Juli 2020 DER RING. Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

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Transkript:

Juli 2020 DER RING Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

Der kleine Bilderrahmen auf der Fensterbank»Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil«Habakuk 3,18 Jens U. Garlichs. Foto: Paul Schulz Wenn das so einfach wäre, guten Mutes zu sein, zufrieden mit dem, was da ist, sich all des Guten im eigenen Leben bewusst sein, entsprechend fröhlich zu sein Aber, wie es oft so ist im wirklichen Leben, da überwiegt die Skepsis, da reihen sich Aufgaben und (vermeintliche) Probleme aneinander beim Blick nach vorn. Und ich merke, die Mundwinkel haben eher Tendenz nach unten. Bei genauerem Hinschauen gibt es meist gar keinen wirklichen, sprich ernsthaften Grund dafür. Eigentlich und das ist schon der Punkt, dieses»eigentlich«es geht mir nicht nur eigentlich gut, sondern wirklich. Was fehlt, sind nicht die guten Umstände, Voraussetzungen, Rahmenbedingungen für ein gelingendes Leben, sondern der Blick dafür. Sehen, was ist das wäre die Lösung. Und dann könnte ich voller Überzeugung an den allermeisten Tagen meines Lebens aus vollem Herzen sagen:»ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil!«Die unverbesserlichen Optimisten oder die, die das Leben ganz leichtnehmen können, beneide ich ein bisschen. Meine bisherige Lebenserfahrung müsste mich aber in deren Nähe bringen, sagt der Kopf. Und der Bauch sagt, na ja, mal langsam, lieber etwas vorsichtiger Der alttestamentarische Prophet Habakuk, der diesen schönen Satz vom Freuen und Fröhlichsein geschrieben hat, tat dies um etwa 600 vor Christi Geburt. Er ahnte dabei das babylonische Strafgericht über die Israeliten im Exil und hatte die Vorahnung, dass die Babylonier selbst im Anschluss an ihr Unrecht gegenüber dem Volk Gottes fürchterlich bestraft würden. Das Vertrauen darauf, das Gott letztendlich Israel retten wird, machte ihn trotz aller Grausamkeiten seiner Zeit frohgemut und fröhlich. Vielleicht war das auch der einzige Ausweg, Trost in diesen schlimmen Zeiten zu finden? Um wieviel leichter habe ich es doch heute, hoffnungsfroh im Angesicht Gottes durch mein Leben zu gehen! Und wenn es mal nicht so läuft, wenn es wirklich große Steine auf dem Lebensweg gibt, schwere Krankheit in meine Lebenskreise einbricht? Mir hilft es zu wissen, ich bin nicht allein. Dann habe ich hoffentlich Gott im Blick, mein Heil, sprich meinen Heiland, und kann Gottvertrauen fassen. Viel öfter möchte ich mir sagen:»ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.«Um es nicht zu vergessen, steht seit einiger Zeit auf der Fensterbank neben dem Schreibtisch ein kleiner Bilderrahmen mit meinem handgeschriebenen Lieblings-Bibeltext aus Habakuk auf einem Kärtchen, bunt unterstrichen, damit er ins Auge fällt. Jens U. Garlichs (Leiter Presse + Kommunikation im Dankort Bethel) Titelbild: Wenn Charlotte Beckmann ihren Freund Markus Hans im Wohnheim am Bültmannshof in Bielefeld besucht, muss sie wegen der Corona- Pandemie eine Maske tragen. Die beiden sind seit drei Jahren ein Paar. Da sie in verschiedenen Einrichtungen leben, müssen sie auf Abstand bleiben. Mehr dazu ab Seite 14. Foto: Johann Vollmer DER RING. Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. 60. Jahrgang. Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl, Vorsitzender des Vorstandes, in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitervertretungen. Redaktion: Jens U. Garlichs ( verantwortlich ), Petra Wilkening. Satz und Gestaltung: Andrea Chyla. Sekretariat: Jutta Seidenberg/Chris tina Heitkämper. Anschrift: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld, Telefon: 0521 144-3512, Telefax 0521 144-2274. E-Mail: presse@bethel.de. Druck: Gieseking Print- und Verlags services GmbH, 33617 Bielefeld. Nachdruck ist mit Genehmigung der Redaktion gestattet. bei v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel. DER RING ist Mitglied im Gemeinschafts werk der Evangelischen Publizistik ( GEP ). Interessierte können die Zeitschrift kostenlos abonnieren. Spendenkonto: IBAN: DE48 4805 0161 0000 0040 77, BIC: SPBIDE3BXXX. Bethel im Internet: www.bethel.de Redaktionsschluss für den August-RING: 10. Juli 2020 2

i Inhalt Kurz gesagt Gut gemeistert 5 In der Betheler Psychiatrie in Bielefeld hat man sich schnell auf den Corona-Ausnahmezustand eingestellt. Viel zu organisieren 8 Das vorsichtige und acht same Handeln in Bethel.regional hatte Erfolg: Dort gab es nur sehr wenige an Covid-19 Erkrankte. Keine Verzögerungen 10 Auf den Baustellen in der Ortschaft Bethel wurde trotz der Pandemie rege gebaut. Parkour in Wagenfeld 12 Die Wohngruppe Tobit trainiert für den Trendsport direkt vor der Tür. Was wirklich zählt 13 Ulrike Lübbert, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizes Bethel, geht in den Ruhestand. Liebe im Lockdown 14 Charlotte Beckmann und Markus Hans durften sich eineinhalb Monate nicht persönlich treffen. Galerie auf Papier 16 Das neue Kunstbuch»Innenlicht«des Künstlerhauses Lydda lädt zum»geistigen Flanieren«ein. Am Puls der Zeit 18 Rudolf Hans, Leiter des Berufskollegs Bethel, geht in den Ruhestand.»Weiter Raum«19 Für Frank Thies war es die schönste Schulleiterstelle in NRW jetzt wechselt er von der Mamre-Patmos-Schule in den Ruhestand. Gewalt 20 im Berufsalltag: In den Notaufnahmen der Betheler Krankenhäuser werden die Mitarbeitenden immer öfter angegangen. Im Visier der Gestapo 22 Die Pastoren Paul Gerhard Braune und Fritz von Bodelschwingh wandten sich mit einer Denkschrift gegen die»euthanasie«. Beistand mit Abstand 24 Die Seelsorge war durch Besuchsverbote und Abstandsregeln wegen Corona vor besondere Herausforderungen gestellt. Historisch einmalig 26 DER RING sprach mit Medizinhistoriker Privatdozent Dr. Wilfried Witte über die Corona-Pandemie. RING-Magazin 27 Namen 29 Mitarbeiter/-innen 29 Die Freiwilligenagentur Bethel hat jetzt erneut für zwei Jahre das Quifd-Qualitätssiegel als Trägerorganisation für Freiwilligendienste verliehen bekommen. Das Siegel wird bundesweit von der Agentur für Qualität in Freiwilligendiensten vergeben. Die Agentur bescheinigt damit dem Betheljahr, den Anforderungen des Qualitätshandbuchs der Evangelischen Freiwilligendienste voll zu entsprechen. Das Schlaganfall-Aufklärungsvideo»Lächeln sprechen Arme hoch«, das der Cartoonist Ralph Ruthe 2017 für das Evangelische Klinikum Bethel produzierte, wurde im Mai vom Aktionsbündnis Patientensicherheit unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit einem Sonderpreis für das»besonders innovative«konzept ausgezeichnet. Der Preis wurde im Rahmen der Verleihung des Deutschen Preises für Patientensicherheit vergeben. Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg,besuchte Mitte Juni die Bio-Molkerei sowie die Barnimer Baumschulen Biesenthal der Hoffnungstaler Werkstätten ggmbh. Neben der Information über die Arbeitsgebiete stand der Austausch über Produktion und Vertrieb von Bio-Produkten, biologische Verfahren zur Klärung von Abwässern, ökologische Landwirtschaft sowie Fördermöglichkeiten von Renaturierungsprojekten im Fokus. 3

Aus Bethel Für Bethel Urlaub 2020»Und? Freust Du Dich auf die Ferien?«, frage ich den Sechstklässler und bekomme ein emotionsarmes»geht so!«, verbunden mit einem Schulterzucken, als Antwort. Blöde Frage, dachte ich im nächsten Moment, hatte mein Gegenüber doch coronabedingt seit Ostern kaum Präsenzunterricht in der Schule. Da kann er sich ja höchstens auf eine hausaufgabenfreie Zeit freuen.»wir wollten richtig wegfliegen, und das geht alles nicht«, bekomme ich erläutert,»und jetzt machen wir statt coolem Super-Hotel-Urlaub Camping bei Oma und Opa in der Gartenhütte, Ausflüge in der Gegend und so.«begeisterung sieht anders aus.»ich habe schweren Herzens storniert«, erzählt eine Kollegin.»Das war mir alles zu unsicher. Außerdem: Urlaub ohne Frühstücksbuffet, dafür aber mit Mund-Nasen-Schutz und abgezirkeltem Strandstück, das ist nichts für mich.«und ich staune, als die sonst gerne Fernreisende erzählt:»ich mache Urlaub zuhause und habe mir einen Reiseführer Ostwestfalen-Lippe gekauft. Jetzt entdecke ich mal meine Wahlheimat und mache Tagesausflüge und ehrlich: Ich bin ganz begeistert! Und abends lege ich die Füße hoch auf meinem 100-prozentig coronafreien Balkon und plane die nächste Fernreise. Das eine wie das andere erholt mich absolut!«, schwärmt sie. Urlaub ein großes Thema seit Wochen. Die einen suchen nach geplatzten Urlaubsplanungen kurzfristig nach Alternativen, die anderen bangen noch, die nächsten haben schon im Vorjahr gebucht und wollen die Reise jedoch am liebsten gar nicht mehr antreten Und mein Eindruck ist: Ganz viele haben Erholung, Auszeit und Durchatmen nötiger denn je. Die vergangenen vier Monate haben die Kraftreserven beruflich, privat und ganz persönlich zum Teil bis aufs Äußerste gefordert und erschöpft. Und auch wenn im öffentlichen oder beruflichen Leben seit einigen Wochen wieder Schritte in Richtung Normalität gewagt wurden, bleibt doch alles auf unbestimmte Zeit anders. Gerade jetzt, vor der Urlaubszeit, geht mein herzlicher und anerkennender Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit besonderem Einsatz, mit Flexibilität, Umsicht, Zurückstecken an vielen Stellen oder sogar ehrenamtlich den Herausforderungen und Erfordernissen der vergangenen Monate begegnet sind. Sie haben dazu beigetragen, dass die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel weiterhin unter Berücksichtigung aller Verordnungen und Hygienekonzepte für Menschen da sein konnten. Und Gott sei Dank das schreibe ich ganz bewusst aller Einsatz hat sich gelohnt: Bethelweit waren wir nur in geringem Ausmaß und absolut überschaubar von Krankheitsfällen betroffen. Nun ist es an der Zeit, nicht nur Abstand zu halten, sondern Abstand zu bekommen, von all dem, was Arbeit, Familie oder Alltag so belastet oder eingeengt hat. Es ist an der Zeit, mit Abstand körperlich und geistig zu regenerieren und aus einer anderen Perspektive auf das Leben zu schauen.»kommt, wir gehen an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und wo ihr euch ein wenig ausruhen könnt«, sagte schon Jesus zu seinen Jüngern. (Markus 6,31) Wo und wie dieser Ort zum Ausruhen auch sein mag Hauptsache, Sie finden ihn. Ich wünsche Ihnen gesegnete und schöne Sommer- und Urlaubstage! Bleiben Sie behütet und gesund! Ihr Pastor Ulrich Pohl 4

EvKB-Psychiatrie stellte sich schnell auf den Corona-Ausnahmezustand ein Trotz Einschränkungen genug Kapazitäten für Notfälle Sie sind älter und oft mehrfach erkrankt: Daher sind die Patienten in der Gerontopsychiatrie des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt, und es ist geübte Praxis auf den Stationen, sie mit besonderen Maßnahmen vor Keimen und Viren zu schützen.»aber die Reduzierung der Betten, die Beschränkung der Aufnahmen und das Besuchsverbot das war auch für uns neu«, sagt der pflegerische Abteilungsleiter Diakon Dr. Klaus Pöschel mit Blick auf die Co r- ona-pandemie. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten spielte sich die ungewohnte Situation jedoch schnell ein. Seit vergangenem Monat geht es nun darum, die Schutzmaßnahmen wieder zu lockern und dabei Risiken möglichst zu vermeiden. Chefarzt Prof. Dr. Martin Driessen. Foto: Mario Haase In der Tagespflege Moltkestraße gab es zunächst eine Notbetreuung. Inzwischen hat die Rückkehr in den normalen Betrieb begonnen.»wir sind bis jetzt ganz gut durch die Krise gekommen«, bilanziert Prof. Dr. Martin Driessen, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, zu der auch die Abteilung für Gerontopsychiatrie gehört. Er ist stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses, die»unglaublich mitgezogen«hätten.»wir haben zum Beispiel gleich am Anfang die Methadon-Ambulanz innerhalb von drei Tagen ans Betheleck verlegt, damit die Patienten nicht durch die Ortschaft Bethel gehen müssen. Und die Bauabteilung hat ganz schnell einen Tresen gebaut, damit wir am neuen Standort die Abstandsregeln besser einhalten können.«sich auf die neuen Anforderungen einzustellen sei besser gegangen als gedacht, und alle hätten Hand in Hand gearbeitet.»die Rückkehr zum Normalbetrieb muss jetzt aber schrittweise erfolgen, damit man die Auswirkungen unter Kontrolle hat. Zwischen den einzelnen Schritten sollten zwei bis drei Wochen liegen, weil dann erst die Effekte deutlich werden«, betont Prof. Driessen. In der Klinik arbeite man jetzt angesichts der zunehmenden Belegung an Lösungen, wie man dem Versorgungsauftrag gerecht werden und gleichzeitig die Vorgaben zum Schutz vor einer Ansteckung einhalten könne.»bisher war die Zahl der Patienten eingeschränkt, und wir konnten in der Therapie mit kleinen Gruppen von vier bis sechs Patienten arbeiten. Wenn die Gruppen jetzt wieder größer werden, muss man wegen der Abstandsregeln entsprechende Räume haben. Dem sind baulich Grenzen gesetzt.«im Ausnahmezustand Mitte März hatte für das Evangelische Klinikum Bethel und mit ihm für den Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie der Ausnahmezustand begonnen. Die Tageskliniken wurden geschlossen, weil der tägliche Wechsel der Patienten zwischen ihrem Zuhause und den Kliniken zu risikoreich war. Um die Gefahr einer Ansteckung zu verringern, wurde auch die stationsäquivalente Behandlung (StäB), das heißt die Behandlung im häuslichen Umfeld der Patienten, ausgesetzt. Die Ambulanzen blieben geöffnet: Hier sind die Kontaktzeiten kürzer, und der Abstand kann besser gewahrt werden.»im stationären Bereich der Allgemeinpsychiatrie und der anderen Abteilungen haben wir 5 Foto: Paul Schulz

Trotz Einschränkungen Dr. Klaus Pöschel (l.) und Dr. Stefan Kreisel achten in der Gerontopsychiatrie darauf, dass die Schutzmaßnahmen eingehalten werden. die Belegung zeitnah heruntergefahren, weil die Situation hier schnell brisant werden kann. Ein Teil der Patienten kann sein Verhalten nicht so steuern, dass die Regeln eingehalten werden. Außerdem halten sich unsere Patienten nicht im Bett auf, sie sind mobil und auf der Station unterwegs«, erläutert Prof. Driessen. Quarantänezimmer Eine ganze Station in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wurde zur gemeinsamen Isolationsstation für alle Bereiche umfunktioniert. Hier können Patienten in einer psychischen Krise behandelt werden, die zugleich an Corona erkrankt sind. Aber auch auf den Stationen gibt es Quarantänezimmer. Sie stehen für Patienten zur Verfügung, deren Corona- Test-Ergebnis bei der Aufnahme noch nicht vorliegt.»zwei Tage vor der Aufnahme müssen die Patienten im Abstrichzentrum getestet werden. Wenn das Ergebnis negativ ist, kommen sie ganz normal auf die Station. Bei Notaufnahmen werden die Patienten so lange isoliert, bis das Ergebnis vorliegt«, erläutert 6 Dr. Stefan Kreisel, ärztlicher Leiter der Gerontopsychiatrie. Das Prozedere hat sich gut eingespielt: Die Rückmeldung aus dem Labor liegt nach 24 Stunden vor.»für Patienten, die nicht absprachefähig sind, holen wir eine richterliche Genehmigung für die kurzzeitige Quarantäne ein«, informiert Dr. Klaus Pöschel. In der Abteilung für Gerontopsychiatrie gab es, wie in allen Bereichen, ebenfalls einen Aufnahmestopp.»Der galt aber, wie überall, nicht für Notfälle«, so Dr. Pöschel.»Um die Kontakte einzuschränken und Abstandsregeln einhalten zu können, haben wir auch geprüft, bei welchen Patienten eine Entlassung möglich war, ohne die Patienten zu gefährden.«auch die Tagesklinik der Gerontopsychiatrie war geschlossen; in der Tagespflege dagegen war aber zumindest eine Notbetreuung möglich.»die Stadt Bielefeld hatte die Möglichkeit eingeräumt, und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten für bestimmte Senioren mit einem hohen Bedarf an Tagesstruktur weiter da sein«, so Dr. Pöschel. Die Öffnung war an Vorgaben geknüpft: Abstände und Hygieneregeln einhalten Fotos (2): Paul Schulz und die Gäste vor Betreten der Tagespflege einem Screening unterziehen. Auch in der Betheler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie wurden nur Notfälle aufgenommen, zum Beispiel Patienten, die suizidgefährdet waren. Elektive Behandlungen, also verschiebbare Therapien, wurden nicht durchgeführt.»mit Kindern und Jugendlichen ist es eine große Herausforderung, die Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel die Abstandsregeln, einzuhalten«, erläutert die Leitende Psychologin Nicola Steininger. Von Vorteil sei es gewesen, dass die jungen Patienten auf Station eine Art geschlossene Gemeinschaft gebildet hätten.»darum waren trotz Corona Gruppentherapien möglich«, so Nicola Steininger.»Zum Beispiel für Patienten mit hyperkinetischen Auffälligkeiten, sozialen Problemen oder Emotionsregulationsstörungen.«Schwierig sei es gewesen, dass die Sportangebote, ein zentraler Bestandteil der Therapie, weggefallen seien. Aber es galt auch andere Probleme zu bewältigen. So konnte die enge Zusammenarbeit mit den Eltern nicht in gewohnter Weise fortgeführt werden. Die Elterngruppen, in denen sich Eltern und Fachleute austauschen und Leitende Psychologin Nicola Steininger. Foto: privat

Trotz Einschränkungen in denen Erziehungskompetenzen vermittelt werden, mussten ausgesetzt werden. Belastungserprobungen, für die die Kinder und Jugendlichen am Wochenende in die Familie zurückkehren, konnten nicht stattfinden. Ebenso waren begleitete Außenschulversuche am Ende der Behandlung nicht möglich. Oft kehren die jungen Patienten sonst stundenweise in ihre Klassen zurück; die Schulen waren aber geschlossen. Auch der Kontakt zum Jugendamt und Besprechungen mit den dortigen Mitarbeitenden waren erschwert, da diese teilweise im Home Office arbeiteten. Wochengruppen Kinder, die sonst Wochengruppen der Jugendhilfe besuchten und aufgrund der Schließung ganz zuhause gewesen seien, seien vermehrt als Notfall in die Klinik gekommen, berichtet Nicola Steininger. Im Ganzen habe sich die Anfragesituation aber wider Erwarten nicht dramatisch verändert. Ein möglicher Grund könnten die geschlossenen Schulen sein, denn viele Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen hingen mit dem Schulbesuch zusammen, vermutet die Leitende Psychologin. Auch in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hat man den Eindruck, dass der Ausnahmezustand aufgrund der Corona-Pandemie nicht für mehr psychische Erkrankungen oder eine Verstärkung bestehender Erkrankungen gesorgt hat.»es gibt noch keine belastbaren Zahlen, um das sagen zu können, aber die Anfragen waren nicht auffallend höher«, sagt Prof. Driessen. Das könne natürlich daran liegen, dass sich Patienten und Angehörige aus Angst vor Auch in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie gab es in der Zeit der Kontaktverbote und Schließungen nicht deutlich mehr Aufnahmeanfragen. einer Ansteckung nicht gemeldet hätten.»ein möglicher Grund kann auch sein, dass sich in der Krise der Mensch darauf einstellt, die existenziellen Nöte zu bewältigen, und psychische Probleme erst einmal in den Hintergrund rücken.weil Hilfestrukturen wegbrachen, gab es bei uns in der Gerontopsychiatrie am Anfang mehr Notaufnahmen, aber nicht so viele wie befürchtet«, berichtet Dr. Klaus Pöschel.»Ängste, Neurosen, Zwangsstörungen tauchten nicht mehr auf als sonst. Aber möglicherweise gibt es eine höhere Dunkelziffer, weil Arztbesuche vermieden wurden.«andere Gründe könnten sein, dass die Menschen mehr Selbstheilungskräfte hätten aktivieren können, oder dass Angehörige, die nicht zur Arbeit gegangen seien, die Situation zuhause hätten auffangen können. Die Corona-Einschränkungen hatten auch zur Folge, dass weniger illegale Drogen im Umlauf waren.»es gab aber deswegen keinen Ansturm auf unsere Methadon-Ambulanz«, so Prof. Driessen.»Heute konsumieren Menschen nicht mehr nur eine Droge, wie zum Beispiel Heroin, sondern verschiedene Substanzen. Engpässe gleichen sie aus, indem sie auf andere Stoffe ausweichen.«dass der Corona-Ausnahmezustand nicht zu mehr Patienten in der Betheler Psychiatrie geführt hat, ist für Prof. Driessen auch auf die Dauer der Beschränkungen zurückzuführen.»eine Zeitlang geht das alles. Bei einem halben Jahr sähe das schon anders aus.«zudem hätte man in Deutschland die ganze Zeit nach draußen gehen dürfen.»eine so lange Isolation wie in Italien oder Spanien hatten wir hier nicht«, bestätigt Dr. Kreisel.»In Deutschland gab es mehr Normalität, das heißt weniger Folgen für die Psyche.«Bundesweit sei die Situation aber heterogen gewesen, so der Betheler Mediziner, der auch Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie ist. In Bayern sei der Druck höher gewesen, weil es dort mehr Corona- Fälle gegeben habe; in Heinsberg habe das familiäre Versorgungssystem die brisante Situation gut gemeistert, und in Bielefeld sei die Lage entspannt gewesen.»hier hat man sich gut vorbereitet. Deswegen ist wenig passiert.«petra Wilkening 7

Corona und die Auswirkungen auf Bethel.regional Hilfe und Unterstützung auch während der Pandemie Rund 6.000 Klientinnen und Klienten nutzen die Angebote von Bethel.regional im Münsterland und dem Ruhrgebiet, im Siegerland, in Ostwestfalen-Lippe und im Rheinland. Auch während der Corona-Pandemie sind viele von ihnen rund um die Uhr auf Unterstützung angewiesen. Zum Schutz vor dem Corona-Virus wurden deshalb seit März umfangreiche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen in den stationären und ambulanten Angeboten umgesetzt, die Klientinnen und Klienten wie auch Mitarbeitende vor große Herausforderungen gestellt haben.»gleich zu Beginn der Pandemie gab es viele Fragen, die wir uns vorher in dieser Form nicht stellen mussten«, erinnert sich Dr. Georg Kremer, der gemeinsam mit Stefan Helling-Voß, Ursula Veh-Weingarten und Mark Weigand die Geschäftsführung von Bethel.regional bildet. Wie geht man mit infizierten Klientinnen und Klienten um, wie mit Verdachtsfällen? Was, wenn viele Mitarbeitende auf einmal ausfallen? Ein großes Thema sei auch die Wahrung von Mindestabständen unter den Klienten sowie zwischen ihnen und den Mitarbeitenden gewesen, so Dr. Kremer.»Denn in vielen Wohneinrichtungen sind die Begegnung und die körperliche Nähe etwas sehr Wichtiges.Zudem gibt es bei uns Menschen, die sich schwer damit tun, sich ausschließlich in geschlossenen Räumen oder auf einem abgeschlossenen Gelände aufzuhalten«, erklärt Ursula Veh-Weingarten. Auch fiele es manchen schwer, nachzuvollziehen, warum das Corona-Virus so gravierende Auswirkungen auf ihr alltägliches Leben habe. Das Bereichskoordinatorin Anna Rehmet-Okoko sorgt bei den Bewohnern im Haus Vonder-Tann-Straße in Dortmund für Abwechslung im Corona-Alltag. zwischenzeitliche Besuchsverbot sei für die Klienten, ihre Familien und Betreuungspersonen eine»extrem schwierige Situation«gewesen.»Viele Angehörige haben das Verbot sehr bedauert, aber glücklicherweise auch Verständnis gezeigt«, so die Geschäftsführerin weiter. Umso wichtiger sei es in dieser Zeit gewesen, dass die Menschen in den Einrichtungen gut beschäftigt und betreut worden seien.»schließlich können wir in einer Wohneinrichtung niemanden nachhause schicken«, betont Ursula Veh-Weingarten. Gute Zusammenarbeit»Rund sechs Wochen lang waren die Werkstätten geschlossen und viele Klientinnen und Klienten deshalb den gesamten Tag über in den Häusern«, sagt Dr. Georg Kremer. Entsprechend umfangreicher sei der Betreuungsaufwand gewesen.»aber es gab eine gute Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen aus prowerk, die uns vor Ort unterstützt haben dadurch sind wir alle näher zusammengerückt.«eine große Herausforderung seien die immer wieder aktualisierten staatlichen Verordnungen für die Häuser gewesen, berichtet Mark Weigand. Zwischenzeitlich habe man in jeder Einrichtung neben dem regulären Bereich für nichtinfizierte Klienten auch solche zur Quarantäne für Menschen mit Corona-Verdacht sowie zur Isolation von bestätigt Erkrankten vorhalten sollen.»das war häufig ein Spagat zwischen den Anforderungen der Behörden und den Persönlichkeitsrechten der Klienten.«Wo es möglich gewesen sei, habe man versucht, Betten vor Ort zur Verfügung zu stellen. Aber nicht jedes Haus biete genug Platz für zusätzliche Isolationsbereiche erst recht nicht, wenn es voll belegt sei. Mittlerweile sei man dazu übergegangen, in bestimmten Häusern zentrale Kapazitäten einzurichten, die im Infektionsfall auch mit erkrankten Menschen aus anderen Einrichtungen belegt werden könnten. Foto: Gudrun Nikolay 8

Hilfe und Unterstützung Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, habe man etwa im ehemaligen Heimathof in Breckerfeld 20 Plätze für an Covid-19 erkrankte Klienten eingerichtet. Zuletzt waren in dem Gebäude unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht.»dort können wir die noch bestehende Infrastruktur recht schnell wieder in Betrieb nehmen«, sagt Mark Weigand. Benötigt habe man die freien Plätze glücklicherweise bislang aber nicht. Verschoben werden musste die Eröffnung eines neuen ambulanten Angebots für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen in Oberhausen.»Für das Haus an der Alsenstraße war eigentlich ein Tag der offenen Tür am 13. März geplant«, sagt Ursula Veh-Weingarten. Wegen des zwischenzeitlichen Aufnahmestopps zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner erst im Juni ein. Achtsam bleiben Organisatorisch sei die derzeitige schrittweise Öffnung der Angebote nicht weniger anspruchsvoll als die vorherige Schließung, berichtet Stefan Helling-Voß.»Die Schwierigkeit besteht darin, dass nun auch wieder externe Mark Weigand, Geschäftsführer von Bethel.regional. Die Bethel.regional-Geschäftsführer Dr. Georg Kremer (l.) und Stefan Helling-Voß. Personen in die Häuser kommen.«damit steige auch die Gefahr, dass das Virus in die Häuser gelange.»wir hoffen, dass wir jetzt nach und nach wieder zum normalen Betrieb zurückkehren können aber wir müssen weiterhin vorsichtig und achtsam sein und die Sicherheitsmaßnahmen umsetzen.«dazu gehörten zum Beispiel die zusätzliche Platzierung von Desinfektionsmittel-Spendern, die Nutzung von festgelegten Laufwegen oder das Einhalten von Zeitfenstern für Besuche. Insgesamt seien die Infektionszahlen Bethel.regional-Geschäftsführerin Ursula Veh-Weingarten. Fotos (2): Anja Cord für Bethel.regional sehr gering, berichtet Stefan Helling-Voß weiter.»unter den Klientinnen und Klienten hatten wir insgesamt 13, auf Seite der Mitarbeitenden 7 Infektionsfälle.«Nach wie vor offen sei die Frage, wie durch die Pandemie entstandene finanzielle Schäden reguliert werden könnten.»zum Beispiel konnten wir zwischenzeitlich keine freien Plätze neu belegen, andere Bereiche, wie etwa das Freizeit- und Kulturzent rum Neue Schmiede in Bielefeld- Bethel, mussten wir vorübergehend komplett schließen.«einen Schutzschirm wie für Krankenhäuser oder Altenheime gebe es für Einrichtungen der Eingliederungshilfe bisher noch nicht. Hier seien die Fachverbände für Menschen mit Behinderungen gefordert, den notwendigen Einfluss auf die Politik auszuüben. Wegen der finanziellen Unsicherheit habe man sich deshalb unter anderem dazu entschlossen, den Start noch nicht begonnener Bauprojekte vorerst auszusetzen. Marten Siegmann Foto: Paul Schulz 9

Bauprojekte in Corona-Zeiten Keine Verzögerungen auf Bethel-Baustellen Die Baustelle des neuen Kinderzentrums nimmt gewaltige Ausmaße ein. In Krankenhäusern, Wohneinrichtungen oder anderen Hilfeangeboten stellte die Covid-19-Pandemie Bethel vor neue Herausforderungen. Viele Selbstverständlichkeiten im Umgang, sowohl mit- und untereinander als auch in der Begegnung mit den Klienten, waren für die Mitarbeitenden plötzlich tabu. In einem Bereich lief die Arbeit aber fast unbeeindruckt weiter: Der regen Bautätigkeit in der Ortschaft Bethel tat Corona keinen Abbruch. Mit den Neubauten von Kinderzentrum und Sekundarschule werden zurzeit sogar zwei Bauherr für Bethel: Reinhard Röse leitet das Immobilienmanagement. 10 Mammut-Projekte gleichzeitig realisiert. Beide Vorhaben stechen nicht nur durch ihre Größe hervor, sondern auch durch ihre Kosten: Der komplette Neubau des Kinderzentrums Bethel ist mit über 70 Millionen Euro die größte Investition in der Geschichte Bethels. Entstehen wird auf rund 10.000 Quadratmetern Nutzfläche und einer Gesamtfläche von etwa 20.000 Quadratmetern eines der modernsten Kinderzentren Deutschlands mit 146 Betten für Patienten der Kinderund Jugendmedizin und der Kinderchirurgie.»Der Baufortschritt liegt im Zeitplan«, sagt Reinhard Röse zufrieden. Der Leiter des Betheler Immobilienmanagements geht davon aus, dass die neue Kinderklinik noch 2022 ihre Türen öffnet. Fotos: Paul Schulz Die Sekundarschule zählt mit Baukosten von 10 Millionen Euro ebenfalls zu den»schwergewichten«unter den Bauinvestitionen. Sie wird Anfang Dezember fertiggestellt und Coronabedingt ohne Feierlichkeiten an den Stiftungsbereich Schulen übergeben. Der Regelbetrieb in dem mit öffentlichen Mitteln geförderten Bauprojekt könne vermutlich kurz nach Weihnachten aufgenommen werden, so Reinhard Röse. Im Anschluss könne das Gymnasium in Bethel, in dem die Sekundarschule interimsmäßig untergebracht sei, baulich aufgewertet werden. Diese beiden großen Vorhaben werden flankiert von vielen anderen. Eines der markantesten ist die bauliche Ergänzung der Neuen Schmiede, die fast fertig ist. Bethels Freizeit- und Kulturzentrum erhält einen neuen Trakt Richtung Saronweg, der unter anderem einen neuen Veranstaltungssaal, eine große Küche sowie Seminarräume beherbergen wird. Schon im September wird der Erweiterungsbau vollendet sein. Neues Pflegezentrum Nicht weit entfernt von der Neuen Schmiede und ebenfalls am Saronweg wird ein neues Pflegezentrum entstehen. Hier stehen die Arbeiten aber erst ganz am Anfang.»Bislang wurde nur der Boden verschoben, und wir haben Proben nehmen lassen. Die werden jetzt analysiert«, sagt Reinhard Röse.»Wenn das Ergebnis des Kampfmittelräumdienstes vorliegt, kann es losgehen.«weitere laufende Projekte in der Ortschaft seien der Umbau des Hauses Patmos und die neue Wohnbebauung am Quellenhofweg, wo in Nähe des Kreisverkehrs zwei Häuser entstünden. Im Juni wurde auch die Sanie-

Keine Verzögerungen rung des Berufskollegs Bethel abgeschlossen. Sarepta-Mutterhaus Auch eines der prominentesten Bethel-Gebäude wird saniert und umgebaut: Das Sarepta-Mutterhaus muss neuen Anforderungen angepasst werden. Hier sind die Gesundheitsschulen untergebracht, und mit dem Start der neu gegründeten medizinischen Fakultät in Bielefeld werden dort zusätzlich universitäre Lehrangebote für angehende Mediziner stattfinden. Auch der geschichtsträchtige Speisesaal der Schwestern mit dem großen Wandbild ist Teil dieser Umbaumaßnahmen. Ein ganz anders geartetes Projekt wird am Kantensiek realisiert. Hier soll das bestehende Parkhaus beträchtlich erweitert werden. Auf dem Gelände des abgerissenen Zentrallagers werden 133 neue Parkplätze geschaffen. Die Baumaßnahme startet noch in diesem Jahr.»Keine Baufirma, mit der wir kooperieren, ist bisher insolvent gegangen«, sagt Reinhard Röse zufrieden.»daher gibt es auch keine Verzögerung.«Trotzdem hatte die Corona-Krise Auswirkungen auf das Baugewerbe. So galten auf den Baustellen neue Spielregeln:»Die Verantwortung für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen obliegt aber den Baufirmen, nicht uns als Bauherr«, macht Bethels Immobilienfachmann deutlich. Zwar seien Mundschutz- und Abstandsregeln auf dem Bau kaum umzusetzen, aber auch hier hätte man separate Trupps gebildet, um die Handlungsfähigkeit zu erhalten gibt es eine Das Raumangebot der Neuen Schmiede wird beträchtlich erweitert. Noch in diesem Jahr wird der Neubau der Sekundarschule vollendet. einzelne Infektion, muss nicht die ganze Baumannschaft in Quarantäne. Zum Glück wurden diese Sicherheitsvorkehrungen nicht herausgefordert: Auf keiner Baustelle gab es einen Corona- Fall. Bethels Immobilen-Team selbst blieb ebenfalls verschont. Projekte für 2021 Auch im nächsten Jahr wird in Bethel gebaut werden. Weitere Projekte stehen in den Startlöchern, etwa der Neubau des Hospizes am Quellenhofweg. Gleichzeitig gibt es Pläne für das Haus Jaffa: Hier entsteht ein moderner Anbau, der sowohl inklusives Wohnen als auch ein Tagespflegeangebot der Altenhilfe beherbergen wird. Verschoben werden nur wenige Projekte unter der Federführung der Stabsstelle Immobilienmanagement. Was es auf absehbare Zeit allerdings mit Sicherheit nicht geben wird:»richtfeste, Grundsteinlegungen und ähnliche Feierlichkeiten das fällt natürlich ersatzlos aus«, bedauert Reinhard Röse. Robert Burg 11

Wohngruppe Tobit in Wagenfeld Parkour fordert Kopf und Muskeln heraus Eine der größten Herausforderungen ist das Netz, das der zehnjährige Jamie durchklettert. Piet De Schutter (l.) nimmt die Zeit, während Sören Quednau auf Fehler achtet. Sport und Bewegung sind in der intensivpädagogischen Wohngruppe Tobit in Wagenfeld ein wichtiger Bestandteil der Tagesstruktur. Darum hat das Team dort in diesem Jahr schon vor der Corona-Zeit im Garten einen Rundlauf mit verschiedenen Hindernissen aufgebaut. Bei den Kindern und Jugendlichen kommt die Möglichkeit, den Trendsport Parkour direkt vor der Tür auszuüben, gut an. Die 14-jährige Anna tauscht sich mit Sören Quednau aus, wie das Hindernis schneller bewältigt werden kann. Fotos: Ingolf Semper»Einige Geräte, wie die Schaukel, Seile oder auch das Kletternetz waren schon vorhanden. Gemeinsam wurden dann noch stabile Holzwände und andere schwierige Hindernisse gebaut, die diesen kraftraubenden Rundlauf so interessant machen«, erzählt Sören Quednau, der bei dem Gemeinschaftsprojekt zusammen mit Piet De Schutter die Federführung hatte. Mit dem notwendigen Respekt, aber auch mit viel Neugierde wagten sich alle Beteiligten an die neue sportliche Herausforderung und machen mit gesundem Ehrgeiz und fleißigem Training erstaunliche Fortschritte. Fast täglich sind die Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 15 Jahren auf dem Parcours zu finden. Die Technik wird immer besser, das Selbstvertrauen wächst. Zu Beginn brauchten die jungen Hausbewohner bis zu sieben Minuten für eine 12 Runde. Dazu kamen Fehler, weil man den Boden berührte oder ein Hindernis nicht bewältigen konnte. Diese Schwierigkeiten sind aber längst Vergangenheit. Jetzt bewegt sich die sportbegeisterte Gruppe im Bereich von zwei Minuten und weniger. Der neunjährige Luca und der zehnjährige Jamie nutzen im Garten fast jede freie Minute, um sich insgesamt oder auch an einem bestimmten Gerät zu verbessern:»am Anfang war es nicht so einfach, und wir mussten uns ganz schön anstrengen, um überhaupt das Ziel zu erreichen.«auch die 14-jährige Anna ist begeistert von der Aufgabe:»Mit kleinen Tipps untereinander und viel Spaß beim Training werde ich immer schneller.«gemeinschaftsgefühl Auch wenn sich jeder alleine durch die Hindernisse kämpfen muss, entsteht immer wieder ein richtiges Gemeinschaftsgefühl.»Nach jedem Lauf sprechen die Kinder, die Jugendlichen und wir miteinander, geben uns gegenseitig Tipps und machen Verbesserungsvorschläge«, beschreibt Piet De Schutter die Entwicklung. Von daher gehörten das Anfeuern und Motivieren von Beginn an mit dazu. Mit der Zeit haben alle Kinder und Jugendlichen viel lernen können. Sie haben gemeinsam die Technik weiterentwickelt, sind geschickter geworden und machen sich auch vor dem Lauf mehr Gedanken, wie sie noch schneller werden können.»von daher ist es ein Training, das alle Sinne schärft, viele Muskeln anspricht und die Ausdauer sowie Beweglichkeit fördert«, sind Sören Quednau und Piet De Schutter mehr als zufrieden mit dem Erfolg ihres Projekts. Ingolf Semper

Ulrike Lübbert geht in den Ruhestand»Man merkt, was wirklich zählt im Leben«Nach 28 Berufsjahren in Bethel, davon 22 Jahre in der Hospizarbeit, geht Ulrike Lübbert zum 1. Juli in den Ruhestand. Seit der Eröffnung im Frühjahr 2012 leitete sie das Kinder- und Jugendhospiz Bethel in Bielefeld. Zuvor führte sie das stationäre Hospiz Haus Zuversicht.»Ich war in beiden Einrichtungen von Anfang an dabei. Diese Pionierarbeit war sehr spannend«, blickt die 63-Jährige zurück. Neben den intensiven Erfahrungen mit Tod und Trauer bleiben ihr vor allem die Lebensfreude und der Humor schwerstkranker Menschen in besonderer Erinnerung. Ihre ersten Erfahrungen in der Hospizarbeit sammelte Ulrike Lübbert im Haus Zuversicht. Nicht nur sie betrat damals Neuland: Für Bethel war es 1998 die erste stationäre Einrichtung für Sterbebegleitung.»Wir hatten viele Freiheiten, denn es gab wenig Auflagen«, beschreibt sie die Anfänge. Die Idee, Menschen am Lebensende zur Seite zu stehen, und das Zusammenspiel unterschiedlicher Professionen, wie Medizin, Pflege und Seelsorge, begeisterten die gelernte Krankenschwester. Für Ulrike Lübbert, die direkt nach der Ausbildung im Betheler Krankenhaus Mara und nach der Elternzeit zunächst in einer Kinderarztpraxis beschäftigt war, stand fest:»das ist die Arbeit, die ich weitermachen möchte.«nach einem berufsbegleitenden Studium»Palliative Care«in Wien, dem ersten Studiengang dieser Art in Europa, trat sie 2005 die Nachfolge von Adelheid Rieffel, einer der Vorreiterinnen der Betheler Hospizinitiative, an und übernahm die Leitung des Hauses Zuversicht. Trauer und Humor»Ich habe sehr intensive Erfahrungen in der Sterbebegleitung gemacht«, sagt Ulrike Lübbert. Die Hospizarbeit veränderte ihre Sichtweise.»Man merkt, was wirklich zählt im Leben.«Ebenso wie Trauer spiele auch Humor in der Hospizarbeit eine wichtige Rolle.»Man ist überrascht, wie viel gelacht wird«, verrät die Bielefelderin. Diese Erfahrung hat sie auch im Kinder- und Jugendhospiz Bethel gemacht. Lebensfreude im Hospiz Anders als das Erwachsenenhospiz, das für die letzte Lebensphase da ist, nimmt das Kinderhospiz schwerstkranke junge Menschen vorübergehend in jeder Lebensphase auf, um Familien zu entlasten.»ich habe die Lebensfreude der jungen Gäste erlebt und die Begleitung der Angehörigen noch einmal anders kennen gelernt auch, wie schön die gemeinsame Zeit sein kann«, stellt die künftige Ruheständlerin fest.»die Familien sagen: Wir kommen nicht zum Trauern hierher, sondern um Freude zu haben! «Ulrike Lübbert war erstaunt, wie viel Kraft die Mädchen und Jungen ihren Eltern geben können. Neben der Begleitung der Familien war die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Das Kinder- und Jugendhospiz Bethel wird von vielen Freunden und Förderern unterstützt.»die Bandbreite reicht von Großspendern bis zum Kindergarten das ist sehr spannend«, sagt Ulrike Lübbert. Gerne gab sie Spendern oder Besuchergruppen Einblicke in das Haus. Die meisten hätten die Einrichtung mit einem mulmigen Gefühl betreten und seien am Ende überrascht gewesen, wie fröhlich es zugehe, erzählt die ehemalige Leiterin. Seit der Eröffnung vor acht Jahren leitete Ulrike Lübbert das Kinder- und Jugendhospiz Bethel. Zu den Gästen habe sie über die Jahre eine enge Bindung aufgebaut, denn die Familien kommen gerne wieder. Natürlich sind im Laufe der Zeit auch Kinder verstorben.»das sind sehr ergreifende Momente, in denen man merkt, wie zerbrechlich das Leben ist.«ulrike Lübbert war froh, in solchen Augenblicken Kolleginnen und Kollegen zu haben, die sich gegenseitig auffangen. Hospizarbeit sei Teamarbeit. Deshalb freut sie sich auch, dass ihr langjähriger Kollege René Meistrell nun das Kinderund Jugendhospiz Bethel leitet. Jetzt sei für sie der richtige Zeitpunkt gekommen, in den Ruhestand zu gehen.»ich blicke auf ein Sinn stiftendes Arbeitsleben in Bethel zurück.«christina Heitkämper 13 Foto: Christian Weische

Corona-Krise trifft Paare mit Behinderungen Liebe monatelang nur mit Sicherheitsabstand Gerne würden Markus Hans und Charlotte Beckmann ihre Hände übereinanderlegen. Doch sie halten sich an die vorgeschriebenen Abstandsregelungen. Menschen mit Behinderungen gehören zur Hochrisikogruppe in der Corona-Krise. Fotos (2): Johann Vollmer In schweren Zeiten suchen Menschen Halt in der Familie und der Beziehung. Während des Corona-Lockdowns war der Lebenspartner für viele die wichtigste und einzige Bezugsperson. Beziehungen unter Menschen mit Behinderungen waren dagegen oft von der behördlich verordneten Kontaktsperre betroffen. Charlotte Beckmann und Markus Hans haben die erzwungene Trennung erlebt. Eineinhalb Monate durfte sich das Paar persönlich nicht begegnen. Und selbst nach der langsamen Öffnung ist es eine Liebe mit Sicherheitsabstand.»Wir sind seit drei Jahren zusammen, kennen uns aber schon viel länger«, sagt Markus Hans und blickt auf die andere Tischseite hinüber, in die Augen von Charlotte Beckmann. Das ist alles, was er von ihrem Gesicht sieht. Seine Freundin sitzt dort im gebotenen Abstand mit einem Nase-Mund-Schutz, der vorgeschrieben ist. Es ist der Dienstag, nachdem die ersten Lockerungen für die Bielefelder Wohnheime verkündet wurden. Markus Hans lebt im Unterstützten Wohnen am Bültmannshof, Charlotte Beckmann wird im Babenquartier ambulant unterstützt. Täglich zwei Stunden darf Charlotte nun ihren Markus besuchen allerdings, da sie offiziell Besucherin ist, nur mit Behelfsmaske.»Die Wochen davor waren hart. Wir wussten ja nicht, wann wir uns wiedersehen würden. Das war schlimm«, erinnert sich Markus Hans an die Zeit, als das Land Nordrhein-Westfalen das Betretungsverbot für alle Einrichtungen der Behindertenhilfe zum Schutz der dortigen Risikogruppe verordnet hatte.»am Anfang, als es mit Corona losging, haben wir uns noch verabreden können. Aber dann kamen die strengen Regelungen«, erzählt Charlotte Beckmann.»Von jetzt auf gleich durften wir auch nicht mehr beieinander übernachten. Das hat mir total gefehlt«, sagt die 31-Jährige. Gerne würde das Paar in einer gemeinsamen eigenen Wohnung leben. Doch die komplizierte Epilepsie von Markus Hans lässt ein völlig selbstständiges Leben nicht zu. Da die Anfälle meistens im Schlaf kommen, braucht der 36-Jährige eine 24-Stunden- Überwachung in einem stationären Umfeld.»Ich versuche mein Bestes zu geben, um Markus bei Anfällen zu helfen, aber alleine würde ich es nicht schaffen«, schätzt Charlotte Beckmann die eigenen Kräfte realistisch ein. Regelmäßige Telefonate Dennoch sahen sich die beiden vor Corona fast täglich bis zum Kontaktverbot Mitte März.»Wir haben sehr viel mit Markus Hans gesprochen und die Situation reflektiert. Er hat immer wieder erzählt, wie sehr er darunter leidet, dass er seine Charlotte nicht sehen kann«, berichtet 14

Liebe monatelang Heike Stiegemeyer, Bereichskoordinatorin im Stiftungsbereich Bethel.regional. Immerhin blieben gegen die Sehnsucht die regelmäßigen Telefonate mit der Freundin. Die Mitarbeitenden im Haus Bültmannshof versuchten, bestmöglich Ablenkung und Tagesstruktur zu schaffen, denn auch die Arbeit von Markus Hans an der Pforte des Hauses Emmaus musste pausieren.»da fällt einem schon die Decke auf den Kopf«, sagt der junge Mann und muss ein wenig lachen. Assistenz beim Abstand Im kleinen Garten am Bültmannshof ist wieder Begegnung möglich. Umarmen dürfen sich Charlotte Beckmann und Markus Hans aber noch nicht.»die Betreuung in Corona-Zeiten ist sehr viel aufwändiger, weil viel mehr Assistenz nötig ist«, stellt Heike Stiegemeyer fest. Ganz kleine Dinge im Alltag bekommen plötzlich eine große Beachtung. Wie bringe ich beispielsweise mein Geschirr in die Spülmaschine, wenn sich gleichzeitig mehrere Personen in der Gemeinschaftsküche aufhalten?»markus Hans braucht dann regelmäßig die Hilfestellung, wie weit 1,50 Meter Abstand wirklich ist.«das Bittere an der Corona-Pandemie sei, dass wegen ihr Errungenschaften der Selbstständigkeit, die teilweise über Jahre mühsam aufgebaut worden seien, nun eingeschränkt würden.»wir versuchen ja immer, Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu motivieren, Dinge selbst zu regeln. Das müssen wir im Moment leider an vielen Stellen zurücknehmen«, bedauert Heike Stiegemeyer. Auch die Beziehung muss Abstand nehmen. Umarmungen und Küsse sind nicht erlaubt. Aber niemandem fällt es leicht, sich rund um die Uhr an die Abstandsgebote zu erinnern und diese zu beachten. Gerade Charlotte Beckmann in ihrer positiven Impulsivität und Emotionalität muss dann sehr an sich halten, und das ist nicht immer leicht.»wenn sie sich freut, dann freut sie sich«, sagt Heike Stiegemeyer.»Körperkontakt ist ihr sehr wichtig. Vor allem auch, wenn sie traurig ist.«der lebenslustigen Frau schlägt die Situation oft aufs Gemüt.»Ich möchte einfach die Normalität wie vor Corona wiederhaben«, wünscht sich Charlotte Beckmann.»Ich bin sehr geduldig, aber ich brauche auch die Zuversicht, dass es wieder besser wird«, sagt sie. Dass wenigstens die Besuche und Spaziergänge in der Umgebung wieder möglich sind macht sie glücklich.»als Markus mir die Nachricht am Telefon erzählt hat, bin ich wie ein Flummi auf- und abgesprungen vor Freude!«Inzwischen kann das Paar wieder einen gemeinsamen Stadtbummel unternehmen. Gut eineinhalb Monate durften sie sich nicht persönlich treffen. Foto: Paul Schulz Nun hoffen beide, dass es keine zweite Corona-Welle gibt. Darum akzeptieren sie auch die Beziehung auf 1,50 Meter Distanz.»Wir schützen uns damit gegenseitig«, sagt Charlotte Beckmann und gewinnt auch dieser Erfahrung etwas ab:»ich nehme aus dieser Zeit Vieles mit: Geduld, Kraft, Zusammenhalt und Liebe. Ich weiß, wir schaffen das zusammen.«johann Vollmer 15

Innenlicht 50 Jahre Künstlerhaus Lydda Neues Kunstbuch lädt zum»geistigen Flanieren«ein Isália Alves Lopes, Im Dickicht/verstrickt, 2011, Öl auf Karton, 31 24 cm Es ist, als ob man durch die Galerie des Künstlerhauses Lydda wandelt. Kunstwerke ganz unterschiedlicher Art treffen aufeinander. Jedes hat seinen eigenen Stil, und doch sind sie in einem harmonischen Zusammenspiel angeordnet: Sie reden miteinander, erhöhen sich gegenseitig, und zugleich bilden sie spannende Kontraste. Zu sehen ist diese besondere Ausstellung im Kunstbuch»Innenlicht«, das jetzt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Künstlerhauses erschienen ist. 80 Künstlerinnen und Künstler aus 5 Jahrzehnten, 500 Werke, 400 Seiten Gesamtumfang das sind die nüchternen Fakten des Meissner, Die Braut und der Tod, 1989, Öl auf Leinwand, 40 50 cm Jubiläumsbandes, den Roman Girsikorn gestaltet hat. Wer aber eintaucht in die Lydda-Welt, denkt nicht mehr an Zahlen, sondern erliegt der Faszination, die von dem künstlerischen Schaffen im Betheler Künstlerhaus ausgeht. Nach einem informativen historischen Teil geben Wolfgang Marx mit seinem funkelnden Traumuniversum, die verspielten Bilder voller farbenfroher Tiere und Figuren von Edith Zagefka, Tom Brechts Darstellungen des weiblichen Körpers oder auch die Linolschnitte von Horst Hallensleben einen ersten beeindruckenden Einblick in die Lydda-Vielfalt. Unzählige weitere folgen, und man bleibt tatsächlich bis zum Schluss neugierig, was es als Nächstes zu entdecken gibt so wie es sich Lydda-Leiter Jürgen Heinrich erhofft hat. Ein wirkliches Kunstbuch» Innenlicht ist nicht in erster Linie ein repräsentatives Jubiläumsbuch für eine Institution, sondern ein wirkliches Kunstbuch, das künstlerische Prozesse und Entwicklungslinien abbildet und in dem die Werke für sich sprechen«, betont Jürgen Heinrich und freut sich darüber, die Möglichkeit dazu gehabt zu haben:»so etwas macht man nur einmal.«auch die Künstlerinnen und Künstler seien dankbar, dass es in dem Buch so viel Raum für ihre Kunst gebe und diese im Mittelpunkt stehe und nicht die Künstler. Repros (7): Alexey Kovalev Rolf Neuhaus, Erdbeben,1948, Tusche auf Papier, 16 20 cm 16 Michaela Sölle, ohne Titel, 2019, Acryl auf Papier, 50 70 cm Für die Kunstschaffenden in Lydda ist die Kunst eine innere Notwendigkeit. Im Betheler Künstlerhaus Lydda sind sie frei in ihrem Ringen

Neues Kunstbuch N.N., ohne Titel, o.j., Ton, gebrannt und glasiert, 19 5 15 cm N.N., ohne Titel, o.j., Ton, gebrannt und glasiert, 19 6 12cm Torsten Müller, ohne Titel, 2018, Acryl und Lackstift auf Papier, 70 100 cm Uldis Graubins, Psycho, 2015, Ölkreide auf Papier, 38 35 cm um den künstlerischen Ausdruck. Deswegen ist Lydda für Jürgen Heinrich keine Selbstverständlichkeit.»Hier unterliegen wir nicht den monetären Zwängen eines Kunstmarktes. Es ist etwas ganz Tolles, dass wir hier sein dürfen«, betont er. Im kalten Wasser Die sogenannte bildende Kunst ist der Schwerpunkt von»innenlicht«. Hinzu kommen Prosa und Poesie der»lyddaratur«, Fotos der Künstler sowie begleitende Texte von befreundeten Fachleuten aus dem kulturellen und wissenschaftlichen Bereich. Der Titel»Innenlicht«greift das grundlegende Konzept Lyddas auf:»die Themen sind nicht vorgegeben. Jeder Künstler und jede Künstlerin schwimmt im kalten Wasser und muss die eigene Bildsprache finden, muss experimentieren und sie weiterentwickeln. Das innere Brennen ist das Innenlicht, das er und sie in sich verspürt und das nach und nach Funken nach außen versprüht«, erläutert Jürgen Heinrich. Martin Balzer, einer der Meisterschüler des Künstlerhauses Lydda, beschäftigt sich in der»lyddaratur«mit der Frage, was denn nun Kunst sei.»kunst lädt zum geistigen Flanieren ein«, stellt er fest»innenlicht«bietet eine großartige Gelegenheit dazu. Petra Wilkening Repro: Paul Schulz Jürgen Heinrich (Hg.). Innenlicht. 50 Jahre Künstlerhaus Lydda. Kerber Verlag, Bielefeld-Berlin 2020. 400 Seiten, 476 farbige/ 49 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Hardcover. 58 Euro. ISBN 978-3- 7356-0621-1. 17

Schulleiter Rudolf Hans geht in den Ruhestand Pädagogik im Berufskolleg Bethel am Puls der Zeit Rudolf Hans stand 16 Jahre lang an der Spitze des Berufskollegs Bethel.»Ich sehe mich selbst immer noch eher als Lehrer denn als Schulleiter«, sagt Rudolf Hans. Daran habe sich in den vergangenen 16 Jahren an der Spitze des Berufskollegs Bethel in Bielefeld nichts geändert.»im Gespräch mit den jungen Leuten zu sein, sie zu beraten und zu begleiten das war mir immer wichtig und hat mir viel Freude bereitet«, betont er. Am 31. Juli geht der 63-Jährige in den Ruhestand. 18 2006 übernahm Rudolf Hans die Schulleitung, seine»bethel-karriere«begann aber schon deutlich früher:»den Anfang nahm alles 1976 mit dem Zivildienst in Homborn«, erinnert sich der gebürtige Dortmunder. Schon damals war sein Berufswunsch, Lehrer zu werden. Entsprechend folgte das Referendariat; ein Einstellungsstopp sorgte aber dafür, dass Rudolf Hans in die damalige Betheler Teilanstalt Homborn zurückkehrte, dieses Mal als Gruppenleitung für Frauen mit Epilepsie im Matthias-Claudius- Haus.»Auf einer Fortbildung in Nazareth bin ich dann auf eine Stelle als Lehrer an der Kollegschule aufmerksam gemacht worden. Und dann passte alles zusammen: meine Lehrerausbildung und meine praktische soziale Tätigkeit in Homborn.«Mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik begann Rudolf Hans 1987 in Bethel zu unterrichten. Betreuen oder pflegen? Auch heute kombiniert das Betheler Berufskolleg, Nachfolger der Kollegschule, schulische Abschlüsse mit einer Vielzahl beruflicher Qualifikationen des Sozial- und Gesundheitswesens.»Im Laufe der Zeit ist dabei die Einbindung in Bethels gesamte berufliche Bildung immer wichtiger geworden«, stellt Rudolf Hans rückblickend fest. Immer häufiger müsse der Berufswunsch,»etwas mit Menschen«machen zu wollen, erst noch konkretisiert werden.»willst du betreuen, pflegen, therapieren? Das geht in Bethel alles«, sagt der Schulleiter. Um die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen, kooperiere Foto: Christian Weische man intensiv mit den anderen Betheler Schulen und Bildungseinrichtungen. Auch das Betheljahr trage immer mehr zur Neu- Akquise künftiger Fachkräfte bei:»etwa 17 Prozent unserer Schülerschaft haben zuvor daran teilgenommen.«inhaltlich habe sich die Ausbildung des Berufskollegs immer den Entwicklungen in den Arbeitsfeldern angepasst, doch auch die Schülerschaft habe sich über die Jahre verändert, so Rudolf Hans.»Sie ist heute deutlich breiter und bunter aufgestellt, zum Beispiel was die Altersstruktur oder die Lebenshintergründe angeht.«einige Absolventen blieben in Bethel, andere gingen zunächst fort. Doch selbst nach Jahren der Abwesenheit kehrten viele wieder zurück.»wenn man sie dann nach den Gründen für die Rückkehr fragt, hört man vor allem von den positiven Erfahrungen, an die sie sich im Zusammenhang mit Bethel erinnern«, so Rudolf Hans.»Ich denke, wir haben den Ruf, uns zu kümmern das kommt bei den Menschen offenbar nach wie vor gut an.«wichtigste jüngste Veränderung für das Berufskolleg seien die jetzt abgeschlossene Renovierung des Schulgebäudes und die Zusammenführung der fünf bisherigen Standorte gewesen.»ich hätte nicht gedacht, dass ich das als Schulleiter noch erlebe, und darüber freue ich mich sehr«, sagt Rudolf Hans. In seinem Ruhestand will er sich weiterhin ehrenamtlich in der Jugendhilfe engagieren. Und, wenn es die Zeit zulässt, viel Rad fahren gerne auch längere Strecken, und wenn nicht über die Alpen, dann doch zumindest von Bielefeld nach Dortmund und zurück. Marten Siegmann

Schulleiter Frank Thies im Ruhestand Niemals geht man so ganz aus der Mamre-Patmos-Schule Frank Thies ist kein Mensch der Übertreibungen. Für seine ruhige Art, sein abwägendes und bedachtes Auftreten wird er geschätzt. Und doch bemüht er nichts weniger als den Superlativ, wenn es um die Mamre-Patmos-Schule geht:»das ist die schönste Schulleiterstelle in ganz Nordrhein-Westfalen.«Die Schule wird nun ohne ihren langjährigen Leiter auskommen müssen. Frank Thies geht Ende Juli in den Ruhestand. Und noch ist nicht klar, wer wen mehr vermissen wird.»ich wäre gerne aus dem prallen Schulleben ausgestiegen«, sagt der 64-Jährige. Wehmut der besonderen Art löst die derzeitige Corona-Krise aus. Dass er überhaupt ins»pralle Schulleben«eingestiegen ist, war dem Zivildienst im Johannes-Falk-Haus geschuldet. Eigentlich wollte der gebürtige Bad Oyenhausener seinem Technikinteresse folgen und Informatiker werden, doch die Zeit in der Löhner Tagesbildungsstätte ließ ihn umschwenken. Klebe-Effekt nennt man das heute. Es folgten das Studium der Sonderpädagogik, eine erste Anstellung in einer Förderschule des Wittekindshofs und der Einstieg in die Fachlehrerausbildung am Studienseminar in Bielefeld. 1990 kam der (An-)Ruf der Mamreschule. Frank Thies wurde der Stellvertreter von Albrecht zur Weihen, später dessen Nachfolger. Hier war Großes in Bewegung:»Gleich in der ersten Woche saßen wir über den Plänen zur Erweiterung des Schulgebäudes«, erinnert sich Frank Thies. 1998 der Spatenstich, 2002 die Vereinigung zur Mamre-Patmos- Schule, 2011 in der Qualitätsanalyse des Landes NRW als beste Förderschule abgeschnitten im täglichen Bemühen um Teilhabe Frank Thies verlässt die Mamre-Patmos-Schule nach 30 Jahren. und Lebenschancen für jeden ihrer Schüler und jede ihrer Schülerinnen haben Frank Thies, der stellvertretende Schulleiter Klaus Hermann-Bunte und das ganze Kollegium eine Schule geschaffen, die sogar international Aufsehen erregt. Fast jede Woche sind Gäste in der Schule, die vom individuellen Förderkonzept lernen wollen. Auch Bundeskanzler und Bundespräsidenten informierten sich vor Ort. Ein weiter Raum Eingemischt hat sich Frank Thies immer und fachliche Spuren hinterlassen: ob als Autismus- Fachberater und Mitglied der Richtlinienkommission in Nordrhein-Westfalen oder im Hauptausschuss für Schulische Bildung im Bundesverband evangelische Behindertenhilfe.»Mein Träger hat mich gehen lassen, und das rechne ich Bethel hoch an. Es gibt das Psalmwort: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Diese Freiheit habe ich hier erfahren, und ich wünsche mir, dass das in Bethel erhalten bleibt.«langweilig wird es dem passionierten Musiker im Ruhestand nicht.»ich freue mich darauf, Herr der eigenen Zeit zu sein und mir ein Klavier anzuschaffen.«im Chor singt er bereits und unterstützt die Posaunen in der Gemeinde. Außerdem warten bereits zwei Enkelkinder in Hamburg auf mehr Zeit mit dem Opa. Seine Schüler wird er vermissen. Und sie ihn. Die Offenheit hat er immer gepflegt, auch als Schulleiter. Dass sie anklopfen konnten und mit einem»weißt Du was, Herr Thies?!«hereinplatzen durften.»diese Freude, die unheimlich direkte und grundehrliche Art ohne jede Coolness, das wird mir sehr fehlen.«genauso die gemeinsame Morgenandacht am Montag, wo er den E-Bass spielte. Aber irgendwann an einem Montagmorgen in der Zukunft, wenn alle nach vorne schauen, dann wird sich ein Mann in die letzte Reihe der Aula schleichen. In die schönste Morgenandacht in ganz NRW. Johann Vollmer Foto: Christian Weische 19

Gewalt gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Teil 4) Drohung:»Wir sehen uns nach deinem Dienst!«Das Konfliktpotenzial nimmt in den Krankenhaus-Notaufnahmen zu. Das belegen Umfragen, an denen auch das EvKB beteiligt war. Foto: Christian Weische In den Notaufnahmen der Betheler Krankenhäuser werden Ärzte und Pfleger immer öfter angegangen. Pöbeleien, Einschüchterungsversuche, aber auch handfeste Attacken nehmen zu. Ursache dafür sei unter anderem ein überzogenes Anspruchsdenken vieler Patienten und Angehöriger, sagt der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), Dr. Hans-Werner Kottkamp. Oft seien es eher die Begleitpersonen der Patienten, die für Spannungen sorgten, so Dr. Kottkamp.»Dann brüllt der Freund alle zwei Minuten durch den Flur, dass seinem Kumpel umgehend geholfen werden solle wegen einer Bagatelle wie einer kleinen Fingerwunde«, berichtet er. Einerseits habe er vielfach Verständnis, dass Notfallsituationen Stress bedeuteten.»behandelt wird aber nach Dringlichkeit, nicht nach Ankunft«, betont der Chirurg und Notfallmediziner. In Notaufnahmen ließen sich lange Wartezeiten oft nicht vermeiden. Verbal und körperlich Bei den Patienten wird unmittelbar eine Ersteinschätzung vorgenommen, um die Dringlichkeit der Behandlung festzustellen. Das geschieht nach den Kriterien eines festen Systems. Es funktioniert wie eine Ampel: Rot bedeutet lebensbedrohlich, Grün ein minderes Problem.»Wir versuchen frühzeitig, das zu vermitteln. Die Patienten und Begleitpersonen sind dafür aber oft nicht empfänglich«, so Dr. Hans-Werner Kottkamp. Besonders häufig erlebten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Notaufnahmen an den Standorten Gilead I und Johannesstift verbale Gewalt. Dazu gehörten Drohungen, wie»wir sehen uns nach deinem Dienst!«, oder Beleidigungen, wie»du Schlampe!«Auch körperliche Übergriffe würden zunehmen.»die können sogar dazu führen, dass man für einige Tage arbeitsunfähig ist, allein schon wegen der psychischen Belastung durch so eine Erfahrung«, so Dr. Hans- Werner Kottkamp. Er selbst sei von dem Ehemann einer Patien- 20

Drohung tin angegriffen und gewürgt worden, weil diesem die Behandlung nicht schnell genug gegangen sei. Pflege besonders betroffen Dass das Konfliktpotenzial in den Krankenhäusern zunimmt, belegt auch eine Umfrage, die 2019 für das»krankenhaus- Barometer«durchgeführt wurde. Herausgeber ist das Deutsche Krankenhaus Institut. An der Studie teilgenommen hatte auch das EvKB. Ein Ergebnis: 2018 gab es in der Summe durchschnittlich 83 körperliche oder verbale Gewaltvorfälle pro Krankenhaus. Dabei handelte es sich allerdings ausschließlich um erfasste Übergriffe. Nicht jedes Krankenhaus dokumentiert wie etwa das EvKB die Vorfälle. Die Experten gehen von einer»erheblichen Dunkelziffer«aus. Prozentual deutlich überproportional betroffen ist das Pflegepersonal. In 32 Prozent der Krankenhäuser ist der Pflegedienst häufig und in 61 Prozent gelegentlich Opfer von Übergriffen. Verschiedene Auslöser Dr. Hans-Werner Kottkamp ist Sprecher der»ag Gewaltfrei«der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA). Die AG will Ende 2020 eine Erhebung zur Gewalt in Notaufnahmen durchführen. Die Ursachen für Gewalt seien sehr unterschiedlich, berichtet er. So könne ein dementer Patient aggressiv reagieren, weil er in der unbekannten Umgebung verwirrt sei.»es gibt aber auch Situationen, in denen Alkohol oder Drogen eine Rolle spielen«, erklärt er. Ein erhöhtes Reizpotenzial aufgrund von Intoxikationen stellt Dr. Kottkamp in den Abend- und Nachtstunden fest, insbesondere an Dr. Hans-Werner Kottkamp. Wochenenden und Feiertagen. Auch sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede könnten zu Konflikten führen. Dr. Kottkamp setzt in der Notaufnahme auf Deeskalation. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen an entsprechenden Trainings teil. Dort lernen sie beispielweise Gestik und Mimik zu lesen, und es wird über Notwehr aufgeklärt. Nur in besonders brenzligen Situationen werde die Polizei gerufen. Seit etwa eineinhalb Jahren gibt es zudem im EvKB eine Kampagne gegen Gewalt. Auf Plakaten werden die Patienten darauf hingewiesen, dass Gewalt keinen Zutritt in das Haus hat. Auch weiterführende Informationen sollen helfen, das Verständnis für längere Wartezeiten zu fördern. Das geschieht über Kurzfilme über die Abläufe, ein Patientenmagazin und eine neue»evkb+ App«, die in Vorbereitung ist. Ein großes Thema ist Gewalt auch in der Zentralen Aufnahme und Diagnostik des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) in Berlin. Vor allem die Pflege sei in»vorderster Linie«und in 99,9 Foto: Mario Haase Dr. Rotraut Asche. Prozent der Fälle betroffen, so Chefärztin Dr. Rotraut Asche. Der»Klassiker«sei verbale Gewalt mit Beschimpfungen unterhalb der Gürtellinie. Vieles geschehe in Verbindung mit Alkohol und Drogen.»Erst vor zwei Wochen ist ein Patient im Rausch ausgerastet und hat einen Feuerlöscher gegen den Tresen gepfeffert«, berichtet sie. Die Menschen seien oft»getriggert«durch gefühlt zu lange Wartezeiten. KEH-Aufnahme gesichert Um den Aggressionen etwas entgegenzusetzen und die Mitarbeitenden besser schützen zu können, hat die KEH-Aufnahme technisch aufgerüstet. So ist die Tür zum Büro der Aufnahme mittlerweile von innen verriegelbar, und an die Theke wurde eine Durchreiche montiert. Hinzu kommen Überwachungskameras und ein Telefon, mit dem zügig der Wachschutz oder die Polizei gerufen werden können. Präventiv setzt das Team um Dr. Asche ebenfalls vor allem auf Deeskalationstrainings, unter anderem mit Trainern aus der Psychiatrie. Gunnar Kreutner Foto: privat 21

Differenzierte Auseinandersetzung mit der NS-Zeit (Folge 5) Vor 80 Jahren: Denkschrift gegen die»euthanasie«sonntag, 20. Oktober 1940, Berlin. Gefängnis der Gestapo- Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße. Zelle Nummer 6. Dort ist Pastor Paul Gerhard Braune in Haft. Dort schreibt er ein Gedicht mit den Zeilen:» Die Sonne scheint hier nicht/ Nur Gitter bringt der Morgen/Niemals ein froh Gesicht.«Am 12. August war Braune, Leiter der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal, durch die Geheime Staatspolizei verhaftet worden. Am 24. August das erste Verhör. Der Haftgrund: Gegnerschaft zur Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Nicht als Leiter Lobetals, sondern als Vizepräsident des Centralausschusses der Inneren Mission. Erst am 27. September der schriftliche Schutzhaftbefehl:»Weil er dringend verdächtigt ist, im Staatsinteresse gelegene Vereinbarungen und geplante Abmachungen in unverantwortlicher Weise zu sabotieren.«am 9. Oktober das zweite Verhör. Da kommt sie zur Sprache: die Denkschrift. Aber nein, so heißt es, diese spiele keine Rolle, die Gestapo kenne sie gar nicht. Die Denkschrift vom Juli 1940 hatte Paul Gerhard Braune in enger Abstimmung mit Fritz von Bodelschwingh verfasst. Akribisch hatte Braune hier alles aufgeschrieben, was er und Bodelschwingh aus ihren Netzwerken in der Inneren Mission in ganz Deutschland, von Kirchengemeinden und von weiteren persönlichen Kontakten erfahren hatten. Erschütternde Details 22 Pastor Paul Gerhard Braune.»Im Laufe der letzten Monate ist in verschiedenen Gebieten des Reiches beobachtet worden, daß fortlaufend eine Fülle von Insassen der Heil- und Pflegeanstalten aus planwirtschaftlichen Gründen verlegt werden, zum Teil mehrfach verlegt werden, bis nach einigen Wochen die Todesnachricht bei den Angehörigen eintrifft. Die Gleichartigkeit der Maßnahmen und ebenso die Gleichartigkeit der Begleitumstände schaltet jeden Zweifel darüber aus, daß es sich hierbei um eine großzügig angelegte Maßnahme handelt, die Tausende von lebensunwerten Menschen aus der Welt schafft.«mit diesen Worten beginnt die Denkschrift, und es folgen seitenlange erschütternde Details. Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Erkrankungen Fotos: Hauptarchiv Bethel werden abgeholt, in andere Einrichtungen gebracht, leben nicht mehr lange. Viele Ungereimtheiten: Angehörige erhalten Urnen mit der Asche, die andere Nummern tragen als die Todesnachrichten. Anstalten sind aufgeführt, die dann viel später als sogenannte»gasmordanstalten«bekannt werden. Es wird die Zahl der Sterbefälle verglichen mit der Zahl der offiziellen Plätze in Anstalten; so ergibt eine Zählung über mehrere Wochen 47 Sterbe fälle pro Tag in einer Anstalt, die insgesamt nur 100 Plätze hat unvorstellbar. Und weiter hinten in der Denkschrift heißt es:»es handelt sich also hier um ein bewußtes planmäßiges Vorgehen zur Ausmerzung aller derer, die geisteskrank oder sonst gemeinschaftsunfähig sind.geheime Reichssache«Ende Oktober 1939 hatte Adolf Hitler einen auf den 1. September 1939 zurückdatierten Geheimerlass erteilt. Danach sollte»unheilbar Kranken... der Gnadentod gewährt werden«. Der Beginn der»aktion T4«. Eine»geheime Reichssache«. In Absprache mit dem Centralausschuss beginnen Braune und Bodelschwingh monatelang zu sammeln, was mit behinderten Menschen passierte. Flankiert von Gesprächen und Briefen mit zahlreichen führenden Vertretern des nationalsozialistischen Staates. Auf den 4. Juli datiert eine erste Denkschrift. Sie, so kann man schließen, wurde bereits weitergegeben. Details auch mündlich angesprochen. In den Erinnerungen von Berta Braune, der Ehefrau des damaligen Lobetal-Leiters, ist nachzulesen, dass Paul Braune bereits einige Tage vor der offiziellen Abgabe mit dem Ministerial-

Vor 80 Jahren direktor Kritzinger die Abhandlung besprochen hatte. In einem Zeitschriftenartikel aus den 1940er-Jahren berichtet Paul Braune selbst über die gemeinsamen Aktivitäten von Friedrich von Bodelschwingh und sich im Vorfeld der Einreichung der Denkschrift mit Gesprächen im Reichsjustizministerium und in der Reichskanzlei.»Daß sich uns als Bundesgenosse beim Reichsjustizminister auch Professor Sauerbruch anschloß, möchte ich hierbei nicht unerwähnt lassen. Es war uns von außerordentlicher Wichtigkeit, daß er als einer der bekanntesten Ärzte sich auch mit großer Empörung über diesen Mißbrauch medizinischer Gesichtspunkte aussprach. ( ) Unvergeßlich ist mir der Besuch beim Reichsjustizminister Gürtner am 12. Juli 1940, der uns in seiner Privatwohnung im Grunewald empfing.«der Inhalt der Denkschrift war mutig. Und deren Verbreitung? Hier wurde der Amtsweg gewählt, die Legalitätslinie, für die sich Bodelschwingh und auch Braune als gangbaren Weg gegen die»euthanasie«entschieden hatten. Mehr geheim als öffentlich. Der Centralausschuss hatte die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche gebeten, sie an den Chef der Reichkanzlei weiterzuleiten. Am 16. Juli 1940 wurde die Denkschrift mit der Überschrift»Betrifft: Planmäßige Verlegung der Insassen von Heil- und Pflegeanstalten«bei Ministerialdirektor Kritzinger in der Reichskanzlei eingereicht. In der Inneren Mission oder der evangelischen Kirche selbst wurde die Denkschrift nicht weiter bekannt. Der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Matthias Benad schreibt dazu auf der Bethel-Homepage, Braune und Bodelschwingh hätten auf einen moralischen Appell an die Pastor Fritz von Bodelschwingh. Nazi-Regierung gesetzt:»das entsprach ihrem konservativen Staatsdenken, das von einer untrennbaren Verbindung von Recht und Staat ausging. Nach vierzehn Tagen erging der mündliche Bescheid aus der Reichskanzlei, die Maßnahmen würden nicht eingestellt, in Zukunft aber anständig durchgeführt.«damit sei aber, so Benad, die»t4-euthanasie«offiziell als staatliche Aktion bestätigt und gebilligt worden. Im August 1941 wurde die Aktion staatlicherseits gestoppt, aus Angst vor Beunruhigung der eigenen Bevölkerung, bzw. vor negativen Folgen im Ausland. Es lässt sich nicht nachweisen, dass der wahre Grund für die Inhaftierung Braunes die Denkschrift war. Und doch wusste Bodelschwingh, dass das Damoklesschwert einer möglichen Verhaftung eigentlich über ihm selbst schwebte; seit dem 26. Juni, als Besuch aus dem Reichsinnenministerium und der Reichskanzlei in Bethel war. Ihm wurden Haft und die Schließung der Anstalten angedroht. Seine große Bekanntheit auch über Deutschland hinaus hat ihn wahrscheinlich geschützt, nicht so Braune. 80 Tage in Haft Zweifelsohne: Braune hatte privilegierte Haftbedingungen, er durfte schreiben, Besuch empfangen. Aber er wusste nie, wann und wie es weitergehen würde. Er litt an Herzproblemen, die Ehefrau schwanger, die Hoffnungstaler Anstalten ohne seine Leitung. Und für Bodelschwingh: Die Sorge um seinen Kollegen und Freund. Das schlechte Gewissen. Denn, so weiß man aus Briefen, er ging davon aus, dass der weniger bekannte Braune für ihn den Weg ins Gefängnis angetreten hatte wegen der klaren Worte zur»euthanasie«. Nach 80 Tagen, am 31. Oktober 1940, konnte Paul Gerhard Braune die Gestapo-Haft verlassen. Kerstin Stockhecke/ Jens U. Garlichs 23

Seelsorge in Corona-Zeiten Beistand mit Abstand und Mundschutz Ein Brief durchs Fenster: Diakonin Doris von Haebler hat sich während der Corona-Zeit neue Kommunikationswege gesucht, um mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Kontakt zu bleiben. Foto: Paul Schulz Trost, Nähe und Gespräche sind insbesondere in Krisen-Zeiten wichtig. Wenn es ein Kontaktverbot gibt, bedeutet das einen großen Einschnitt: für die, die im Krankenhaus liegen oder in Einrichtungen leben, für die, die sie nicht besuchen dürfen und sich um sie sorgen. Das betrifft auch die Seelsorgerinnen und Seelsorger. Die Corona-Pandemie hat sie vor besondere Herausforderungen gestellt. Aufgrund des Besuchsverbotes durfte Diakonin Doris von Haebler vom Seelsorge-Dienst Bethel in Bielefeld nicht zu den Bewohnerinnen und Bewohnern der Betheler Einrichtungen kommen, die sie normalerweise zu Andachten einlädt, mit denen sie über Themen des Lebens und Glaubens spricht und denen sie in schwerer Stunde zur Seite steht. Wie viel Nähe sogar auch über ein Telefon entstehen kann, wenn es nichts Anderes gibt, hat sie in den vergangenen Wochen oft erlebt.»telefonieren ist für viele Menschen in Bethel schwierig. Ich war über rascht, wie gut es dann doch funktioniert hat«, sagt die Seelsorgerin. Dennoch:»Das direkte Gegenüber fehlt: die Mimik und das Handhalten.«Die Mitarbeitenden des Seelsorge-Dienstes Pastorinnen und Pastoren sowie Diakoninnen und Dia kone sind für Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen und sozialen Benachteiligungen da. In mehr als 50 Wohneinrichtungen und Werkstätten Bethels haben sie ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen. All das ist schwierig in Zeiten von Besuchsverboten und Abstandsregeln. Steht doch bei der Seelsorge die Begegnung im Mittelpunkt, das»von Angesicht zu Angesicht«. Während der persönliche Kontakt in Einrichtungen der Altenund Behindertenhilfe nicht möglich war, konnten die Seelsorgerinnen und Seelsorger ihren Einsatz im Krankenhaus fortsetzen mit Einschränkungen.»Unsere Arbeit hat sich verändert. Rundgänge von Zimmer zu Zimmer finden nicht statt. Wir gehen nur nach einem Anruf von Pflegekräften, Ärzten oder Patienten zu den Menschen, die uns brauchen«, erklärt Pastorin Hella Thorbahn, Theologin in der Krankenhausleitung am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) in Berlin. Da die»seelsorge am Bett«wegen des Kontaktverbotes, aber auch wegen geringerer Patientenzahlen auf den Stationen weniger wurde, suchten die Theologinnen und Theologen»andere Wege, um geistliche Impulse zu setzen«, betont Philipp Katzmann, Pastor am Evan- 24

Beistand mit gelischen Klinikum Bethel (EvKB). Zum Beispiel habe es kleine Andachten in schriftlicher Form gegeben, die in die Patientenzimmer gelegt worden seien. Radiogottesdienste Pastor Hans-Peter Melzer, Gemeindepfarrer in Bethel, hielt Gottesdienste vor leeren Sitzreihen, die von Radio Antenne Bethel live in die Ortschaften Bethel und Eckardtsheim übertragen wurden.»das war zwar eine kleinere, aber immer noch sehr feierliche Veranstaltung«, erzählt der Theologe. Sowohl aus den Betheler Einrichtungen als auch von Privatpersonen seien viele positive Rückmeldungen zu den Radiogottesdiensten gekommen. Aber wie funktioniert persönlicher Beistand mit Abstand und Mundschutz? Sie spüre eine andere Form der Achtsamkeit, so Pastorin Hella Thorbahn. Da ein großer Teil des Gesichtes verdeckt sei, spiele der Augenkontakt eine größere Rolle als sonst. Diese Erfahrung macht auch Pastorin Dr. Petra Pfaff, Koordinatorin des Pfarramtlichen Dienstes von Bethel im Norden. Seitdem sie in den Einrichtungen wieder Andachten hält, legt sie mehr Wert auf eine hohe körperliche Präsenz.»Ich setze mehr Gesten ein und halte Blickkontakt. So ist es trotz Distanz möglich, Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern aufzubauen«, erklärt die Theologin. Da auf Gesang weiterhin verzichtet werden muss, kommen jetzt Instrumente oder CD-Spieler zum Einsatz.»Dazu darf dann gesummt werden. Das funktioniert gut.«auch Diakonin Doris von Haebler musste neue Wege suchen, um kleine Andachten zu halten.»nachdem ein Bewohner verstorben war, wollte ich einen Abschiedskreis ermöglichen. Da für den geforderten Abstand geeignete Räumlichkeiten fehlten, sind wir nach draußen gegangen. Manchmal muss man nur den Ort wechseln«, stellt sie fest. Große Solidarität Seitdem die Seelsorgerinnen und Seelsorger wieder in die Einrichtungen gehen können, spüren sie Erleichterung bei den Menschen.»Ein Stück Normalität ist zurück«, so Pastorin Dr. Petra Pastorin Hella Thorbahn, KEH. Pfaff. Das sei eine Entlastung für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden, die in Zeiten des Besuchsstopps viel aufgefangen hätten.»das Kontaktverbot war für alle Beteiligten eine ungewohnte Situation und führte zu einer großen Solidarität«, berichtet Pastor Philipp Katzmann. Er und seine Kolleginnen und Kollegen im EvKB hätten sich bemüht, die Verbindung zwischen den Patienten und ihren Angehörigen aufrechtzuerhalten. Denn die vergangenen Wochen hätten noch einmal deutlich gemacht, dass Seelsorge nicht nur dann beginnt, wenn der Seelsorger kommt.»sie findet auch im Alltag statt«, betont Diakonin Doris von Haebler.»Wenn ich Menschen, ob als Pfleger oder telefonisch als Angehöriger, Mut zuspreche, für sie da bin, dann ist das auch Seelsorge.«Elena Sandbothe Foto: privat Pastor Philipp Katzmann, EvKB. Foto: EvKB Pastorin Dr. Petra Pfaff, Bethel im Norden. Foto: privat 25

Interview mit Medizinhistoriker Wilfried Witte»Nach Corona ist vor der nächsten Pandemie«Privatdozent Dr. Wilfried Witte. Die aktuelle Corona-Pandemie ist für uns neu. Dabei gab es auch schon in der Vergangenheit gefährliche Seuchen. Allein im 20. Jahrhundert gingen drei große Grippe-Pandemien um die Welt. DER RING sprach mit Privatdozent Dr. Wilfried Witte, der am Evangelischen Klinikum Bethel als Schmerztherapeut und Anästhesist sowie am Institut für Geschichte der Medizin der Charité Berlin als Gastwissenschaftler tätig ist. Foto: EvKB } Wie bewerten Sie die Maßnahmen in der Corona-Krise? Es braucht zeitlichen Abstand für eine ruhige Betrachtung. Momentan ist die Stimmung emotional noch sehr aufgeladen. Man kann die Maßnahmen nicht allein aus einer Notfallsituation heraus bewerten. Dennoch wird man irgendwann die Schutzmaßnahmen analysieren und Rückschlüsse für zukünftige Ereignisse ziehen müssen. Was man schon sagen kann, ist, dass die Corona- Pandemie Defizite im Gesundheitswesen aufgezeigt hat. Unser Gesundheitssystem steht unter dem Druck, reiner Wirtschaftsbetrieb zu sein, in dem es sich nicht rechnet, vieles vorzuhalten. Und so fehlen dann plötzlich Hygiene- und Desinfektionsmittel. Das muss sich ändern. } Corona ist nicht die erste Pandemie. Werden wir mit weiteren leben müssen? } Wie bewerten Sie die Corona- Pandemie im Vergleich zu vergangenen Influenza-Pandemien? Die Vorgänge um die Corona- Pandemie sind historisch einmalig. Es gibt erhebliche Unterschiede zur Spanischen Grippe um 1918, die als Prototyp einer desaströsen Pandemie gilt. Sie hatte mit den verheerenden Zuständen des Ersten Weltkriegs einen völlig anderen Hintergrund. Zudem gab es in Deutschland keine koordinierten nichtpharmazeutischen Interventionen. Die Pandemie wurde von der Politik weitestgehend ignoriert, und die Bürgerinnen und Bürger wurden nicht gewarnt. Als sich das Virus immer weiter ausbreitete und tödlich wurde, traf das alle unvorbereitet. Das sehe ich bei der Corona-Pandemie nicht. 26 } Warum wird die Spanische Grippe trotzdem häufig in Zusammenhang mit Corona gebracht? Die Spanische Grippe ist aus medizinhistorischer Sicht interessant, weil sie ungelöste Rätsel aufgibt; zum Beispiel, warum so viele junge Menschen an ihr starben. Einiges war neu, wie die Beobachtung, dass eine Epidemie in Wellen auftreten kann. Das wird nun in Verbindung gebracht mit der Corona-Pandemie. Ob wir noch eine zweite Welle zu erwarten haben, kann man aber aus der Geschichte nicht ableiten. Mir sind Leute suspekt, die mit Bestimmtheit sagen, was in zwei Wochen oder in zwei Monaten kommt wie zum Beispiel eine zweite Welle. Man sollte vorsichtig sein mit solchen Aussagen, weil man damit auch immer Angst schürt. Ja, nach»corona«ist vor der nächsten Pandemie. Man wird nie alle Keime ausrotten. Wir werden auch nicht mehr in den»unschuldigen Zustand«zurückkehren, sondern als Gesellschaft lernen müssen, damit umzugehen. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Pandemien zu antizipieren. Das muss auf politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene passieren und international abgestimmt werden. Vor der Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1948 gab es das nicht. Die Pandemie wurde nicht in einen globalen Kontext gesetzt, das ist aber sehr wichtig. Deshalb muss die WHO gestärkt werden. Das Interview führte Christina Heitkämper

RING-Magazin Trauer um Jutta Maibaum Jutta Maibaum starb am 17. April nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren. Sie war seit 2014 im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld als Service-Mitarbeiterin für Wahlleistungspatienten bei der EvKB Klin-Service GmbH tätig. 7 Tage 7 Sinne Die Veranstaltung»7 Tage 7 Sinne«in Bielefeld-Bethel, die für August geplant war, fällt in diesem Jahr aus. Für das kommende Jahr steht der Termin bereits fest: Das Kooperationsprojekt von Neuer Schmiede, Bewegungs- und Sporttherapeutischem Dienst und Künstlerhaus Lydda findet 2021 vom 18. bis 24. Mai statt. Rechtliche Betreuung Für ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen und Betreuer bieten der Verein für Betreuungen in Bielefeld e. V. und der Betreuungsverein der Gesellschaft für Sozialarbeit von August bis Dezember wieder eine Fortbildungsreihe an. Die Veranstaltungen finden über acht Termine jeweils donnerstags von 18 bis 19.45 Uhr statt. In den Räumlichkeiten der Vereine kann ausreichender Abstand zwischen den Teilnehmenden eingehalten werden. Informationen/Anmeldung: Marco Schütte, Tel. 0521 52001934 Die Kirche in der Ortschaft Lobetal Vor 60 Jahren wurde die Kirche in der Ortschaft Lobetal nach gut einjähriger Bauzeit eingeweiht. Bis dahin fanden die Gottesdienste der Hoffnungstaler Anstalten im Saal Alt-Lobetal statt. Die Nutzung als Versammlungs- und Speisesaal einerseits und Trauerhalle mit Aufbahrung der Toten andererseits war zunehmend unhaltbar, auch unter hygienischen Bedingungen. So kam in den 1950er-Jahren der Wunsch nach einem separaten Kirchenraum auf, der auch für Trauerfeiern nutzbar sein sollte. An einen Kirchen-Neubau war in der DDR zur damaligen Zeit nicht zu denken. Also stellte man einen Bauantrag für eine Trauerhalle. Dafür wurde die Genehmigung erteilt. 1959 begannen die Bauarbeiten. Für den Bau wurden Teile des 1905 errichteten, wegen Baufälligkeit nicht mehr benutzbaren Bet- und Speisesaals der Kolonie Hoffnungstal in Rüdnitz verwendet. Die Planken eines stillgelegten Oderkahns wurden für den Boden genutzt. Der Glockenturm mit den drei Glocken gesellte sich 1971 dazu. 2011 erfuhr die Kirche eine umfassende energetische Sanierung. Die Empore wurde erweitert und bietet seitdem mehr Platz für Chorarbeit, Posaunenbläser und andere Musizierende. Ein Dachreiter mit Uhr überragt den Eingangsbereich mit dem Kronenkreuz. Das bisherige hölzerne Vordach wurde durch eine moderne Stahl-Glas-Konstruktion ersetzt. Seit dem 1. Advent 2015 steht vor der Empore an der Nordseite der Kirche eine mechanische Schleifladenorgel, hergestellt von der Orgelbauwerkstatt Alexander Schuke, Werder. Der ebenerdig eingebaute Spieltisch hat 2 Manuale und ein Pedal. Ein zweiter Spieltisch auf der Empore dient der Begleitung von Instrumentalisten oder Chören. Die Orgel besitzt 23 Register, 1314 klingende Pfeifen und 5 stumme Prospektpfeifen. Die Orgel war ein Geschenk der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel. WK Foto: Wolfgang Kern 27

RING-Magazin Neue Hospiz-Leitung Das Kinder- und Jugendhospiz Bethel in Bielefeld steht mit Beginn des Monats unter neuer Leitung. René Meistrell ist der Nachfolger von Ulrike Lübbert, die in den Ruhestand gegangen ist.»was ich mache, muss ich mit Überzeugung machen können, und darum fühle ich mich hier genau am richtigen Platz«, sagt der 42-Jährige. Seit dem Start des Hospizes 2012 arbeitet der gebürtige Lübbecker an diesem besonderen Ort. Als Pädagogischer Leiter koordinierte er bislang die Angebote für Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten und ihre Geschwister. Zusätzlich war er in der Bethel-Stabsstelle»Diakonische Identität und Bildung«tätig, wo er zuletzt mit dem Thema Generalistik der Pflegeausbildung und der Vermittlung des Bundesteilhabegesetzes befasst war. Parallel zu seinem Studium der Diplompädagogik begann René Meistrell 2004 seine Tätigkeit in Bethel in der Behindertenhilfe. In den Häusern Siloah und Jabbok erarbeitete er für Menschen mit geistigen Behinderungen, Autismus und herausforderndem Verhalten Angebote der Tagesstruktur. JOV 28 Foto: Christian Weische Ein ganz besonderes Dienstfahrrad für das Berufskolleg Bethel in Bielefeld haben jetzt Hausmeister Norbert Krypczyk (l.) und Schulleiter Rudolf Hans in Betrieb genommen. Das Rad ist soweit bekannt nicht nur das erste elektrisch unterstützte Dienst-Lastenrad, das in der Ortschaft Bethel im Einsatz ist, sondern auch das erste Dienstfahrrad überhaupt, das in offiziellem Bethel-Blau mit Logo lackiert ist. Norbert Krypczyk kann jetzt kurze Dienstfahrten schnell und ohne Parkplatzsorgen erledigen.»das Rad ermöglicht mehr Flexibilität und macht uns unabhängiger von Absprachen für die Nutzung des Schulverbund- Bullis«, sagt Rudolf Hans. Sinnvoll sei das Rad aber auch aus Aspekten des Umweltschutzes. So werde der Strom für das Aufladen des Akkus von der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Berufskollegs erzeugt. Lydda-Ateliers Das Künstlerhaus Lydda hat Mitte Juni angesichts der gelockerten Corona-Schutzmaßnahmen seine Ateliers in der Handwerkerstraße wiedereröffnet. Damit der nötige Abstand eingehalten werden kann, wurde ein»schichtbetrieb«organisiert: Die Künstlerinnen und Künstler nutzen die Ateliers im Wechsel. Auch ein Besuch der Galerie im Maraweg ist nach Absprache wieder möglich. Termine werden telefonisch unter 0521 144-3544 vergeben. Zu sehen ist bis zum 15. August die Ausstellung»Welche Farben haben die Menschen?«der Meisterschülerin Astrid Fohrmann. Hotel Lindenhof Das Hotel Lindenhof in Bielefeld- Bethel geht jetzt mit neuen Freiluft-Angeboten wieder an den Start. Das Team hat die Zwangspause durch die Corona-Pandemie aktiv genutzt und für die Wiedereröffnung die Gärten des Hotels intensiv gepflegt. Das barrierefreie Hotelangebot in dem liebevoll restaurierten westfälischen Bauernhaus beginnt unter Berücksichtigung aller Hygieneund Abstandsvorschriften zunächst mit Übernachtung und Frühstück. Restaurantbetrieb und kleinere Feiern sind nach Absprache möglich. Kontakt: Tel. 0521 144-6100; E-Mail: zimmer@lindenhoflindenhof.de; www.lindenhofbielefeld.de Foto: Paul Schulz

RING-Magazin Namen»Es wird anders sein«diesen Titel trägt der Corona-Song der Bethel-Band-Camps, der seit Mitte Juni auf der Facebook-Seite»Bethel Für Menschen da sein«, auf YouTube und auf der Bethel- Homepage zu hören ist. Die Bethel-Band-Camps sind ein Musikprojekt unter der Leitung von drei Musikern, die eine Woche lang in Betheler Einrichtungen zu Gast sind und dort mit den Teilnehmern einen eigenen Song entwickeln. Für den Corona-Song hatten sie per Facebook dazu aufgerufen, eigene Gefühle in der Corona-Krise in Worte zu fassen und einzuschicken. Auch befreundete Musiker aus Bielefeld, wie Randale- Sänger Jochen Vahle, Rondiva und Frank Böhle, folgten dem Aufruf. Die Betheler Blechbläserin Maria von Haebler spielte ebenfalls mit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Foto: Christian Weische Im Alter von 82 Jahren ist im Mai Magdalene Höner in Bielefeld gestorben. Ehrenamtlich hat sie über viele Jahre bis vor Kurzem die Gottesdienste des Seelsorgedienstes von Bethel.regional in der Ortschaft Bethel und in der gerontopsychiatrischen Einrichtung Moltkestraße musikalisch begleitet. Grete Reich, Bethel-Patientin von 1938 1940, anschließend Bewohnerin eines jüdischen Altenheims in Bielefeld und später von den Nazis in einem Konzentrationslager ermordet, wurde im Juni mit einem»stolperstein«in Bielefeld geehrt. Nach ihr ist der Grete-Reich-Weg in der Ortschaft Bethel benannt. Die Bauarbeiten für das Bethel- Hotel zum Weinberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler haben jetzt begonnen. Bethels drittes Inklusionshotel, ein Hotel Garni mit 138 Betten, soll Ende 2021 in Betrieb gehen. Geburtstag Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum 98 Jahre: Diakonisse Gerda Hegemann, Wohnstift Frieda-v.-Bodelschwingh, am 22.7. 97 Jahre: Diakonisse Hildegard Willmann, Wohnstift Frieda-v.- Bodel schwingh, am 14.7. 92 Jahre: Diakon Heinz Dombrowe, Wohnstift Friedav.-Bodelschwingh, am 29.7. 91 Jahre: Diakonisse Friedel Stark, Burbach, am 4.7. 90 Jahre: Diakon Günther Strohkirch, Schloß Holte-Stukenbrock, am 5.7. 80 Jahre: Diakonisse Ingeborg Seyock, Bielefeld, am 6.7. Diakon Ernst-August Bitter, Ober-Ramstadt, am 15.7. 65 Jahre: Diakonische Schwester Gisela Wilczek, Ulm, am 1.8. 45 Jahre: Andreas Eweler, Bethel.regional, am 1.8. Klaus-Hermann Treptau, Bereich Betriebe, am 1.8. Rolf Eickholt, EvKB, am 16.8. 40 Jahre: Regine Ballstaedt, Bethel.regional, am 1.8. Eva da Costa Campos, Zentraler Bereich, am 1.8. Diakon Heinrich Diekmann, EvKB, am 1.8. Diakon Egbert Fortmann, Nazareth, am 1.8. Heike Koch, Zentraler Bereich, am 1.8. Claudia Logge, Zentraler Bereich, am 1.8. Claudia Reil, Bereich Betriebe, am 1.8. Birgit Teeke, Bereich Betriebe, am 1.8. Diakon Erhard Winkler, Nazareth, am 4.8. Annette Fochler, Altenhilfe Bethel OWL, am 15.8. Wolfgang Nitz, Orthopädischer Schuhmacher und Sanitätshaus, am 18.8. Klaus-Peter Buermann, Bethel.regional, am 19.8. 29

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum 35 Jahre: Petra Becker, Bereich Betriebe, am 1.8. Heike Broll, EvKB, am 1.8. Diakon Ulrich Busch, EvKB, am 1.8. Karsten Engler, Bereich Betriebe, am 1.8. Karsten Griwatz, Bethel.regional, am 1.8. Anette Heimer, Bethel.regional, am 1.8. Verena Horstmann, Zentraler Bereich, am 1.8. Alexander Kern, Bereich Betriebe, am 1.8. Cornelia Kneer, EvKB, am 1.8. Christiane Kressmann, EvKB, am 1.8. Peter Külker, Bereich Betriebe, am 1.8. Gundula Mueller-Cleve, prowerk, am 1.8. Michael Ordyniak, EvKB, am 1.8. Ursula Polldavid, Bethel. regional, am 1.8. Ulrich Rißmann, prowerk, am 1.8. Heike Rixe, EvKB, am 1.8. Ulrike Rüenbrink, Bethel.regional, am 1.8. Marianne Sanders, prowerk, am 1.8. Dorothea Schenk, Zionsgemeinde, am 1.8. Katja Schmeichel, EvKB, am 1.8. Iris Stueckemann, Bethel.regional, am 1.8. Manuela Toebbens, EvKB, am 1.8. Sabine Weiss, EvKB, am 1.8. Udo Wellmann, EvKB, am 1.8. Sieglinde Kötting, Altenhilfe Bethel OWL, am 2.8. Uwe Dittmann, Verwaltung Lobetal, am 5.8. Claudia Sauf, Bethel.regional, am 5.8. Friedrich Schröder, Schulen, am 5.8. Annelie Steinkühler, Schulen, am 5.8. Claus-Peter Zimmer, Schulen, am 5.8. Diakonin Marlis Seedorff, Nazareth, am 6.8. Wolfgang Schönherr, Bethel.regional, am 11.8. Monika Hänsch, Schulen, am 12.8. Ulrike Andreas, Schulen, am 13.8. Markus Leber, Bethel.regional, am 15.8. Horst Pruss, Bethel.regional, am 15.8. Diakonin Marit Ohlemacher, EvKB, am 17.8. Christine Krause, Therapiezentrum Niedersachsen-Bremen, am 19.8. Susanne Stelbrink, Bethel.regional, am 19.8. Sabine Köhler, Bethel.regional, am 20.8. Volker Rodermund-Räker, Bethel.regional, am 27.8. 30 Jahre: Volker Barnowski, Bethel.regional, am 1.8. Carmen Barth, Zionsgemeinde, am 1.8. Thomas Borling, Zentraler Bereich, am 1.8. Cornelia Borling, Zentraler Bereich, am 1.8. Regine Buddeberg, prowerk, am 1.8. Britta Demski, Bethel.regional, am 1.8. Mathilde Eickelmann, Altenhilfe Bethel OWL, am 1.8. Bernd Flaskämper, Bethel.regional, am 1.8. Angela Junge, Bethel.regional, am 1.8. Angelika Kage, Teilhabe Reichenwalde, am 1.8. Brunhilde Kirkiewicz, Birkenhof Altenhilfe, am 1.8. Konrad Kisse, Mara, am 1.8. Heike Koehne, Bethel.regional, am 1.8. Sabine Kohlhaas-Rickfelder, Bethel.regional, am 1.8. Siegfried Kohlmeier, Bethel.regional, am 1.8. Denise Kolbe, Zentraler Bereich, am 1.8. Britta Lacey, Birkenhof Jugendhilfe, am 1.8. Dr. Birgitta Lambers, EvKB, am 1.8. Heike Lamberti, Zionsgemeinde, am 1.8. Cornelia Lieneweg- Borchert, EvKB, am 1.8. Gabriele Anna Sanne, prowerk, am 1.8. Barbara Sautmann-Merschel, prowerk, am 1.8. Susanne Schäfer, Zionsgemeinde, am 1.8. Anke Seidel, Zentraler Bereich, am 1.8. Heike Seidensticker, Altenhilfe Bethel OWL, am 1.8. Diakonin Kerstin Senf, prowerk, am 1.8. Birgit Sohn-Wenner, Bethel.regional, am 1.8. Franz Spiekermann, Altenhilfe Lazarus, am 1.8. Thomas Theuerkorn, Bethel.regional, am 1.8. Christiane Zinn, prowerk, am 1.8. Lydia Schmidt, Bethel.regional, am 5.8. Silke Benter, Bethel.regional, am 6.8. Margarita Braun, EvKB, am 15.8. Boris Dieckmann, Bethel.regional, am 15.8. Elisabeth Fiebig, Bethel.regional, am 15.8. Birgit Hoffmann, Bethel. regional, am 15.8. Susanne Hunke, Altenhilfe Bethel OWL, am 15.8. Klara Kern, Bethel.regional, am 15.8. Rosemarie Niederhofer, Bethel.regional, am 15.8. Nikolas Rifert, EvKB, am 15.8. Dirk Rottmann, Bethel.regional, am 15.8. Maria-Palmira Stieler, Bethel.regional, am 15.8. Christina Rillmann, Bethel. regional, am 31.8. 25 Jahre: Kerstin Dierschke, Zionsgemeinde, am 1.8. Jutta Dörscheln, EvKB, am 1.8. Barbara Everbeck, EvKB, am 1.8. Heike Hess, Birkenhof Jugendhilfe, am 1.8. Petra Hochmann, Sarepta, am 1.8. Ralf Hoffmann, Sarepta, am 1.8. Pauline Kabageni-Nyiramatama, Sarepta, am 1.8. Adel Khella, prowerk, am 1.8. Andrea Klose, Sarepta, am 1.8. Sabine Kniepkamp, Schulen, am 1.8. Michael Komoß, Teilhabe Lobetal, am 1.8. Anne-Marie Kügler, Bethel.regional, am 1.8. Jürgen Lödige, Zentraler Bereich, am 1.8. Sabine Marbes-Linz, 30

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Hoffnungstaler Werkstätten, am 1.8. Anke Preugschat, Teilhabe Lobetal, am 1.8. Anja Yvonne Schmidt, EvKB, am 1.8. Ursula-Ute Schubert, Bethel.regional, am 1.8. Katrin Tiggemann, Mara, am 1.8. Nicola Witte, Zionsgemeinde, am 7.8. Martina Hiby, Bethel.regional, am 14.8. Ingelore Ebel, Teilhabe Lobetal, am 15.8. Helene Epp, Bethel.regional, am 15.8. Hilda Hildebrandt, Altenhilfe Bethel OWL, am 15.8. Torsten Meiß, Zentraler Bereich, am 15.8. Andreas Retzlaff, Bethel.regional, am 15.8. Yvonne Strieckmann, Bethel.regional, am 15.8. Volker Twesmann, Zentraler Bereich, am 15.8. Viktor Fröse, Bereich Betriebe, am 21.8. Johannes Hoten, Diakonie Freistatt, am 23.8. Era Hulin-Cazenas, Altenhilfe Bethel OWL, am 29.8. Manuel Dannhoff, Bethel.regional, am 30.8. 20 Jahre: Zülfükar Altun, prowerk, am 1.8. Susanne Becker, Bethel.regional, am 1.8. Rene Feesmeier, Diakonie Freistatt, am 1.8. Yvonne Frischat, Bethel. regional, am 1.8. Katja Förster, Altenhilfe Lazarus, am 1.8. Friederike Gerdes von Knebel, Bethel.regional/proJob, am 1.8. Eduard Gomig, EvKB, am 1.8. Marion Greisert, projob, am 1.8. Oliver Heggemann, Bethel.regional, am 1.8. Irene Magdalene Helwig, Bethel.regional, am 1.8. Sven Henkenjohann, EvKB, am 1.8. Ulrike Heyer, Birkenhof Altenhilfe, am 1.8. Kristina Hölz, Zionsgemeinde, am 1.8. Liane Hüttig, Altenhilfe Lobetal, am 1.8. Anna Kröger, Bethel. regional, am 1.8. Carola Kruschwitz, Altenhilfe Bethel OWL, am 1.8. Frauke Lessmann, EvKB, am 1.8. Benjamin Lindemann, prowerk, am 1.8. Andrea Müller, Bethel.regional, am 1.8. Christina Müller, EvKB, am 1.8. Öznur Öztürk, EvKB, am 1.8. Regina Pankratz, EvKB, am 1.8. Matthias Pfeiffer, Bethel. regional, am 1.8. Katja Prelle, Bethel.regional, am 1.8. Diakon Oliver Schwarz, Nazareth, am 1.8. Viviane Ulrich, projob, am 1.8. Igor Usinger, Altenhilfe Bethel OWL, am 1.8. Cindy Voigt, Teilhabe Brandenburg, am 1.8. Manuela Wolfermann, Bethel.regional, am 1.8. Sabine Wulff, Bethel.regional, am 1.8. Sandra Wüst, EvKB, am 1.8. Maria Determann, Bethel.regional, am 10.8. Edward Borys, Bethel.regional, am 12.8. Diakonische Schwester Ilse Mühlsteph, Bielefeld, am 12.8. Ulrike Bittner, Pflege- und Betreuungsdienste, am 13.8. Mükrem Dzemaili, Bereich Betriebe, am 14.8. Michael Eckert, Schulen, am 14.8. Anja Grienberger, Zionsgemeinde, am 14.8. Uwe Leimkühler, Schulen, am 14.8. Marion Schmidt, EvKB, am 14.8. Kornelia Spalek, Bereich Betriebe, am 14.8. Sandra Stecher, Schulen, am 14.8. Cordula Luecke, Bethel.regional, am 15.8. Petra Pfeiffer, Altenhilfe Zehdenick, am 15.8. Andreas Pichen, Bereich Betriebe, am 15.8. Marion Pudor, Bethel.regional, am 15.8. Ulrike Schäfer, Diakonie Freistatt, am 15.8. Arne Munzert, prowerk, am 16.8. Swetlana Zander, Birkenhof Altenhilfe, am 18.8. Herbert-Karl Pohl, Bereich Betriebe, am 21.8. Yildiz Poyraz, Bereich Betriebe, am 22.8. Dirk Sonnet, Bethel.regional, am 27.8. Moritz Hartung, Birkenhof Bildungszentrum, am 28.8. Petra Gensch, Altenhilfe Lazarus, am 30.8. Ruhestand Gestorben Marion Braun, prowerk, zum 1.6. Wolfgang Finn, prowerk, zum 1.6. Detlef Reinker, Nazareth, zum 1.6. Ulrike Lübbert, Sarepta, zum 1.7. Elke Sielemann-Krause, prowerk, zum 1.7. Ute Bartelheimer-Schulz, EvKB, zum 1.8. Dr. Hans-Georg Bresser, EvKB, zum 1.8. Johanna Brunke, Bethel.regional, zum 1.8. Hermann Driediger, Bereich Betriebe, zum 1.8. Diakon Andreas Freymüller, Nazareth, zum 1.8. Rudolf Hans, Schulen, zum 1.8. Jutta Juilfs, EvKB, zum 1.8. Ulrich Kachel, Bethel.regional, zum 1.8. Birgit Kirchner, Zentraler Bereich, zum 1.8. Thomas Kröger, prowerk, zum 1.7. Uwe Metz, Bethel.regional, zum 1.8. Elke Reineke, EvKB, zum 1.8. Frank Thies, Schulen, zum 1.8. Jutta Maibaum, Bielefeld, 64 Jahre, am 17.4. Diakon Egon Grabowski, Freistatt, 89 Jahre, am 31.5. Marlis Wartig, Gütersloh, 81 Jahre, am 1.6. Diakonisse Elsbeth Krutz, Bethel, 95 Jahre, am 4.6. Diakonisse Anneliese Koninski, Bethel, 83 Jahre, am 8.6. Diakonisse Friedel Pickhardt, Bethel, 103 Jahre, am 9.6. 31

Schwarz-Weiß-Bunt Die Mitgestaltung sozial engagierter Regenbogen der Möglichkeiten: Der DSC Einrichtungen an unserem Verein ist prägend. steht dafür ein, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, auf und neben dem Platz. Am Spieltag des sozialen Engagements nden sogar zwei Lamas der diakonischen Stiftung Wittekindshof den Weg ins Stadion. ARMINIA FÜR ALLE! Aktion Bündnis gegen Rechts Bielefeld stellt sich quer Inklusion Ein zentrales Anliegen von Arminia Bielefeld ist es, sich gegen Diskriminierung jeglicher Art zu stellen, für Vielfalt einzutreten sowie stets daran zu erinnern, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Deutschlands größter inklusiver Fanclub, die Arminen-Schmiede aus Bethel, ermöglicht kleinen und großen Fans unvergessliche Erlebnisse. Arminia möchte die Menschen verbinden und Teilhabe ermöglichen das beginnt schon bei den Arminis. Zugänglichkeit und Gemeinschaft sind wichtige Werte für den Verein. 115 JAHRE 38 39 Fotos: Thomas F. Starke (5), Christian Weische, Bethel/PR (4), Bielefeld United e.v. (2), Jannis Berger, Fan-Projekt Bielefled e.v. Hautnah dran Es zählt nur, ob du Fan bist oder nicht Behinderung spielt keine Rolle das ist bis heute ein Leitsatz der Arminen-Schmiede. Arminen-Schmiede in Benidorm Regelmäßig begleiten die Fans der Arminen-Schmiede das Profi-Team ins Wintertrainingslager. Behindertenfanbetreuung Rund 400 Plätze im Stadion sind für Menschen mit Behinderung reserviert. Ehrenamtliche Helfer kümmern sich während des gesamten Stadionbesuchs um die Bedürfnisse der Fans. Alle finden einen Platz, der perfekt für ihn oder sie passt, ob mit dem Rolli, auf den Hörplätzen oder in der Arminia-Autistenloge. Gemeinsam Fan sein Gemeinschaft verwirklichen lautet die Vision der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Auf der Tribüne kommen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Wie sie ihren Heimatclub lautstark bei jedem Spiel anfeuern, ist ein absolutes Erlebnis. Jeder ist willkommen! Bielefeld United e.v. Teilhabe Bildung Sport Wichtig für Bielefeld United ist die Vermittlung von Werten wie Respekt, Toleranz und Fairplay und natürlich der Fußball. 241 Von Bielefeldern für Bielefelder ist das Motto von Bielefeld United. Von ehemaligen Arminia-Profis gegründet, fördert Bielefeld United über den Dreiklang aus sozialem Lernen, Bildung und Sport wöchentlich bereits rund 300 junge Menschen aus Bielefeld. Fan-Projekt Bielefeld e. V. In der Ellerstraße 39 beheimatet, leistet das Fan-Projekt seit 1996 soziale Arbeit mit Fußballfans. Diese findet oft in Kooperation mit dem DSC statt, wie bei der Stadionschule oder der Street Soccer Tour. DSC ARMINIA BIELEFELD Repro: Presse + Kommunikation Bethel gibt s nun auch als Panini-Sticker. Sammler auf gepasst! Der Fußball verein Arminia Bielefeld bekommt vom italienischen Klebebildchen-Hersteller zum Saison abschluss ein eigenes Sammel-Album. Neben den sportlichen Erfolgen und der Historie des Vereins wird auch das soziale Herz des DSC gezeigt und die besondere Verbindung zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und den Menschen in Bethel gewürdigt. Mit insgesamt acht Stickern ist Bethel im Album vertreten. Neben dem Bethel-Logo können die Sammler Impressionen aus dem Bethel-Jubiläumsjahr und von den Aktivitäten der Arminen- und Reise-Schmiede in den bunten Tütchen finden. Mehrere Hundert Gratisalben mit jeweils fünf Sticker-Tütchen liegen für Interessierte im Info- Büro der Neuen Schmiede bereit (so lange der Vorrat reicht, ein Album pro Person). Veranstaltungen Leider können wir auch in dieser Ausgabe keine Veranstaltungen ankündigen. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus sind weiterhin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel alle Veranstaltungen abgesagt. für die Ortschaften Bethel und Eckardtsheim Mo Fr 13 14, 18 19 Uhr, Sa 16 Uhr, So 10 Uhr