Unternehmensübergreifende Kapazitätstransparenz und bedarfsgesteuerte Kapazitätsplanung (DCP) Situation, Konzepte und Implementierungen



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Transkript:

IS-Architekturen supra-adaptiver Logistiksysteme Unternehmensübergreifende Kapazitätstransparenz und bedarfsgesteuerte Kapazitätsplanung (DCP) Situation, Konzepte und Implementierungen Dr. Kurt Mannchen, ICON GmbH, Karlsruhe Prof. Dr. Andreas Otto, Universität Regensburg Was ist bedarfsgesteuerte Kapazitätsplanung? der Prozess des mittel- bis langfristigen Anpassens der verfügbaren an die benötigte Kapazität um Engpässe und Unterauslastungen zu vermeiden. ~ DCP (Demand Capacity Planning) Umfeld über mehrere Wertschöpfungsstufen mehrfach pro Jahr - kundengetrieben aus Sicht der Hersteller: mit vielen Lieferanten aus Sicht der Lieferanten: für viele Hersteller zumindest für einige hundert kritische Teile München, 21.9.2006 2

Verortung von DCP im System industrieller Planung Funktionalität DCP ~ kundengetriebene, mehrfach unterjährige, Kapazitäten anpassende Produktionsplanung auf Basis realer Kundenbedarfe DCP erzeugt im Ergebnis eine ATP-Aussage DCP integriert die Lieferantensituation (Kapazitäten) Zeithorizont Zeitlich jenseits der ERP-basierten PPS (i. d. R. 3 bis 18 Monate) München, 21.9.2006 3 DCP-Prozess - Überblick OEM Lieferant Tier 1 Lieferant Tier 2 Produktionsplanung Teilebedarf LAB Web-Portal Entscheidungsfindung Entscheidungsfindung Verfügbarkeitsaussage Bestätigte Menge Web-Portal Verfügbarkeitsaussage Web-Portal: z. B. ecap München, 21.9.2006 4

DCP-Prozess: Handhabung bei Tier-1-Lieferant OEM Lieferant Tier 1 Lieferant Tier 2 Melde Teilebedarf Ermittle realisierbare Kapazität pro Werk Ermittle abrufbare Menge Tier 2 gem. Vertrag Teile den Werken Produktionsvolumina zu Melde Bedarf pro Werk an Zulieferer Verarbeite bestätigte Menge Erzeuge Vorschlag Entscheide Melde Menge an OEM Bestätige aktuelle Meldung = wird i. d. R. für die Mengenbestätigung an den OEM ignoriert. München, 21.9.2006 5 Problemfelder dieser Handhabung Geringe Qualität der Verfügbarkeitsaussage Systematischer Fehler: Reservekapazität des Lieferanten wird durch n OEM unkoordiniert planerisch konsumiert Engpass Manuelle Bereitstellung der Daten und manuelles Durchrechnen des Kalküls fehleranfällig Nur spekulative Berücksichtigung der Lieferfähigkeit der Tier-2- Lieferanten Folgen: Leerkosten, Umplanungen, Sonderschichten, Sonderfahrten, Hohe Kosten (3 MT pro Monat) Manuelle Tätigkeiten (siehe oben) Manuelle Kommunikation (Einlesen der Abrufe, Kommunikation der Ergebnisse) Diverse OEM-Portale Lange Durchlaufzeit München, 21.9.2006 6

Sollkonzept - Stand der Literatur ODETTE-Empfehlung (2004) Projektbericht von Nexolab und Software-Initiative Bayern (2005) Benachbarte Themen in der Literatur: Rohde / Wagner: Master Planning (2005) Pibernik: Advanced Available-to-Promise (2005) Zhao et al.: Optimization-based Available-to-Promise with multi-stage resource availability (2005) München, 21.9.2006 7 Sollkonzept - Leitlinien Automatisierung (weitestgehend) Datenaufbereitung Entscheidungsfindung Kommunikation (Input, Output, inter-organisationale Abwägungen) Standardisierung Kommunikation Syntaktisch (einheitliches Datenformat) Semantisch (einheitliches Kapazitätsmodell) Prozedur; inter-organisationale Integration der Planungsprozesse München, 21.9.2006 8

Sollkonzept - Leitlinien Multilateralität (n OEM, n Lieferanten, n Wertschöpfungsstufen) Selektivität - nur für kritische Teile Einfachheit (viele und wechselnde Akteure!) Schnittstelle zwischen DCP-System und ERP Datenmodell Bedienung (GUI) Explizite formulierte Kosten-Nutzen-Kalküle Szenariotauglichkeit ( What-if -Analysen) München, 21.9.2006 9 1 Interpretation des Teilebedarfs Kalkülbasierte, halbautomatische Entscheidung OEM Lieferant Tier 1 Lieferant Tier 2 Melde Teilebedarf Sollkonzept: Sollprozess Ermittle realisierbare Kapazität pro Werk Ermittle abrufbare Menge Tier 2 gem. Vertrag Online-Abfrage auf stand. Kapazitätsobjekte 3 4 2 Beachte Tier-2 Rückmeldung in Rückmeldeentscheidung Teile den Werken Produktionsvolumina zu Melde Bedarf pro Werk an Zulieferer 6 Verarbeite bestätigte Menge Standardisierte Kommunikation (alle inter-organ. Kanten) Erzeuge Vorschlag Entscheide Melde Menge an OEM Bestätige aktuelle Meldung Kalkülbasierte, halbautom. Entscheidung Rechne Szenarien 5 München, 21.9.2006 10

Sollkonzept: Problemfelder der Umsetzung Fehlendes akzeptiertes standardisiertes Modell zur Abbildung von Bedarf und Kapazität Semantik Aktualisierung Ggfs. Gewährung gegenseitiger Zugriffsrechte Erzeugung zuverlässiger Bedarfsmeldungen (Guessing Game der Lieferanten) München, 21.9.2006 11 Sollkonzept: Problemfelder der Umsetzung Entscheidungsfindung: kalkülbasierte Zuteilung der Produktionsvolumina auf Werke Zuteilung der Gesamtvolumina bzw. Fehlmengen auf Kunden Ermittlung der realisierbaren Kapazität pro Werk Robuste Kostenschätzung für Anpassungsmaßnahmen Architekturentscheidung Mobilisierung/Akzeptanz der Lieferanten (z. B. große Mikroelektronikhersteller) München, 21.9.2006 12