Die Zukunft des Waldschutzes in Deutschland Probleme und Möglichkeiten Alfred Wulf Institut für Pflanzenschutz im Forst der Biologischen Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft Braunschweig W aldschutz-festkolloquium anlässlich des 60. Geburtstages von Dr. Hansjochen Schröter am 20. November 2007 bei der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg Abteilung Waldschutz der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt Baden-Württemberg Stegen-Wittental 1982
Ob Waldschadens- Bonitierung......oder Borkenkäfer- Bekämpfung,...das Klima...muss stimmen,
Fügen Sie hier Ihren Text ein dann stimmt auch die Zusammenarbeit. Aktuelle Themen im Waldschutz Verfügbarkeit und Akzeptanz geeigneter Forstschutzmittel Mittel-Ausbringung mit Luftfahrzeugen Anforderungen aus dem Bereich der Pflanzen-Quarantäne Kooperation und Konzentration im Forstschutz Zunahme von Komplexkrankheiten
Reglementierung bei Pflanzenschutzmitteln Pflanzenschutzgesetz von 1975 Anerkennungsverfahren (freiwillige Berücksichtigung) BBA im Einvernehmen mit dem BGA ab 1986 Novellierung Pflanzenschutzgesetz Zulassungsverfahren (Regelung für den Vertrieb) BBA im Einvernehmen mit BGA und UBA seit 2002 Trennung von Bewertung und Management verschärftes Zulassungsverfahren BVL im Benehmen mit dem BfR und der BBA im Einvernehmen mit dem UBA zudem zunehmender Einfluss von EU-Regelungen Forstschutzmittel Konsequenzen und Entwicklungen im Forstschutz Der Wald wird als naturnaher Lebensraum gesehen, der möglichst wenig mit synthetischen chemischen Verbindungen in Kontakt kommen sollte. Trotz des vergleichweise geringen A nwendungsumfanges werden Forstschutzmittel unter Umweltgesichtspunkten besonders kritisch gesehen (Zertifizierung). Zulassungen werden verweigert, eingeschränkt oder mit Auflagen versehen. Biologische Möglichkeiten werden überzogen positiv propagiert (Beauveria) % 20 15 10 5 0 2,4 7, 9 18 14 4 1,1 1,2 2, 3 0,8 0,5 1976 1985 1986 1996 1997 Forstschutzmittel Anwendung von Forstschutzmitteln (alte Bundesländer) Waldfläche Holzeinschlag
Mittel zur Bekämpfung von Insekten-Kalamitäten Bacillus-Thuringiensis-Mittel sehr selektiv, gegen bestimmte Schmetterlingsraupen, schwierig in der Anwendung, teuer Häutungshemmer selektiv, gegen Schmetterlings- und Afterraupen, verzögert in der Wirkung Synthetische Pyrethroide breit wirksam, gegen Käfer und Schmetterlinge, schnelle Wirkung ( Feuerwehrmittel ), wassergefährdend Nicht alle nötigen Maßnahmen sind damit praktikabel Forstschutzmittel Forstschutzmittel Borkenkäfer-Bekämpfung und die Edelkrebs-Auflage NW 645: Vor einer Anwendung des Mittels im Einzugsge biet vo n Gewässern ist stets zu prüfen, ob Populationen von Edelkre bs (Astacus astacus) oder Steinkrebs (Austrapotamobius torrenti um) in den betroffene n Gewässerbereic hen v orkommen. Zum Schutz dieser nach 42 Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützten und streng geschützten Arten ist eine Anwendung des Mittels im Einzugsgebiet nur zulässig, soweit ein Eintrag in diese Gewässer ausgeschlossen werden kann. Hierfür sind geeignete Maßnahmen zu treffen. Hierzu zählen die Aufstell ung von Polt ern, Stapeln oder Stämmen nur hangabwärts Zusammenhängendes Wassereinzugsgebiet in Nordrhei n-westfalen der Gewässer oder Gewässerbereiche mit Populationen der genannten Arten sowie die Anlage von Barrieren oder Gräben, in denen ablaufendes Wasser zurückgehalten wird. Bei der Ermittlung der betroffenen Gewässer oder Gewässerbereiche sollen die Erkenntnisse der Landesnaturschutzbehörden berücksichtigt werden.
Forstschutzmittel Gegenwehr mit guten Argumenten kann sich lohnen Eine strenge Beachtung der genannte Edelkrebs-Auflage entspricht weitestgehend einem Anwendungsverbot für die betroffenen synthetischen Pyrethroide. Die integrierte Borkenkäfer-Bekämpfung wäre in der bisherigen Form nicht mehr möglich. Proteste aus der Praxis unter Mobilisierung der Politik und fachliche Diskussionen (schnelle Bindung der synth. Pyrethroide an organisches Material) haben schließlich zur Neufassung geführt: Zwischen behandelten Poltern bzw. Schichtholz muss sich auf einer Strecke von mindestens 30m ein gewachsener Waldboden mit Streuauflage befinden. Alternativ ist ein Eintrag von ablaufendem Wasser in Gewässer zu verhindern. Luftfahrzeuge Aus der Luft behandelte Forstflächen 1996-2006 Year Forests in Germany (ha) Treated Area (ha) Treated Area (%) Fläche liegt zwischen 2.300 und 54.700 ha pro Jahr 1996 1997 1998 13.500 17.400 12.200 0,13 0,17 0,12 das sind im Durchschnitt 18.000 ha pro Jahr und somit 0,17 % der Waldfläche 1999 2000 2001 2002 2003 15.830 7.680 2.300 No Information 23.180 0,15 0,07 0,02 0,22 2004 54.658 0,52 2005 41.170 0,39 2006 5.850 0,06
Luftfahrzeuge Anwendung von Forstschutzmitteln aus der Luft Der zeit 10 zugelassene Anwendungsgebiet Ausschließlich zur Bekämpfung v on Insekten ( insbes. Raupen) Drei verschiedene Wirkstoffe (Diflubenzuron, Bacillus thuringiensis, lambdacy halothrin) Hauptanwendung in Kiefernwälder n (Nonne, Kiefer nspinner, Kiefer nspanner) 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 Behand elte Fläche 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Arbeitsgruppe Hubschrauber- Applikat ion von Forstschutzmitteln Entwicklung von Modellen Koordination von Ringversuchen Luftfahrzeuge Teilnehmer: F orstschutz-kollegen der Länder, U BA,BV L,BBA 3 Sitzungen bisher Erarbeitung von Eckwerten für Abdrift Definition der guten fachlichen Praxis
Arbeitsergebnisse Windverhältnisse sind von größerer Bedeutung als Sicherheitsabstä nde Bisherigen Daten reichen zur Herleitung plausibler A bdrift-eckwerte nicht aus Bodensedimentin % der Aufwandmenge 10 0 10 1 0,1 10 Abdrift be i Hubschrauberapplik atione n i m Forst Freis ing 20 05 Ra nd sc harf be ha nde l t 50 m ni c ht b ef l og en Abdriftim Bestand 1 10 10 0 E ntfer nung von d er beha ndelten F läc he [m] Abdrift bei Hubsc hrauberapplik atione n im Forst Fr eib ur g 2 005 Luftfahrzeuge Gute Fachliche Praxis: Wind max. 5 m/sek. Injektordüsen Typ 0,5 Spez. A pplikationstechnik (z. B. Simplex-Sprüha nlage) GPS mit Datendokumentation Bodensediment in % der Aufwandmenge 1 0,1 0,01 Randscharf behandelt 50 m nichtbeflogen Abdrift im Bestand 0,001 1 10 100 Entfernung von der behandelten Fläche [m] Luftfahrzeuge EU-Regelung zur Anwendung von PSM aus der Luft Konfer enz zur Thematik in Ungar n 10.-12. September 2007 mit starker Beteiligung der Eu-Länder Deutsche Position: Unverzichtbar für Forstschutz und Steillagen-Weinbau Ergebnis de r Konferenz: Gemeinsames Statement aller Teilnehmer formuliert die dringe nde Notwe ndigk eit der Luftausbringung für bestimmte Kulturen U ngeachtet dessen ist seitens der EU für alle M itgliedstaaten v erbindlich geplant: Generelles Verbot der A nwendung v on P SM aus der Luft mit A usnahmegenehmigungen im Einzelfall
Statements Luftfahrzeuge Helikopter-Ausbringung hat viele nachweisliche Vorteile. Mangels Alternativen im Forst sollte ein generelles Verbot nicht hingenommen werden. Die Definition der guten fachlichen Praxis muss fortlaufend aktualisiert werden. Praktikable Abdrift-Eckwerte müssen erar beitet wer den. Eine A usbr ingung v om B oden kann keineswegs grundsätzlich als umweltfreundlichere Technik ge wer te t wer de n. Forstschutz und Pflanzen-Quarantäne Quarant äne Viele Schwerpunkte der Pflanzen-Quarantäne bei langlebigen Gehölzen bzw. Forstpflanzen: Kiefernholznematode (Bursaphelenchus xylophilus) A siatischer Laubholzbockkäfer (A noplophora glabripennis) Pech-Krebs der Kiefer (Fusarium circinatum) Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) Kiefernnadelkrankheit (Mycosphaerella dearnessii) Platanenkrebs (Ceratocystis fimbriata) Sudden Oak Death (Phytophthora ramorum)
Quarant äne Sudden Oak Death (Phytophthora ramorum) Umfangreiche Eichenschäden in den Nebellagen Kaliforniens Nach Identifikation des Erregers umfassende Quarantäne-Maßnahmen Mittlerweile mehr als 40 sy stematisch sehr unterschiedliche Wirtspflanzenarten und -gattungen bei uns bekannt (insbesondere Rhododendron und Viburnum, aber auch v iele Waldbäume) Trotz fraglicher Relevanz Erhebungen weiterhin auch an Wildpflanzen Aufgabe für den Forstschutz? Kooperation und Konzentration bei den Ländern Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zwischen Nachbarländern hat Tradition im Forstschutz Beispiele Baden-Württemberg / Rheinland Pfalz Brandenburg / Meck lenburg-vorpommern Niedersachsen / Schleswig-Holstein Bayern / Österreich Neue Dimension NW-FVA : Niedersachsen + Schleswig-Holstein + Sachsen-Anhalt + Hessen (+NRW?) Konzentration
Kooperation und Konzentration beim Bund Die zum 1. Januar 2008 in Kraft tretende Reform der Ressortforschung des Bundesministeriums für Ernährung, Landw irtschaft und Verbraucherschutz w ird für den Bereich Forst nachfolgende Veränderungen beinhalten: Die Biologische Bundesanstalt für Land- und F orstw irtschaft (BBA ) wird mit der Bundesanstalt für Züchtungsforschung (BAZ) und Teilen der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FA L) zum Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen F orst und Gartenbau der BBA w erden zum Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst vereinigt Die Bundesanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH ) w ird mit der Bundesanstalt für F ischforschung und Teilen der FAL zum Johann Heinrich von T hünen-institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei Konzentration Komplexkrank heiten Waldschadensbonitierung 1987 bis 2006, Schadstufen 2-4 Nadelbäume eher auf gleichbleibendem Niveau Laubbäume deutlich zunehmende Schäden
Komplexkrankheiten starke Zunahme insbesondere bei Laubbaumarten Borken-, Werft- und Prachtkäfer, Läuse Phytophthora, Nectria, Weißfäulepilze Klimaerwärmung, Klimaextreme Resümee Waldschutz ist in seinen wesentlichen Teilen kein ökonomischer, sondern ein ökologisch ausgerichteter Pflanzenschutz und muss so auch offensiv dargestellt werden. In Problemfällen muss die betroffene Öffentlichkeit von der Notwendigkeit überzeugt und einbezogen werden, dann sind auch unpopuläre Maßnahmen praktikabel. Möglichkeiten der Biologischen Schädlingsbekämpfung müssen realistisch gesehen werden. Forstschutz entwickelt sich immer weiter von Routine-Arbeit zum Kalamitätsma nage ment. Dazu wird Manpower benötigt.
Resümee Zunehmende Bürokratie ist zu bewältigen, voraussichtlich auch für den Einsatz von Hubschraubern im Forstschutz. Forstschutz-Diensstellen sollten kritisch überlegen, welche Aufgaben aus dem Bereich der Quarantäne übernommen werden. Strukturelle Konzentration kann Synergismus-Effekte haben und bei der Bewältigung der Aufgaben helfen. Reine Spar-Konzepte werden nicht erfolgreich sein. Das Gesetz des Örtlichen darf dabei nicht vernachlässigt werden. Die Standortsbedingungen v erändern sich durch Klimaverschiebunge n relativ schnell und komplexe Schadbilder nehmen zu. Dies muss bei Umbauplanungen Berücksichtigung finden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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