducki & Metz 1998). Ansatz: Neben der Befähigung von Menschen bedarf es einer Ermöglichung durch Gestaltung von Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung, BGF berührt damit die Personalentwicklung die Arbeitsaufgabengestaltung die Organisationsentwicklung den betrieblichen Arbeitsschutz. Gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen Gesundheitsgerechtes Verhalten Psycho-soziale und körperliche Gesundheit

Gesundheitsförderliche Maßnahmegestaltung Vorgehen: Initiierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses - Veränderungsmotivation - Beteiligung aller relevanten Akteure: Arbeitskreis Gesundheit, Anleiter und Maßnahmeteilnehmer - Ist-Stands-Analyse - Entwicklung konkreter Interventionen zur Verbesserung der Gesundheitssituation in der Maßnahme - Umsetzung - Evaluation

Kooperation auf Augenhöhe beauftragt, begleitet und unterstützt Arbeitskreis Gesundheit Maßnahmeteilnehmer entwickeln auf der Grundlage eigener Erfahrungen Verbesserungsmöglichkeiten Grundlegende Fragestellungen - Was genau ist das Problem? - Wer ist betroffen? Wer ist beteiligt? Wer hat welche Ziele? - Was sind mögliche Ursachen? - Was sind mögliche Lösungen?

Ablaufplan einer kombinierten Strategie aus Verhaltens- und Verhaltensprävention (1) Monat Bausteine Stundenumfang 1 Konstituierende Sitzung Arbeitskreis Gesundheit, bestehend aus Fhrungskrften, Gesundheits-/ Sicherheitsfachleuten, Betriebsrat und Sozialpdagogen Psycho-soziales Training AktivA fr die Teilnehmer der Ma nahme, Diagnostik psycho-sozialer Ressourcen 2 Subjektive und objektive Ttigkeitsanalyse Ergebnisrckmeldung der Ttigkeitsanalyse an den Arbeitskreis Gesundheit Fokuswerkstatt, in der die Ma nahmeteilnehmer die Ergebnisse der Ttigkeitsanalyse rckgemeldet bekommen, Optimierungsbedarf konkretisieren und priorisieren 3 Umsetzungswerkstatt 1, in der die Ma nahmeteilnehmer zu zwei Themen Optimierungsmglichkeiten erarbeiten, fr die Umsetzung erforderliche Vorbereitungen besprechen und konkrete Aufgaben verteilen Fhrungswerkstatt mit folgenden Schwerpunkten: 1. Geben und Empfangen von Rckmeldungen in der Ma nahme 2. konkrete Untersttzung der Ma nahmeteilnehmer bei der Umsetzung der erarbeiteten Optimierungsmglichkeiten 3. Auf-/ Ausbau einer Ankerkennungskultur gegenber den Ma nahmeteilnehmern 4. Planungen fr die Gestaltung des bergangs der Teilnehmer aus der Ma nahme heraus 2 h 4x6 h 1 h je Teilnehmer 1 h 3 h 3 h 6 h

Ablaufplan einer kombinierten Strategie aus Verhaltens- und Verhältnisprävention (2) Monat Bausteine Stundenumfang 4 Umsetzungswerkstatt 2, in der die bisherige Umsetzung der geplanten Optimierungsmglichkeiten reflektiert wird und das Vorgehen aus der Umsetzungswerkstatt 1 auf ein weiteres von den Teilnehmern vorgeschlagenes Thema angewendet wird Nachbereitungstreffen AktivA 5 Bilanzierungswerkstatt, in der Ma nahmeteilnehmer und Arbeitskreis Gesundheit gemeinsam das bisher Erreichte reflektieren und die Anpassung, Fortfhrung bzw. Ausweitung der angesto enen Vernderungen planen 6 Abschlusstreffen AktivA, in dem Plne fr gesundheitsfrderliches Verhalten nach der Ma nahme erarbeitet werden 3 h 3 h 3 h 3 h

Evaluation Zusätzliche Erhebungsinstrumente: Job Diagnostic Survey (JDS, Hackman & Oldham, 1974) Rechnergestütztes Arbeitsplatzbewertungssystem (REBA, Richter, 2000), Screening Gesundes Arbeiten (SGA, Richter et al., 2006) Untersuchungsdesign: Versuchs-Kontrollgruppen-Plan mit Vorher-Nachher-Messung, Vergleich von obligatorischen Tätigkeiten im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen und freiwilligen Tätigkeitsangeboten z.b. durch Freiwilligenagenturen, TAURIS o.ä.

Beispiele für Ergebnisse - klar formulierte Ziele und Kriterien für die Zielerreichung - psycho-soziale Unterstützungsangebote im Rahmen der Maßnahme dem inhaltlichen Ziel unterordnen - transparente Aufgabenverteilung, kein paralleles Arbeiten - mehr Abwechslung bei monotonen Tätigkeiten - stärkere Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten - Strategien zum Umgang mit weniger motivierten Teilnehmern - verbesserte Kooperation mit dem Fallmanagement - Informationen zu rechtlichen Fragen - Unterstützung im Bewerbungsprozess

Ableitung von Empfehlungen für die Ausschreibungsund Vergabepraxis von Maßnahmen Der Vergleich zwischen den Gesundheitsförderungseffekten im Rahmen von obligatorischen und von freiwilligen Tätigkeiten soll Potentiale von Wahl- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für Langzeiterwerbslose ausloten. Diese können in Empfehlungen zur Verankerung von Tätigkeitsangeboten im Spektrum des Förderns und Fordens der gegenwärtigen SGB-II-Gesetzgebung münden. Darüber hinaus sollen Qualitätsstandards für die gesundheitsförderliche Gestaltung von Tätigkeiten für Langzeiterwerbslose formuliert werden und als Ausschreibungs- und Vergabekriterien für z.b. Beschäftigungsmaßnahmen mit aufgenommen werden. Schließlich wird eine Verbreitung von Angeboten der betrieblichen Gesundheitsförderung auch jenseits des Erwerbsarbeitsmarktes angestrebt. In Kombination mit AktivA werden damit sowohl Humanressourcen als auch Tätigkeitsbedingungen im Sinne einer Förderung der Beschäftigungsfähigkeit beeinflusst.

Einbettung in den Sächsischen Gesundheitszieleprozess (1) STEUERUNGSKREIS SLÄK GKV LIGA SSG SLKT UKS SMWA SMK SMS BA Projektgruppe Koordinatoren der Gesundheitsziele Presse/Öffentlichkeitsarbeit Evaluation Gesundheitsberichterstattung Gesundheitsziel Tabakkonsum in öffentlichen Einrichtungen reduzieren Gesundheitsziel Gesund aufwachsen Gesundheitsziel Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Gesundheitsziel Diabetes mellitus Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh behandeln Gesundheitsziel Brustkrebs - Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen Gesundheitsziel Aktives Altern - Altern in Gesundheit, Autonomie und Mitverantwortlichkeit Rauchfreie Landesbehörden Ernährung Kommunikation und Vernetzung Prävention Früherkennung/ Sekundärprävention Versorgungsstrukturen Rauchfreie Kindertageseinrichtungen Bewegung Bewältigung der Arbeitslosigkeit Intervention Psychosoziale Tumornachsorge Multiprofessionelle Qualifikation H A N D L U N G S F E L D E R Rauchfreie Schulen Rauchfreie Krankenhäuser Förderung von Lebenskompetenz Mundgesundheit Sprachförderung Impfschutz Krebsregister Subjektive Gesundheit Intergenerationale Solidarität Erziehergesundheit Strukturentwicklung Quelle: SMS, September 2008

Einbettung in den Sächsischen Gesundheitszieleprozess (2) im Juli 2007 Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit unterschiedlichen Akteuren zur Unterstützung des Gesundheitsziels: Krankenkassen (AOK Plus, BKK Ost, IKK Sachsen), Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Sachsen, Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, Regionaler Knoten Sachsen, Bundesagentur für Arbeit, ARGEn Sachsen, Sächsischen Landkreise und kreisfreien Städte, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit, Technische Universität Dresden) Implementierung von AktivA in bestehenden Trägerstrukturen: wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung durch Multiplikatoren - Rollenverständnis der Multiplikatoren - Kompetenzen zur Abstraktion und zur Vereinfachung - überdauernde Beschäftigung -> alternativ ist auch die Durchführung von AktivA durch externe psychologische TrainerInnen möglich

Verbesserung von Kommunikation und Vernetzung Beratungsstellenverzeichnis für Sachsen als Informationsgrundlage für Erwerbslose Kooperation mit der Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Soziale Arbeit

Struktureller Veränderungsbedarf langfristige Effekte auf die psycho-soziale Gesundheit von Erwerbslosen werden nur erwartet, wenn auch strukturelle Veränderungen erfolgen: - verbesserte Betreuungsquoten im Fallmanagement: individuelle Begleitung durch Profiling und Coaching - erleichterter Zugang zu weiterführenden Angeboten: wie z.b. Sportvereinen, Beratungsstellen, Volkshochschulen, Kultureinrichtungen - stärkere Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten von Erwerbslosen - Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung von Erwerbslosen: Wertschätzung statt Disziplinierung und Abwertung - soziale Vererbung und Isolation durchbrechen: Bildungssysteme kompensatorisch gestalten, Sozialräume durchmischen, Möglichkeiten für Begegnungen von Erwerbslosen schaffen - gerechtere Verteilung von Erwerbsarbeit

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Weitere Informationen unter: Kontakt: http://aktiva.tu-dresden.de rothlaender@psychologie.tu-dresden.de