Mobility management for housing areas - from car-dependency to free choice



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Transkript:

Mobility management for housing areas - from car-dependency to free choice D3 - Documentation on demonstration projects Bielefeld/Germany

1 Überblick und Hintergrund In Deutschland wurden durch das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung GmbH (ILS) zwei Demonstrationsvorhaben in Bielefeld initiiert. Die Umsetzung erfolgte in Kooperation mit der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mbh (BGW), dem Mobilitätsdienstleister mobiel GmbH, Bielefelds größtem Anbieter öffentlicher Verkehrsleistungen und cambio CarSharing (Niederlassung Bielefeld), einem der größten CarSharing Unternehmen in Deutschland. Die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbh (BGW) Die BGW ist Eigentümer von ca. 12.000 Wohnungen im Raum Bielefeld. Hauptgeschäftsfelder der serviceorientierten Wohnungsgesellschaft sind Vermietung von Wohnungen und Gewerberäumen sowie die Verwaltung von Wohnungseigentum. Die Wohnungen der BGW werden von fünf für unterschiedliche Stadtgebiete zuständigen Serviceteams betreut. Zusätzlich bietet die BGW in den meisten Wohngebieten Hausmeisterservice an. Darüber hinaus engagiert sich die BGW für zukunftsweisende Energiekonzepte und soziale Belange (z.b. finanzielle Unterstützung von Kindertagesstätten, Schulen und Kulturveranstaltungen). Ein bis jetzt bundesweit einmaliges Konzept ist das Bielefelder Modell, welches selbstbestimmtes Wohnen im Alter mit Versorgungssicherheit garantiert. Seit 2003 engagiert sich die BGW außerdem für die Mobilitätsbelange ihrer Kunden (s. u.). Der Mobilitätsanbieter mobiel Bielefeld MoBiel ist ein moderner, umweltfreundlicher Mobilitätsdienstleister, der verschiedene Angebote für seine Kunden bereithält: Mobilitätsberatung für Unternehmen Mobilitätsberatung für Kunden Großkunden- und Firmenabonnements Mobilitätserziehung für Schulklassen Kooperation mit dem CarSharing-Unternehmen cambio Beratung, Unterstützung und Begleitung von Kunden durch Service- und Sicherheitskräfte. Im einzigartigen Bielefelder mobiel Haus können Kunden Mobilitätsdienstleistungen wie z.b. Ticket- und Tarifberatung, Mobilitätskostenrechner, persönliche Fahrpläne, Informationen über CarSharing etc. nutzen. 2 2

Cambio CarSharing Bielefeld Cambio in Bielefeld ist eine von neun Niederlassungen des CarSharing-Dienstleisters in Deutschland. Mit 25.000 Kunden, einem Bestand von 760 CarSharing-Fahrzeugen und 13 Standorten in Belgien, gehört cambio zu den größten unabhängigen CarSharing-Anbietern in Europa. In Bielefeld gibt es 21 CarSharing-Stationen mit 49 Fahrzeugen, die überwiegend in Gebieten mit hoher Einwohnerdichte und gutem ÖPNV-Anschluss platziert sind. Kunden können alle Stationen im Stadtgebiet nutzen und zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen wählen. Das Angebot reicht vom 3-Türer bis zum Van. Ein Grund für die Ansprache der genannten Kooperationspartner war die bereits bestehende positive Erfahrung von BGW und mobiel mit wohnstandortbezogenen Mobilitätsdienstleistungen: Im Mai 2003 führte mobiel ein Mieterticket für Mieter der BGW ein das in allen Bussen und Bahnen in Bielefeld und im Gemeinschaftstarifverbund Der Sechser gültig ist. Im Oktober 2005 wurde ein ähnliches Angebot mit der Wohnungsgesellschaft Baugenossenschaft Freie Scholle eg vereinbart. Mittlerweile ist eine dritte Wohnungsbaugesellschaft Bauverein am Schildhof Bielefeld e.g. daran interessiert dieses Angebot für seine Mieter zu übernehmen. Im Kontext des EU Projektes ADD HOME wurden BGW und mobiel durch das ILS angeregt, ihre Zusammenarbeit zu vertiefen und ihre Mobilitätsangebote zu erweitern. Mit cambio CarSharing konnte ein weiterer bedeutender Mobilitätsdienstleister gewonnen werden, um die Angebote für BGW-Mieter zu verbessern. 1.1 Ziele der ADD HOME Demonstrationsvorhaben in Bielefeld Neben einer Imageverbesserung verband die BGW mit den Demonstrationsvorhaben die Hoffnung und das Ziel, die Wohnzufriedenheit ihrer Mieter insbesondere in Gebieten mit unzureichendem Mobilitätsangebot zu erhöhen. Darüber hinaus formulierte die BGW das Ziel, mit der Aufwertung des Produkts Wohnen durch zusätzliche Mobilitätsdienstleistungen (einhergehend mit anderen sozialen Diensten) insbesondere in Bielefeld-Ummeln der hohen Fluktuation entgegenzuwirken. Die beiden Mobilitätsdienstleister versprachen sich von der Zusammenarbeit die Gewinnung neuer Kunden und einen Beitrag zur Kundenbindung. Das ILS als Initiator der Demonstrationsvorhaben war in erster Linie daran interessiert, für die Mieter der BGW wohnstandortnah verschiedene Mobilitätsoptionen zu implementieren, die einen Umstieg vom privaten Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsträger ermöglichen können. Die Zielsetzung wurde von allen Kooperationspartnern geteilt. Vor diesem Hintergrund verständigten sich die Kooperationspartner gemeinsam auf zwei Hauptaktivitäten: Verbesserung bestehender und Einführung neuer Mobilitätsdienstleistungen für alle Mieter der BGW. Standortbezogene Aktivitäten für Mieter des Wohngebietes Ummeln im Südwesten Bielefelds. 3 3

Folgende Aspekte wurden erörtert und in Einzelmaßnahmen überführt: Ausweitung der Kooperation mit dem Mobilitätsanbieter mobiel GmbH aufgrund des Erfolgs des bereits bestehenden Mietertickets. Daraus folgend sollte der Verkauf von preisreduzierten ÖPNV-Mietertickets deutlich gesteigert werden. Sonderkonditionen für Mieter der BGW bei dem CarSharing-Anbieter cambio. Die Zahl der CarSharing-Nutzer soll so deutlich erhöht werden. Verbesserung der Information über Mobilitätsangebote durch Starterpakete für neue Mieter, die die Mobilitätsangebote der BGW bewerben. Des Weiteren sollen die Serviceteams bezüglich der Mobilitätsangebote geschult werden um diese Informationen an die Mieter weitergeben zu können. Für den Wohnungsbestand der BGW in Bielefeld-Ummeln wurden zusätzliche standortbezogene Aspekte und Maßnahmen diskutiert und definiert. Verbesserung von Taktung und Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs aufgrund der schlechten Erreichbarkeit des Wohngebietes Ummeln Einrichtung einer neuen CarSharing-Station in räumlicher Nähe zu den BGW- Wohnungsbeständen sowie spezielle Konditionen für BGW-Mieter in Ummeln. Das ILS unterstützte diese Vorhaben mithilfe einer gezielten Mieterbefragung (s. Abschnitte 3.5 und 3.6). 1.2 Exkurs: Öffentlicher Personennahverkehr und Fahrradverkehr in Bielefeld Die Stadt Bielefeld liegt im Osten Nordrhein-Westfalens. Mit ca. 330.000 Einwohner und einer Fläche von rund 258km² gehört sie zu den 20 größten Städten Deutschlands. Öffentlicher Personennahverkehr in Bielefeld Im öffentlichen Personennahverkehr sind heute rund 140 Busse und 80 Stadtbahnwagen auf über 1800 Kilometern Linienlänge im Einsatz. Mit der Stadtbahn verfügt Bielefeld seit 1991 über ein modernes, schnelles und leistungsfähiges Angebot. Durch die neue Stadtbahnlinie 4, die seit April 2000 bis zur Universität fährt, sind auch die über 22.000 Studenten und Zehntausende von Bürgern im Bielefelder Westen an das Stadtbahnnetz angeschlossen. Die Stadtbahn ist das Herzstück des Bielefelder Nahverkehrs und wird ergänzt durch Linienbusse, Anrufsammeltaxen und Zuglinien ins Umland. Das umfangreiche Angebot im öffentlichen Personennahverkehr wird von der Stadt Bielefeld in enger Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen im so genannten Nahverkehrsplan festgelegt. Der aktuelle Nahverkehrsplan mit zahlreichen Verbesserungen für die Fahrgäste beispielsweise durch flächendeckende Ausweitung von Anrufsammeltaxi-Verkehren befindet sich derzeit in der Umsetzung. Der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Ost-Westfalen-Lippe (OWL) für Busse und Bahnen gilt in der Stadt Bielefeld und den angrenzenden Kreisen Lippe, Herford, Minden-Lübbecke und Gütersloh. Alle Tickets haben auch in den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn AG oder der Eurobahn, 4 4

die die Schienenstrecke Bielefeld-Lemgo und Bielefeld-Rahden betreibt, Gültigkeit. Beim Umsteigen vom Zug auf Bus oder Stadtbahn oder umgekehrt benötigt man keinen zweiten Fahrschein. Der Gemeinschaftstarif umfasst sechs Preisstufen und hat daher den prägenden Namen: Der Sechser. Fahrradverkehr in Bielefeld Die Stadt Bielefeld eine alte produzierende Fahrradstadt ist seit 1998 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden in NRW. Daraus resultiert eine Priorisierung des Fahrradverkehrs in Haushaltsdebatten. Neben den üblichen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur für das Fahrrad wie Fahrradstraßen, Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr, Schutzstreifen, Bike&Ride Anlagen, Fahrradparkhaus etc. hat die Stadt besonderes Augenmerk auf ein fahrradfreundliches und damit fahrradförderndes Verkehrsklima gerichtet. Dies wird sichtbar an Forschungsprojekten mit der UniBielefeld zu Radverkehrspotenzialen und den daraus eingeleiteten Aktivitäten. Das Ziel ist es unreflektierte Vorbehalte gegenüber dem Verkehrsträger Fahrrad abzubauen und die polarisierende verkehrspolitische Diskussion zusammenzuführen. Nach dem Motto Miteinander geht mehr wird in Aktionen in der Öffentlichkeit um die dringend notwendige Solaridität im Verkehrsalltag geworben. Dieser Exkurs verdeutlicht, dass in Bielefeld die Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl in Bezug auf den öffentlichen Personennahverkehr und den Fahrradverkehr grundsätzlich als gut bezeichnet werden können, auch wenn sich die Qualität und Quantität von Mobilitätsangeboten kleinräumig sehr unterschiedlich darstellt. 5 5

1.3 Umgesetzte Maßnahmen Mobilitätsdienstleistungen in beiden Demonstrationsvorhaben Die folgenden Maßnahmen waren für alle Mieter der BGW konzipiert und bisher teilweise realisiert: 1. Preisreduzierte ÖPNV-Mietertickets (realisiert) Durch die Garantie einer Mindestabnahme an Tickets konnte die BGW mit mobiel Sonderkonditionen aushandeln, die an die Mieter weitergegeben werden. BGW-Mieter erhalten 10% Preisnachlass auf Abonnements (Mieterticket) Das Mieterticket ist in allen Bussen und Bahnen in Bielefeld und dem Verbund OWL gültig Abhängig von der Art des Tickets und der Reichweite sind Einsparungen von 40,80 bis 156,00 möglich Zusätzliche Vorteile: Übertragbarkeit, Fahrradmitnahme, Mitnahme anderer Personen zu bestimmten Tageszeiten, 30% Preisnachlass auf Fahrten außerhalb der Ticketreichweite, Einsparung der Anmeldegebühr bei cambio CarSharing und 20% Preisnachlass bei der Radstation mobiel am Bielefelder Hauptbahnhof 2. Preisreduziertes CarSharing (realisiert) Mieter der BGW, die Mitglied von cambio CarSharing werden, können alle 49 Fahrzeuge in Bielefeld zu speziellen Konditionen nutzen. Die Anmeldegebühr von 30 entfällt für Mieter der BGW. 3. Mobilitätsinformationen/ Starterpaket (geplant) Ein Starterpaket für neue Mieter der BGW mit Informationen über Mobilitätsangebote wird derzeit entweder als eigenständiges Produkt oder in Kombination mit anderen Mieterinformationen entwickelt. Dies war ebenfalls zu Beginn des Projektes vorgesehen, die anderen geplanten Maßnahmen hatten für die BGW jedoch höhere Priorität. Das Starterpaket wurde nicht in der ADD HOME-Laufzeit realisiert, eine zeitnahe Umsetzung bei Bedarf ist aber möglich. Zusätzliche Mobilitätsdienstleistungen in Bielefeld-Ummeln Ummeln, seit 1970 zugehörig zum Stadtbezirk Brackwede, hat ca. 5.000 Einwohner und liegt im Südwesten Bielefelds. Die Entfernung zur Innenstadt beträgt ca. 10km. Ein Kindergarten und eine Schule sind fußläufig gut zu erreichen. Die fußläufige Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten ist begrenzt. Die meisten Häuser im Wohngebiet sind Mietshäuser. Die BGW ist Eigentümer von 380 Wohneinheiten in Ummeln. Angrenzend an die Wohneinheiten der BGW befinden sich Sportplätze, Grünflächen und Spielplätze zur Naherholung. 6 6

Das Wohngebiet ist durch drei Buslinien (Linie 28, 87 und 128) an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden. Über diese Buslinien besteht eine frequenzmäßig eher schlechte Verbindung zur Haltestelle Jahnplatz einen der Hauptumsteigepunkte in Bielefeld. Von dort ist der Hauptbahnhof mit zahlreichen überregionalen Verbindungen in wenigen Minuten zu erreichen. Um die Erreichbarkeit der BGW-Wohneinheiten in Bielefeld-Ummeln zu verbessern, wurden zwei weitere Maßnahmen implementiert: eine neue CarSharing Station mit speziellen Konditionen für BGW-Mieter und ein neuer Haltepunkt für die Buslinien in direkter Nähe zu den BGW-Wohnungen. Außerdem wurde im August 2009 ein Mobilitätstag durchgeführt 1. CarSharing (umgesetzt) In Bielefeld-Ummeln (Ecke Ahornstr./ Eschenstr.) wurde im Mai 2009 eine zusätzliche CarSharing Station eingerichtet. Die Station liegt im Zentrum der BGW- Wohneinheiten. In direkter Nähe zur BGW Infotafel ist die Station gut zugänglich und für alle Bewohner sichtbar. Kunden der BGW, die Mitglied von cambio sind/werden, erhalten standortbezogene Nutzerkonditionen. Cambio erlässt allen Mietern der BGW die Aufnahmegebühr von 30 (gilt für den gesamten BGW Wohnungsbestand) Die BGW übernimmt anteilig (1,50 ) die monatliche Grundgebühr für ihre Mieter in Ummeln Die Vergünstigungen werden auf der monatlichen Abrechnung sichtbar gemacht BGW Mieter müssen ihr Einverständnis geben, dass ihre Daten zu Abrechungszwecken an cambio weitergegeben werden dürfen Die einzige Voraussetzung für die Nutzung der Sonderkonditionen ist ein gültiger, geprüfter Mietvertrag mit der BGW Die BGW gewährt eine Umsatzgarantie von 550 Bruttoumsatz (ohne Grundgebühr) für ein Jahr. Die geschätzten jährlichen Kosten für die NGW belaufen sich auf 9720 (mit geschätzten 40 Neukunden). 2. Optimierung eines Haltepunktes (geplant) MoBiel veranlasste im Zuge des Demonstrationsvorhabens die Planung der Verla-gerung eines für die BGW-Wohnungsbestände wichtigen Haltepunktes. Mit der Verlagerung soll künftig der Zugang zur Haltestelle erleichtert und die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem ÖPNV verbessert werden. 7 7

3. Mobilitätstag (realisiert) Am 22. August 2009 wurde von den Kooperationspartnern ein Aktionstag Mobilität organisiert um die Mobilitätsangebote für die Mieter in Ummeln zu kommunizieren. Ungefähr 40 Mieter nutzten die Möglichkeit einer individuellen Mobilitätsberatung. 4. Weitere Mobilitätsangebote (in Planung) Die BGW erwägt die Einrichtung eines Einkaufs-Shuttlebusses, der regelmäßig von Ummeln in die Innenstadt fährt. MoBiel denkt darüber hinaus an die Konzipierung eines Tickets, was die kostenlose Mitnahme einer Begleitperson ermöglicht (Zielgruppe: Ältere und Hilfsbedürftige). In Ummeln könnte ein Testlauf stattfinden. Die BGW will außerdem eine Fahrradservicestation für Kinder und Jugendliche in Ummeln eröffnen. Alle realisierten Maßnahmen (allgemein und standortbezogen) wurden im Mai 2009 nach einer ca. fünfmonatigen Planungsphase gestartet. Marketing und Finanzierung Um möglichst viele Kunden der BGW zu erreichen, wurde ein persönliches Anschreiben an alle BGW Mieter verfasst, in dem die neuen Mobilitätsdienstleistungen und Konditionen beworben wurden. Die standortspezifischen Konditionen für Bielefeld-Ummeln wurden in einem gesonderten Anschreiben aufgeführt. Die Sendung enthielt auch einen Fragebogen des ILS, der unter anderem Fragen zum Mobilitätsverhalten, zur Wahl der Verkehrsmittel und zur Bedeutung von Dienstleistungen beinhaltete. Des Weiteren wurden von der BGW die Serviceteams der unterschiedlichen Stadtbezirke geschult, um Informationen über die neuen Mobilitätsdienstleistungen an die Mieter weitergeben zu können. Die Aktivitäten wurden größtenteils durch die BGW finanziert. Außerdem wurden jeweils spezielle Flyer von mobiel und cambio gedruckt. 8 8

1.4 Ergebnisse, Erkenntnisse, Fazit Ergebnisse Als harte Ergebnisse können die Kooperationspartner folgende Aspekte und Veränderungen im Zeitraum von Mai 2009 bis November 2009 (Umsetzungsphase) nennen: Ca. 800 Haushalte erhielten über ein persönliches Anschreiben Informationen über die Mobilitätsangebote der BGW. Die Anzahl der seit Juni 2009 zusätzlich verkauften Mietertickets beträgt fast 100. Verglichen mit den aktuellen Ticketverkaufszahlen in Bielefeld ist dies ein sehr gutes Ergebnis. Denn aufgrund der Finanzkrise, so vermutet mobiel, stagniert derzeit die Anzahl von Jahresabonnements. Die Anzahl neuer CarSharing-Mitgliedschaften war zum Ende der ADD HOME Laufzeit sehr gering. Nur sieben neue Mitglieder konnten gewonnen werden. Die lokale Presse reagierte sehr interessiert auf das Demonstrationsprojekt. Bei einer Presseveranstaltung vor Ort trafen Journalisten der lokalen Zeitungen auf die Kooperationspartner. Über Details des Projektes wurde in den Lokalzeitungen berichtet. Erkenntnisse Wie bereits erwähnt, wurden die Demonstrationsvorhaben vom ILS durch eine Mieterbefragung über Mobilitätsverhalten und Einstellungen gegenüber Mobilitätsdienstleistungen unterstützt. Die Ergebnisse der Befragung können helfen, die o. g. Ergebnisse zu erklären. Obwohl 31% der Befragten der Umfrage vom April 2009 (36 von 117 Haushalten) angaben keinen eigenen Pkw zu haben, waren nur sieben Personen (davon drei in Ummeln) bereit CarSharing- Mitglied zu werden. Ein Grund könnte sein, dass die Mieter der BGW, besonders in Ummeln, nicht zu den `typischen CarSharing-Nutzern` (gut gebildet, hohes Einkommen) gehören. Dies wird aus den Antworten auf die Frage nach der Kenntnis von CarSharing abgeleitet. 45% der Befragten gaben an CarSharing nicht zu kennen, in Bielefeld-Ummeln waren es sogar 47,5%. Auch wenn die Werbung für das Mieterticket die gleiche war, war diese viel erfolgreicher. Dies mag damit zusammenhängen, dass das Produkt Mieterticket nicht neu, sondern ein bekanntes Mobilitätsangebot war. Ein anderer Grund könnte sein, dass viele Mieter es gewohnt sind, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Fast 80% der 198 befragten Personen nutzen den öffentlichen Personennahverkehr, 60% von ihnen täglich oder mehrmals in der Woche. Um ein neues und nicht bekanntes Produkt noch dazu bei einer eher schwierigen Klientel zu platzieren, scheint ein intensives Marketing von Bedeutung zu sein. Besonders in Bielefeld- Ummeln, wo eine neue CarSharing-Station eingerichtet wurde, war die Werbung offenbar nicht intensiv genug um potenzielle Nutzer zu erreichen. Nur ein Anschreiben, einige Artikel in der lokalen Presse und ein Mobilitätstag führten nicht zum Erfolg. Eine andere Erkenntnis kann hinsichtlich der Akteurs-Konstellation und der Steuerungsmöglichkeiten von Demonstrationsvorhaben durch Dritte (in diesem Falle das ILS) formuliert werden. Auch wenn sich wie im Falle der BGW ein aufgeschlossenes 9 9

Wohnungsunternehmen für die Mobilitätsbelange seiner Kunden engagiert, kann nicht erwartet werden, dass das idealtypisch formulierte Gesamtpaket eins zu eins adaptiert wird. Die Auswahl von Maßnahmen basiert vor allem auf Abschätzungen der Kosten-Nutzen-Relation. Auch die kontinuierliche Bewerbung neuer Dienstleistungen und die intensive Einbeziehung der Kundenberater kann von außen nur schwer beeinflusst werden. Fazit Eine naheliegende Schlussfolgerung bezieht sich auf die Bedeutung von akzeptanzerhöhenden Werbemaßnahmen. Intensive Bewerbung und regelmäßige Marketingmaßnahmen für neue, unbekannte Dienstleistungen oder schwierige Zielgruppen könnten die Akzeptanz erhöhen. Um mehr potentielle Kunden zu erreichen wäre es eventuell sinnvoll, den persönlichen Hintergrund der Zielgruppe zu untersuchen. In Bielefeld leben z. B. viele Menschen mit Migrationshintergrund; Informationen in unterschiedlichen Sprachen würden möglicherweise zu größerem Erfolg führen. Eine dauerhafte Verankerung von Mobilitätsdienstleistungen in der Servicestrategie eines Wohnungsunternehmen, verbunden mit der Bereitstellung entsprechender Personalkapazitäten, könnte ebenfalls zur Akzeptanz der Angebote und entsprechender Nachfrage beitragen. Erfolgsfaktoren Im Falle des Mietertickets kann eine erfolgreiche Weiterverbreitung konstatiert werden. Als Erfolgsfaktoren sind der attraktive Preis, der hohe Zusatznutzen und die gute Werbung erwähnenswert. Perspektive Das Demonstrationsprojekt in Bielefeld wird über den Zeitraum von ADD HOME fortgesetzt. Das Mieterticket bleibt in jedem Fall ein dauerhaftes Angebot. Das CarSharing Angebot in Ummeln ist zunächst auf ein Jahr begrenzt. Wenn die Nachfrage nach Ablauf dieses Zeitraumes nicht eindeutig gestiegen ist, behält die BGW es sich vor, ihr Engagement für CarSharing in Ummeln zu überdenken. Die Sonderkonditionen für alle Mieter der BGW (cambio Mitgliedschaft ohne Aufnahmegebühr) werden ebenfalls weiterlaufen. 10 10

1.5 Befragung über Mobilitätsverhalten und Einstellungen gegenüber Mobilitätsdienstleistungen Die bereits erwähnte ILS-Befragung wurde im April 2009 in einigen ausgewählten Gebieten durchgeführt, in denen die BGW viele Wohneinheiten besitzt und auch cambio CarSharing bereits vertreten ist. Außerdem bekamen die BGW-Mieter in Bielefeld-Ummeln einen Fragebogen (siehe Anhang), so dass insgesamt nahezu 800 Haushalte an der Befragung teilnahmen. 117 Haushalte (19 Haushalte aus Ummeln, 98 Haushalte aus anderen Bezirken) beantworteten den Fragebogen. Dies entsprach Angaben über 198 Personen (42 Personen aus Ummeln, 156 Personen aus anderen Bezirken). Der Rücklauf betrug etwa 15%. Die Befragung beinhaltete u. a. Fragen zur Verkehrsmittelnutzung, zur Bewertung des Engagements der BGW in punkto Mobilität und zu Kenntnis und Nutzungsbereitschaft von CarSharing. Um Hinweise über mobilitätsbezogene Bedarfe der Mieter zu gewinnen, wurde auch die Wichtigkeit unterschiedlicher Dienstleistungen abgefragt. Zur Bewertung standen u. a. die Wichtigkeit eines eigenen Pkw-Stellplatzes, gesicherter Fahrradabstellanlagen, von Carsharing und Mieterticket. Die Befragten lieferten zu den genannten Angeboten folgende Antworten: Es dürfte das Wohnungsunternehmen BGW und den Mobilitätsdienstleister mobiel optimistisch stimmen, dass das Mieterticket von 56% (66) der Befragten für sehr wichtig oder wichtig gehalten wird, von denen nur ein kleinerer Teil selber BGW-Ticketnutzer ist (19). Das Produkt wird also wahrgenommen und positiv bewertet, was die Vermutung zulässt, dass für das Mieterticket weiteres Kundenpotenzial besteht. Nahezu identisch fällt die Beurteilung der Wichtigkeit gesicherter Fahrradabstellanlagen aus. Für 65% der Befragten ist dies ein sehr wichtiges oder wichtiges Angebot. Dieser Befund sollte Anlass sein, die Qualität der Fahrradabstellanlagen im Wohnungsbestand zu überprüfen und ggf. im Mieterinteresse aufzuwerten. 11 11

Ein eigener Pkw-Stellplatz wird von nur 35% als sehr wichtig bzw. wichtig erachtet, für 31% ist er sogar unwichtig. Eine Erklärung für die relativ niedrige Bedeutung mag darin liegen, dass der Anteil von autobesitzenden Haushalten mit knapp 46% relativ gering ist und der autoloser Haushalte vergleichsweise hoch (knapp 31%). Das CarSharing-Angebot wird von nur 10% als sehr wichtig oder wichtig erachtet. Mehr als 60% finden es weniger wichtig oder unwichtig. könnte. 12 12

Dies spiegelt sich auch im Interesse an der Dienstleistung. 77% der Befragten äußerten kein Interesse an CarSharing, 15% gaben ein Interesse an. Eine Begründung für die geringe Bedeutung mag in dem Kenntnisstand über das Angebot liegen. Zum Zeitpunkt der Befragung wussten nur 52%, welche Dienstleistung mit CarSharing gemeint ist. Entsprechend gering ist die Anzahl von Neukunden (seit Mai nur 7). Die Befunde legen den Schluss nahe, dass ohne eine deutlich stärkere Bewerbung des Carsharing-Angebotes und seiner exklusiven Vorteilen für die BGW-Mieter, die Nutzerakzeptanz sehr gering bleiben wird. Im Sinne der o.g. Zielsetzung von ADD HOME wurden Fragen aufgenommen, die Aussagen über die Bedeutung des Engagements der BGW in punkto Mobilität zulassen. Auf die Frage, ob die umfangreichen Serviceleistungen der BGW ein Grund für die Wohnungswahl waren, wurden folgende Antworten gegeben: Für die Mehrheit der Befragten ist das umfangreiche Serviceangebot kein oder eher kein Grund für die Wohnungswahl. Aber immerhin 16% aller Befragten stimmten dieser Aussage voll, fast 24% eher zu. Die Zustimmung der BGW-Mieterticketnutzer liegt dabei unter dem Durchschnitt. Vor dem Hintergrund, dass bei der Wohnungssuche i. d. R. harte Kriterien, wie Größe, Ausstattung, Lage 13 13

und Kosten die Entscheidung stark beeinflussen, sind die Werte aus Sicht der Autorin durchaus positiv zu deuten. Zu der Aussage Dass sich die BGW für die Mobilität ihrer Mieterinnen und Mieter engagiert, finde ich wichtig, ergab sich folgendes Bild: Diese Aussage erfährt von 84% der Befragten Zustimmung (voll: 44,2%; eher: 39,8%). Die BGW- Mieterticketnutzer stimmen sogar zu über 63% voll zu. Wer also selber die Mobilitätsdienstleistung nutzt, weiß das Engagement der BGW höher zu schätzen, als Nichtnutzer. Daraus kann vorsichtig die Vermutung abgeleitet werden, dass mit der Dienstleistung ein Imagegewinn für die BGW verbunden ist. Zu dem Statement Mobilitätsangebote wie das BGW-Mieterticket tragen zu meiner Wohnzufriedenheit bei wurden folgende Angaben gemacht: Hier fällt die Zustimmung der Mieterticketnutzer genauso hoch aus, wie in Bezug auf die Wichtigkeit des Engagements der BGW und liegt damit deutlich über der Zustimmung durch 14 14

Nutzer anderer Tickets und durch Nichtnutzer. Diese Ergebnisse lassen die These zu, dass das Angebot zur Kundenbindung beiträgt. 1.6 Fazit Die Zahlen der Abonnenten des Mietertickets und die empirischen Befunde aus der Befragung lassen vermuten, dass die mit der Implementierung von wohnstandortbezogenen Mobilitätsdienstleistungen verbundenen Erwartungen des Wohnungsunternehmens (insbesondere Aufwertung des Kernproduktes Wohnung, Mieterbindung) und des Mobilitätsdienstleisters (Aufbau neuer Kundenkontakte und Kundengewinnung) erfüllt werden können. Das Engagement der BGW für Mobilität wir insgesamt positiv wahrgenommen und überwiegend als wichtig erachtet. Dies gilt im Besonderen in Bezug auf das Produkt Mieterticket. Viele Mieter (auch Nichtnutzer) stufen das Produkt als sehr wichtig oder wichtig ein. Nutzer des Tickets bewerten das Engagement der BGW positiver als Nichtnutzer. Das CarSharing-Angebot wird hingegen mehrheitlich als weniger wichtig oder unwichtig bezeichnet und stößt in der Befragung, möglicherweise auch wegen Unkenntnis, auch auf deutlich geringeres Interesse. Wie oben erwähnt könnte eine verstärkte Bewerbung des Produkts zu einer höheren Akzeptanz beitragen. Wie in der ADD HOME database` und dem Code of Practise` gezeigt, gibt es Beispiele (z. B. in Münster, Hamburg, Köln), die zeigen, dass es grundsätzlich ökonomisch tragfähige und akzeptierte Lösungen gibt. Es sind allerdings ebenso Beispiele (Braunschweig, Wolfsburg) bekannt, bei denen das Angebot aufgrund unzureichender Nachfrage wieder eingestellt worden ist. Bei diesem Produkt scheinen die konkreten situativen Rahmenbedingungen (wie Bewohnerstruktur, Pkw-Ausstattung, Bekanntheitsgrad der Dienstleistung) die Akzeptanz und damit Tragfähigkeit stark zu beeinflussen. Ein stärkeres Engagement könnten Wohnungsunternehmen bei dem Angebot von hochwertigen Fahrradabstellanlagen, die einen bequemen und direkten Zugang und eine trockene und diebstahlsichere Unterbringung garantieren, zeigen. Die Wirkungen der Mobilitätsdienstleistungen, insbesondere des Mietertickets auf das Mobilitätsverhalten können mit der durchgeführten Befragung nur unzureichend abgebildet werden, da hierfür ein experimentelles Design (mit Kontroll- und Experimentalgruppe) notwendig gewesen wäre, was den Rahmen von ADD HOME als anwendungsorientiertes Forschungsprojekt deutlich gesprengt hätte. Die Ergebnisse aus einer Diplomarbeit, die am ILS betreut wurde, lassen jedoch zumindest die These zu, dass bei einem Teil der Neukunden des Mietertickets, die zu den sog. Choice riders (den Wahl-freien) gehören, mit dem Abonnement Veränderungen des Mobilitätsverhaltens einhergehen. Außerdem wurde in der Diplomarbeit überzeugend dargelegt, dass insbesondere ältere Menschen, aber auch Personen im Erwerbsalter und Personen, die über einen Pkw verfügen können, für die Dienstleistung erreichbar sind; finanzschwache Haushalte profitieren monetär von dem kostengünstigen Ticket. Unterm Strich kann also aufgrund der bisherigen Erfahrungen trotz relativ geringer Fallzahlen konstatiert werden, dass alle beteiligten Akteure Mobilitätsdienstleister, Wohnungsunternehmen und Mieter bzw. Mitglieder einen Nutzen aus bedarfsgerechten, wohnstandortbezogenen Angeboten ziehen. 15 15

Anhang Fragebogen der Mieterbefragung in ausgewählten Stadtteilen Bielefelds und in Bielefeld-Ummeln: 1. Wie viele Personen leben ständig in Ihrem Haushalt, Sie selbst einbezogen? Personen im Haushalt Älteste Person 2. In welchem Postleitzahlbezirk wohnen Sie? Zweitälte ste Person Drittältest e Person Viertältes te Person Laufende Nummer der Person 1 2 3 4 5 Fünftälte ste Person Geburtsjahr Geschlecht Wurden Sie in Deutschland geboren? m w ja nein ja nein m w ja nein ja nein m w ja nein ja nein m w ja nein ja nein m w ja nein ja nein Wurden Ihre Eltern oder ein Elternteil im Ausland geboren? Bitte kreuzen Sie hier an, wer von Ihnen den Fragebogen ausfüllt (nur eine Person). 3. Führerscheinbesitz Pkw Motorrad Moped / Roller ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein 16 16

4. Welche Fahrzeuge besitzen Sie? Bitte jeweils die Anzahl eintragen! Pkw Fahrrad Moped/ Motorrad /Roller 17 17

Laufende Nummer der Person 1 2 3 4 5 5a. Nutzen Sie auch Bus & Bahn in Bielefeld? (bei nein weiter mit Frage 7) 5b. Welches Ticket nutzen Sie hauptsächlich? BGW-Mieterticket Einzelticket 4er-Ticket Sonstiges, und zwar ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein 6. Wie oft nutzen Sie das Ticket, mit dem Sie am häufigsten Bus & Bahn fahren? täglich mehrmals pro Woche ca. 1 x pro Woche weniger als 1 x pro Woche Die weiteren Fragen werden nur von der ausfüllenden Person beantwortet: 18 18

7. Welches Verkehrsmittel nutzen Sie am häufigsten für den Weg zur Arbeit/Ausbildun gsstätte/schule? zum Einkauf? in der Freizeit? Pkw als Fahrer/in Pkw als Mitfahrer/in Bus & Bahn Fahrrad Zu Fuß gehen Verkehrsmittelkombinationen (Bike & Ride, Park & Ride) Sonstige, und zwar 8. Wie zufrieden sind Sie mit dem Bus & Bahn-Angebot in Ihrem Wohngebiet? sehr unzufrieden eher unzufrieden 9a. Kennen Sie CarSharing (Autonutzung nach Bedarf) bereits? eher zufrieden 9 b. Haben Sie oder eine andere Person aus Ihrem Haushalt Interesse an CarSharing? 10. Wie wichtig sind für Sie die folgenden Dienstleistungen? sehr wichti g wichti g wenig er wichti g sehr zufrieden unwicht ig ja nein ja nein eigener PKW-Stellplatz gesicherte Fahrradabstellanlage CarSharing (Autonutzung nach Bedarf) Mieterticket (vergünstigtes Ticket für Bus & Bahn) Hausmeisterservice Umzugsmanagement Lieferservice ( Bringdienste nach Hause) weiß nicht 19 19

11. Inwiefern treffen aus Ihrer Sicht die folgenden Aussagen zu oder nicht zu? trifft voll und ganz zu trifft eher zu trifft eher nicht zu Ich wohne gerne bei der BGW. Die umfangreichen Serviceleistungen der BGW waren ein Grund für die Wahl meiner jetzigen Wohnung. Ich fühle mich in meiner Siedlung wohl. Die Zusatzleistungen der BGW sind etwas Besonderes. Dass sich die BGW für die Mobilität ihrer Mieter und Mieterinnen engagiert, finde ich wichtig. Mobilitätsangebote wie das BGW-Mieterticket tragen zu meiner Wohnzufriedenheit bei. Ich bin bereit für zusätzliche Dienstleistungen wie z. B. Einkaufshilfen, Kinder- und Seniorenbetreuung oder Mobilitätsangebote zu bezahlen. trifft gar nicht zu 12. Seit wann wohnen Sie in Ihrer jetzigen Wohnung? (z.b. 2002) 20 20