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Das Projekt CCall wird gefördert durch: Der vorliegende Bericht wurde im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft erstellt durch: Partnerschaft von Ingenieuren und Betriebswirten http://www.schubert-eisfeller.de Peter Schubert (verantwortlich) Sandra Tavernaro Hamburg, Juni 2002

2

Inhalt 1 Der Weg zum richtigen Arbeitsplatz... 5 2 Arbeitsmittel für <Verschiedene> behinderte Menschen... 8 2.1 Arbeitsmittel für gehbehinderte Menschen...10 2.1.1 Arthrodesen-Bürodrehstühle...10 2.1.2 Arbeitstische...11 2.1.3 Schränke / Regale...12 2.2 Arbeitsmittel für gehbehinderte Menschen...13 2.2.1 Fernrohr- und Lupenbrillen...13 2.2.2 Videoteleskope...14 2.2.3 Bildschirmlesegerät mit Großschriftdarstellung...15 2.2.4 Bildschirmlesegerät, tragbar...16 2.2.5 Vergrößerungssysteme...17 2.2.6 Vergrößerungssoftware...18 2.2.7 Software mit Sprach- und Brailleausgabe...19 2.2.8 Software zur Nutzung des Internets...20 2.2.9 Software zur Interaktion zwischen Sehbehinderten und Sehenden...21 2.2.10 Scanner mit Sprachausgabe...22 2.2.11 Lesegeräte mit Sprachausgabe, tragbar...23 2.2.12 Telefonapparate mit Großfeldtasten...24 2.2.13 Telefonapparate mit Sprachwahl...25 2.2.14 ISDN-Displayausgabe...26 2.2.15 Telefonie-Arbeitsplätze...27 2.2.16 Braille-Daten-Aufzeichnungsgeräte...28 2.2.17 Personalcomputer mit Braille- und Sprachausgabe...29 2.2.18 PC - Tastaturen mit Braille-Zeile...30 2.2.19 Braille-Eingabe-Tastaturen...31 2.2.20 Spracherkennungssysteme für PC...32 2.2.21 Sprachausgabe für den PC...33 2.2.22 Braille-Drucker...34 2.2.23 Taktile Drucker...35 2.3 Arbeitsmittel für hörbehinderte Menschen...36 2.3.1 Telefon-Lauthöreinrichtung...36 2.3.2 Telefonverstärker aufsteckbar...37 2.3.3 Telefonapparate für Hörgeräteträger...38 3

2.3.4 Headsets mit Otoplastiken...39 3 Gestaltung der Arbeitsumgebung für behinderte und schwerbehinderte Menschen... 40 3.1 Arbeitsaufgabe und Tätigkeit...40 3.2 Gestaltung des Arbeitsplatzes...41 3.2.1 Lesbarkeit der Arbeitsmittel, Informationsaufnahme...41 3.2.2 Beleuchtung des Arbeitsplatzes...42 3.2.3 Möblierung...42 3.3 Flächen des Arbeitsplatzes und des Arbeitsraumes...44 3.3.1 Arbeitsfläche am persönlich zugewiesenen Arbeitsplatz...44 3.3.2 Möbelstellflächen und Möbelfunktionsflächen...45 3.3.3 Benutzerfläche/Bewegungsfläche...45 3.3.4 Verkehrswegeflächen...48 3.3.5 Anordnung des Arbeitsplatzes im Raum...49 3.4 Barrierefreiheit...50 3.4.1 Eingänge...50 3.4.2 Parkplätze...51 3.4.3 Niveauunterschiede...52 3.4.4 Treppen...53 3.4.5 Aufzüge...53 3.4.6 Türen und Durchgänge...55 3.4.7 Bodenbeläge...57 3.4.8 Sanitäreinrichtungen...57 3.4.9 Erreichbarkeit von Einrichtungen...59 4 Adressverzeichnis... 61 4.1 Bezugsquellen Arbeitsmittel...61 4.2 Beratungsstellen...69 5 Literatur... 72 4

1 Der Weg zum richtigen Arbeitsplatz Die berufliche Integration behinderter und schwerbehinderter Menschen erfordert häufig eine Anpassung der Arbeitsbedingungen an die veränderten Gegebenheiten die sich aus der gesundheitlichen Beeinträchtigung ergeben. Durch die fortschreitende Technik im Computerbereich, vielfältige Softwaresysteme sowie unterschiedliche technische Hilfsmittel kann ein Nachteilsausgleich für behinderte und schwerbehinderte Menschen gegenüber Nichtbehinderten geschaffen werden. Zu den Maßnahmen einer ergonomischen und zugleich behinderungsgerechten Arbeitsplatzgestaltung zählt die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit speziellem Mobiliar, unterstützende(n) Arbeitsmittel(n) und technische(n) Hilfsmittel(n). Auswirkungen von funktionellen Einschränkungen behinderter und schwerbehinderter Menschen können damit beseitigt oder verringert werden. Ein leistungsfähiges Arbeiten der behinderten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die uneingeschränkte Kommunikation mit dem Kunden oder der Kundin sowie die Bedienung des Computers können somit ermöglicht werden. Dieser Report gibt eine Übersicht über die wichtigsten Arbeitsmittel und soll eine Planungshilfe für die Gestaltung des Arbeitsplatzes bzw. Teleheimarbeitsplatzes sein und somit eine Planung neuer bzw. eine Optimierung bestehender Arbeitsplätze erleichtern. Eine standardisierte Form der Arbeitsplatzgestaltung ist aufgrund individueller Schädigungsmerkmale und Fähigkeiten nur bedingt möglich. Da jede Behinderungsart eine individuelle Anpassung der Arbeitsmittel erfordert, empfiehlt sich bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes die Orientierung am Einzelfall. Nur im Rahmen einer engen Zusammenarbeit zwischen Arbeitsplatzgestalter(in) und den betroffenen Menschen kann eine individuelle Anpassung der Arbeitsmittel und des Arbeitsplatzes gewährleistet werden. Der Mehraufwand für diese Art der Arbeitsplatzgestaltung zahlt sich letztendlich in einer verbesserten Möglichkeit der Leistungserbringung, geringeren Fehlzeiten und einer erhöhten Motivation des behinderten Mitarbeiters oder der behinderten Mitarbeiterin aus. Gesetzliche Hinweise zur Gestaltung behinderungsgerechter Arbeitsplätze finden sich z. B. im Arbeitsschutzgesetz. In 4 Allgemeine Grundsätze ist die Forderung enthalten, dass Gefahren für besonders schutzbedürftige Personen zu berücksichtigen sind. Dazu zählen unter anderem auch Jugendliche und behinderte Menschen (usw.). Nach Artikel 3 des Grundgesetzes ist es eine unzulässige Benachteiligung behinderter Menschen, sie bei beruflicher Befähigung, allein auf Grund ihrer Behinderung von der beruflichen Tätigkeit auszuschließen. In der Bildschirmarbeitsverordnung wird direkt Bezug auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen behinderter Menschen genommen. Dort heißt es in 4 Abs. 3: Von den Forderungen des Anhanges (Anm.: den technischen Anforderungen) darf abgewichen werden, wenn der Bildschirm-Arbeitsplatz entsprechend den jeweiligen Fähigkeiten der daran tätigen Behinderten unter Berücksichtigung von Art und Schwere der Behinderung gestaltet wird. D. h., wenn es für die ergonomische Gestaltung des Behindertenarbeitsplatzes notwendig ist, darf von den geltenden Gestaltungsregeln in Verordnungen, Richtlinien, Normen etc. abgewichen werden. Um nun für einen behinderten oder schwerbehinderten Menschen den richtigen Arbeitsplatz zu gestalten, sind einige Punkte zu beachten: - die möglichen Einschränkungen aufgrund der Behinderung und die Gesundheit der Person - die Qualifikation der Person - die Organisation, in welche die Person integriert werden soll und deren Aufgabebereiche - die Art der Tätigkeiten und die dafür notwendige Technik. 5

Bei der Planung von behinderungsgerechten Arbeitsplätzen muss eine ganzheitliche Betrachtung der genannten Bereiche im Vordergrund stehen. Zu Beginn der Arbeitsplatzgestaltung steht die Analyse der jeweiligen Behinderung und der Arbeitsanforderungen - Anforderungen und Möglichkeiten werden gegenübergestellt (siehe auch CCall Report Integration von Menschen mit Behinderungen in Call Center ). Ergeben sich keine Abweichungen, ist ein Einsatz des behinderten oder schwerbehinderten Menschen an einem Standardarbeitsplatz möglich, ansonsten ist der Arbeitsplatz für die jeweilige Person individuell umzugestalten. Dabei steht immer eine größtmögliche Reduzierung von Belastungen und Beanspruchungen im Vordergrund. Im Einzelnen sind folgende Schritte planend durchzuführen (Bild 1): 1. Zunächst sind geeignete Maßnahmen hinsichtlich der Arbeitsorganisation und des Arbeitsablaufes zu überprüfen, wie z. B. zusätzliche Arbeitspausen oder wechselnde Arbeitshaltungen durch Variation der Arbeitsaufgaben (siehe CCall Report Integration von Menschen mit Behinderungen in Call Center ) und Kapitel 3.1 Arbeitsaufgabe und Tätigkeit ). 2. Dann ist festzustellen, in wie weit und welche technischen Arbeitshilfen für die Erfüllung der Arbeitsaufgaben notwendig sind. (siehe Kapitel 2 Arbeitsmittel für <Verschiedene> behinder ) 3. Ist der eventuelle Bedarf an technischen Arbeitshilfen bekannt, kann die konkrete Gestaltung des individuellen Arbeitsplatzes und der unmittelbaren Arbeitsumgebung erfolgen. (siehe Kapitel 3.2 Gestaltung des Arbeitsplatzes und Kapitel 3.3 Flächen des Arbeitsplatzes und des Arbeitsraumes ) 4. An letzter Stelle folgt die Gestaltung der weiteren Arbeitsumgebung (siehe Kapitel 3.4 Barrierefreiheit ) Lässt sich mit den geplanten Maßnahmen die Beeinträchtigung durch die Behinderung vermutlich im Wesentlichen kompensieren, erfolgt die praktische Umsetzung der konkreten Gestaltungsmaßnahmen. Nach einer Gewöhnungs- und Einarbeitungsphase sollte eine Ü- berprüfung des Arbeitsplatzes erfolgen, um eventuelle Optimierungspotentiale auszuschöpfen. Ist nicht abzusehen, dass die Beeinträchtigung durch die Behinderung durch Gestaltungsmaßnahmen zu kompensieren ist, sollte der Einsatz des behinderten oder schwerbehinderten Menschen an einem anderen Arbeitsplatz mit anderen Arbeitsaufgaben in Betracht gezogen werden. Für die Gestaltung behinderungsgerechter Arbeitsplätze besteht eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten für z. B. Qualifikation, Arbeitsassistenz, Arbeitsmittel und -hilfen, bauliche Maßnahmen etc. zur Verfügung. Über Fördermöglichkeiten gibt der CCall Report 5 Behinderte Menschen im Call Center - Hilfen zur beruflichen Eingliederung detailliert Auskunft. 6

Analyse der Behinderungen und Arbeitsanforderungen ja Berücksichtigung nein Einsatz am vorgesehen Arbeitsplatz Organisation des Arbeitsablaufs Technische Arbeitshilfen Arbeitsplatzgestaltung Gestaltung Arbeitsumgebung ja Ausgleich der Beeinträchtigung nein andere Arbeitsaufgabe Durchführen der Maßnahme Einarbeitungsphase Erreichen der angestrebten Leistungen Bild 1: Ablaufmodell für die Gestaltung eines behinderungsgerechten Arbeitsplatzes [1] 7

2 Arbeitsmittel für <Verschiedene> behinderte Menschen gehbehinderte Menschen Eine Gehbehinderung erfordert die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit speziellem Mobiliar. Höhenverstellbare Tische ermöglichen die Unterfahrbarkeit durch Rollstühle. Wird der Arbeitsplatz im Schichtbetrieb durch mehrere Arbeitnehmer/Innen genutzt, ist darauf zu achten, dass die Höhenverstellung leicht und stufenlos zu betätigen ist. Günstige Rangierbewegungen für Menschen im Rollstuhl werden mit abgewinkelten Arbeitsflächenkombinationen erzielt. Da mit einer Gehbehinderung oft auch Einschränkungen des vertikalen und horizontalen Greifraums einhergehen, sollte auf eine optimale Anordnung aller Arbeitsmittel geachtet werden und wenn nötig, eine dritte Ebene am Arbeitstisch angebracht werden. Paternosterschränke und Aktenkarussells gewährleisten die Erreichbarkeit aller Schrankböden für den gehbehinderten Menschen. Auf optimale Eigenschaften sollte auch bei der Auswahl des Arbeitsstuhles geachtet werden. Bei Gehbehinderungen können Arthrodesenstühle sinnvoll sein. Sie verhindern aufgrund der Konstruktion der Sitzflächen verstärkte Belastungen des Hüftbereiches und unterstützen die Wirbelsäule optimal durch eine integrierte Neigeverstellung. Behinderungsgerechtes Arbeitsmobiliar eignet sich in ergonomischer Hinsicht oft ebenso für nichtbehinderte Arbeitnehmer/Innen. Ein derartig ausgestatteter Arbeitsplatz ist also in vollem Umfang nutzbar. sehbehinderte Menschen Sehbehinderte oder blinde Menschen benötigen zum Ausgleich ihrer visuellen Einschränkungen zusätzliche Hard- und Software. Da eine Vielzahl an Hilfsmitteln zur Verfügung steht, sollte sich die Ausstattung des Arbeitsplatzes an der Beeinträchtigung des behinderten Mitmenschen orientieren. Für sehbehinderte Menschen eignen sich Lupenbrillen, Lesegeräte, Vergrößerungsgeräte und spezielle Vergrößerungsprogramme. Um einer erhöhten Blendempfindlichkeit oder einem gesteigerten Helligkeitsbedürfnis gerecht zu werden sollte der Arbeitsplatz zusätzlich mit einer dimmbaren Zusatzleuchte ausgestattet werden. Ein Telefonapparat mit Großfeldtasten erleichtert das Wählen von Nummern. Blinde Menschen benötigen zusätzlich Ausgabesysteme wie z.b. Brailletastaturen und -drucker oder Sprachausgabesysteme. Hörbehinderte Menschen können sich oft mit Hilfe eines Hörgerätes verständigen. Da jedoch der Hörverlust durch diese oft nicht vollständig ausgeglichen werden kann, empfiehlt sich die zusätzliche Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Verstärkersystemen. Die Vernetzung mit anderen EDV-Arbeitsplätzen trägt außerdem zur Unabhängigkeit von lautsprachlicher Kommunikation bei. Es muss jedoch beachtet werden, dass die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit zusätzlichen technischen Hilfsmitteln einen höheren Platzaufwand erfordert als ein Standardarbeitsplatz. Die speziell für behinderte und schwerbehinderte Menschen eingerichteten Arbeitsplätze sind aber auch in vielen Fällen auch für Nichtbehinderte nutzbar. Bei der Gestaltung eines Arbeitsplatzes für behinderte und schwerbehinderte Menschen unterstützen die Bundesanstalt für Arbeit durch ihre Landesämter und örtlichen Arbeitsämter sowie die Integrationsämter den Arbeitgeber. Während die örtlichen Arbeitsämter Hilfestellung bei der Arbeitsplatzgestaltung im Zusammenhang mit Neueinstellungen bieten und technische Fragen bei der Umgestaltung von Arbeitsplätzen beantworten, unterstützen die Integrationsämter bei der Beschaffung der spezifischen Geräte zur Arbeitsplatzausstattung und bei der Anpassung vorhandener Arbeitsplätze an die spezifischen Anforderungen der Behinderung. Die Anbieter ergonomischer und behinderungsgerechter Hilfsmittel bieten ebenfalls Beratung und Unterstützung bei der Anpassung des individuellen Arbeitsplatzes an. Zusätzlich sollte der behinderte oder schwerbehinderte Mensch bei der Auswahl der Ar- 8

beitsmittel und der Gestaltung des Arbeitsplatzes integriert werden, um eigene Vorlieben bei der Auswahl mit einbringen zu können und sich mit dem Gebrauch der Hilfsmittel und der Benutzung des Mobiliars vertraut zu machen. Informationen zur Produktbeschreibung Die folgende Übersicht gliedert die vorgestellten Arbeitsmittel nach ihrem Verwendungszweck. Es wird eine Übersicht über die wichtigsten Erzeugnisse zur behinderungsgerechten Arbeitsplatzgestaltung für gehbehinderte, sehbehinderte und hörbehinderte Menschen gegeben. Die Beschreibung der Arbeitsmittel erfolgt in Produktgruppen, in welchen Hilfsmittel mit gleicher Funktionsweise und damit Verwendungszweck, ähnlicher Konstruktion und Bedienung sowie vergleichbaren technischen Daten zusammengefasst sind. Die beschriebenen Arbeitsmittel sind Serienerzeugnisse für behinderte und schwerbehinderte Menschen, können aber durch den Anbieter auf die Person individuell angepasst werden. Die Darstellung der Produktgruppen gliedert sich in folgende Abschnitte: Die Überschrift benennt die Produktgruppe des Arbeitsmittels. Die zur Veranschaulichung dargestellten Bilder stammen aus den Prospektmaterialien der Anbieter. Die Auswahl der Bilder erfolgt nicht zur Wertung, Bevorzugung oder Hervorhebung gegenüber anderen Produkten, sondern dient lediglich der beispielhaften Information. Während der Einsatzbereich Hinweise auf den Behinderungstyp gibt, für den die vorgestellte Produktgruppe hauptsächlich nutzbar ist, erläutert die Beschreibung die Funktion sowie den Aufbau des dargestellten Arbeitsmittels. Die in der Übersicht angeführten Preisspannen dienen zur Orientierung und beziehen sich auf Angaben der Hersteller bzw. Anbieter. Die auffälligen Preisschwankungen ergeben sich aufgrund der stark differierenden Ausstattungsmerkmale. Auf eine Auswahl von Anbietern wird mit der Angabe des Firmennamens verwiesen, unter welchem man im Kapitel 4.1 Bezugsquellen Arbeitsmittel die vollständige Anschrift findet. Die Firmen werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. 9

2.1 Arbeitsmittel für gehbehinderte Menschen 2.1.1 Arthrodesen-Bürodrehstühle Bild 2: von Anbieter Grahl Bild 3: von Anbieter Meyra Einsatzbereich: Arthrodesenstühle verhindern aufgrund der Konstruktion der Sitzflächen verstärkte Belastungen des Hüftbereiches und Unterstützen die Wirbelsäule optimal durch eine integrierte Neigeverstellung der Rückenlehne und sind somit für Menschen mit Gehbehinderungen geeignet. Beschreibung: Arthrodesenstühle sind Spezialstühle mit dreiteiliger, getrennt voneinander neigbarer und abklappbarer Sitzfläche. Die Rückenlehne ist wahlweise mit langem oder kurzem Rücken sowie mit verstellbarer Bandscheibenstütze oder ergonomischer Lehne erhältlich. Um behinderten Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich gefahrlos zu setzen, aufzustehen oder vom Rollstuhl umzusteigen, empfiehlt sich die zusätzliche Ausstattung des Stuhles mit einer Feststellbremse. Optional erhältlich sind außerdem Beinauflagen für Menschen mit Beinbeschwerden. Preisspanne: 315 2000,- Euro Anbieter: Drabert GmbH, Euroflex System GmbH, Grahl GmbH, Meyra, Orthpedia GmbH, Peter Endres GmbH, Thomashilfen, Top Office Vertrieb GmbH, Weißenstein Behindertensysteme, Werktec Vertriebs GmbH 10

2.1.2 Arbeitstische Bild 4: von Anbieter Assmann Bild 5: von Anbieter Voko Einsatzbereich: Ergonomische bzw. behinderungsgerechte Arbeitstische ermöglichen gehbehinderten Menschen und Menschen im Rollstuhl das selbstständige Arbeiten am Bildschirmarbeitsplatz Beschreibung: Die Arbeitstische sind der jeweiligen Behinderung entsprechend auszuwählen und individuell anzupassen. Dabei sind die Körpermaße, Einschränkungen im vertikalen und horizontalen Greifraum sowie die Unterfahrbarkeit durch einen Rollstuhl zu beachten. Da die Tischhöhe individuell einstellbar sein sollte, werden höhenverstellbare Tische mit einem Verstellbereich von 550-850 mm empfohlen. Hierbei ist zu beachten, dass die Höhenverstellung stufenlos und leicht zu betätigen ist. Bei Bedarf kann man auf eine elektromotorische Höhenverstellung zurückgreifen. Um die Unterfahrbarkeit des Arbeitstisches für Menschen im Rollstuhl zu gewährleisten, sollte das Beinraummaß an der Tischvorderkante 69 cm Höhe, in 30 cm Tiefe 67cm und in 60 cm Tiefe 30 cm Höhe betragen. Die Mindestbeinraumbreite sollte 90 cm betragen. Es bieten sich hierfür Tischgestelle mit C-Fuß an, die den Beinraum nicht beeinträchtigen. Günstige Rangierbewegungen für Menschen im Rollstuhl entstehen bei abgewinkelten Arbeitsflächenkombinationen (z.b. 45 ). Um Einschränkungen im vertikalen und horizontalen Greifraum entgegenzuwirken, bietet sich der Einsatz einer zusätzlichen dritten Ebene an. Preisspanne: 1000 4000,- Euro Anbieter: Assmann, Ceka, Dyes, Fortschritt, Herman Miller, König&Neurath, Schärf, Vario, Voko, Werndl, Wini 11

2.1.3 Schränke / Regale Bild 6: von Anbieter Weißenstein Systeme für behinderte Menschen Bild 7: von Anbieter SchäferShop Einsatzbereich: Selbstständiges Arbeiten wird für gehbehinderte Menschen durch höhenverstellbare Regale bzw. Paternosterschränke ermöglicht. Beschreibung: Da Arbeitsmittel für den gehbehinderten Menschen erreichbar sein müssen, werden bei größeren Aktenmengen Aktenkarussells und Paternosterregale bzw. schränke empfohlen. Bei Paternosterregalen sind die Fächer mit einem speziellen System im Schrank bzw. Regal aufgehängt, welches es erlaubt, die Fächer entweder nach oben oder nach unten fahren zu lassen, um jede Regalhöhe in den Greifbereich bringen zu können. Die Steuerung erfolgt über eine Bedientastatur am Möbel oder über eine Infrarot-Steuerung. Bei höhenverstellbaren Regalsystemen ist meist eine Ablagefläche integriert, deren Höhe individuell auf den Nutzer angepasst werden kann. Bei Aktenkarussells oder einfachen Regalen empfiehlt sich eine maximale Höhe von 160 cm (4 Ordnerhöhen), um das Erreichen der Fächer für den behinderten Menschen zu gewährleisten. Schränke mit Flügeltüren sind weniger geeignet, da die Türen in den Bewegungsraum des gehbehinderten Menschen hineinragen können. Es bieten sich Rollladenschränke, Schiebetürenschränke sowie offene Regale an. Preisspanne: 175 6.000,-Euro Anbieter: Weißenstein Behindertensysteme, Lauen, SchäferShop GmbH 12

2.2 Arbeitsmittel für sehbehinderte Menschen 2.2.1 Fernrohr- und Lupenbrillen Bild 8: von Anbieter Low Vision Bild 9: von Anbieter Carl Zeiss Einsatzbereich: Sehhilfen für Lesetätigkeiten von sehbehinderte Menschen mit extremer Sehschwäche oder Fehlsichtigkeit Beschreibung: Fernrohr- und Lupenbrillen dienen als Sehhilfen für den Nah- oder Fernbereich. Fernrohrlupensysteme sind optische Systeme, die aus mindestens zwei Linsen bestehen und im Grunde Fernrohre sind, die auf kurze Entfernungen eingestellt wurden. Man unterscheidet Kepler- und Galileisysteme, wobei Keplersysteme noch ein zusätzliches Bildumkehrsystem (meistens aus Prismen zusammengesetzt) enthalten, während Galileisysteme einfacher konstruiert sind und von vorneherein ein aufrechtes Bild erzeugen. Allerdings ist die erreichbare bzw. sinnvoll nutzbare Vergrößerung bei Galilei- Systemen auf ca. 2-3 x beschränkt, während Kepler-Systeme auch die doppelte Leistung erreichen können. Fernrohrlupensysteme werden fest vor dem Auge in einem speziellen Systemträger montiert, der entweder als Stirnreif am Kopf oder aber wie ein Brillengestell getragen wird. Dabei sind sowohl monokular (einäugig) als auch binokular (beidäugig) nutzbare Konstruktionen möglich. Die individuelle Anpassung der Fernrohrlupensysteme erfolgt über den Augenoptiker. Preisspanne: 80 1250,- Euro Anbieter: A. Schweizer GmbH, Carl Zeiss, Eschenbach Optik GmbH, Oculus Optikgeräte GmbH, Senio GmbH 13

2.2.2 Videoteleskope Bild 10: von Anbieter Baum Einsatzbereich: Videoteleskope dienen als Mobilitäts- und Orientierungshilfe Beschreibung: Videoteleskope helfen bei der Orientierung und Mobilität in Gebäuden sowie im Freien. Die flexiblen Einsatzmöglichkeiten unterstützen den sehbehinderten Menschen, Einschränkungen am Arbeitsplatz zu überwinden. Da das Gerät weit entfernte Objekte erkennbar macht, dient es zur Orientierung auf dem Arbeitsweg, bei der Suche von Ordnern oder Kundenmappen im Regal, beim Nachvollziehen von Vorgängen auf den Computern von Kolleg/Innen etc. Ein Autofokus regelt den Schärfeausgleich aufgrund unterschiedlicher Entfernungen. Der 20-fache Zoombereich ermöglicht auf Tastendruck den Wechsel vom Überblick zum Detail, der Kontrast kann in vier Stufen individuell angepasst werden, und die unterschiedliche Umgebungshelligkeit wird in einem weiten Regelbereich ausgeglichen. Preisspanne: - Anbieter: Baum Retec AG 14

2.2.3 Bildschirmlesegerät mit Großschriftdarstellung Bild 11: von Anbieter Baum Bild 12: von Anbieter Frank Audiodata Einsatzbereich: Bildschirmlesegeräte für hochgradig sehbehinderte Menschen wie z.b. Menschen mit den häufig auftretenden Symptomen der Makuladegeneration (schrittweiser Verlust des zentralen Sehfeldes) sowie Retinis Pigmentosa (Tunnelblick, Einengung des Gesichtsfeldes) Beschreibung: Das elektronische Lesegerät für hochgradig sehbehinderte Personen hat eine Multicolor-Funktion und dient dem Lesen und Betrachten von Schriftgut oder Bildvorlagen sowie dem Ausfüllen von Formularen etc. Hierbei wird das Lesegut mit einer Videokamera aufgenommen und auf einem Bildschirm vergrößert dargestellt. Es kann dadurch eine bis zu 60-fache Vergrößerung erzielt werden. Am Bildschirmarbeitsplatz ist es sinnvoll, PC und Lesegerät über einen Bildschirm widerzugeben. Als Zusatzausrüstung bieten sich Netzgerät, Führungshilfe, Color-Box (individuelle Farbwahl am externen Farbmonitor) und ein Sprachausgabesystem an. Preisspanne: 800 5.000,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, B&M Ingenieurbüro GmbH, Cosy GmbH, Dr. Lang Reha- Technik, Eschenbach Optik GmbH, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, Geis, Novotech GmbH, Reinecker Reha-Technik GmbH, Tagarno Deutschland GmbH, Telesensory, Tieman GmbH 15

2.2.4 Bildschirmlesegerät, tragbar Bild 13: von Anbieter Baum Bild 14: von Anbieter Low Vision Einsatzbereich: Ein tragbares Bildschirmlesegerät ist ein mobiles Vergrößerungsgerät für sehbehinderte Menschen, denen z. B. der Kontrast oder die Vergrößerung durch optische Hilfen nicht ausreichen. Beschreibung: Die Vergrößerung wird bei einem tragbaren Bildschirmlesegerät auf elektronischem Wege erzielt. Die Kamera befindet sich entweder im Boden des Gerätes, oder aber sie wird von Hand ähnlich wie eine Computermaus über die Vorlage geführt. Das vergrößerte Bild wird auf dem Bildschirm dargestellt. Preisspanne: 1250 3150,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, Dr. Lang Reha-Technik, Frank Audiodata, Low Vision, Novotech GmbH, Reinecker Reha-Technik GmbH, Tieman GmbH 16

2.2.5 Vergrößerungssysteme Bild 15: von Anbieter Baum Bild 16: von Anbieter Baum Einsatzbereich: Bildschirmarbeit für sehbehinderte Menschen Beschreibung: Vergrößerungssysteme sind Systeme zur Vergrößerung von Text und Grafik auf dem Bildschirm in Verbindung mit einem Kamerasystem, bestehend aus Interface-Karte, Software und Maus. Die Bestätigung des Programms erfolgt ausschließlich über die Maus. Vorlagen werden über eine hochauflösende Farbkamera zusammen mit dem PC-Programm auf demselben, beliebig teilbaren Bildschirm dargestellt. Schriftstücke von schlechter Qualität werden durch künstliche Bildeinfärbung lesbar. Vergrößerungssysteme verfügen über eine integrierte Bewegungserkennung, eine 4-40fache stufenlose Vergrößerungsmöglichkeit, automatische Schärferegulierung und über eine Orientierungshilfe, die bei starken Vergrößerungen das Auffinden des Ausschnittes auf dem Originaldokument erleichtert. Preisspanne: 2000 5.000,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, B&M Ingenieurbüro GmbH, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, Reinecker Reha-Technik GmbH, Telesensory 17

2.2.6 Vergrößerungssoftware Bild 17: von Anbieter Tieman Einsatzbereich: Bildschirmarbeit für hochgradig sehbehinderte Menschen Beschreibung: Ein Vergrößerungsprogramm ist eine speziell für hochgradig sehbehinderte Menschen entwickelte Software, die den Inhalt des PC-Bildschirmes vergrößert. Die meisten Vergrößerungsprogramme arbeiten mit allen gängigen Windows Programmen. Sie sind über die PC-Tastatur steuerbar und alle Einstellungen können über eine einfache Windows Systemsteuerung vorgenommen werden. Die Vergrößerungsstufen reichen von 2 bis 32fach. Bildschirmteilung, Lupenfunktion und Laufschriftmodus sind in der Vergrößerung möglich. Ebenfalls regelbar sind Helligkeit, Kontrast und Farbseinstellungen. Fast alle Programme sind mit Grafikkarten kompatibel, die auf der Microsoft Kompatibilitätsliste für Windows stehen. Als Zusatzausrüstung bieten sich Sprachausgaben sowie Kamerasysteme an, welche Vorlagen, die nicht als Datei vorliegen, vergrößert auf dem Bildschirm darstellen. Preisspanne: 800 5.000,- Euro Anbieter: ABP GmbH, Aradis GmbH, Baum Retec AG, B&M Ing. Büro GmbH, Deininger, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, Incap GmbH, Novotech GmbH, Reinecker Reha-Technik GmbH, Tieman GmbH 18

2.2.7 Software mit Sprach- und Brailleausgabe Bild 18: von Anbieter Frank Audiodata Einsatzbereich: Bildschirmarbeit für hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Spezielle Softwareprogramme für sehbehinderte und blinde Menschen bieten eine Benutzeroberfläche, die den sehgeschädigten Anwenderlinnen das Internet und eine Vielzahl gängiger Windows-Programme über Sprachund Brailleausgabe sowie Großschrift komfortabel zugänglich macht. Die Steuerung von Sprache, Braille und Großschrift erfolgt meist über die Maus oder eine so genannte Kommandozentrale. So kann die PC-Tastatur in vollem Umfang für die Anwendungsprogramme genutzt werden. Auch der ursprüngliche Bildschirmaufbau bleibt erhalten. Die uneingeschränkte Zusammenarbeit mit sehenden Kolleg/Innen ist somit selbstverständlich. Preisspanne: 2000 5.000,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, B&M Ingenieurbüro GmbH, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, Reinecker Reha-Technik GmbH, Telesensory, Tiemann 19

2.2.8 Software zur Nutzung des Internets Einsatzbereich: Zugang zum Internet und zur elektronischen Post für hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Eine Internetsoftware für sehbehinderte und blinde Menschen benötigt als Grundlage den Microsoft Internet Explorer. Die Transformationssoftware öffnet sich automatisch beim Starten des Internet Explorers und zeigt den Inhalt einer Internetseite (auch grafische Elemente und Tabellen) in einem separaten, übersichtlich gestalteten Textfenster an. Durch Verwendung der speziellen Softwareprogramme für sehbehinderte und blinde Menschen wird dieses Textfeld nun durch Großschrift, die Übersetzung in Braille oder Sprachausgabe zugänglich gemacht. Preisspanne: kostenloser Download Anbieter: Frank Audiodata 20

2.2.9 Software zur Interaktion zwischen sehbehinderten und sehenden Menschen Einsatzbereich: Sehende beantworten Fragen von sehbehinderten und blinden Menschen bei der Übersetzung von handschriftlichen Text, der Erklärung von grafischen Informationen oder Schildern und Beschriftungen. Beschreibung: Da selbst die modernsten Lesegeräte für behinderte Menschen weder handschriftlichen Text noch grafische Informationen übersetzen können, helfen das Internet oder ein lokales Netzwerk als Infrastruktur und eine Gruppe von freiwilligen sehenden Helfer/Innen bei der Lösung dieser Probleme. Der sehbehinderte bzw. blinde Mensch kann mittels der Software Fragen stellen, die von einem Sehenden beantwortet werden. Als Systemvoraussetzungen dienen für den Fragenden ein PC, ein Internetanschluss sowie ein technisches Hilfsmittel zum Lesen des Bildschirms (z.b. Braille- Zeile oder ein Sprachausgabesystem). Der Sehende benötigt lediglich einen PC sowie einen Internetzugang. Eine Optimierung erhält man durch die zusätzliche Verwendung einer Soundkarte und eines Headsets mit Mikrofon sowie durch den Einsatz eines Scanners für den sehbehinderten bzw. blinden Fragenden. Die Software gibt es als Internetversion oder als LAN- Version für Unternehmen, die blinde oder stark sehbehinderte Mitarbeiter/Innen beschäftigen. Preisspanne: kostenloser Download Nach einer Testphase zahlen Sie einen Minutenbetrag für die Nutzung der Software. Die Preise für die Minutennutzung sowie für die LAN-Version stehen noch nicht fest. Anbieter: Frank Audiodata 21

2.2.10 Scanner mit Sprachausgabe Bild 19: von Anbieter Frank Audiodata Bild 20: von Anbieter Baum Einsatzbereich: Ein Scanner mit Sprachausgabe dient als Vorlesesystem für hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Texte jeder Art werden mittels Scanner eingelesen und anschließend von einer Computerstimme vorgetragen. Die Sprachausgabe erfolgt über einen Lautsprecher oder Kopfhörer. Die ausgereifte Texterkennung berücksichtigt dabei unterschiedliche Schriftarten, Normal-, Kursiv- und Fettdruck sowie Textspalten. Mit Hilfe der integrierten Software ist es möglich, die gescannten Texte zu überarbeiten und zu archivieren. Texte werden auf Wunsch komplett, zeilen- oder wortweise vorgesprochen. Sprachgeschwindigkeit, Tonhöhen und Betonung uvm. sind auf die jeweiligen Bedürfnisse einstellbar. Als Sonderausstattung sind Braillezeile und Modem möglich. Preisspanne: 3000 5.000,- Euro Anbieter: Aradis GmbH, Baum Retec AG, BeTa GmbH, B&M Ingenieurbüro GmbH, Deininger, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, HEDO Reha- Technik GmbH, IBM Deutschland GmbH, Ludwig Becker Orthopedic, Novotech GmbH, Reha Media GmbH, Rehakomm, Reinecker Reha-Technik GmbH, SynPhon GmbH, Tieman GmbH 22

2.2.11 Lesegeräte mit Sprachausgabe, tragbar Bild 21: von Anbieter Baum Einsatzbereich: mobiles Vorlesegerät für blinde- bzw. sehbehinderte Menschen Beschreibung: Ein tragbares Lesegerät besteht aus 4 Komponenten, die in einem Gehäuse vereint sind. Der integrierte Handscanner liefert das Bild des erfassten Textes an die Texterkennung, welche die im Bild enthaltene Schrift in Text umsetzt. Dieser wiederum wird an die Sprachausgabe weitergeleitet, welche den Text in hörbare Sprache umwandelt. Es können alle gedruckten Texte gelesen und die Zeilen einzeln oder zusammenhängend widergegeben werden. Ein mobiles Lesegerät kann jedoch handschriftliche Aufzeichnungen sowie Grafiken nicht erkennen. Das Gerät kann an einen PC angeschlossen werden, um die eingescannten Texte auch am PC weiterverarbeiten zu können. Preisspanne: 2000 3000,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, Novatech GmbH, Optron 23

2.2.12 Telefonapparate mit Großfeldtasten Bild 22: von Anbieter Telekom Einsatzbereich: Erleichtert das Bedienen des Telefons für sehbehinderte Menschen. Beschreibung: Telefonapparate für sehbehinderte Menschen zeichnen sich durch beleuchtete Großtasten mit fühlbarem Druckpunkt aus. Tonruf, Hörer- und Lautsprecherlautstärke sind über große Schieberegler einstellbar. Durch integrierte Magnetfelderzeuger sind die Telefonapparate ebenfalls für Menschen mit Hörgeräte geeignet. Preisspanne: 40 300,- Euro Anbieter: Audioline GmbH, Mediswitch GmbH, Pragma GmbH, Senio GmbH, Telekom AG 24

2.2.13 Telefonapparate mit Sprachwahl Einsatzbereich: Erleichtert das Bedienen des Telefons für sehbehinderte Menschen. Beschreibung: Ein Telefon mit integrierter Sprachwahl ermöglicht das Wählen von bis zu hundert gespeicherten Telefonnummern mittels Sprache. Ebenso ist das Telefonieren bei aufgelegtem Hörer möglich, jedoch muss hierfür erst die entsprechende Taste am Telefon betätigt werden. Eine Erweiterung ermöglicht dieses jedoch ohne Bedienung der Standardtasten. Ein zusätzlich angeschlossener Sensor ermöglicht die Sprachwahl beliebiger Nummern, die nicht im Speicher hinterlegt sind. Dies ist sonst nur über die Tastatur möglich. Preisspanne: 125 200,- Euro Anbieter: Telekom AG, TfB GmbH 25

2.2.14 ISDN-Displayausgabe Einsatzbereich: Ein zusätzliches Programm ermöglicht sehbehinderten und blinden Menschen die Nutzung der Vorteile von ISDN Beschreibung: Da die meisten ISDN-Telefone über Menüführung programmiert werden, war es sehgeschädigten Menschen bisher nicht möglich, das Gerät zu bedienen. Über die Tasten am Apparat kann das Telefon normal bedient werden. Das Zusatzprogramm zeigt die Änderungen am Display (z.b. Rufnummern von ankommenden Gesprächen) über die speziellen Hilfsmittel für blinde Menschen an (Braille, Sprachausgabe). Das Programm öffnet sich bei Anrufen automatisch. Es bietet zusätzlich die Wahl von Rufnummern aus dem PC, aus Klicktel, aus den Kontakten von Microsoft Outlook und der DeTeMedien CD Telefonbuch für Deutschland und unterschiedliche Schnittstellen zu anderen Programmen. Das Programm ist ein Windows-Programm, welches über die Windows Tapi-Schnittstelle auf ein dafür vorgesehenes Telefon zugreifen kann. Als Anbieter von Telefonapparaten mit Tapi-Schnittstelle stehen Alcatel, Hagenuk, Siemens und Telekom zur Verfügung. Preisspanne: 45-195,- Euro Anbieter: Frank Audiodata 26

2.2.15 Telefonie-Arbeitsplätze Bild 23: von Anbieter Audiodata Einsatzbereich: Telefonielösungen ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen professionelles und leistungsfähiges Arbeiten Beschreibung: Telefonielösungen setzen auf der Telekommunikations-, Hard- und Software von DeTeWe, Alcatel, Siemens und anderen führenden Herstellern auf. Durch den Einsatz der Standardprogramme der Telefonhersteller für sehbehinderte und blinde Mitarbeiter/Innen ist die volle Integration erreicht. Die Bildschirmausgabe wird für blinde Menschen durch eine synthetische Sprachausgabe und eine Braillezeile, für Mitarbeiter/Innen mit Restsehvermögen zusätzlich durch eine vergrößerte Darstellung des Bildschirminhalts ersetzt. Eine zugehörige Software wandelt den Bildschirminhalt klar strukturiert und übersichtlich in Text um. Für die Orientierung auf dem Bildschirm sorgt die Taktil-Akustische Seitenorientierung, die mittels horizontaler und vertikaler Schieber in Verbindung mit Orientierungstönen ein schnelles Navigieren und die punktgenaue Ansteuerung von Bildschirminhalten ermöglicht. Ein optionales elektronisches Telefonbuch erlaubt die uneingeschränkte Bedienung einer an den PC angeschlossenen unterstützten Telefonanlage und den Zugriff auf eine Datenbank mit frei definierbaren Masken, Feldern etc. Sämtliche Vermittlungsfunktionen wie die Annahme von Anrufen, Wählen und Vermitteln etc. werden ermöglicht. Die Datenbank erlaubt Suchfunktionen und das direkte Wählen vom PC aus. Die Anzeigen der Telefonanlage und die Einträge der Datenbank erscheinen auf dem PC-Monitor und sind über die synthetische Sprachausgabe, Braille und Großschrift zugänglich. Da die Ausstattung mit Hilfsmitteln optional sind, bleiben die Arbeitsplätze auch für nichtbehinderte Mitarbeiter/Innen in vollem Umfang nutzbar. Preisspanne: ab 10.000 Euro Anbieter: Baum Retec AG, F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, IGEL, KTS, Novotech GmbH, Siemens Nixdorf AG, TFM 27

2.2.16 Braille-Daten-Aufzeichnungsgeräte Bild 24: von Anbieter Flusoft Einsatzbereich: Mobiles Aufzeichnungsgerät für sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Ein Braille-Daten-Aufzeichnungsgerät ermöglicht mobiles Arbeiten. Es bietet eine einfache, aber vielfältige Textverarbeitung, eine Adress- und Listenverwaltung, einen Terminkalender sowie Terminalarm, Taschenrechner, Uhr und Datumsansage. Die Eingabe erfolgt in Vollschrift oder Computerbraille mittels einer Brailletastatur. Die eingebaute Sprachausgabe ist in Tonhöhe und Geschwindigkeit individuell regelbar. Der Speicherplatz beträgt über 20 MB und eine serielle Schnittstelle ermöglicht den Datenaustausch zum PC. Preisspanne: 300 1.500,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, F.H. Papenmeier GmbH, Flusoft,.Frank Audiodata, KTS 28

2.2.17 Personalcomputer mit Braille- und Sprachausgabe Bild 25: von Anbieter Baum Bild 26: von Anbieter Tieman Einsatzbereich: Bildschirmarbeit für sehbehinderte Menschen, denen Mobilität und Flexibilität wichtig ist. Ein Notebook kommt ebenfalls dort zum Einsatz, wo geringer Platzbedarf und einfache Bedienung im Vordergrund stehen. Beschreibung: Ein Laptop für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen setzt sich zusammen aus einem 40-zelligen Brailleausgabemodul und einem Notebook, welches auf die Brailletastatur aufgesetzt und mit ihr verbunden wird, so das beide Geräte eine handliche Einheit bilden. Der Anschluss an das Notebook erfolgt über eine serielle Schnittstelle, die Softwareverbindung zwischen Laptop und Braillezeile erfolgt über ein zugehöriges Programm. Preisspanne: 8.000 12.500,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, Frank Audiodata, HEDO Reha-Technik GmbH, Ludwig Becker, SynPhon GmbH, Tieman GmbH 29

2.2.18 PC - Tastaturen mit Braille-Zeile Bild 27: von Anbieter Tieman Einsatzbereich: Bildschirmausgabe in Brailleschrift für sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Die behinderungsgerechte Tastatur besteht aus einer Braillezeile und einer dahinterliegenden Tastatur. Auf der linken Seite sind die Steuerelemente, wie z.b. 12er-Tastenblock, Zeilenschieber, Lautstärke- und Tonregler angeordnet. Preisspanne: 3000 12.500,- Euro Anbieter: Aradis GmbH, B&M Ingenieurbüro GmbH, Baum Retec AG, Deininger, F.H.Papenmeier GmbH, Flusoft, Frank Audiodata, Handy Tech GmbH, HEDO Reha-Technik GmbH, Ludwig Becker, Novatech GmbH, SynPhon GmbH, Tieman GmbH 30

2.2.19 Braille-Eingabe-Tastaturen Bild 28: von Anbieter Papenmeier Einsatzbereich: Tastatur zur Eingabe von Texten in den PC mittels Brailleschrift für sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Üblicherweise benutzen blinde PC-Benutzer/Innen die PC-Tastatur. Dennoch gibt es zahlreiche Einsatzgebiete, in denen eine spezielle Braille- Tastatur sehr hilfreich ist (Schreiben von Kurzschrift). Eine Braille-Tastatur kann wie eine herkömmliche PC-Tastatur benutzt werden, deren Funktionen vollständig übernommen und ersetzt werden. Die Installation der Braille-Tastatur erfolgt durch das Anschließen an die Tastatur-Schnittstelle am PC. Jedoch ist auch eine parallele Nutzung der Tastaturen durch das Anschließen der Braille-Tastatur an die PC-Tastatur möglich. Die Einstellung der Tastatur erfolgt über die serielle Schnittstelle des PC. Preisspanne: 1250 2000,- Euro Anbieter: F.H. Papenmeier GmbH, Frank Audiodata, HandyTech Elektronik GmbH, Ing. Büro Dr. E. Seveke 31

2.2.20 Spracherkennungssysteme für PC Einsatzbereich: Spracheingabesystem für sehbehinderte, blinde und körperbehinderte Menschen zur Eingabe von Texten und zum Bedienen des PC s ohne Tastatur und Maus. Beschreibung: Spracheingabesysteme dienen zur Steuerung der Windows- und Programmoberfläche und zur Umwandlung von gesprochener Sprache in geschriebenen Text. Es können Kontrollbefehle, Mausbewegungen, Geschäftskorrespondenz sowie Tabellenkalkulationen allein über die Stimme ausgeführt werden. Spracherkennungssysteme verfügen über einen aktiven Wortschatz bis zu 128.000 Wörtern und können dem individuellen Vokabular angepasst werden. Durch das Sprechen der Befehle in ein Mikrofon werden diese vom Computer ausgeführt. Texte oder Zahlen können direkt in die Anwendung diktiert, korrigiert oder formatiert werden. Preisspanne: 50 1000,- Euro, bei individueller Anpassung bis zu 10.000 Euro Anbieter: ABP GmbH, Dragon Systems Inc, IBM Deutschland GmbH, IGEL, Philips GmbH, TFM 32

2.2.21 Sprachausgabe für den PC Bild 29: von Anbieter HandyTech Einsatzbereich: Bildschirmarbeit für hochgradig sehbehinderte oder blinde Menschen Beschreibung: Universelle Sprachausgabegeräte für Computer sind individuell nutzbar. Der geschriebene Text wird in synthetische oder natürliche Sprache umgesetzt und über eine serielle Schnittstelle übertragen. Lesefunktionen wie das Lesen des vollständigen Bildschirms, der Textkapitel, Absätze, Sätze, Wörter oder Buchstaben vorwärts wie rückwärts- und Sprechfunktionen mit Satzzeichen, mit Ansage von Großbuchstaben und Buchstabieren sind möglich. Fortlaufende Texte werden mit Satzmelodie vorgelesen. Tonlage und Dynamik sind veränderbar. Sprachausgaben sind als separates Gerät, als Steckkarten für den PC und als Softwarelösungen erhältlich. Die Softwarelösung benötigt eine Soundkarte im PC. Sprachausgabegräte sind zur Steigerung der Mobilität und Flexibilität ebenfalls in Verbindung mit einem Laptop nutzbar. Preisspanne: 200 2000,- Euro Anbieter: Baum Retec AG, dib Elektronik, Epitech GmbH, ETeX-Sprachsynthese AG, F.H. Papenmeier GmbH, Flusoft, Frank Audiodata, HandyTech Elektronik GmbH, IBM Deutschland GmbH, Incap GmbH, Ludwig Becker, Reha Media GmbH 33

2.2.22 Braille-Drucker Bild 30: von Anbieter Papenmeier Bild 31:von Anbieter Brailletec Einsatzbereich: Dokumentenerstellung und Ausgabe in Brailleschrift für blinde Menschen Beschreibung: Braille-Drucker stanzen die Braille-Zeichen auf Spezialpapier. Sie sind als Geräte mit Endlospapier- sowie mit Einzelblattzuführung erhältlich. Wahlweise kann das Papier ein- bzw. doppelseitig bedruckt werden. Die Einstellungen am Braille-Drucker können über die mit Braille-Schrift markierten Tasten oder über ein im Lieferumfang enthaltenes Windows- Programm vorgenommen werden. Der Drucker verfügt über eine interne Sprachausgabe, die den Benutzer bei der Einstellung oder beim Drucken unterstützt. Durch das Programm Winbraille kann direkt in Blinden-, Volloder Kurzschrift aus den Windowsprogammen (z.b. Word oder Excel) gedruckt werden. Ein zusätzliches Programm ermöglicht die Umwandlung von Grafiken in Punktschrift. Die technisch bedingte Geräuschentwicklung lässt sich durch eine Schalldämm-Box reduzieren. Preisspanne: 2000 5.000,- Euro Anbieter: Blista-Brailletec, F.H. Papenmeier GmbH, Ludwig Becker, Novatech GmbH, Tieman GmbH 34

2.2.23 Taktile Drucker Einsatzbereich: Dokumentenerstellung für sehbehinderte und blinde Menschen Beschreibung: Durch das Kopierverfahren lassen sich, relativ einfach und ohne größeren technischen Aufwand, taktile Abbildungen erzeugen. Die darzustellenden Informationen werden mittels eines Kopierers auf ein mit einer thermoplastischen PVC-Schicht versehenes Spezialpapier aufgebracht. Als Kopierer sind Geräte, die ein so genanntes kaltes Kopierverfahren verwenden, geeignet. In einem zweiten Arbeitsschritt werden die kopierten Schwellpapierseiten im taktilen Drucker so erwärmt, dass die Beschichtung aufquillt. Hierbei erhitzen sich zuerst die geschwärzten Bereiche und dehnen sich somit schneller aus. Taktile Abbildungen sind bei entsprechender Beschriftung sowohl von blinden als auch von sehbehinderten Menschen nutzbar. Preisspanne: 500 1000,- Euro Anbieter: Blista-Brailletec, Flusoft 35

2.3 Arbeitsmittel für hörbehinderte Menschen 2.3.1 Telefon-Lauthöreinrichtung Bild 32:von Anbieter Humantechnik Bild 33: von Anbieter Bühner & Schaible Einsatzbereich: Telefon-Lauthöreinrichtungen verstärken die Stimme des Gesprächsteilnehmers oder der Gesprächsteilnehmerin beim Telefonieren Beschreibung: Verstärker-Zusatzgeräte werden zwischen Telefonhörer und Grundgerät gesteckt und sind damit bereits fertig installiert. Das Gerät ermöglicht eine bis zu 8fache Verstärkung der Stimme beim Telefonieren und ist ebenfalls zum Mithören mehrerer Personen geeignet. Die Lauthöreinrichtung bietet eine stufenlose Lautstärkenregelung und eine Klangregelung für den Hochund Tieftonbereich. Die Stromversorgung des Verstärkers erfolgt über ein Netzgerät oder Batterien. Als Zusatzausstattung bieten sich Kopfhörer, Teleschlingen für Hörgeräte und Direktanschlüsse von Hörgeräten mittels Audioschuh und Kabel an. Preisspanne: 40 200,- Euro Anbieter: Bühner & Schaible GmbH, Humantechnik GmbH, Senio GmbH, SMT Servox Medizintechnik, Telekom AG, 36

2.3.2 Telefonverstärker aufsteckbar Bild 34: von Anbieter Humantechnik Einsatzbereich: Telefon-Lauthöreinrichtungen verstärken die Stimme des Gesprächsteilnehmers oder der Gesprächsteilnehmerin beim Telefonieren Beschreibung: Ein aufsteckbarer Telefonverstärker ist ein mobiles und universell einsetzbares Verstärkungsgerät. Der Aufsetzverstärker wird mittels einer Schlaufe auf dem Telefonhörer befestigt. Das Gerät nimmt das Telefonsignal auf und verstärkt es akustisch über einen eingebauten Lautsprecher oder induktiv über die T-Spule eines eventuell vorhandenen Hörgerätes. Die Lautstärke lässt sich durch einen stufenlosen Lautstärkeregler anpassen, eine LED-Anzeige informiert, ob das Gerät ein- oder ausgeschaltet ist. Da es bei mobilen Telefonen zu Störgeräuschen durch das starke Sendesignal kommen kann, empfiehlt sich die Verwendung des Aufsetzverstärkers nur für schnurgebundene Telefone. Preisspanne: 40 80,- Euro Anbieter: Senio GmbH, Bühner & Schaible GmbH, Logia A/S, Humantechnik GmbH 37

2.3.3 Telefonapparate für Hörgeräteträger Bild 35: von Anbieter Telekom Einsatzbereich: Spezialtelefon mit einstellbarer Hörverstärkung für hörgeschädigte Menschen und Hörgeräteträger/Innen Beschreibung: Telefonapparate mit Hörverstärker bieten eine induktive Hörverstärkung für Hörgeräteträger/Innen. Mit der einstellbaren Hörverstärkung lässt sich die Lautstärke stufenlos regeln, eine Freisprech- und Mithörfunktion ist ebenfalls meist vorhanden. Telefonapparate mit Hörverstärkung besitzen durch eine eingebaute, zuschaltbare Blitzlampe eine zusätzliche Signalerkennung. Da die meisten Telefone für hörbehinderte Menschen über Großtasten verfügen, eignen sie sich ebenfalls für sehbehinderte Menschen. Preisspanne: 40 300,- Euro Anbieter: Bühner & Schaible, Bruckhoff & Partner GmbH, Humantechnik GmbH, SMT Servox Medizintechnik, Telekom AG 38

2.3.4 Headsets mit Otoplastiken Bild 36: von Anbieter Telekom Bild 37: von Anbieter Humantechnik Einsatzbereich: Freihändiges Telefonieren am Arbeitsplatz Beschreibung: Headsets sind ein nützliches Zubehör zum freihändigen Telefonieren und Arbeiten am PC. Das Telefonieren mit Headset verringert Störgeräusche, die Sprache wird direkt auf das Ohr übertragen und somit deutlicher. Die Kopfhörer sind jedoch Standardprodukte. Eine genaue Anpassung an die individuelle Ohrform erfolgt durch Otoplastiken, die maßgefertigt einen hervorragenden Tragekomfort bieten. Vom Gehörgang und der Ohrmuschel wird ein Abdruck genommen, welcher im Labor als Grundlage zur Anfertigung der Otoplastik dient. Das speziell angefertigte Ohrpass-Stück wird mit dem Hörer verbunden. Preisspanne: 40-100,- Euro Anbieter: Humantechnik GmbH, Telekom AG, Otoplastiken werden durch Hörgeräteakustiker angefertigt 39

3 Gestaltung der Arbeitsumgebung für behinderte und schwerbehinderte Menschen Neben der Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Arbeitshilfen gehört auch die behinderungsgerechte Einrichtung des Arbeitsplatzes, des Büroraumes und die Barrierefreiheit des Gebäudes zur Gestaltung behinderungsgerechter Arbeitsplätze. Entsprechend des Vorgehensmodells (Bild 1) folgt nun nach der Auswahl einer geeigneten Arbeitshilfe die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsumgebung. In einem ersten Schritt ist festzustellen, wie groß die Arbeitsfläche unter Berücksichtigung der Tätigkeit und der dort aufzustellenden Arbeitsmittel, wie z. B. eventuelle Arbeitshilfen, ist. In einem zweiten Schritt ist die Arbeitsumgebung, wie z. B. die Beleuchtung, die Raumfläche und die Aufstellung der Möblierung zu planen. Im letzten Schritt sind das Gebäude und dessen Einrichtungen barrierefrei zu gestalten. Die Gestaltung des Arbeitsplatzes, der Arbeitsumgebung und des Gebäudes sind dabei immer von der Art der Behinderung und den individuellen Erfordernissen des jeweiligen behinderten oder schwerbehinderten Menschen abhängig. Bei z. B. Menschen im Rollstuhl können keine pauschalen Aussagen über dessen Fähigkeiten gemacht werden, nur weil er im Rollstuhl sitzt. Die Behinderung, die zur Benutzung des Rollstuhles führt, kann vielfältige Ursachen und Auswirkungen haben. Gerade deshalb ist immer eine individuelle Betrachtung des behinderten Menschen notwendig. Die hier beschriebenen Gestaltungsregeln beziehen sich auf die Besonderheiten, die bei der Beschäftigung behinderter und schwerbehinderter Menschen zu berücksichtigen sind. Ungeachtet dessen gelten natürlich auch für diese Arbeitsplätze die einschlägigen Gesetze, Richtlinien, Verordnungen, Normen und arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse, die hier aber nicht mehr explizit behandelt werden. Die genannten Gestaltungsempfehlungen für Arbeitsplätze behinderter Menschen können von den allgemeinen Gestaltungsregeln abweichen, sofern die Natur der Behinderung dies erfordert, z. B. eine besondere Beleuchtungsstärke für einen sehbehinderten Menschen. Prinzipielles Ziel ist es, eine möglichst geringe Belastung und Beanspruchung des behinderten Menschen durch den Arbeitsplatz zu erreichen [2]. Zunächst soll noch einmal kurz auf die Arbeitsaufgabe und die Tätigkeit eingegangen werden diese sind bei allen Gestaltungsmaßnahmen im Sinne einer ganzheitlichen Arbeitsplatzgestaltung immer zu berücksichtigen. 3.1 Arbeitsaufgabe und Tätigkeit Die Tätigkeiten der Beschäftigten sind so zu organisieren, dass die tägliche Arbeit am Bildschirmgerät regelmäßig durch andere Tätigkeiten (Mischarbeit) oder Pausen unterbrochen wird, um Belastungen durch die Arbeit am Bildschirmgerät zu verringern [3]. Dies gilt insbesondere für den Personenkreis der behinderten und schwerbehinderten Mitarbeiter/Innen. Deren Belastungen und Beanspruchungen durch die Arbeitstätigkeit in Verbindung mit einer Funktionseinschränkung sind oftmals höher als bei nicht behinderten Mitarbeitern/Innen. Daher sollte bei der Gestaltung der Arbeitsaufgabe und Tätigkeit der behinderten Mitarbeiter/Innen abwechslungsreichen Arbeitsaufgaben und Arbeitsabläufen besondere Beachtung geschenkt werden. Gerade gehbehinderte Menschen sind in ihren Möglichkeiten, während einer Tätigkeit wechselnde Arbeitshaltungen einnehmen zu können, eingeschränkt. Um Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates vorzubeugen, sind daher abwechslungsreiche Arbeitsaufgaben und Arbeitsabläufe, die die eigentliche Tätigkeit unterbrechen, notwendig. 40