Wohnungswirtschaft der GWG Rhein-Erft von Margret Klose Seit 2009 ist Achim Leirich Geschäftsführer der GWG Rhein-Erft. In dieser Funktion ist er Chef von 49 Mitarbeitern die im Süden Kölns und dem Rhein-Erft-Kreis bisher mehr als 3100 eigene Wohnungen verwalten Tendenz steigend. Zu Fragen zum Thema der Wohnungswirtschaft gestand er nun Rede und Antwort. Was genau verstehen Sie unter Wohnungswirtschaft? Leirich: Die Wohnungswirtschaft beschäftigt sich mit allen Themen rund ums Wohnen, vom Neubau über die Erstellung und Bewirtschaftung bis zum Abriss. Wie ermitteln Sie denn den Bedarf neuer Wohnungen? Leirich: Zum einen errechnen wir den Bedarf anhand von Nachfragen mietinteressierter Menschen die bei uns vorsprechen, zum andern aber auch durch Prognoseberichte verschiedener Institute die sich mit dem Haushaltswachstum in der Region beschäftigen. Gibt es spezielle Wohnungen, die zurzeit besonders gefragt sind? Leirich: Ja, verstärkt wird nach kleineren, bezahlbaren Wohnungen für Senioren und Singles an verkehrsgünstigen Standorten gefragt. Und wie sind diesbezüglich Ihre Angebote? Leirich: Gerade solche Wohnungen für ein und zwei Personen Haushalte insbesondere für Senioren mit kleinem und mittlerem
Einkommen und mit einer guten Erreichbarkeit von Infrastrukturen wie Geschäfte und Ärzte fehlen uns in den stark nachgefragten Lagen in und um Köln. Wie sieht es in Ihrem Unternehmen mit der Schaffung von öffentlich geförderten Wohnungen aus? Leirich: Wir bauen öffentlich geförderte Wohnungen und werden dies in den kommenden Jahren auch weiterhin tun. Hierrüber entscheiden die Gesellschafter. Haben Sie zum sozialen Wohnungsbau auch eine persönliche Meinung? Leirich: Natürlich, zur Befriedigung der Nachfrage nach preiswertem Wohnraum müssen wir weiterhin auch öffentlich geförderte Wohnungen bauen. Mehr als bisher? Leirich: Ja, zurzeit haben wir als GWG ja rund 25 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum. Gibt es für Sie diesbezüglich eine gesetzliche Vorlage? Leirich: Nein. Die Schaffung öffentlich geförderter Wohnungen scheitert zurzeit auch nicht an den Fördergeldern. Sondern? Leirich: Zum Bauen braucht man nicht nur Grundstücke, sondern auch Investoren. Meine Idee wäre deswegen, mit einer Abgabe für Fehlbelegungen die Grundstücke für die öffentlich geförderten Wohnungen zu zahlen oder zu subventionieren. Und warum passiert das nicht? Leirich: Die Fehlbelege-Abgabe wurde in Nordrhein-Westfalen wegen zu hohem Verwaltungsaufwand bereits 2006 abgeschafft. Was genau ist eine Fehlbelege-Abgabe? Leirich: Das ist der Mehrpreis, den ein Mieter dann zahlen sollte, wenn er in einer öffentlich geförderten Wohnung ohne berechtigten Wohnberechtigungsschein wohnt. Diese Abgabe errechnete sich aus der tatsächlichen Kostenmiete und der Differenz zum Mietspiegel. Wie viele neue Wohnungen wird die GWG Rhein-Erft in den nächsten Jahren dem Bedarf zufolge neu schaffen müssen? Leirich: Das kann ich nicht so genau sagen. Doch die GWG wird im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten bedarfsgerecht auch in
Zukunft neuen Wohnraum schaffen. Allerdings alleine wird die GWG die zunehmende Nachfrage nach Wohnungen in der Region nicht decken können. Was gehört heutzutage zum Standard in Ihren Wohnungen? Leirich: Standard in all unseren Wohnungen sind die kompletten Bodenbeläge wie Parkett oder hochwertigen Kunststoff. Zudem sind alle Bäder und Küchen gefliest. Selbstverständlich ermöglichen wir den Zugang zu modernen Medien. Bietet die GWG auch Luxuswohnungen an und wenn ja, wo und welche? Leirich: Luxuswohnungen bieten wir keine an, wohl aber hochwertige Wohnungen, die sich vor allen Dingen durch zusätzliche sanitäre Anlagen kennzeichnen. Wie wird bei der GWG der Mietpreis ermittelt? Leirich: Im öffentlichen geförderten Wohnungsbau ergibt sich der Mietpreis aus der Förderhöhe. Die liegt in Köln bei 6,25 Euro pro Quadratmeter, im Rhein-Erft-Kreis bei 5,75 Euro pro Quadratmeter ohne Nebenkosten. Bei frei finanzierten Wohnungen orientieren wir uns am Mietspiegel. Einfluss auf die Kaltmiete nimmt aber auch die Nachfrage und die Wirtschaftlichkeit des Mietobjekts. Wie viel Geld vom Bruttoeinkommen muss der Verbraucher im Durchschnitt für die Miete zahlen? Leirich: Das kommt ganz darauf an, was der Mieter verdient. Mieter mit unterem und mittlerem Einkommen müssen im Durchschnitt schon so um die 30 bis 40 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete bezahlen. In den höheren Einkommensschichten ist der Mietaufwand abnehmend. Wie sieht es mit der Schaffung ganz neuer Wohnformen aus. Man hört ja zurzeit viel über Mehrgenerationenhäuser und Wohngemeinschaften. Schließt sich auch die GWG diesen Trends an? Leirich: Natürlich. Insbesondere für ältere Menschen haben wir ganz verschiedene Wohnformen in der Planung, unter anderem Wohngemeinschaften nach dem Bielefelder Modell. Soll heißen? Leirich: Dabei geht es nicht nur ums Wohnen, sondern vor allen Dingen ums Leben im Alter. So könnten zum Beispiel Wohnbauten entstehen, in denen das Betreuungs- und Freizeitangeboten direkt fest im Haus installiert wird. Je nach Kommune geschieht der Aufbau
solcher Wohnhäuser jedoch sehr individuell. Ich persönlich sehe in der Schaffung solcher Projekte sogar die klassische Aufgabe der Wohnungsunternehmen. Denn neben den bekannten Wohnformen, gibt es inzwischen eine Vielzahl von neuen sich stetig weiter entwickelnden Möglichkeiten des Zusammenlebens. Sie unterscheiden sich häufig im Angebot der Wohnunterstützung. Können Sie ein Beispiel nennen? Leirich: Aber natürlich. Eine für mich außergewöhnliche Wohnform wäre beispielsweise eine reine Männer Wohngemeinschaft. Diese Idee schwirrt mir im Übrigen schon länger im Kopf herum. Gleiche Interessen im Freizeitbereich könnten heute dazu führen, dass die Herren oder aber auch Damen bei reinen Frauen-WG's, nicht nur unter einem Dach wohnen, sondern gemeinsam vom Hilfsangebot profitieren und auch ihre Freizeit gemeinsam gestalten können. Gibt es bei Neubauten auch Vorgaben von der Landesregierung? Leirich: Ja, Barrierefreiheit, behindertengerecht noch dazu energieeffizient sind nur einige Beispiele, die heutzutage bei Neubauten verstärkt zu beachten sind. Hinzu kommen die steigenden Anforderungen zum Brandschutz und zu guter Letzt sind wir auch häufig aufgefordert zu jeder Wohnungen ein bis eineinhalb Stellplätze zu schaffen. Worin sehen Sie die eigentliche Herausforderung für die Zukunft? Leirich: Die große Herausforderung sehe ich neben der generellen Schaffung von Wohnraum darin, die Wirtschaftlichkeit der stetig wachsende Zahl von verschiedenen Wohnformen unter den sich immer mehr erschwerenden Rahmenbedienungen zu gewährleisten. Ich wünsche mir diesbezüglich einmal eine ganz ehrliche Diskussion über das Zustandekommen der rasant wachsenden Baukosten. Denn es wird kaum möglich sein, preiswerten, noch dazu zentrumsnahen, ökologischen und energieeffizienten Wohnraum bei wachsenden Standards mit nur sehr begrenzten Mitteln bauen zu können. Die GWG bietet mit über 3100 eigenen und gut 800 fremden Wohnungen insgesamt mehr als 10.000 Menschen im Rhein-Erft-Kreis und dem Kölner Süden ein Dach über dem Kopf. Mit wie vielen Mitarbeitern ist dieser enorme Verwaltungsaufwand zu bewerkstelligen? Leirich: Wir haben insgesamt 49 Mitarbeiter. Bieten Sie ihnen ein besonderes Arbeitsklima?
Leirich: Selbstverständlich. Außer den individuellen Fort- und Weiterbildungsprogrammen haben insbesondere die Mütter und Väter in unserem Unternehmen die Möglichkeiten zu modernen und flexiblen Arbeitszeiten. Im Notfall können wir sogar auf einzelne Kindergartenplätze hier in der Nähe zurückgreifen. Und zum Thema Gesundheit? Leirich: Einmal im Monat kommt ein Physiotherapeut zu uns ins Haus und behandelt unsere Mitarbeiter vor Ort in ihren Büros. Zudem fördern wir die Mitgliedschaft all unserer Mitarbeiter in Sportclubs. Und wie sieht es mit gemeinsamen Unternehmungen aus. Gibt es beispielsweise Betriebsfeste? Leirich: Und ob. Wir feiern sogar außerordentlich gerne und oft miteinander. Was ist Ihnen als Geschäftsführer der GWG wichtig? Leirich: Ganz wichtig ist mir auch, dass unser Team auch angemessen bezahlt wird. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrer Arbeit und mit unserem Unternehmen. Und wie sieht es diesbezüglich mit Ihnen persönlich aus. Macht Ihnen ihre Arbeit in Anbetracht der immer schwerer werdenden Bedienungen noch Spaß? Leirich: Für mich ist mein Job der Traumberuf. Als Kaufmann der Grundstück- und Wohnungswirtschaft habe ich nach der Ausbildung den Bachelor Immobilien und Facility Management absolviert und mich nach Jahren der Berufspraxis bei der GWG beworben. Und haben Sie das bereut? Leirich: Nein, es ist genau die Arbeit die ich immer machen wollte, die mich fördert aber auch fordert, die nie langweilig wird und mit der ich vielen Menschen das Leben ein bisschen lebenswerter gestalten kann.