Vorlesung Geldpolitik 2. Das Geldangebot. Enzo Rossi FS 2011. 2. Das Geldangebot



Ähnliche Dokumente
Was ist Geld? Was ist Geld? Geld umfasst alle Arten von Gütern und Vermögenswerten, die allgemein zur Zahlung angenommen werden.

Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik

CHAPTER. Financial Markets. Prepared by: Fernando Quijano and Yvonn Quijano

Das Geldangebot. 2.1 Wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

CHAPTER 4 CHAPTER4. Financial Markets. Prepared by: Fernando Quijano and Yvonn Quijano

Das Geldangebot. 2.1 wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

Das Geldangebot. 2.1 Wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

10. Übung Makroökonomischen Theorie

Christine Brandt Wintersemester 2004/2005. Geldmarkt

Das Geldangebot. 2.1 Wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

Vorkurs Geld und Kredit Multiple Choice

Der Geldmarkt. Funktionen d. Geldes. Tauschmittel. Wertaufbewahrungsfunktion. Recheneinheit. Geldnachfrage

Übungsaufgaben zu Kapitel 4: Geld und Finanzmärkte

5. GELD- UND FINANZMÄRKTE

Geldmengen und Geldpolitik

Geldmenge und Preise Aufgabenset Lösungshinweise

Das Geld- und Kreditschöpfungspotential von Bankensystemen

Geld- und Finanzsystem

IK: Einkommen, Beschäftigung und Finanzmärkte (Wintersemester 2011/12) Geld- und Finanzmärkte

Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage. Geldangebot und Gleichgewicht auf dem Finanzmarkt. Zentralbankpolitik: Wirkung auf das Geldangebot

Vorlesung Europäische Geld- und Währungspolitik

LÖSUNG ZUR VORLESUNG MAKROÖKONOMIK I (SoSe 14) Aufgabenblatt 3

Vorlesung Geld- und Währungstheorie und -politik. Dr. Joscha Beckmann

Geld, Zins, Geldangebot und Geldnachfrage. 1 Geldmengenaggregate (EZB)

Geld und Inflation. Vorlesung Bauwirtschaft Was ist Geld?

Makroökonomik. Geld

Kapitel 4 Geld- und Finanzmärkte. Lekt. Dr. Irina-Marilena Ban. Pearson Studium 2014 Olivier Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Illing: Makroökonomie

3. Grundzüge der Makroökonomik. 3.7 Das AS/AD-Modell. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08

Geld aus dem Nichts Geld, Wachstum und Digitale Transformation. Prof. Dr. Mathias Binswanger

9. Übung zur Makroökonomischen Theorie

Das Geldangebot. 2.1 Wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

Geld- und Finanzmärkte

Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie

Kapitel 9. Geld und Geldpolitik

Monetäre Stabilität und die Finanzierung von Staatsdefiziten durch Zentralbankkredite bei endogener Geldmenge

WORKSHOP AKTUELLE VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE

Geld, Zins, Geldangebot und Geldnachfrage. 0 Was ist Geld und warum ist es für die Funktionalität einer entwickelten Volkswirtschaft unerläßlich?

Struktur des Geldangebots-/ Kreditangebotsprozesses

Zusammenfassung Geldangebot Geldtheorie und Geldpolitik Wintersemester, 2011/12

GELDMENGE UND PREISE Arbeitsauftrag

Geld, Zinssätze und Wechselkurse Dr. Marco Portmann

Makroökonomie I: Vorlesung # 13. Geldangebot und Geldpolitik II

institut für banken und finanzplanung institute for banking and financial planning /

JK Makroökonomik I: Nachholklausur vom

Endogen bestimmte Geldmenge

11. Übung Makroökonomische Theorie

K A P I T E L. Prof. Dr. Ansgar Belke Makroökonomik I Sommersemester 2009 Folie 1

Makroökonomik I Kapitel 4: Geld- und Finanzmärkte

Geld und Inflation. Was ist Geld? Geld umfasst alle Arten von Gütern und Vermögenswerten, die allgemein zur Zahlung angenommen werden.

4.1 Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage

Makroökonomie. Der Geldmarkt. Dr. Michael Paetz. (basierend auf den Folien von Jun.-Prof. Dr. Lena Dräger)

Übungsaufgaben Makroökonomik

Geld, Preise und die EZB

Geld- und Kreditschöpfungspotential von Bankensystemen

Übersicht Bilanz. in Euro

Die monatliche Zahlungsbilanz des Euro-Währungsgebiets: März 2015

Geldfunktionen. Zahlungsmittel. Wertaufbewahrung. Wertmassstab. Preis der Güter

7. Geld und die Nachfrage nach Geld. 8. Geldangebot und Geldpolitik. Übung zur Makroökonomik BA im. Teil 3: Monetäre Aspekte

Wirtschaftspolitik. Aufgabe der Zentralbank ist die Versorgung der Wirtschaft mit Geld:

Unternehmensbewertung anhand von Kennziffern

11. Übung Makroökonomischen Theorie

Makroökonomik II. Veranstaltung 2

Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik

Tutorium Makroökonomie

Effekte von Änderungen des zukünftigen Einkommens: Effekte von Vermögensänderungen

Finanzmarkt. Einführung in die Makroökonomie SS Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Finanzmarkt 1 / 22

6 Das Mundell Fleming Modell

Aggregierte Nachfrage Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G. Schnittpunkt beider Kurven hängt von exogenen Variablen G, T, M und P ab.

(3) Sie haben 120 Minuten Zeit und können eine Maximalpunktzahl von 120 erreichen.

Ursachen von Inflation

Kapitel 9. Geld und Geldpolitik

Das Finanzsystem: Sparen und Investieren

Betriebswirtschaft Volkswirtschaft und Gesellschaft. Zweite Auflage

Sonstige Forderungen an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet. Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet

Kapitel 7: Gliederung:

Bilanz Ausgangslage 2015/2016

Warum schaltet sich die Nationalbank überhaupt in diese politische Diskussion ein?

12. Übung Makroökonomischen Theorie

Bachelor-Orientierungsphase: Makroökonomie I

Inhalt. Money makes the world go round 5. Die Banken 17. Was Geldmärkte ausmacht 31

Geld als Instrument der Makropolitik

Niedrigzinsen: Ursachen, Wirkungen und die Rolle der Geldpolitik

Monopol. Wir betrachten nun den Extremfall eines Monopols: Es gibt nur einen Anbieter/Verkäufer, den Monopolisten Wir nehmen des weiteren an, es gebe

Makroökonomik. Übung 3 - Das IS/LM-Modell

LM-Kurve klassische Bereich Liquiditätsfalle

Kap. 6: Geld und Inflation

Finanzieller Mittelfluss im Finanzsystem

Allgemeine VWL 1. Übungsblatt 7 WS 2009/2010. Frank Stehling, Raoul Schneider, Institut für Wirtschaftswissenschaften WS 2009/2010

Geld, Geldschöpfung, Preise und die Rolle der Nationalbank

Übung 3 - Das IS/LM-Modell

Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Übungsblatt 12

So funktioniert dergeldmarkt. Manfred Weber

Haushalts- und Konsumökonomik

Geldpolitik in Zeiten der Finanzkrise Prof. Dr. Gerhard Illing Seminar für Makroökonomie

Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik

Gold, Geld und andere Geschichten. Was assoziiert ihr mit Geld?

Kapitel 8. Übersicht des Kapitels. 8.1 Die Rolle des Geldes und das. Geld und Preise

Erwartungen: Die Grundlagen

Verwendung des BIP 17

1. Grundlagen des Rechnungswesens

Transkript:

2 Struktur der Vorlesung. Geldmengen 2. Definitionen 3. Geldmultiplikator 4. Monetäre Basis 5. Bargeld-/Reserven-Einlagen-Relationen 6. Bankkredite

3. Geldmengen M 0 M M2 M3 Notenumlauf Noten + Münzen Bankreserven Sichtguthaben M M2 Transaktionskonten Spareinlagen Termineinlagen

4 Monetäre Aggregate g

5 Monetäre Aggregate g

6 2. Definitionen Geldmenge: M CU + D Wechselwirkungen zwischen Publikum, Banken und Zentralbank bestimmen Geldangebot. Publikum: Bargeld-Einlagen-Relation (Bargeldkoeffizient): i CU/D cu () () Banken: Reserven-Einlagen-Relation: RE/D re< (2) Zentralbank: Monetäre Basis (M 0 /Geldbasis/ High-powered money /ZB-Geldmenge): H (3)

7 3. Der Geldmultiplikator H d CU RE Nachfrage nach Basisgeld (4) H H d CU RE Gleichgewicht (5) cu CU M cu (6) re RE M cu (7)

8 Das Geldangebot H d cu re M (8) cu H M cu re M cu (9) cu H cu re Geldangebot (0)

9 Intuition Publikum und Banken haben Präferenzen bezüglich Bilanz- Zusammensetzung. Sowohl die Nachfrage nach Bargeld als auch nach Reserven bedeuten Nachfrage nach H. Anstieg von re oder cu erhöht Nachfrage nach H. Zunahme der Nachfrage nach H verringert Gleichgewichts- Geldmenge. Erhöhung von H < Erhöhung der Gleichgewichts-Geldmenge Geldmenge High-powered money Ganaue Beziehung zwischen Erhöhung von H und Erhöhung g g g von Gleichgewichts-Geldmenge abhängig von H d -Steigung.

0 Der Geldmultiplikator M cu H cu re Geldmultiplikator (0a) cu m cu re M mh m M H (0b) ()

Der Geldmultiplikator Zwei Faktoren determinieren Geldangebot: Monetäre Basis ( high-powered money ) Geldmultiplikator Je kleiner cu und re, umso grösser der Multiplikator. Geldmultiplikator >. Beruht letztlich darauf, dass Banken weniger Bargeld in der Kasse halten müssen als Abzugsmöglichkeiten ihrer Einleger. Zentralbank hat Geldangebot nur dann genau unter Kontrolle, wenn m konstant.

2 Geldmultiplikatoren

3 4. Monetäre Basis Zentralbank schafft M 0 (H), wenn sie Aktiven kauft und über Schaffung von Verpflichtungen bezahlt. Hauptgeschäft: hf Offenmarktoperationen Staatsanleihen: Kauf erhöht Sichtguthaben bei Zentralbank und somit M 0. Verkauf senkt Sichtguthaben bei Zentralbank und somit M 0. Schaffung von M 0 durch Federstricht oder Notendruck. In beiden Fällen Schaffung von M 0 nach Belieben.

4 Devisenmarkt-Interventionen Kauf von Devisen erhöht M 0. Verkauf von Devisen senkt M 0. Sterilisierung: Neutralisierung der Wirkungen einer Intervention auf M 0

5 Devisenmarkt-Interventionen

6 Monetäre Basis

7 Beziehung Zentralbank Schatzamt Staatskäufe von Gütern und Dienstleistungen erhöhen M 0. Halten von Konti bei Geschäftsbanken zur Minimierung des Einflusses auf M 0 Finanzierung von Defiziten beim Publikum lässt M 0 unverändert. Finanzierung von Defiziten über Zentralbank erhöht M 0. Finanzierung mithilfe der Notenpresse

8 5. Bargeld-/Reserven-Einlagen-Relationen g Bargeld-Einlagen-Relation g (cu) Widerspiegelt Verhalten des Publikums Hauptsächlich durch Zahlungsgewohnheiten bestimmt Reserven-Einlagen-Relation Relation (re) Bankensystem beeinflusst Geldangebot über re. Zwei Faktoren beeinflussen re: Mindestreserve-Bestimmungen Halten von Überschuss-Reserven

9 Vorlesung Geldpolitik Bargeld-/Reserven-Einlagen-Relation M g / g 0.7 0.8 0.9 04 0.5 0.6 c 0.2 0.3 0.4 r 0 0. 950.0 95.2 953. 955.0 957.09 959.08 96.07 963.06 965.05 967.04 969.03 97.02 973.0 974.2 976. 978.0 980.09 982.08 984.07 986.06 988.05 990.04 992.03 994.02 996.0 997.2 999. 200.0 2003.09 2005.08 2007.07 2009.06 2 2 2 2 2

20 Mindestreserven Art. 8 NBG Art 8 NBG legt Satz für MR fest, welche Banken im Durchschnitt h eines Zeitraums halten müssen. Auf CHF lautenden, von Banken gehaltene Münzen, Banknoten und Giroguthaben bei der SNB %-Satz der kurzfristigen, auf CHF lautenden Verbindlichkeiten gegenüber Kunden in Spar- oder Anlageform.

2 Mindestreserven Art. 8 NBG Technisches Ziel: Reibungslose Funktionieren des Geldmarktes Geldpolitische Bedeutung: Überschuss vermindert Zinsschwankungen am Geldmarkt. Geldpolitisches Ziel: Schaffung minimaler, stetiger Nachfrage nach Basisgeld

22 Überschuss-Reserven Annahme Sichtguthaben des Publikums, wenn betreffende Bank vertrauenswürdig Vertrauenswürdig, wenn jederzeit Barauszahlung von Sichtguthaben Basisgeld der Banken Vertrauensbasis für Akzeptanz der Sichtguthaben als Zahlungsmittel. Normalerweise nicht alle Sichtguthaben abgezogen. Kassenhaltung der Banken kann kleiner sein als Sichtguthaben des Publikums.

23 Überschuss-Reserven Gewährleistung von Bargeldabhebungen und Zahlungen an andere Banken Andernfalls Kreditaufnahme bei Zentralbank oder am Interbankenmarkt Interbankenmarkt nicht immer liquide Kosten beider Finanzierungsarten von Zentralbank abhängig (Unverzinste) Reservehaltung ebenfalls mit Kosten verbunden Trade off

24 Determinanten von re Mindestreserven-Quote re R Unsicherheit über Zufluss und Abfluss von Depositen () Kreditkosten (i D ) Entgangener Zins beim Halten von Reserven (i) re re i, i, re D R, (2) re ist eine Funktion von Marktzinsen, so dass Geldangebot ebenfalls eine Funktion von Marktzinsen

25 6. Bankkredite CC RE D Bankkredite CC (3) CC D RE (3a) CC M H (4)

26 Bankkredite Wenn Banken Kredit gewähren direkt oder Wertschriftenkauf, bezahlen sie in Form von Depots. Kreditschaffung führt also automatisch zu Geldschaffung Auch wenn Kunde Kredit in Bargeld einzieht, ist Geldangebot gestiegen. Erhöhung von H (M 0 ) sowie Verringerung von cu oder re erhöhen Kreditvolumen. Je grösser re, umso grösser der Anteil der monetären Basis am Geldangebot und desto kleiner der Anteil, der Bankkredite zum Gegenpart hat.

27 Beispiel Ein OM-Kauf erhöht M 0 um Fr. Verkäufer hat eine cu = 0,38 Bargeld 27,5 Rp. und Einzahlung 72,5 Rp. Bank hat Reserven um 72,5 Rp. erhöht. Sie will nur re davon halten und den Rest (-re) in anderer Form. Bei re = 0,4 hält sie,4 Rp. jedes zusätzlichen Fr. als Reserve und 88,6 Rp. möchte sie in Kreditform halten. Somit verleiht sie 64,24 Rp. Ann. Entleiher bezieht Kredit von 64,24 in Bargeld.

28 Ein Bankkredit a) Bankbilanz A P Reserven 72,5 Einlagen 72,5 A b) Bankbilanz Reserven 8,26 Kredit 64,24 P Einlagen 72,5

29 Beispiel Kreditgewährung hat Geldmenge um mehr als Vermehrung von M 0 erhöht. Kreditnehmer gibt Kredit (64,24) aus. Empfänger hält einen Teil cu/(+cu) als Bankeinlage und Bank verleiht einen Teil (-re) davon...prozess setzt sich fort. Summe der Erhöhungen von Bargeldumlauf, Einlagen, Reserven und Bankkrediten gibt jeweils (+cu)/(cu+re) = m.

30 c) Multiple Ausweitung + H + Bargeld + Einlagen + Reserven + Kredite Runde cu/(+cu) /(+cu) re/(+cu) (-re)/(+cu) cu/(+cu) /(+cu) re/(+cu) (-re)/(+cu) 2 cu/(+cu) 2 /(+cu) 2 re/(+cu) 2 (-re)/(+cu) ) 2 3 cu/(+cu) n /(+cu) n re/(+cu) n (-re)/(+cu) n n + cu/(+cu) /(+cu) re/(+cu) (-re)/(+cu) ) Total = (-re)/(+cu) = cu/(cu+re) = /(cu+re) = re/(cu+re) = (-re)/(cu+re) =+A+A 2 +..+A n = (+cu)/(cu+re)

3 Bankkredite und M3