SOS-Familienstärkungsprogramm Bulawayo in Simbabwe / Afrika SOS-Kinderdorf e.v. - weltweit
1 SOS-Kinderdorf weltweit Seit mehr als 60 Jahren macht sich SOS-Kinderdorf für benachteiligte Kinder und Familien stark. Nach den SOS-Kinderdörfern sind weltweit noch viele weitere SOS- Angebote entstanden: Bild 1:2010: Rund 178.000 Kinder, Jugendliche und Familien werden in 129 Projekten in 43 Ländern betreut. Bild 2: Hermann Gmeiner, Gründervater der SOS- Kinderdorf-Idee. Bild 3: Kinder eines SOS-Kinderdorfes SOS-Kinderdorf wir sind Familie! SOS-Kinderdörfer (inkl. angeschlossene Jugendeinrichtungen und Kindergärten) SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen Der SOS-Kinderdorf e.v. finanzierte im Jahr 2010 129 SOS- Kinderdorfeinrichtungen in 43 Ländern, in denen insgesamt mehr als 178.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut und beraten wurden (Stand: 31.12.2010). Die Hilfe aus Deutschland ist insbesondere für die ärmeren Länder der Erde unerlässlich, um den Unterhalt der SOS-Kinderdorf- Einrichtungen in den Ländern, wo das Spendenaufkommen viel niedriger ist als in Deutschland, zu ermöglichen. SOS-medizinische Zentren SOS-Sozialzentren SOS-Familienstärkungsprogramme SOS-Berufsbildungszentren 2
2 Simbabwe, Afrika Politik und Wirtschaft Simbabwe kämpft mit massiven Problemen, die zum Großteil auf die Diktatur des Regierenden Robert Mugabe zurückzuführen sind. Justiz und Medien wurden gleichgeschaltet, Meinungs- und Versammlungsfreiheit drastisch eingeschränkt und ein Terrorregime gegen politisch Andersdenkende etabliert. Jahrzehnte der Misswirtschaft und Korruption haben das Land politisch und wirtschaftlich isoliert und stark geschwächt. Die Lage hat sich aufgrund der W irtschafts- und Finanzkrise weiter verschärft. Der Großteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Hungersnot und AIDS-Pandemie gehören zu den weiteren Problemen des Landes. Die gravierenden wirtschaftlichen Probleme haben auch einen Anstieg der Kinderarbeit zur Folge. Geografie, Landschaft und Klima Die Republik Simbabwe (ehemals Rhodesien) ist ein Binnenland im südlichen Afrika, das im Norden an Sambia, im Norden und Osten an Mosambik, im Süden an Südafrika und im Westen an Botswana grenzt. Zahlen im Vergleich (Statistisches Bundesamt, 2009) Simbabwe Deutschland Einwohner 12,5 Mio. 81,88 Mio. BIP pro Einwohner US$ 274 US$ 40.873 Lebenserw. Männer 43,9 Jahre 77,6 Jahre Lebenserw. Frauen 44,5 Jahre 82,7 Jahre Simbabwe ist reich an Flüssen. Die Victoria-Wasserfälle bilden den breitesten Wasservorhang der Welt (1.700 m), die Wassermassen des Sambesi stürzen dort 108 Meter in die Tiefe. Wie die gesamte südafrikanische Hochebene wird auch Simbabwe immer wieder von Dürreperioden heimgesucht. HIV-Rate 14,3% (Dunkelziffer deutlich höher) Nationalfahne Simbabwes 0,1% (UNAIDS - Statistik) 3
3.1 SOS-Familienstärkungsprogramm Bulawayo 1980 kontaktierte der österreichische Botschafter in Simbabwe SOS-Kinderdorf International mit der Bitte um Hilfe für die Waisenkinder des Landes. Noch im selben Jahr wurde ein lokaler SOS- Kinderdorf-Verein registriert und mit dem Bau des ersten SOS-Kinderdorfes mit Nebeneinrichtungen in Bindura begonnen. Bulawayo in Zimbabwe, Afrika Bulawayo, die zweitgrößte Stadt Simbabwes, liegt in der Provinz Matabeleland im Südwesten des Landes nahe der Grenze zu Botswana, direkt am Fluss Matsheumhlope. Die Stadt wurde im späten 18. Jahrhundert gegründet, als König Lobengula abgesetzt worden war und die Siedler das Land effektiver verwalten wollten. Bulawayo wuchs schnell, da es als Drehscheibe Richtung Süden diente. Für das Stadtbild charakteristisch sind die breiten, von Bäumen gesäumten Straßen und die vielen noch erhaltenen viktorianischen Häuser. Das SOS-Kinderdorf profitiert von der Infrastruktur der Stadt: Märkte und Sekundarschulen sind leicht erreichbar. Im Bedarfsfall können die Kinder in den zwei großen Krankenhäusern der Stadt medizinisch betreut werden. Bilder 1-2: Betreute des SOS-Familienstärkungsprogrammes Bulawayo; Bild 3: Verkauf von Waren HIV-/AIDS-Problematik in Simbabwe Simbabwe ist eines der Länder mit der weltweit höchsten HIV- Infektionsrate. In keinem Land der Welt ist die Lebenserwartung innerhalb so kurzer Zeit derart dramatisch zurückgegangen wie in Simbabwe. In weniger als zwei Jahrzehnten um knapp zwanzig Jahre von 61 auf 46 Jahre. Heute gehört sie zu den weltweit niedrigsten. Für Kinder, die durch HIV/AIDS zu Waisen werden, sind die Auswirkungen verheerend und bereits vor dem Tod der Eltern spürbar. Wenn sich bei den Eltern Symptome zeigen übernehmen die Kinder neue Aufgaben. Manche dieser Aufgaben beinhalten Haushaltsführung, Kinderbetreuung (jüngere Geschwister), Versorgung mit Nahrungsmitteln, Feldarbeit und Krankenpflege. Verschlechtert sich die Gesundheit der Eltern, können Kinder oftmals nicht mehr zur Schule gehen, weil sie ihre Eltern pflegen müssen oder die Schulgebühren nicht mehr bezahlt werden können. Selbst wenn die Kinder weiterhin die Schule besuchen, bewirkt der große emotionale Stress, der im privaten Umfeld auf ihnen lastet, Defizite im Konzentrationsvermögen und Verhaltensauffälligkeiten. Immer mehr Kindern fällt nun die Rolle der Erzieher, mit alleiniger Verantwortlichkeit für die wirtschaftliche, moralische und soziale Unterstützung der jüngeren Geschwister, zu. Den Kindern wird so ihre Kindheit genommen, da sie bereits sehr jung eine zu große Verantwortung übernehmen müssen und schwierige Zeiten durchleben. Die Situation der Kinder ist gekennzeichnet durch Unterernährung, schlechten Gesundheitszustand, Mietschulden und Schulabbrüche, da sie nur begrenzte Möglichkeiten der Versorgung haben. 4
3.2 SOS-Familienstärkungsprogramm Bulawayo Bild 1: Kind aus dem SOS-Sozialzentrums (Fotografin Andrea Schmidt); Bild 2: erfolgreiche Ernte; Bild 3: Betreute mit Nähmaschine SOS-Familienstärkungsprogramm Bulawayo Als Antwort auf die grassierende Aids-Epidemie initiierte SOS-Kinderdorf Simbabwe Anfang 2002 in Bulawayo das gleichnamige Familienstärkungsprogramm, welches vom bereits bestehenden SOS-Sozialzentrum Bulawayo aus koordiniert wird. Die Entscheidung fiel auf den Stadtteil Makokoba, der nur 3 km vom SOS-Kinderdorf Bulawayo entfernt liegt. Die Gründe für diese Standortwahl waren vielfältiger Natur, so gab es in Makokoba eine sehr hohe TBC-Rate (HIV/AIDS-Indikator), die höchste Arbeitslosenrate des Bezirks, sowie viele Waisenkinder. Ein Großteil der Familien verfügt über keine oder nur sehr schlechte sanitären Anlagen. Im Rahmen dieses Programms werden jährlich rund 2.000 Kinder mit Nahrungsmitteln versorgt, sie erhalten Beratung und psychosoziale Unterstützung. Zudem werden Schulgebühren übernommen und die medizinische Grundversorgung sichergestellt. Zusätzlich werden von HIV/AIDS betroffene Familien bei der Verbesserung ihrer Wohnsituation unterstützt. In erster Linie wird Kindern geholfen, die beide Elternteile verloren haben und nun bei Großeltern, älteren Geschwistern oder anderen Verwandten leben, sowie solche, deren Eltern schwer krank sind. Des Weiteren wurde ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem die betreuten Familien Gemüse anpflanzen. Hiermit können sie sowohl ihren Eigenbedarf an gesunden Lebensmitteln decken als auch etwaige Überschüsse auf dem Markt verkaufen. SOS-Simbabwe versucht zusammen mit den Familien einkommensgenerierende Maßnahmen zu entwickeln. So wurden zum Beispiel Nähmaschinen gegen einen geringen Unkostenbeitrag an die Betreuten verkauft, die in der Folge durch das Anfertigen von Kleidern ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Die Ziele des Familienstärkungsprogamms sind: 1. Sicherstellung des Überlebens, Gesundheitsschutz und gesunde Entwicklung der Kinder sowie Erhaltung der reproduktiven Gesundheit der Heranwachsenden. 2. Sicherstellung einer Grund(aus)bildung für die Kinder, um zu ermöglichen, dass die Kinder ihr ganzes Potential in ihre eigene (zukünftige) Familie einbringen können. 3. Sicherstellen, dass die Kinder in gesicherten und gesunden Verhältnissen leben. 4. Sicherstellen einer gesunden Ernährung und eines geregelten Einkommens, um damit den Familien zu ermöglichen, ihren Lebensstandard zu verbessern. 5