Wege und Hürden der nachhaltigen Intensivierung im Forstbetrieb. Forstökonomische Tagung Forstliche Ausbildungsstätte Pichl Norbert Putzgruber



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Transkript:

22 11 2012 Wege und Hürden der nachhaltigen Intensivierung im Forstbetrieb Forstökonomische Tagung Forstliche Ausbildungsstätte Pichl Norbert Putzgruber

Inhalt 1. Grundlagen bei der ÖBf AG 2. Wege einer nachhaltigen Intensivierung Intensive Waldpflege Richtige Herkünfte & Aufforstung Gute Erschliessung Douglasie auf Flächen sekundärer Kiefernbestände Buchen-Lichtwuchsdurchforstung Energetische Nutzung von Waldbiomasse (Nichtderbholz) 3. Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Hoher Schadholzanteil Bodendegration, Humusverluste, Nährstoffverluste Wild- und Weideschäden Interessenskonflikte 4. Schlussfolgerungen 2

Grundlagen bei der ÖBf AG Verteilung der Waldfläche nach Hangneigung und auf Grundgesteine Waldfläche in % Hangneigung in Grad

Grundlagen bei der ÖBf AG Baumartenverteilung 4

Grundlagen bei der ÖBf AG Entwicklung der Holzvorräte nach der ÖWI 5

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Intensive Waldpflege frühzeitige Durchforstung Grundflächenentwicklung der Fichte ÖBf schwache DF starke DF ÖBf WBH Grundfläche [m²/ha] 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 Alter [J] Lenkung des Zuwachses und Steigerung der Wertleistung Hohe Vitalität und Stabilität der Einzelbäume Kräftiges Wurzelwachstum und gute Verankerung im Boden Vorerträge 6

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Richtige Herkünfte, Dokumentation und Langzeitstudien Je nach Herkunft und Höhenlage haben Bäume unterschiedliche Zuwachsleistungen, Trockentoleranz, Austriebs- und Verholzungsverhalten. Optimale Herkunftswahl durch genaue Dokumentation des verwendeten Saat- und Pflanzgutes und Beurteilung der daraus erwachsenen Bestände 7

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Gute Erschließung Erschließungsdichte ÖBF 15.000 km Traktorwege, ständig und temporär befahrbare LKW- Forststraßen 29,4 Lfm/ha bezogen auf Holzbodenfläche LKW befahrbare Forststraßen: 25 lfm/ha Traktorwege: 5 lfm/ha Im Schutzwald aufgrund schwer zugänglicher Lagen teilweise ungenügende Aufschließung 8

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Anbau der Douglasie auf Flächen sekundärer Kiefernbestände Douglasienanbau Wo? Auf Silikatgrundgestein mit zum Teil sandigen Böden Auf Standorten mit geringen Niederschlägen (~500 mm) Anstatt sekundärer Kiefernbestände auf jahrzehntelang streugenutzten Böden Bei Schneebruchgefährdung der Kiefer Vorrat (fm/ha) 100j Anfallende Sortimente Nach Nutzung Alter 100 (Efm) Sägerundholz Industrieholz Ertragsanalyse Sekundäre Kiefernbestände Douglasienbestände 240-300 140 50 700 500 60 9

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Buchen-Lichtwuchsdurchforstung (Hochbichler 2008) Auswahlkriterien für Bestände Max. Alter 100 Gute bis sehr gute Bonitäten Bringungstechnisch günstige Lagen (Schleppergelände) Wenig exponierte Standorte, wie Oberhänge, Kuppen Behandlungsempfehlungen Nutzungs- und Verjüngungszeitraum von mind. 20 Jahren Förderung von mind. 40 Bäumen mit Erdbloch mind. B-Qualität Wertzuwachsfaktor > 1,1 h/d-wert < 0,9 und/oder Kronenprozent > 40 % Eingriffsstärke unter 25 % des Vorrats Kontinuierliche, zeitlich gestaffelte Nutzungseingriffe Kontinuierliche Verringerung Grundflächenhaltung auf 20-24 m²/ha 10

Wege einer nachhaltigen Intensivierung Energetische Nutzung von Waldbiomasse (BFW 2007) Szenario 1: Vollbaumnutzung in Durchforstung und Endnutzung, Verbleib der Wipfelstücke (Zopfdurchmesser 7 cm) im Bestand Szenario 2: Vollbaumnutzung in Durchforstung und Endnutzung, Verbleib von 50 % der Nadelmasse im Bestand Szenario 3: Vollbaumnutzung in Durchforstung und Endnutzung 11

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Hoher Schadholzanteil Schadholz auf Grund von Windwurf, Schneebruch, Käferfraß, Lawinen Fm Der Schaden liegt bei 20-30 /Fm Schadholz 12

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Bodendegration und Humusabbau auf seichtgründigen Karbonatstandorten Kahlflächen nach Windwurf Fehlende Verjüngung Vergrasung oft über Jahre Wildverbiss Humusabbau Auswaschung von Nährstoffen Auch drei Jahre nach dem Windwurf Kyrill nimmt der Felsanteil an der Oberfläche noch zu! (Projekt SicAlp: Hollaus, Mansberger, Katzensteiner, 2012) Vermeidung von Kahlschlägen! 13

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Bodendegration und Humusabbau auf seichtgründigen Karbonatstandorten Veränderung der Bodenmächtigkeit Versuchsfläche Höllengebirge nach den Windwürfen 2007 und 2009 (Katzensteiner, Hollaus 2012) Winterende Starkregenereignis Juli 2010 Über eine Zeitspanne von 13 Monaten zeigten 40 % der Messpunkte Bodenschwund von ca. 3 cm bei einer Gründigkeit von 14 cm! 14

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Wild- und Weideschäden Rotwildabschuss in Österreich ab 1945 Stück 15

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Wild- und Weideschäden (Hochbichler & Hofmann 2012) 30 Abschlag für Braunbloch kein Schaden Schaden bis 2m Schaden bis 3m Schaden bis 4m Vornutzungen bis Alter 50 10% 90% Vornutzungen Alter 50-80 20% 80% Vornutzungen ab Alter 80 + Endnutzungen 20% 20% 60% Absoluter Schaden [ /Jahr/ha] 30 25 20 15 10 5 Schälschäden absolut pro Jahr 0 1. DF 2. DF 3. DF EN ÖBf WBH 3,9 4,7 6,7 26,9 Ø Schaden/Jahr/ha: 42,2 16

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Wild- und Weideschäden - Ergebnis der Forstkontrolle 2011 17

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Interessenskonflikte Herausforderung: Vielfältige Interessen am und im Wald Lösungsansatz Betriebliche Raumplanung: Notwendigen Interessensausgleich und Überschneidungen aufzeigen durch kartographische Darstellung und Gewichtung der derzeitigen Raumnutzung (= Erhebung des Istzustandes) nach den Kategorien Forst, Jagd, Naturschutz, Tourismus /Immobilien 18

Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Intensivierung Interessenskonflickte - Betriebliche Raumplanung Verschneidungsergebnis mit allen Kategorien (Beispiel Gosau) Mehrfachkategorisierung Bewertung 4 Mehrfachkategorisierung Bewertung 5 1 niedrigste Priorität, 5 höchste Priorität 19

Schlussfolgerungen Verwendung geeigneter Herkünfte Rechtzeitige und intensive Waldpflege Anpassung der Wilddichte Vermeidung von Schadholz Vermeidung von Kahlschlägen auf sensiblen Standorten Belassen von Biomasse (Wipfel, Nadeln, Blätter, Totholz) im Wald 20